Dienstag, 2. Februar 2016

Zweifel an den Werten









[[ Nein, das hier ist keine Flüchtlingskrise. Es ist eine Wertekrise. Deutschland ist, so sagt man, ein christlich geprägtes Land. Dieses Land lehnt es in weiten Teilen ab, schutzbedürftige Fremde einzulassen. Die gute Nachricht ist: die Menschen, die wirklich rechtsradikal denken, sind eine Minderheit. Sie mag laut in den sozialen Medien sein, aber sie ist eine Minderheit. Die schlechte Nachricht ist: es braucht nicht mehr als eine Minderheit, die rechtsradikal denkt und handelt. Und eine stille Mehrheit, die sie dabei angsterstarrt  beobachtet. ]]
Das ist nur der Beginn unserer Probleme. Wir stehen an einem Abgrund des Wandels.]]

Aus dem sehr lesenswerten Artikel von Marina Weisband, dem Link folgend gelangen Sie zu dem ganzen Artikel:




Ja, wir leben in einer Zeit des Zweifels und der Wertekrise. Aber nicht erst seit Ende letzten Jahres.
Und zwar einer Wertekrise der Regierenden und Herrschenden. In der Folge natürlich auch der abhängig Regierten und Beherrschten.

Aber nun, wo Zweifel an den Herrschenden und deren Werte lauter werden, bestimmen wiederum die Herrschenden, welche Werte es zu verteidigen gilt. Und wer Feind dieser Werte ist.

Wenn sich aber Zweifel bemerkbar machen, dann hat es doch wohl damit zu tun, dass die Zweifler den Glauben an das verloren haben, was man ihnen ständig – in Recht und Gesetz gepackt – als wahre Werte, die einzige Hoffnung und Zukunft für die gesamte Menschheit verkündet hat. Die Mehrheit ist eben genau von diesem Glauben abgefallen und von daher ist der Zweifel an der westlichen Kultur nur die logische Folge und auch durchaus berechtigt.

Zweifel hat immer mit Glauben zu tun! Und Zweifel treten vermehrt und immer dann auf, wenn man dem Glauben folgend, genau das tut, was verkündet wird, aber sich eben das Verkündete NICHT, oder nicht in der Form einstellt, wie es eben verkündet und verheißen wurde.

Und so sind es eben genau die Widersprüchlichkeiten und das widersprüchliche Verhalten der Regierenden und Herrschenden, welche bei den abhängig Regierten und Beherrschten für den Zweifel und die Frage nach den verkündeten Werten stärker und lauter werden lassen.

Wer sich einerseits gegen Völker und Menschen (z. B. Russland) abgrenzt, verbunden mit Sanktionen, worunter wieder die abhängigen Menschen leiden; andererseits aber die eigenen Grenzen für alle Leidenden (Kriegs- und Wohlstandflüchtlinge nicht mehr unterscheidend) ohne das eigene Recht und die eigene Werteordnung, ohne notwendiges geregeltes Handeln von Regierungsseite öffnet, widerspricht und widerlegt sich selbst und damit selbstredend auch die verkündeten westlichen Werte.

Wenn ein Regierender Seehofer sich mit dem anderen Regierenden Putin zur gleichen Zeit trifft, wie sich die Regierende Merkel mit dem Regierenden Poroschenko trifft; wenn Seehofer also die „Grenzen“ zu Russland wieder öffnen möchte, während Merkel diese „Grenze“ aufrecht halten möchte; wenn Seehofer andererseits die Grenzen für Migration aufrecht erhalten, bzw. diese schärfer umgesetzt sehen will; während Merkel gerade diese Grenzen ohne jegliche Begrenzung offen lassen möchte. Dann zeigt sich doch schon darin, dass die Zweifel, sowohl an den Werten, als auch an den Herrschenden und Regierenden absolut berechtigt sind. Und es hat dann nur noch primär und mit Minderheiten zu tun, wenn sich diese Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit bei den abhängigen Menschen zeigt und seinen Ausdruck verleiht.

Ja, wir haben eine Wertekrise und ja, die Zweifel sind berechtigt!






6 Kommentare:

Paulus hat gesagt…

Hallo Robert,

Was ist eine Krise der "Werte"?? Die Vorstellung man (z. B. die Immigranten) müsse nur die "richtigen" - gemeint sind in der Regel die Werte die angeblich das westliche Demokratiemodell tragen - , Werte vermitteln, evtl. durch Kurse, die Lektüre eine kleinen Broschüre usw., leidet an einem doppelten Mangel an Klarheit. Hiermit wird suggeriert, Werte zu denen man sich bekennt/nicht bekennt und die zu leben sind, wären ähnlich verfügbar wie etwa Dosensuppen im SB Regal, man nehme diese oder jene oder gar keine, tauscht die eine gegen eine andere aus. Eine Krise der Werte ist die Beschreibung der erodierenden kulturellen, weltanschaulichen
Basis in einer Gesellschaft, die ausgesprochen und unausgesprochen von einer Mehrheit akzeptiert ist und damit als vertrauensbildend fungiert.

1.) Die Entscheidung für oder gegen "Werte", Tugenden oder wie immer wir Maximen des Zusammenlebens nennen wollen, braucht einen tradierten durch Erziehung in Schule und Elternhaus in der Jugend internalisierten "Sinn stiftenden Blick in die Welt" und auf den anderen, auf sein Alterego. Kath. Kirche und christliche Religionen und die europäische Aufklärung prägen unsere ethischen und moralisch für geboten gehaltenen Überzeugungen, die unsere Handlungen leiten. Auf einem Boden von internalisierten Überzeugungen/Gemeinsamkeiten erst wird eine Verständigung über die von (allen?) geteilten Werte substantiell, d. h. sie bleibt nicht nur ein Lippenbekenntnis - sie können fortan gelebt werden. In anderen Worten: Werte kann man im Alltag nur leben, wenn sie internalisiert sind und damit Handlung leitend wirken. Integration oder die Internalisierung von Werten die hier vorgegeben werden kann nur bei denen funktionieren, die integriert werden wollen. Ist das von der Masse der bei uns unkontrolliert einwandernden Muslimen zu erwarten?

2.) Andererseits signalisiert eine Krise der Werte die schwindende Glaubwürdigkeit von Konventionen, vermeintlichen Verhaltensweisen und Schriftstücke (GG, GFK, Völkerrecht usw.) auf die sich die Eliten berufen. Welchen "Wert" z. B. hat die im GG geforderte soziale Bindung des Eigentums, wenn die Vermögenskonzentration in immer weniger Händen sowie die Spreizung von Entgelten und Renten voranschreitet, Konzernkartelle keine Steuern zahlen und damit die mittelständischen, die den nur national agierenden KMU einen Wettbewerbsnachteil aufzwingen? Ein Wertekanon der nur auf dem Papier steht und wie, die Monstranz auf einer kath. Prozession, bloß in die Höhe gehalten wird, ist nicht nichts wert.

Gruß
Paulus

Robert Kroiß hat gesagt…

Hallo Paulus,

danke Dir für Deinen Kommentar, mit dem Du im Fazit Deines Schlusssatzes natürlich vollkommen recht hast. „Man“ und erst recht ich hätte es differenzierter ausdrücken müssen. Anstelle Krise der Werte (was ja eigentlich impliziert, dass es bereits gelebte Werte gäbe) hätte ich schreiben müssen, Krise der Scheinwerte. So wie der Geldschein ja auch impliziert, bzw. implizieren soll, einen Eigenwert zu haben. Was selbstredend Unsinn ist. Und diese Scheinwerte offenbaren immer häufiger ihre eigene, selbst verursachte Krise. Indem ein Scheinwert glaubt, der bessere, hochwertigere Scheinwert als der andere zu sein. Weil dies ja angeblich auch die Geschichte zeigt.

Die Entscheidungen an den entsprechenden Stellen (Eigentümer, Regierende - von deren Scheinwerten (Interessen) abhängig, Mächtige und damit „Scheinwerte“ Vorgebende) sind ja keine Werteentscheidungen im humanistischen Sinn, sondern eben Interessen gesteuerte Scheinwerte.

Gruß Robert

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen,

entsprechend der Polarisation, gibt es auch für den Menschen zwei Arten von Werten.
Geistige Werte und materielle Werte.
Unser System der Politik (Marktwirtschaft) beruht NUR auf materiellen Werten. Was erwarten wir also?
Die Masse des Volkes wird durch Politik und die Medien, in erster Linie auf materielle Werte getrimmt. Also – auf Egoismus pur!
Diese materialistischen Werte sind ja keine „Scheinwerte“. Ganz im Gegenteil, der materielle besitz, das Eigentum, ist doch das Wichtigste, was von den Massen für WAHR genommen wird, und nach dem der Mensch unserer Zeit GEMESSEN und BEURTEILT wird.

Wer misst denn noch nach geistigen Werten – wie Moral und Anstand? Das ist doch nur noch für Kinder, Familie und Freundeskreis – nicht weiter.

Ja, sicher, da gibt es diese Hilfe leistenden! Diese werden in den Medien aber nur hochgejubelt, damit sich keiner traut, gegen die Flut der Einwanderer etwas zu sagen. Denn dann ist er ja böße – und das will (und darf) ja keiner sein – sonst wird er in eine Ecke geschoben.
Auch das ist nur Berechnung der Politik, um die Eigeninteressen durchzusetzen.

Wir haben keine Wertekriese, sondern wir haben einen Wertezerfall!

Gruß, Demetrius

Paulus hat gesagt…

Hallo Demitrius

Unser vorherrschendes Verständnis von Marktwirtschaft wurde von dem ehemaligen Verfassungsrichter Böckenförde kritisch beleuchtet und auf die einfache Formel gebracht. "Die Marktwirtschaft beruht auf Voraussetzungen, die sie selbst nicht herstellen kann." Diese Formel lässt sich lesen als der Satz: Die Marktwirtschaft ist auf ein kulturelles Milieu, einen Wertekanon der Marktakteure angewiesen sowie einen staatlichen "Marktbeobachter", der bei Wettbewerbsverzerrungen eingreift. Von den deutschen Ordoliberalen Rüstow, Eucken, Röpke usw. (die Bezeichnung ordoliberal, ist abgeleitet aus dem Wort "Ordo" dem Titel der Monatszeitschrift für wirtschaftstheoretische Ordnungspolitik, in der die genannten Autoren regelmäßig publiziert haben). Diese Ordoliberalen haben sich von den klassischen Liberalen abgegrenzt und sich selbst auch als Neolibrale bezeichnet. Ihr besonderes Merkmal liegt in der Betonung der Notwendigkeit einer starken staatlichen Gewalt, die für das Marktgeschehen die notwendigen Rahmenbedingungen (Wettbewerbsordnung) durchsetzt.

Der Neoliberalismus unserer Tage ist gegen die Ordoliberalen als neo-neoliberal
abzugrenzen, sie, die Neoliberalen fordern einen Rückzug des Staates als Rahmengestalter. Die Entfesselung der Märkte wird gefordert und mit der These von der den Märkten innewohnenden Selbststeuerungskraft begründet. Auch "Markt Effizienz Theorie" genannt, die angeblich von staatlicher Rahmensetzung nie erreicht wird (siehe dazu den Autor Eugene Fama, ein "Musterschüler" von Milton Friedman). Seit der Finanzkrise wissen wir (wir müssen an dieser Stelle nicht glauben denn wir wissen), welch blühender Unsinn von hoch dekorierten (sogar mit Nobelpreisen ausgestattet) sogenannten "Wirtschaftswissenschaftlern" in die Welt gesetzt und hoch bezahlt wird (siehe dazu auch die Preisverleihungspraxis durch die Deutsche Bank).

Gruß
Paulus

Paulus hat gesagt…

Hallo Robert,

meine Sätze sind manchmal - auch für mich selbst - beim 2. und 3. Lesen unverständlich und dunkel. Ich wollte u. a. auch zum Ausdruck bringen: Wenn wir uns z. B. mit Migranten auf einen Wertekanon verständigen wollen, muss klar sein auf welcher Stufe einer "kulturell-philisophischen" Sozialisation wir denn stehen und ob daher mit einer Übereinstimmung in den für alle verbindlichen Werten überhaupt gerechnet werden kann?

Wenn wir einerseits die Bewahrung einer uns fremden kulturellen und religiösen Identität als integralen Bestandteil der Menschenwürde ansehen, wie ist dann andererseits zu erwarten, wir könnten uns mit allen Migranten (insbesondere Muslimen) im Handumdrehen über gemeinsame "Werte" verständigen die im Alltag gelebt werden müssen, ohne dabei ein Zuviel an Preisgabe von muslimischer Identität zu verlangen. Hier kann in unserem, im GG aufgeschriebenen "Wertekanon" ein unauflöslicher Widerspruch angelegt sein.

Gruß
Paulus

Anonym hat gesagt…

Hallo Paulus,

>Unser vorherrschendes Verständnis von Marktwirtschaft wurde von dem ehemaligen Verfassungsrichter Böckenförde kritisch beleuchtet und auf die einfache Formel gebracht. "Die Marktwirtschaft beruht auf Voraussetzungen, die sie selbst nicht herstellen kann."<.
Darum braucht die Wirtschaft ja auch die Politik, damit diese die entsprechenden Gesetze macht.
Zum Rest des Abschnitts: Hauptsache wir erfinden neue Namen – für altbekannte Tatsachen – dann haben wir etwas geleistet.

>Seit der Finanzkrise wissen wir (wir müssen an dieser Stelle nicht glauben denn wir wissen), welch blühender Unsinn von hoch dekorierten (sogar mit Nobelpreisen ausgestattet) sogenannten "Wirtschaftswissenschaftlern" in die Welt gesetzt und hoch bezahlt wird (siehe dazu auch die Preisverleihungspraxis durch die Deutsche Bank<.
Na ja, auch das ist längst bekannt, wenn die Politik nicht weiter weis, dann stellt sie ein Gremium von Theoretikern (Doktoren und Professoren) zusammen, welche hoch bezahlt werden, damit sie sich Regulierungen (Gesetze) einfallen lassen, die nichts taugen.

Hier - Die Fabel vom gefräßigen Raubtier: http://www.demetrius-degen.de/aktuell/02fabel.htm sagt alles.

Dann sollte man noch eines wissen, daß dieses System der Marktwirtschaft eine einpolige Angelegenheit ist.
Sinnbildlich braucht die Marktwirtschaft kontinuierlich REGEN (sorgt für Wachstum). Darum fehlt der Sonnenschein (der Blüten und Früchte hervor bringt).
Darum wird bei uns auch auf hohem Niveau gejammert!!! Weil es in diesem System nur REGEN gibt, aber keine SONNE!
Ganz einfach auch daran zu sehen, daß schon längst alle Sozialen Betriebe wie Post, Bahn, Bus, Altenheime und Krankenhäuer, längst nicht mehr sozial - (Sonne) - sind, sondern auch vom Kapital - (Regen) - geleitet werden.

Gruß,
Demetrius