Freitag, 21. Dezember 2012

Thema "Glauben"; weiterer Beitrag von Walter Neumann

Sehr geehrter Herr Robert Kroiß.

Ihnen und Herrn Demetrius Degen möchte ich auf ihre beiden letzten Beiträge antworten. Zuerst zu Herrn Degen.

Es ist, zumindest für mich, schon relevant, ob ich überzeugt bin, dass die Religionen für die Menschheit der richtige Weg zur Erlangung der Erkenntnis bzw. der Erleuchtung ist.

Zuerst muss dann einmal die Frage gestellt werden, müssen wir eine Erkenntnis haben? Müssen wir um die Erkenntnis Gottes wissen? Oder kann es nicht ausreichend sein, dass wir uns im Unklaren darüber sind, ob ein Gott existiert oder nicht?

Die Existenz Gottes habe ich schon mal bemerkt, scheint mir dem Wunsch zu entspringen, dass mit unserem Leben auf dieser schönen Welt (leider nicht für alle), noch nicht alles vorbei ist und wir durch den von uns herbeigesehnten, gewünschten Gott, ewig leben werden!

Nun kann dies jeder für sich so sehen und wünschen. Aber diesen Wunsch haben uns Religionsstifter erst ins Herz eingepflanzt und tüchtig genährt. Vor der Erfüllung haben sie uns aber leider ihre Bedingungen für die Aufnahme mitgeteilt. Und die sind zwar lieb und brav gemeint, aber knallhart vertreten, wenn's ans eingemachte, sprich den Tod und das Hinübergehen in das ewige Reich Gottes geht. Da sollte man doch auf der sicheren Seite sein, und alle irdischen Güter an die Heilsverkünder übergeben, damit es auch klappt, zu deren Bereicherung. Nutzen ungewiss!

Da diese Heilsverkünder aber genau so viel oder genau so wenig wie andere Menschen garantiert wissen, was TATSACHE ist, ist dies reine Bauernfängerei. Damit bin ich dafür, jeder klärt für sich, auf was er hoffen will und was er glauben will! Von selbst ernannten oder von anderen ernannten Verkündern sollte man sich fernhalten. Zumindest im Punkt der Verkündigung!

Es ist für den Fortbestand der Menschheit unbedingt wichtig, dass sie Erkenntnisse sammelt, gewinnt und diese dann auch entsprechend richtig einsetzt. Daran fehlt es leider zu oft! Da geht der eigene Gewinn vor! Aber wissenschaftliche Erkenntnisse haben nichts, aber auch gar nichts mit einer göttlichen Erkenntnis zu tun! Wir können, sollen und müssen darüber natürlich philosophieren, aber bitte nur philosophieren und nicht bestimmen. Nicht vorgeben, was richtig sei. Die Philosophie über die Existenz Gottes kann nur eine philosophische Betrachtung sein. Dabei werden bestimmt allgemeingültige Erkenntnisse erzielt. Aber garantiert nicht damit die Existenz oder Nichtexistenz Gottes bewiesen!

Vor allen Dingen werden dadurch Wertemaßstäbe herausgearbeitet, welche für das Leben und letztlich für das Überleben der Menschheit von ungeheuerer Wichtigkeit sind. Es fehlt dann aber unbedingt auch die entsprechende Umsetzung. Daran mangelt es und vielleicht haben wir zu spät die Erkenntnis, dass wir uns falsch verhalten haben (als Menschheit).

Wie es in den Religionen ist, welche zum eigenen Nutzen von Menschen erfunden und betrieben werden, so ist es auch mit den Wissenschaften. Glaube nur der Statistik, die du selber gefälscht hast, sagt doch alles. Auch bei der Wissenschaft ist blinder Glaube eine Gefahr, die jeder durch eigenes kritisches Denken für sich meist abwenden kann. Allein die Frage, wem nützt es, ist oft schon hilfreich in der Erkenntnis, ob vorgegaukelt oder wertneutral informiert wurde.

Ich stimme zu, dass durch die immer häufigeren neuen Erkenntnissen der Wissenschaft und deren immer stärker werdenden Spezialisierung, es immer schwerer wird, sich noch einen eigenen Durchblick zu erhalten. Da sind aber auch die Staaten gefordert, Erkenntnisse zu überprüfen und entsprechend zu bewerten. Leider sind diese nicht bereit, willens oder überfordert, entsprechende Gremien einzusetzen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Vor allen Dingen, wenn sie sich den Einflüsterungen der Lobbyisten preisgeben!

Ich bin nicht der Meinung, dass die Wissenschaft sich selber widerlegt, sondern dass neue Erkenntnisse zu neuen Ergebnissen führen. Vielleicht wird durch spätere Forschung bewiesen werden können, dass Einsteins Relativitätstheorie fortgeschrieben wird und es doch eine Möglichkeit gibt, sich schneller wie das Licht zu bewegen. Das ist dann keine Widerlegung, sondern eine neue Erkenntnis und ein Aufsatteln auf Vorherige!

Wenn Sie mit Religion den Geist gleichsetzen, kann ich diesem folgen. Aber nur meinem eigenen Geist, keinem anderen. Lernen, seinen Geist zu gebrauchen und den Gedanken anderer aufzunehmen und mit für sich zu benutzen, ist bestimmt richtig. Denn es sollte vermieden werden, das Rad immer neu zu erfinden!

Bezüglich des Gleichnisses des Eiffelturms von Herrn Kroiß möchte ich anmerken, dass es einen radikalen Unterschied gibt, zwischen etwas von Menschen hergestelltem, nachweisbaren, aufsuchbaren realen Gegenstand und dem gedanklichen Gegenstand Gottes!

Da denke ich beispielsweise an den Turmbau zu Babel. Er ist von Menschen so beschrieben worden, dass man heute noch meint, er wäre einmal Realität gewesen. Wir wissen es nicht, aber wir glauben es, oder auch nicht. Es ist aber auch nicht relevant.

Dagegen ist es schon relevant, ob ich glaube, Gott existiert oder existiert nicht. Der Turmbau zu Babel hat für uns heute doch das gleiche Gewicht (außer von Wissenschaftlern, welche forschen, um Erkenntnisse zu erlangen), wie die Aussage, es ist mir egal, ob in China ein Sack Reis umfällt oder nicht. Es zeigt an, dass es uns nicht tangiert. Gott tangiert. Die einen, zu versuchen, ihre Handlungen entsprechend an die Vorgaben auszurichten, die anderen, zu versuchen, die Vorgaben zu ignorieren. Daraus ergaben, ergeben sich immer noch Spannungen. Bis zu Mord und Totschlag und Glaubens-Kriege. Auch Vorgeschobene, zur Verführung von "Gläubigen" zur Erlangung von Zielen der Religionsführer bzw. selbst ernannten.

Wenn man davon ausgeht, dass die Religionen nur die Vorgaben Gottes verfälscht hätten, dann geht man davon aus, dass Gott existiert und seine Vorstellungen ausgesuchten Menschen zugänglich machte. Das fragt dann nach diesem Zweck Gottes. Dann kommt die Erbsünde und der Tod Christi zur Vergebung derselben wieder ins Spiel und da verweise ich auf meine vorherige Meinung. So'n Gott versteh ich nicht, mag ich nicht, will ich nicht.

Es ist für mich ganz klar, die wahre Erkenntnis hat KEIN Mensch. Wenn es Gott gibt, dann hat er sie, ganz alleine! Ansonsten kommen wir auf der Leiter der Erkenntnis immer weiter voran, werden ihr Ende aber nie erreichen! Streiten über und mit Erkenntnissen, sind notwendig, sie führen zu neuen Erkenntnissen.

Zum Samenkorn meine ich, dass ein zufälliges Samenkorn mitnichten immer neue Zufälle produziert. Ein Ursamenkorn, mit dem bei der Entstehung unseres Universums, zufällig unsere bestehende Ordnung im Samen vorhanden war, wird diesen "Ordnungssamen" doch entsprechend weitergeben. Da kann keine andere Ordnung raus hervor gehen! Es sei denn, der Mensch, oder andere intelligente Lebewesen, würden so weit in ihrer Erkenntnis kommen, dass sie die Ordnung ändern könnten! Es wird ja da kräftig dran gearbeitet, aber die Urvorgabe des Samenkorns zu verändern, kaum glaubhaft!

Erkenntnisse über Recht und Gesetz usw., müssen aber nicht gottgegeben sein, sondern können durchaus Menschenwerk sein. Vor allen Dingen in ihrer immer wieder feststellbaren, großen Unvollkommenheit.

Gott traue ich da bei Willen dies zu beeinflussen, andere Möglichkeiten zu.

Für heute mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann









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