Freitag, 4. März 2016

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.Immanuel Kant
Ralf Nietzschmann für den Arbeitskreis in Anlehnung an die
Nachdenkseiten (NDS)
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Posting zum Thema: Sachsen oder was?

Liebe Freunde/innen des AK Leipzig, verehrte Leser/innen & Bekannte,
ich wusste ja gar nicht, dass über 4. Millionen Einwohner in Sachsen potentielle Nazis sind.
So zu mindestens, wenn man großen Teilen des Mainstreams folgt.
Als geborener Sachse und aus einer eher kommunistisch ausgerichteten Familie kann ich natürlich so was nicht stehen lassen. Meine Großmutter väterlicherseits und mein väterlicher Freund waren Mitbegründer des Spartakusbundes in Leipzig und aktiv für die KPD tätig. August Müller, mein väterlicher Freund, saß unter den Nazis im Zuchthaus und in der DDR wiederum auch in Bautzen, weil er sich mit den Ereignissen vom 17.Juni 1953 und der Reaktion des Systems angelegt hat. Er prägte maßgeblich meine Einstellung zu gesellschaftlich politischen Problemen.
Meine Meinung zur Situation speziell in Sachsen, aber auch in gesamten Deutschland.
Ich will nicht lange über eine Minderheit reden, die im Zusammenhang mit Flüchtlingen Flüchtlingsheime in Brand setzen, Vorkommnisse, wie in Clausnitz verursachen.
Chaoten bleiben Chaoten und müssen unverzüglich bestraft werden und das abschreckend für die anderen Chaoten.Falsch ist aber alle Sachsen vorzuverurteilen und gezielt Meinungsmache zu machen. Es ist die allgemeine Methode, um von den Ursachen und Verursachern abzulenken.
Viel wichtiger ist es aber mal die Gesamtlage in Deutschland zu diskutieren und warum wir heute Pegida und eine AfD haben.
Wenn man sich unvoreingenommen mit PEGIDA und AfD auseinandersetzt, stößt man unweigerlich auf den Begriff der Angst. Die Anhänger dieser Bewegungen protestieren, um gegen eine Islamisierung des Abendlandes vorzugehen.Das ist natürlich falsch, aber wer klärt die Menschen auf, warum ihre Angst berechtigt ist, aber das in keinem Zusammenhang mit den flüchtenden Menschen steht? Die Angst ist Programm und menschlich durchaus zu verstehen. Hinterfragt man, was es mit der Angst vor den Flüchtlingen eigentlich auf sich hat, stößt man hauptsächlich auf Verlustängste, wie Arbeitsplatz, sozialer Status, Eigentum,
Ist das wirklich so unbegründet?

Wer hat denn für diese Ängste gesorgt? Waren es nicht die neoliberalen Parteien in Deutschland und vorallen die SPD mit ihrer Agenda 2010?
Gegen die Wirtschaft, so sagte Kanzler Schröder, als sein damaliger Finanzminister Oskar Lafontaine die Reißleine zog, werde er keine Politik machen. Das hat er dann auch nicht und stattdessen das gemacht, was die Wirtschaft von ihm wollte. Zu Lasten von Sozialen und Demokratie und Sozialdemokratie.
Was haben denn dann die anderen neoliberalen Parteien CDU/CSU/GRÜNE und vor allem
die SPD als Juniorpartner in Regierungsverantwortung im weiteren Verlauf gemacht?
Bis zur Perfektion wurde dieses inhumane System im Interesse der Wirtschaft ausgebaut.
Der Mensch soll nur als Arbeitskraft, Arbeitnehmer, Angestellter, als Humankapital halt, in den gesamtgesellschaftlichen Prozessen angesehen werden. Rechnet er sich, so darf er bleiben. Falls nicht, dann eben Entlassung. Kündigungsschutz nur noch eine Farce. Neueinstellungen nur noch in verlängerter Probezeit, oder gleich befristet und dann rein ins „Paradies“ der sozialen Absicherung, rein ins Fallmanagement der Hartz-IV-Behörde.
Man kann also feststellen, dass unsere Regenten nur nach den Vorstellungen der Wirtschaft handelten, als weder christlich oder sozial und erst recht nicht human.
Nun zurück nach Sachsen, aber eigentlich nur beispielhaft für Deutschland.
Der sächsische Teil der Wirtschaft hat Angst. Der Standort sei nach solchen Aktionen wie in Clausnitz und Bautzen in Gefahr. Deshalb muss die Politik wirksam dieser Entwicklung entgegentreten. Schon seit einiger Zeit stellten die Vertreter der deutschen Wirtschaft fest, dass Flüchtlinge eine große Chance seien. Man könne sich den Menschen, die hier Zuflucht suchten, nicht einfach verweigern.
Die Debatten um Flüchtlinge, sind die reinste PR-Kampagne für eine ansonsten eher weniger als human bekannte Wirtschaftselite geworden. Plötzlich klingen Wirtschaftsverbände und Arbeitgebervertreter wie Aktivisten von Amnesty International. Neben Chaoten, Vollidioten mit rechter Gesinnung sieht man ohne viel Zutun halt schnell mal wie jemand aus, dem der Mensch über alles geht. In Wirklichkeit reden wir hier aber von einer Wirtschaft, der es nur um Einsparungen und um die Ökonomisierung aller Lebensbereiche geht.
Machen wir uns bloß nichts vor. Die Wirtschaft war nie für eine humane Arbeitswelt.. Mit allen hat sie Geschäfte gemacht. Nur eben Profit und Marktvorteile müssen garantiert sein. . Moral und Anstand sind noch nie Aufgabe der Wirtschaft gewesen. Das wäre eine ganz und gar Aufgabe der Politik.


Nun stellt sich die Frage, mit welchen Politikern? Mit Merkels CDU, mit Gabriels SPD, mit Lindners FDP, mit Özdemirs Grünen, mit Seehofers CSU, oder gar mit Petry oder Gaulands AFD?
Ein klares nein.Es sind alles neoliberale Parteien. Auch die AfD nimmt sich da nicht aus.
Noch werden sie von den sogenannten etablierten Parteien in eine rechte Ecke gestellt. Wenn es aber darauf ankommt und man sie zum Machterhalt braucht, kann sich das ganz schnell ändern.
Das Grundprinzip ändert sich nämlich nicht.
Die Chaoten von rechts sollen ja die Geflüchteten nicht in Ruhe lassen, damit die zur Ruhe kommen, sondern damit keine Geschäfte der Wirtschaft in Gefahr geraten und die anständigen Menschen sich weiter empören können. In Wirklichkeit nur Ablenkung, Moral als Selbstzweck, damit der Mensch Zweck bleibt und nicht Mittel, bleibt Fehlanzeige.Moral gibt es bei diesen Führungsspitzen dieser Parteien nicht. Klar sagt man dann auch, dass man Flüchtlinge brauche. Die Frage wäre nur warum, bei eigenen 6 Millionen Arbeitslosen, bei steigender Armut. Sie erlauben ja vielleicht eine Abschaffung von Mindestlohn und garantieren eine hübsche Reservearmee, mit der man Arbeitnehmer fein unter Druck halten kann. Da schließt sich nämlich der Kreis, wegen der Angst.
Das Menschen dann allerdings Pegida und der AfD hinterherlaufen ist für mich zwar schwer verständlich, passt aber in unsere Gesellschaft. Gezielter Meinungsmache gehen immer wieder Menschen auf dem Leim.
Wie die etablierten Parteien heruntergekommen sind möchte ich nur mal an Hand der SPD dokumentieren.
Die SPD hat die Hälfte ihrer Mitglieder in den letzten 25 Jahren verloren. Der Schwund hält unvermindert an. Mit den Wählern sieht es nicht besser aus. Die Leute haben die Schnauze voll von der SPD. Das gilt für andere Parteien tendenziell auch, aber die SPD ist da ganz weit vorn.
Wenn in diesen Tagen Gabriel zum Versteher seines eigentlichen Klientels wird, ist das nur noch als pervers zu bezeichnen Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts, ist das nichts anderes als die Sprache eines Bachmanns, einer Petry, also der Pegida und AfD.
Gabriel, der jegliche Schandtat mitgemacht hat, versucht kurz vor den LW genau so zu blenden, wie Pegida und AfD. Er wird zwar das Debakel der SPD nicht mehr verhindern können. Das ist auch gut so. Hoffentlich besinnen sich die ordentlichen Genossen an der Basis und jagen solche Leute wie Gabriel endlich davon.
Letztes Umfrageergebnis: BW SPD 13 % AfD 13 %
Sachsen-Anhalt SPD 15 % AfD 19 %
Rheinland-Pfalz frühere SPD Hochburg SPD nur noch 34 % die AfD 9 %
Darum sind für mich die Hauptverantwortlichen für Pegida und AfD nicht ein paar Hundert Chaoten und Nazis in Sachsen, sondern die aktuellen Politiker.
Nun muss man ja auch noch die Wahlbeteiligung abwarten.Das wird dann wieder der allgemeine Zirkus, wenn sich die „Sieger“präsentieren.
Abschließend noch ein Hinweis auf den Beitrag von Albrecht Müller heute, den 4.3.2016, auf den Nachdenkseiten. Hier schreibt ein wahrer Sozialdemokrat.

Merkels Popularität gründet auf Vergessen, Ausblenden und dem Wunsch, dazu zu gehören.

https://www.google.de/search?q=Merkels+Popularit%C3%A4t+gr%C3%BCndet+auf+Vergessen,+Ausblenden+und+dem+Wunsch,+dazu+zu+geh%C3%B6ren.&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=DYnZVpL9LOGa6ATloLigCw



Glück auf
Ralf

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nach drei Versuchen im Will Forum zu kommentieren, gebe ich es auf.Die „Kommentarregeln“ meinen es nicht gut mit mir.
Es passt aber zum Kommentar hier.
Sinngemäß habe ich geschrieben.
- Wo bleibt die wirkliche Ursachenbeseitigung, damit Menschen, egal aus welchem Grund nicht mehr nach Europa und D. kommen?
Warum laufen so viele Menschen der AfD hinterher?
Sie haben es satt, von unseren Politikern ständig gegen ihren Willen bevormundet zu werden.
Sie suchen Alternativen zu einer verlogenen Politik.-

AfD ist zwar keine Lösung, aber zu mindestens ein Warnschuß, was ein Großteil des Volkes für sich erwartet.
Merkels Politik ist verantwortlich für diese Politik und damit für den Rechtsruck in Deutschland und Europa.
Merkels eigenmächtige Grenzöffnung am 5. September, verkauft sie als humanistisch.
Es passt eher zu ihrer Politik der Wetterwendigkeit.Sie dreht die Fahne nur nach dem Wind.

Was ist denn zur Zeit Merkels Politik?
Obwohl sie, siehe Will Sendung vom 28.2., nicht von ihrem Weg abweichen will, hat sie sich unter dem öffentlichen Druck und anstehenden Wahlen schon längst von ihrer Linie verabschiedet. Angesichts der schrecklichen Zustände an der griechisch-mazedonischen Grenze und nicht nur dort, erzählt sie jetzt den treuen Michel, dass die Zustände nicht mit denen in Ungarn vergleichbar sind. Da hat sie Recht, denn sie sind schlimmer. So die Definition Humanismus nach Merkel.

Merkel betreibt ein widerliches Spiel, dass ich nur als menschenverachtend bezeichnen kann.
Angeblich habe sie einen Plan, weigert sich aber, diesen auch nur ansatzweise zu erklären. Es kann keine Obergrenzen geben ist ihre Aussage. Tatsächlich aber gibt es die schon längst mit allen prophezeiten negativen Folgen.Nur nicht an unseren Grenzen.Und wieder muss das ohnehin gebeutelte Griechenland für die maßgeblich von Merkel zu verantworteten Politik die Hauptlast tragen.
Diesen Umstand nutzt sie, um verlorengegangene Wählerstimmen zurückzugewinnen. Es ist die gleiche Taktik, die bis zur Öffnung der Grenze verfolgt worden ist.
Das „Dublin-Abkommen“ hat Deutschland vor direkter Zuwanderung geschützt.Jetzt ist es die Schließung der Balkanroute. Merkel geht nun so weit, um zu sagen, dass die Zeit des Durchwinken vorbei ist. Ist das nicht eine Obergrenze? Nur Merkel schiebt die Verantwortung weiter.

Welch feige Heuchelei und gezielte Verdummung des treudeutschen Michels.
Albrecht Müller hat schon Recht, wie er diese Person einschätzt. Bloß viele unserer Mitbürger, fallen immer wieder auf diese Person und ihrer Politik rein.

Geht Merkel nicht auch einen Pakt mit dem „Teufel“, oder „Superdemokraten“ ein, nur um ihre verfehlte Politik zu retten? Er heißt Erdogan und freut sich schon auf die Milliarden, die Merkel ihn zuschanzt.
Demokratie in der Türkei, spielt doch keine Rolle.Hauptsache keine Flüchtlinge mehr in Deutschland, so die Auslegung der „Humanistin“ und Pfarrerstochter Merkel.
Die FAZ vom 05.03.2016."Türkische Grenzschützer“, haben laut Menschenrechtlern und Aktivisten, neun Syrer erschossen, als diese illegal die Grenze zur Türkei überqueren wollten.Mindestens zehn Syrer seien am Freitagabend verletzt worden, meldet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag.
Aufschrei in den Medien, Stellungsnahme von Merkel und Co.? Nichts gehört.
Wenn aber die AfD, eine solche menschenverachtende Tat fordert, überschlagen sich unsere Politiker sofort. Ich frage mich schon, warum nicht, wenn es sich um die Türkei handelt?
Abschließend, Merkels politisches Handeln ist für mich nur noch als verlogen, heuchlerisch und ekelhaft zu bezeichnen. Alles, was momentan abläuft, ist darauf ausgerichtet, die drohende Katastrophe für den Tag der drei Landtagswahlen am 13. März, zu begrenzen.
Dazu dienen eben auch Ansichten der AfD und Pegida, egal ob sie richtig sind.

Kurt

Paulus hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Paulus hat gesagt…

Ich kann die Position von Ralf verstehen, teile sie in wichtigen Einzelfragen allerdings nicht ganz. Die AfD heute in ihren Grundüberzeugungen bereits klar einordnen zu können, fällt mir schwer. In der Partei selbst ist noch zu vieles in Bewegung, unausgegoren und widersprüchlich. Neoliberales im üblichen Verständnis des Begriffes (als Neo-neo-Liberalismus) sehe ich weniger, eher schon ein Hang zum Ordoliberalismus Rüstow´scher Prägung. Die 2. Vorsitzende Frau Storch bekennt sich rigoros zu v. Hayek, der zwar zum Teil brillant argumentiert aber in seiner totalen Ablehnung des Staates als Ordnungsfaktor widersprüchlich wird und ins Sektierertum abgleitet. Ich nehme an, das sieht man auch in der AfD ähnlich. Den Grund dafür sehe ich in seiner Totalüberschätzung der Funktionen die "der Markt" erfüllen kann bzw. nicht erfüllt. Gauland ist ein zu hoch gebildeter, konservativer Intellektueller als das er "den Markt" so "vergötzen" würde wie es bei v. Hayek der Fall ist.

Ich selbst würde mich als einen konservativen Linken charakterisieren, der den im Westen üblichen Eigentumsbegriff kritisch gegenüber steht und dessen Modifikation für unvermeidbar hält. Dem bewusst ist, dass jedes Verständnis einer funktionierenden wirtschaftlichen Ordnung, ein historisch gewachsenes, kulturelles und soziales Gefüge benötigt, das der Markt selbst nicht erzeugen kann kann und die erst die (mögliche) Funktionsfähigkeit der (Markt)Wirtschaft garantiert. Die Aufrechterhaltung dieses sozialen Gefüge, dass einen total liberalisierten Markt vor der Selbstzerstörung bewahrt, kann nur ein Staat über seine Ordnungspolitik leisten - dazu muss er stark sein. Diese Überlegung hätte keinen Platz mehr in den Vorstellungen von v. Hayek .Ohne kulturelle Orientierung wird "der Markt" zum Monster und produziert mehr Probleme und Elend als er zu lösen vermag.

Gruß
Paulus

Anonym hat gesagt…

Moin Paulus,

ich schätze das NACHTCAFé. Am vergangenen Freitag gab es eine hochinteressante Sendung zum Thema:

Väter – gehasst, geliebt, bewundert. Zu finden in der SWR Mediathek.

Im Mittelpunkt stand für mich Niklas Frank, der Sohn von Hans Frank, dem ranghöchsten Juristen des Dritten Reiches und sog. Schlächter von Polen, der 1946 hingerichtet wurde. Niklas Frank war damals 7 ½ Jahre alt. Er setzt sich bis heute mit den Verbrechen seines Vaters auseinander. Ich bewundere ihn dafür. Es kann für mich nicht einfach sein, mit den Verbrechen der Vorfahren leben zu müssen. Ich bin froh, dass ich auf die Vergangenheit meiner Familie stolz sein kann.

Niklas Frank trägt ständig ein Foto seines Vaters mit sich, welches den hingerichteten Naziverbrecher zeigt. Auf die Frage, was er in diesem Bild sieht, antwortete er sinngemäß:

Er ist nicht TOT. Sein Geist ist nicht mit ihm gestorben. Angesichts von AfD und Pegida grinst er. Er sieht in ihnen die alte Herrenrasse!

Ja, der Schoß ist fruchtbar noch....

Gruß
Herbst