Ralf Nietzschmann für den Arbeitskreis in Anlehnung an die
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Posting zum Thema: Replik und andere Betrachtungen
Liebe
Freunde/innen des AK Leipzig, verehrte Leser/innen &
Bekannte,
ich hätte nicht gedacht, dass der Aufstieg von RB Leipzig in die erste Bundesliga auch in unserem unmittelbaren Umfeld auf so starke Resonanz stößt.
ich hätte nicht gedacht, dass der Aufstieg von RB Leipzig in die erste Bundesliga auch in unserem unmittelbaren Umfeld auf so starke Resonanz stößt.
Dass
dieser Aufstieg in ganz Deutschland diskutiert würde, war zu
erwarten.
Ich
erinnere mich dabei an einen früheren Aufsatz über Sport und
Politik von mir.
Ich
betrachtete damals das Sportsystem Ost / West in Verbindung mit der
Politik kurz nach dem Beitritt.
Damals
äußerte ich mich kritisch zum Leistungssport in der DDR und die
Instrumentalisierung der Sportler, als Aushängeschild für die
Überlegenheit des sozialistischen Systems der DDR gegenüber der BRD
aus Sicht der Staatsführung der DDR.
Ich
äußerte mich aber auch kritisch zum Sportsystem der BRD.
Konzentriert hatte ich mich dabei auf den Fußball als Instrument der
Massenbegeisterung.
Als
Resümee stellte ich damals für mich fest, dass unabhängig vom
Gesellschaftssystem Sport und Politik nicht zu trennen ist. Besonders
der Fußballsport in den höheren Ligen, dienen als Ablenkung der
Menschen für gesellschaftliche Probleme.
An
dieser meiner Feststellung hat sich bis heute nichts geändert.
Was
ich verurteile ist die Heuchelei sogenannter Traditionalisten und
letztendlich auch die Neiddebatte in der Auseinandersetzung zwischen
West und Ost bezüglich darüber, dass der Osten nun wieder einen
Verein in der I. Bundesliga hat.
Jeder
einigermaßen sich mit dem Profifußball auskennender Mensch, weiß
doch, dass Profifußball und Kommerz zusammengehören. Wer also als
Verein, egal woher er kommt, keine Sponsoren und dadurch kein Geld
generieren kann, ist eben der Verlierer im System.
Wenn
Béla Réthy zu RB Leipzig
feststellt: „Andere leben auch nicht von Kirchensteuer“,trifft er genau den Punkt. Béla Réthy gehört zu den bekanntesten Fernsehreportern Deutschlands. Bei der Fußball-EM wird der 59-Jährige am 10. Juni das Eröffnungsspiel kommentieren.
Er ist bekennender Fan von Eintracht Frankfurt und stellt eben fest, dass Vereine wie Oberhausen, Essen, Offenbach oder Saarbrücken, die inzwischen in den Niederungen des deutschen Fußballs angekommen sind, ihn schon sympathischer sind.als RB. Aber bei RB wurde sauber gearbeitet, die Satzungen wurden erfüllt, also ist alles in Ordnung.
Eine Meinung, die ich als ehemaliger Fan von Chemie Leipzig durchaus teilen kann.
Chemie Leipzig gehört auch zu den Vereinen des Ostens, die durch Mißwirtschaft zweifelhafte Westberater und Trainer nach der Wende in der Versenkung verschwunden sind.
Andere Vereine, wie zum Beispiel Energie Cottbus sind eben am System gescheitert. Sie haben ganz einfach nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen, um dauerhaft in den Profiligen I. - III. zu spielen.
Nun was zu sogenannten Fankultur in Sachen RB Leipzig.
Auf dem Fußballplatz ist man nicht beim Gottesdienst. oder beim Halmaspiel.
Was aber mit RB in Auswärtsspielen, mit Duldung von Funktionären der sogenannten Traditionsvereinen, mit Unterstützung von einigen Medien, von Fans veranstaltet wird ist grenzwertig. Ich sage es ganz deutlich mancher Fan ist in meinen Augen nur noch bekloppt und versteht reinweg gar nichts vom Profifußball-
Hotelbelagerung bei Androhung körperlicher Gewalt an den RB Spielern, Bewerfen mit Gegenständen, nicht nur Bierbecher und Feuerzeuge, sondern gefüllte Urinbecher, oder zuletzt beim durch den Steuerzahler gepamperten Traditionsverein Kaiserslautern die Aufforderung den Spieler Orban zu erschießen, haben mit Sicherheit nichts mit Tradition zu tun, aber mit Idiotie.
Orban, der lediglich von Kaiserslautern nach Leipzig wechselte. Vereinswechsel, wie bei Vereinen eben üblich.Die Verantwortlichen von Kaiserslautern duldeten diese Plakate. Die „Kohle“, die sie von RB für den Transfer bekamen, steckten sie aber gerne ein.Auch das gehört in die Rubrik Moral,
oder ist nur Angst vor den eigenen Fans?
RB der Aufsteiger aus meiner geschichtsträchtigen Stadt Leipzig, die vor 26 Jahren maßgeblich zu den Veränderungen in Deutschland beigetragen hat, ist im Osten und eben nicht im Westen.
Das veranlasste zum Beispiel den Journalisten Michael König in der Süddeutschen Zeitung zu den Ausspruch: RB sei eine Gefahr für den deutschen Fußball ( keine Einzelmeinung, sondern meistens von Westexperten geäußert). Begründung dieses ausgewiesenen „Fachmanns“ Red Bull als Hauptsponsor. Kein Wort zu Leverkusen, zu Wolfsburg, zu Hoffenheim, zu Ingolstadt. Jeder weiß, wer hinter diesen Vereinen steht. Kein Wort zur Aktiengesellschaft Borussia Dortmund, kein Wort zu den Millionen die der HSV von den Millionär Kühne regelmäßig bekommen hat, kein Wort zu Sponsoren, wie Wiesenhof bei Bremen, oder Gazprom bei Schalke usw.usw..
Ein besonderer Fall ist ja nun Bayern München. Zweifelsfrei ein hervorragendes Management und vermutlich der einzige Verein, der in den nächsten Jahren auf europäischer Bühne ein ernstes Wort bei der Vergabe von Titeln gegen die finanzstarken Vereine in Europa mitspielen kann.
Aber für die Bundesliga?Schaltet Bayern die Konkurrenz durch Abkauf der Schlüsselspieler von dort nicht aus? Spieler versauern auf der Ersatzbank oder Tribüne und werden nachhaltig in ihrer sportlichen Entwicklung gestört.
Wer schadet den deutschen Fußball mehr, der Brausemilliardär Red Bull, oder Bayern?
Wie gesagt, mir geht es nicht um Vereine, sondern um Heuchelei im Profifußball allgemein und Neiddebatte, wenn es um den Fußball im Osten geht.
Noch kann jede Familie, jede Frau, jedes Mädchen, jeder Rentner, bedenkenlos zu RB Leipzig gehen. Dort herrscht eine Fankultur, bei der Begeisterung für die eigene Mannschaft im Vordergrund steht, die Fans der Gegner aber geachtet werden.
Wenn ich nur an die jüngsten Ausschreitungen der Nürnberger Fans in Frankfurt denke, oder an die Fans des Traditionsvereins Union Berlin, die gerade wieder vom Traditionsverein Hansa Rostock kommend einen Regionalzug zerlegt haben, vergeht mir die Lust auf Tradition. Ich bin da lieber beim Retortenverein oder Plastikverein Red Bull Leipzig.
Glück auf
Ralf
1 Kommentar:
Ich stimme Ihnen weitgehendst zu.
Alleine mit Tradition ist im harten Profifußball nichts mehr zu gewinnen.
Zu Bayern München habe ich eine abweichende Meinung.
Bayern braucht ganz einfach einen Personalkader, um international mithalten zu können.
Gerade unter Pep Guardiola, wurde doch die Rotation erfolgreich umgesetzt, um eben auf nationaler und internationaler Ebene Spitze zu sein. Richtig ist, dass Bayern national kaum zu schlagen ist. Es ist dem klugen Management bei Bayern zu verdanken.
Schaut man sich sogenannte Traditionsklubs der Fußball-Bundesliga an, überfällt einen fast zwangsläufig eine große Melancholie: Der VfB Stuttgart und Hannover 96 - abgestiegen. In der 2. Liga haben einstmals große Vereine wie 1860 München, der Karlsruher SC, der VfL Bochum, der St. Pauli oder der 1. FC Kaiserslautern ihre Blütezeit lange hinter sich und fristen ein trauriges Dasein im Schatten der finanzstarken Erstligavereine und der eigenen Geschichte. Ganz bitter wird es, wenn man sich Alemania Aachen und Rot Weiß Essen in der Regionalliga West anschaut.
Nun kommt mit RB Leipzig ein neuer Verein dazu, der alle Möglichkeiten ausschöpft um die 50 + 1 Regel vorteilhaft für RB auszulegen.Ich finde das in Ordnung.
Alle Vereine brauchen, wenn sie langfristig eine Chance haben wollen, dringend frisches Geld - und zwar von außen. Dazu muss eine der kontroversesten Bestimmungen des deutschen Fußballs hinterfragt werden: die 50+1-Regel. Sie stellt eine finanzielle Barriere für Neuerungen dar.
Die internationalen Großinvestoren machen einen Bogen um den deutschen Fußball Diese fehlende Finanzkraft wird den deutschen in Zukunft noch schwer zu schaffen machen: Da es im Fußball um sehr viel Geld geht, werden die Topstars Deutschland früher oder später verlassen. Das gilt sowohl für Spieler, als auch für Trainer.
Vereinsverantwortliche, die an der 50+1-Regel festhalten wollen, haben häufig vor allem ihren eigenen Job im Blick. Denn wenn ein Mehrheitsinvestor in einen Klub einsteigt, bringt er meist sein eigenes Personal mit - und die bisher einflussreichen Personen um ihre Ämter bringen.
Bestes Beispiel Red Bull in Leipzig und das erfolgreich.
Wer aber langfristig die Konkurrenzfähigkeit deutscher Vereine mit internationalen Konkurrenten gewährleisten will, kommt nicht darum herum, über die Abschaffung der 50+1-Regel nachzudenken. Sie darf nicht die Handbremse des Profifußballs sein, die stets angezogen bleibt, während die Ligen in anderen Ländern mit Vollgas unterwegs sind. Bleibt sie bestehen, werden Bayern München oder Borussia Dortmund auf lange Sicht die einzigen Klubs sein, die in der Champions League mitspielen können. Beide haben es vorzüglich verstanden, sich finanziell gut zu positionieren - trotz der 50+1-Regel.Bei RB ist als Neuling erstmal abwarten angesagt.
V.H. Wirtschaftsberater
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