Vielen dank Robert Kroiß für Ihre
Antwort.
Sie löst bei mir die Gedanken aus,
dass wir von unterschiedlichen Modellen von Herangehensweisen an
Religionen reden. Ich verstehe Religionen wirklich von ihrer heutigen
Existenz aus gesehen, von selbst ernannten Religionsführern, welche
einer wie auch immer gearteten, ausgestalteten Kirche, einer
Glaubensgemeinschaft, an ein höheres Wesen, an einen Gott glauben.
Sie verstehen, wie mir scheint,
Religion als ein individuelles Menschenbedürfnis, sich zu den
Wurzeln zurückzubesinnen und daraus die Kraft, Moral, Anstand, Sitte
usw. für die eigene Zukunft zu schöpfen und dies auf ein
übergeordnetes Wesen, Gott, zurückzuführen. Das zu erkennen,
scheint Ihre "Erkenntnis" zu sein. Gottes Geist und
Energie, bringen jeden einzelnen Menschen weiter in seiner
individuellen "Erkenntnis" bis zum Eins werden mit Gott.
Ja, kann schon sein, muss aber nicht.
Es gibt da meiner Meinung nach, so viele (zu viele) andere
Gedankenmodelle, welche möglich, wahrscheinlich, sinnvoll; oder
unmöglich, unwahrscheinlich, nicht sinnvoll sind! Da greift für
mich der Satz: Alles ist möglich!
Ich halte es daher mit meiner
"Erkenntnis", dass ich es NICHT weis. Es ist in unserer
real erlebten Welt, nur unser reales Leben möglich. Woher es kommt
und wohin es geht, kann erforscht werden und diese "Erkenntnisse"
scheinen für uns Menschen real zu sein und den Weg weiter hin zu
neuer und zu mehr "Erkenntnis" zu führen. Was aber kaum
bis zur "Erkenntnis" Gottes führen wird. Die kann uns Gott
nur selber geben und keine Menschen, die sich als sein "Sprachrohr"
ausgeben!
Den Grund, warum ich zu meiner
"Erkenntnis" gekommen bin, nichts zu wissen, woher und
wohin unsere, für uns reale Umwelt, kam und geht, ist meine folgende
Gedankenwelt.
Wissenschaftler, Forscher der
Entstehungstheorie unseres Weltalls meinen bis ganz in die Nähe der
Entstehung unserer Welt geschaut zu haben. Alle Materie soll sich bis
auf Stecknadelkopfgröße zusammengeballt haben und dann im Urknall
auseinandergedriftet sein auf viele Milliarden Lichtjahre und sich
bis heute weiter ausdehnen. Irgendwann hört die Ausdehnung auf und
danach zieht sich alles wieder zusammen bis auf Stecknadelkopfgröße
und alles beginnt von vorne!
Wenn ich mir vorstelle, mein Auto würde
auf Stecknadelkopfgröße schrumpfen können? Irgendwie vorstellbar,
aber unwahrscheinlich. Nur ein Gedankenspiel. Und nun sich
vorstellen, mein Haus käme noch hinzu? Dann noch unsere Erde, über
6.000 KM Durchmesser auf einen Winzling zusammengeschrumpft, jetzt
auch noch unsere Sonne, ca. 1 Mio. KM Durchmesser. Dann unsere
Milchstraße mit ca. 100 Milliarden Sonnen, dann noch alle anderen,
viele Milliarden Milchstraßen, alles auf Stecknadelkopfgröße
zusammengedrückt, von der eigenen Masse so gequetscht?
Warum explodiert dieses Gebilde nicht
früher, bevor alles zusammen ist? Ist die kritische Masse für den
Urknall erst erreicht, wenn auch das LETZTE Atom dazu kommt? Kann,
darf daher nichts, auch nicht EIN Atom fehlen?
Wenn ich versuche, mir dies vor Augen
zu führen, kann ich es nicht glauben, mein Denken weigert sich
irgendwie, dass so etwas von alleine existieren kann und könnte! So
eine Ordnung, so eine Kraft, so eine Energie, welche nach einem
Schema zusammenkommt und wohl nur zu einem einzigen Urelement sich
umformt, um dann nach dem Urknall sich im Laufe der Zeit zu allen
anderen Elementen umzuformen, bzw. sich umformen lässt. Und dann
auch aus unbelebter Materie durch gewisse Elemente lebendige Materie
erleben lassen kann. Alleine die Vielzahl, der auf unserem Planeten
schon existierenden Lebensformen sind enorm. Wie mag es da erst auf
anderen Planeten unter deren Bedingungen, zu weiteren Lebensformen
gekommen sein? Und das alles aus sich heraus? Woher kam dann die
Urform unseres Weltalls? Wie ist sie entstanden? Wie könnte so etwas
ohne Schöpfung aus sich heraus existieren? Wirklich unfassbar, für
mich! Was erfassen andere Menschen? Was erfassen irgendwo anders
lebende andere intelligente Lebewesen?
Wenn ich aber denke, dies alles kann
nicht von alleine, irgendwann, irgendwoher gekommen sein, dann muss
ich an ein höheres Lebewesen denken, an jemanden, der so mächtig
ist, dies alles in dieser Art schaffen, herstellen, regieren zu
können. Das ist dann in meinen Augen Gott. Wenn ich unser Weltall
nicht fassen kann, dass es aus sich heraus existiert und lebt, ohne
"Erschaffen" worden zu sein, dann frage ich mich aber, wie
kann Gott existieren, woher kam er, wer hat ihn erschaffen? Niemand
oder er sich selber? Wie kann er existent sein, wenn nichts da war?
Woher kann er schon immer existent gewesen sein?
Es ist für mich ein gedankliches
Dilemma. Entweder gibt es keinen Gott, dann ist die Frage, wie kann
unsere Welt von sich aus so existieren, ohne einen "Bauplan"
gehabt zu haben und wenn es einen geben sollte, wo kommt der her? Und
wenn alles von Gott kommt, dann ist es noch Unvorstellbarer, wo kommt
er dann her? Und dazu dann noch die Frage, warum hat er alles so
gerichtet, wie wir es heute kennen?
Daher bezeichne ich mich als
Agnostiker. Für mich ist beides möglich und auch beides irgendwie
undenkbar. Aber wir sind existent, vielleicht sind wir aber auch nur
ein Gedankenspiel? Alles scheint möglich, nichts ist ausgeschlossen.
Für uns Menschen und unserem Geist scheinen nur manche Dinge
wahrscheinlich, andere wiederum unwahrscheinlich. Letztendlich bin
ich zu der Überzeugung gekommen, nicht zu wissen, was war und was
sein wird. Die Kenntnisse unserer Wissenschaftler werden uns weiter
bringen, aber nicht bis zum Ende, auch nicht bis zum Anfang, das wird
beides wohl verborgen bleiben. Wenn es Gott gibt und er ein Interesse
an uns Menschen hat, könnte es sein, dass er sich uns "offenbart".
Nach unserem Tode vielleicht, zu Lebzeiten eher unwahrscheinlich.
Ihre Herangehensweise an die Religion
ist eine Andere. Sie verstehen Religion mehr als eine Rückbesinnung,
um vorwärts zu sehen, zu kommen. Und das alles im "Geiste"
Gottes, durch den Geist Gottes. Eine "Erkenntnis" von und
zu Gott ist meiner Meinung nach doch nicht unbedingt notwendig. Man
kann auch "leben", wenn man diese letzte "Erkenntnis"
nicht hat, sondern auch mit einer Art von Unkenntnis leben. Wir
Menschen erlangen doch immer neues, weiteres Wissen, es wird an allen
Ecken und Enden nach Neuem geforscht, sicherlich auch nach dem Wissen
um Gott. Nur befürchte ich, dass über Gott erlangte "Erkenntnisse",
"Scheinerkenntnisse" sein werden, welche jederzeit
widerlegt werden können. Das aber im Gegensatz zu anderen,
wissenschaftlichen Erkenntnissen über die letztendlich vorhandenen
und durch uns nur zu erkennenden "Naturgesetze"!
Es ist alles in der Natur vorhanden,
was uns irgendwann als "Erkenntnisse zur Verfügung stehen wird,
wenn wir es schaffen, die Natur zu enträtseln. Es ist vorhanden und
nicht im NICHTS!
Mein "die Würde in die Hose
gerutscht", hat mit Geist nichts zu tun. Da streitet sich
doch letztendlich der Geist, welcher zur Würde gelangt und die
Natur, welche nur von der Begierde kommt und den Geist zumindest
diesmal unterdrückt. Die wissen dann, wenn sie zur Prostituierten
gehen, dass sie ihre sexuellen Bedürfnisse voranstellen und ihre
Würde hintenan. Viele verachten sich ob dieses tun, aber ihre
Bedürfnisse scheinen stärker zu sein. Da hat scheinbar das
Urstammhirn noch mehr Einfluss und steuert diese Menschen. Die Natur
braucht für unsere Verhältnisse lange Entwicklungszeiten. Das ist
nicht in Generationen, geschweige denn in Jahren zu ändern. In den
Schoss sollten wir unsere Hände nicht legen, sondern daran arbeiten,
es zu verbessern. Das geht aber wohl nur individuell je nach Person
und nicht für die gesamte Menschheit im Schulterschluss.
Unterschiede wird es immer geben.
Wir können Gott zu unseren Lebzeiten
nur im Geist erschaffen. Aber das sind dann auch nur individuelle
Gedanken und im Ergebnis auch individuelle Götter. Jeder hat so
seinen eigenen Gott (wenn er denn einen hat). Wir reden wohl über
verschiedene "Erkenntnisse". Sie und Demetrius Degen über
die "Erkenntnisse" von oder über Gott. Ich über die
menschlichen Erkenntnisse. Sie suchen Gott zu kennen, zu erkennen und
wollen darauf alles aufbauen. Ich suche zu erkennen, was ist, was
sein kann, was nicht sein kann und was mir dieses Wissen als
"Erkenntnis" bringt. Die "Erkenntnis" auf Gott
habe ich in seine Hände zurückgelegt. Nur er kann, wenn er will.
Wir Menschen kommen nur zu "Scheinerkenntnissen", jederzeit
durch neue "Erkenntnisse" widerlegbar. Und dafür gab's
und wird's immer wieder neue Verkünder geben!
Fragen sollte man immer, hinterfragen
aber auch. Rückschlüsse ziehen ebenfalls. Aber auch das offen
lassen, was offen ist und nicht versuchen, das nicht Erklärbare zu
erklären und als feste Größe darzustellen, wie dies die Religionen
durchführen. Rückbesinnung verstehe ich nicht als Religion. Diese
ist individuell. Religion ist öffentlich, will missionieren. In
Bezug auf Gott sehe ich auch die Möglichkeit, dass alle Materie Gott
ist und wir damit ein Teil Gottes. Aber dann ein Unwissendes.
In der Menschentwicklung streiten
unterschiedliche Kräfte um die Vorherrschaft des Tuns! Es ist doch
meist so, dass gewusst wird, was man darf, sollte. Wenn man sich
nicht daran hält, waren andere Bedürfnisse, Gedanken, Wünsche
stärker um das Gewissen, welches durch die Erziehung, die Umgebung,
die Vorgaben entwickelt wurde, auszuschalten oder zu unterdrücken.
Religion ist das nicht.
Natürlich kann man alles zur Religion
ernennen. Was wir hier betreiben, unsere Gedanken über Gott und die
Welt austauschen, kann man auch schon als Religionsausübung
betrachten. Wird von manchen auch so getan. Wenn es Religion ist,
dann aber nur eine persönliche Religion, ein e individuelle, auch
wenn sie im Austausch mit anderen Menschen geschieht. Es sind
religiöse Gedanken. Unter Religion verstehe ich die Vorgaben einer
Glaubensgemeinschaft.
Für heute soviel und liebe Grüße
Walter Neumann