Sonntag, 30. Dezember 2012

Thema "Glauben"; schnelle Antwort und neuester Beitrag von Walter Neumann

Vielen dank Robert Kroiß für Ihre Antwort.

Sie löst bei mir die Gedanken aus, dass wir von unterschiedlichen Modellen von Herangehensweisen an Religionen reden. Ich verstehe Religionen wirklich von ihrer heutigen Existenz aus gesehen, von selbst ernannten Religionsführern, welche einer wie auch immer gearteten, ausgestalteten Kirche, einer Glaubensgemeinschaft, an ein höheres Wesen, an einen Gott glauben.

Sie verstehen, wie mir scheint, Religion als ein individuelles Menschenbedürfnis, sich zu den Wurzeln zurückzubesinnen und daraus die Kraft, Moral, Anstand, Sitte usw. für die eigene Zukunft zu schöpfen und dies auf ein übergeordnetes Wesen, Gott, zurückzuführen. Das zu erkennen, scheint Ihre "Erkenntnis" zu sein. Gottes Geist und Energie, bringen jeden einzelnen Menschen weiter in seiner individuellen "Erkenntnis" bis zum Eins werden mit Gott.

Ja, kann schon sein, muss aber nicht. Es gibt da meiner Meinung nach, so viele (zu viele) andere Gedankenmodelle, welche möglich, wahrscheinlich, sinnvoll; oder unmöglich, unwahrscheinlich, nicht sinnvoll sind! Da greift für mich der Satz: Alles ist möglich!

Ich halte es daher mit meiner "Erkenntnis", dass ich es NICHT weis. Es ist in unserer real erlebten Welt, nur unser reales Leben möglich. Woher es kommt und wohin es geht, kann erforscht werden und diese "Erkenntnisse" scheinen für uns Menschen real zu sein und den Weg weiter hin zu neuer und zu mehr "Erkenntnis" zu führen. Was aber kaum bis zur "Erkenntnis" Gottes führen wird. Die kann uns Gott nur selber geben und keine Menschen, die sich als sein "Sprachrohr" ausgeben!

Den Grund, warum ich zu meiner "Erkenntnis" gekommen bin, nichts zu wissen, woher und wohin unsere, für uns reale Umwelt, kam und geht, ist meine folgende Gedankenwelt.

Wissenschaftler, Forscher der Entstehungstheorie unseres Weltalls meinen bis ganz in die Nähe der Entstehung unserer Welt geschaut zu haben. Alle Materie soll sich bis auf Stecknadelkopfgröße zusammengeballt haben und dann im Urknall auseinandergedriftet sein auf viele Milliarden Lichtjahre und sich bis heute weiter ausdehnen. Irgendwann hört die Ausdehnung auf und danach zieht sich alles wieder zusammen bis auf Stecknadelkopfgröße und alles beginnt von vorne!

Wenn ich mir vorstelle, mein Auto würde auf Stecknadelkopfgröße schrumpfen können? Irgendwie vorstellbar, aber unwahrscheinlich. Nur ein Gedankenspiel. Und nun sich vorstellen, mein Haus käme noch hinzu? Dann noch unsere Erde, über 6.000 KM Durchmesser auf einen Winzling zusammengeschrumpft, jetzt auch noch unsere Sonne, ca. 1 Mio. KM Durchmesser. Dann unsere Milchstraße mit ca. 100 Milliarden Sonnen, dann noch alle anderen, viele Milliarden Milchstraßen, alles auf Stecknadelkopfgröße zusammengedrückt, von der eigenen Masse so gequetscht?

Warum explodiert dieses Gebilde nicht früher, bevor alles zusammen ist? Ist die kritische Masse für den Urknall erst erreicht, wenn auch das LETZTE Atom dazu kommt? Kann, darf daher nichts, auch nicht EIN Atom fehlen?

Wenn ich versuche, mir dies vor Augen zu führen, kann ich es nicht glauben, mein Denken weigert sich irgendwie, dass so etwas von alleine existieren kann und könnte! So eine Ordnung, so eine Kraft, so eine Energie, welche nach einem Schema zusammenkommt und wohl nur zu einem einzigen Urelement sich umformt, um dann nach dem Urknall sich im Laufe der Zeit zu allen anderen Elementen umzuformen, bzw. sich umformen lässt. Und dann auch aus unbelebter Materie durch gewisse Elemente lebendige Materie erleben lassen kann. Alleine die Vielzahl, der auf unserem Planeten schon existierenden Lebensformen sind enorm. Wie mag es da erst auf anderen Planeten unter deren Bedingungen, zu weiteren Lebensformen gekommen sein? Und das alles aus sich heraus? Woher kam dann die Urform unseres Weltalls? Wie ist sie entstanden? Wie könnte so etwas ohne Schöpfung aus sich heraus existieren? Wirklich unfassbar, für mich! Was erfassen andere Menschen? Was erfassen irgendwo anders lebende andere intelligente Lebewesen?

Wenn ich aber denke, dies alles kann nicht von alleine, irgendwann, irgendwoher gekommen sein, dann muss ich an ein höheres Lebewesen denken, an jemanden, der so mächtig ist, dies alles in dieser Art schaffen, herstellen, regieren zu können. Das ist dann in meinen Augen Gott. Wenn ich unser Weltall nicht fassen kann, dass es aus sich heraus existiert und lebt, ohne "Erschaffen" worden zu sein, dann frage ich mich aber, wie kann Gott existieren, woher kam er, wer hat ihn erschaffen? Niemand oder er sich selber? Wie kann er existent sein, wenn nichts da war? Woher kann er schon immer existent gewesen sein?

Es ist für mich ein gedankliches Dilemma. Entweder gibt es keinen Gott, dann ist die Frage, wie kann unsere Welt von sich aus so existieren, ohne einen "Bauplan" gehabt zu haben und wenn es einen geben sollte, wo kommt der her? Und wenn alles von Gott kommt, dann ist es noch Unvorstellbarer, wo kommt er dann her? Und dazu dann noch die Frage, warum hat er alles so gerichtet, wie wir es heute kennen?

Daher bezeichne ich mich als Agnostiker. Für mich ist beides möglich und auch beides irgendwie undenkbar. Aber wir sind existent, vielleicht sind wir aber auch nur ein Gedankenspiel? Alles scheint möglich, nichts ist ausgeschlossen. Für uns Menschen und unserem Geist scheinen nur manche Dinge wahrscheinlich, andere wiederum unwahrscheinlich. Letztendlich bin ich zu der Überzeugung gekommen, nicht zu wissen, was war und was sein wird. Die Kenntnisse unserer Wissenschaftler werden uns weiter bringen, aber nicht bis zum Ende, auch nicht bis zum Anfang, das wird beides wohl verborgen bleiben. Wenn es Gott gibt und er ein Interesse an uns Menschen hat, könnte es sein, dass er sich uns "offenbart". Nach unserem Tode vielleicht, zu Lebzeiten eher unwahrscheinlich.

Ihre Herangehensweise an die Religion ist eine Andere. Sie verstehen Religion mehr als eine Rückbesinnung, um vorwärts zu sehen, zu kommen. Und das alles im "Geiste" Gottes, durch den Geist Gottes. Eine "Erkenntnis" von und zu Gott ist meiner Meinung nach doch nicht unbedingt notwendig. Man kann auch "leben", wenn man diese letzte "Erkenntnis" nicht hat, sondern auch mit einer Art von Unkenntnis leben. Wir Menschen erlangen doch immer neues, weiteres Wissen, es wird an allen Ecken und Enden nach Neuem geforscht, sicherlich auch nach dem Wissen um Gott. Nur befürchte ich, dass über Gott erlangte "Erkenntnisse", "Scheinerkenntnisse" sein werden, welche jederzeit widerlegt werden können. Das aber im Gegensatz zu anderen, wissenschaftlichen Erkenntnissen über die letztendlich vorhandenen und durch uns nur zu erkennenden "Naturgesetze"!

Es ist alles in der Natur vorhanden, was uns irgendwann als "Erkenntnisse zur Verfügung stehen wird, wenn wir es schaffen, die Natur zu enträtseln. Es ist vorhanden und nicht im NICHTS!

Mein "die Würde in die Hose gerutscht", hat mit Geist nichts zu tun. Da streitet sich doch letztendlich der Geist, welcher zur Würde gelangt und die Natur, welche nur von der Begierde kommt und den Geist zumindest diesmal unterdrückt. Die wissen dann, wenn sie zur Prostituierten gehen, dass sie ihre sexuellen Bedürfnisse voranstellen und ihre Würde hintenan. Viele verachten sich ob dieses tun, aber ihre Bedürfnisse scheinen stärker zu sein. Da hat scheinbar das Urstammhirn noch mehr Einfluss und steuert diese Menschen. Die Natur braucht für unsere Verhältnisse lange Entwicklungszeiten. Das ist nicht in Generationen, geschweige denn in Jahren zu ändern. In den Schoss sollten wir unsere Hände nicht legen, sondern daran arbeiten, es zu verbessern. Das geht aber wohl nur individuell je nach Person und nicht für die gesamte Menschheit im Schulterschluss. Unterschiede wird es immer geben.

Wir können Gott zu unseren Lebzeiten nur im Geist erschaffen. Aber das sind dann auch nur individuelle Gedanken und im Ergebnis auch individuelle Götter. Jeder hat so seinen eigenen Gott (wenn er denn einen hat). Wir reden wohl über verschiedene "Erkenntnisse". Sie und Demetrius Degen über die "Erkenntnisse" von oder über Gott. Ich über die menschlichen Erkenntnisse. Sie suchen Gott zu kennen, zu erkennen und wollen darauf alles aufbauen. Ich suche zu erkennen, was ist, was sein kann, was nicht sein kann und was mir dieses Wissen als "Erkenntnis" bringt. Die "Erkenntnis" auf Gott habe ich in seine Hände zurückgelegt. Nur er kann, wenn er will. Wir Menschen kommen nur zu "Scheinerkenntnissen", jederzeit durch neue "Erkenntnisse" widerlegbar. Und dafür gab's und wird's immer wieder neue Verkünder geben!

Fragen sollte man immer, hinterfragen aber auch. Rückschlüsse ziehen ebenfalls. Aber auch das offen lassen, was offen ist und nicht versuchen, das nicht Erklärbare zu erklären und als feste Größe darzustellen, wie dies die Religionen durchführen. Rückbesinnung verstehe ich nicht als Religion. Diese ist individuell. Religion ist öffentlich, will missionieren. In Bezug auf Gott sehe ich auch die Möglichkeit, dass alle Materie Gott ist und wir damit ein Teil Gottes. Aber dann ein Unwissendes.

In der Menschentwicklung streiten unterschiedliche Kräfte um die Vorherrschaft des Tuns! Es ist doch meist so, dass gewusst wird, was man darf, sollte. Wenn man sich nicht daran hält, waren andere Bedürfnisse, Gedanken, Wünsche stärker um das Gewissen, welches durch die Erziehung, die Umgebung, die Vorgaben entwickelt wurde, auszuschalten oder zu unterdrücken. Religion ist das nicht.
Natürlich kann man alles zur Religion ernennen. Was wir hier betreiben, unsere Gedanken über Gott und die Welt austauschen, kann man auch schon als Religionsausübung betrachten. Wird von manchen auch so getan. Wenn es Religion ist, dann aber nur eine persönliche Religion, ein e individuelle, auch wenn sie im Austausch mit anderen Menschen geschieht. Es sind religiöse Gedanken. Unter Religion verstehe ich die Vorgaben einer Glaubensgemeinschaft.

Für heute soviel und liebe Grüße

Walter Neumann

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