Freitag, 15. November 2013

Die „Finanzierung“ der „Gerechtigkeit". Teil II

Wenn – wie derzeit von etlichen Parteipolitikern zu hören – offensichtlich „Gerechtigkeitslücken“ in der Gesellschaft vorherrschen und bestehen, es also ganz offensichtlich an Gerechtigkeit in dieser Gesellschaft mangelt, (weshalb sonst wollte und sollte „man“, nur weil die Kassen praller gefüllt sind, plötzlich für MEHR Gerechtigkeit sorgen?! ) sollte sich doch primär – gerade bei EntscheidungsträgerInnen - die Frage stellen, was ist Gerechtigkeit, woher kommt der Wunsch ( welcher ja auch „nur“ entsteht, weil ein Mangel vorhanden ist) nach Gerechtigkeit beim Menschen?! Wie kommt es überhaupt zu dem „Wunsch“ - ohne Mangel? - nach Gerechtigkeit, wenn diese doch bereits angeblich vorhanden ist und wäre?!

Damit müsste – bevor man über „Finanzierungsmöglichkeiten“ von Gerechtigkeit nachdenkt und nach Lösungen dafür sucht, wie und damit Gerechtigkeit für Alle herrschen möge - doch zuerst nach den Problemen, nach der Ursache, den Verursachern einer demnach vorherrschenden Ungerechtigkeit nachgedacht und gesucht werden?! Müsste nicht der „erste Schritt“ - nämlich Gerechtigkeit auf Grund von Recht, einem entsprechenden Rechtsverständnis folgend - vor dem „zweiten“ - der Suche nach möglicher „Verteilungsgerechtigkeit“ und Finanzierungsmöglichkeit – gemacht werden, damit es erst gar nicht zu Gerechtigkeitslücken und Ungerechtigkeit und damit dem Wunsch nach Gerechtigkeit kommt?!



Wenn nämlich Gerechtigkeit durch „Finanzierung, Geld und Kapital“ möglich und machbar ist und wäre, wäre Eigentum und Kapital somit auch das ERGEBNIS eines gerechten Sinns und Handelns?! Dann müsste aber andererseits bereits vor der „Erkenntnis“, dass es NUN Gerechtigkeitslücken und damit eine vorherrschende Ungerechtigkeit in der Gesellschaft gibt, irgendetwas bei der „Verteilung, dem Erlangen“ von Kapital und Geld schon anfänglich – bei der „Erkenntnis“, was Gerechtigkeit ist und wie diese zu erlangen sei - „schief“ gegangen sein. Denn wenn der Erwerb von Geld, Kapital und Eigentum in der Gesellschaft bisher absolut GERECHT ( der SINN der Gerechtigkeit, eines Rechtsverständnisses und Gerechtigkeitsgefühls sein sollte ) zustande kam und auch genau so gesehen wird, dann wären auch die erst jetzt erkannten „Gerechtigkeitslücken“ logischerweise auch nur GERECHT und eben nur eine Folge/Wirkung des bisherigen Gerechtigkeitsverständnisses?! Sie wären und müssten demnach Teil der vorherrschenden Gerechtigkeit sein und es wäre ja im SINN des Rechts und der Gerechtigkeit, dass es "Lücken" hätte?! Weshalb sollte und will „man“ diese Lücken dann aber schließen, wenn ALLES GERECHT war und ist?! Wieso will „man“ dann einem „Wunsch“, welcher auf Grund vorherrschender Gerechtigkeit ja überhaupt NICHT entstehen könnte, nachgeben?! Ist und war dann das bisherige Verständnis von Gerechtigkeit falsch?!



Die bisherige „Vorstellung“ und „Verteilung“ von Kapital, Geld und Eigentum war doch bis dato auch stets als GERECHT, als Ergebnis einer vorherrschenden Gerechtigkeit gesehen und anerkannt?! Aber dann wäre es ja absolut ungerecht und „man“ würde gegen jegliches Gerechtigkeits- und Rechtsverständnis, bisheriges ( den leitenden und führenden Eliten eigenes und zugestandenes ) Wissen und Erkenntnisse darüber verstoßen, wenn „man“ sich nun bei jenen „bedienen“ würde, welche dieses Kapital und Eigentum ja – aus dem bisher verkündeten und herrschendem Rechts- und Gerechtigkeitsverständnis resultierend - gerechter weise „besitzen“, oder nicht?!



Was Gerechtigkeit aber auf KEINEN Fall bedeutet ist Gleichmacherei! Gerechtigkeit heißt „nur“, dass ein und dasselbe Recht für ALLE gleichermaßen gilt!



Dieser Wunsch nach Gerechtigkeit hat (muss) wohl seinen Ursprung in etwas „Übernatürlichem“, „göttlichem“ und ist deshalb wohl auch so schwer umzusetzen.
Wäre dieser Wunsch „nur“ der darwinistisch gesehenen menschlichen Entwicklung gemäß der sogenannten Evolutionstheorie entsprungen, wäre dies ein Widerspruch in sich. Denn nach dieser Theorie Darwins „the fittest of survival“, oder anders gesagt „ dass nur der Stärkste überlebt“, hätte sich weder der Wunsch, noch überhaupt eine Art von Rechts- und Gerechtigkeitsverständnis jemals einstellen können, oder eingestellt. Denn nach dieser Theorie zählt primär ja nicht das (GLEICHE) Recht gegenüber „Gleichen“, sondern NUR das Recht des Stärkeren. Inwieweit so etwas aber GERECHT ist und damit der GERECHTIGKEIT entspricht, mag jeder für sich selbst beurteilen. Dieser Wunsch nach Gerechtigkeit kann, wenn man Darwin´s Theorie folgt demnach beim Menschen eigentlich gar NICHT entstanden sein und auch künftig nicht entstehen. Denn danach frägt „der Stärkere“ ja – um seines Überlebens und Selbstbehauptung willen – NICHT.

Ergänzung:
Gerechtigkeit kann nur das „Ergebnis“ einer „übermenschlichen, übernatürlichen“ Kraft sein. Weil diese nur aus Liebe und Gnade – einem Gefühl für den Schwächeren – heraus möglich und machbar ist. Einer Liebe und Gnade, welche „der Stärkere, the fittest of survival“ weder kennt, noch jemals „entwickeln“ könnte, da dies ja wider seine Art und seine eigene „Überlebensstrategie“ wäre. So kann Gerechtigkeit als Recht einer Gnade und Liebe dem Menschen „nur“ von „außen“ erfahrbar werden und zugänglich sein. „Der Stärkere, the fittest of survival“ kann ein „Gefühl“ der Gnade und Liebe gar nicht kennen. Er kennt keine Gnade oder gar Liebe dem „Schwächeren“ gegenüber. Damit kennt er auch kein Gefühl von Recht und Gerechtigkeit. Würde der Mensch - geht man von Darwin´s Theorie aus - diese Gefühle kennen und im Laufe der Evolution entwickeln, oder gar ein Rechtsverständnis für und von Gerechtigkeit haben, würde genau dadurch Darwin´s Theorie widerlegt sein (müssen). Also muss es da „Etwas“ geben, was den Menschen über sein irdisches Dasein, sein Menschsein hinaus weiter entwickeln kann (lässt). Dies kann man dann durchaus als „übermenschlich, übernatürlich“ bezeichnen und ist vmtl. genau das, was in den diversen Religionen als „göttlich, Gott“ seinen Eingang gefunden hatte. Lange bevor es zur christlichen Religionslehre kam, verehrten die Menschen das „Übernatürliche, göttliche“. Also „Etwas“, das es für „den Stärkeren, the fittest of survival“ überhaupt nicht geben durfte, konnte und kann. Weil genau dies – die Anerkennung eines „Mächtigeren, Stärkeren“ - ihn selbst ja bereits wieder geschwächt hätte. Wenn aber dieses „Übernatürliche, göttliche“ sein Recht, seine Gerechtigkeit aus Gnade und Liebe „schuf“, dann wäre „das Höchste, Stärkste und Mächtigste“ demnach Gnade und Liebe und eben NICHT die „Kraft und Macht des Stärkeren“. 




Sehr gut beschreibt dies Thomas Christian Kotulla (studierter Betriebswissenschaftler) in seinem Buch „Die Begründung der Welt“.

Und auch die neueste Studie der dritten World Vision Studie mit 2500 Kindern zeigt, dass selbst Kinder bereits ein „Gerechtigkeitsgefühl“ entwickeln und den Wunsch nach mehr Gerechtigkeit haben. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/benachteiligungen-gerechtigkeitsstudie-unter-kindern-in-deutschland-a-933597.html



Gerechtigkeit ist also ein Thema, welches wohl weit darüber hinaus geht, was wir bisher davon verkündet, erfahren und „erkannt“ haben. Aber m. E. ist es sehr lohnenswert, gerade darüber nachzudenken.

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