Donnerstag, 4. September 2025

Mein Freund mal wieder....

 

Mein Freund mal wieder und das „Pflichtjahr“ für Rentner
(Beispiel gebend für Mio. von Angehörigen, denen es nicht anders ergeht)

Weil „wir“ uns den Sozialstaat in dieser Form nicht mehr leisten können, werden aktuell diverse Vorschläge von verschiedenen „Weisen“ in Form von Forderungen an die Gesellschaft gestellt. U. a. sollen Rentner künftig ein „soziales Jahr“ erbringen.

Frage: wenn mein Rentnerfreund mehrere Jahre ehrenamtlich Fußballtrainer war; wenn er und seine Ehefrau die letzten 14 Jahre seine Mutter, Schwiegermutter (bis vor 5 Jahren) und aktuell noch immer für die Pflege seines pflegebedürftigen Schwagers (Pflegegrad 4) tagtäglich Pflegetätigkeiten ausüben. In den letzten 3 Jahren holten sie sich Unterstützung durch 24 Stunden Pflegedienste.
Werden ihm/ihnen dann all die Jahre über das eine „Sozialjahr“ hinaus gutgeschrieben und in welcher Form?!

Zur Pflege/tätigkeit und die Entlohnung (wenn es nicht ehrenamtlich durch die Familienangehörigen erfolgt) fiel meinem Freund auch noch das ein oder andere auf.


Dazu einfach mal ein paar Fakten (Preis-Leistung).

Auszuführende Pflegetätigkeiten (tagtäglich), nicht durch Pflegefachkräfte:

morgens gegen 7 Uhr 30 den Pflegebedürftigen waschen (Körper- und Zahnpflege), Windel wechseln, eincremen, Frühstück zubereiten und füttern. Dazu immer den Pflegebedürftigen aus dem Pflegebett in den Rollstuhl und wieder zurück ins Pflegebett helfen. TV-Gerät/Streamingdienste einstellen.

Mittags gegen 11 Uhr 30/12 Uhr dto. bis auf das waschen.

Abends gegen 17 Uhr dto. Gegen ca. 22 Uhr zur Bettruhe fertig machen. TV-Gerät abschalten.

Bis dato alle 2 Wochen duschen mit Hilfsmittel Badewanneneinsatz.

Haushalt (Wohnung sauber halten), einkaufen, Spaziergänge mit Pflegebedürftigem im Rollstuhl.

Monatliche Kostenhilfe durch staatliche (Pflegekasse) Mittel sind: monatliches Pflegegeld in Höhe von 800 Euro plus Entlastungsbetrag in Höhe von 131 Euro. Macht insgesamt 931 Euro Kostenentlastung durch die Pflegekasse (Staat).

Und jetzt kommt es!

Die Unterstützung durch 24 Std. Pflegedienst (gilt auch für ambulante Dienste wie Caritas und andere, wenn diese nur die körperlich notwendigen Dienste
wie die Angehörigen ausführen, wird allerdings ganz anders berechnet und bezahlt! Weshalb eigentlich?!

Die 24 Std. Pflegedienste entsenden auch keine PflegeFACHKRÄFTE (bei Caritas und anderen ambulanten Diensten ist es wohl anders). Wobei sich die notwendige und abgerechnete Tätigkeit nicht im geringsten von der Tätigkeit der Angehörigen unterscheidet!

Meinem Freund liegen Abrechnungen von Caritas und von einem 24 Std. Pflegedienst vor, aus welchen er entnehmen konnte und kann, dass Mensch nicht gleich Mensch bedeutet. Das ein und dieselbe Tätigkeit sehr unterschiedlich „entlohnt“ wird.
Diese Abrechnungen (die auch von der Pflegekasse bezahlt wird) liegt bei monatlich ca. 1650 Euro aufwärts bis ca. 2400 Euro, je nach monatlichem Aufwand. Für und durch die Abrechnung als „Sachleistung“!

Kann mir bitte mal jemand erklären, weshalb für ein und dieselben Tätigkeiten so unterschiedlich Abrechnungen gerechtfertigt sind und auch erfolgen?!
Es geht um den Fakt: Preis – Leistung! Ausgeführt von Menschen, die keine PflegeFACHKRÄFTE sind!

Und dann kommen so ganz schlaue „Weise“, die in der Regel selber nichts in diverse Sozialsysteme eingezahlt haben. Die aufgrund ihrer bewerteten „Weisheit“ ganz andere Ansprüche haben und von der Gesellschaft auch bezahlt bekommen und raten zu einem „Sozialdienst der Renter/innen?!


Wir“ könnten und können „uns“ einen Sozialstaat und Sozialsystem nur deshalb nicht leisten, weil nicht alle Menschen in dieser Gesellschaft „sozial“ gleich bewertet werden und sind!
Weil diejenigen, die nach zusätzlichen Leistungen der Gesellschaft rufen, zwar den Sozialstaat und dessen Vorteile im höchst möglichen Maße in Anspruch nehmen und genießen. Aber die Kosten dafür soll gefälligst nur der Teil der Gesellschaft tragen, der die Gesellschaft sowieso und an sich trägt!
Wie sonst ließen sich Profite generieren und Reichtum anhäufen. Die Reichen bei gleichbleibender „Leistung“ immer reicher werden. Und die wahren Leistungsträger der Gesellschaft immer ärmer und kränker?!

Mein Freund hat die Schnauze von all diesen klugen Ratschlägen und Weisheiten der „Weisen und Politik“ so was von voll! Und erst recht von den Sprüchen bzgl. Gerechtigkeit!

All diese „Weisen und Politiker“ könnten sich ihre „weisen Vorschläge“ sonst wohin stecken, würden diejenigen der Gesellschaft, die diesen Staat tatsächlich und nicht aus Profitgier tragen streiken! Wenn diese mal selber Wasser saufen müssten, obwohl ihnen ständig Wein gepredigt wird! Vermutlich würden sie verdursten, weil sie alleine und selbstständig vmtl. vor ständiger und lauter Weisheit predigen gar nicht wüssten, wie man sich selbst ein Glas Wasser zapft!






3 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Kroiß.

    Was ihr Freund so anführt, ist in vielen Bereichen richtig dargestellt. Es fehlt jedoch Entscheidendes.

    Wir sind mittlerweile in einem Staatsdenken angekommen, welches nicht mehr Bezahlbar ist!

    Ein Staat ist zuerst einmal kein Wohlfahrtsinstitut! Aber es scheint dahin verkommen zu sein!

    Zuerst einmal hat jeder die Pflicht, für sich und dann für seine Familie zu sorgen. Jeder ist für das Verantwortlich was er macht oder unterlässt. Unser Staat hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Menschen, welche unverschuldet in Not geraten, so zu versorgen, dass sie menschenwürdig leben können. Scheinbar kommen immer mehr Menschen unverschuldet in Not und nehmen dieses Privileg für sich und die Familie in Anspruch.

    Es ist scheinbar der Wille abhandengekommen, zuerst einmal unbedingt alles selber in Angriff zu nehmen, was einem möglich ist. Vorzusorgen für Ausbildung, Arbeitsplatz, Wohnung, Krankheit, Alter, Pflegebedürftigkeit, schlichtweg Rücklagen zu bilden. Konsum dafür einzuschränken, zu verzichten, auf Urlaubsreisen beispielsweise, nicht dauernd neue teure Handys anzuschaffen, nicht in Allem statusorientiert sein wollen, ob in Kleidung, Technik, Konsum oder Freizeit. Aber wenn man viele Menschen so hört, ist ihnen das gerade wichtig und wenn sie es nicht aus sich selber herauskönnen, dann wollen sie es vom Staat und damit von der Allgemeinheit! Anspruch denken!

    Was sie da beschreiben, ist zuerst einmal die Pflicht der eigenen Familie gegenüber und nicht die Pflicht des Staates und damit die der Allgemeinheit! Der Staat durch seine Regierungen hat es sich im Laufe der Jahrzehnte zur Aufgabe gemacht, auch privates Engagement in Teilen mit zu entlohnen, weil durch diese Arbeit an/in der eigenen Familie Arbeitslohn entfällt, um dies etwas auszugleichen Sie wollen dies jetzt gleichgestellt wissen mit den Kosten, welche eine zu bezahlende Fachkraft erhält. Von deren Lohn werden aber neben Steuern auch Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenbeiträge abgeführt. Wieso ist ihr Freund nicht froh, dass der Staat überhaupt mit einer Zahlung schon hilft. Er hätte dies nicht machen müssen. Er wollte es so, um zu helfen!

    Als meine erste Frau an Krebs erkrankte und Bettlägerig war, musste ich trotzdem arbeiten und so wurden abwechselnd meine Mutter und Schwiegermutter zur Betreuung von mir mehrere Hundert Kilometer hergeholt und zurückgebracht.

    Als meine zweite Frau an Krebs erkrankte, bin ich früher in Rente gegangen um sie versorgen zu können. Es wäre mir in beiden Fällen nicht im Träume eingefallen, vom Staat Gelder in Anspruch zu nehmen. Außer der medizinischen Versorgung. Und was die Krankenkassen nicht leisten wollte, leistete ich selber! Dafür waren Rücklagen da. Ich möchte auch nicht, dass der Staat irgendeinen Geldzuschuss leisten muss, bevor ich sterbe. Was es kostet, zahle ich selber, wenn nicht Krieg, Inflation, oder sonstige Katastrophen geschehen, da bin ich dann auch mit Vorsorge machtlos!

    Ihr Freund will nicht selber vorsorgen, sondern die Reichen sollen es für ihn tun! Warum sollten die? Zuerst einmal ist jeder für sich alleine verantwortlich. Alles mehr ist ein Geschenk! Ich mag nicht beschenkt werden, ich beschenke lieber!

    Mit freundlichen Grüßen

    Walter Neumann

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    1. Sehr geehrter Herr Neumann,

      ja auch ich schenke lieber, genauso wie mein Freund, weil es bereits ein Geschenk ist, wenn man schenken kann. Und auch ich und mein Freund können dies nur, weil wir Verzicht gelernt haben, weil wir wissen was Eigenverantwortung heißt.
      So hat mein Freund und ich seit 17 Jahren keinen Urlaub mehr gehabt, weil wir unsere Zeit lieber dem/den pflegebedürftigen Angehörigen geschenkt haben.

      Nein, „der Staat“ schenkt nichts und damit Niemandem etwas. Er besitzt und hat gar nichts zu verschenken, wenn nicht diejenigen, die den ausgerufenen SOZIALStaat ausmachen das erwirtschaften und abgeben, was in einem Sozialstaat notwendig ist um diesen als Sozialstaat aufrecht erhalten zu können. Der „Staat“ kann nur „verteilen“, was ihm zukommt. „Der Staat“ hat also nur den Schlüssel zur „Spardose“, in die aber nicht alle eingezahlt haben, aus der aber fast alle bedient werden und die „man“ ihm anvertraut, also den „Verteilerschlüssel“. Man hat aber das Vertrauen darauf, dass dieser „Verteilerschlüssel“ gerecht angewandt wird.
      Jetzt wollen diejenigen, die den „Verteilerschlüssel“ haben dies vmtl. sogar genau so. Dazu erlassen sie Vorschriften und Gesetze, damit es gerecht zugehe.
      Grundsätzlich ist es aber unmöglich Gerechtigkeit anhand von und mit Finanzen (Geldmittel) herzustellen.
      Und meinem Freund und mir stößt die Betrachtungs- und Auslegungsweise der Gerechtigkeit durch die Verteiler in ihrer Widersprüchlichkeit auf.
      So werden eigenartigerweise „die Reichen“ bei der Verteilung und „Schenkung“ des Staates immer reicher. Während die eigentlich Bedürftigen bei der Verteilung und Schenkung immer bedürftiger und ärmer werden. „Geschenke“ des Staats auch an jene „verteilt“ werden, die gar nicht in die „Spardose“ eingezahlt haben. Wenn dies alles also gerecht ist, dann würde es in dieser Betrachtungsweise und Auslegung ja bedeuten, dass „die Reichen“ gerechter wären, als „die Bedürftigen“. Weil „man“ ja Gerechtigkeit in Form von (finanziellen) Geschenken gerecht und damit gerecht verteilt?!
      Deshalb ja auch das Beispiel mit der/dem „Erstattung/Geschenk“ bei der Pflege.




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    2. II
      Jetzt ist halt die Ursache und der Fakt folgendermaßen (alles in Vorschriften und Gesetzen „gerecht“ niedergeschrieben):
      Ursache = Pflegebedürftigkeit
      Wirkung = Pflegetätigkeit in Form von Sachleistung von Menschen ausgeführt (wie diese Sachleistung/Tätigkeiten aussehen, hat mein Freund ja beschrieben).
      Jetzt ist die „Entlohnung“ (das – selbst bezahlte – Geschenk des Staates) eben so, wie ebenfalls von meinem Freund beschrieben.
      Von daher stellt sich meinem Freund und auch mir eben die Frage, wie es (gerechterweise) sein kann, dass ein und dieselbe Tätigkeit/Sachleistung unterschiedlich bewertet und damit auch unterschiedlich entlohnt wird?!

      Mein Freund und ich könnten jetzt noch diverse Beispiele der Gesetzgebung der Demokratie, die ja auf Gerechtigkeitsverständnis basierend beruhen soll.
      Stichwort „jüdisch-christliche Tradition“ anführen.

      Wenn die Auslegung aber subjektiv, weil Parteipolitisch, populistisch oder diktatorisch bestimmt erfolgt, dann kommt es eben zu willkürlichen und diktatorischen (weil eben von einer „Elite“ diktiert) zu den offensichtlichen Ungerechtigkeiten und Widersprüchlichkeiten.

      Aktuelles Beispiel: neues Wehrdienstgesetz versus Selbstbestimmungsrecht.
      Von daher wäre es selbst für mich heute leichter der Erfassung, der Musterung und erst recht dem Wehrdienst und damit der Wehrpflicht zu entgehen. Ich müsste mich nur jährlich neu selbstbestimmt den gesetzlichen Anforderungen entsprechend definieren.

      Hier widersprechen sich die „Gesetzgeber selber ganz offensichtlich, weil sie das GG damit außer Kraft setzen.

      Auch hier könnte man noch tiefer und differenzierter eintauchen. Im Ergebnis bliebe es aber dabei, dass sich die Gesetzgebung dann per se selbst widerspricht, ja widersprechen muss, wenn es sich um subjektive, von der eigenen Betrachtungsweise und Auslegung abhängige Entscheidungen handelt. Wenn nicht ein „einheitliches Recht und Gesetz“ wie im GG vorgegeben für alle Menschen (Männlein, Weiblein, Diverse) gleichermaßen Gültigkeit besitzt.

      Mit freundlichen Grüßen

      Robert Kroiß

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