Donnerstag, 5. Juni 2014

"Die Menschheitsgeschichte..., in Wahrheit die Geschichte Gottes?!"

Wie  angekündigt und versprochen hier nun mein - an sich 420 Seiten umfassendes - Buch: "Die Menschheitsgeschichte ..., in Wahrheit die Geschichte Gotte?!" aus meinem Archiv und deshalb ein wenig "zusammen gepresst".
Es wurde zum ersten Mal 2007 veröffentlicht, ist allerdings schon einige Jahre älter. Und wie dies nun mal so ist, wenn man nach einigen Jahren das selbst verfasste wieder mal liest, stellt man fest, dass man das ein oder andere heute etwas anders formulieren würde. Selbstredend ist man selbst auch nicht "stehengeblieben" und so könnte man nun weitere neue "Erkenntnisse" hinzufügen. Aber man muss ja auch nicht alles in Buchform niederschreiben.


Vorwort



Dieweil ja viele es unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen/Ereignissen, die unter uns völlig geglaubt werden, zu erzählen, so wie es uns die überliefert haben, welche von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, der Reihe nach auf zu schreiben. ( Lukas 1; 1 – 4)



Eine bessere Einleitung für das nachfolgend Niedergeschriebene konnte ich eigentlich gar nicht finden.

Von frühester Jugend an fragte ich mich nach dem Grund meines Daseins, suchte den wahren Sinn des Lebens. So zu einem Suchenden geworden, las ich alles, was es in diesem Zusammenhang zu lesen gab.



Auffällig bei allem Gelesenen war der rote Faden, welcher sich durch Alles zog: erstens der Glaube als Voraussetzung eines Weges für alles Nachfolgende, zweitens eine stets „verborgene“ Wahrheit und eine damit nicht übereinstimmende Wirklichkeit und drittens gab es letztendlich immer ein Happyend!



Nicht so in meinem Dasein und in der Wirklichkeit. Also stellte sich ganz von selbst die Frage, was läuft hier falsch, oder besser gesagt, was läuft anders und weshalb?



Allerdings hatte ich natürlich auch eine falsche Vorstellung eines mir noch unbekannten Weges und eines Happyend. So kann „auf jedem Wege“ zwar das ein oder andere Etappenziel – verbunden mit einem Zufriedenheits- und Glücksgefühl - erreicht werden, das „wahre“ Happyend allerdings kann und wird sich erst am Ende des Weges einstellen.



Damit war klar: ich musste den „roten Faden“, die „verborgene“ Wahrheit hinter der Wirklichkeit finden und erkennen. Auf meinem Wege, eine Etappe nach der anderen erreichend, im Glauben und der Gewissheit, dass sich dann auch bei mir das, „mein“ Happyend einstellen wird, ja gezwungenermaßen muss, denn es ist die logische Konsequenz der Wahrheit und Gerechtigkeit.


Und so kam ich – als Einer von Vielen – zu der „Erkenntnis“: die Geschichte der Menschheit ist in Wahrheit die Gottesgeschichte! „Man“ muss sich Gott zuwenden, um die Menschheit, ihre Geschichte und deren „Werke und Weisheiten“, die Wirklichkeit zu verstehen und nicht umgekehrt: Menschenwerk verstehen und erkennen, Wirklichkeit erforschen, weltliches Wissen erlangen, damit Gott suchen und ihn finden. Dies kann und wird nicht gelingen. Andersherum wird ein Schuh daraus.



Alleine dieses Thema und die Planung des Inhaltes dieses Buches machten mir schon bewusst, wie unvollkommen jede menschliche Bemühung bei der Darstellung göttlicher Werke sein wird; weshalb auch dieses Buch nur als ein Versuch gewertet werden kann, die Größe und Allmacht Gottes, mit der Kleinheit menschlichen Fassungsvermögen zu erhellen. Die sichtbare Wirklichkeit und damit Menschheitsgeschichte anhand der „Wahrheit Gottes“ zu durchleuchten und gegenüber stellen.

Ein scheinbarer Widerspruch, aber doch wissen wir, dass die Unaussprechlichkeit Gottes nur in den Herzen derer zum tönen kommt, die an das „Göttliche“ glauben und mit „wahrer“ Liebe im Befolgen und „Gehorsam“ des göttlichen Wortes das „Werk Gottes“ erkennen und so auch wissen, was nicht in Worten ausgedrückt zu werden vermag und sich deshalb auch nicht „offensichtlich“, sondern nur verborgen und geheim in Gleichnissen der Weltliteratur, den Religionen, all den Geschichtsbüchern und der Wirklichkeit vorfinden lässt.



Der Versuch, das Wort Gottes und seine Wirkung wie einen roten Faden durch die Geschichte der Menschheit zu verfolgen und darzulegen, kann deshalb nur dort geschehen, wo die Wirklichkeit der Geschichte auch zugleich wahr geworden ist. Sie wird aber nur wahr bei dem, der – nicht der Wirklichkeit – wahrhaft geglaubt hat!



Die erforschte und noch zu erforschende Geschichtswirklichkeit ist da nicht die Wahrheit selbst, sondern die dienstbare Alternative zu ihrer Unterscheidung, indem sie versucht die Wahrheit zu verhindern. (Hierzu gibt es in der jetzigen Zeit und Wirklichkeit viele Bücher, welche erwähnenswert wären).



Diese Welt ist im Glauben (heute) das Notwendige (die Zeit und der Ort, das Dasein nach der Vertreibung aus dem „Garten Eden“), das nur Wirkliche, aber nicht das Wahre, zur Geistesbildung derer, die ihr schon einmal (vergeblich) geglaubt hatten und dabei arm und elend geworden sind: „denn glückselig die Armen im Geiste...“



Die Welt von heute stammt aus einem Denkprozess, worin Jemand zu unrecht „reich“ und ein Anderer zu „unrecht“ arm wurde, Jemand in der Wirklichkeit „wissend“ und ein Anderer in derselben „unwissend“ geworden ist.

Die „Welt“ des Reiches Gottes ist Erkenntnis Gottes, wodurch man zu recht reich und zu recht arm, in Wahrheit wissend und in Wahrheit unwissend geworden sein wird.



Bis zu seiner Erfüllung bleibt alles im Fluss, da „wir“ noch nicht am Ende des Weges angelangt sind.



„Da wir – und wir sind alle geistigen Kräfte des Glaubens -, an diesem Buche schon gearbeitet haben, ehe es geschrieben wurde, kann kein Autor es sein Eigen nennen, außer Gott!



Auch dann nicht, wenn wir meinen, dass noch unbewusst menschliches Tun und Vorstellungsvermögen die Feder/Tastatur geführt haben, da auch das, was wir nicht wissen oder noch nicht erkennen, eine Seite ist, womit Gott wirkt und gewirkt haben wird.“

Und wenn auch ein erheblicher Teil von dem nachfolgend Geschriebenen bereits Ende der sechziger Jahre von einem Manne - welcher bei all seiner Erkenntnis trotz alledem auch „nur“ ein Mensch mit all seinen Schwächen und Fehlern, sich auf der Suche und dem Weg zur Wahrheit befindend war -, den ich das Glück hatte, bereits in meiner frühesten Jugend, Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger kennen zu lernen zusammen getragen wurde, seiner „Gottesfurcht und -suche“ und seiner unglaublichen Erkenntnis zu verdanken ist, glaube ich, das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht zu haben, da auch ich im Beschreiten dieses Weges selbst zu der ein oder anderen Erkenntnis gekommen, einen kleinen Teil Wahrheit und des SEINS entdeckt und vieles von dem bestätigt vorgefunden zu haben glaube, was nicht nur von diesem Manne, sondern über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg, wie auch heute noch von vielen „Weisen“ niedergeschrieben und vielleicht auch erkannt wurde, dieses „Werk“ heute neu zu überarbeiten und zu veröffentlichen, da die Zeit (Viele sprechen über das „Wassermann- Zeitalter, mit dem „Etwas“ Neues – eine geistige Wende - verbunden sei) gekommen zu sein scheint.




Evangelium nach Johannes:

...im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dies war im Anfang bei Gott, alles war durch dasselbe, und ohne dasselbe war auch nicht eines, das geworden ist.



Allgemeines






Die Geschichte Gottes in der Geschichte des Menschen und die Menschengeschichte in den Bünden mit Gott und Göttern zu beschreiben, ist schon vielseitig von Menschen unternommen worden, die erkannt haben, dass die Erhellung der Bezüge zwischen Gott und Mensch auch eine größere Klarheit über die Völker, ihre Herkunft, Gegenwart und Zukunft mit sich bringt.

Das geistige Tief, die Finsternis und Angst aller Völker lässt solche Versuche begreifen, die zudem dann noch vorangetrieben werden, wenn durch die wenig trostvollen Beziehungen internationaler Kontakte (UNO, NATO, EU, Wirtschafts- und Kapitalvereinigungen, Logen und Geheimbünde, Illuminate und Freimaurer usw.), bei einer sich scheinbar ungesund vermehrenden Bevölkerung, sowie durch erhöhte Konfliktgefahren, Krisen und Kriege, Klima- und Naturkatastrophen diese aus scheinbar unlösbaren Gegensätzen herauf beschworen sind.

So erkennen wir heute in zunehmendem Maße, dass Gesetz und Ordnung alleine den Völkern nicht mehr Schutz und Schirm bieten, wider die sprunghaft anwachsenden gesellschaftlichen Probleme (Überschuldung der gesamten Welt, Globalisierung, Gentechnik, „Methusalem-Komplott“, Klimaänderung, Terror, Verrohung und Zunahme der Gewaltbereitschaft, Vergreisung der Gesellschaften, nicht mehr bezahlbare Sozialsysteme etc., hierzu gibt es inzwischen reichlich Literatur) und dass etwas Besseres an deren Stelle treten muss.

Immer häufiger macht dabei das Wort vom Paradigmenwechsel (der Wechsel von einer rationalistischen / wirklichkeits-bezogenen hin zu einer ganzheitlichen Sicht / Erkenntnis) die Runde. Aber eben auch nur das Wort und nicht die Umsetzung.

Das Bessere kommt aus der Erkenntnis Gottes, welche durch den zweiten und besseren Bund mit „Israel“ entsteht, den Gott ihnen verheißen hat. (Siehe hierzu auch: Hebr. 8/6-10 und 11/39-40)

Erkenntnis Gottes ist die Erinnerung Gottes, in welcher Gott selbst kommt: „...denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jahwes...“ ( Jesaja 11/9 )

Bis dahin sind die Gesetze der Völker nur Notverordnungen, durch welche die Welt bis zur Erkenntnis Gottes aufbewahrt wird, aber eben nicht die göttliche Ordnung selbst.

Das in Israel niedergelegte Gesetz Gottes aber war und ist das Gesetz, wodurch die Gesetze der Menschen gefressen werden, gleich wie die Schlange des Moses die Schlangen der Ägypter gefressen hat. Doch auch dieses göttliche Gesetz ist geschwächt, wie man sieht und auch seine Träger – die Religionen -, weil sie es nicht erfüllt haben. Sie werden hinweg genommen vor der Ankunft dessen, der das Gesetz erfüllt haben wird: Jesus Christus. ( Römer 10/1-4 )

Die Erfüllung des Gesetzes aber ist des Gesetzes Ende, weil das Ersehnte – Gott selbst– kommt.

Darum sind die Gesetze abgegriffen und stumpf, bedürfen ständiger Änderungen und Anpassungen, weil die gesetzgebenden Kräfte, auf welche das Volk schaut, selbst schwach geworden sind und dabei sind, ihr Ansehen zu verlieren und diese Schwäche hat längst auch die Völker erreicht.

Denn mit der Kraft des Gesetzes und ihres Wissens haben die Führer und Herrschenden der Völker Schande getrieben, weshalb hier Jedermann bemüht ist, durch gegenseitige Aufdeckung von Schande aller Art sich selbst zu bedecken, wobei aber die Decke zu kurz und zu schmal zu werden beginnt.

Da aber die Herrschaften und Gewalten dieser Welt darauf bedacht sein müssen, dass Chaos und Unordnung nicht überhand nehmen, sind sie bis zur Vollkommenheit der Erkenntnis Gottes ermächtigt, tun zu können, was ihre Macht stützt. Das ist das Recht der Götter, der Lohn der Ungerechtigkeit. Dies erklärt vielleicht auch, wie es möglich ist, dass Beziehungen, international politische und wirtschaftliche Kontakte, Bünde und Geheimbünde – in welcher Form auch immer – existieren und funktionieren, genauso wie die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systeme, ohne allerdings die sich selber verordneten Ziele in Wahrheit jemals erreicht zu haben und zu erreichen.

Aber der Verfall des Gesetzes und die Zersetzung ihrer Macht werden zur „Götterdämmerung“! Ihren Bemühungen entsprechend sind mannigfaltige Systeme entstanden, womit sie sich bis zum Tage Gottes ihre Herrschaft abzusichern vermögen.

So sind denn alle Regierungsformen mitsamt ihren verschiedensten religiösen, philosophischen, wissenschaftlichen und anderen Inhalten insgesamt das Haupt des Fürsten dieser Welt, der über Völker, Nationen, Stämme, Sprachen und Geheimnisse herrscht, letztendlich aber doch zum Scheitern verurteilt, wie allenthalben und immer offensichtlicher deutlich wird.

Es ist dabei von größter Bedeutung einzusehen, dass dieses „Haupt“ – um wen, bzw. was sollte es sich hierbei wohl handeln? – als Völker leitende Funktion in seinen verschiedenen Ansichten selbst das herbeiführt, wogegen es kämpfen muss und in Wahrheit auch kämpft, nämlich: die Offenbarungen Gottes. (siehe hierzu auch: Jan van Helsing; Hände weg von diesem Buch; Seite 187; Zitat: Folgendes müssen wir der Menge sagen: „Wir verehren Gott...“).

Wie auch die Wissenschaft gerade mit der Genforschung eigentlich im Sinne hat, selbst zum Schöpfer des Lebens, gottgleich selbst zu Gott werdend und damit eigentlich beweisen möchte, dass es Gott nicht gibt. Aber gerade mit diesem Schritt wird sich die Unfähigkeit der Wissenschaft beweisen und sie selbst wird damit den Beweis antreten, dass sie weder Schöpfer noch Götter sind, sondern dass hinter all ihren wissenschaftlichen „Erkenntnissen“ ewiges Leben – schöpferisch in seiner Ewigkeit - nur in der „absoluten Wahrheit“ und eben nicht in der Wirklichkeit zu erkennen ist.

Da es sich dabei um einen „Kampf“ im Hause Gottes und einen Kampf der Götter wider die Kinder Gottes handelt, kann bis zur Erkenntnis Niemand vollkommen obsiegen, da erst in der Erkenntnis der Zweck – göttliche Macht bei fremden Götternerkannt ist. Darum sind fremde Götter stets dazu verdammt, sich und ihren Völkern den Garaus zu machen, die Völkerweiden zu zerstören und deswegen dann gestürzt zu werden.

Da sie den „wahren“ Grund nicht kennen, der ihre Macht und ihren Einfluss beschneidet, sind sie genötigt, den Bedürfnissen der Menschen gerechter zu werden, als sie es selbst sind und womöglich neue Bedürfnisse zu wecken (wissenschaftlicher und technischer Fortschritt, Konsum, bargeldloser Zahlungsverkehr, Medien und alles, was damit verbunden ist), damit ihre Entblößung, die Kargheit ihres Weinberges und die Fruchtlosigkeit ihres Ackers verborgen bleibe. Weil dies aber nicht verborgen bleiben kann und man darüber forscht und sucht – aber (noch) nicht findet -, kann solche Entwicklung im Besonderen jedem Einzelnen dazu verhelfen, selbst das zu finden, was man hier mit viel Mühe und Kosten vergeblich tut: die Erkenntnis der Wahrheit!

Der Schlüssel dazu ist der Glaube heute und der Gehorsam zu dem, der uns dafür Verheißungen hinterlassen hat: Jesus Christus

Sein geoffenbarter Weg ist ein Glaubens- und Bildungsweg ( genauso wie jeder wissenschaftliche, politische und religiöse Weg zunächst ein Glaubensweg und im Beschreiten, im Vollzug, in der Tat dann erst Bildungsweg ist ), der nur im Verlassen des Weges begangen werden kann, den uns die Religionen im Namen dessen geebnet haben, der uns Weg und Wille sein will; wenn wir wollen, dass sein Wille geschieht.

Erst durch das Beschreiten des zweiten Weges wird man des ersten Weges unterscheidend gewahr und diese Unterscheidung ist Zweck und Notwendigkeit des ersten Weges, der durch Betrug und Gottesheuchelei einerseits und dem Glauben und der Hingabe der Betrogenen andererseits entstanden ist. In vielen esoterischen Schriften und Büchern, sowie der Therapie bei Psychiatern und Psychologen geht es letztendlich auch um nichts anderes: erkenne was Du bisher getan und glaube daran, dass Du es ändern kannst. (Fischgräte! Schreibe „Pro und Kontra“ auf und ändere, bzw. verlasse Deinen bisherigen Weg und beschreite einen neuen, Selbstbewusstsein durch Positivdenken usw.)

Doch dazu sind einige heilsgeschichtliche Betrachtungen über Moses, die Propheten und Christus notwendig, wobei es nicht vermieden werden kann, dieses oder jenes auszulegen, solange das Heil nicht auch Wirklichkeit geworden ist.

Wir wissen, dass über das Judentum, die christlichen Konfessionen und den Islam das in Israel geoffenbarte Heilsgut die wohl größte Verbreitung auf Erden gefunden hat, sodass der Gläubige sagen kann, Gott hat sich auf diese Weise am Nachhaltigsten in der Menschheitsgeschichte erkennbar gemacht. Doch sieht der Gläubige heute, dass Gott sich nicht nur in der Vergangenheit, sondern erst recht heute manifestiert ( und damit sind all die geschriebenen Bücher, welche gerne als esoterischer Humbug verkannt und verleumdet – wobei ich nicht bestreite, dass sich darunter auch wieder das ein oder andere „schwarze Schaf“ befindet - werden, eben auch nicht rein zufällig in solch einer Anzahl gerade heute zu bekommen). Sodass zusammen mit dem Heute voriges, gestriges und heutiges in Erkenntnis der Fülle aufgehen wird.

Die 5 Bücher Moses, um 1300 v. Chr. geschrieben (wie wohl ein Großteil der gesamten Bibel, Weissagungen und Prophezeiungen aller Art wohl innerhalb dieses Zeitraumes – ein paar Jahrzehnte/-hunderte hin oder her- >hier verweise ich erneut auf das neueste Werk „Hände weg von diesem Buch“ von Jan van Helsing und seine Hinweise auf entsprechende Funde<), haben in vielen Teilen allegorische, also gleichnishafte Formen und Darstellungen, wie Gottes Werk, seine Offenbarungen und der Vorgang schöpferischer Akte in einer Weise dargestellt sind, wie es im Hinblick auf die entsprechende Begriffswelt und dem geistigen Horizont der Menschheit formulierbar war und ist. Solange keine zweifelsfreien Erkenntnisse über derartige Gleichnisse vorhanden sind, kann weder gegenwärtiges, noch damaliges Denken und Verstehen bezüglich der Höhe und Tiefe unterschieden sein, auch wenn die öffentliche Meinung dahin tendiert, dass derlei Gleichnisse als kindlich und naiv ( in der Beurteilung des esoterischen Bereichs als Phantastereien abgetan, Märchen- und Sagenwelten ) zu beurteilen sind.

Es genügt schon, sich der Bedeutung des Wortes „Gleichnis“ zu zuwenden um zu erkennen, dass die Aussage eines Gleichnisses nicht im Direktsagen, sondern eben nur im Anderssagen verstanden werden kann.

Gemeint ist damit die Darstellung eines zur Gegenwart scheinbar abstrakten Begriffes (dies wird gerade im Bezug auf Prophezeiungen, Hellseherei wie in den Fällen z. B. eines Nostradamus, oder vielen anderen Propheten – >s. auch hierzu die Bücher von Jan van Helsing, in welchen mehrere „Medien“ angeführt sind< – mehr als deutlich) – wie z. B. der Baum der Erkenntnis oder die verschiedenen Schöpfungsakte – durch ein konkretes Bild, welches für sich solange nichts aussagt, bis das, was dahinter steht oder verschleiert steckt, gegenwärtig erkennbar wird und ist. Auch dies trifft gerade und im Besonderen auf die in der Vergangenheit erfolgten verschiedensten alten Prophezeiungen, Weissagungen und Vorhersagen zu. Erst im Eintreffen des einen oder anderen Ereignisses, wurden und werden die im Vorhinein gemachten Aussagen erkennbar und wahr.

So erkannte auch ich erst im Nachhinein und auch heute noch – also Jahrzehnte später -, was ich ( aber nicht nur ich ) vor vielen Jahren bereits („ gezwungenermaßen“) niedergeschrieben und damit auch mir selbst prophezeit hatte. An einer anderen Stelle dieses Buches, gehe ich nochmals ein wenig mehr auf meine „Erfahrungen“ mit „Übernatürlichem“ – was auch so ein falscher Begriff für etwas uns zunächst unerklärliches ist -, wie die eigene Erfahrung mit „verwirklichten“ Träumen und so genannten Kundgaben ein.

Wenn also Moses - durch Gesichte und Offenbarungen – hat ermessen können, wie ein göttlicher Schöpfungsakt vor sich geht, dann ist dieser Vorgang jenen, die nicht gleich ihm zu solch einem Verständnis berufen sind, nicht im Direktsagen mitteilbar, sondern eben nur im Anderssagen. Im Gleichnis wird das Geheimnis Gottes auf menschliche Weise ( überlieferte Märchen, Sagen, Legenden, alle Religionsschriften und „heiligen“ Bücher etc. ) dargestellt, sodass jene, denen das Reich und das Geheimnis Gottes einmal offenbar werden wird, zunächst nichts mit dem Gleichnis anzufangen wissen, bzw. richtig „deuten“ können; während jene, denen das Geheimnis in Wahrheit nicht ist, damit zu herrschen wissen, wie mit einem Zauberstab (siehe hierzu „der Zauberlehrling“ und andere Gleichnisse in der Weltliteratur, insbesondere bei Märchen und Sagen) und dadurch jene Wege bereiten, worauf Gott sich stets für sie offenbaren muss, indem sie seinen heiligen Namen nicht erkennen; damit sie leben und wirken, bis seine Erkenntnis gekommen ist ( bis der „Zauberlehrling“ den „Meister“ um Hilfe ruft ).

So gesehen ist Jesu Antwort auf die Frage der Jünger, warum er in Gleichnissen rede durchaus verständlich:

„Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber ist es nicht gegeben. Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören, noch verstehen“.( Matthäus 13/13)

Die das Gleichnis verstehend nicht verstehen, bekommen durch den Besitz der Offenbarung ein verkehrtes Verständnis, verkehrte Macht und verkehrten Einfluss (zaubern mit dem „Zauberstab“ des „Meisters“ und erschaffen in Wahrheit völlig hilflos, ohne eigene „magische Fähigkeiten“ Falsches, Verkehrtes, ohne diesem in Wahrheit gebieten und Herr werden zu können) und dies alles im Namen Gottes, wodurch Gott natürlich widersprüchlich wird. ( 5.Mose 32/20; Galater 1/7)

Damit ist auch die Lehre bzgl. Luzifer, Satanskult, Okkultismus und jegliche Wissenschaften, vertreten durch die entsprechenden Geheimbünde, Gemeinschaften, Lehren und Lehrer, der Irrglaube und Irrweg an sich – auf welche/n gerade heute mit Recht hingewiesen wird - durchaus verständlich und hat auch eine entsprechende Daseinsberechtigung.

Diese Widersprüchlichkeit ist der Anstoß zur Erkenntnis für diejenigen, denen das Geheimnis ist. Darum weist Moses auf einen, nach ihm kommenden Propheten hin, auf welchen das Volk Israels hören soll. Und von Moses bis zu Johannes dem Täufer haben die Propheten auf den hingewiesen, der nach ihnen kommen und das Geheimnis gefunden haben wird. (Jesaja 65/1-5; 5. Mose 18/15; Apostelgesch. 7/37)

Daneben gibt es aber auch eine Priester- und Prophetengruppe, welche jene verfolgt, weil sie sich selbst auf den Stuhl dessen gesetzt haben, dem er in Wahrheit gebührt.

Aus diesem Streit (welchen aber selbst auch die Wissenschaft mit- und untereinander führt) um den Besitz des Wortes und Gesetzes Gottes und seiner Offenbarungen kommt – und damit auch das vorläufige Ende Israels – der Christus und Gesalbte, die Erkenntnis Gottes aus dem Ringen Israels mit Gott, Göttern und Gewalten.

Dieses Geschehen brachte aber die Wahrheit nicht offensichtlich hervor, sondern geheim; in den Gleichnissen Christi verborgen, damit in allen Nationen und Völkern sich das wiederhole, was in Israel schon geschehen ist.

Mit Christus kam das gesamte Gut Gottes aus Israel in die Nationen, damit die „Sünde“ der Welt offenbar werde. Sie wird offenbar dadurch, dass die „Sünder“ gezwungen sind, sich mit Christi Lehre zu bekleiden, um die von ihm geoffenbarte „Sünde“ der Götter wider Gott und des Menschen vor den Menschen zu verbergen und dabei die Juden des Gottesmordes anzuklagen. (Matth. 11/12)

So wurde das Evangelium der Bergungshort der Sünder und Gottesmörder in den Nationen.

Weil die Nationen ihre Sünden (einen anderen Sinn, geheime neue Weltordnung, nicht im Sinne Gottes und seiner Ordnung) nicht bekannt haben, wird sie hier mächtiger, als sie je gewesen und darum auch offenbarer, denn die übermächtige Sünde ist der zweite Tod, an dem die Völker zu sterben drohen. (Offb. 2/11; 20/6)

Dieser Tod wird nicht dem offenbar, der sterben soll, weil er nicht geglaubt hat, sondern dem, der nach dem Gesetz Gottes stirbt, indem er die Gebote tut und weil einer, Christus das Gesetz erfüllt hat. (Matth. 10/39)

Darum kann auch Israel nicht sterben und lebt, wie auch die Nationen sterben und leben werden durch die, bei denen das Gesetz erfüllt wird.

Weil die Sünder mit dem Gleichnis Israels und seines Gesalbten die Schöpfung verkehrt haben (eine neue Weltordnung schaffen wollten und noch immer wollen, ihrem menschlichen Sinn gemäß und damit dem göttlichen Sinn abgekehrt), darum wird seit Christus die gesamte Schöpfung umgekehrt und in neue Bereiche gestoßen, worin sie Stufen und Zeiten durchläuft, die sie für den Tag der Erkenntnis zubereiten.

Im Gleichnis allerdings erscheint dieser Vorgang immer abgeschlossen, da es den ganzen Schöpfungsvorgang auf einmal umreißt; Beginn, Entwicklung und Ende dessen, was der Mensch noch zu durchlaufen hat und worin er nicht das Ziel vor dem Ende erreicht haben kann. (auch hier gibt es eine Übereinstimmung mit den wahren Esoterikern und zwar bzgl. der Reinkarnation)

So drängt der unbekannte Sinn des geoffenbarten Gotteswortes ganz von selbst nach Deutung und Auslegung bei denen, die es besitzen. Diesem Drängen gibt statt, wer dem Worte nicht gehorcht, weil der Gehorsam dem Verstande solange ein Joch und Übel ist, bis Gott durch die Ausleger und Himmelszerleger so widersprüchlich geworden ist, dass der Mensch zu verscheiden droht. Dieses Joch liegt auf dem Wahrhaftigen und Gerechten, denn der Ungerechte kann und will es nicht tragen.

Das Verscheiden des Menschentums und auch des Volkstums manifestiert den Tod der Welt in einem Augenblick, da die Völker den Namen Gottes lästern und dabei sind, vollkommen abzufallen. Wir erleben den Tod des Menschen im Fortschritt, während Glaube, Hoffnung und Liebe erkalten. (Von daher auch das immer lauter werdende Rufen nach der Rückkehr zu einer entsprechenden christlichen Wertevorstellung in den westlichen Ländern, wie auch die Muslime immer lauter nach Umsetzung der muslimischen Wertevorstellung rufen). Das ist die Entscheidung, weil nun, wer aus Gott ist, glaubt, hofft und liebt und Gott und damit sich selbst erkennt, wie er ist.

Würde man also nach dem Gleichnis der Schöpfungsgeschichte des Menschen annehmen, dass mit dem Einhauchen des Geistes durch Gott der Mensch schon nach seinem Ebenbilde vollendet sei, dann wäre der Dienst der religiösen Mittlerschaft sinn- und zwecklos geblieben und keine Offenbarung mehr vonnöten. Geschichte und Geschichtsbücher, wie auch alle anderen Bücher und Überlieferungen überflüssig. Ein „Lernen“ aus der Geschichte, der Vergangenheit wäre nicht möglich – was sollte vollendetes SEIN auch noch hinzu lernen? -. Denn einer Vollendung ist nichts hinzuzufügen. (Joh. 17/3)

Suche und Auslegung, Wissenschaften, wissenschaftlicher und technischer Fortschritt, all die Schriften und Bücher – seien sie auch wissenschaftlicher oder esoterischer Art – wären überflüssig. Man wäre ja bereits, was man zu werden sucht und zwar ohne eigenes Hinzutun, sondern nur auf Grund einer vollendeten Schöpfung.

Wäre also mit dem Einhauchen des Geistes Gottes der Mensch bereits vollendet, dann würde sich auch das nachfolgend Niedergeschriebene als überflüssig erweisen.

Da wir uns allerdings erst auf dem Wege zur Vollendung befinden, ist auch dieses Buch nur ein kleiner Wegbegleiter und der Versuch, anhand überprüfbarer Wirklichkeiten den „roten Faden“, nämlich die Wahrheit, den Sinn und das Sein Gottes, wie sich dieses seit Jahrtausenden in Überlieferungen, Gleichnissen, Sagen, Märchen, Religionsschriften aller Konfessionen und der weltlichen Geschichte finden lässt, zu belegen.



Gott in der geschichtslosen Zeit



Einen Begriff wie den der „geschichtslosen Zeit“ halten wir für nicht ganz richtig, weil sicher auch dann etwas geschah, als der Mensch es noch nicht verstand, das Geschehen um sich herum zu beschreiben. Und im gewissen Sinne besitzen wir doch auch Schriften der schriftlosen = geschichtslosen Völker mit den Höhlenzeichnungen und Funden, welche die Archäologie nachweisbar immer noch findet wie gerade derzeitig neue Funde ( Tempelanlagen in der Türkei, welche bereits ca. 10.000 Jahre alt sein sollen ) „beweisen“ - und bereits gefunden hat und woran gemeinsame Gottesvorstellungen eines Ewigen, bei den Menschen unerreichbar fernen Gottes abzulesen sind. (wobei es letztendlich zunächst belanglos ist, was und ob es bewiesen ist). Auch die so genannten „Außerirdischen“ sind am Ende eine Glaubenssache.

Solange „die Götter“ für den Menschen unerreichbar sind und bleiben, solange ist der einzelne Mensch abhängig von entsprechenden Deutungen und Auslegungen, welche er glauben, oder auch nicht glauben kann. Und damit schließt sich der Kreis wieder: alles, aber absolut alles ist eine Glaubenssache und erst in der Tat stellt sich „der Beweis“ für den Einzelnen ein.

Hier stellt sich nun die Frage, ob geschichtslose Zeit gleichbedeutend ist mit schriftloser und entwicklungsloser Zeit; dem Zustand im Garten Eden? Oder dürfen wir annehmen, dass es sich dabei um eine Zeit handelt, zwischen dem Sündenfall und dem Aufkommen der ersten Schriftzeichen?

Ist Geschichte nicht als Entwicklung und Weg zu einem unbekannten Ziel zu verstehen und läuft dieser Weg eindimensional – von Eden zum Weltuntergang -, oder zweidimensional, wobei die zweite Linie aus dem Untergehenden in eine neue Schöpfung, hin zu einem neuen Paradies führt?

Eigentlich ist Geschichte der „Freigang“, sprich eine kontrollierte ( nicht die absolut wahre ) Freiheit und der Lernprozess eines Strafvollzuges, dessen absolute und wahrhafte Freiheit erst am Ende ( nach dem „Verbüßen“ der Strafe ) des „Strafvollzuges“ steht; denn nach dem Sündenfall wurde der Mensch mit der Vertreibung aus dem Paradies ( dem Garten Eden ) bestraft. Der Mensch hatte seine Unschuld verloren und die vorläufig „letzten“ Worte Gottes an „den Menschen“ war die ausgesprochene Strafe. Der Wegweiser zu einer Wirklichkeit, welche der Unterscheidung dienend, mit den nachfolgenden Offenbarungen Gottes den Weg zurück = die „Resozialisierung“ ( Rückkehr in die menschliche Gesellschaft ) in den Garten Eden ( und erst dann wieder geworden sein, wer und was man in Wahrheit ist ) ebnet. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Weg so schmerzhaft und voller negativer Erfahrungen ist.

Die Zeugnisse der schriftlosen Völkerstämme, die wir als Ergebnis vieler Forschungsarbeiten haben, widersprechen der von Forschern oft gehegten Hoffnung, eine Uroffenbarung Gottes bei den Völkern zu finden, die von der Entwicklung der übrigen Menschheit auf unserer Erde ausgeschlossen und abgesondert geblieben sind, weil die Vorstellung eines unerreichbar Ewigen den Schluss zulässt, dass Gott sich (noch) nicht in der Weise geoffenbart hat, dass man ihm näher kommen könne.

Denn je weniger man Gott näher kommen kann, desto weniger kann man daraus eine Uroffenbarung Gottes konstruieren.

Auch zeigt die Entwicklungsgeschichte der Religionen, die untrennbar mit dem Wachstum der Menschheit verbunden ist, dass die Gott greifbarer bezeichnenden Offenbarungen auch eine entsprechend höhere Religions- und Kulturstufe bewirkt haben, während die archäologischen Funde vergangener Völker Gott nur als einen fernen und unbekannten Weltenherrscher erkennen lassen.

Alles opfern setzt eine Gottheit voraus. „Hätte ich nicht selbst“, so schreibt Ivar Lissner in seinem Buch: „Aber Gott war da“, „von den Tungusen in der nordmanschurischen Taiga immer wieder gehört, dass ihre alten Opfer, die Darbringung des Schädels und der Lengknochen erbeuteten Wildes dem höchsten Gott galten, so würde ich daran zweifeln. Aber die Opfer der sibirischen Völker sind eindeutig an das eine unsichtbare Wesen gerichtet, das Himmel ist und Licht und Weltall, eben Gott. Man muss dorthin, zu den ursprünglich polnahen Völkern gewandert sein, um das nicht nur zu glauben, sondern als lebendigen, als erlebten Eindruck nach Hause zu bringen“. (Buchtipp; vgl. hierzu „Aber Gott war da“ von Ivar Lissner)

In seiner gewaltigen ethnographischen Forschungsarbeit, welche ein Leben lang dem Ursprung der „Gottesidee“ gewidmet war, hat P.W. Schmidt für die Urkultur einen reinen Eingottglauben ermittelt. „Am Anfang stand, was ich auch bei den nördlichen Tungusen erkannte, ein Gott und ein hoher sittlicher Ernst.“ Das rätselhafte Tun des Steinzeitmenschen in den Höhlen von St. Gallen, in Franken und in der Steiermark galt Gott und seiner Anbetung allein. Ganz so wie die sibirischen Völker glaubten auch die Menschen, die den Höhlenbären erlegten und seine besten Teile opferten, an ein höchstes Wesen.

Das ist“ - so sagt der verdiente Vorgeschichtsforscher Menghin in Bezug auf die Drachenhöhle - so gewiss, wie sich derartiges archäologisch überhaupt sicherstellen lässt.“

Die Übereinstimmung oben erwähnter Funde mit den religiösen Riten heute noch lebender Völkerstämme bezieht sich nicht nur auf die Tungusen im nördlichen Asien, sondern auch auf die Samojeden und ihre verwandten Stämme im nördlichen Europa; den Eskimos und den Völkern des Feuerlandes, den Unas, Yaghans und Alacalufs. Diese Menschen scheinen ihrer Herkunft nach einmal aus einem gemeinsamen Ursprungsland gekommen zu sein, obwohl sie heute in verschiedenen Erdteilen leben. Da man nach den Ergebnissen archäologischer Arbeit mit Sicherheit annehmen kann, dass sie – über die Beringstrasse kommend – später von stärkeren Völkern an die Ränder unserer Kontinente gedrängt wurden. Ob deren Ursprungsland mit dem der großen Geschichtsvölker identisch ist, ob sie von dort ausgegangen sind, dies ist geschichtlich noch nicht sichergestellt.

Doch ist es unwahrscheinlich, dass es für die Völker und Stämme der Welt gleich mehrere Ursprungsländer gibt; wie ja auch der Same eines bestimmten Gewächses nicht zugleich an mehreren Orten erstmals in Erscheinung tritt, sondern sich auf Grund entsprechender Lebensbedingungen und äußerer Umstände nur von einem Ort her ausbreitet.

Dass die Kontinente unserer Erde schon vor Urzeiten von Menschen durchwandert wurden, mag viele Gründe haben. Einer davon ist, dass die Menschen der Frühzeit den Tieren nachzuwandern pflegten, um ihre Nahrungsbedürfnisse zu befriedigen. Weshalb die Fundorte von Bisons, Elefanten, Pferden, Wölfen, Kamel und Mammut nicht mehr allein auf die für diese Tiere heute spezifischen Erdteile verteilt sind.

Mit den Wanderbewegungen der Völker sind dann auch die Erfindungen und Kulturgüter der Menschen mitgewandert und über Kontinente und Ozeane gelangt. Ebenso ihre einst gemeinsame Gottesvorstellung.

Das Auslösungsmoment der ersten völkischen Bewegungen scheint uns die Ausweisung aus Eden zu sein, wozu sogar manche Theorie der Gelehrtenwelt beiträgt. Wie zum Beispiel die „These“, dass allen Menschen gleiche Grundveranlagungen inne wohnen (was anderes, als dies, kann, will und soll uns wohl die Gentechnik und –forschung beweisen?), durch die sie unter jeweils gleichen Voraussetzungen immer das Gleiche tun, unabhängig davon, wie weit sie unbekannt voneinander leben. Und dann jene These, wonach besonders die komplizierten Kulturgüter stets aus einem Zentrum hervorgegangen und ausgestrahlt sind. Das zu erkennen dem Menschen scheinbar nicht mehr möglich ist und dem man eben mit der Auffindung einer so genannten „Uroffenbarung“ näher kommen möchte.

Nun wir meinen, dass, wenn Gott sich einmal geoffenbart hat, es genügt haben würde, wenn nicht im Verlaufe der Geschichte die Offenbarung Gottes ständig getrübt, ausgelegt – und zwar zum eigenen Vorteil – und gedeutet worden wäre und deshalb wieder erneuert hätte werden müssen. Und da Offenbarung wegen des Sündenfalles hervorgerufen wird und diese deshalb auch dem Sünder zufällt, der sie dann verdunkelt, bringt sie keine Klarheit bis zum Ende der Tage, wo sie geöffnet wird und Erkenntnis daraus hervorgeht. Darum hat die Suche nach einer Offenbarung keinen Sinn. Sie wird aber betrieben aus der Unkenntnis über den Charakter der Offenbarung und der Wege Gottes. Die Erkenntnis darüber ist aber eine Gotteserkenntnis und diese kann nur zusammen mit ihr – widersprüchlichen Erkenntnissen wachsen, welche aber Bedingung und notwendiges Übel –, was Gott aber nicht will – zur Vollendung der Schöpfung sind. Diese widersprüchlichen Erkenntnisse bilden die Oberfläche der Religions- und Weltgeschichte und manifestieren sich in den verschiedenen Religionen, die Gott allerdings zerteilt hat. Dies ist das Gleichnis vom Babylonischen Turm und der „Sprachenverwirrung“.

Dass Völker sich nicht von sich aus und wissentlich auf Wege begeben, welche sie in den Untergang führen, braucht wohl weiter nicht erwähnt und erklärt werden. So können es nur ihre Leiter gewesen sein, die insgesamt ein Geschlecht sind, das den Menschen von vorneherein zum Untergang erkennt, mit dessen Kraft es von Stufe zu Stufe steigt um sich und ihre Welt (eigene neue Weltordnung, Aufbau von Verbindungen wirtschaftlicher und politischer Natur, Stufe um Stufe, wie in den „Bildern“ von Geheimbünden und Logen) zu verwirklichen.

Der Aufgang dieses – zum Untergang führenden – Geschlechtes bereitet aber den Boden für ein neues Geschlecht, welches während seines Kommens von ihm verfolgt und unterdrückt wird.

Zeigen uns dies nicht auch die im Volk verwurzelten Märchen, worin, wie z. B. in Schneewittchen, die schöne Königin die noch schönere Prinzessin töten lassen will? Denn auch die Schönheit ist eine Vollkommenheit! Die Stiefmutter und ihre Töchter das „Aschenputtel“ unterdrückend und „verbergend“. Hier ließen sich selbstredend noch viele Märchen und auch Sagen anführen. Auch und gerade in diesen von mir gelesenen Märchen und Sagen fand ich stets das Happyend vor. Allerdings meist erst, nachdem „man“ tun musste, was „man“ ursprünglich gar nicht tun wollte und tat, was man in Wahrheit gar nicht konnte.

Ungerechte Herrschaft erkennt man daran, dass ihr Aufgang dem Volke Untergang bereitet, aber sie selber als Ursache, wie auch als Untergang nicht zu erkennen sind. Weil sie sich im Aufgang und Fortschritt darstellen. Werden uns nicht alle Wissenschaften und technischen Errungenschaften als Fortschritt dargestellt? Und, wie weit sind wir bisher damit gekommen? Sind unsere „Probleme“ nicht noch größer, als sie jemals zuvor waren?

Man erfährt zwar den Untergang, aber die Erfahrung macht nicht klug. Wollte die Menschheit nicht immer aus der Geschichte und damit aus der Erfahrung lernen? Weshalb ist es dann bis dato nicht gelungen? Sind wir wirklich klüger geworden? Und da dieses Geschlecht im Einvernehmen ihrer von ihnen voreingenommene Völker lebt, die doch in ihrem Sinn eingenommen und verführt sind, darum redet Gott zu ihm: „Du sollst mir nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit nicht deine Blöße an ihm aufgedeckt werde.“(2.Mose20/26)

Denn jede Stufe ist errichtet auf dem Rücken derer, die in Wahrheit zur Herrschaft (wobei Herrschaft in diesem Falle viel zu martialisch klingt) der Welt bestimmt sind. Und in jeder Stufe ist auch das Haus Gottes im Menschen – das sind seine Heiligen – zu Trümmern geschlagen. Das haben sie getan, bis hin zum Welt verschlingenden Christentum.

Wegen der Verfolgung des aufgehenden Geschlechtes durch das Vorangehende, sind die Wendungen der Schöpfungsläufe nicht eingetroffen und der Untergang – der sich im Aufgang und Fortschritt manifestiert – türmt sich Stufe auf Stufe. Doch unter der Schwelle dieser Stufen stuft sich auch der Aufgang des neuen Geschlechtes, welches sich natürlich angesichts des Weltfortschrittes als Untergang ausnimmt.

Dieses neue aufgehende Geschlecht stirbt zwar auch nach dem Fleische, aber der Blutstrom (Energie und Kraft des Geistes?) seiner Zeugnisse durchtränkt das Land und Volk. Es wäre verloren, wenn Gott sein Blut nicht auf den Altar Israels gebracht hätte, um damit die Wendung der Schöpfungsläufe auf einmal herbeizuführen.

Verweilen wir noch ein wenig in der Betrachtung der schriftlosen Kulturen –soweit sie uns bis jetzt überliefert und bekannt sind– und bei jenen Völkern, welche heute am Rande unserer Zivilisation leben, so, wie sie es schon vor Tausenden von Jahren gelebt haben.

Ihre Führer und Leiter sind allesamt Zauberer (Schamanen), die durch „Verkehr“ mit Gott und den Dämonen zu hohem Ansehen gelangt sind! Ihre Verkehrtheit ist durch den Glauben ihrer Völker erstarkt, oder biblisch gesagt: „ das Volk gab sein Gold und sie haben daraus ein Kalb gemacht.“

Die Legende berichtet von den Schamanen:

„Die Schamanen werden weit im Norden an der Wurzel böser Krankheiten geboren. Dort gibt es eine Lärche, auf deren Zweigen sich Nester in verschiedener Höhe befinden. Die größten Schamanen werden auf der Spitze des Baumes aufgezogen, die weniger großen in der Mitte und die kleinen Schamane auf den unteren Zweigen. Es wird erzählt, dass anfangs ein großer Vogel zu diesem Baum fliegt, einem Adler ähnlich, mit eisernen Federn, sich auf ein Nest setzt und ein Ei legt. Dann brütet dieser Vogel das Ei aus. Wenn ein großer Schamane herauskommen soll, brütet der Vogel drei Jahre. Einen kleinen brütet er in einem Jahr aus.“ (aus: „Legendy i rasskasy o schamanach“ von G. W. Ksonofontow; Moskau 1930 S. 60)

Hier findet sich bereits ebenfalls auch schon der Ansatz zu einem pyramidenförmigen System, ähnlich dem der Geheimbünde.

Die Völker der Polargegend haben ein besonderes Verhältnis zum Polarstern und dem Siebengestirn des großen Bären, welches den Polarstern nie unter den Horizont taucht.

So war der Polarstern bei vielen Indianerstämmen der Anführer der Sterne überhaupt. Und bei den Babyloniern der Thron des Gottes Anu. Die Azteken betrachteten ihn sogar als ein höheres Wesen als die Sonne.

Diese Vorstellung ist astronomisch nicht so unbegründet, wie sie scheint, denn die Lichtstärke des Polarsternes (Nordstern) ist ca. 4000mal stärker als die der Sonne. So war der Polarstern in der Gedankenwelt dieser Naturvölker das Zentrum des Himmels, um welches das ganze Weltall kreist.

Die Mitte der Polaris hat auch einen entsprechenden Ort auf der Erde. Darum glauben die asiatischen Völker an einen Nabel der Erde; wie die Griechen ihr Heiligtum Delphi als Mitte der Erde betrachten und die christlichen Völker Jerusalem.

Die Verbindung vom Nabel zur Mitte des Himmels ist bei den zirkumpolaren Völkern eine Weltsäule oder ein goldener Pfahl. Darum haben die Völker Asiens einen Pfahl in der Mitte des Dorfes symbolisch aufgestellt, auf dessen Spitzen „himmlische Vögel“ sitzen: Polartaucher, Gänse oder Adler. Der zweiköpfige Adler ist nach Ansicht der Jenissei-Ostjaken allsehend. Auch wir kennen einen Doppeladler oder den zweiköpfigen Gott Janus. Diese Vorstellungen sind also schon sehr alt.

„ Bei den Dolganen ist die Weltsäule mit Querhölzern versehen, bei den Ostjaken mit sieben Götterköpfen. Die Samojeden und Ostjaken fertigen aus Holz oben zugespitzte Götterfiguren an, die sogenannten „sjaadei. „ Auch der sjaadai ist Symbol der Weltsäule oder des Lebensbaumes.

„Lange Hölzer mit sieben Kerben sind nicht selten“ schreibt Lahtisale.

Überhaupt hat die Zahl sieben bei fast allen Völkern Sibiriens – wie auch auf der ganzen Welt – eine göttliche Bedeutung. Und so stellt man sich auch die Weltsäule siebenstöckig oder siebenstufig vor.

So haben übrigens auch fast alle Pagoden Ostasiens sieben Stockwerke, aber auch der große, wie der kleine Bär sieben Sterne!

Manche Völker des arktischen Kulturkreises stellten sich von jeher den Himmel als ein rundes Zelt oder eine große – sich über die Erde wölbende – Zeltdecke vor. Die Sterne sind darin die Löcher, durch die man in das All blicken kann. Die Jakuten meinen, der Himmel sei aus vielen straff gespannten Fellen gebildet. Um zu sehen, was auf der Erde vorgeht, öffnet Gott hin und wieder einen Spalt, und so erklären die Tschuwachen den Schweif der Meteore als einen Riss in der Himmelsdecke. Seit sehr, sehr alter Zeit glaubte man im Norden, dass der Mensch durch diese Öffnung zu Gott hinauf schauen kann. Der Wunsch, den der Mensch in diesem Augenblick denkt oder ausspricht wird darum erhört.

Die Nomadenvölker wussten natürlich, dass so ein Riesenzelt wie der Himmel gestützt werden muss. Und daher ist der Pfahl der Welt dem Denken dieser Zeltvölker sehr nahe.

„Auf der Weltsäule kann man den Himmel erreichen. Und der Mann, dem es gelingt, in den Himmel zu steigen ist der Schamane.“ (aus: „Aber Gott war da“ von Ivar Lissner S. 248-249)

An der hier zutage tretenden Gepaartheit von höherem Wissen und höherer Unwissenheit erkennt man die Widersprüchlichkeit und Unreinheit der Leiter. (Sehend sehen sie nicht und hörend hören sie nicht. Matth. 13/13)

In der mandschurischen Sprache heißt der Schamane „Saman“: was soviel wie „ sich empören“, „aufbegehren“; oder „um sich schlagen“ heißt „samarambi.“ Im mongolischen heißt es „Samoromoj“ und „Samdambi“ und im mandschurischen bedeutet es „tanzen.“

Die Eigenschaften des Schamanen sind also ein erregter Zustand; ein „außer sich geraten“ und ein „tanzen“.

Die Schamanen zeichnen sich von ihren Mitmenschen dadurch aus, dass sie auf übersinnliche Weise Zugang haben zu der Welt der Geister. Darum hängt sein Ansehen von der Zahl der Geister ab, die er erkennt. Um sich zu den Geistern Zugang zu verschaffen, braucht der Schamane einen Erzspiegel, eine Trommel und ein Kostüm, das mit seinen zwölf Hermelinfellen, Schellen unter den Achselhöhlen, Krallen des Uhus, Abbilder von Schlangen, eisernen Händen an den Ärmelöffnungen und noch vielen anderen Dingen ein symbolisches System darstellt.

Die Spiegel aus Metall kommen aus der fernöstlichen Vorstellungswelt, aus alten Überlieferungen chinesischer, japanischer, koreanischer und tungusischer Spiegelmythen. In Japan ist der Spiegel das Höchste der drei Reichsheiligtümer. Er ist achtteilig, aus Metall und wird in dem wichtigsten Tempel Japans, im inneren Schrein von Iss, im Deijingu aufbewahrt. Es soll tatsächlich der Spiegel des Sonnengöttin Amaterasu sein.“ ( wiederum aus: „Aber Gott war da“ von Ivar Lissner, S. 253)

Diese Spiegelsymbolik kennzeichnet sowohl das Wesen der Schamanen, wie auch der Wahrsager, Sterndeuter, Gesetzeskundigen und Priester. Denn sie sind selbst alle Spiegler Gottes und des Lebens, allesamt Alraunen, die Gott und das Leben scheinen, es dem Menschen und der lebendigen Schöpfung aber dabei entziehen. Gott und das Leben spiegelnd, können sie darum der Erkenntnis Gottes und seiner Gerechtigkeit niemals teilhaftig werden. Sie haben deshalb nur eine Mittlerrolle zur Erkenntnis Gottes und des Lebens. Das sind ihre Macht und ihr Einfluss auf den unmündigen Menschen.

Nur in der Überwindung ihrer Macht kann der Mensch zur Erkenntnis Gottes und des Lebens gelangen. Dann aber wird er die Geistessprösslinge dieser Welt als Sprösslinge des Mittlers aus Eden, als Zweige vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen – von welchem der Mensch nicht essen sollte – erkennen.

Aber ehe der Mensch sie erkennt, haben sie ihn erkannt. Darum sind die Schamanen außergewöhnliche Menschenkenner und Psychologen. Nach den Erfahrungen vieler Gelehrter sollen sie in dieser Beziehung sogar den westlichen Ärzten überlegen sein. Als hervorragende Beobachter und Diagnostiker bestärken sie ihre Patienten, ihnen zu folgen und sich von ihnen beeinflussen zu lassen.

„Das Schamanentum ist uralt und reicht weit in die menschliche Vorgeschichte zurück. Wenn die Menschheit 600 000 Jahre ohne „moderne Medizin“ gelebt hat, dann ist das Schamanentum die viel ältere Wissenschaft. Es ist das älteste und das größte Geheimnis. Es steht auf Seiten der Magie und ist damit dem Himmel, dem Kosmos und den unbegreiflichen Wahrheiten näher. Und daher, aus dem Himmel kommt das Schamanentum.“ ( Ivar Lissner )

Tatsächlich sind sie als Spiegler Gottes astraler Natur. Wenn sie aber Gott nach dem Gesetz, das er ihnen geoffenbart hat, aufrichtig dienen und sich seiner Taufe unterwerfen würden, würden sie in ihrem Spieglerdasein absterben und in der Erkenntnis Gottes aufzuleben beginnen. Denn Gott richtet sie mit dem Blut des Zeugnisses seiner Heiligen, das er auf dem Altar Israels erhoben hat. Und wer sich nicht gegen ihn verhärtet, wird der Auferstehung in Wahrheit und Gerechtigkeit teilhaftig und zum Mitretter seines Volkes und dessen Kultur.

Wenn nicht, bringt er sich und sein Volk in denselben Zustand wie den der frühgeschichtlichen Völker, deren Nachkommen heute in der Taiga, dem nördlichen Europa und in Feuerland dahinwelken.

Denn auch diese müssen einst auf hohem Niveau gestanden haben, wie die Sprache der Yaghan und Alacaluf auf Feuerland beweist, die bei deren Entdeckung durch die Portugiesen im Jahre 1520 noch mehr als 23 000 Silben in ihrer Sprache hatten. Ihre Kultur war vergangen, aber die mit ihr gewachsene Sprache noch vorhanden; doch die jeweiligen Fürsten der Völker konnten das Kulturgut nicht halten, weil die Möglichkeit der Taufe noch nicht gegeben, der Erlöser noch nicht gekommen war.



Israel und der Beginn der Geschichte in Mesopotamien



Als die Hebräer erstmals im Plan der Geschichte auftauchen, waren die Völker Mesopotamiens, Sumerer, Akkad und Babylon schon hoch entwickelte Kulturen mit Ackerbau, Stadtstaaten und blühendem Handel, die sich alle aus ihren Tempeln und religiösen Betrachtungen heraus entwickelt hatten.

Die Keilschrift Babylons übertraf sogar die Hieroglyphen und die Erfindung eines Zahlensystems machten die Lebens- und Denkweisen jener Völker genauer und übersichtlicher.

Doch auch die hebräischen Stämme waren zu der Zeit, als sie in Kanaan einfielen, keine primitiven Wüstennomaden mehr und schon von den mesopotamischen Kulturen der Sumerer, Akkader und Babylonier durchtränkt, sowie mit dem ägyptischen Gedankengut vertraut, wo sie sich mehrere Generationen lang aufgehalten hatten.

Kanaan war das Land, welches Gott ihrem Stammvater Abraham verheißen hat und worin sich auf Grund von Offenbarungen Gottes ein Staatswesen im Namen eines Gottes (Monotheismus) entwickelte, das eine Reihe von Büchern hinterließ, welche die Welt am nachhaltigsten beeinflussen und verändern sollte.

So werden die Bücher Moses zu einem Zeitpunkt geschrieben, da Gott seine Verheißung und Erwählung der Juden durch Offenbarung eines Gesetzes bestätigt und versiegelt.

Zu dieser – etwa im 13. Jahrhundert v. Chr. – Zeit, wird die israelische Geschichte als Heilsgeschichte konkret und tritt in die Weltgeschichte ein, deren Züge bei den asiatischen Völkern noch in Dunkel gehüllt sind und deren Anfang wir historisch nicht kennen.

Nur den Beginn der Heilsgeschichte kennen wir, nicht aber den Schoß, von wo Abraham ausgegangen war. Erst mit dem Ende der Heilsgeschichte wird auch die Weltgeschichte aufgehellt sein.

Die Heilsgeschichte mit Israel hat aber eine Entwicklung zu durchlaufen, wodurch in diesem Volke Erkenntnisse wachsen, welche die Welt dereinst retten werden. Solche Erkenntnisse können sich aber nur mit Geschehnissen verwirklichen, die den Verheißungen Gottes entgegenstehen.

So muss Abraham und sein Same von vorneherein ein Fremdling sein in einem Lande, worin er dienen und vierhundert Jahre bedrückt sein wird. (1. Mose 15/13)

Diese üble, aber notwendige Weise geistiger Zubereitung, verwirklicht sich zu einem Teil einmal durch die Hungersnot in diesem an sich fruchtbaren Lande und zwingt die Hebräer zur Ansiedlung in Ägypten. Dieser Zug nach Ägypten – den Gott Jahwe ihnen nicht geboten hat – ist ein weiterer Schritt auf einem Wege, auf welchem Israel sich versündigen muss, damit die Sünde offenbar werde.

So hat die Sünde auch gewollt, dass Joseph in der Wüste sterbe. Gott ihn aber nach Ägypten gebracht hat, damit sein Volk – um seines Namens und Werkes willen, worin das Leben der Welt erhalten werden soll – abgesondert bleibe. Denn der Wechsel von Kanaan nach Ägypten hätte sonst eine völlige Unterwerfung oder Angleichung (Assimilierung) zur Folge gehabt.

Gott ist mit Joseph seinem Volke voraus gegangen, damit seine Erwählten aus der Gegensätzlichkeit seiner Offenbarung und der Götterwelt Ägyptens heraus zu treten vermögen. Die Erwählten sind der Same, der im Schoße Ägyptens ausgetragen und geboren wird. „Denn aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen, spricht Gott.“ (Hosea 11/1)

Wenn auch die Geschichte der Patriarchen viele – aus der babylonischer Tradition bekannte – Details enthält, so führt doch das Trennende der Götter Ägyptens und des Gottes Jahwe zu neuen Erkenntnissen, die eine neue Menschenvorstellung, eine neue Weltauffassung wider die Mythologie und ihrem Pantheon (Göttertempel) schaffen.

„Die Idee eines einzigen, transzendenten Gottes verändert die alten Vorstellungen völlig und schafft neue Denkkategorien. So ist Abrahams Auswanderung aus seinem Geburtsland als radikaler Bruch mit den heidnischen Ideen zu verstehen. An ihrer Stelle postuliert die israelitische Religion die universale Herrschaft eines einzigen zielbewussten Intellekts, eines Gottes, der ein sittliches Ziel verfolgt und dessen grundlegende Eigenschaft Güte ist.“ (aus: „Dies war mein Volk“ von Abba Eben; S. 15 )

Die religiösen Vorstellungen der Israeliten verhindern also die Verschmelzung mit den Ägyptern und treiben das Volk unaufhaltsam zu einem unbekannten Ziel, das mit der Herauslösung der Hebräer aus dem Lande des Nils einen weiteren Schritt vollzieht.

Der Auszug aus Ägypten ist ein Vorgang, der rein äußerlich gesehen dadurch zustande kommt, dass das Volk der Hebräer von seinem Gastland bedrückt und ausgebeutet wird und von seinem Gott eine Entlassung bekommt, indem dieser die Ägypter durch Plagen heimzusuchen beginnt.

Im Wesentlichen hat aber die Bedrückung ihren Grund dafür, dass das Volk ständig „den“ vergisst, der es erwählt hat. So wirken „Vergessen und Offenbarung“ Gericht und Gnade und halten die Erinnerung an Gott wach bis zu dem Tage, da Gott „von Angesicht zu Angesicht“ sprechen kann.

Im Angesicht Gottes wohnen ist gleichbedeutend mit: eins zu sein mit seiner Erkenntnis (das Ende der Schöpfungsgeschichte). Die Bildung dieser Erkenntnis ist der Plan Gottes und dieser hat darum unverrückbare göttliche Gesetzmäßigkeiten, ohne die man, wenn man nicht in sie hineinversetzt wird, Gott nicht unterscheidbar erfahren kann.

Die Erwählung Israels zu diesem Zwecke ist also nicht zu erlernen, sondern nur zu erleben. Und miterleben schafft ein Verständnis, das unübertragbar und bis zu seiner Vollendung nur schwer in Worte gefasst werden kann.

Mit Israel hat Gott alle Götternamen und Göttervorstellungen, die mystischen Bilder und Begriffe von der Abhängigkeit im Wechsel der Natur, der unerbittlichen Wiederholung der Geschichte gebrochen und dargestellt, dass der göttliche Plan sich nicht in der Natur, sondern in der Menschheitsgeschichte erfüllt. Das Aufkommen dieses Glaubens ist als Revolution in der Weltanschauung der Menschen bezeichnet worden, weil der Mensch damit Fähigkeiten erwarb, das Böse zu verwerfen und das Gute anzunehmen.

„Um in vollem Umfange ermessen zu können, wie revolutionär diese Vorstellung für die damaligen Begriffe waren, müssen wir sie vor dem ägyptischen und mesopotamischem Hintergrund sehen, auf dem sie entstanden sind und uns vor Augen halten, dass sich unter den Überresten und Denkmälern der heidnischen Kulturen unter anderem auch hybride „Göttervorstellungen“ finden: Götter mit einem menschlichen Kopf und einem Tierkörper, geflügelte Stiere und Vögel mit dem Leib eines Vierfüßlers. Die Götter aber mit der unvernünftigen Kreatur gleichzusetzen bedeutet, sie noch auf eine Stufe unter den Menschen stellen. Und eine solche Götzendienerei beweist, dass die ägyptische Kultur bei all ihrer äußeren Verfeinerung letztlich doch in einer tiefen Geistesverwirrung befangen war. Dass aus einer so unharmonischen Naturauffassung magische und zügellose Rituale erwuchsen ist verständlich.“ ( Abba Eban; „Dies war mein Volk“; S 19-20 )

Du sollst keinen anderen Gott neben mir haben“ lautet das Gebot und ist an ein Volk gerichtet, welches dazu auserwählt worden ist, die Herrschaft und den Segen Gottes zu verkörpern.

Der Auszug“ ist das entscheidende Ereignis zum Selbstverständnis Israels, ohne das es seiner Erwählung nicht gerecht werden kann. Darum, wenn Israel seines Gottes vergisst, gerät es in die Hände von Göttern, Engeln und Gewalten, durch die Gott seinen Zorn wirkt.

Mit ziemlicher Sicherheit weiß man heute, dass die Hebräer im 18. ten Jahrhundert v. Chr. nach Ägypten zogen und der Auszug (Exodus) nach dem 14.ten Jahrhundert, vielleicht zur Regierungszeit Ramses II. (1290 – 1225 v. Chr.) stattgefunden hat.

Den Anlass zum Auszug geben die in der Bibel beschriebenen Ausbeutungsmethoden der Ägypter. Das Volk erinnert sich dabei des Gesetzes Jahwes und diese Erinnerung wird sein gewaltiger und mächtiger Arm, der in Zeichen und Wundern wirkt. Das Gesetz Jahwes ist die Schlange Moses, welche die Schlange der Ägypter frisst. So streitet Gott für sein Volk und seinen Namen und zwingt den Pharao Israel ziehen zu lassen, wie ihm durch Moses befohlen war.

Wegen der Rettung der Welt konnte es Israel nicht gestattet sein, sich im Lebensraum dieses Nilvolkes zu behaupten oder gar anzugleichen, wie dies ja durch das „Vergessen“ Jahwes zu geschehen drohte, indem es sich den ägyptischen Göttern zu zuwenden begann. Die Abwendung von seinem Gott bewirkt die Knechtschaft unter Pharao und verlangt eine neue Offenbarung, welche das Volk durch Moses empfängt und womit sich Gott an dem Pharao verherrlicht. Diese Verherrlichung erweist sich so, dass Gott für die Rechtssache derer eintritt, welche sich selbst nicht helfen können: „die Armen im Geiste und die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, weil sie durch ihre Treue im Glauben den Abfallenden zum Raube geworden sind.“ (Jeremia 30/12-17)

So zieht Israel unter der Führung Moses durch das Rote Meer und begibt sich auf die vierzig Jahre währende Wanderschaft durch die Wüste, an deren Ende es an die Grenze des einst verheißenen Landes Kanaan kommt, um es dann unter Josua einzunehmen.

Es ist also eine Rückkehr in das „Land“, welches Abraham verheißen und von dem es einst ausgezogen war, um in Ägypten zu einem Gedächtnisvolk gebildet zu werden.

Zur Zeit der Eroberung Kanaans durch Israel werden in diesem kleinen Land mehrere Sprachen gesprochen und verschiedene Schriftarten gebraucht: die akkadische Keilschrift und die ägyptischen Hieroglyphen, sowie eine 32 Buchstaben umfassende Schriftart in Ugarit und eine mit 22 Buchstaben, worauf die phönizische, hebräische, griechische und römische Sprache zurückgehen.

Viel Humus also für die Pflanzung der Worte Gottes.

Die Verheißungen betreffs Kanaans und seine Einnahme haben aber noch eine Vorgeschichte, nämlich die Verschuldung der Nationen gegenüber Gott.

Vor der Zeit, da Gott Israel in Ägypten zu einem Volke macht, sind die Völker Mesopotamiens dabei, sich einen eigenen Namen zu machen, damit sie nicht zerstreut würden. Dies vollzieht sich im Rahmen der Sesshaftmachung, die das Nomadentum, welches bis dahin das Leben des Menschen bestimmte, abzulösen begann. Während die Juden in Ägypten den Ackerbau erlernten, lassen sich die Völkerstämme Mesopotamiens an den fruchtbaren Ufern von Euphrat und Tigris nieder. Ihre Zeichen sind gesetzt im Turmbau zu Babel, womit sie sich einen Namen zu machen erhofften, damit eine völkische Sammlung und kulturelle Entwicklung zustande käme, in der das Geschlecht der Gottesbildner und Turmbauer die Herrschaft ausüben kann.

Da solche Entwicklungen sich nur aus dem Abfall von Gott bilden, rufen sie seine Heimsuchung herbei, welche durch ein anderes Volk vollzogen wird. Die Niederwerfung eines Volkes, die Eroberung eines Landes ist in jedem Fall zwar eine Verschuldung des betreffenden Volkes, doch besteht zwischen Schuld und Schuld ein Unterschied. Und zwar darin, ob man sich nur zum Vollstrecker einer Schuld macht, indem man eigennützig und nicht im Gehorsam Gottes die Rache vollzieht, oder ob man sie nach dem Gesetz Gottes vollstreckt, wodurch die Heimsuchung zum Heile der Heimgesuchten dient.

So ist die Heimsuchung Kanaans durch Israel rein äußerlich gesehen die Rache Gottes an den dort lebenden Völkern. Doch kann Israel diese Heimsuchung nicht vollkommen ausführen, weil es den Zorn nach dem Gesetz Gottes ausüben muss, was aber erst dann geschehen sollte, wenn auch die übrigen Nationen in den Besitz der Gnade gelangt sind, damit Allen Rettung aus dem Kreis der Verschuldung und der Rache gegeben ist.

Darum hat Gott das Herz der Vollstrecker geprüft, indem er ihnen gebot, die Könige der abgefallenen Völker nicht zu schonen und nicht von der verbannten Beute zu nehmen.

Durch diese Prüfung entstehen zwei Linien: eine, die sich weiter verschuldet und eine, die sich reinigt. Als Saul sich verschuldete, weil er von der Beute nahm, verlor er sein Königtum an David; so wie Gideon und Jerobeam und viele andere. (Sam. 15/16-24)

Wegen dieser beiden Linien gelingt die Heimsuchung als Eroberung nicht völlig und auch das Heil wird nicht vollkommen, damit es zur Erlösung komme. Aber Beides wirkt sich aus. Einmal, indem die Zeichen Gottes aus Israel an die Zeichen der Nationen geheftet werden können, indem auch die Besitzer der Nationen glauben diese zu verstehen und ein andermal, weil der wahrhaftige Gott seine Zeichen mit den Zeichen der Götter verbindet.

So hat mit dem Eindringen Israels in ein Land, das wechselseitig unter den Einflüssen Babels, Assurs, der Hethiter und Ägypter stand – da es wegen seiner Lage von allen begehrt war – Gott seine Zeichen in die Zeichen der Nationen gesetzt, was die Bauleute des Turmes verwirrt und zerstreut. (1.Mose 11/5-9)

Beinhaltet doch der Turmbau gleichnishaft das Entstehen menschlicher Kulturen unter der Anrufung eines eigenen Namens, den sie, von Gott abfallend vergöttlichen, sich dabei selbst zu Gott machend. Unter diesem Namen verwirklichen sich dieser Götter Reichtum und Glanz, aber auch der Krieg und die Gräuel, womit der lebendigen Schöpfung Gewalt angetan wird. Denn von jeher haben vergöttlichte Namen die Völker gebildet und zusammen gehalten, nach dem Sinn seiner Göttermenschen, aber wider den lebendigen Gott.

Dies kann man daran erkennen, dass mit einem geheiligten Namen zwar ein Volk gewonnen werden konnte, aber nicht erhalten und der Name der Lästerung und dem Spott verfällt. (Leiden darunter nicht gerade heute alle Religionen und Kirchen?)

Dies beweist auch, dass von Anfang an nur ein bestimmtes Geschlecht mit Erfolg den Namen Gottes zum Objekt religiösen Wirkens macht und zu Machtideen gebraucht, Gott aber nicht mit dem Herzen naht. Darum hat Gott diesen Götternamen ein Ende gemacht. Das geschah von Abfall zu Abfall und von Offenbarung zu Offenbarung, weil die Welt noch erhalten werden muss und ihre Leiter verhüllt, bis die Fülle der Zeiten erreicht ist.

Bis dahin ist es ein Problem, die Gerechtigkeit Gottes zu rechtfertigen, denn einerseits sagt Gott, er habe die Völker in ihren Sünden hingegeben (Jesaja 43/4) und andererseits wissen wir aus dem Koran und den Schriften vieler Völker, dass Gott jeder Nation und jedem Volk einen Gesandten geschickt hat, deren Verwerfung jedoch den betroffenen Nationen Bestrafung einbringt. (Sure 17/94)

Dies wäre an sich ein Widerspruch - erst die Völker der Sünde hinzugeben und dann durch einen Gesandten zu warnen und bei Nichterhörung zu bestrafen -, wenn es nur in dieser Form Bestand hätte!

Nein, wir glauben, dass die Bestrafung dazu dient, das Gedächtnis Gottes in den Nationen nicht völlig erlöschen zu lassen und sie dadurch zu stützen bis zu dem Tag, da die Kinder Israels vollkommen gemacht und zum Segen der Völker dienen können.

Wie die Kinder Israels zum Segen für die Völker gebildet werden, sehen wir an dem Werk Gottes mit Israel. Denn mit dem israelitischen Heiligtum ist ein stärkeres über die heidnischen Heiligtümer gekommen und das Heiligtum Israels dabei unrein geworden, wie auch Israel selbst, welches damit den Nationen gleich geworden zu sein scheint.

(Worin besteht der Unterschied, des im Irak Krieg führenden Amerikas zu dem – mit den Palästinensern – Krieg führenden Israel?)

Doch die größere Macht des religiösen Gutes aus Israel sind die Zeichen Jahwes und Christi, die an die Zeichen der Nationen gekommen sind und wodurch diese zu fallen beginnen, wie die Götter der Philister vor der Bundeslade Israels. (1.Sam.5/1-5)



Israel in der Neuzeit



Das Gleichnis vom Sturz der Götter vor der Bundeslade Israels hat sich realisiert im Sturz der Götter der Nationen vor dem Zeichen Christi. Denn auch der Sohn aus Israel war nur ein Zeichen: Das Zeichen der Wahrheit.

Als Zeichen der Wahrheit konnte er in die Hände der ungerechten Beherrscher der Nationen fallen und es musste so geschehen. Denn im Zeichen Christi verleiblichen sich die Ungerechten zuerst zu einem Leib und verwirklichen den Weltentod. Die ist das Leben hier mit seinem Fortschritt und seinen Wundern, welche in einem sich ständig steigendem Aufwand das Leben an sich verzehren. (Jes.57/7-13; Hiob 18/13; Römer 7/24)

Im Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit verursachen sie die Wehen der gerechten Geburt derer, die im Halten der Gebote Jesu standhaft geblieben sind. (Römer 1/18;Jes. 57/15)

Ihre Standhaftigkeit hat die geistigen Bastionen des Weltentodes zwar schon überwunden, doch sind diese Überwindungen der Gerechten in Christus nur gleichnishaft zu sehen. Und dies bis heute, da erst dann die Gerechtigkeit leibhaftig sein wird, wenn sie vollendet ist. Die Gerechtigkeit kann sich aber nur im Kampf der sich vollendenden Ungerechtigkeit vollenden; dies ist insgesamt der letzte Schöpfungslauf, die Wiederkunft des Gerechten und der Beginn des Reiches Gottes durch die leibhaftige Erinnerung – denn Erinnerung kommt leibhaftig – an die Werke und Wege Gottes, wozu die Zeichen und diejenigen die sich ihrer bedienen gedient haben werden. (Zarathustra 8.Gesang Yasna 43/5 und 16.Gesang Yasna 51/6; Kolos. 2/6-15)

Die Zeichen Gottes haben als Elemente im Heiligtum Israels Streit verursacht, woraus die Offenbarung des Sohnes hervor gegangen ist. Dessen Offenbarung hatte aber Elemente, die – wenn auch nur in Zeichen zu sehen und versiegelt – doch im Streit mit dem Imperialismus der heidnischen Götter obsiegt haben. (5.Mose 4/34; Psalm 74/4-9; Matt. 16/3-4; Joh. 6/26-27)

Als Zeichen erschien der wahrhaftige Sohn den Göttern wie einer der ihren, aber das, was er gesagt hatte, machte ihn zu einem anderen Sohn, als die Göttersöhne der Nationen. Und darum auch so ganz anders, als ihn Israel sich vorgestellt hatte. Keine Sohnschaft des Fleisches, sondern Geist aus der Unterscheidung der Geister; kein Sohn, der Israel zu einem Volke machen würde, gleich den Völkern der Göttersöhne Babylons. Dies ist auch der Grund, warum Israel den Christus verwarf und Barabbas erhöhte.

Und Barabbasse waren sie allesamt; im Geheimen Feinde Gottes, offenbar werdend aber Feinde ihres eigenen Volkes; sowohl die Makkabäer, wie auch die Verantwortlichen der Aufstände unter den römischen Kaisern Trajan (98 – 117) und Hadrian (117 – 138).

Die – Rom – hassenden jüdischen Kreise sahen im römischen Imperium nicht das Wirken des Gerichtes des Höchsten; zerrissen nicht ihre Gewänder ( Weisheit und Verstand ) und stürzten so ihr Volk mit dem Sternensohn Bar Kochba in einen Abgrund, der Israel über 500 000 Tote und Verschleppte kostete und wonach jüdische Selbstständigkeit ein für allemal erloschen zu ein schien. (Jes. 3/1-7 und 37/1-4)

Damit wurde aber das Wort akut: „Nach mir wird einer kommen, auf den sollt ihr hören, wer nicht hört, von dem werde ich es fordern:“ (5 Mose 18/18-19)

Denn mit der Erwählung Barabbas und der gleichzeitigen Verwerfung Christi, wurde Christus in die Hand derer überliefert, die diese Forderung vollstrecken, um Israel zu vernichten und sein Erbe anzutreten.

Indem nun dieser Jesus nicht kam, eine neue und höhere Stufe am Turm zu Babylon hinzu zu fügen – und darum von den Thronräubern des Stuhles Moses verworfen werden musste (Matth. 23/2) – war Israel so ( unwissend und zu seinem späteren Glück ) davor bewahrt, in die bei den Nationen übliche Abfolge des Schlagens und Geschlagen werdens zu kommen, was jedoch teilweise geschah, weil die Besitzer des Stuhles Moses Jesus nicht geglaubt haben. Soweit Israel geglaubt hat, hat das Schlagen aufgehört, wo es aber nicht gehorchte, wurde es geschlagen. Bei denen, die gehorchen, hat das Schlagen nicht nur aufgehört, sondern diese werden zum Segen der Völker, welcher Abraham verheißen war.

Wäre also Jesus nach dem Sinn der Usurpatoren zu gebrauchen gewesen, dann würde Israel sich zu einem mächtigen Schläger und Würger entwickelt haben und Israel so zu recht ein noch größerer und mächtigerer Rächer entstanden sein.

Wenn Israel aber trotzdem den Nationen zur Rache anheim gefallen ist, dann war es bestimmt – wegen der Heuchelei der Rächer – eine gesetzliche Rache. Diese aber hat sich verwirklicht, weil die Leiter der Nationen ihren Sauerteig - die alte Herrschaft, das Recht und der Lohn der Ungerechtigkeit - (Matth. 16/5ff) unter die Lehre Jesu gemischt haben. Diese Sünde ist mit Jesus – und allen, die an ihn glaubten – aufgedeckt, weshalb auch alle mit ihm ans Kreuz genagelt sind, weil sie die Sünde kennen und lassen. Gerade aber das Lassen der wahren Sünde – die in der Öffentlichkeit verborgen ist– wird ihnen von den wahren Sündern zur Sünde gemacht, denn ein Solcher lebt von der Sünde des Gerechten, weshalb er ihn auch in die Sünde verstrickt und Anlässe schafft, um ihn darin zu behalten. Doch haben die – Christus in Heuchelei – Dienenden sich selbst dabei in Wahrheit nicht gedient, weil sie so nicht in die gute Erinnerung Gottes kommen, sondern in die böse, worin ihnen ein Lohn der Ungerechtigkeit wird, der ihre Häuser - wegen des in ihnen verbliebenen Sauerteiges – aufreibt und sie von der guten Erinnerung abzuschneiden beginnt. (1.Kor.5/6-8)

Der Zwiespalt zwischen guter und böser Erinnerung kommt in den Gebeten des Propheten Zarathustra deutlich zum Ausdruck, wenn er fragt:

„Dies frage ich Dich, recht tu es mir kund, Herr! Diese Glaubensschau, die die beste ist für die Seienden, die gemeinsam mit dem göttlichen Recht die Meinigen gedeihen lasse –

Schaut der sie recht, der mit Worten der Erinnerung, mit einem Handeln aus meiner Erkenntnis heraus von Dir die Fülle sich erwünscht, Allweiser?

Dies frage ich Dich, recht tu es mir kund, Herr! Mag wohl Erinnerung hin zu jenen dringen, denen, Allweiser, Deine Glaubensschau verkündet wird? Ich ward von ihnen von Anfang an als Dein erkannt. Alle anderen beobachte ich als feindlichen Geistes.“ (9.Gesang Yasna 44/10-11)

Die gute Erinnerung wird leibhaftig in denen, die Christus nach der Gerechtigkeit seiner Gebote und Satzungen angenommen haben. (2. Petr. 1/12-13)

Weil die Juden ihn verwerfen mussten, kam er in die Nationen und Völker. (Zum Gericht, wenn sie „Ihn“ als Objekt zur Verwirklichung ihrer Machtideen gebrauchen, zur Gnade, wenn sie durch „Ihn“ sich von ihrer Schuld und Sünde reinigen mit ihm).

Nun meinten sie aber, wegen der teilweisen Verwirklichung ihrer Machtideen, im Besitz der Gnadengüter Christi zu sein! Warum sehen sie aber nicht, dass sie doch gar nichts haben verwirklichen können von dem, was sie zu verwirklichen gedachten und dabei sind, die mit dem Namen Gottes gewonnenen Völker zu verlieren?

Da sie ihre Schuld und Sünde an Hand des - zu diesem Zwecke- überlieferten Zeugnisses aus Israel nicht erkennen, geschah durch sie im Namen Christi das, was Israel nicht gestattet werden konnte; nämlich über die Völker der Welt herzufallen und mit ihnen ein Reich wider den zu schaffen, der die Welt in Gerechtigkeit besitzen wird. (Parallelen zum Auf- und Untergang der Templer, sowie der Kreuzzüge lassen sich hier durchaus erkennen.)

Weil die Nationen in der Verwerfung Christi durch die Juden keinen Dienst sahen, der ihnen zur Erkenntnis ihrer Sünde verhelfen sollte und wie Paulus schreibt: „die Juden hinsichtlich des Evangeliums zwar ihre Feinde sind, um ihretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter willen“ ( Römer 11/15 u. 28-29 ), wurde Christus in den Händen der Nationen zu einem Werkzeug des Zorns ohne Gnade und Barmherzigkeit, wie die Juden es auch zu spüren bekamen.

Dieser Nationen-Christus wurde zur letzten Stufe des Babylonischen Turmes und hat – im Sinne der Abfallenden – die Völker kulturell zu Ausformungen gebracht, wie sie nie zuvor erreicht worden sind und wobei alle die zum Zuge kamen, die in ihrem Herzen sagen: „Wir sind es und keine anderen.“

Sie waren und sind allesamt Räuber und Diebe, die man daran erkennt, dass sie ihn öffentlich ehren und preisen, ihre Erkenntnisbilder und Vorstellungen mit seinem Golde überziehen, gleichzeitig aber seine Gebote verachten, ihren Erkenntnissen, Geboten und Gesetzen absolute Priorität einräumend, das Fleisch Christi zu töten suchen. (1.Joh. 4/2)

Alle Diebe und Räuber haben Christus vollkommen verfälscht, ihn mit Satzungen und Dogmen vermischt, als Mörtel der letzten Stufe gebraucht, um mit Bildern die Impulse zu kulturellen Elementen zu schaffen, die auch noch im gegenwärtigen Kulturleben vorhanden sind. Sie haben das Reich an sich gerissen und dabei ihre Zeichen zu denen Gottes und Christus gesetzt, damit sie die Pforten des Lebens auf ewig besitzen. Vom Raube sind sie weise geworden in ihren und derer Augen, die auf sie schauen, umgeben vom Glanz und der Herrlichkeit des gestohlenen Gutes. (Hesek. 26/2; Jak. 2/1 u. 2/9)

Da die Wahrheit aber die Pforte des Lebens ist, hat sie bei sich keinen Glanz vonnöten, aber geraubt gibt sie der Lüge ihren Glanz, wodurch Wunder wird, denn Wunder ist der Lüge Existenz, Wunder ihr Dasein. (Matth. 7/22 u. 24/22; 2.Thess. 2/9)

Auch lässt ihnen ihr Wunderdasein nicht die Worte des Propheten verstehen, der da spricht: „ Durch die Größe deiner Weisheit hast du mit deinem Handel deinen Reichtum gemehrt; - darum, so spricht der Herr, Jahwe: weil du einen Sinn hegst, wie eines Gottes Sinn, darum, siehe, werde ich Fremde, die Gewalttätigsten der Nationen über dich bringen und sie werden ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit und deinen Glanz entweihen.“ (Hes. 28/5-7)

Da die – mit der Lüge – Lebenden aber nur in der Bewahrung der Wunder „da sein“ können, in denen die Wahrheit verborgen ist, sind sie existenziell zum Tragen der Wahrheit bestimmt, die sie als Träger aber selbst nicht erkennen können. Darum eben, weil die Lüge sich nur mit der Wahrheit verwirklichen kann, ist die Wirklichkeit der Wahrheitsträger so wunderlich und wundersam; die Offenbarungen Gottes mit geheimnisvollen Riten und Gebräuchen umrankend, welche die Gefühle der Menschen verstricken, damit sie nicht zu der Erkenntnis der Wahrheit kommen können. (dies ist vielleicht auch eine Erklärung für vieles, was man in „esoterischen Bücher und Schriften“ wieder findet: „Außerirdische, Propheten und Wahrsager, Geheimbünde, Templer, Ufo, etc., alles „Wunder“, welche kaum zu erklären und zu beweisen, allerdings auch sehr schwer, wenn überhaupt zu widerlegen sind. Die aber allesamt der Verwirrung und Unkenntnis dienen, weil sie als Träger der Wahrheit vorausgehend nicht erkennen, dass sie nur Träger sind, nicht wissend, was sie mit sich tragen“)

Da Christus aber ein anderer ist, als der, den sie erkennen, taugt er nicht zu ihren Werken und wird ihnen daher zum lästigen Relikt, welches man abzuschütteln sucht, aber nicht mehr kann, da sie von Anfang an ihre Zeichen mit seinen verbunden haben. Das aber ist ihr Gericht, dass sie die Wahrheit und die Zeichen der Zeit – zusammen mit dem Wort Gottes – nicht erkennen können. Ihre Völker so nicht vor dem Verhängnis bewahren können und dürfen, in welches sie diese hineingeführt haben und damit auch selbst von der Rettung abgeschnitten sind, während die Gerechten durch ihren guten Sinn retten werden können. (Matth. 16/1-4)

Durch ihre eigene Missetat – indem sie Christus nicht in gutem (positivem) Sinne, sondern in bösem (negativem) Sinne angenommen haben -, sind die Völker dahin gebracht, dass sie nur von denen errettet werden, die in die gute Erinnerung – die ihren „Freigang“ zur wahren „Resozialisierung“ nützend - eingegangen sind. (Joh. 14/26; 2.Petr. 1/13)

In der Erinnerung Gottes wird die Gerechtigkeit Israels gerechtfertigt und die Ungerechtigkeit Israels begnadigt, weil sie im Gesetz und nicht aus Eigenmächtigkeit geworden ist. Diese Erinnerung wird die Welt retten in der Unterscheidung von wahrem und falschem Gott, von wahren und falschen Menschen, wahren und falschen Freunden, sowie von wahren Feinden und falschen Feinden.

Die Vermischung des Freund-Feind Verhältnisses wird uns besonders deutlich beim Lesen der Götter-, Helden- und Dämonensagen, dem Mythos der Völker. Denn diese sind das Zeugnis aus vorangegangenen Schöpfungsakten und Abfällen, in denen die Wahrheit vergraben ist. Insgesamt sind Religion und Mythos, Gesetz und Völkerkult die Zeichen, mit denen die Ungerechtigkeit ihre Welt erhaltenden Funktionen wahrnehmen kann, bis die Söhne Gottes gekommen sind. (1. Mose 49/10; 2. Mose 28/38; Römer 8/19)



Die Welt der Götter



Zu Beginn dieses Buches wurde dargelegt, bzw. versuchten wir darzulegen, dass die Götterwelt der vorgeschichtlichen Völker einen Hochgott enthielt, welchem entsprechend Verehrung zuteil geworden ist. Doch erst die Überlieferungen der Geschichtsvölker, ihre Sagen, Märchen und Mythen gestatten uns einen umfassenden Einblick in eine Welt, die – wegen der Unkenntnis ihrer Überlieferer und weil die Erkenntnis (die Sohnschaft) noch nicht gekommen ist -, von vielen als Erfindung abgetan ist. (Gilt dies nicht auch und im Besonderen für die Religionen sowie die Esoterik und deren „Überlieferer“?)

Nun sind aber Götterverehrung und Religionsausübung Allgemeingut aller Völkerschaften und Stämme, so dass sie zumindest als phänomenal und unerklärlich in Betracht gezogen werden müssen und damit die Behauptung, dass Gott nicht sei, unbeweisbar bleibt. (Was bis dato auch für die gesamte Wissenschaft gilt, trotz weiterer „Fortschritte“ und neuesten –sich zum Teil selber widersprechenden - Erkenntnisse aller Wissenschaftszweige)

Im Folgenden machen wir einen Streifzug durch die Welt der Götter, ohne allen Ansprüchen gerecht werden zu wollen und zu können, weil das vorliegende Material bekanntlich so umfangreich ist, dass von neuem damit viele Bücher gefüllt werden könnten. Es bleibt dem Leser selbst überlassen, sich einen größeren Überblick zu verschaffen, als dies im Rahmen dieses Buches möglich ist.

Unsere Betrachtungen beginnen mit den Sumerern, durchwandern nochmals den mesopotamischen Kulturkreis und den vorderen Orient, um über die „Iliade“ Homers nach Rom zu kommen. Doch weiter eilen die Gedanken zum Mythos der einst im hohen Norden lebenden Völker der Germanen, welche berufen waren, ihre Kräfte für die Ausformung einer Kultur zu verwenden, die es uns heute ermöglicht, den Spuren Gottes nachzugehen, denn: „Gott steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter richtet er.“

Dieser Ausspruch des Psalmisten widerspricht vollkommen jedem allgemeinen Geschichtsverständnis, wonach Geschichte das Werk von Menschen ist. Nun, sicherlich wird und wurde sie von Menschen betrieben, aber niemals konnten diese ganz aus sich allein gehandelt haben. Da die Geschichte sonst einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen müssen, weil doch in allen Fällen die Geschichtsmacher nie das erreichten, was anzustreben sie bemüht gewesen sind. Was aber hat ihre Pläne verhindert, ihr Streben vereitelt? Was macht die Macht der Geschichte machenden Kräfte und Gewalten –trotz ihrer oft welterschütternden Potenz– so machtlos und ohnmächtig?

Dass die Menschen Geschichte machen mit Worten, welche Gott gewirkt hat, dies zu erhellen, stellt sich als Aufgabe, welche diesem Buch zugrunde liegt.

Insofern Menschen nicht nach Gottes Wort handeln und nicht gehorsam sind, aber seinen Namen und sein Wort heuchlerisch gebrauchen um Opium zu sein für ihre Völker, entsteht dann auch eine „gewendete“ Gottesgeschichte, die ihrer Wendung wegen, der Mensch nur als Menschenwerk begreifen kann. Wobei aber doch die Manipulatoren des Wortes Gottes Göttern gleich gestaltet worden sind und Gottes Wort ihnen Kleider gemacht hat, gewendete Kleider, so dass Gott an ihnen nicht zu erkennen ist. Das ist der Mythos der Völker.

Die Umwendung der Worte Gottes sind als Sündenfall zu Eden vermittelt: „du wirst sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses,“ woraus eine Götterwelt entstand, die insbesondere auf Israel zu liegen kommen musste, weil Israel durch die Erwählung bekleidet ist, so dass die Götter der Völker wider Israel in Streit geraten und – wegen der größeren Macht Gottes in Israel – Abfall und Sünde offenbar werden. So veranlasst der an Israel sich entzündende Streit den Psalmisten Gott, seinem Herrn zu zurufen:

„Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage! Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre. Du hast vormals die Erde gegründet und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wirst du sie verwandeln (wechseln) und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe und deine Jahre enden nicht. Die Söhne deiner Knechte werden wohnen und ihr Same wird vor dir bestehen. (Psalm 102/24-28)

Die Offenbarung der Sünde und des Abfalls hat einen Samen erweckt, das ist der Christus, der die Welt vor den falschen Göttern erretten wird. Die Errettung einesteils ist aber die Verdammnis der Welt, indem Christus mit seinen Kleidern - seiner Erkenntnis - seinen Feinden anheim fällt. „Sie werden meine Kleider teilen unter sich und über mein Gewand werfen sie das Los.“ Christi Kleider wirken die Verdammnis der Welt, damit er sie davor errette durch Verleiblichung: „denn der Leib ist mehr als die Kleidung“ spricht Jesus.

Mit Christi Verleiblichung verleiblicht sich auch die Wahrheit, wie vorher schon die Lüge ein Leib ward im Tempel Gottes. Wodurch Erinnerung an das von Gott gestiftete Gedächtnis als Erkenntnis Gottes leibhaftig wird, damit die Welt überführt werden kann von der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht. Denn ohne Verleiblichung der Sünde und der Wahrheit, des Todes und des Lebens, kann nicht wahrhaft Gericht geübt werden.

Dies ist beim Lesen des Mythos zu bedenken, damit das Geschichtsverständnis – durch Erkenntnis Gottes umgewendet – zur Rettung dient denen, welche diese Erkenntnis selbst nicht zu erreichen vermögen.



Die Sumerer



Die Kultur der Sumerer blühte etwa im Verlaufe des dritten vorchristlichen Jahrtausends im südlichen Mesopotamien; mit ihnen begann die geschriebene Geschichte. (siehe hierzu u. a. auch Jan van Helsing; „ Hände weg von diesem Buch“ – die sumerischen Schrifttafeln S. 109ff )



Ihre Fürsten sahen sich nur als Vertreter des wahren Herrschers, des Schutzgottes der Stadt. Dieser Gott war absoluter Herrscher, obwohl neben ihm noch andere Götter angebetet worden sind.

Anu – als der erhabenste dieser Götter – ist der Gott des Himmels. Zwischen Himmel und Erde, der Luft steht Enlil, der den Winden und des Sturmes gebietet. Von seinem Heiligtum in Nippur übt er die Oberherrschaft über die einzelnen Stadtgottheiten aus. Der Gott der Erde ist Enki, mit dem dann die kosmische Dreiheit – Himmel, Luft und Erde – abgerundet ist. Im Laufe der Zeit wird aus dem Gott Enki auch Ea, was Haus des Wassers bedeutet, ohne welches die Erde nicht lebensfähig ist. Da der Name Ea erst Fuß fasst, als der semitische Einfluss immer stärker wird, liegt die Möglichkeit nahe, dass die Semiten an der Bildung dieses Gottesbegriffes beteiligt gewesen sind. Dann haben wir noch die Götter der Gestirne: des Mondes – Nanna; der Sonne – Utu; und des Sternes Venus – Inana.

Inana verkörpert die Erdenmutter und die Quelle der Fruchtbarkeit. Als Erdenmutter wird Inana mit der Gestalt des Gottes Dumuzi verknüpft – der stirbt und zu neuem Leben erwacht -, also die Wiedergeburt versinnbildlicht, welche sich alljährlich in der Vegetation vollzieht.

Alle Götter haben menschliche Züge, haben Geschlecht und Familie, ernähren und bekleiden sich wie Menschen – wenn auch mit kostbareren Stoffen – und zeigen auch alle menschlichen Eigenheiten wie Verstand und Gefühle wie Liebe und Hass. Sie haben auch untereinander verwandtschaftliche Verhältnisse: Anu ist der Göttervater, Ningursi – der Gott von Lagasch – ist ein Sohn Enlils und Baba, der Tochter Anus. Der Mondgott Nanna hat Ningal zum Weibe, deren Sohn der Sonnengott Utu ist. Dann gibt es noch unterhalb der Götter Dämonen, die – wie die guten – Tempel, Häuser und die Menschen beschützen, während die zum größten Teil bösen Dämonen unbefriedete Geister von Verstorbenen sind, die – von Zeit zu Zeit auf die Erde kommend – die Menschen in Angst, Furcht und Leid stürzen. (sind nicht auch hier eindeutige Parallelen zu den „Außerirdischen“, Geistern, Jenseitsglauben etc. fest zu stellen? Demnach sind viele der Feststellungen in esoterischen Schriften und Büchern – hier insbesondere auch bei einem Jan van Helsing – überhaupt nicht mehr so „abwegig“ oder „phantastisch“, wie dergleichen auch in Märchen und Sagen beschrieben wird? )

Der Kult, der den Göttern dargebracht wird, dient der Erhaltung irdischen Lebens.

Die vor etlichen Jahrzehnten in Nippur aufgefundene Literatur (Jan van Helsing datiert diese Funde heute noch etwas genauer; s. h. „Hände weg von diesem Buch“ S. 109) - zehn Tausende von Tontäfelchen – gibt uns einen Bericht vom Leben der Götter, der Schöpfung des Weltalls und deren Geschichte.

Der Gott Enki bebaute die Erde und befruchtete mit den Wasserläufen des Euphrat und Tigris das sandige mesopotamische Tal. Er gab den Wassern Fische und erlässt die Gesetze des Meeres und des Windes. Er setzte auch über jeden Ort und jedes Element besondere Gottheiten. Des Weiteren schaffte er Häuser, Ställe und Schafhürden. Über die Frage des Jenseits gibt uns der Unterweltbesuch der Inana Antwort:

„Als Inana beim Palast ankam, beim Gebirge aus Lapislazuli, an der Tür zur Unterwelt, da handelte sie feindselig, im Palast der Unterwelt sprach sie als Gegnerin: „öffne das Haus, o Wächter, öffne das Haus, öffne das Haus, o Neti, öffne das Haus; allein werde ich eintreten.“

Neti, das Haupt der Wächter der Unterwelt antwortete der reinen Inana: „ wer bist du?“

„Ich bin Inana, aus dem Ort, wo die Sonne aufgeht.“

„Warum bist du in die Erde gekommen, aus der es keine Heimkehr gibt? Wie hat dich dein Herz auf einen Weg geführt, auf dem kein anderer zurückgeht?“

Inzwischen bittet ein Bote Inanas – die man ihres Schmuckes und ihrer kostbaren Kleider beraubt hat und nicht mehr zurück lassen will – die oberen Götter, ihr zu helfen. Er spricht vor Enki:

„Bei ihrem Eintritt wurde ihr die Krone von der Stirne genommen. Was geschieht mir hier?

Schweige o Inana, die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana, nach den Bräuchen der Unterwelt!

Bei ihrem Eintritt in die zweite Pforte wurde ihr das Zepter aus Lapislazuli genommen.

Was geschieht mir hier?

Schweige o Inana, die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana, nach den Bräuchen der Unterwelt!

Bei ihrem Eintritt in die dritte Pforte wurde ihr die Kette aus Lapislazuli-Steinen vom Halse genommen.

Was geschieht mir hier?

Schweige, o Inana, die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana, nach den Bräuchen der Unterwelt!

Enki erhört die Bitte und gießt die Speise und das Wasser des Lebens über Inana aus. Inana kehrt zurück. (vgl. J.B. Pritchard; Texts)

Eng verknüpft mit dem Mythos der Götter ist auch die Heldenepik, in welcher ja die Götter ausgiebig eingreifen; wie auch in Göttermythen die Helden nicht fehlen. Die heraus ragendste Gestalt des Epos ist die des Gilgamesch, der das Problem des Todes – welches über allen Menschen lastet – beseitigen will. Er wendet sich an den Gott Utu, entmutigt über das Menschenschicksal und bittet ihn, ihm zusammen mit seinem Freund Enkidu Ruhm zu geben, damit wenigstens ihr Name unvergänglich erhalten bliebe:

„ O Utu, ein Wort möchte ich Dir sagen, höre mein Wort; ich möchte, dass es zu Dir dränge und Dein Gehör fände.

In meiner Stadt stirbt der Mensch, bedrängt ist das Herz. Der Mensch geht zugrunde, schwer ist das Gemüt. Von den Mauern habe ich hinab geschaut und habe die Leichen gesehen, wie sie auf dem Flusse schwammen; so werde ich enden; so ist es gewiss. Es gibt keinen Menschen, so groß er auch sei, der die Erde bedecken kann. Aber noch ist nicht das Schicksal bestimmten Endes gekommen und ich möchte eintreten in das Land und dort meinen Namen aufprägen. An den Orten, wo die Namen aufgerichtet worden sind, den meinen aufrichten. An den Orten, wo die Namen aufgerichtet worden sind, diejenigen der Götter errichten. Utu nahm seine Tränen als Opfergabe an, als erbarmender Mensch hatte er Mitleid mit ihnen.“

Gilgamesch bricht mit seinem Freunde zu dem Unternehmen auf. Sie überschreiten sieben Gebirge und kommen an einen Zedernwald, der von Huwawa – einem Ungeheuer – bewacht wird. Enkidu warnt umsonst:

„O mein Herr, du, der du jenes Wesen nicht gesehen hast, bist nicht von Schrecken getroffen. Ich aber habe es gesehen und bin getroffen. Er ist ein Held mit Drachenzähnen, sein Antlitz ist wie das eines Löwen, ..er ist wie das verheerende Wasser der Überschwemmung; Niemand entgeht seiner Stirn, die Bäume und Schilfrohr verschlingt. O mein Herr, geh du in das Land, ich werde in die Stadt zurückkehren. Deiner Mutter werde ich deinen Ruhm erzählen und sie wird schreien. Ihr werde ich deinen Tod erzählen und sie wird bittere Tränen vergießen.“

Aber Gilgamesch lässt sich nicht abschrecken:

„für mich wird kein anderer sterben, die beladene Barke wird nicht untergehen; das Gewand mit den dreifachen Falten wird nicht zerschnitten werden...; das Haus und die Hütte werden nicht vom Feuer zerstört werden. Wenn du mir hilfst und ich dir helfe, was kann uns dann geschehen?“ (vgl. J.B. Pritchard; Texts, S. 48 ff )

Beide töten das Ungeheuer und bringen seinen Körper den Göttern dar. Die dadurch aufstrahlende Herrlichkeit Gilgamesch´s entfacht die Liebe der Göttin Ischtar – der sumerischen Inana, Göttin des Kampfes und der Liebe -. Ihr Angebot – ihr Gatte zu werden – schlägt Gilgamesch aber aus. Darüber ergrimmt Ischtar und tritt vor Anu – ihren Vater – um Rache zu fordern:

„Schaffe einen Himmelsstier, der Gilgamesch vernichten soll. Wenn du mich nicht erhörst, so zerbreche ich die Riegel an den Toren der Unterwelt!“

Gott Anu sprach bekümmert: „ Meine Tochter, was verlangst du von mir? Wenn ein Himmelsstier auf die Erde kommt, wird er die Saaten verwüsten. Sieben magere Jahre werden folgen, sieben Jahre leeren Strohs ohne Ären. Hast Du genug Korn für die Menschen gespeichert, hast du sieben Jahre lang genug Kräuter wachsen lassen für das Vieh?“

„Ja, mein Vater“, entgegnete die schöne Göttin. „ Sieben fette Jahre kannte die Stadt Uruk. Sieben Jahre lang ließ ich Kräuter wachsen für das Vieh, sieben Jahre lang haben die Menschen reichlich Korn geerntet und zusammen getragen in den großen Speicher, den Gilgamesch erbaute. Jetzt mögen sieben magere Jahre folgen, Jahre leeren Strohs, wenn nur der Himmelsstier den Frevler Gilgamesch tötet.“ (vgl. „Die schönsten Sagen der Welt; S. 265 ff)

(Hier findet sich einmal mehr die „magische Zahl Sieben“ ebenso wie die Parallele zur biblischen Geschichte „Joseph in Ägypten“)



Das Ende der Geschichte von Gilgamesch, dem großen Helden ist, dass er das Leben gefunden hatte und es wieder verlor.



Die Babylonier und Assyrer



Der sumerische Gottesbegriff ist für die Babylonier und Assyrer Vorläufer einer Welt, in die sie ihre eigenen Elemente einbringen. Sie sind semitische Völker, deren Herrscher nicht mehr nur Menschen im Dienste Gottes sind, sondern die Kraft ihrer Werke selbst zu Gott werden. Von hier an tritt die Priesterschaft hinter dem König zurück und umgibt ihn nur noch als seine Ratgeber.

Von Sargen, König von Akkad (Sammelbegriff von Babylon und Assyrien) um 2350 v. Chr. sagt die Legende, dass seine Mutter ihn als Kind in einem Korb aus Schilfrohr auf dem Wasser des Flusses ausgesetzt hatte. Von dort auf wunderbare Weise errettet, habe er, als er zum Manne gereift – aus Liebe zur Göttin Ischtar – seine großen Taten begonnen. Die Chronik erzählt uns:

„Sargen, der König von Akkad, Aufseher im Dienste Ischtars, König von Kisch, geweihter Priester von Anu, König über die Lande, Großvikar von Enlil unterwarf Uruk und zerstörte seine Mauern; in der Schlacht mit den Bewohnern von Uruk blieb er siegreich; Lugalzaggise – den König von Uruk – nahm er in der Schlacht gefangen; er legte ihn in Fesseln vor Enlils Türe nieder.

Sargen, der König von Akkad, blieb in der Schlacht mit den Bewohnern von Ur siegreich; er unterwarf ihre Stadt und zerstörte ihre Mauern. Er unterwarf E-Ninmar; zerstörte seine Mauern und eroberte das Land von Lagasch bis zum Meer; im Meere wusch er seine Waffen. In der Schlacht mit den Bewohnern von Umma blieb er siegreich; er unterwarf ihre Stadt und zerstörte deren Mauern. Sargen, dem König des ganzen Gebietes, gab Enlil keinen Widersacher; das ganze Gebiet vom oberen bis zum unteren Meer gestand im Enlil zu.“ (Pritchard, Texts, S. 267)

Während der zweiten semitischen Dynastie unter König Hammurabi um 1700 v. Chr., der bekanntlich wegen seines Gesetzbuches besondere Berühmtheit erlangte, haben wir einen Kodex nach sumerischer Tradition, dessen Vorwort und ein Verständnis zu den Gottheiten aufzeigt und worin die Vergöttlichung der Könige – welche die erste Dynastie kennzeichnete – wieder verschwunden ist.

„Als der erhabene Anu, König der Annunaker (Gottheit im Dienste Anus) und Enlil, der Herr des Himmels und der Erde, der die Geschichte des Landes bestimmt, Marduk (Gott der Dynastie Hammurabis), den Erstgeborenen von Enki, die Herrschaft über alle Menschen zuwiesen...Da ernannten Anu und Enlil mich, den Hammurabi, den erhabenen, die Götter fürchtenden Fürsten, damit ich die Gerechtigkeit im Lande leuchten lasse, damit ich den Bösen und Ungerechten vernichte, damit ich bewirke, dass der Starke nicht den Schwachen unterdrückt, damit ich wie Schamasch (Sonnengott) über dem mesopotamischem Volke aufgehe und die Erde erleuchte, damit ich dem Volke Wohlstand schenke. (Pritchard, Texts, S. 164)

In dieser Ära erscheinen alle sumerischen Götter zum Teil unter neuen Namen. Aber auch neue Gottheiten, die vorher nicht bekannt gewesen waren, wie Nabu, der Gott der Schrift und Weisheit, der Amoritergott Adad und Amurru, der Gott des Westens. Besonders ist Marduk zu erwähnen, der in Babylon zum Nationalgott erhoben wurde. In Assyrien ist Assur der nationale Gott, besitzt also den gleichen Namen wie das Volk und seine Hauptstadt.

Unter der ersten babylonischen Dynastie setzte sich als grundlegendes Thema die Erschaffung der Welt durch:

„ Als in der Höhe die Himmel noch namenlos waren, da gebar Mutter Tiamat von ihrem Gatten Apsu zahlreiche drachenähnliche Ungeheuer. Später tötete Ea, der Gott der Weisheit Apsu, den Gatten Tiamats.“

Man nimmt an, dass Apsu das süße Grundwasser verkörperte, Tiamat aber das Salzwasser des Meeres. Beide Wasser waren chaotisch vermischt. Eine Wasserwüste bedeckte die Erde, als Tiamat beschloss, den Tod ihres Gatten zu rächen und deshalb mit ihrem Sohn eine Schar hässlicher Drachen gebar.

Ea´s Sohn Marduk war der einzige Gott, der sich Tiamat entgegen zu stellen wagte. Er trat zum Kampfe gegen sie und ihre elf Ungeheuer an:

„ Er machte einen Bogen und bestimmte ihn zu seiner Waffe. Er kerbte einen Pfeil und bestimmte ihn zu seiner Waffe. Er erhob die Keule, die er mit der Rechten ergriff. Hing sich den Bogen und den Köcher an die Seite und legte den Blitz vor sich hin. Mit einer lodernden Flamme erfüllte er seinen Körper […ff] (Pritchard, Texts, S.j66-67)

Marduk fesselte den Leichnam, schleuderte die elf Ungeheuer in die Unterwelt und beginnt mit dem Werke seiner Schöpfung. Er schnitt Tiamat in zwei Hälften, benutzte die eine als Himmel und die andere als Erde. Dann schuf er die Sonne, den Mond und die fünf Planeten und die Fixsterne. Schließlich knetete er aus dem Blut Kungus – Tiamats Sohn und Gatten – und der Erde den Menschen.

Hierbei ist erwähnenswert, dass das hebräische Wort für Urmeer Tehom heißt und wortgeschichtlich mit dem babylonischen Tiamat eng verwandt ist. Jahwe bezwingt Tehom oder Tiamat allein durch sein mächtiges Wort, wodurch das Meer in seine Grenzen versetzt wird.

Dieses Wort wurde als Siegel nur ein einziges Mal entfernt; als Gott beschloss, die Menschen durch eine Sintflut auszutilgen. Marduk schafft also nicht aus dem Nichts, sondern vielleicht aus dem Chaos die Ordnung. Diese Auffassung hört sich dann so an:

„ Er schuf Aufenthalte für die großen Götter, legte ihre Sternbilder in Zeichen fest, bestimmte das Jahr, teilte es in Abschnitte auf. ( vgl. hierzu auch Jan van Helsing „Hände weg von diesem Buch; Die sumerischen Schrifttafeln; S. 109ff) Er macht drei Konstellationen für jeden der zwölf Monate. Nachdem er die Tage des Jahres durch himmlische Gestalten bezeichnet hatte, gründete er den Aufenthalt Nibirus (entspricht vmtl. Jupite), um dann die Bereiche fest zu legen […]...usw....(Pritchard, Texts, S. 67)

Von den Sternen geht es zu den Pflanzen und Tieren und dann zum Menschen, der nur dazu erschaffen ist, den Gottheiten zu dienen. Von diesen Menschen gibt es Hymnen, Bußpsalme und Gebete, die sein religiöses Leben auszudrücken suchen. Hier als Abschluss ein besonders schönes Gebet:

„ Die Großen ruhen, die Riegel sind vorgeschoben, die Läden herabgelassen, das Volk schweigt, die offenen Tore sind verschlossen, die Götter und Göttinen der Erde, Schamasch, Sin, Adad und Ischtar haben sich zum Schlaf in den Himmel zurückgezogen, sie sprechen keine Urteile mehr, sie entscheiden keine Streitfälle mehr. Verschleiert ist die Nacht, ruhig und dunkel der Palast und das Land...die großen Götter, die Götter der Nacht, sie seien an meiner Seite und in mein Wahrsagen, in das Lamm, das ich opfere mögen sie für mich die Wahrheit legen.“ (Pritchard, Texts, S. 390-391)



Die Ägypter



Die Geschichte der Ägypter ist von eigenständigem Verlauf und die Bevölkerung bleibt im Wesentlichen dreitausend Jahre unverändert, ohne die unberechenbar lange Vorgeschichte mit hinzu zu rechnen. Im Gegensatz zu der düster und feierlichen Religiosität der mesopotamischen Völker, erleben wir in Ägypten eine heitere und fröhliche menschliche Art, die dem Gottesbegriff eine andere Richtung gibt. In Ägypten ist der Pharao Gott selbst, ein Gott, der Fleisch geworden ist. Es gibt daher keine Spannung zwischen König und Gott, sondern hier löst sich alles auf einer höheren Ebene der Einheit. Es bedarf keiner Deutung, den Willen Gottes zu erkennen, da er sich im Worte des Pharao ausdrückt und nur ihm braucht man zu gehorchen.

Die Welt der Götter konnte sich dabei zu einer Vielfalt entwickeln wie nirgends zuvor. Der alte Ägypter sieht keinen Widerspruch darin, wenn er die einen Götter neben den anderen stehen lässt und ihre Unvereinbarkeit zu vereinen sucht. Viele Götter wurden mit ihren Namen oft ineinander verschmolzen, so dass z. B. der Gott Amon dem Re angeglichen wird, der älter ist und ein Amon-Re entsteht.

Im Folgenden lassen wir eine Hymne an Amon-Re zu Worte kommen:

„Du bist der Einzige, derjenige, der das geschaffen hat, was ist;

Der Alleinige, derjenige, der das gemacht hat, was da ist;

Derjenige, aus dessen Augen die Menschheit hervorging;

Auf dessen Mund die Götter ins Dasein traten;

Derjenige, der das Gras für die Herden machte, die Obstbäume für die Menschen;

Derjenige, der das erschuf, wovon die Fische im Meer leben und die Vögel im Himmel...

Gruß dir in jedem fremden Land, bis zum höchsten Himmel, bis zu den Rändern der Erde, bis in die Tiefen des großen, grünen Meeres!

Die Götter beugen sich vor deiner Majestät, sie preisen die Macht dessen, der sie geschaffen hat, sie sind fröhlich beim Nahen dessen, der sie erzeugt hat.

Sie sagen zu dir: Willkommen, o Vater der Väter aller Götter, der du den Himmel aufgerichtet und die Erde begründet hast, der du das gemacht hast, was geschaffen und da ist, Du König, du Haupt der Götter.“ (Pritchard, Texts, S. 366)

Antike Reisende haben uns Berichte hinterlassen, die von einem weit verbreiteten Tierkult Zeugnis geben, welcher seine Wurzeln in der ältesten ägyptischen Vorgeschichte hat. Erst mit dem Beginn der Geschichte kommen auch menschliche Bilder in den Kult. Doch tragen die neuen Gottheiten die alten Symbole - Teile tierischer Körper – zum Zeichen ihres Ursprungs. Herus - der Gott des westlichen Deltas – erscheint mit einem menschlichen Körper und dem Kopf eines Falken. Hatho – die Göttin von Aphroditepolis und Dendera – mit dem Leib einer Kuh und dem Kopf einer Frau. Seth – der Gott von Onbos – mit dem Körper eines Mannes und eines Tierkopfes. Anubis – der Gott von Kynopolis – mit männlichem Körper und Hundekopf. Thot – der Gott von Hermopolis – mit männlichem Körper und Ibiskopf.

Dann die völlig menschlichen Götter:

Amon – der Gott von Theben – und Osiris und Isis, beide aus der Deltagegend. Sie sind Hauptpersonen eines berühmten Mythos. Osiris ist der Gott, der den Menschen den Ackerbau lernt; Isis seine Gattin. Da aber Seth – der ein Bruder Osiris ist – diesem dessen Macht neidet, verfällt er auf den Gedanken, diesen zu töten. Die verzweifelte Isis erlangt von den Göttern, dass ihr toter Gatte wieder lebendig wird, doch wird sich sein Leben nur unter Verstorbenen abspielen, deren gerechter König er wird. Herus – der Sohn des Osiris – bekriegt und rächt seinen Vater gegen Seth mit vielen Listen und tötet ihn nach langen wechselvollen Kämpfen. (siehe hierzu Pritchard, Texts, worin die Listen und Kämpfe beschrieben sind)

Natürlich hatten die Ägypter auch kosmische Götter, doch waren sie weniger alt und bedeutend als die der mesopotamischen Völker. Die Erde hieß Ge, der Himmel Nut, welche auch als Kuh dargestellt wir, die Luft hieß Schu, ein Gott, der den Himmel hält.

Unter den Gestirnen spielte Re –der Sonnengott– die erste Rolle. Der Sonnengott steigt am Morgen aus dem Ozean empor und durchfährt mit einer Barke den Himmel. Am Abend taucht er wieder in das Meer zurück, welches er während der Nacht mit einer anderen Barke durchschifft hat. Die Nacht ist voller Gefahren, weil eine große Schlange die Sonne bei ihrem Untergang erwartet, um ihr Schiff umzustürzen und sie zu verschlingen. Nach blutigem Kampf gelingt es der Sonne die Oberhand zu behalten. Während ihrer Abwesenheit vom Himmel lässt die Sonne einen Statthalter zurück: den Mond. Dieser ist kein anderer als der Gott Thot, der auch in Gestalt eines Ibis oder Affen dargestellt wird. Gegenüber der Auffassung anderer Völker nimmt der Mond der Sonne gegenüber eine untergeordnete Stellung ein. Wir haben einen alten ägyptischen Text, der erzählt, wie der Sonnengott dem Monde seine Pflichten zuweist:

„ Da sagte seine Majestät, der Gott: man rufe mir Thot! Dieser wurde sogleich herbeigeführt. Und seine Majestät, der Gott, sprach zu ihm: Hier am Himmel ist mein Platz. Während ich das Licht in der unterirdischen Welt leuchten lasse, wirst du hier mein Schreiber sein und wirst Ordnung halten unter denen, die hier wohnen...

Du wirst als ein Statthalter an meine Stelle treten und Thot, der Statthalter des Re genannt werden...

Weiter werde ich bewirken, dass du deine Macht über die ursprünglichen Götter ausdehnst, obgleich diese größer sind als du..

Ich werde veranlassen, dass du die Himmel mit deiner Schönheit und deinen Strahlen umgibst...

Du wirst mein Stellvertreter sein und die Gesichter derer, die dich anschauen, werden mit deiner Hilfe sehen, so dass das Auge eines jeden den Gott durch dich preisen wird.“ (Pritchard, Texts, S. 8-9)

Das Volk selbst pflegte eine bescheidenere Religion, indem es sich mit Halbgöttern und Schutzgenien umgab. Zum Beispiel Tueris mit Krokodilskopf und Nilpferdkörper, mit menschlichen Armen und Löwenfüßen, der die bösen Geister fernhält und schwangere Frauen beschützt. Über die Geburten wacht Bes, ein Zwerg mit struppigem Bart, Leopardenschwanz und krummen Beinen, der darüber hinaus auch noch der Musik, dem Tanz und der Mode vorsteht.

Die gebildete Elite, der Klerus ist dagegen stets bestrebt, Ordnung in die Vielfalt der Götter und die Glaubenslehren zu bringen, indem sie auf organische Weise den Ursprung des Weltalls und seine Gesetze deuten. So entstanden in Holiopolis große theologische Systeme, welche die höchsten Götter durch Abkunft und Verwandtschaftsverhältnisse gruppieren, deren erste die Wasser des Ozeans sind, dann die Sonne und die anderen Gottheiten. Acht Götter dagegen schuf eine Gruppe des Klerus in Hermopolis, woraus die Sonne als Endergebnis hervor ging. In Memphis endlich war ein Lokalgott, Ptah, der die anderen als Teil seiner selbst erschuf: seiner Zunge, seines Herzens und seiner Gedanken.



Die Kanaaniter



Die Hauptquelle zur Rekonstruktion der Götter der Kanaaniter sind die Texte von Ugerit. Höchster Gott war El; ein Gattungsname der eben Gott bedeutet. Untergeordnet, aber sehr viel gegenwärtiger als El ist Baal, dessen Name ebenfalls Gott bedeutet. Seine Attribute sind der Sturm und der Naturkreislauf.

Aus diesem Naturkreislauf kommt uns Baals Gattin Astarte – die große Göttin der Fruchtbarkeit – entgegen. Sie entspricht der mesopotamischen Inana oder Ischtar. Zum Kreise der Gottheiten gehören auch noch die nationalen Schutzgötter der einzelnen Völker: Kamosch für die Moabiter und Milkon für die Ammoniter.

Die Sterngottheiten spielen eine geringere Rolle und scheinen von außerhalb importiert zu sein. Vor allem aus Ägypten und Mesopotamien, die mit Hathor, Amon-Re, Ptah und Bes einerseits und Sin, Nergal und Nunurte andererseits vertreten sind.

Die bedeutendsten Texte aus Ugarit sind – was den Mythos betrifft– diejenigen, welche den Gott Baal und seine Schwester Anat zum Inhalt haben. Verschiedene Geschehnisse fließen hier zusammen, wie der Kampf und Sieg über den Meergott Jam und der Bau eines großen Palastes zu Ehren Baals. Im Wesentlichen aber berichtet der Mythos vom Tod und der Auferstehung Baals. Baal kämpft nach einem Streit mit Mot in der Unterwelt und findet nach erbittertem Kampf den Tod. Seine Schwester Anat macht sich auf, ihren Bruder zu rächen. (siehe hierzu Pritchard, Texts, S. 140)

Damit ist im Wesentlichen die Götterwelt des vorderen Orient aufgezeigt, doch ohne Israel und Persien, weil durch Israel eine völlige Umbewertung der Werte zustande kommt, die weit über den orientalischen Raum hinaus reichen wird und weil die Lehre Zarathustras in Persien jene Wirkung hinterlässt, die dem Volke Israel eine Hilfe wird. Weshalb wir Zarathustra ein ganz eigenes Kapitel gewidmet haben. Was aber das religiöse Gut Israels betrifft, so haben wir versucht, dessen Deutung insgesamt in alle Kapitel dieses Buches einzuweben.

Nun aber treten wir ein in den indogermanischen Kreis einer Götterwelt, welche uns durch reiche Literatur der griechisch- römischen Sagen überliefert ist.



Die griechisch-römische Götterwelt



Ursprünglich nahmen in der römischen Götterwelt die Götter Jupiter, Mars und Quirinus die ersten Plätze ein. Doch wurden sie durch das Eindringen griechischer Vorstellungen im sechsten Jahrhundert v. Chr. mit den griechischen Göttern gleichgesetzt. Neben dieser Dreiheit wurden verehrt: Tellus und Ceres als Göttinen der Erde und der Saat; Neptun (Wasser), Vollanus (Feuer) Vesta (Herdfeuer), Janus (Eingang). Hausgötter waren die Penaten und Laren, Beschützer der Zeugungskraft war der Genius und als Totengeister wurden die Manen verehrt.

Da die Römer in den Göttern keine menschlich empfindenden Wesen sahen, haben sie daneben eine große Zahl unanschaulicher Begriffe als Gottheiten verehrt, wie z. B. Fides (Treue), Concordia (Eintracht). Aus dieser rein sachlichen Einstellung heraus kannten die Römer ursprünglich auch keine Götterbilder und Tempel. Erst durch die Gleichsetzung der römischen mit den griechischen Göttern wurden der Zerfall und die Auflösung des alten Glaubens herbeigeführt. Gleichgesetzt sind nun Jupiter dem Zeus, Minerva mit Athene, Merkur mit Hermes, Juno mit Hera, Venus mit Aphrodite, Neptun mit Poseidon, Vulkanus mit Hephästos und Mars mit Ares.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. drang sogar der Mithraskult ungehemmt ein. Doch ist die griechische Götterwelt eine zu sehr persönliche Welt, so dass sie nicht den Vorrang behalten kann. Sie ist vor allem durch Homer und Hesiod in eine bestimmte Ordnung gebracht worden, worin man die Götter als mächtigere und unsterbliche Menschen und den Götterstaat auf dem Olymp der menschlichen Gesellschaft nachgebildet sieht. (Anthropomorphismus)

So entstanden aus dem Chaos Uranos und Gäa (Himmel und Erde); von ihnen stammt das Göttergeschlecht der Titanen (Kronos, Rhea, Hyperion, Okeanos u. a.).

Diese wurden in einem großen Kampf – der Titanomachie – von den olympischen Göttern besiegt.

Vom 8. Jahrhundert v. Chr. an gewann die Verehrung des Apoll, das Delphische Orakel, der Dyonysosdienst, die Mysterien und der Orphizismus immer größere Bedeutung. Erst im hellenistischen Zeitalter vermischte sich die griechische Götterwelt mit der des vorderen Orients.

Der Glaube beider Völker entspringt indogermanischen Vorstellungen, der im Ursprung dem Ewigen galt, jenem „Vater der Welt“, der unnahbar, gütig und Licht spendend Erde, Himmel, Menschen und den Hades schuf. Hades oder Pluto beherrscht die Unterwelt, in dem die Seelen in lichtlosen Räumen hausen müssen. Erst durch die Spenden von Milch, Brot und Blut erwachen sie aus ihrer Dumpfheit. Persephone oder Proserpina ist des Hades Gattin, welche er ihrer Mutter – der Erdgöttin Demeter ( Ceres ) - entführt hat. Zeus entscheidet, dass die Entführte zwei Drittel des Jahres bei ihrer Mutter und ein Drittel ihrem Gemahl zu dienen habe.

Eine interessante Gottheit ist der gehörnte Pan (lat. Faun) – der Hirtengott -, der im Gegensatz zu Satanas als armer Teufel in den Sagen lebt und den die Menschen ständig überlisten und verprügeln.

Dyonysos (lat. Bacchus) – Sohn des Zeus – ist ein sterblicher Gott, der für sich und den Weinbau Verehrung fordert. Poseidon ( römisch Neptun ) – Herr der Wasser – fährt im goldenen Wagen über die Meeresgefilde und ist in den Sagen der „Erderschütterer“. Sein Sohn ist Triton, halb Mensch und halb Fisch.

Zeus – der Recht und Treue verkörpert –, Hüter der guten Eigenschaften der Menschen, ist der Sage nach aus zwei Gesichten entstanden: aus dem Glauben an den Ewigen und dem nordischen Donar. Here – römisch June – ist Hüterin der Ehe und ihre Tempel sind groß und reich.

Als Zeus von der Titanentochter Lete ( Latena ) ein Kind erwartet, verfolgt Here in Eifersucht die Mutter. Auf der Insel Delos konnte diese sich endlich verstecken und gebar dort Zwillinge: Artemis ( Diana ) und Apoll – den Gott der weit reichenden Pfeile, den Gott der Weisheit, des Gesanges und der Dichtkunst -. Er hatte soviel Einfluss, dass er eigentlich als höchster Richter in Griechenland galt. Äskulap – der Gott der Ärzte – war einer seiner Söhne.

Athene oder Minerva, war Schutzherrin des Wissens, der Künste, des Schiffbaus, wie auch der männlichen Listen in Krieg und Frieden. Apoll und Athene sind die großen Götter der klassischen Zeit, die sich oft auch streitend gegenüber standen, wie beim Kampf um Troja. Aber zuletzt gehorchten sie doch dem Zeus, der die Ordnung auf Erden wahren muss, um als Herrscher des Olymps zu bestehen. Auch Aphrodite ( Venus ) ist eine Tochter des Zeus. Von ihr stammt Eros, römisch Amor. Dann ist noch Hermes zu nennen, der als kühner Bote des Zeus fungiert und Gott der Schlaflosen, der Händler und der Diebe ist. Merkurius heißt er lateinisch und dient durch Schlauheit und Witz den Himmlischen.

Versuchen wir nun von den älteren griechischen Sagen aus – über die Iliade des Homer – bis hin zu Odysseus Heimkehr einen Bogen zu spannen, der uns die Götter- und Menschenwelt griechisch-römischen Stiles näher bringt und die, vor allem Homer so meisterlich verewigt hat.

Alle folgenden Geschichten der Götter Griechenlands und des Odysseus – welcher nach der Sachverständigen Urteil nicht von Homer geschrieben sein soll – sind aus dem Buch von Gustav Schwab „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“, dessen Sprache von F. Wausch verbessert worden ist in verdichteter Form heraus gegriffen.

Die römische Sagenwelt ist aus dem von Richard Carstensen nacherzähltem Buche „Die römischen Sagen“ ebenfalls in gekürzter Form entnommen.



Prometheus, der Schöpfer der Menschen



Himmel und Erde waren erschaffen, das Meer wogte in seinen Ufern und die Fische spielten durch die Fluten. In den Lüften sangen die Vögel und die Feste wimmelten von Tieren. Aber noch fehlte es an Geschöpfen, in deren Leib der Geist Wohnung nehmen konnte, um von ihm aus die Welt zu beherrschen. Da stand Prometheus auf. Er war ein Sprössling eines älteren Göttergeschlechtes - welches von Zeus entthront worden war – und dazu ein kluger, voller Erfindungen.

Prometheus wusste, dass in der Erde der Same des Himmels schlummerte. Darum nahm er Ton, befeuchtete und knetete ihn und formte daraus den Menschen nach dem Ebenbild der Unsterblichen, der Herren der Welt. Zur Belebung senkte er seiner Form gute und böse Tiereigenschaften in die Brust. Dieser halbbeseelten Form blies dann Athene – eine Freundin Prometheus – den Atem ihrer Weisheit ein und die Menschen begannen die Erde zu füllen. Doch konnten sie sich des edlen göttlichen Funkens nicht bedienen; sehend sahen sie umsonst, hörend hörten sie nicht. Alles, was sie taten war planlos. Da lehrte sie Prometheus den Auf- und Abgang der Gestirne, die Kunst zu zählen, wie auch die Buchstabenschrift. Auch zeigte er ihnen, wie man Tiere ins Joch spannen und die Rosse beherrschen konnte. Er erfand ihnen Nachen und Segel für die Schifffahrt. Außerdem zeigte er den Menschen die Heilmittel – um Krankheiten damit zu bekämpfen -, lehrte ihnen das Wahrsagen, deutete ihnen Vorzeichen und Träume, Vogelflug und Opferschau. Er führte ihren Blick unter die Erde und ließ sie Erze, Eisen, Silber und Gold entdecken.

Da wurden die Herren der Himmel aufmerksam auf das Menschenvolk und verlangten Verehrung von ihm für den Schutz, welchen sie ihm angedeihen wollten. Zeus beraumte eine Begegnung an, um die Rechte der Irdischen fest zu legen. Da aber Prometheus ihn dabei zu überlisten suchte – um den Sterblichen nicht allzu viele Pflichten aufzuerlegen -, versagte der Göttervater ihnen das Feuer. Doch gelang es Prometheus, von dem vorüber fahrenden Sonnenwagen Feuer zu nehmen und es den Menschen zu bringen. Da schuf Zeus in seinem Zorn eine künstliche schöne Jungfrau – Pandora, die Allbeschenkte -, welcher jeder der Unsterblichen ein Unheil für die Menschen mitgab. So kam Pandora zu Ephimetheus - dem Bruder des Prometheus – um ihm die Geschenke zu bringen.

Vergebens hatte Prometheus den Arglosen gemahnt, niemals eine Gabe von Zeus anzunehmen, damit den Irdischen kein Leid dadurch widerfahre. Epimetheus gedachte aber nicht der Warnung, empfing die schöne Jungfrau mit Freuden und empfand das Übel erst, als es über ihn kam. Denn Pandora hatte ihre Büchse geöffnet und alle Unannehmlichkeiten – wie beschwerliche Arbeit, quälende Krankheiten – flogen daraus hervor. Nur ein einziges Gut war zu unterst verborgen – die Hoffnung auf den Rat des Göttervaters -, aber Pandora warf den Deckel wieder zu, ehe dieser heraus flattern konnte.

Prometheus aber wurde von Zeus dem Hephästos und seinen Dienern übergeben. Diese schmiedeten ihn an eine Felswand im Kaukasus mit unauflöslichen Ketten. Hephästos war von Mitleid gerührt und sagte:

Viele vergebliche Klagen und Seufzer wirst du versenden, denn der Sinn des Göttervaters ist unerbittlich! Alle, die erst seit kurzem die Herrschergewalt an sich gerissen, sind hartherzig.“ „Des Schicksals Beschluss“, sprach Prometheus, „muss man tragen und seine unabänderliche Gewalt einsehen.“ Er ließ sich durch keine Drohung des Zeus bewegen, die dunkle Weissagung näher auszulegen, dass dem Göttervater durch einen neuen Ehebund Verderben und Untergang bevorstehe. Da sandte Zeus einen Adler, der täglich die Leber des Gemarterten verzehren sollte, bis er rede oder ein Dritter bereit sei, freiwillig Stellvertreter für ihn zu werden.

Dreißigtausend Jahre blieb Prometheus an den Felsen geschmiedet, da kam Herakles des Weges, der auf der Fahrt nach den Hesperiden und ihren Äpfeln begriffen war. Dieser erschoss den Adler mit einem Pfeil und löste Prometheus von den Ketten und führte ihn mit sich. An dessen Stelle war der Zentaur Chiron erbötig, an Prometheus statt zu sterben, obwohl er bis dahin unsterblich gewesen war.

Damit aber auch das Urteil des Göttervaters nicht unvollzogen bliebe, musste der Titan einen eisernen Ring tragen, an welchem sich ein Stein vom Kaukasus befand. So konnte sich Zeus rühmen, dass sein Feind noch immer an den Felsen geschmiedet lebe.



Deukalien und Pyrrha



Schlimme Kunde kam von den Freveln der Menschen dem Göttervater zu Ohren. Er beschloss deshalb, die Erde zu durchstreifen.

Eines Abends trat er unter das ungastliche Dach des Arkadierkönigs Lykaon und ließ durch Wunderzeichen merken, dass ein Gott gekommen sei. Die Menge warf sich auf die Knie, doch Lykaon spottete. Im Herzen beschloss er, um Mitternacht den Gast zu töten. Zum Nachtmahl setzte er ihm einen armen Gegeißelten gebraten vor. Zeus durchschaute die Untat, fuhr vom Mahle empor und sandte die rächende Flamme über die Burg der Gottlosen. Bestürzt entfloh der König ins freie Feld. Dort ward er in einen blutrünstigen Wolf verwandelt.

Zum Olymp zurückgekehrt beschloss Zeus, die Menschen zu vernichten. Er verschloss die Winde, welche die Wolken verscheuchten und nur der Regen bringende Südwind flog mit triefenden Schwingen zur Erde. Sein Antlitz war pechschwarz, sein Bart schwer von Nässe, von seinem weißen Haupthaar rann die Flut. Donner rollte, Regenfluten stürzten nieder und verdarben die Arbeit des ganzen Jahres. Poseidon ließ die Flüsse übertreten und die Dämme durchbrechen, die Wälder, Tempel und Häuser zerstören. Alles war See, gestadelose See. Ganze Völker wurden vom Wasser hinweg gerafft und was die Welle verschonte, starb den Hungertod auf unbebauten Gipfeln.

Nur ein einzelner Berg ragte noch mit zwei Spitzen heraus. Es war der Parnasaos. Zu ihm trieb sein Schiff Deukalien, des Prometheus Sohn, welchen der Vater gewarnt. Er hatte seine Gattin Pyrrha bei sich. Noch gab es keinen Mann und kein Weib, welche die beiden an Rechtschaffenheit und Ehrfurcht vor den Göttern übertroffen hätten.

Als Zeus die beiden unsträflichen Menschen gewahrte, sandte er den Nordwind und hieß ihm die schwarzen Wolken und die Nebel entführen. Am Meer hoben sich Ufer auf, die Flüsse kehrten wieder in ihr Bett zurück; Wälder streckten ihre – mit Schlamm bedeckten - Baumwipfel hervor und das Land wurde wieder sichtbar.

Geliebte,“ sagte Deukalion zu Pyrrha seinem Weib, „so weit ich sehe, kann ich keine lebendige Seele entdecken. Wir zwei bilden miteinander das Volk der Erde, alle anderen sind in der Wasserflut untergegangen. Ach, dass mich mein Vater Prometheus die Kunst gelehrt hätte, Menschen zu schaffen und Geist einzuhauchen!“

Dann warfen sie sich vor einem halb zerstörten Altar der Göttin Themis nieder und flehten: „Sag uns an, Unsterbliche, durch welche Kunst wecken wir das Menschengeschlecht zum anderen? O hilf der versunkenen Welt wieder zum Leben.“

Verlasst meinen Altar“, tönte die Stimme der Göttin, „verschleiert euer Haupt und werfet die Gebeine eurer Mutter hinter euch!“

Da fuhr es dem Deukalion wie ein Lichtstrahl unter die Stirn. „Entweder trügt mich mein Sinn“, sagte er, „oder die Worte der Götter sind fromm und verbergen keinen Frevel: Unsere große Mutter ist die Erde, ihre Knochen sind die Steine und diese sollen wir hinter uns werfen!“

So taten sie, wie ihnen befohlen war und warfen Felsbrocken hinter sich. Da begann das Gestein seine Härte und Spröde abzustreifen, wurde geschmeidig und wuchs. Was dabei an den Steinen feucht oder erdig war, wurde zu Fleisch an dem Körper. Das unbeugsame, feste ward in Knochen verwandelt. Diesen ihren Ursprung verleugnen die Menschen nicht, denn sie sind ein hartes Geschlecht und taugen zur Arbeit.



Phaeton



Auf herrlichen Säulen erbaut, stand die Königsburg des Sonnengottes Helios. Den obersten Gipfel umschloss weißes Elfenbein, doppelte Türen strahlten in Silberglanz. Auf ihnen waren in erhabener Arbeit die schönsten Wundergeschichten zu schauen.

In diesen Palast trat Phaeton – der Sohn des Sonnengottes – und verlangte, seinen Vater zu sprechen.

Nenn mir den Grund deiner Wallfahrt“, fragte Helios seinen Sohn, „was führt dich in den Palast deines göttlichen Vaters?“

Phaeton antwortete: „Erlauchter, man spottet über mich auf Erden und schilt meine Mutter! Sie sagen, ich heuchle nur himmlische Abstammung und sei der Abkömmling eines Unbekannten. Darum wollte ich von dir ein Unterpfand erbitten, welches mich vor aller Welt als dein Kind ausweist.“

Da umarmte ihn Helios und verkündete: „Deine Mutter Klymene hat die Wahrheit gesagt Sohn und ich werde dich vor der Welt nimmermehr verleugnen. Erbitte ein Geschenk! Ich schwöre beim Styx – dem Flusse der Unterwelt, bei dem alle Götter schwören -, was du auch forderst, soll dir gewährt sein.“

Phaeton ließ den Vater kaum ausreden: „so erfülle mir“ bat er, „meinen glühendsten Wunsch und vertraue mir nur einen Tag die Lenkung deines geflügelten Sonnenwagens an.“

Da erschrak Helios und bereute seinen Schwur: „oh Sohn“ rief er, „du hast mich zu einem sinnlosen Wort verleitet! Du verlangst, dass ich dir ein Werk lasse, dem deine Kräfte nicht gewachsen sind. Was du wünschest ist ein Auftrag nur für Unsterbliche! Außer mir vermag keiner auf der Glut sprühenden Achse zu stehen und der Weg ist steil, nur mit Mühe erklimmt mein Roßegespann ihn in der Frühe des Morgens. Noch schwieriger ist die Bahn des Himmels. Glaube mir, wenn ich in der Höhe auf meinem Wagen dahin eile, graust mir oft vor der Tiefe, vor Meer und Land, welche so weit unter mir liegen. Endlich bedenke, dass der Himmel sich beständig dreht und ich diesem reißenden Kreislauf entgegen fahren muss. Darum, geliebter Sohn, erbitte kein so schlimmes Geschenk und ändere deinen Wunsch, solange es Zeit ist!“

Doch der Jüngling ließ nicht ab mit Flehen und der Vater hatte den heiligen Eid geschworen. Da gab Helios den geflügelten Horen kummervoll den Befehl, die Rosse anzuschirren; und diese führten die Glut sprühenden Tiere – von Ambrosis gesättigt – von ihren Krippen und warfen ihnen Zäume über.

Der Vater aber bestrich das Antlitz seines Sohnes mit einer heiligen Salbe, sodass die glühende Flamme zu ertragen war. Um das Haupthaar legte er ihm seine eigene Strahlensonne. Er seufzte und sprach warnend: „Kind, schon mir die Geißel, gebrauche die Zügel! Die Rosse rennen schon von selbst, es kostet Mühe sie einzuhalten! Die Strasse geht schräg auf in weit gebogener Krümmung; Südpol, wie Nordpol musst du meiden. Du wirst deutlich die Geleise der Räder sehen. Lass dich nicht zu tief sinken, sonst gerät die Erde in Brand; steige nicht zu hoch, sonst verbrennst du den Himmel! Auf, die Finsternis flieht, nimm die Zügel zur Hand! Oder...noch ist es Zeit; besinn dich liebes Kind, überlass den Wagen mir, lass mich das Licht der Welt schenken und schaue mir zu!“

Doch der Jüngling hörte nicht auf die Worte des Vaters und nahm die Zügel. Die Welt dehnte sich, ein unendlicher Raum lag vor den Blicken des Jünglings. Schon flogen die Rosse die Bahn aufwärts und spalteten die Morgennebel, die vor ihnen wogten.

Bald aber fühlten die Tiere, dass sie nicht die gewohnte Last zogen und dass ihr Joch leichter war als sonst. Als die Rosse die lässige Hand merkten, verließen sie die gebahnten Geleise und liefen nicht mehr in der vorigen Ordnung. Phaeton fing an zu beben, er wusste nicht, wohin die Zügel lenken, er wusste den Weg nicht, er wusste nicht, wie er das Gespann bändigen sollte. Als der Unglückliche dabei hoch vom Himmel auf die tief unter ihm sich dehnenden Länder blickte, wurde er blass, seine Knie zitterten vor Schrecken. Er möchte die Rosse rufen und kannte ihre Namen nicht. Er wandte den Blick zur Tiefe, wurde dabei von Entsetzen erfasst, die Zügel entglitten seinen Händen. Kaum berührten sie den Rücken der Pferde, da verließen die Rosse ihre Spur, schweiften in fremde Lüfte und suchten sich, bald hoch empor, bald steil hernieder ihren Weg. Der Boden glomm vor Hitze und spaltete auf. Und weil plötzlich alle Säfte austrockneten, fing es zu brennen an. Bald war die Glut der Ebene zu nahe, ganze Städte loderten in Flammen auf, Länder mit all ihrem Volk wurden versenkt, rings schwelten Hügel, Wälder und Berge. Die Ströme aber flohen erschrocken zurück zu ihren Quellen, das Meer schrumpfte und was jüngst noch See war, wurde trockenes Sandfeld. Schon konnte Phaeton den Dampf und die von den Bränden empor fliegende Asche nicht mehr ertragen. Qualm und pechschwarzes Dunkel umgaben ihn, das Flügelgespann riss ihn nach Willkür fort. Schließlich ergriff die Glut seine Haare, er stürzte aus dem Wagen und wurde brennend durch die Luft gewirbelt, wie eine Sternschnuppe vom Himmel fällt. Fern von der Heimat nahm ihn der breite Strom Eridanos auf und spülte ihm schäumend das Angesicht.

Helios, der alles hatte mit ansehen müssen, verhüllte sein Haupt in Trauer. Damals, so sagt man, sei ein Erdentag ohne Sonne geblieben. Allein der ungeheure Brand leuchtete.



Bellerophontes



Sisyphus – der Sohn des Äolos – der listigste aller Sterblichen, beherrschte die herrliche Stadt Korinth. In seiner Überheblichkeit suchte er die Götter zu betrügen, doch traf ihn in der Unterwelt die Strafe, dass er einen schweren Marmorstein eine Anhöhe hinauf wälzen musste. Jedes mal aber, wenn er glaubte, den Gipfel erreicht zu haben, rollte der tückische Stein wieder in die Tiefe. So musste der Gepeinigte immer von neuem das Felsstück empor wälzen, während der Angstschweiß von seinen Gliedern rann.

Sein Enkel war Bellerophontes, der Sohn des Korintherkönigs Glaukos. Wegen eines ungewollten Totschlages flüchtig, wandte sich der Jüngling nach Tiryns, wo König Prötos regierte. Von ihm wurde er gütig aufgenommen und von seiner Schuld frei gesprochen. Bellerophontes hatte von den Unsterblichen eine schöne Gestalt und männliche Tugenden empfangen. Die Gemahlin des Königs Antea, entbrannte in unreiner Liebe zu ihm und wollte ihn zum Bösen verführen.

Bellerophontes folgte ihr nicht. Da verwandelte sich ihre Liebe in Hass. Antea sann darauf, ihn zu verderben, erschien vor ihrem Gemahl und sprach zu ihm: „Erschlage den Bellerophontes, wenn dich nicht selbst ein unrühmlicher Tod treffen soll! Der Treulose hat mir seine Zuneigung bekannt und mich zur Untreue gegen dich verleiten wollen.“ Der König hörte es und ein blinder Zorn bemächtigte sich seiner. Doch vermied er den Gedanken, ihm selbst den Tod zu bringen. Er schickte den Unschuldigen zu seinem Schwiegervater Jobates – König von Lykien – und gab ihm ein zusammen gefaltetes Täfelchen mit, welches Bellerophontes als Empfehlungsschreiben vorweisen sollte. In Wirklichkeit waren gewisse Zeichen eingeritzt, die den Wink enthielten, den Überbringer hinrichten zu lassen.

Arglos machte sich Bellerophontes auf die Reise. König Jobates war ein gütiger, gastfreundlicher Mann und nahm den Fremden auf, ohne zu fragen, wer er sei, noch woher er komme. Neun Tage gingen so vorüber. Erst als die zehnte Morgenröte am Himmel aufstieg, fragte er den Gast nach seiner Herkunft und nach seinen Absichten. Da zeigte Bellerophontes das Beglaubigungsschreiben vor. Als der König den Sinn der Zeichen erkannte, erschrak er in tiefster Seele. Er konnte sich aber auch nicht vorstellen, dass sein Schwiegersohn ohne gewichtige Ursache die Todesstrafe über den Unglücklichen verhängt hatte. Schließlich entschied sich Jobates dahin, dem Gast Abenteuer aufzutragen, in welchen er untergehen musste.

Doch hatten die Götter Mitleid mit dem schuldlosen Jüngling und schickten ihm das Flügelross Pegasus, welches Poseidon mit der Medusa gezeugt hatte. Mit diesem Ross erfüllte Bellerophontes seine ersten Aufträge, die Tötung der Chimäre und noch drei weitere Abenteuer. Da erkannte Jobates, dass der Gast kein Verbrecher, sondern ein Liebling der Götter sei. Statt ihn zu verfolgen, hielt er ihn an seinem Hofe, teilte den Thron mit ihm und gab ihm seine Tochter Philonoe zur Frau. Sie gebar ihm drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen. Bellerophontes selbst verdarb durch eigene Schuld. Der Besitz des unsterblichen Flügelrosses hatte ihn übermütig gemacht. Ihm fiel ein, sich auf dem Rücken des Pegasus zum Olymp empor zu schwingen und – er, der Sterbliche – in die Versammlung der Unsterblichen einzudringen. Das göttliche Ross widersetzte sich dem allzu kühnen Unterfangen, bäumte sich auf und schleuderte seinen Reiter zu Boden. Er starb zwar nicht, war aber von da an von den Göttern gehasst und verzehrte sich in einem ruhmlosen und kummervollen Alter.



Ödipus



Laios – aus dem Stamme des Kadmos – war König von Theben und lebte mit Jokaste –der Tochter eines vornehmen Thebaners– lange in kinderloser Ehe. Da wurde ihm ein Orakelspruch folgenden Inhalts zuteil: „Laios, du begehrst Nachkommen! Wohl, es soll dir gewährt werden. Aber wisse, dass dir vom Geschick verhängt ist, durch die Hand deines eigenen Sohnes das Leben zu verlieren. Dies ist das Gebot des Kroniden Zeus. Er hat den Fluch des Pelops erhört, dem du sein Kind geraubt hast.“

Laios entsann sich seiner Schuld, er traute dem Orakel und lebte lange von seiner Gattin getrennt. Doch brachte die Liebe – mit der die Beiden einander zugetan waren – sie trotz der Warnung des Schicksals wieder zusammen und Jokaste gebar ihrem Gemahl einen Knaben. Als das Kind 3 Tage alt war, fiel den Eltern der Orakelspruch ein. Da ließen sie das Kind in dem wilden Gebirge Kithäron aussetzen. Doch empfand der Hirte, der diesen Auftrag erhielt Mitleid mit dem unschuldigen Kinde und übergab es einem anderen Hirten. Dem König und seiner Gemahlin Jokaste meldete er, dass er den Befehl befolgt habe.

Die Eltern glaubten den Knaben verschmachtet oder von wilden Tieren zerrissen und hofften so, dass dadurch der Orakelspruch unmöglich gemacht sei.

Doch brachte jener andere Hirte den Knaben zu König Polybos und dessen Gemahlin Merope und diese zogen ihn als ihren eigenen Sohn auf. Zum Jüngling heran gereift, lebte Ödipus in der Überzeugung, Kind und Erbe des Königs Polybos zu sein. Da ereignete es sich, dass ein Korinther ihm bei einem Festmahle zurief, er sei seines Vaters Sohn nicht.

Ödipus fragte seine Eltern, doch diese wollten seine Zweifel zerstreuen. Aber das Misstrauen blieb.

Da befragte Ödipus das Orakel. Aber Phöbus Apollo würdigte ihn keiner Antwort auf seine Frage, sondern deckte ihm nur ein neues, weit grauenvolleres Unglück auf: „Du wirst“, verkündete das Orakel, „deinen eigenen Vater ermorden, deine Mutter heiraten und den Menschen eine Nachkommenschaft von verabscheuungswürdiger Art zeugen.

Ödipus ergriff unaussprechliche Angst und er irrte ratlos umher. Er wagte nicht, in seine Heimat zurück zukehren, weil er König Polybos und dessen Frau immer noch für seine richtigen Eltern hielt und schlug den Weg nach Böotien ein. Auf diesem Wege begegnete er einem Wagen. Da der Roßelenker ihn ungestüm zur Seite drängte, kam es zu einem Streit, in dessen Verlauf Ödipus um sein Leben kämpfen musste und alle tötete, bis auf einen Diener, der entrann. Ödipus aber wusste nicht, dass unter den Erschlagenen sein Vater – der König von Theben – gewesen war und sich so die doppelte Weissagung – welche Sohn und Vater erhalten hatten – erfüllt hatte.

Nicht lange Zeit, nachdem dies geschehen, war vor den Toren der Stadt Theben die Sphinx erschienen. Ein geflügeltes Ungeheuer, vorne wie eine Jungfrau, hinten wie ein Löwe gestaltet. Das Ungeheuer hatte sich zwischen den Felsen der Stadt an der Straße ein Lager eingerichtet und legte dort allen vorüber kommenden Thebenern Rätsel auf. Gelang die Lösung nicht, so ergriff es die Armen und fraß sie auf. Das Elend fiel über die Stadt, als sie noch um ihren König trauerte. Der – Niemand wusste von wem – auf der Reise nach Delphi erschlagen worden war und an dessen Stelle Kreon – der Bruder der Königin Jokaste – die Zügel der Herrschaft ergriffen hatte. Die Not bewog den Fürsten, öffentlich bekannt zu geben, dass demjenigen, der Theben von der Würgerin befreien würde, die Stadt und seine Schwester Jokaste als Gemahlin zuteil werden sollte. Zur selben Zeit betrat Ödipus das Tor von Theben. Die Gefahr, wie der Preis reizte ihn, zumal er sein Leben wegen der Weissagung, die ihn verfolgte, nicht hoch anschlug. Das Ungeheuer gedachte dem kühnen Fremdling ein unlösbares Rätsel aufzugeben. Der Spruch lautete: „Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, ab Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein in der Zahl der Füße, aber eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit bei ihm am geringsten.“

Ödipus lächelte, als er das Rätsel vernahm, welches ihm gar nicht schwierig schien. „Du meinst den Menschen,“ sagte er, „der am Morgen seines Lebens kriecht. Ist er stark geworden, geht er am Mittag seines Lebens auf zwei Füßen, am Lebensabend als Greis, bedarf er der Stütze und nimmt den Stab als dritten Fuß zu Hilfe.“

Das Rätsel war richtig gelöst und Ödipus gewann zum Lohn das Reich Theben und die Hand der Königswitwe, die seine eigene Mutter war.

Jokaste gebar ihm nach und nach vier Kinder, zuerst die männlichen Zwillinge Eteokles und Polynikos, dann zwei Töchter, die ältere Antigone, die Jüngere Ismene. Sie waren zugleich seine Kinder und Geschwister. Lange Zeit schlief dies grauenvolle Geheimnis.

Als aber eine Pest im Lande wütete, sandte man nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Es lautete: Der Mord an Laios lastet als Blutschuld über dem Land. Ödipus - der nicht ahnte, dass jener von ihm erschlagene Greis derselbe sei, um deretwillen der Zorn der Götter sein Volk heimsuchte – rief sofort das Gericht zusammen, um noch einmal über die Ermordung des Königs zu berichten. Zugleich sandte er nach dem Seher Tiresias, der an Einsicht ins Verborgene fast dem wahrsagenden Apoll glich. Ödipus trug ihm die Sorge vor, die ihn und das ganze Land quälte.

Tisesias brach in einen Wehruf aus und streckte seine Hände abwehrend gegen den Himmel aus: „Entsetzlich ist ein Wissen, das dem Wissenden Unheil bringt! Lass mich heimkehren, König! Trag du das Deine und lasse mich das Meinige tragen!“ Doch Ödipus drang in ihn und nannte ihn –der nicht sprechen wollte– sogar einen Mitwisser oder Helfer bei der Ermordung Laios.

Als der Seher seinen König so reden hörte, schonte er ihn nicht mehr. „Ödipus“ sprach er, „du selbst bist der Mörder und der Gatte deiner Mutter.“

Doch der König und seine Gemahlin Jokaste hohnlachten und die Königin sprach: „Sieh doch Ödipus,“ rief sie, „wie wenig Echtes die Orakel bringen! Mein erster Gatte Laios hatte einst eine Weissagung erhalten, dass er durch Sohnhand sterben werde. Eine Räuberschar erschlug ihn am Kreuzwege. Unser einziger Sohn aber wurde – an den Füßen gebunden – in ödem Gebirge ausgesetzt und nicht über drei Tage alt. So erfüllen sich die Weissagungen der Seher!“

Doch Ödipus wurde bleich und fragte: „Am Kreuzwege ist Laios gefallen? Erzähl mir, wie war seine Gestalt, sein Alter?“

Er war groß“, antwortete Jokaste, ohne die Aufregung ihres Gatten zu begreifen, „die ersten Greisenlocken schmückten sein Haupt; er war dir selbst mein Gemahl, von Gestalt und Ansehen nicht unähnlich.“

Tiresias ist nicht blind“ schrie Ödipus, dem der Sinn auf einmal wie von einem Blitzstrahl erhellt wurde. Ein dunkler Trieb nach Wahrheit ließ den Ödipus jetzt nach jenem Hirten des Laios verlangen, der ihn als Kind dem Nachbarn übergeben hatte. Als der Greis sich einstellte, wollte er zunächst zwar alles leugnen. Aber auf die zornigen Drohungen des Königs sagte er die Wahrheit: dass Ödipus der Sohn des Laios und der Jokaste sei und dass er selbst ihn aus Mitleid am Leben erhalten habe. Alle Zweifel waren nun behoben und das Entsetzliche enthüllt. Mit einem Schrei des Wahnsinns stürzte Ödipus davon und verlangte nach einem Schwert, um das Ungeheuer – welches seine Mutter und Gattin sei – von der Erde zu vertilgen. Weil ihm alle aus dem Weg gingen, suchte er – grässlich heulend – sein Schlafgemach auf, sprengte das verschlossene Doppeltor und brach ein. Da sah er, dass Jokaste sich erhängt hatte. Da verfluchte er sein Angesicht und durchbohrte seine Augäpfel, bis ein Blutstrom aus den Höhlen drang. Dann befahl er, dass man ihm – dem Geblendeten – das Tor öffne und ihn allen Thebenern als Vatermörder, als den Muttergatten, als einen Fluch des Himmels vorstelle.



Die letzten Tantaliden



Auf Agamemnons Geschlecht ruhte ein alter Fluch. Von seinem Urahn Tantalus her war es unter Gräueln erwachsen; Gewalt hatte die einen seiner Glieder gestürzt, die anderen erhoben. Durch einen ungeheueren Frevel im eigenen Hause, sollte auch Agamemnon seines Lebens Ende finden.

Der Urgroßvater Tantalus hatte den zum Mahle geladenen Göttern seinen Sohn Pelops als Schmaus vorgesetzt, nur ein Wunder des Zeus hatte den Getöteten ins Leben zurück gerufen.

In den Söhnen des Pelops – Atreus und Thyestes – wirkte sich der Fluch fort. Atreus war König zu Mykene, Thyestes neben ihm König im südlichen Teil des argelischen Landes. Der ältere Bruder besaß einen Widder, der goldene Wolle trug; nach ihm gelüstete Thyestes. Er verführte die Gemahlin des Atreus zur Untreue und erhielt von ihr das goldene Vlies.

Als Atreus des doppelten Verbrechens seines Bruders inneward, fing er die beiden Söhne des Thyestes, setzte sie bei grässlichem Gastmahl dem Bruder vor und gab dem unseligen Vater ihr Blut im Weine zu trinken. Furchtbar war seine Rache.

Thyestes floh nach Epiros. Da aber danach eine Dürre und Hungersnot eintrat, wurde das Orakel befragt. Dessen Antwort war, dass die Landplage erst dann aufhören werde, wenn der geflüchtete Bruder heimkehre. Atreus suchte den Bruder auf und brachte ihn mit seinem letzten Sohn Ägisth in den Peloponnes zurück.

Auch dieser Ägisth begann Furchtbares. Er tötete Atreus, den Oheim, der ihn heim geholt hatte. Aber Agamemnon, des Atreus Sohn, rächte den Erschlagenen an dessen Bruder Thyestes mit dem Schwert. Er glaubte, dass Thyestes am Mord seines Vaters die Schuld trage. Danach wurde es eine Weile still zwischen den Tantaliden. Ägisth regierte im alten Anteil seines Vaters im südlichen Lande des Peloponnes, Agamemnon als König von Mykene im nördlichen Teil.

Als nun Agamemnon in den Krieg von Troja zog und seine Gemahlin Klytämnestra - die ihm wegen der Opferung ihrer Tochter Iphigenie grollte – zu Hause auf seine Rückkehr wartete, da dünkte dem furchtbaren Ägisth die Zeit gekommen, dem Vetter seines Vaters Tod zu vergelten. Er erschien im Königspalast zu Mykene und suchte Klytämnestra auf. Lange widerstrebte sie ihm, dann gab sie dem Rat nach, sich wegen Iphigenie zu rächen und teilte Palast und Reich Agamemnons mit Ägisth wie mit einem Gemahl.

Von ihrem rechtmäßigen Gatten Agamemnon lebten in dessen Hause noch drei Geschwister der verschollenen Iphigenie: die kluge Jungfrau Elektra, eine jüngere Schwester Chrysothemis und ein kleiner Knabe Orest.

Als sich der Kampf vor Troja zum Ende neigte, war das frevelnde Paar nur darauf bedacht, sich vom heimkehrenden König nicht unvorbereitet überraschen zu lassen. Man wollte dem König einen festlichen Empfang bereiten und ihn in eine Falle locken, bevor er den wahren Zustand der Dinge erführe. Endlich kam dieser Tag, den Klytämnestra und ihr Buhle mit Ungeduld erwarteten. Die Königin trat ihrem Gemahl mit verstellter Freundlichkeit entgegen. Nachdem er die Gattin und die Kinder geküsst hatte, reichte er auch Ägisth brüderlich und ohne Groll die Hand. Dann betrat er ahnungslos das Kellergewölbe seines Palastes, legte Panzer, Waffen und alle Gewänder ab und stieg wehrlos und entkleidet ins Bad. Da brachen Ägisth und Klytämnestra aus ihrem Versteck hervor, warfen ihm ein fest geknüpftes Netz um den Leib und durchbohrten ihn. Dann wurden seine Krieger und Anhänger niedergemetzelt und nur der zwölfjährige Orest konnte von Elektra vor dem Tode bewahrt werden, indem sie ihn außer Landes bringen ließ. Auf ihn setzte Agamemnons Tochter alle Hoffnung, dass er dereinst den Tod seines Vaters rächen werde.

Und eines Tages war es soweit, dass Orest und seine Freunde zurückkehrten und zum Scheine den Tod des Orest seiner Mutter verkündeten. Auch Ägisth hatte die Botschaft vernommen, die ihn von einer großen Furcht befreite. Er konnte seine Freude darüber nicht bändigen und fragte Elektra: „Haben die Boten tatsächlich den Untergang von Orest gemeldet?“ „O ja“ erwiderte Elektra, „ und nicht nur dies!“

Das ist das erste erfreuliche Wort, das ich von deinen Lippen höre“, rief Ägisth. „doch siehe, da bringen sie ja den Toten schon!“

Zufrieden ging er dem Boten entgegen, der einen verhüllten Leichnam aus dem Innern des Palastes in die Vorhalle trug. „Welch erfreulicher Anblick“ rief der König spottend. „Hebet schnell die Decke auf, lasst mich des Anstandes halber eine Klage sprechen, es ist doch verwandtes Blut!“

Der als Bote verkleidete Orest aber entgegnete: „Hebe du selbst die Decke, Herrscher! Dir allein gebührt es, liebevoll zu begrüßen, was unter dieser Hülle liegt!“ „Wohl“, antwortete Ägisth, „doch rufe auch Klytämnestra herbei!“

Klytämnestra ist nicht fern“, murrte Orest. Währenddessen lüftete der König die Decke und fuhr mit einem Schrei des Entsetzens zurück. Nicht der verunglückte Orest, sondern der Leichnam der Königin zeigte sich seinen Blicken. „Weh mir“, keuchte er, „in welcher Männer Netze bin ich geraten?“

Orest aber fuhr ihn an: „Du sprachst zu den Lebenden, als ob sie Tote seien. Siehst du nicht, dass Orest, der Rächer seines Vaters vor dir steht?“

Lass mich reden“, bat zusammen gesunken Ägisth. Aber Elektra beschwor den Bruder, ihn nicht anzuhören. Schweigend stießen sie ihn zu dem Ort, wo einst auch König Agamemnon ermordet wurde und schlachteten ihn wie ein Opfertier.

Durch einen Ausspruch Apolls, kam Orest einmal nach Taurin und fand dort seine Schwester Iphigenie als Priesterin. Es gelang ihm, sie aus der Hand des Königs zu befreien und nach Athen zu bringen. Orest setzte sich in Mykene auf den Thron seiner Väter und heiratete die Tochter des Menelaos und der Helena Hermione, wodurch ihm auch das Königtum über Sparta zufiel. So gewann er ein mächtigeres Reich, als es sein Vater je besessen hatte. Als Orest schon ein hohes Alter erreicht hatte, regte sich noch einmal der Fluch der Tantaliden: eine Schlange stach ihn in die Ferse, an den Folgen des Bisses starb er.



Trojas Erbauung



In uralten Zeiten wohnten auf der Insel Samothrake im ägäischen Meer zwei Brüder, Jasion und Dardanos, Söhne des Zeus und einer Nymphe. Jasion wurde zur Strafe wegen seiner Neigung zu der Göttin Demeter von seinem Vater erschlagen. Dardanos verließ darum seine Heimat und segelte zum asiatischen Festland, zur Küste Mysiens, da, wo die Flüsse Simois und Skemander vereinigt in das Meer strömen und sich das hohe Idagebirge nach dem Meere abgedacht in eine Ebene verliert.

Hier herrschte König Teukros, ein Mann kretischen Ursprungs. Dardanos bekam von ihm einen Strich Ufers und die Tochter des Fürsten zur Gemahlin. Das Land wurde nach ihm Dardanis und das Volk des Teukros später die Dardanier genannt.

Der Enkel des Dardanos war Tros, nachdem die Mitte der Landschaft Troja geheißen wurde und sein Nachfolger Ilos. Dieser baute auf einem Hügel die Feste Ilion. Der Sohn des Königs Ilos und der Eurydike war Laomedon, ein eigenmächtiger und gewalttätiger Mann, der Götter und Menschen betrog. Damals irrten die Götter Apollo und Poseidon – die sich gegen Zeus empört hatten und aus dem Himmel ausgestoßen waren – ruhelos auf der Erde umher. Sie gerieten in die Nähe von Ilion, als eben mit dem Bau der Stadtmauern begonnen wurde.

Die beiden Götter boten sich dem König Laomedon an und da sie auf der Erde nicht müßig gehen durften und ohne Arbeit nicht mit Ambrosis gespeist wurden, so bedingten sie sich von Laomedon auch einen Lohn und fingen zu fronen an.

Poseidon half bei dem Bau und Apollo weidete die Schafe und das Vieh des Herrschers auf dem waldreichen Gebirge Ida.

Die Götter hatten versprochen, auf diese Weise dem König ein Jahr lang zu dienen. Als die Frist nun abgelaufen war und die herrliche Stadtmauer fertig stand, entzog der trügerische Laemedon den Helfern ihren Lohn und als die mit ihm rechteten und der beredte Apollo ihm Vorwürfe machte, jagte er beide fort mit der Androhung, ihnen die Ohren abzuschneiden.

In Erbitterung schieden die Götter von Troja.



Odysseus



Nachdem die Griechen Troja zerstört hatten, kehrten sie in ihre Heimat zurück. Nur Odysseus, der Sohn des Laortes, Ithakas Fürst, irrte noch umher, von einem seltsamen Schicksal betroffen. Vor allem Poseidon, der Herr des Meeres und alte Feind der Griechen, legte Odysseus auf seiner Heimfahrt allenthalben Hindernisse in den Weg und trieb ihn in der Irre umher. Es war auch Poseidon, der ihn auf eine unwirtliche Insel geworfen hatte, woselbst ihn die Göttin Kalypso, die Tochter des Atlas, in ihrer Grotte gefangen hielt und zum Gemahl begehrte. Inzwischen war dem Hause Odysseus in Ithaka die Nachricht vom Fall Trojas zugekommen. Da der Held aber nicht heimkehrte, fanden sich auf der Insel allein schon zwölf Freier ein, die um die Gunst der schönen Penelope –der Gemahlin Odysseus, Tochter des Ikarios– zu werben begannen. Von der benachbarten Insel Same kamen vierundzwanzig, von Zakynth zwanzig, ja von Dulichion sogar zweiundfünfzig Männer und dazu deren Herolde, Sänger und Sklaven. Alle zehrten vom Gut des abwesenden Fürsten und trieben frechsten Übermut, nun schon seit vielen Jahren.

Da rüstete Telemach – der Sohn des Odysseus – auf Geheiß der Göttin Athene ein Schiff, um seinen Vater zu suchen. Nach mehreren vergeblichen Nachforschungen erfuhr er durch den König Menelaos von Sparta eine Weissagung des Meeresgottes Proteus: „Den Odysseus, “ sprach er, „sah ich im Geiste auf einer einsamen Insel Tränen der Sehnsucht vergießen. Dort hält ihn die Nymphe Kalypso mit Gewalt zurück und ihm gebricht es an Schiffen und Ruderern, um davon zu kommen.“ Darauf nahm Telemach sofort Abschied, um nach Hause zurück zu kehren.

Während dies in Sparta vorging, erfreuten sich die Freier auf der Insel Ithaka von Tag zu Tag ihres Lebens im Palaste des Odysseus. Während Antinoos und Eurymachos, die Vornehmsten unter ihnen, etwas abseits saßen, trat Noemon – der Sohn des Phronios – zu ihnen und sprach: „Wann wird nach eurer Mutmaßung Telemach zurückkehren? Das Schiff, auf dem er fährt, gehört mir. Jetzt aber würde ich es selbst gebrauchen.“

Die Beiden staunten, sie hatten nichts von der Abfahrt des Telemach gewusst, sondern vermutet, dass er sich auf seinen Besitzungen auf dem Lande aufhielt. Sie waren sehr bestürzt und unmutig über die unerwartete Nachricht. Zürnend vor Ärger stellte sich Antinoos unter die Freier: „Dieser Telemach hat ein großes Werk unternommen; trotzig ist er auf die Fahrt gegangen, an die wir nimmermehr glauben wollten! Möge ihn Zeus vertilgen, bevor er uns Schaden zufügt! Wenn ihr mir einen Schnellsegler und zwanzig Ruderer schaffen wollt, Freunde, so lauere ich ihm auf der Meeresstrasse auf, die Ithaka von Same trennt und seine Entdeckungsreise soll mit Schrecken enden!“ Alle spendeten dem Sprecher Beifall und sagten zu, ihm zu verschaffen, wessen er bedürfe. Doch kam diese Unterhaltung zu Ohren Penelopes und ihrer Mägde. Da tat Eurykles, die Schaffnerin, ihren Mund auf und sagte: „Ich selbst habe um alles gewusst. Jetzt empfehle ich dir, geschmückt mit deinen Dienerinnen auf den Söller zu steigen und Athene, die Tochter des Zeus um ihren Schutz für deinen Sohn anzuflehen.

Penelope gehorchte und hatte in derselbigen Nacht einen Traum, worin ihr beschieden war, dass ihrem Sohn nichts geschehen werde. Inzwischen hatten die Freier ungehindert ihr Schiff gerüstet und Antinoos hatte es mit zwanzig Ruderern bestiegen und steuerte auf das Riff zu, hinter dem sie sich in einen Hinterhalt legten.

Telemach aber, den die Göttin Pallas Athene vor dem Hinterhalt gewarnt hatte, nahm einen anderen Weg nach den Inseln und fuhr nur in der Nacht. In der nämlichen Frühe landete Telemach mit seinen Begleitern in Ithakas Gestade und begab sich zu den Hirten seiner Ländereien, wo sich inzwischen Einiges begeben hatte.

Kalypso hatte auf Geheiß der Götter Odysseus die Freiheit gegeben und dieser hatte ein Floß gerüstet um abzusegeln. Doch wieder machte Poseidon das Unternehmen zuschanden, indem er den Flüchtling auf ein unbekanntes Land verschlug. Es war die Insel Scheria, worauf ein weiser König mit Namen Alkinoos über das Volk der Phäaken herrschte. Dieser hatte eine Tochter, Nausikaa, welche noch keinen Mann kannte und die an demselben Morgen, da Odysseus auf ihre Insel verschlagen wurde, am Strande ihre Kleider wusch. Begleitet von emsigen Mägden, stampften, wuschen und walkten sie alle Kleider am Meeresufer aus. Danach ließen sie sich das mitgebrachte Mahl schmecken, bis ihre Wäsche in den Sonnenstrahlen getrocknet war.

Nach dem Frühstück tanzten die Jungfrauen und spielten mit ihren Bällen; ihre Schleier und was an Kleidern sie hindern konnte, hatten sie abgelegt. Als nun die Königstochter einmal den Ball nach einer Gespielin warf, da lenkte ihn die unsichtbar gegenwärtige Göttin Athene so, dass er das Mädchen verfehlte und in die Tiefe des Flussstrudels fallen musste. Darüber kreischten die Spielenden und Odysseus, dessen Lager in der Nähe unter den Olivenbäumen war, erwachte. Horchend richtete er sich auf. „In welcher Menschen Gebiet bin ich gekommen? Mich deucht, ich hörte lustige Stimmen, wie von Bergelfen oder Quellnixen!“ Noch vom Meeresschlamm entstellt, erschien er wie ein Wildlöwe unter den zarten Jungfrauen, welche meinten, ein Seeungeheuer zu sehen und flüchteten in alle Richtungen durcheinander. Nur die Tochter des Alkinoos blieb stehen. Athene hatte ihr Mut ins Herz geflößt.

Odysseus rief ihr zu: „Seist du eine Göttin oder eine Irdische, Schutz flehend nahe ich mich dir! Bist du eine Göttin, so achte ich dich Artemis gleich an Gestalt und Schönheit; bist du eine Sterbliche, so preise ich deine Eltern und deine Brüder selig! Gestern sind es zwanzig Tage, dass ich von der Insel Ogygia abgereist bin; vom Sturme ergriffen wurde ich als Schiffbrüchiger an diese Küste geschleudert. Erbarme dich meiner; gib mir Bedeckung für meinen Leib, zeige mir die Stadt, in der du wohnst!“

Fremdling“ antwortete Nausikas, „du scheinst mir kein schlechter und kein törichter Mann zu sein!“ Sie gab ihm Kleider und ließ ihn sich waschen und damit bekleiden. Dazu machte seine Beschützerin Athene, dass er fülliger anzuschauen war; von dem Scheitel wallte ihm geringeltes Haar und Haupt und Schultern glänzten; strahlend trat er aus dem Ufergebüsch und setzte sich seitwärts von den Jungfrauen. Nausikas betrachtete die herrliche Gestalt mit Staunen und begann zu ihren Begleiterinnen: „Diesen Mann verfolgen gewiss nicht alle Götter. Einer von ihnen muss mit ihm sein und hat ihm jetzt in das Land der Phäaken verholfen. Auf, ihr Mädchen, stärkt mir den Unbekannten mit Trank und Speise!“ Und Odysseus labte sich an der so lang entbehrten Speise. Dann zeigte Nausikas ihm den Weg zur Stadt und fuhr mit dem Wagen voraus, da sie der Meinung war, dass der Fremde sich die Gunst des Königs und der Königin wohl erobern könnte. Als Odysseus die Stadt erreichte, fand er auch bald den Palast des Königs, den er mit Staunen betrachtete. Das hochragende Haus strahlte wie die Sonne. Von der Schwelle bis tief hinein, erstreckten sich nach beiden Seiten Wände von gediegenem Erz mit Simsen aus bläulichem Stahl. Die innere Wohnung verschloss eine goldene Pforte; die Pfosten – auf ehernem Unterbau – waren aus Silber mit silbernem Kranze; der an den Gittern war von Gold. Und goldene und silberne Hunde - ein Werk des Hephästos – standen rechts und links, wie Wächter der Königsburg.

Als Odysseus in den Saal trat, sah er ringsum Sessel mit fein gewirkten Teppichen bedeckt, auf denen die Fürsten der Phäaken beim Mahle zu sitzen pflegten; dies Volk liebte Speise und Trank. Goldene Bildsäulen, Jünglinge mit brennenden Fackeln in der ausgestreckten Hand leuchteten beim nächtlichen Schmause den Gästen. Fünfzig Dienerinnen waren durch den Palast verteilt; die einen mahlten auf der Handmühle Getreide, die anderen woben, noch andere wirbelten sitzend die Spindel. Denn die Frauen sind dort so gute Weberinnen, wie die Männer Schiffsleute.

Außerhalb des Hofes breitete sich ein Garten mit einer Ringmauer umgeben und mit Bäumen voll der saftigen Birnen, Feigen und Granaten, Oliven und Äpfel. Sie trugen Sommers und Winters; denn immer wehte warme Westluft im Phäakenland, so dass zu gleicher Zeit an den einen Bäumen Blüten prangten, an den nächsten Früchte hingen. Daneben streckte sich auf ebenem Boden eine Weinpflanzung hin, in der Trauben im Sonnenstrahle kochten, wieder andere als Herlinge aus der Blüte quollen und noch andere sich allmählich färbten.

Am Ende des Gartens dehnten sich schön geordnete Beete voll duftender Blumen. Es flossen auch zwei Quellen; die eine durchschlängelte den Garten, die Schwester entsprang unter der Schwelle des Hofes am hohen Palaste selbst. Aus ihr schöpften die Bürger ihr Wasser. Nachdem Odysseus alle die Herrlichkeiten eine gute Weile bewundert hatte, eilte er zum Saale des Königs, warf sich vor der Königin Arete nieder und rief: „Herrin, flehend liege ich vor dir und deinem Gemahl! Mögen die Götter euch Heil und Leben schenken, so gewiss ihr mir, dem Verirrten, Wiederkehr in die Heimat bereitet! Denn ferne von den Meinigen streife ich seit langem in der Verbannung umher!“

So sprach Odysseus und suchte die Asche am Herde. Die Rede gefiel dem guten König; er nahm den Helden bei der Hand und führte ihn zu seinem Sessel an seiner Seite, wobei der Liebling des Herrschers – sein Sohn Laodamas – ihm Platz machen musste.

Anderntags berief der König eine Versammlung, um dem Volke vorzuschlagen, dem Fremdling ein gutes Ruderschiff mit zweiundfünfzig phäakischen Jünglingen zur Verfügung zu stellen.

Nachdem die Versammlung aufgehoben war, rüsteten erwählte Jünglinge nach dem Befehl ein Schiff, brachten Mast und Segel hinein, hängten Ruder in lederne Schlaufen und spannten die Segel auf. Doch zuvor sollten noch Wettspiele zu Ehren des Gastes stattfinden. Mit Laufen, Ringen, Springen und Scheibenschwingen verging die Zeit. Dann trat Leodamas zu dem Fremden, um ihn mit höflichen Worten zum Wettstreit einzuladen.

Odysseus erwiderte: „Fragt ihr mich, um mich zu kränken, Jünglinge? Die Trübsal nagt an mir und keine Lust zum Wettkampf bewegt mein Herz! Ich habe genug gestrebt, jetzt verlange ich nach nichts anderem, als nach der Heimkehr in mein Vaterland!“

Laodamas antwortete ihm unwillig: „Fürwahr Fremdling, du gebärdest dich nicht wie ein Mann, der sich aufs Kämpfen versteht; du magst ein Schiffhauptmann und zugleich Kaufherr sein, ein Warenmäkler, ein Held bist du nicht!“

Odysseus runzelte bei diesen Worten die Stirne und sprach: „Das ist keine feine Rede und du erscheinst als ein recht trotziger Knabe! Verleihen doch die Götter nicht einem und demselben Manne die Gaben der Schönheit und das Geschenk der Beredsamkeit und der Weisheit. Manch einer ist von unansehnlicher Gestalt, aber seinen Worten ist ein Reiz verliehen, dass alle, die sie hören, davon entzückt werden. Er ragt in der Volksversammlung hervor und man ehrt ihn wie einen Unsterblichen. Dagegen sieht oft einer aus wie ein Gott und in seinen Worten ist wenig Witz. Dennoch, ich bin kein Neuling im Wettkampfe! Als ich meiner Jugend und meinem Arme noch vertrauen konnte, nahm ich es mit den Tüchtigsten auf. Jetzt haben mich Schlachten und Stürme heruntergebracht.“ Dann ergriff er eine Scheibe, dicker und kräftiger als die, derer sich die Phäakenjünglinge zu bedienen pflegten und warf sie so kräftig, dass sie weit über das Ziel hinaus flog.

Nun, ihr Jünglinge, “ sprach Odysseus, „schleudert die Scheibe, wie ihr es vermögt! Und ihr, die ihr mich verletzt habt, kommt her und versucht euch mit mir worin ihr wollt; ich werde keinem ausweichen!“

Als die Jünglinge seine Worte vernahmen, verstummten sie. Alkinoas aber sagte: „Du hast uns deine Tüchtigkeit enthüllt, o Fremdling, hinfort wird kein Mensch mehr deine Stärke bezweifeln!“

Euryalos nahm sein Schwert mit silbernem Heft und elfenbeinerner Scheide, übergab es dem Gast und sprach dazu: „Väterchen, haben wir ein kränkendes Wort gegen dich fallen lassen, so sollen es die Winde verwehen! Dir aber mögen die Götter fröhliche Heimfahrt verleihen und Heil und Freude!“

Beim Abschiedsmahle enthüllte Odysseus dann seinen Gastgebern seinen Namen und fing zu erzählen an, auf wie viel abenteuerlichen Wegen er nach Phäakien gekommen war. Wie er und seine Mannen die Kikenenstadt Ismaros geplündert und auf die Ufer der Lotophagen verschlagen wurden. Und dass die Frucht des Lotos, die sie kosteten, eine solche Wirkung hatte, dass sie nicht mehr nach Hause wollten und mit Gewalt auf die Schiffe zurück gebracht werden mussten. Wie sie das Land der Zyklopen aufsuchten und wie ihm Odysseus sein Gesicht nahm, indem er ihm einen glühenden Spieß in sein einziges Auge bohrte. Bis zum Morgen musste Odysseus den beglückt zuhörenden Phäaken erzählen, dann aber war er nicht mehr zu halten, denn das Heimweh nach Ithaka und nach seiner Gemahlin Penelope war zu stark. Der Scheidende erhob sich und reichte seinen Becher der Königin Arete. „Lebe wohl für immerdar, hohe Herrin! Ich kehre heim. Freu dich deiner Kinder, deines Volkes und deines edlen Gemahls!“

So sprach Odysseus und verließ die Schwelle des Palastes. Dann stieg er in das Schiff und die Mannschaft nahm auf den Bänken Platz, die Taue wurden los geworfen und fröhlich unter dem Schlage der Ruder wogte das Schiff dahin.

Als der Morgenstern sich am Himmel erhob und den Tag ankündigte, steuerte das Schiff in vollem Laufe die Insel Ithaka an. Vor einer Höhle landeten die Phäaken und hoben den schlafenden Odysseus mitsamt den Geschenken des Alkinoos aus dem Schiff und legten ihn unter dem Ölbaum vor der Grotte nieder. Als er erwachte, stand Pallas Athene vor ihm und fing zu erklären an, wie er sich seiner Habe und seines Hauses wieder versichern könnte, ohne Schaden zu leiden.

Wohl die meisten der Leser wissen, wie diese Sage weiter geht und deshalb lassen wir die Sagenwelt der Griechen nun schweigen und ziehen eine Zwischenbilanz.

Erhebliche und eindeutige Ähnlichkeiten mit vielen der „biblischen Geschichten“ – wie die Schöpfungsgeschichte, die Sintflut, Moses, Joseph in Ägypten, Salome etc. – sind in den bisherigen Texten wohl kaum, respektive sehr schwer von der Hand zu weisen. Man könnte anstelle der vorausgegangenen Sagen auch die verschiedensten Märchen und Erzählungen der Völker und Stämme anführen, sowie die unterschiedlichsten Literaturvorlagen, um den „roten Faden“ – nämlich die Geisteshaltung und deren entsprechende Verwirklichung oder auch nur Gleichnishaftigkeit – feststellen zu können.

All die bisher aufgeführten Texte aus der Literatur sind Texte aus der Vergangenheit. Inzwischen gibt es sowohl wissenschaftlich belegte neue Texte und Thesen, als auch sehr viele aktuelle „spirituelle“ Literatur, welche eindeutig belegen, dass die Geschichte der Menschheit die Gottesgeschichte und damit eine ewige ist.

Zuallererst fällt auf, dass auch für den heutigen modernen Menschen diesem Mythos eine geheime Anziehungskraft zu Eigen ist, die man weder deuten, noch erklären kann, es sei denn literarisch. Auch Mel Gibsons „Passion Christi“ hat für eine ungeheuere emotionale Auseinandersetzung gesorgt und zeigt ebenfalls diese große Anziehungskraft und Unerklärbarkeit, wie auch Tolkins „Der Herr der Ringe“, oder Endes „Die unendliche Geschichte“.

Und doch ist es durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass sowohl die Völker des vorderen Orients, wie auch die der Antike zu ihrer Zeit vom Mythos geformt und gebildet worden sind, indem dieser das Netz derer war, die ihn geschaffen hatten: die Götter der Wirklichkeit – der Wirklichkeit der Lüge.

Nun kann man aber ein Volk nicht fangen und unterwerfen, wenn im Netz nicht auch Elemente sind, durch die der Mensch ansprechbar ist. Diese Elemente sind durchschimmernde göttliche Wahrheiten im Mythos, den gewendeten Kleidern Gottes. Das Wahrheitselement ist die Grundsubstanz des Mythos, dessen ausgerichteter und oft spannungsgeladener Inhalt den Menschen nicht allein nur als Hörer, Leser und Zuseher gefangen nimmt, sondern auch als Wesenheit, dessen Geist damit gebildet worden ist, nach dem Sinn des Bildners. Durch die Bildner aber ist nicht die Wahrheit an der Stelle Gottes, sondern diejenigen, welche die Wahrheit dazu verwenden, zu sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses.

Da sie so nicht wahrhaftig sind wie Gott, sind ihnen Gut und Völker wieder verloren gegangen, als Gott sein Netz mit Christus ausgeworfen hat. Denn es steht außer jedem Zweifel, dass mit der Lehre Jesu denen das Handwerk gelegt wurde, die mit dem Mythos die Völker gefangen hatten. Das Wort Gottes – fleischgeworden in Christus – erschien ihnen irrigerweise als ein noch größeres und stärkeres Netz, welchem sie sich nach und nach in Heuchelei unterwarfen, um es an sich reißen zu können. Also nicht, um den Geboten nach Gott zu dienen, sondern um erneut bedient und mit Völkern gesegnet zu sein. Dies beweist allein schon die geistige Herkunft und die meist griechische Bildung der Kirchenväter und all derer, die bei den Völkern in Ansehen und Ehre standen. Die also höchst lebendigen und im Fleisch seienden Griechengötter, mitsamt denen des vorderen Orients, meinten mit Christus eine noch größere Gelegenheit zu haben, um Gottes Stelle zu vertreten. Sie haben aber dabei nicht bemerkt, dass Gott sie mit ihrem Gelüste selbst gefangen hat; alle, die mit Gott nicht nach dem guten Sinn, sondern nach dem bösen Sinn tun; Macht, Ehre, Reichtum und Ansehen der Völker gewinnen und dabei sich und die Menschen verderben.

Objektiv hatten sie so die Beigaben der Wahrheit; subjektiv wurden sie aber nicht identisch mit Edeltum, Ehre und Wahrhaftigkeit bei Gott. Darum hat sie Gott mit Christus bloß gestellt vor den Menschen, damit jeder sehe, dass sie nicht nach den Worten geworden sind, die sie geredet haben.

Weil sie aber nicht wie Gott geworden sind, sind die Völker machtlos und arm, ehrlos und unansehnlich geworden. Dieser Zustand bleibt, bis die gestohlenen und geraubten Güter Gottes zu denen zurückkehren, die Gott als Erben eingesetzt hat.

Betrachten wir nun die letzten geschichtlichen Vorgänge, die mit dem Römer- und Germanentum eng verknüpft sind und in die uns zuerst Vergil mit seinem „Äneas“ in die römische Götterwelt entführt.



Äneas



Bei der Wiedergabe der Dichtung des Vergil wurden die römischen Namen der Götter beibehalten: so Jupiter für Zeus, June für Hera, Venus für Aphrodite, Neptun für Poseidon, Vulkanus für Hephästes, Mars für Ares,Merkur für Hermes, Minerva für Athene; wie sie sich aus dem Inhalt ergaben.

Der trojanische Held Äneas war mit Vater, Mutter und Sohn, dem Brande der Stadt Troja entronnen. Und mit ihm viele Flüchtlinge seines Volkes. Sie alle waren bereit, unter Führung des Äneas eine neue Heimat zu suchen. Mit Hilfe der geretteten Habe bauten sie eine kleine Flotte und segelten im Frühjahr bis zu den Gestaden Thrakiens. Da die Gegend wirtlich war, begannen sie mit dem Bau einer Niederlassung. Durch ein Gesicht aber ward Äneas kund, dass dieses Land den Trojanern Unglück brächte und so brachen sie die Arbeiten wieder aber und verließen das Land. Günstiger Wind führte sie bald weit in die offene See hinaus. Unterwegs legten sie an der Insel Delos an und wallfahrteten zu dem Tempel des Apoll. Dort selbst wurde ihnen die Weissagung, dass das Haus des Äneas in seinen späteren Enkeln einmal alle Reiche der Erde beherrschen werde. Da ihnen auch gesagt wurde, dass sie in ihre Heimat zurückkehren sollten, machten sie sich auf die Fahrt nach Kreta, von wo ihre Ahnen einst ausgezogen waren. Dort gründete Äneas die Stadt Pergamus. Doch bald darauf brach eine große Dürre aus, welche die Trojaner zwang, nach einem neuen Zufluchtsort Ausschau zu halten.

In der Nacht ihrer Abreise ward dem Helden Äneas erneut ein Gesicht: „ Verlasse diesen Ort, nicht diese Ufer hat der delische Apollo gemeint! Nicht auf Kreta solltest du dich anbauen. Das Land, auf das dich der Götterspruch hinweist, liegt weit von hier. Es ist uralt, mächtig durch die Waffen seiner Bewohner, reich durch Segen seines Bodens. Italien ist sein Name und ist euer von den Ahnen her! Von dort stammen eure Väter Dardanus und Jasius!“

Als Äneas dies seinem Vater meldete, erinnerte sich der Greis an die Seherin Kassandra, die schon lange vor dem Untergang Trojas ihrem Geschlecht geweissagt hatte, dass Italien einmal ihre neue Heimat sein werde. Aber wer achtete damals auf die Reden Kassandras, die gar nicht als Seherin angesehen ward.

Nach langer Irrfahrt und mancherlei Abenteuer erschien eine niedrige Küste mit dämmernden Hügeln in der Ferne: „Italien!“

Das italische Land, in dem sich die trojanischen Auswanderer nun befanden, war das alte Latium. Ein bejahrter König mit Namen Latinus – ein Urenkel des Saturnus – beherrschte es. Er war dem Äneas freundlich gesinnt. Nach vielen und harten Kämpfen mit dem Rutulervolk, das an Latium angrenzte und dessen König Turnus die Tochter des Latius begehrte, konnte Äneas Sieg und Land gewinnen. Die Tochter des Königs Latirus – Lavina – wurde seine Frau.

Nach der Gründung der Stadt Lavinium blühte das Land mächtig auf und erregte den Neid der Rutuler, die außerdem auf Rache sannen, um ihren König zu rächen. Doch trotz eines gewaltigen Aufgebotes konnten sie die Latiner nicht besiegen. In dieser Schlacht wurde aber Äneas von den Göttern entrückt, so dass Ascanius, sein Sohn, die Nachfolge seines Vaters übernehmen musste. Dessen Sohn bekam nach dem Rat der Götter die höchste priesterliche Würde – welche sich auf alle Nachkommen vererbte -, aber nicht das Königtum. Diese fiel auf den Sohn der Lavina – Silvius -, den diese nach Entrückung des Äneas geboren hatte.

Nach langen Friedensjahren herrschte der Albanerkönig Procas, ein Nachkomme des Silvius, der zwei Söhne – Numiter und Amulius – hinterließ. Dem Erstgeborenen Numiter übergab er Thron und Herrschaft, während Amulius Land und Herden aus dem Besitz des Vaters erhielt. Doch dieser war voll brennenden Ehrgeizes und ermordete Numiters Sohn und Nachfolger, um sich selbst auf den Thron zu setzen. Numiters Tochter – Rea Silvia – machte er zur Priesterin, damit deren Ehelosigkeit ihm keine Nachkommen des Numiters erwecke, die ihm den Thron streitig machen könnten. Doch da griffen die Götter ein. Mars erhob die Priesterin zu seiner Gemahlin und machte sie zur Mutter von Zwillingen. Doch der König befahl, die Kinder in den Tiberstrom zu werfen; dort in den Wellen sollten sie den Tod finden.

Doch die Diener setzten die beiden Kinder in einem Korb am Tiber aus, der in den Zweigen eines Feigenbaumes hängen blieb. Da kam eine Wölfin von den Berghängen zum Flusse herab, um ihren Durst zu löschen und hörte das klägliche Wimmern der Kleinen. Das sonst so wilde Raubtier trug sie in die nahe Höhle, leckte sie mit der Zunge und säugte sie, als seien es ihre eigenen Jungen.

Eines Tages stand ein Mann in höchster Verwunderung vor diesem Schauspiel. Es war Faustulus, der Oberhirt des Königs Amulius. Mitleidig brachte er die Kinder nach Hause und voll Liebe nahm seine Frau die Zwillinge an, als seien es ihre leiblichen Kinder. Man gab dem einen den Namen Romulus, dem anderen den Namen Remus. Als die beiden zu prächtigen Jünglingen heran gewachsen waren, zeigte sich immer deutlicher ihre Abkunft. Die aufrechte kühne Haltung, ihr Selbstbewusstsein gewann ihnen bald viele Anhänger. Faustulus, der wohl wusste, dass König Amalius ein Zwillingspaar hatte aussetzen lassen, erkannte immer mehr die Zusammenhänge und offenbarte sie bei Gelegenheit dem Numiter, dem Großvater der Zwillinge. Doch konnte der sich wegen seines hohen Alters gegen Amulius nicht mehr durchsetzen und musste es seinen beiden Enkeln überlassen, das Königtum zu gewinnen. Die beiden überrumpelten mit ihren Anhängern den Palast des Königs und töteten Amulius, ihren Großonkel. Jubelnd kamen die Helden an der Spitze ihrer Freunde zurück. Freudig empfing sie der greise Numiter und erzählte dem Volk, wie sich alles zugetragen hatte und dass die Götter beschlossen hatten, die beiden Söhne seiner Tochter als Herrscher einzusetzen. Doch lebte ihn beiden etwas von der Herrschsucht, die ihrem Großoheim zum Verhängnis geworden war.

Gar bald sollte sich zeigen, wie aus einem unschuldigen Anfang die traurigsten Folgen erwachsen können.

Romulus hatte sich entschlossen an den Bau einer neuen Stadt gemacht. An einer Furche entlang begann er mit dem Bau der Stadtmauer; vorerst konnte sie nur niedrig sein und gewährte daher keinen ausreichenden Schutz. Remus scheute sich nicht, dem Bruder dies all zu deutlichst vor Augen zu führen, indem er über die angefangene Stadtmauer hinüber sprang.

Zornig fuhr Romulus auf den Bruder los und streckte ihn mit einem furchtbaren Schwerthieb tot zu Boden.

So soll jeder dahinfahren“, schrie er, „der es wagt, über meine Mauer zu steigen!“

So war Romulus alleiniger Herrscher der Stadt, die er Rom nannte.

Es ist hier nicht Aufgabe, das ganze geschichtliche Werden Roms aufzuzeichnen, sondern nur den Bogen zu erhellen, der sich von der Mythologie der Griechen bis hin zu den Römern spannt. Die – wie schon einmal erwähnt – aus dem Mythos heraus getreten sind um Geschichte zu machen.

Eine Menschengeschichte, die wiederum in krassem Gegensatz steht zu der Geschichte Gottes mit Israel, das durch einen Jesus der Geschichte Roms neue Impulse vermitteln musste, damit die Werke Gottes und die Werke der Menschengötter offenbar werden würden. Die Werke der Menschen werden aber offenbar, weil sie das Werk Gottes nicht kennen, aber unter seinem Namen sich verbergen und bedecken und es so den Anschein hat, als ob Gott mit ihnen sei. Gott ist aber ein offenbarender Gott, der von seinen Werken zuvor gezeugt hat und nicht ein verbergender. So dass mit seinem Offenbarwerden auch die Menschengötter offenbar geworden sind. Denn das Geheimnis Gottes zieht die Werke der Menschen in ihr Licht, wodurch Gleichzeitigkeit entsteht und diese macht die Offenbarung offenbar. Als Zeichen der Gleichzeitigkeit erkennen wir Christus und die Schächer, die – gleichzeitig gekreuzigt – Christus sowohl verwarfen und angenommen haben.

Nun kommen wir zu der Götterwelt der Germanen, von der sich Elemente später mit dem römischen Christentum vermischten und zu Sagen christlicher Zeit geworden sind. Alle nachfolgenden Erzählungen sind dem Buch „die schönsten Sagen“ neu nacherzählt von Heinz Ritter in gekürzter Form entnommen.



Die Entstehung der Welt



Aus Eis und Glut ist die Welt geworden. Im Norden lag Nebelheim, das Reich des Eises, in seiner Mitte Hwergelmir, der brodelnde Brunnen. Aus ihm entsprang mit zehn anderen Flüssen als elfter der Gjöllfluß, der nächste am Heltor, das den Eingang zur Unterwelt bildet. Im Süden lag eine andere Welt. Muspel mit Namen, hell und heiß, voll brennenden Feuers, unbetretbar allen, die dort nicht Heimat hatten.

Da herrschte der Fürst mit dem flammenden Schwert Surt (Ur) „der Schwarze“, der einst kommen wird, die ganze Welt mit seiner Lohe zu verzehren.

Als nun der heiße Luftstrom aus Süden das Eis und den Reif traf, schmolz das Eis zu formbaren Tropfen und das Leben entsprang aus der Verbindung von beiden. Da entstand zuerst ein menschliches Wesen von Riesengestalt, Ymir der Dröhner, der allwissende Riese. Zugleich als das Eis taute und schmolz, erwuchs die Kuh Audhumbla, die Milchreiche. Diese leckte das salzige Eis und am ersten Abend kam Haar hervor, am zweiten erschien das Haupt eines Mannes, am dritten endlich der ganze Mann, Buri, von schöner Gestalt, dazu groß und stark. Dessen Sohn wurde Bor. Der nahm Bestla zur Frau, eines Riesen tüchtige Tochter. Die hatten drei Söhne: Wotan, Wili und We; das waren die ersten Herrscher auf Erden. Sie töteten nun den Urriesen Imir und bauten aus seinem Leib die Welt: aus dem Fleisch die Erde, aus dem Schädel den Himmel. Feuerfunken aus Muspelheim setzten sie als Sterne daran. Des Riesen Hirn, in die Luft geworfen, teilte sich in vielfache Wolken. Sein Blut aber wurde zu Wasser und Meer und floss rings um die Erde. Dabei entstand eine gewaltige Flut, dass das ganze Geschlecht der Riesen ertrank, bis auf einen. Das war Bergelmir. Er und sein Weib bestiegen seinen Kasten und bargen sich darin. So retteten sie sich über die große Flut und erzeugten ein neues Reifriesengeschlecht am Rande des Meeres. Die Götter aber, die Söhne Bors, hoben das mittlere Land empor. Und so schufen sie den herrlichen Midgard, den Garten der Mitte als Wohnplatz der Menschen.

Einst gingen Bors Söhne am Seestrand, fanden Ask und Embla, die ersten von Wotan geschaffenen Menschen. Die hatten nicht Denken, nicht Fühlen, nicht Lebenswärme, noch schöne Gestalt. Denken gab Woda, Fühlen Hönir, Lodur Lebenswärme und schöne Gestalt.

Von Ask und Embla stammt das Menschengeschlecht; es wohnte in dem umhegten Midgard. Die Götter aber bauten sich selbst eine Burg inmitten der Welt, die nannten sie Asgard. Zwischen Asgard und Midgard ist der Regenbogen gespannt, die Brücke Bifröst. An ihrer Schwelle steht Heimdall der Hüter, groß und heilig und späht hinaus.

Als Asgard errichtet war, da setzten die Asen erst Richter ein, alles zu ordnen, mitten in der Burg auf dem Idafeld. Dann bauten sie eine heilige Halle, stellten darin die zwölf Asenstühle und den Hochsitz für Wotan. Dann schufen sie alle Utensilien die der Mensch zum Leben braucht, auch das Brettspiel. Wotan oder Odin war der mächtigste, vornehmste und älteste aller Asen. An seiner Seite sitzen immer die Raben Hugin und Munin und raunen ihm zu. Seine Hausfrau heißt Frigg. Sie weiß das Schicksal voraus, doch sie sagt es nicht. Von ihr stammt das Asengeschlecht, bis auf einen: Loki.

Außer Wotan gibt es zwölf Asen, davon ist der mächtigste Donar oder Thor. Er hält Malmer - den Wurfhammer – mit dem Eisenhandschuh umfasst und der Kraftgürtel doppelt ihm die Asenstärke. Dann ist da Balder – der lichte Gott – und Höder – der Blinde -, Njörd mit seinem schönen Sohn Frey(r), Widar – der Schweigsame -, Tyr – der Beherzte, Ullr und der Baldersohn Forseti, der den Vorsitz hat im Gericht. Asinnen gibt es noch mehr als Asen, unter ihnen ist neben Frigg die vornehmste Freya. Noch einer wird zu den Asen gezählt, der nicht aus Wotans und Friggs Geschlecht stammt. Das ist Loki, Lopter oder Loder, des Riesen Farbauti und der Laufey Sohn. Blutsbrüderschaft hat er einst mit Wotan geschlossen und so fordert er seinen Sitz im Kreis der Asen. Schmuck ist er und schön von Gestalt, aber bös von Gemüt und sehr unbeständig. Alle übertrifft er an Schlauheit und Trug.

Die Weltesche Yggdrasil ist der Götter vornehmster und heiligster Aufenthalt. Dieser gewaltige Baum breitet seine Zweige über die ganze Welt und reicht bis in die höchsten Himmel hinauf. Aus drei mächtigen Wurzeln wächst er empor: eine von den Asen, die zweite von den Reifriesen, die dritte von Nebelheim.

Unter der ersten Wurzel ist Urds Quell. Sein heiliges Wasser ist so rein, dass alles, was hineinfällt weiß wieder heraus kommt. Auf dem schweigenden Wasser ziehen zwei Schwäne still ihre Bahn.

Dorther kommen drei Frauen, die vieles wissen. Sie spinnen den Menschen die Fäden des Schicksals. Urd ist unerbittlich und teilt das Notwendigste zu; Skuld ist jung und unerschöpflich in künftigen Plänen; Werdandi ist die Mutter der Menschen, die aus Notwendigkeit und Möglichkeit das Zukommende bildet.

Unter der zweiten Wurzel des Baumes, wo einst gähnende Öde war, ist Mimirs Brunnen der Erinnerung, voll Erkenntnis und Weisheit. Hier redet Wotan mit Mimirs Haupt, das heilige Worte spricht.

Einst kam Allvater Odin zu Mimirs Quell, einen Trunk aus diesem Brunnen zu tun. Dafür gab er sein Auge zum Pfand. Daraus trinkt Mimir nun Morgen für Morgen. Unter der Wurzel, die über Nebelheim steht, ist der brodelnde Brunnen Hwergelmir. An dieser Wurzel liegt Nidhögg der Drache und das Schlangengewürm nagt dort an ihm.

Im Wipfel der Esche sitzt ein mächtiger Adler, der weit umherspäht. Zwischen Adler und Drachen springt das Eichhörnchen Ratatoskr und trägt Zankworte auf und nieder.

Zuerst war Frieden. Dann aber kam Streit in die Welt, als die Götter den Rauschtrank brauten. Mit Stöcken stießen sie die goldene Flüssigkeit in des Hohen Halle, brannten sie dreimal und dreimal wurde sie wiedergeboren und lebte erst recht.

Heiterkeit nannten die Götter den Rauschtrank. Wohin sie kam in die Häuser, da weissagte sie, weissagte gut. Die Hellsichtige machte trunken, bezauberte wo sie nur konnte, umgarnte mit ihrem Zauber den Sinn, war der Wonne schlimmer Bräute. Da kam zuerst Krieg in die Welt.

Loki zeugt mit einem Riesenweibe drei furchtbare Kinder: den Fenriswolf, die Midgardschlange, die Hel. Durch sie drohte großes Unheil. Da schickte Allvater die Götter aus, die Lokikinder zu holen. Als sie vor ihn gebracht waren, warf er die Midgardschlange ins Weltmeer und sie wuchs dort zu solcher Größe an, dass sie alle Länder umschlang und sich selbst in den Schwanz beißt. Jörgmungander heißt sie daher, das ist „Erdumschlinger.“ Die Hel, die fahle Verwesung warf er nach Nebelheim und gab ihr Gewalt über neun Welten. Den Wolf erzogen die Götter bei sich.

Als sie aber sahen, dass er zu ihrem Verderben bestimmt war, da schmiedeten sie eine eiserne Fessel. Sobald sich der Wolf aber nur streckte, sprang das Band. Auch eine zweite und stärkere Fessel zerschlug er. Da ließen sie sich von den Zwergen ein besseres Band anfertigen, das aber aus seltsamen Dingen gemacht war: dem Bart der Frauen, dem Schrei der Fische, dem Schall des Katzentrittes und ähnlichen Dingen. Dieses Band war nicht aus Eisen, auch nicht spröde oder hart, sondern schlicht und weich wie ein Seidenband und ungemein fest. Aus diesem Bande konnte sich der Wolf nicht mehr befreien und musste liegen bis zur Götterdämmerung, wo der Wolf einst Odins Mörder werden sollte.

Auch Loki wurde gebunden, als er Balders Tod verschuldete, bis zum Tage der Götterdämmerung.



Die Götterdämmerung



Einmal wird eine furchtbare Zeit kommen, Beilalter, Schwertalter, Wolfszeit. Da wird drei Weltenjahre lang die Erde mit schweren Kriegen erfüllt sein. Unerhörtes ereignet sich, Mord und Ehebruch, Brüder werden Brüder aus Habgier erschlagen, der Vater wird den Sohn nicht schauen und der Sohn nicht den Vater. Dann werden drei schreckliche Winter hintereinander kommen und kein Sommer dazwischen.

Und dann geschieht es, dass der furchtbare Wolf die Sonne verschlingt, ein anderes Untier den Mond und die Sterne fallen vom Himmel. Da bebt die Erde und erschüttert die Berge und alle Ketten und Bande reißen. Da wird auch der grimmige Fenriswolf los; der fährt mit klaffendem Rachen daher. Zugleich bäumt sich im Grunde die Midgardschlange und das Meer schäumt über. Gift speit sie aus, das Luft und Meer sich davon entzünden. Entsetzlich ist ihr Anblick, wenn sie dem Wolfe zur Seite kämpft. Von all diesem Lärm zerbirst der Himmel. Dann kommen in einem Schiff von Osten Muspels Söhne über die See gesegelt; Loki – der frei wurde – steht am Steuer und führt sie an. Die Flammensöhne kommen geritten; Surt von Süden an ihrer Spitze, vor ihm und hinter ihm glühendes Feuer. Surt ist schwarz, aber sein Schwert ist lichtscharf und glänzt wie die Sonne. Über Bifröst die Brücke reiten sie ein, die zerbirst unter ihnen. Da ziehen Muspels Söhne hinein in die Ebene Wigrid, die ist groß und breit. Dahin kommt auch der Fenriswolf und die Midgarschlange, Loki und Hrim mit den Riesen.

Alle stehen in einer Schlachtreihe auf der Ebene Wigrid. Da weckt Heimdall die Götter. Odin reitet zu Mimirs Brunnen und hält Zwiesprache für sich und die Seinen. Die Esche Yggdrasil aber erbebt und alles erschrickt im Himmel und auf der Erde. Die Asen wappnen sich zum Kampf und die unzähligen Scharen der Helden aus Wallhall strömen zum Kampfplatz.

Thor schwingt den Hammer und trifft die Midgardschlange zu Tode; aber sie hat ihn schon ganz mit Gift bespieen und kaum ist er neun Schritte weiter gegangen, da fällt er tot nieder. Der Fenriswolf bringt Odin zu Fall und verschlingt ihn; aber nun kehrt sich Widar gegen den Wolf und tritt ihm den Fuß ihn den Unterkiefer. Er reißt ihm den schwarzen Rachen entzwei und das wird endlich des Wolfes Tod. Loki der Listige kämpft mit Heimdall, dem hellen Wächter und einer schlägt den anderen zu Boden. Darauf schleudert Surt Feuer über die Erde und alles verbrennt.

Aber keiner der Menschen und Götter vergeht. An heimlichen und unheimlichen Orten weilen die Seelen, gemäß ihrer Taten; die Rechtschaffenen in den Lichtsälen, die Meineidigen in den Gifttälern.

Wenn aber Himmel und Erde verbrannt, die Götter tot, dann taucht die Erde auf aus der See, grün und schön und jung wie vorzeiten und Korn wächst auf ihr ungesät. Widar der Schweigsame lebt noch, und Wali der Schütze, der den Hödur erschlug, die Söhne Odins und walten des Heiligtums. Auch Magni und Modi kommen herbei, Thors Söhne, danach Balder und Höder aus dem Reiche des Hel, in Frieden versöhnt.

Da sitzen sie alle beisammen und gedenken der Geheimnisse und der Taten, die vormals geschahen, von der Midgardschlange und dem Fenriswolf. Sie finden im Grase die goldenen Tafeln, mit denen vorzeiten die Asen spielten.

Dies ist die Kunde von der Götter Dämmerung.

Ebenso wie das griechische Epos, ist auch der germanische durchwebt von der Götter Macht und Herrlichkeit, doch tritt sie nicht durch Priesterdienst und Opferkult in Erscheinung.

Es ist hier ähnlich wie bei den Römern, die zwar schon Opfer- und Priesterdienst kannten, aber doch im stärkeren Maße Göttermenschen waren, welche das Schicksal der Menschen bestimmen.

Sie konnten dies durch den Schatz, der im Mythos verborgen ist, so wie auch Siegfrieds Schatz, den er dem Drachen abgenommen hatte, der Kern seiner Macht und zugleich die Ursache seines Unterganges gewesen war.

Die Güter und Schätze Gottes sind im Mythos aus grauer Vorzeit gesammelt und zusammen getragen, wovon die Sünder leben. Durch die Offenbarung Gottes ist den Sündern geoffenbart, was sie früher getan, damit sie von der Sünde lassen. Denn durch das geoffenbarte Wort Gottes sind nicht nur die Völker in die Gefangenschaft derer geraten, welche die Offenbarung an sich reißen, sondern auch die Leiter der Völker selbst.

Christus ist das Netz Gottes, womit Gott Fänger und Gefangene fängt und richtet, alle, die nach Gottes Wort, aber nach seinem Gebot nicht fragen.

Das Kapitel über die Welt der Götter soll nicht beendet werden ohne die ostasiatischen und amerikanischen Religionen und Göttervorstellungen zu erwähnen.

Etwa zur Zeit der Antike war bei den Indianern Südamerikas der höchste Gott „Huircocha,“ bei den nordamerikanischen Indianern „Kitschi-Manitu“ genannt. Bei den Chinesen waren die Lehren des mythischen Kaisers King-fu-tsu, die Weisen Buddha, Laotse und Kung-fu-tse Einfluss gebend für das religiöse Selbstverständnis ihrer Völker.

Von der Herrschaft und dem Untergang der Quiché-Indianer berichten die Aufzeichnungen des heiligen Buches „Popol-Vuh,“ dass der Dominikanerpater Franzisko Ximenez 1695 entdeckte. Danach sollte das Quichévolk aus dem Osten stammen, wo sie von den Göttern die Lehren der Religion und des Lebens empfangen haben. Und nach dem Osten –so berichtet die Sage-, mussten die Fürsten von Zeit zu Zeit wandern, um sich die nötige Weisheit zu erwerben und neue Zeichen für die Herrscherwürde zu erhalten. Die Wanderung zu ihrer Urheimat, wo Nexit herrschte, führte sie auch über das Meer.

Mit diesem Teil der Sagenwelt möchten wir auch das Buch Mormon verknüpfen, das ein Bericht des Volkes Nephi und das der Lamaniten ist, die ein Überrest des Hauses Israel sein sollen und demnach aus dem Osten gekommen sind. Darüber kann aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts Näheres gesagt werden, da diese Vorgänge historisch und wegen dem Fehlen entsprechender Offenbarungen noch allzu sehr im Dunkel liegen.

Großes Interesse verdienen auch die alten Schriften der Inder – die Veden.

Diese Bücher des Wissens sind geprägt von vielen Gemeinschaften, durch welche die Bücher ausgelegt worden sind. Ihre Auslegungen waren in der Hauptsache eine Folge der Furcht vor der Wiederholung des Sterbens, das nach dem unbarmherzigen Gesetz des Kharma – welches jede Tat in diesem Leben durch Wiederverkörperung belohnt oder bestraft – entstanden war.

Danach konnte man – je nach der Sünde – als Wurm, Fliege, Motte oder Raubtier wiederkehren.

Um diesen – das Leben lähmende - Weisheiten zu entgehen, suchte man durch eine Auslegung, welche tröstliche Ausblicke vergönnte, eine Art Befreiung. Dabei begann natürlich die – durch Lehre und Glauben festgefügte – Gesellschaftsordnung zu wanken.

Der Jainismus um 600 v. Chr. bereitete den Weg, indem er die Geheimnisse der Wissenden bekannt machte und dadurch der Grund geschaffen war für eine neue Lehre, welche durch einen Erleuchteten – einem Buddha – kommen musste. Die Gelehrten setzen das Geburtsjahr Buddhas auf 563 vor unserer Zeitrechnung.

Dieser Siddharta Gautama war der Legende nach der Sohn der Königin Maya, aber ohne leiblichen Vater. Als Königssohn entsagte er sich allem irdischen Glück, angesichts der Hinfällig- und Vergänglichkeit des Menschen; verließ Frau und Sohn, um auf dem Wege des Verzichts das Nirwana –die ewige Seeligkeit– zu erlangen. Er unterwarf sich der Askese und kasteite sich. Doch eines Nachts erkannte er, dass Kasteiungen nicht zur Erleuchtung führen würden und nahm wieder Nahrung zu sich.

Dann setzte er sich unter den „Bodhibaum“ der Erkenntnis. Durch Selbstentäußerung seines Bewusstseins und Überwindung alles Irdischen fand er den Weg zum Nirwana.

Er hat mich geschlagen, er hat mich gescholten,

er hat mich bedroht, er hat mich beraubt.

Die solchen Gedanken nicht nachhängen,

bei denen kommt die Feindschaft zur Ruhe.

Alle Schmerzen und Klagen, alle Leiden

der Welt von mancherlei Gestalt,

die kommen durch das, was einem lieb ist.

Wo es nichts Liebes gibt, entstehen auch sie nicht.

Darum sind die freudenreich und vom Schmerz frei,

die nichts Liebes in der Welt haben.

Darum möge, wer dahin strebt

wo es nicht Schmerz noch Düsternis gibt,

nichts in der Welt sich lieb sein lassen.

Buddha starb achtzigjährig in Kushinagara.

Der Beginn der chinesischen Zeitrechnung fällt in das Jahr 2852 v. Chr., wo der himmlische Kaiser King-fu-tse den Menschen lehrte, die Tiere zu jagen, Fische zu fangen und Seide zu gewinnen.

Doch im siebten Jahrhundert v. Chr. verlor der kaiserliche Schöpfungsmythos an Gestaltung. Er stimmte nicht mehr überein mit der irdischen Entwicklung, die das Volk der Willkür und dem immer ärger werdenden Amtsmissbrauch durch die kaiserlichen Beamten aussetzte. Die allgemeine Unzufriedenheit machte die Massen aufnahmebereit für die Lehre des Tao-te-king.

Dieses Dokument der Menschheit soll von einem Manne Namens Li geschrieben worden sein, der unter dem Beinamen Lao-tse – der alte Meister – bekannt ist. Sein Geburtsjahr wird auf das Jahr 604 v. Chr. festgelegt.

Verkörperung des Sinnes ist das „Tao.“

„Der Sinn, den man ersinnen kann, ist nicht der ewige Sinn.

Der Name, den man nennen kann, ist nicht der ewige Name.

Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.

Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.

Darum führt das Streben nach dem ewig Jenseitigen zum Schauen der Kräfte,

das Streben nach dem ewig Diesseitigen zum Schauen der Räumlichkeit.

Beides hat seinen Ursprung und nur verschiedene Namen.

Diese Einheit ist das große Geheimnis:

Das ist die Pforte der Offenbarung aller Kräfte.“



Laotse unterscheidet auch zwischen Wissen und Wissen:



„Ohne aus der Tür zu treten, kann man wissen, was in der Welt geschieht.

Ohne aus dem Fenster zu schauen, kann man das Tao des Himmels sehen.

Je weiter man dem Wissen nachstrebt, desto weniger weiß man.

Darum weiß der Weise, ohne umher zu laufen, versteht ohne zu sehen, vollendet ohne zu tun.

Hört mit dem Lernen auf und es gibt keine Sorgen mehr.

Ist das Volk schwer zu lenken, so kommt es daher, dass es zuviel Wissen hat.

Darum ist derjenige, der es durch Wissen lenkt der Räuber seines Landes

und der es durch Nichtwissen lenkt, das Glück des Landes.



Wer handelt verdirbt, wer ergreift, lässt entgleiten.

Weil der Weise nicht handelt, verdirbt er nicht.

Weil der Weise nicht ergreift, lässt er nicht entgleiten.



Wer nicht streitet, mit dem kann Niemand streiten...

Den Guten behandelt gut, den Unguten behandelt auch gut.

So erlangt er Güte.

Den Wahrhaftigen behandle wahrhaftig, den Lügnerischen behandle auch wahrhaftig,

denn so erlangt er Wahrhaftigkeit...

Vergilt Feindschaft durch Tugend.“

Die Sprüche des Tao-te-king waren als Trost für das unterdrückte und ausgebeutete Volk geschrieben und so gewann Laotse die Hoffnungslosen und Elenden. Laotses Tod verliert sich im Dunkeln.

Kung-fu-tse, der von 551-479 lebte, war zeit seines Lebens darauf bedacht, als einfacher Mensch zu gelten. Er sagte von sich selbst: „Ein Überlieferer bin ich, nicht einer der Neues schafft. Treu bin ich, ich liebe das Altertum.“

Als er ein Werk – das Buch der Urkunden – vorbereitete, um die alten Wahrheiten zu vermitteln, erbat er sich von Laotse nähere Auskünfte. Doch der alte Meister antwortete:

„Jene, nach denen ihr fragt, sind schon vermodert. Übrig geblieben ist nur das Wort. Wenn die Zeit des Berufenen kommt, so steigt er bis zu den höchsten Stellen. Doch ehe es soweit ist, ist er in allem, was er versucht, gehemmt.

Man hat mir erzählt, dass der erfolgreiche Kaufmann sorgfältig seinen Reichtum verbirgt und sich so verhält, als habe er nichts.

Man hat mir erzählt, dass der Berufene, obwohl er alles vollendet gestaltet, einfach in seiner Art und in seinem Auftreten ist.

Macht Euch frei von Euerem Hochmut und großen Ehrgeiz, von Euerer Heuchelei und Euren überspannten Zielen. Denn dies alles bedeutet für den Charakter keinen Gewinn.

Dies ist der Rat, den ich Euch gebe.“

Kung-fu-tse soll danach, wie die Anekdote berichtet, gesagt haben:

„Die Vögel können fliegen. Die Fische können schwimmen. Alles das weiß ich...

Aber was den Drachen betrifft, so weiß ich nicht, wie er es macht, dass er auf Wind und Wolken zum Himmel aufsteigt. Nun habe ich Laotse gesehen. Ist er nicht wie ein Drache?“

Kung-fu-tse war ein Mann, der die Tatsachen als Voraussetzung folgerichtigen Denkens ansah, aber dabei vermied, Weltanschauungen aus dem Irrationalen anzugreifen oder zu diffamieren. Sein Ansehen als Lehrer wuchs sehr schnell, dass er bald vom Lehrer zum Stadtgouverneur, Minister für öffentliche Arbeiten und sogar zum höchsten Verwalter des Rechts ernannt wurde. Doch Intrigen erreichten, dass er als Vierundfünfzigjähriger aus seinem hohen Amt entlassen wurde, obwohl eine chinesische Chronik Folgendes über seine Amtszeit zu berichten weiß:

Unehrlichkeit und Ausschweifungen waren verpönt; Treue und Aufrichtigkeit waren das kennzeichnende Merkmal des Mannes, Keuschheit und Sanftmut das Merkmal der Frau...“

Mittellos und auf die Gaben seiner Schüler angewiesen, begann er zu schreiben und hinterließ fünf so genannte „Kanonische Bücher“, die später zu den neun klassischen Büchern der Chinesen erweitert wurden.

Es umfasst das Buch der Riten, eine Sammlung von Anstandsregeln, das Buch der Urkunden und das Buch über die Staatslehre als Sittenkodex. Des Weiteren sammelte Kung-fu-tse Volks- und Liebeslieder, die im Buche der Lieder niedergeschrieben sind. Im Buche der Wandlungen versucht er die höheren Gesetze der Weltordnung zu kommentieren. Doch war ihm das Übersinnliche so fremd, dass er auf eine Frage, was die Pflichten gegen die Geister der Verstorbenen seien erwidert:

„Wenn wir nicht einmal imstande sind, unsere Pflichten gegenüber den Lebenden zu erfüllen, wie können wir da unsere Pflichten gegenüber den Geistern der Verstorbenen erfüllen...

Wenn wir nicht einmal wissen, was Leben ist, wie können wir da etwas über den Tod wissen?“

Erwähnenswert ist noch das Buch über die Aufzeichnungen seiner Gespräche, welches Fachgelehrte nicht Kung-fu-tse zu ordnen, das aber doch den Ursprung seiner Gedanken wiedergibt.

Der Meister sprach:

„Gute Menschen machen die Schönheit eines Ortes aus.

Wer die Wahl hat und nicht unter guten Menschen wohnen bleibt,

wie kann der wirklich weise werden?

Wenn in einem Lande Ordnung herrscht,

so ist Armut und Niedrigkeit eine Schande.

Wenn in einem Lande Unordnung herrscht,

dann ist Reichtum und Ansehen eine Schande.“

„Trifft man einen, mit dem zu reden es sich verlohnte und redet nicht mit ihm,

so hat man einen Menschen verloren.

Trifft man einen, mit dem zu reden sich nicht verlohnt und redet doch mit ihm,

so hat man seine Worte verloren.

Der Weise verliert weder einen Menschen, noch seine Worte.

Der Edle stellt Anforderungen an sich selbst,

der Gemeine stellt Anforderungen an den Menschen.“

Der Meister sprach: „Einen Fehler machen und sich nicht bessern, das heißt fehlen.“

Die afrikanischen Völker sind, soweit sie nicht Christen oder Moslems sind, hauptsächlich urtümliche Anismisten, Fetischisten und Totemmisten.

Diese Art der Religionsausübung wird meist als vorreligiöse bezeichnet. Doch sind wir hier, wie schon bei den zirkumpolaren Völkern der Meinung, dass es sich um religiöse Dekadenz handelt, weil auch diese Völker vor langer Zeit in große Kulturen eingebetet gewesen waren. Wenn wir an das Beispiel der Yaghan denken, die bei ihrer Entdeckung noch 23.000 Silben in ihrem Sprachschatz hatten, ohne den diesem Wortschatz angemessenen Kulturstand.

Im Übrigen kann man diesen Verfall auch am gegenwärtigen Religionsgut erkennen, wenn man sieht, wie die monotheistischen Religionen anismystische und fetischistische Eigenheiten angenommen haben. Animismus ist es, wenn man die Wunder der Natur in Zusammenhang bringt mit dem uns geoffenbarten Gotteswort, oder an Hand von Bildern und Statuen mit Gott in Verbindung tritt, wie es auch die Fetischisten und Totemmisten tun.

Alle Religionen der Erde versuchen Gott darzustellen. Dass sie dabei aber – weil sie Gott selbst nicht sind – wie ein Spiegel wirken, ist ihnen nicht bekannt. Denn ein Spiegel gibt das aufgefangene Bild verkehrt wider, so dass Gott verkehrt in die Welt eingegangen ist. Im Spiegel ist sein Bild gebrochen.

Deshalb ist es auch kein Zufall, dass dem Spiegel in der religiösen Vorstellung mancher Völker eine so wichtige Bedeutung zukommt. Wie zum Beispiel in der japanischen Götterwelt der Shintisten. Worin der Beherrscher der Welt einen Spiegel geschenkt bekommt mit dem Auftrag, ihn so zu verehren, als wäre er Gott. Nach ihrer Legende kann sich der Geist der Götter an Spiegel und Schwert, oder an ein Kleinod heften.

Eine Lösung oder Erlösung vom Geist der Religion kann also nicht durch die Religion kommen, sondern nur durch den, dessen Stelle sie vertritt.

Da die Religion Gott aber verkehrt dargestellt hat und Gott durch sie das Übel der Welt schlechthin geworden ist, kann Gott zu ihrer Heilung nicht im Sinne der Religion gerade, sondern auch nur verkehrt kommen. Darum ist die Religion der eigentliche und wahre Feind der Wahrheit, weil sie immer das als wahr darstellen muss, was sie nur spiegeln kann. Deshalb kam auch das Christentum nicht als Gnade und Erlösung, sondern in den Kleidern der Rache und den Gleichnissen.

So ist denn aus allen Heiligtümern –welche die Völker verehren– nie das Heil und die Gnade Gottes gekommen, sondern der Zorn, dessen Ausführung das Werk der Ungerechten ist: all jener, die Offenbarungen stehlen, aber die wahren Zeugen Gottes verfolgen und töten.

Der größte Zorn wurde gewirkt mit und durch die Güter Gottes aus Israel, das Gott zu seinem Namensvolk gemacht hat.

Diesen Zorn hat aber mit Israel Gott selbst auf sich genommen, damit die Ungerechtigkeit der Zorntäter offenbar werde.

Darum hat Gott den ungerechten Vätern Israels keine Gelegenheit gegeben, selbst den Zorn auszuüben, sondern ihrem Geschlecht in den Nationen. Damit durch Erinnerung sowohl die Missetäter der Nationen, wie auch die Israels offenbar werden und gemeinsam gerichtet sind.

Israel ist als Werk Gottes das Menetekel dieser Welt. Wer seine Schrift nicht deuten kann, ist gerichtet; wer sie aber liest und versteht, der wird erkennen, dass er gerettet sein wird.



Der vordere Orient



Ehe sich die Geschichte des vorderen Orient in Buchstaben zu verewigen begann, bahnte sich um die Zeit der mesolithischen Ära ( die Mittelsteinzeit ) – welche man auf ca. 10000-12000 v. Chr. ansetzt – für die dort lebenden Menschen eine entsprechende Veränderung der Bodenverhältnisse an. Der vordere Orient erfährt eine tief greifende Umwandlung, indem fruchtbare Ländereien veröden und versteppen und so die Menschen gezwungen werden, sich auf die Täler der großen Flüsse zu konzentrieren. Damit begann eine Periode der Sesshaftmachung, die zur Aberntung und zur Produktion von Korn, Gerste und Vieh – und was sonst noch an Nahrung spendenden Pflanzen und Bäumen vorhanden gewesen sein mag – führte.

Im weiteren Verlauf kam es zu Dörfer- und Städtegründungen, die mit ihren Tempeln und Regierungspalästen fortan als Herz und Seele ihres Landes galten. Die älteste und bekannteste Stadt war wohl Jericho, die gegen 5000 v. Chr. entstanden sein soll, soweit diese Feststellungen durch Radio-Karbon-Methoden als sicher gelten dürfen.

Doch ist das nicht so wichtig, sondern vielmehr, dass die Entwicklung des vorderen Orients Abschnitte durchläuft, die es später ermöglichen, dass die Geschichte Gottes mit seinem Offenbar werden in Israel greifbare Gestalt annehmen kann, mit und durch die Menschen- und Kulturgeschichte aus dem Turmbau zu Babel, die Gott zur Unterscheidung dient.

Dabei wäre noch die Frage zu klären, wieso und warum man allgemein dem europäischen Raum und den anstoßenden vorderen Orient mehr Interesse entgegenbringt, als beispielsweise den Kulturen Amerikas, Indiens oder Chinas? Für uns liegt die Beantwortung in der – auch nachweisbaren – Feststellung, dass nicht die übrige – außerhalb Mesopotamiens liegende – Welt in den orientalisch-europäischen Kulturkreis eingedrungen ist, sondern umgekehrt; die europäisch-orientalischen Mächte es vermochten, die Welt zu entdecken, zu erschließen und zu beeinflussen. Der gläubige Jude, Christ und Muselmann dagegen sieht die Vorrangstellung des vorderen Orients in der Erwählung Israels durch Gott, in der Hervorbringung seines Sohnes, sowie dem Prophetentum.

Außerdem sind die Entstehungsbeginne der Kulturen Amerikas, Indiens und ganz Ostasiens später anzusetzen, als die des vorderen Orients, wenn man das mesolithische Zeitalter als den Beginn jener kulturellen Entfaltung sieht, wodurch die Welt in verhältnismäßig kurzer Zeit Höhen erreichte, die in keinem Vergleich stehen zu der langen, kulturell sich kaum verändernden vorgeschichtlichen Zeiträume.

Theoretisch wäre es natürlich durchaus möglich, dass in prähistorisch vorgeschichtlichen Zeitaltern schon große Kulturen bestanden haben, doch sind der Archäologie durch die natürlichen Zersetzungs- und Zerstörungsprozesse der Natur eben Grenzen gesetzt, welche vielleicht nie mehr ganz überschritten werden können. Doch kann uns dies nicht bekümmern, wenn wir erkennen, dass vor allem die letzte kulturgeschichtliche Welle, die für unsere Gegenwart und Zukunft entscheidende war und ist, weil sich an ihr eine zentrale Sammlungs- und Zerstörungskraft – im Turmbau zu Babel symbolisiert – ablesen lässt, die sicher auch einmal mehr noch, durch Funde und neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Beweise nachzuweisen sein wird.

Doch wissen wir heute, trotz der mehr oder weniger kargen Funde, des ein oder anderen wissenschaftlichen Beweises, dass die Kulturen der Sumerer, Babylonier, Assyrer und Ägypter nur Ausformungen aus voran gegangenen Entwicklungen sind, die in der mittleren Steinzeit begonnen haben dürften.

Was uns bei den letztgenannten Kulturen als wichtig erscheint ist, dass in allen eine priesterliche Oberschicht vorhanden gewesen war, die durch die Tempel ihres jeweiligen Gottes zum größten Grundbesitzer im Staate wurden. Entsprechend diesem Privileg wurden durch den Tempel auch alle wirtschaftlichen, geschäftlichen und wissenschaftlichen Tätigkeiten ausgeübt, so dass eine sinngemäße Aufgliederung der Dienste entstand, worin das Volk seine Arbeit als einen Dienst an dem Gott des Heiligtums verstand.

Diese gesellschaftliche Ordnung machte die Menschen folglich zu Sklaven und Dienern der Götter, welche im Priester- und Königtum fleischgeworden vor ihnen standen.

Dies kommt besonders in den mesopotamischen Mythen zum Ausdruck, worin es heißt, dass den Göttern alle Mühen von den Menschen abzunehmen sei. Die Menschen arbeiteten in den Besitzungen der Götter, wie dies auch im mittelalterlichen Lehen und dem Großgrundbesitz der Kirche zum Ausdruck gekommen ist.

Alle Lebensformen und politischen Wirklichkeiten bis hinein in die privatesten Bereiche des Menschen entwickeln sich unter der Macht der Götter und ihrer Religion. Auf die Götter bezog sich jeder nur denkbare Vorgang des Lebens, vom Dienst der Priester im Tempel angefangen, bis hin zu Handel und Wirtschaft und allen Arten der Kunst, womit Zeichen gesetzt waren, die in späteren Zeitläufen zu den bekannten hervorragenden Entwicklungen geführt haben.

Bei den Tempeln der Völker beginnt der lange und dornenvolle Weg menschlicher Leidensgeschichten durch einen Ausbeutungsprozess ohnegleichen, woran sich ein Geschlecht erbaut, das – über das Wort Gottes verfügend – die Völker zum Unheil besitzt, indem es den Menschen erkennt, dieser aber nicht sie. Das ist das Geheimnis Babylons – der großen Hure -, die an allen Wassern – dies sind die Völker – sitzt. (Off. 17/ 1-2)

So dienten und dienen die Menschen zur Ausgeburt der Götter im Fleisch, welche die Welt nach ihren Maßen messen und wiegen ( dies ist auch der einzige Maßstab der Wissenschaften, nämlich alles Leben von außen zu untersuchen, messen, zerlegen und nach dieser Kenntnis von außen her zu benennen; aber dazu kommen wir sicher noch zu einem späteren Zeitpunkt ) und damit Finsternis über die Erde breiten. Da aber das Leben der Götter zu Lasten des ewigen Gottes und seiner Schöpfung und damit selbstredend auch des Menschen gelebt ist, sind die Götter sterblich.

Die Gewissheit, dem Tode nicht entfliehen zu können, hat sie dazu gebracht, sich schon bei Lebzeiten in Palästen, Pyramiden oder Grabmälern ein Denkmal zu setzen, unausgesprochen die „Auferstehung“ erhoffend.

Wegen des unausweichlichen Todes kommt es im Gilgamesch-Epos zu folgendem Ratschlag:

„Gilgamesch, wo schweifst du umher?

Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden.

Als die Götter die Menschen schufen,

da bewahrten sie ihnen den Tod auf.

Das Leben hielten sie in ihren Händen fest.

O Gilgamesch, fülle deinen Bauch.

Gib dich der Freude hin bei Tag und bei Nacht.

Belustige dich unaufhörlich.

Tanze und singe vom Morgen bis zum Abend.

Mach, dass deine Gewänder rein sind.

Wasche dein Haupt, bade dich im Wasser.

Achte auf den Kleinen, den deine Hand hält.

Und lass deine Gattin heiter sein an deinem Busen.

Dies ist die Aufgabe des Menschengeschlechtes.“

(Tafel X, alte babylonische Version, III; vgl. Pritchard, Texts, S. 92-93)

Dass es sich hierbei nicht um das ganze Menschengeschlecht handeln kann, wird aus dem Hinweis auf die Kleinen deutlich. Ebenso die Aussage über die Menschen schaffenden Götter, die jene zur Ausgeburt bringen, welche den Namen Gottes im Munde führen und von Gott reden. Auf diese Weise sind sie zu Göttermenschen geworden. Auch ist in ihrem Geheimnis ihr Tod nicht in erster Linie ein Tod des Fleisches, sondern ein Tod des Gedächtnisses, also des Geistes. Bringen sie ihr Gedächtnis aber in die Zukunft, dann gibt es Erinnerung und diese schafft ihnen Leben mit denen, die nach ihnen sind.

Der geistige Tod von Göttern zeigt aber an, dass sie nicht wahre Götter sind, denn Göttlichkeit ist auch Unsterblichkeit. Der Gott der Götter ist ihr Schicksal, worüber ihnen auf mancherlei Wegen dunkle Ahnung geworden ist:

„Bauen wir denn unsere Häuser für immer?

Schließen wir denn Verträge auf Ewigkeit?

Teilen die Brüder ihre Erbschaft für immer?

Herrscht ewig der Hass auf der Erde?

Wächst und treibt der Fluss für immer?

Wie ähnlich sind sich der Schläfer und der Abgeschiedene!

Bieten nicht Beide ein Bild des Todes?

Wer kann sagen, ob einer Knecht oder ein Herr gewesen ist,

wenn sich für Beide das Schicksal erfüllt?“

( Tafel X, assyrische Version, VI, Zeile 25-29, 33-35; vgl. Pritchard, Texts, S. 92-93 )

Sie sind in Wahrheit Knechte Gottes und im Abscheiden dem gleich, der wahrer Gott wird, aber noch schläft.

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass sich auf der Grundlage des Tempels das gesamte soziale, politische und wissenschaftliche Leben und alles, was einen Kulturstaat ausmacht abspielten.

Selbst die Wahrsagerei führte zu einer Wissenschaft, die sich von Babylon aus über die ganze Welt verbreitet hat: die Astronomie und daraus folgend die Astrologie. Denn um die schicksalhaften Bedeutungen der Sterne übersichtlich zu ordnen, musste sie einem genauen Studium unterworfen werden. Deshalb waren auf den Tempeltürmen meist auch Sternwarten eingerichtet. So waren die Babylonier schon in der Lage, den Lauf der Gestirne einzuordnen und entsprechend dazu besondere Erscheinungen wie Verfinsterungen vorher zu bestimmen. Dadurch kam es auch zwangsläufig zum Aufblühen der Mathematik, welche die Mittel für die Berechnungen und Messungen schuf. Doch waren die Wissenschaften nie auf sich allein gestellt, sondern immer in religiöse Absicht eingebunden, wie sich an folgenden Versen zeigt:

„Wenn der Mond den Jupiter verbirgt,

wird ein König im gleichen Jahre sterben

oder eine Mond- und Sonnenfinsternis stattfinden...

Wenn Jupiter vor der Mitte des Mondes steht,

werden die Preise im Lande schlecht sein.

Wenn Jupiter hinter dem Mond hervor kommt,

wird Feindseligkeit im Lande herrschen...

Wenn Mars im Monat Tammuz sichtbar ist,

wird das Bett der Krieger leer bleiben.

Wenn Merkur im Norden steht, wird es Leichen geben,

der König von Akkad wird in ein fremdes Land einfallen.

Wenn Mars sich den Zwillingen nähert, wird ein König sterben und eine Feindschaft ausbrechen.“

(G. Contenau; La divination chez les Assyriens et le Babyloniens; S. 331-332)

Dieser Auszug aus dem Buche Sabatino Moscatis « Die Kulturen des alten Orients, » erscheint wegen seines römischen Götternamens für den alten Orient nicht ganz stichhaltig, doch tritt Moscati damit ganz richtig den Beweis der Verwandtschaft zwischen Religion und Wissenschaft an.

Alle Wissenschaften sind religiös und haben ihren Ursprung in den Religionen, auch wenn dies heute nicht mehr erkennbar ist.

Auch die Orakelbefragungen durch die Könige – ehe sie in einen Krieg gezogen sind – haben im Grunde nur wenig Unterschied zu den Gewohnheiten Krieg führender christlicher Länder, die mit Gebeten und Predigten der Sache der Gerechtigkeit zum Siege verhelfen sollten. Der Unterschied ist nur, dass bei Kriegen der Christen, Christus und Gott von beiden Seiten in Anspruch genommen wird.

Während die Babylonier und Assyrer ihr Schlachtenglück durch Befragung ihres eigenen Gottes – der meist noch ein Stadtgott war – erhofften.

Auch als weise Ratgeber treten die Götter in Erscheinung, wovon wir nachstehend eine Probe geben, die uns sehr an die Sprüche Salomons erinnert:

„Lasse, als weiser Mann, dein Urteil mit Bescheidenheit leuchten,

vorsichtig sei dein Mund, klug dein Wort.

Lass deine Lippen kostbar sein wie Reichtümer,

Beleidigung und Feindseligkeit seien dir verächtlich.

Sage nicht Dinge zur unrechten Zeit,

fälle keine falschen Urteile...

Tue deinem Gegner nichts Böses,

belohne mit Gutem, was er dir an Bösem zugefügt,

lass deinem Feind Gerechtigkeit zuteil werden,

bringe deinem Gott eine tägliche Huldigung dar,

mit Opfer, Gebeten und Weihrauch...

Ehrerbietung erzeugt Wohlstand,

das Opfer verlängert das Leben,

das Gebet sühnt die Schuld.“

( Pritchard, Texts S. 426-427 )

Die Feindesliebe, wie sie bei Christus besonders betont wiederkehrt, kann nicht Menschengebot sein; es ist die Einsicht eines Gottes in einem solchen Gebot, welches in diesem Zusammenhang auch auf die zweierlei Maßstäbe von Gut und Böse hinweist, zu deren Erkenntnis dieses Gebot notwendig ist. Denn wie soll man gut und böse wahrhaftig und wirklich zu unterscheiden lernen, wenn man das Böse nicht liebt? Weil doch sowohl die Bösen, wie auch die Guten eine je eigene Auffassung von Gut und Böse haben. Dem Guten etwas anderes als gut erscheint als dem Bösen und der Böse etwas anderes als böse ansieht, als der Gute.

Darauf weist uns auch der nachfolgende babylonische Text hin:

„Was einem Menschen gut dünkt, ist böse für einen Gott.

Was einem Menschen böse ist, ist gut für seinen Gott.

Wer kann den Ratschluss der Götter im Himmel begreifen?

Wer kann den Plan eines Gottes verstehen, der wie tiefes Wasser ist?

Wo hätte die trunkene Menschheit gelernt,

das Verhalten der Götter zu kennen?

Wer gestern lebte ist heute tot,

plötzlich hat er sich verdunkelt,

augenblicklich ist er zermalmt worden.

Jetzt singt er ein fröhliches Lied.

Einen Augenblick später seufzt er wie ein Unglücklicher.

Wie Tag und Nacht wechselt ihr Gemüt:

Haben sie Hunger, so scheinen sie wie Leichname.

Sind sie satt, so wetteifern sie mit ihrem Gott.

Im Glück verkünden sie,

wir wollen den Himmel erklettern.

Sind sie betrübt,

so sprechen sie flüsternd vom Abstieg in die Unterwelt!“

( Pritchard, Texts S. 435 )

Wenn Gut und Böse in Wahrheit nicht erkannt werden, dann ist in der Erkenntnis der Wirklichkeit Gerechtigkeit böse und der Ungerechte gut; geht der wahre König zu Fuß, der unwahrhaftige aber sitzt auf dem Ross.

Die daraus folgenden Leiden für das Volk treffen darum nicht ihre Beherrscher, sondern den Wahrhaftigen und den Gerechten.

Die Motive des leidenden Gerechten begegnen uns nicht nur bei den Sumerern, sondern auch bei den Babyloniern und Assyrern, ähnlich dem biblischen Hiob:

„Die Grenze des Lebens habe ich nunmehr erreicht und überschritten.

Ich schaue mich um: Übel über Übel!

Meine Betrübnis wächst, ich kann keine Gerechtigkeit finden...

Und doch dachte ich an nichts als Bitten und Gebete.

Die Anrufung war meine Sorge, das Opfer meine Regel.

Der Tag der Anbetung der Götter war meine Entzückung.

Der Tag des Umzugs meiner Göttin mein Gewinn und Reichtum.

Die Verehrung des Königs war meine Freude.

Die Musik für ihn meine Lust.“

( Pritchard, Texts S. 434-435 )

Damit wollen wir uns von den Sumerern, Babyloniern und Assyrern ab- und den Ägyptern zuwenden, die in der mesopotamischen Ära – im Gegensatz zu den oben genannten Kulturen – keine Gesetzesbücher kannten, dafür aber außerordentlich religiös waren.

Viel mehr als alle anderen Menschen...“ so berichtet Herodot ( 490 – 420 v. Chr. ) von seinen Reisen in Ägypten, welches er zu einem Zeitpunkt kennen lernt, als die Kultur der Pharaonen ihrem Zerfall und Niedergang entgegen ging.

Eine charakteristische Sinnesart der Ägypter – die religiöse Toleranz – hebt sie deutlich von den mesopotamischen Kulturen und Religionen ab und schafft ein kulturelles Leben mit entsprechend größerem und innerem Zusammenhang, worin sich alle Religionen einbetten ließen. Das heißt, es gibt keine feststehenden Glaubenslehren, alles bleibt im Fluss.

Hierbei ist zu bemerken, dass das Vorhandensein vieler Religionsarten gerade für das später in Ägypten lebende Volk der Juden äußerst wichtig war. Weil ihnen dadurch mit ihrem Gott Jahwe eine wesentlich größere und umfassendere Unterscheidung gegeben war. Man ahnt, wie von verborgenen Händen an unsichtbaren Fäden Geschehnisse bewirkt werden, die auf etwas Bestimmtes und Einmaliges hin zu wirken haben.

Und hat nicht die israelitische Religion mit ihren Ergebnissen und Folgen im Christentum und im Islam die entscheidendsten Epochen der Menschheit herbeigeführt?

Als Schmelztiegel der Religionen war es in Ägypten auch möglich, dass der Kult und die göttliche Verehrung mit Tieren aus der Vorgeschichte Ägyptens erhalten blieb, welcher keinen Unterschied zwischen guten und bösen Tieren kannte, ja selbst Krokodile und Schlangen wurden verehrt.

In vorchristlichen archäologischen Schichten hat man ganze Friedhöfe für Hammel, Stiere, Schakale und Gazellen aufgefunden und festgestellt, dass man die Tiere zu kultischen Zwecken in Matten oder Leinentücher gehüllt hat.

Als mit dem Beginn der geschriebenen Geschichte menschliche Bilder gefertigt wurden, kam es zur Vermischung von Menschen und Tierleibern als Ausdruck religiösen Handelns, wie sie uns in vielerlei Skulpturen, Reliefs und anderen Baudenkmälern überliefert wurden. Doch auch hier blieb der Tempel als Mittelpunkt allen Lebens vorherrschend, in dessen Innerem sich die Gottheit befand.

Die ägyptische Priesterschaft ist in viele Kategorien eingeteilt; es gibt Vorleser, Reiniger, Opferer, Propheten und Musiker, sowie Sängerinnen, Musikantinnen, „Konkubinen“ des Gottes. Ebenso wie in Mesopotamien ist der Tempel außerdem noch Mittelpunkt des kulturellen Lebens, weshalb man den Tempel auch Haus des Lebens nennt.

Wie bei den Sumerern hat der Tempel Magazine und Verwaltungsbeamte und selbst das Theater hat hier seinen Ursprung in den Mysterienspielen, welche die Geschichte der Götter zeigten.

Zum ersten Mal finden wir bei den Ägyptern auch die Erwähnung zukünftigen Lebens, weshalb Lohn und Strafe – im Gegensatz zu Babylon und Assur – eine große Rolle gespielt haben. Nach seinem Tod erscheint der Abgeschiedene vor dem Richterstuhl im Jenseits dem Osiris und trägt seine negative Sündenerklärung vor, deren Formeln uns im berühmten „Buch der Toten“ aufbewahrt sind:

„Gruß dir, o großer Gott, Herr der beiden Gerechtigkeiten!

Ich bin zu dir gekommen, damit ich Schönheit sähe.

Ich kenne dich, ich kenne deinen Namen und den der zweiundvierzig Götter, die mit dir im Saale der beiden Gerechtigkeiten sind...

Ich bin zu dir gekommen,

ich habe dir die Gerechtigkeit gebracht,

habe den Betrug von mir gewiesen.

Ich habe den Menschen nichts Böses zugefügt.

Ich habe die Tiere nicht misshandelt.

Ich habe nicht im Tempel gesündigt.

Ich habe nicht kennen gelernt, was verboten ist...

Ich habe nicht gegen Götter geflucht.

Ich habe den Armen keine Gewalt angetan.

Ich habe nicht begonnen, was die Götter verabscheuen.

Ich habe nicht den Sklaven vor seinem Herrn verleumdet.

Ich habe Niemanden krank werden lassen.

Ich habe Niemandes Tränen verschuldet.

Ich habe nicht getötet.

Ich habe keinen Befehl zum Töten gegeben.

Ich habe Niemanden leiden lassen.

Ich habe nicht den Besitz der Tempel gestohlen.

Ich habe nicht die Speise der Götter beschädigt.

Ich habe nicht die Maße des Getreides verändert.

Ich habe nicht Gewichte zur Waage hinzugefügt.

Ich habe den Kindern nicht die Milch weggenommen.

Ich habe nicht das Vieh von seiner Weide entfernt.

Ich habe nicht Jagd gemacht auf die Vögel der Götter.

Ich habe nicht in ihren Teichen gefischt.

Ich habe nicht das Wasser gestaut, wenn seine Zeit gekommen war.

Ich habe keinen Deich errichtet gegen das fließende Wasser.

Ich habe kein Feuer gelöscht, wenn es brennen sollte.

Ich habe nicht die Gaben der Götter vernachlässigt.

Ich habe nicht ihr Vieh gestohlen.

Ich habe nicht einen Gott bei seinem Umzug aufgehalten.

Ich bin rein.

(Pritchard; Texts S. 34-35)

Die Erwähnung zweier Gerechtigkeiten ist von besonderer Bedeutung, weil deren Vorhanden-Sein zweierlei Menschengruppen innerhalb der Gesellschaft widerspiegeln, die mit zweierlei Maß messen, wie wir schon bei der Unterscheidung von Gut und Böse festgestellt haben. Wir finden sie in allen Gesellschaftsordnungen; von den primitivsten bis hin zu den höchsten Kulturen und in allen Schriften, ob indirekt oder direkt, mithin auch in der Bibel.

Hätten zum Beispiel die Bibelbesitzer nur eine Gerechtigkeit aus ihr heraus gelesen, dann hätten nicht andere Besitzer und andere Gerechtigkeiten entstehen können; denn wer wagt es schon, gegen eine Gerechtigkeit – welche Wirklichkeit geworden ist – sein Haupt zu erheben?

Wenn wir unsere eigene Wesenheit einmal selbst erforschen und aufrichtig in unser Innerstes hinein horchen, dann erkennen wir in uns selbst einen riesigen Wust von sich gegenseitig aufhebenden Anschauungen/Vorstellungen über Recht und Gerechtigkeit und können ermessen, dass das, was dem Einen recht und billig erscheint, einem Anderen ein Unrecht und unbillig ist.

Beim Vorhandensein zweier Gerechtigkeiten kann eine davon das Recht der Gerechtigkeit sein, oder auch beide, solange das Recht der Gerechtigkeit nicht bekannt ist. Um das Recht der Ungerechtigkeit und das der Gerechtigkeit zu unterscheiden, bedarf es einer näheren Betrachtung:

Dem Worte Gottes – als gerechtem und somit gutem Worte – widerfährt nach seiner Offenbarung im Tempel eine Umwandlung durch jene, welche durch ein Vorverständnis der Gottesworte vorberechtigt im Tempel sind. Nicht vorberechtigt ist, wer den Willen Gottes liebt und tut, weil darin ein Glaubensakt vollzogen wird, also kein Willensakt wie im Falle des Vorverständnisses, deren Inhaber vom Tempel Gottes Besitz ergreifen konnten.

Glauben ist äußerlich eine Unwissenheit und diese ist unfähig das Wort Gottes auszulegen.

So ist von Anfang an nur vorberechtigt, wer den Willen Gottes nicht tut und so – angesichts der Gläubigen – Verstand empfängt, die Worte Gottes zu interpretieren, um dann – durch Macht über die Gläubigen – ein Vorrecht bei Gott zu erhalten. Dies ist das Recht von der Ungerechtigkeit des Heiligtums, das zu tragen Gott geboten hat. (2.Mose 28/38)

Wird es nicht getragen, dann fallen sie Gott und den Gläubigen zur Last, weil ein Ungehorsamer im Heiligtum Gott verkehrt hervor bringt und diese Hervorbringungen der Erde zum Fluch werden und auch geworden sind. Die Folge sind neue Offenbarungen an die ungerechten Besitzer des Heiligtums, damit sie die Gerechtigkeit erlernen. Denn Gott will nicht, dass sie verloren gehen, da ihr Dienst ja (auch) eine Voraussetzung schafft, wodurch die Gläubigen wissend werden können. Und nur in deren Nachwissen kann der Vorauswissende gerettet sein. (Röm.1/18)

Da Gott weiß, dass sie von sich aus nicht zum ewigen Leben berufen sind, ist er in seiner Gerechtigkeit genötigt ihnen davon kund zu tun, damit auch ihnen die Möglichkeit gegeben ist, durch Annahme der Erkenntnis mit in das ewige Leben aufgenommen zu werden.

Es ist bei Gott ein – durch Gehorsam – aufzuwiegendes Unrecht, dass Jemand mit seinem Worte sehen, handeln und wirken kann, ehe er gehorcht hat; alle, die seinen Willen nicht tun und damit die Stelle dessen voreingenommen haben, der nach ihnen kommen wird.

Dieses Unrecht ist nur gerechtfertigt in dem Bekenntnis, wieso und warum man die Stelle des Gerechten vor einnehmen konnte, weil man dadurch auf den hinweist, der nachher kommt; wie es Johannes der Täufer, Simeon und Hanna taten.

Indem man sich aber dem Gerechten nicht zu erkennen gibt, heuchelt man Gott. Und weil Gott sich aber nur diesem wahrhaftig offenbart, betrügt man sich letzthin selbst. Der Selbstbetrug der Heuchler und Ungerechten macht aber, dass der Gerechte sie betrogen hat, ohne dass er betrogen hat. Aus diesem Betrug ist eine Welt geworden, die –ihrer Natur gemäß– wider die Gerechtigkeit Gottes steht. Doch ihre Heuchelei vermittelt ihnen nur solange die Kräfte des Allmächtigen aus den betrogenen Gläubigen, bis derjenige gekommen ist, der für sie in die Bresche springt.

Da dieser Gottesbetrug von Generation zu Generation gegangen ist, hat er auch nur die Ungerechten der Generation erbaut. Von daher ist ein Geschlecht über die Erde gekommen, dass Gott vergessen ließ, damit es auf ewig im Besitze der Menschen bleibe. Da Gott aber gerecht ist und dazu nicht schweigt, müssen sie versuchen, seine Stimme zu verhindern oder zu verfälschen. Solcherlei Absichten aber hat sie wiederum untereinander in Streit gebracht, ihre Positionen erschüttert und sichtbar gemacht, wer und was sie sind. Dabei hat sich ihnen natürlich die Erkenntnis aufgedrängt, dass Einigkeit Not tue, schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Da sie aber von dem Wort her erschüttert sind, welches sie in ihrer Verkehrtheit verdreht haben, sehen sie die Erschütterung aller geistigen Positionen nicht als Folge ihres Handelns und halten noch für ungerecht, was eigentlich doch ein gerechtes Gericht ist. Könnten sie dieses Gericht als Recht Gottes erkennen, dann würden auch sie erlöst sein von dem Übel, das sie tun und worunter die Völker leiden. Und sie müssten nicht darum bitten: „...und erlöse uns von allem Übel...“, welches sie ja selbst geschaffen haben.

Doch nun wieder zurück nach Mesopotamien. Wir erinnern uns, dass mesopotamische und ägyptische Macht in den Flusstälern des Euphrat, des Tigris und des Nils Grundlagen geschaffen hat, worauf die Geschichte des vorderen Orients geschrieben worden ist. Zum Zeitpunkt ihrer Festigung treten dann aber Bergstämme aus dem nördlichen Raume auf, die zusammen oder auch einzeln in den Wettstreit treten mit den Kulturen der Flusstäler.

Etwa um Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. beginnen sich die Völker der Kassiten, der Churriter und der Hethiter zu politisch selbstständigen Kräften zu gruppieren. Die Kassiten erkämpfen die Macht in Babylonien und gleichen sich weitgehendst dieser Kultur an. Die Churriter gründen den Staat Mittani, der sich fast bis zum Mittelmeer erstreckt. Die Hethiter dagegen treten außerhalb der Grenzen Anatoliens auf und greifen von dort aus in die babylonische Politik ein. Alle diese Völker sind indogermanischen Ursprungs, bzw. ihre Oberschichten und bilden eine Völkerfamilie, die im Wettstreit mit den semitischen Völkern zur Vorkämpferin eines neuen Geschichtsabschnittes wird.

Aus den Eroberungszügen dieser Völker entwickelt sich – um das Gleichgewicht her zu stellen – ein internationales Recht auf der Grundlage von Verträgen, die mehr auf monarchistischen und juristischen Formen beruhen. Es entsteht diplomatische Tätigkeit durch Errichtung von Gesandtschaften und durch Heirat zwischen Mitgliedern der herrschenden Häuser. Dabei bedienen sie sich einer Sprache, die weder dem einen, noch dem anderen Partner eigen ist: des akkadischen.

Immer haben sich die herrschenden Schichten einer eigenen Sprache bedient. Zuletzt war dies Latein. (Heute ist es der bargeldlose Zahlungsverkehr, der„Strichcode“, Überwachungskameras und Anderes - mit der Gefahr von Terror eine Rechtfertigung erhoffend -, mit welchem man die „Völker“ kontrollieren will. s. h. Jan van Helsings Bücher und andere).

Da sich dann weiterhin im ganzen mesopotamischen Kulturraum die Keilschrift durchsetzt und sich die mesopotamischen Gottheiten allenthalben auszubreiten beginnen, wird ersichtlich, dass Religion und Kultur dieser Völker trotz ihres politischen Niedergangs den Sieg davon getragen haben.

Eine Parallele zu Rom, das nach seinem politischen Verfall als christliches Imperium Romanum auferstand, um eine noch größere Macht auszuüben als zuvor.

Wobei zu bemerken ist, dass dem vorderen Orient der damaligen Zeit jene gewaltige Erscheinung des Christus fehlte, so dass es nicht die Entwicklungsstufe erreichen konnte, welche dem Abendland damit möglich war. Doch zeigen uns solche Parallelen an, dass der Mensch zu allen Zeiten immer dasselbe tut und nur der Rahmen dazu jeweils ein anderer ist.

Die Anhäufung und Sammlung voraus gegangener Kulturgüter und das Ineinanderfügen von Kultur zu Kultur, schafft von Mal zu Mal größeren Reichtum, größere Macht und Ausweitung des geistigen Horizontes, die sich im neorömischen Kulturkreis zementierten, so dass man mit Recht sagen kann: die Welt ist vom europäisch-orientalischen Wesen am meisten und stärksten beeinflusst und gebildet. Das Abendland ist zum Sammelort des Nordens geworden.

Eine nähere Betrachtung verdienen noch die Hethiter, die innerhalb der siegreichen Völker Mesopotamiens erstmals Wesenszüge eines Denkens zeigen, welches sich sehr von den Denkgewohnheiten mesopotamischer Herrscher unterscheidet und worüber wir ein Testament zu Worte kommen lassen, das uns von dem großen König Chattuschili berichtet:

„Sehet, ich bin nun krank geworden.

Und ich hatte euch den jungen Laberna namhaft gemacht:

Der soll sich auf den Thron setzen!

Und ich, der König, habe ihn meinen Sohn genannt,

ihn umarmt und erhöht.

Stets habe ich mich um ihn gemüht.

Wie er, der Knabe, sich jedoch erfand,

das war den Augen ein Abscheu.

Keine Träne hat er geweint,

kein Mitleid hat er gezeigt,

kalt ist er und herzlos.

Da habe ich, der König, ihn belangt

und an mein Lager kommen lassen:

Nun, was?

Da mag doch Niemand einen Schwestersohn noch weiterhin als Pflegekind heran ziehen.

Dem Wort des Königs hat er nicht Eingang gewährt,

dem Wort seiner Mutter, der Schlange, dem hat er Eingang gewährt.

Und Brüder und Schwestern trugen ihm immer wieder schnöde Worte zu,

auf deren Worte hat er gehört.

So setze ich denn Hader wider Hader.

Genug davon.

Der da ist mein Sohn nicht mehr.

Da brüllte aber seine Mutter wie ein Rind:

Bei lebendigem Leibe hat man mir starkem Rinde den Mutterschoß zerrissen,

ihn hat man zugrunde gerichtet

und du wirst ihn töten.

Habe denn ich, der König, ihm irgend Böses getan?

Habe ich ihn nicht zum Priester gemacht?

Stets habe ich ihn, auf sein Wohl bedacht, ausgezeichnet.

Aber er ist dem Willen des Königs nicht mit Liebe begegnet.

Wie kann er da in rechtem eigenen Willen Liebe zu Chattusche (die Hauptstadt) hegen?

Seht hier, Murschili ist nun mein Sohn.

Den müsst ihr anerkennen, den auf den Thron setzen.

Sind ihm doch auch von der Gottheit reichlich Gaben ins Herz gelegt.

Zur Stunde aber, wo eine kriegerische Verwicklung ihren Lauf nimmt,

müsst ihr, meine Diener und Großen,

meinem Sohn hilfreich zur Seite stehen.

Bis jetzt hat Niemand von meiner Familie mein Willensgebot befolgt,

du aber bist mein Sohn Murschili, tu du es.

So bewahre des Vaters Worte.

(F. Sommer-A.Falkenstein; die hethitisch-akkadische Bilingue des Hattulili I. (Laberna II) München 1938)

Solche Worte sind neu zu einer Zeit, wo es die Königshäuser nicht für notwendig hielten, Kritik unter sich zu üben, noch diese von außen zu zulassen. Es sind die ersten Anzeichen eines Denkens aus einer Gerechtigkeit von besonderer Art, wie sie uns dann später im Judentum begegnet.

Eine weitere Episode hethitischen Wirkens kommt unter Chattuschilis Nachfolger Murschili I. zustande. Um das Jahr 1530 v. Chr. stößt er nach Babylonien vor und schafft somit die Grundlage, aus der die Kassiten Nutzen ziehen werden, um ihre Oberherrschaft in Babylonien zu begründen.

Vielleicht entspricht der von einigen Forschern (A. Scharff, A. Moortgart) angestellte Vergleich zwischen Murschilis Zug nach Babylonien, dem der Römerzüge der Germanenkönige. Wie auch die Eigenart babylonischer Königsmacht einem größeren geistigen Wachstum genau so wenig günstig war, wie das Herrschertum der Römer. Doch ist der Unterschied der, dass die Hethiter später vernichtet wurden, die Germanen aber nicht.

Ein wesentlicher Anlass zur Vernichtung der Hethiter war, dass das Hethiterreich in seiner letzten Entwicklung machtpolitischem Denken den Vorrang vor einer rechtlichen Denkungsart gab und somit in den Sog der übrigen Völker geriet, welche doch ebenfalls nur daran zugrunde gingen, dass sie Machtpolitik oder anderen Interessen mehr frönten, als der Gerechtigkeit.

Wie so oft – auch in der späteren Geschichte – hat das politische Treiben den Hethitern Feinde verschafft, denen sie auf Dauer nicht zu widerstehen vermochten. Etwa um 1200 werden sie von den Meervölkern Griechenlands und von den ägäischen Inseln her überflutet, welche damals schon mit den neuen und besseren Waffen der Eisenzeit ausgerüstet waren. Doch entgehen in der Gegend des Taurus und des oberen Syriens einige kleine hethitische Staaten dem Schicksal und können für ein paar Jahrhunderte noch bestehen.

Ein Dokument, welches man vor etlichen Jahren in Karatepe in Sizilien gefunden hat, gibt uns ein wenig Aufschluss über das Drama dieser Neuhethiter, die nun zu Knechten des Baal geworden sind:

„Ich bin Aziwanda, der Knecht des Baal,

der Vasall des Awrik, König der Danuna.

Baal hat mich zum Vater und zur Mutter des Danuna gemacht.

Ich habe die Danuna wieder aufgerichtet.

Ich habe das Gebiet der Ebene von Adana von Osten nach Westen erweitert.

Zu meinen Tagen haben die Danuna alles Gute gehabt, Überfluss und Reichtum.

Ich habe die Lager von Pachri gefüllt und habe

Dank Baal und den Göttern

Pferd auf Pferd, Schild auf Schild, Heer auf Heer gehäuft.

Die Übermächtigen habe ich zu Fall gebracht,

das Böse, das im Lande war zerstört,

ich habe das Haus meines Herrn

im Wohlstand aufgerichtet und seiner Sippe Gutes getan.

Ich habe mich auf den Thron meines Vaters gesetzt

und Frieden mit allen Königen geschlossen:

Alle Könige haben mich wie einen Vater behandelt

Dank meiner Gerechtigkeit, meiner Weisheit und der Güte meines Herzens.“

(Vgl. hierzu den phönizischen Teil des von G. Levi della Vide besorgten Textes mit Übersetzung, Osservatione alla iscrizione fenicia die Karatepe; Dendiconti dell´ Accademia Nationale die Lincei; Classe die scienze morale, storiche e filologiche, sor. 8,4 (1949) S. 273-290 und den hethitischen Teil von P. Meriggi; Le bilingue di Karatepe in cananeo e geroglifici etei; Athenaeum 29 (1951) S. 25-99)

In religiöser Hinsicht waren die Hethiter durch den Gebrauch machtpolitischer Realien ein Volk der tausend Götter geworden, das in den übrig gebliebenen Staaten den schärfsten inneren Gegensatz gegenüber dem Jahwe-Glauben bildete, der nun bald in Vorderasien ausgeübt wird.

Da der Glaube der Hethiter alle mesopotamischen Götter umfasste, kam das gesamte mesopotamische Religionsgut, im Gegensatz zu dem Gott der Juden umso deutlicher und vor allem machtvoller zur Geltung. Machtvoller deshalb, weil unbestreitbar Israel durch Jahwe und durch die Hervorbringung des Christus, sowie dessen Annahme in den Nationen, den Sieg über die Götter der Vorzeit errungen hat. Zu den Überwindern vorreligiösen Brauchtums gehört auch der Islam, der zweifellos eine Tat Gottes ist, auch wenn er sich gegen das Christentum gerichtet hat

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die politische Eroberung Mesopotamiens ein Erfolg der semitischen Expansionsbewegung gewesen ist und dass von da an mehr das religiöse Motiv zur treibenden Kraft wird, welches die völkischen Verhältnisse klarer und abgegrenzter zu Tage treten lässt.

Es gilt als archäologisch sicher, dass die semitischen Völker schon am Beginn der geschriebenen Geschichte – also etwa um das Jahr Dreitausend – im syrischen Raume waren. Aber erst das Auftreten Israels und die Wirkung seiner Religion gegenüber den mesopotamischen Religionen verwirklichen die vorher erwähnte Abgrenzung der Völker des vorderen Orients. Um diese Zeit – also 1200 v. Chr. – waren die Meervölker mit ihren Eisenwaffen zwischenzeitlich Eroberer syrischen Gebietes. Weil sie aber von den Ländern nicht direkt Besitz ergriffen haben, konnte eine Reihe von semitischen Stämmen sich in diesen Gebieten ausbreiten; die – zwar politisch beschränkt – dafür aber zum ersten Male wesentlich autonomer gewesen waren. Im Süden behält die Gruppe der israelitischen Stämme die Oberhand, mit denen die Midianiter, Edomiter, Moabiter und Ammoniter auftreten; im Norden sind es aramäische Stämme, welche sich festsetzen können.

Um das Jahr 1000 v. Chr. ist die israelitische Monarchie unter Saul, David und Salomo Herr über das ganze syrische Gebiet.

Als Israel sich unter Salomons Sohn Rehabeam und unter Jerobeam in zwei Staaten – Israel und Juda – spaltete, hatten etwa zur gleichen Zeit die benachbarten Großreiche ihre Schwäche überwunden und begannen ihre Expansionsbewegungen wieder aufzunehmen.

Über diese geschichtlichen Ereignisse haben wir die umfangreiche genaue israelische Geschichtsschreibung in der Bibel. Doch auch von den phönizischen Städten, den Moabitern und den Aramäern sind zahlreiche Inschriften überliefert, die das Bild der damaligen Geschichte abzurunden helfen.

Zu Beginn des achten Jahrhunderts wird Israel und Juda der Vasall Assyriens, das bis 673 die Kleinstaaten Arpad, Damaskus, Samaria und Sidon erobert. Dann lösen die Babylonier die Assyrer ab. Diese erobern 586 Jerusalem, 573 Tyros und die restlichen südlichsten Kleinstaaten. Babylonien ging 538 in die Hände der Perser über, gleich den Assyrern, welche die völkischen Kräfte zu erschüttern suchten. Umso erstaunlicher ist die Freilassung Israels durch Kores, der die Juden ziehen lässt, damit sie Jerusalem wieder aufbauen können. Dies geschah zur Zeit Esras. Doch zirka fünfzig Jahre vorher – um 588 v. Chr. – kam es zu jenem großen geschichtlichen Ereignis, das der Ausbreitung eines neuen Glaubens in Persien voran ging: König Vishtáspa und sein Hof treten zum Glauben des Zarathustra über. Die Erscheinung Zarathustras, sein Glaube und seine Lehre sind der Schlüssel der Befreiung Israels, damit es seinen Lauf vollenden konnte.

Doch über Zarathustra etwas mehr im Anschluss an dieses Kapitel.

Gott hat in Israel Geschichte entscheidende Anlagen erweckt, indem es einen zukunftsträchtigen und alles ändernden Messias erwartete. Der Aufgang Jahwes bringt den Untergang der schon kraft- und inhaltslos gewordenen Götter Mesopotamiens; durch deren Vorhandensein eine Änderung notwendig geworden war, da sie sich nicht fähig gezeigt hatten, ihren Völkern Erlösung und Heilung zu bringen, deren Notwendigkeit sie jedoch selber herbei geführt hatten.

Diese Götterwelt ist einer vorbestimmten Ordnung entsprungen, einem ein für allemal festgelegtem Schicksal auf ewig verhaftet und mit ihnen ihre Völker.

So heißt es in den so genannten Prophezeiungen Ipuwers:

„So weit sind wir gekommen.

Die Armen sind zu Besitzern von Schätzen geworden.

Der sich keine Sandalen machen konnte, besitzt nun Reichtümer...

So weit sind wir gekommen!

Die Wüste dehnt sich über die Erde aus.

Die Provinzen sind verheert.

Die Barbaren sind von draußen nach Ägypten eingedrungen...

So weit sind wir gekommen!

Das Lächeln ist für immer verschwunden.

Tränen, mit Klagen vermischt, erfüllen die Erde...

So weit sind wir gekommen!

Die Straßen sind nicht mehr sicher.

Man verbirgt sich in den Wäldern, bis der nächtliche Wanderer des Weges kommt, nimmt ihm sein Bündel ab und raubt, was er bei sich trägt.

Er wird mit Stockschlägen empfangen und ruchlos getötet.

Ach, wäre wenigstens das Ende der Menschheit gekommen, hörten doch Empfängnisse und Geburten auf!

Dann gäbe es auf der Erde keine Unruhen, keinen Streit mehr!“

(Pritchard, Texts, S. 441-442)

Diese Zeilen könnten durchaus auch heute geschrieben worden sein und nicht bereits vor tausenden von Jahren und sie würden damit eine Wirklichkeit beschreiben, wie sie wahrer nicht sein kann.

Im Gegensatz dazu den Lobgesang Hannas, die in den Umkehrungen der Völker die Hand Jahwes sieht:

„Es frohlockt mein Herz in Jahwe,

erhöht ist mein Horn in Jahwe;

mein Mund ist weit aufgetan über meine Feinde,

denn ich freue mich in deiner Rettung.

Keiner ist heilig wie Jahwe,

denn keiner ist außer dir

und kein Fels ist wie unser Gott.

Häufet nicht Worte des Stolzes,

noch gehe Freches aus euerem Munde hervor,

denn ein Gott des Wissens ist Jahwe

und von ihm werden die Handlungen gewogen.

Die satt waren, haben sich um Brot verdungen

und die hungrig waren, sind es nicht mehr,

sogar die Unfruchtbare hat sieben geboren

und die Kinderreiche ist dahin gewelkt.

Jahwe tötet und macht lebendig,

er führt in den Scheol hinab und führt herauf.

Jahwe macht arm und macht reich,

er erniedrigt und erhöht auch.

Er hebt aus dem Staube empor den Geringen,

aus dem Kote erhöht er die Armen,

um sie sitzen zu lassen bei den Edlen

und den Thron der Ehre gibt er ihnen als Erbteil.

Denn Jahwes sind die Säulen der Erde

und auf sie hat er den Erdkreis gestellt.

Die Füße seiner Frommen bewahrt er,

aber die Gesetzlosen verstummen in Finsternis,

denn nicht durch Stärke hat der Mensch die Oberhand.

Jehova – es werden zerschmettert werden,

die mit ihm hadern,

über ihnen im Himmel wird er donnern.

Jahwe wird richten die Enden der Erde

und Macht verleihen seinem König

und erhöhen das Horn des Gesalbten.

Aber noch ist die Unterscheidung nicht geboren, woran zu erkennen ist, was Gott mit Israel wirkt. Seinen Willen und seine Erkenntnis, die sich doch verwirklichen müssen, damit man den Willen Gottes erkennen kann.

Die Verwirklichung der Erkenntnis Gottes kommt aus der Erfüllung seines Willens, weil erst die Erkenntnis den Plan Gottes sichtbar macht, der doch in seinem Willen eingeschlossen ist.

Die erste Verwirklichung ist ein Sohn in Israel gewesen, durch den Israel zum Tor der Welt geworden ist. Mit dem Tor meinen wir die – in Israel sich bildende – Lehre Gottes, welche sich – über Christentum und Islam – alle Völker unterworfen hat, so dass demgemäß alles unter den Augen Gottes durch dieses „Tor“ hat gehen müssen. Darum geht die Geschichte Israels weit über das hinaus, was seinen großen und weit mächtigeren Nachbarn beschieden war.

Der göttliche Wille gewährleistete die Fortdauer dieses Volkes, auch über die Vernichtung seines Staates und der Vertreibung seiner Menschen aus seinem Lande. Weshalb Israel sein geschichtliches Auf und Ab in Siegen oder Niederlagen, im Bunde Gottes stehend begreift und somit die israelitische Geschichtsauffassung auch dann mit seiner Geschichte übereinstimmt, wenn es durch feindliche Völker bedroht oder gar vertrieben worden war. So konnte und durfte und wird Israel niemals völlig vernichtet werden und es war Israel auch niemals gestattet, sich in anderen Völkern aufzulösen, wie ja die neuere Geschichte deutlichst gezeigt hat.

Die Erhaltung der Lebenskraft eines – von allen Seiten befehdeten – Volkes ist einzigartig und grandios, wenn man von einer gewissen Ähnlichkeit bei dem Volke der Zigeuner absieht, welche sich ja auch über Jahrhunderte hindurch erhalten haben, obwohl sie kein eigenes Land besitzen.

Die Fähigkeit des jüdischen Volkes, geschichtlich zu denken, ist uns nur noch bei den Hethitern bekannt, die – wie wir schon bemerkten – manch ähnliches Gedankengut besaßen, wenn sie auch an die Fülle Israels nicht heran reichten, „denn ihr Vater war ein Amoriter und ihre Mutter eine Hethiterin.“ (Hesek. 16/3)

Darum bleibt die Fähigkeit des jüdischen Volkes, nach Ursachen und Wirkungen, Beweggründen und Folgen zu urteilen, gegenüber den voran gegangenen Kulturen einzigartig. Und noch eine wichtige Erscheinung ist mit dem Auftreten Israels verbunden: Die Gewaltigen der Völker wurden gedämpft, ihre Siegesgesänge überschattet von nahendem Unheil, so dass Macht, Reichtum und Ehre sich von Mal zu Mal mehr als Ohnmacht, falschem Glanz und als zu unrecht erzeigte Ehrerbietung erweisen. Die Ohnmacht der göttergleichen Hirten der Welt lässt uns an einen in ihrer Mythologie gemachten Vergleich erinnern, welcher besagt, dass die Götter und Gewalten eigenen, nicht menschlichem Schicksal unterworfen sind, welches sie selber nicht kennen, weshalb es sie am Tage ihrer Dämmerung töten wird.

Ihr Tod wirkt, dass eine Welt durch sie entstanden ist, die zusammen mit ihnen das Problem des Todes und damit auch des Lebens geworden ist. Sie ist selbst das Problem, das in einmaliger und umfassender Art und Weise im vorderen Orient durch den Beweger Israel auf die ganze übrige Welt gelegt worden ist.

Weil aber Gott in Israel die Antwort auf das Problem erfunden hat, ist mit Israel das Weltproblem als Frage und Antwort auf die Nationen gelegt und ihre Hirten wissen es nicht; dürfen es nicht wissen, damit eben das Problem als Frage akut wird.

Denn ein Anderer ist es, der frägt und ein Anderer, der antwortet.

Das Problem, veranlasst durch die geheime und verborgene Sünde, bewirkt Protest bei den Nationen und Völkern, was biblisch folgendermaßen erklärt wird: Der Zorn Gottes kam auf die Nationen und die Nationen erzürnten.“ (Psalm 19/12) Und der Psalmist schreibt weiter:

„Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften?

Es treten auf die Könige der Erde

und die Fürsten ratschlagen miteinander wider Jehova* und wider seinen Gesalbten;

Lasset uns zerreißen die Bande und von uns werfen ihre Seile.

Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer.

Dann wird er reden zu ihnen in seinem Zorn

und in seiner Zornglut wird er sie schrecken.

Habe doch ich meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Berge!“

(* = In der Eberfelder Bibel wird Gott Jehova genannt, nach neueren Forschungen besser Jahwe)

Damit ist die Unheilssituation beschrieben, durch welche die Welt unter das Joch der Sünde kam, um das Heil – welches Gott in Israel gebildet hat – annehmen zu können. Dem Heil geht das Unheil voraus, sonst würde man es nicht begehren. Das Unheil ist eine eigene Welt durch den Besitz des Schatzes Israels in Ungerechtigkeit. Sie ist so eine Welt wider sich, indem sie über Heil und Unheil nach Menschenweise denkt, sieht und handelt, statt den guten Sinn im Denken, Sehen und Handeln Gottes im Gehorsam zu erfüllen.

Der verdirbt die Welt und ihre Völker, der mit den Zeichen Gottes sich bekleidet und Gott nicht kennt, so dass die Wahrheit aus ihm verkehrt hervor kommt, also gelogen und so immerzu schlägt und nicht heilt. Und wo die Völker hergegangen sind, um sich der Ungerechtigkeit, der Unfreiheit und Unterdrückung zu erwehren, das ist der Erfolg doch immer wieder, in die Hände dieses gottesleugnerischen Geschlechtes gekommen zu sein und somit unter ihre Kontrolle. (Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder) Sie haben gleichsam ihre Haut von gestern abgestreift, so dass man nicht weiß, was sie gestern getan und wer sie heute sind. Wie vollkommen sie in ihrer Weise sind, kann man daran erkennen, wie sie sich an veränderte Verhältnisse anpassen und in sie hineinwachsen, dass man am Ende meint, die neuen Verhältnisse seien durch sie und ihre „Weisheit“ gekommen.

Dieses Geschlecht ist die Verkörperung der Sünde vor Gott und durch es ist eine Welt entstanden, die Gott nicht kennt, obwohl sie stets mit Göttern und Gott zu tun gehabt haben. So brachten sie mit Hilfe des betrogenen und abgefallenen Volkes Gott, das Heil und die Wahrheit der Völker zum Vergessen und ihre Wesenheit an Gottes Stelle, ihr verkehrtes Verlangen wird das Verlangen der Welt, ihre Gier zum Vorbild der Vielen, die sich nicht scheuend, gegenseitig um die Beute Mensch streiten. Um sich dann zu beglückwünschen, wenn Einer der ihren eine Position gewinnt, aus welcher der Mensch verwaltet und verhandelt wird, sei es in der Kirche, oder im Staat.

In dem Maße aber, als das Lösegeld Christi – seine in Israel gewonnene Erkenntnis – zur Neige geht, geraten sie sich in die Haare wegen ihres schwindenden Einflusses bei den Völkern, wobei ihre Blöße sichtbar und die Unfähigkeit – dem Volke zu helfen – offenbar wird.

Wenn das Volk sich auch selbst nicht helfen kann, so ist es auf Grund dieser Tatsache doch angehalten, sich nach anderer Hilfe umzuschauen. Da es aber keine andere Hilfe gibt außer Gott, darum ist allen neuen Helfern – seien sie in Sekten oder gesellschaftlichen und politischen Körperschaften gesucht – kein langes Leben beschieden.

Das ist der Verfall, die Agonie der Welt.

Die Aufdeckung der Mächtigen der Welt, ihre geheimen Pläne (wozu gerade auch heute sehr viele Schriften und Bücher – nicht nur aus dem esoterischen Bereich – beitragen) und die Tiefe ihres Herzens, ist ein Werk Gottes mit dem Volke Israel. Indem sie dort zuerst aufgedeckt worden sind, damit auch die Welt von der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht überführt werden kann.

Sie ist dadurch überführt worden, dass ihre Sünde an Israel aufgedeckt und so auf die Juden gelegt den trifft, der Israel anklagt und richtet. Darum steht geschrieben, dass die Sünde den Sünder finden wird. (4.Mose 32/33) Auch schreibt der Prophet Hesekiel gar vortrefflich:

„ So spricht der Herr, Jehova:

Darum, ja darum, dass man euch von allen Seiten her verwüstet und nach euch schnappt,

so dass ihr dem Überrest der Nationen ein Besitztum geworden und ins Gerede der Zungen und ins Geschwätz der Leute gekommen seid;

darum, so spricht der Herr, Jehova:

Wahrlich, im Feuer meines Eifers habe ich geredet wider den Überrest der Nationen und wieder ganz Edom, die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit ganzer Herzensfreude, mit Verachtung der Seele, um es zur Plünderung auszuleeren!

Siehe, in meinem Eifer und in meinem Grimm habe ich geredet, weil ihr die Schmach der Nationen getragen habt.

Darum habe ich meine Hand erhoben:

Wenn nicht die Nationen, welche rings um euch her sind, ihre eigene Schmach tragen sollen!“

(Hesek. Kap. 36)

Die Welt ist auch von der Gerechtigkeit überführt in denen, die sich an der Sünde Israels kehrten, sich selbst richteten und dabei die Gerechtigkeit Israels und Gottes erkennend, auch von Gott als gerecht erkannt sind. Schließlich ist sie auch vom Gericht überführt, weil der Fürst dieser Welt, Israel anklagend und richtend, aus seinem Munde angeklagt und gerichtet wurde.

Wie sich dies in der Geschichte ausgewirkt hat, kann hier nur andeutungsweise gezeigt werden.

Jedenfalls haben die Gegenzüge Gottes die Juden vor der Vernichtung bewahrt und den Anschlag der Nationen verhindert. Und darum sind die Juden auch an allem schuld, weil die Nationen ihre eigene Schuld nicht sehen wollen.

Und das bis heute, obwohl sie zum Himmel schreit. Ja, viele hat diese Schuld sogar verhärtet, um sich noch mehr verschulden zu müssen.

So ist der Antisemitismus heute auch gestärkt durch den Ärger darüber, dass Israel nicht zu vertilgen war und sich ihre Verfechter an Israel bloß gestellt sahen, ohne neue Bedeckung zu finden.

Sie könnten ihre Blöße nur bedecken durch ein wahrhaftiges Bekenntnis vor den Menschen mit der Konsequenz, dem Platz zu schaffen, der retten kann. Doch kommt dieses Bekenntnis nur durch die gleichzeitige Erkenntnis der Wahrheit zustande. Ohne Erkenntnis bleibt das Strafgericht über den Nationen und Juden, bis sie gegenseitig erbracht ist und man Gott, Israel und seinem Überrest in den Nationen die Ehre gibt.

Die Juden müssen wissen, dass jeder Versuch, sich wegen des Antisemitismus in den Nationen zu assimilieren, sie in Feindschaft bringt mit Gott und jedes Beharren auf dem Zionismus und seinen Ansprüchen, die Feindschaft mit den Nationen erneuert und aufs Neue entfacht. Deshalb sind auch – trotz aller Beteuerungen und den Versuchen einer „Wiedergutmachung“ - der Antisemitismus und seine negativen Erscheinungen nicht aus der Weltgeschichte und deren Völker zu beseitigen.

Die Nationen aber müssen erkennen, dass das Heil in Gott und seinem Gesalbten „Israel*“ ist und dass sie nur durch den Überrest der Gerechten bei ihnen davor bewahrt sein werden, der gänzlichen Vernichtung Gottes anheim zu fallen. (*Israel = Gotteskämpfer)

Nun ist aber durch die verkehrten Besitzer der Welt der – an sich machtvolle, von Gott zur Erkenntnis gelangte – Gerechte scheinbar völlig machtlos und ohne Ehre. Darum erscheint es bis zur Stunde unmöglich, dass die „Großen“ sich den „Kleinen“ beugen.

Bis zu dem Tage, da Israel ohne Land gewesen, war es auch verhindert, völkisch zum Zuge zu kommen. Wie die Nationen zum Zuge gekommen sind und so auch verhinderten, die Sünde voll zu machen, wie die Nationen sie voll gemacht haben.

Heute, nachdem sie wieder in ihrem Lande sind, sehen wir den Versuch, das nachzuholen, was einst nicht gelang, weil Gott es verhindert hat.

Da nun aber die Nationen die Sünde schon voll gemacht haben, sind die Juden von diesen verhindert, wovor sie Gott in Israel verhindert hat.

Weil nun aber das Heil aus den Juden ist, wie Jesus sagt, sind und waren nur die Verkehrten Israels gehindert zu tun, was die Nationen schon getan haben. Und daran wird deutlich, dass diese Juden die Väter derer sind, die in den Nationen groß geworden und ihre Sünde verhindert haben.

Sie waren die Väter und jene sind die Söhne der letzten Stufe am Turm zu Babylon.

Aber darum, weil das Volk der Juden in seinem Lande nun versammelt ist, kommt es zur Entscheidung im Tale Josaphat, da auch die Leiter Israels dort versammelt sein müssen.

Nach all dem Vorhergesagten über die Bedeutung Mesopotamiens und Israels hat die Zeit der Kulturen des Euphrat und Tigris die Besonderheit einer Alternative zu dem geoffenbarten Wort Gottes. Gott setzte mit Israel seine Zeichen neben die Zeichen der damaligen Nationen, um sie zusammen im Zeichen Christi in das Gericht zu bringen. Denn alles, was als Frucht aus Israel hervor gebracht worden ist, beschleunigte von da an die Entwicklung der Götterhimmel mitsamt ihren Völkern. Die Übernahme Christi – der letzten Frucht des Werkes Gottes mit Israel – überlieferte die gesamte Kultur des vorderen Orients in die abendländischen Völker und bewirkte auf allen Gebieten die wohl größte Ausformung menschlicher Schaffenskraft im Namen des neuen Gottes. Zu wissen, was Gott im Sinne hat, das macht die Vorrangstellung des Abendlandes zwingend notwendig, wenn gleich auch im politischen Machtbereich starke Verschiebungen statt gefunden haben. Der Verlust politischer Macht ist darauf zurück zu führen, dass der Fürst der Welt gerichtet ist und das Heiligtum Israels entweiht, wodurch sich der Sinn des Daseins in Unsinn verkehrt hat.

In Christus ist die Todesmacht Israels auf Welt ausgegossen und versammelt alle Völker zur Entscheidung. Auch Amerika – als Kind Europas – das wegen der Abwendung von seiner Herkunft größere Dekadenzanzeichen hat, als sein Mutterland Europa.

Darum werden erst die kommenden Ereignisse aus der Entwicklung des Nahostkonfliktes ein gemeinsames und neues Verständnis von Ursache und Wirkung geistesgeschichtlicher Bindungen bilden, welches in vollem Ausmaß jetzt noch gar nicht überblickt werden kann.

Europa ist durch und mit den geistigen Gütern aus Israel gewissermaßen Vater und Mutter dieser Welt, die ihren Mittelpunkt geistig im Zusammenhang mit dem vorderen Orient empfangen hat und letzte Stufe des babylonischen Turmes geworden ist.

Darum hat Gott sich ein Weib – er, der nicht zu heiraten braucht– erwählt, um mit ihren Kindern sich selbst zu säen.

Israel ist dieses Weib Gottes, durch deren Kinder die ganze Götterwelt wieder erstanden ist. Erstanden zur Rache und zum Heil, zum Gericht und zur Gnade. Je nachdem, wozu einer Christus gebraucht. Denn dem gemäß würde auch er zur Rache oder zum Heil gebildet, um wiederum selbst in der Rache zu fallen oder Gnade zu finden.

Dadurch war und ist Alles im geheimen Israel unterworfen. Äußerlich ist dieses Geheimnis sichtbar am Untergang der Babylonier, Assyrer, Ägypter und der Perser, sowie der Griechen und Römer; allesamt dem Sisyphos gleichend, der zum – nie ans Ziel führende – Steinwälzen verurteilt war. Dieser Stein ist die Unkenntnis Gottes und seiner Werke, Inbegriff aller Zerstörung, Wahrzeichen aller menschlichen Werke, welche sich aber am Steine Gottes zerstoßen werden, an dem, der ohne Hand das Bild dieser Welt vernichten wird. (Daniel 2/14)

Die Götter der Welt sind vor der Bundeslade Jahwes gefallen und suchen darum Israel zu vernichten, weil deren Zeugnis den Sündern ihre Sünden aufgedeckt hat, indem die Juden ihre Sünde bekannt gemacht haben.

So hat im Namen Gottes zwar Rom das Gericht über Israel ausgeführt, aber gleichzeitig über seine eigenen Völker gebracht und wider alle Völker, die zuvor gegen Israel aufgestanden sind. Alle sind sie in die Grube gefallen, die sie dem Anderen gegraben haben, oder nicht?

Rom hat mit der Gnade – dem Christus – den Zorn Gottes über Israel vollzogen und sich dabei das eigene Gericht zugezogen, indem es nicht Gnade walten lies gegenüber jenen, durch die es begnadigt war. Die Gerichtsvollstrecker über Rom standen um diese Zeit schon bereit gen Süden aufzubrechen: die nordischen Völker.

Die germanischen Völker sind die neue Kraft für den Zorn des Lammes, das zusammen mit dem Zorne Gottes sich vereinend zum Weltgericht geführt hat und das nicht ablassen wird, bis Israel und die Nationen die Erkenntnis Gottes erbracht und die Völker sagen:

„Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ (Lukas 13/35)





Das persische Weltreich und Zarathustra

( Die Vorgeschichte )



Die großen Kulturen der Flusstäler sind erschöpft. Die Kämpfe mit den Bergvölkern um die Vormachtstellung in Mesopotamien haben die Völker ausgelaugt und in eine bedenkliche Krise gebracht, die vor allem durch das Auftreten Israels sichtbar wird. Der Gott der Juden, Jahwe erschütterte die Weltanschauung der mesopotamischen Länder, indem er zeigte, wie sich Gott von den naturhaften Vorstellungen der Menschen trennt und so eine ganz eigene autonome Kraft wird, die auch Herr über die politischen Zufälligkeiten ist und somit ein Geschichtsdenken entstehen kann, das Ursache und Wirkung umfasst.

Bevor aber der militärische Zusammenbruch über den alten Orient herein bricht, erreicht er noch das Höchstmaß an Ausdehnung und Macht.

Von Indien bis Libyen entsteht ein einziges Großreich aus verschiedenen Ländern und Völkern, das als Reich der „vier Weltgegenden“ in die Geschichte eingeht.

Vorkämpfer dieses Reiches waren indogermanische Völker der zweiten indogermanischen Welle, die sich auf der iranischen Hochebene niedergelassen hatten und die sich im Verlauf des ersten Jahrtausends v. Chr. zu staatlichen Formen zusammen schlossen, um dann über die Grenzen ihres Gebietes hinaus zu greifen.

In dieser erschütterten Welt der vergehenden altorientalischen Götter, entwickelt sich die Religion Zarathustras. Zunächst unabhängig von der Entwicklung des persischen Reiches um dann, in der höchsten Blüte, ineinander zusammen zu fließen zu einer Synthese, welche für Israel höchst geschichtswirksam wird.

Den Prolog dazu bildet das Reich der Meder. Dieser, mit den Persern verwandte Stamm gründet im siebten Jahrhundert v. Chr. einen Staat, der unter seinem König Kyaxares Assyrien zu Fall bringt und in Armenien und Anatolien eindringt und erst von den Lydern an den Ufern des Halys aufgehalten wird.

Diesem Reich war nur eine kurze Lebensdauer beschieden, denn schon um die Mitte des sechsten Jahrhunderts überwinden die Perser unter Kyros die medische Herrschaft, um sich selbst auf den, von den Medern eröffneten Weg der Expansion zu begeben.

Kyros ist der größte Eroberer, den die Geschichte des alten Orients hervor gebracht hat. Im Verlaufe von elf Jahren (550 – 539) dringt er bis nach Indien vor, besetzt ganz Anatolien und das gesamte babylonische Reich bis zu den Grenzen Ägyptens. Das größte Reich des Orients ist entstanden.

Wie konnte es zu solch einem überwältigenden Erfolg kommen?

Da sind die noch unverbrauchten Energien der jungen Völker, die sich sieghaft über die verbrauchten Völker der Großreiche erheben, welche sich außerdem noch gegenseitig durch innere Zwietracht untergraben.

Aber ohne eine Formel, welche die Menschen bindet und zusammen hält, wird nie ein Volk so viele Völker in Harmonie zusammen halten können.

Dies war sicher das Verdienst des Zarathustra, durch den Kyros in der Lage war, eben diese Formel zu finden, die sich auf der Grundlage einer bestimmten Geschichtsauffassung bewegt und wonach er sich als den rechtmäßigen Herrscher der alten Dynastien sieht, welche von schuldhaften Führern in die Irre geleitet worden sind.

Darum lässt Kyros die bereits bestehenden Kulturstrukturen der Völkerschaften und ihre Götter bestehen und erhebt Anpassung und Toleranz zum System.

Man könnte dies natürlich auch als Propaganda und politisches Geschick auffassen, aber nach dem Stand der neuesten Erkenntnisse altorientalischer Forschung waren es in erster Linie doch sittliche Größe und freiheitliches Denken, das eigene Meinungen und Auffassungen nicht mit Gewalt aufzwingen wollte.

In einer Inschrift, welche von der Eroberung Babyloniens erzählt, behauptet Kyros in der Sprache des besiegten Landes, dass der babylonische Gott Marduk ihn erwählt und ausgesandt habe, um den Glauben wieder herzustellen.

Marduk durchforschte alle Länder, um einen gerechten Fürsten zu finden, der ihn bei der Hand nehme.

Und er sprach den Namen des Kyros, König von Anschan aus und erklärte ihn zum Herrscher über die ganze Welt...

Marduk, der große Herr, der Beschützer seines Volkes sah mit Freuden seine guten Taten und sein gerechtes Herz;

er befahl ihm gen Babylon, seine Stadt zu ziehen;

er leitete ihn auf den Weg und schritt als Freund und Gefährte an seiner Seite.

Seine zahlreichen Truppen, unermesslich wie die Wasser seines Stromes, rückten mit ihren Waffen vor.

Ohne Schwertstreich ließ Marduk sie in seine Stadt Babylon einziehen und bewahrte diese so vor dem Unglück.

Seinen Händen überlieferte er Nabonid den König, der ihn nicht angebetet hatte.

Alle Bewohner Babylons, sowie auch die von ganz Mesopotamien, einschließlich der Fürsten und Gouverneure neigten sich vor ihm und küssten auch seine Füße, indem sie mit strahlenden Gesichtern in Jubelrufe über seine Herrschaft ausbrachen.

Als den Herrn, mit dessen Hilfe sie aus dem Tod zum Leben zurückgekehrt und dem Untergang entkommen waren, begrüßten sie ihn glücklich, seinen Namen beteten sie an.“ ( Pritchard, Texts, S. 315-316 )

Kyros Sohn (528 – 522) weitete die Eroberungen aus und besetzte Ägypten, Nubien und Äthiopien. Während sich Kambyses – so lautet der Name von Kyros Sohn – auf dem Rückweg befindet, bricht in Persien ein Aufstand aus.

Der Magier Gaumata hat sich für den verstorbenen Bruder des Herrschers ausgegeben und die Macht an sich gerissen. Da aber Kambyses auf dem Rückweg stirbt, kann er sich nicht mehr des Thrones bemächtigen. Dafür erhebt sich nun Darius, tötet den Usurpator und setzt sich auf den Thron. Er erneuert den Begriff der wiederhergestellten Gerechtigkeit und beruft sich dabei auf den Schutz, der ihm von Ahura Mazda – dem Gott Zarathustras – gewährt worden ist. Hier die Inschrift über seine Thronbesteigung:

„Ich bin Darius, der große König, der König der Könige, der König von Persien, der König über die Länder, Sohn des Hystaspes, Enkel des Achämoniden Arsames.

Also spricht König Darius:

Durch die Gunst des Ahura Mazda bin ich König.

Ahura Mazda hat mir das Reich verliehen.

Also spricht König Darius:

Das Reich, das unserer Familie geraubt worden war, habe ich wieder hergestellt, ich habe seine Grundlagen erneuert.

Die Heiligtümer habe ich wieder aufgerichtet wie sie waren, bevor der Magier Gautama sie zerstörte.

Dem Volk habe ich die Weiden und Herden wieder gegeben, die Güter und Häuser, die Gautama, der Magier ihnen geraubt hatte.

Ich habe die Grundlagen der Nation wieder hergestellt, in Persien, in Medien und in den anderen Provinzen.

Zurückgebracht habe ich, was fort geschleppt worden war, dank der Gunst von Ahura Mazda habe ich dies getan.“

( R.G. Kent; op.cit. S. 116-120, §§ 1,5 u. 14 )

In einer späteren Inschrift erkennt Darius auch andere Götter an:

„Also spricht König Darius:

was ich in einem einzigen Jahr getan habe, habe ich dank der Gunst des Ahura Mazda getan;

Ahura Mazda hat mir Hilfe gewährt,

zusammen mit den anderen Göttern, die es gibt.“

( R.G. Kent; op.cit. S. 129, 132, § 63 )

Darius erweitert sein Reich durch Vorstöße nach Indien und nach Europa, wird aber – nachdem er die Donau erreicht hat – zum Rückzug gezwungen. Desgleichen wird Persien in Griechenland bei Marathon geschlagen und in seine Grenzen verwiesen. Doch gelangt unter Darius das Reich zu seiner vollendeten Ausbildung. Die Provinzen bewahren ihre eigenen Organisationen und Gebräuche. Das Steuersystem bildet die Grundlage des wirtschaftlichen Lebens und eine Neuerung gibt dem Handel frische Impulse: das Münzgeld wird im Reiche eingeführt. Darius lässt ein umfangreiches Straßennetz errichten, zu welchem die berühmte 2400 km lange Straße von Susa nach Sardes gehört, welche die Wirtschaft, aber zugleich auch die militärischen Bewegungen unterstützt.

Der Darius Nachfolger Xerxes erscheint zwar in den griechischen Quellen als ein grausamer Tyrann, doch enthüllt eine Inschrift von Persepolis eine andere Seite seiner Persönlichkeit, welche erkennen lässt, wie stark die Elemente der zarathustrischen Religion in die Politik eingedrungen sind:

„Ahura Mazda ist der große Gott,

der die Erde, den Himmel, die Menschheit

und den Frieden für die Menschen geschaffen hat,

der Xerxes zum König, zum einzigen König über viele gemacht hat.

Ich bin Xerxes, der große König, der König der Könige, der König über Gegenden mit vielen Sprachen, der König über dieses große Land, der Sohn des Königs Darius, des Achämeniden...

So spricht König Xerxes:

Als ich König wurde, gab es einige unter den oben genannten Gegenden, die sich empörten.

Doch Ahura Mazda lieh mir seine Hilfe und unter seinem Schirm unterwarf ich sie und brachte sie wieder zu ihrer alten Botmäßigkeit.

Außerdem gab es einige unter jenen Gegenden, welche die bösen Geister verehrten:

Doch unter Ahura Mazdas Schutz rottete ich die Tempel der bösen Geister aus und befahl, dass sie nicht mehr angebetet würden.“

( Pritchard, Texts, S. 316-317 )

Xerxes wird ermordet und mit Morden und Verschwörungen wird das innere Gleichgewicht immer mehr zerstört. Nach dem Tode Artaxerxes (464-424) zerbricht das Reich von innen her, weil in den Jahrhunderten, als das persische Reich nach außen hin noch besteht, die alten bewährten Regierungsformen vernachlässigt werden. Das Recht wird abgelöst von despotischer Herrschaft und unduldsamer Unterdrückung.

So ist der Boden für den Untergang bereitet, den Alexander der Große vollzieht.

Im Jahre 330 v. Chr. ist dessen Unternehmen beendet und damit auch die Geschichte des alten Orients. Damit sind wir mit der Vorgeschichte und der Geschichte jenes Reiches zu Ende, worin die Lehre Zarathustras sich entwickelt und betätigt hat, indem sie dem Unterbau des politischen Organismus gedient hat.

Erst in den letzten Jahrhunderten hat man sich – auf den Spuren Gottes – auch wieder dieses iranischen Glaubenstifters erinnert. Dessen Botschaft unter dem Schutt von ca. zweieinhalb Jahrtausenden vergraben lag und dessen religiöses Vermächtnis – wie einer der letzten Forscher schrieb – „eine Botschaft ist, die in ganz neuer Weise gerade uns Heutige angeht.“ (Walter Hinz; Zarathustra, Seite 5)

Dabei ist noch fest zu halten, dass Zarathustras Wirken in seiner Zeit kaum außerhalb Persiens bekannt gewesen ist, so dass es sich bei dieser Glaubensbewegung mehr um eine rein persische Angelegenheit handelt, obwohl Zarathustras Botschaft ihn heute als einen der größten Propheten erscheinen lässt. Wir können das nur damit in Zusammenhang bringen, dass Gott nur Israel als sein Volk erwählte und dieser Status auf kein anderes Volk der Erde anzuwenden war, selbst wenn sich ein derart großer Prophet in seinem Lande befand.

Dennoch hat die Anwesenheit Zarathustras in Persien gerade für das israelitische Volk eine ganz entscheidende Rolle gespielt, weil mittelbar durch ihn Kores – der König der Perser – dem Kyros den Befel gegeben hatte, Jerusalem wieder auf zu bauen. Dazu erweckte Jahwe den Geist des Königs – nach der Prophezeiung Jeremias– als die Übriggebliebenen Jerusalems als Knechte Babels unter die Herrschaft der Perser kamen. (Esra 1/1-4)

„Einundzwanzig Jahre war Zedekia alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre zu Jerusalem.

Und er tat, was böse war in den Augen Jehovas, seines Gottes.

Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, als er nach dem Befehle Jehovas redete.

Und auch empörte er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn bei Gott hatte schwören lassen.

Und er verhärtete seinen Nacken und er versteckte sein Herz, so dass er nicht umkehrte zu Jehova, dem Gott Israels.

Auch alle Obersten der Priester und das Volk häuften die Treulosigkeiten, nach allen Greueln der Nationen und verunreinigten das Haus Jehovas, das er in Jerusalem geheiligt hatte.

Und Jahwe, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, frühe sich aufmachend und sendend, denn er erbarmte sich seines Volkes und seiner Wohnung.

Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und äften seine Propheten, bis der Grimm Jehovas gegen sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war und ff.

Und im ersten Jahre Kores, des Königs von Persien – damit das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias erfüllt wurde – erweckte Jehova den Geist Kores, des Königs von Persien und er ließ seinen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich und zwar auch schriftlich, indem er sprach:

So spricht Kores, der König von Persien;

Alle Königreiche der Erde hat Jehova, der Gott des Himmels mir gegeben und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist.

Wer irgend unter euch aus seinem Volke ist, mit dem sei Jehova, sein Gott und er ziehe hinauf.“

( 2. Chron. 36/11-23 )

Zarathustra war der Mann Gottes, durch den Kyros erweckt worden ist und der sich mit der Lehre des Propheten gürtete, wodurch ihm auch Macht und Ehre gegeben war, ein großer Herrscher zu sein.

Durch Platons ersten „Alkibiades“ ist uns bekannt, dass ein persischer Thronfolger in unübertrefflicher Weise von dem Weisesten der Perser seit seinem vierzehnten Lebensjahre an, in die Geheimweisheit der Zoroaster eingeweiht wurde. Auch hier finden wir bereits eine Gesellschaft vor, welche ein „Geheimwissen“ lehrte. Es gab also schon immer „Geheimbünde“, welche ihr „geheimes Wissen“ durchaus vor dem Volke zu verbergen wussten. Plato bezeichnet dabei Zarathustra als Sohn des Gottes Ahura Mazda, was möglicherweise nicht Jünger oder geistiger Sohn, sondern leiblicher Sohn bedeuten kann. Zu Platons Zeiten – er starb 347 v. Chr. – war man in Athen der Meinung, dass das persische Weltenjahr mit einer Länge von 12000 Jahren durch Zarathustra das 6.te Weltenjahr eingeleitet habe, weshalb man damals glaubte, Zarathustra habe 6000 Jahre vor Plato gelebt. Was übrigens Voltaire in seinem Kampf gegen die Kirche dazu benützte, dass es dann schon vor Moses eine hohe „Naturreligion“ gegeben haben müsste und sich die Wahrheit deshalb nicht nur auf die christliche Überlieferung beschränken könnte.

Aber nach vielen und mühsamen Forschungen ist es jetzt gelungen, das Leben des Propheten Zarathustra in das 6.te vorchristliche Jahrhundert zu verlegen, welches voll von Geschichte erfüllt ist.

Dieses Jahrhundert beginnt mit der Eroberung des heiligen Landes durch die Babylonier und erlebt um seine Mitte den Sturz des Mederreiches durch Kyros den Großen – das ist Cyrus – und endet mit der Entlassung der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft und der Heimkehr nach Jerusalem. Am Ende dieses Jahrhunderts treten auch die bedeutendsten jüdischen Propheten Jeremia, Hesekiel, Daniel und der Deuter Jesaja auf, sowie die chinesischen Weisen Konfuzius und Laotse und der indische Religionsstifter Gautama Buddha.

Über die Herkunft Zarathustras gibt es keine sicheren Quellen. Man nimmt aber allgemein an, dass er aus dem ostiranischen Reich Baktrien stammt, dessen Geschichte uns kaum bekannt ist. Da Baktrien aber als Stammland der Kamelzucht galt und der Name Zarathustra „der mit goldfarbenen Kamelen“ bedeutet, mag diese Annahme wohl stimmen.

Doch ist es für uns wichtiger, den geistigen Ursprung aufzuspüren, worin Zarathustra aufgewachsen und gelebt hat.

Hier erfahren wir aus einem Bruchstück des liturgischen Hauptbuches der Parsen – der sogenannten Yasna -, von einem altiranischen „Siegfried“-Epos, worin der Held allerdings Krsàspa heißt:

„Ein lockiger Held, seine Keule schwingend –

so besiegte Krsàspa den hürnenen Drachen,

den Rossverschlinger, Männerverschlinger,

den Fahlen, Giftigen, dem gelbes Gift

klafterhoch unter dem Rücken schwoll.

Auf selbigem Drachenrücken hatte,

wie sich’s gab

Held Krsàspa einmal um die Mittagszeit

sein Fleisch im Kessel aufs Feuer gesetzt.

Da wars dem Untier warm,

zu schwitzen fing es an

auf sprang es mit einem Satz

Das Wasser siedend floss zur Erden

und selbst Held Krsàspa wich entsetzt...“

( Yasna 9, 10-11; freie Übersetzung nach Fritz Wolf; Avesta, Berlin-Leipzig 1924; 32. und 1. Gershevitsch, Iranien Literature 63, mit W.B. Hennings verbesserter Lesung in der drittletzten Zeile.)

Dann hören wir noch aus der Avesta – der Bibel der Perser, in welcher auch die Reden, Lehren und Predigten Zarathustras überliefert sind – von einer weit verbreiteten Sage, deren Held Yima, Vater der Morgenröte ist. Held Yima ist der Sohn des Vivahvant, der ihm zum Lohne geboren wurde, weil er als erster den Hauma-Rauschtrank gekeltert hat. Yima bedeutet „Zwilling“ und ist – zusammen mit seiner Schwester – das Stammpaar des Menschengeschlechts.

Bei den vedischen Indern – die ihn allerdings Yama nennen - wird Yima eine Art Unterwelt-Gott, während Yima in der iranischen Sage zum Urmenschen und Urkönig des goldenen Zeitalters wird.

(s. hierzu A. Christensen; Les Types du premier Homme et du premier Roi da l’histoire legendaire Iraniens in: Aschives Lundall XIV,2; Leiden, 1934, besonders Seite 45ff)

Aus Yasna 9 erfahren wir über diese Sage folgendes:

„Yima der strahlende, herdenreiche, der ruhmvollste des Erdgeborenen, der sonnenblickende:

in seinem Reich befreite er Mensch und Vieh vom Sterben, Wasser und Gewächse vom Vertrocknen, Nahrung ward unerschöpflich.

Unter des tapferen Yima Herrschaft gab es weder Kälte noch Hitze, weder Alter noch Tod und auch keinen von Widergöttern erregten Neid.

Väter und Söhne wandelten einher, beide äußerlich fünfzehnjährigen Jünglingen gleichend...“

( Yasna 9/3-5 )

Urmensch und Urkönig zugleich, erlangte Yima die Herrschaft über alle Lande; so zahlreich wurden Menschen und Tiere, dass die Erde vergrößert werden musste. (Vid.II,15)

Da dieses Zeitalter der ewigen Jugend unterging, dessenthalben klagte Zarathustra Yima eines furchtbaren Frevels an. An einer Stelle der Gatha – den Lobgesängen Zarathustras – bezichtigt er Yima, dass er sich dadurch bei den Menschen eingeschmeichelt hätte, indem der Stier die Unsrigen als Opfergabe verschlungen hat. Danach fand der Urmensch und Urkönig Yima den Tod durch seinen Bruder Spityura, der – angestiftet von dem Drachen Dahàke – ihn entzwei sägte. (Yasna 19/46; Sundahi`sn 31/3; vgl. A. Christensen, “Les Types” Seite 52 )

Eine etwas dunkle Stelle, die so gedeutet werden könnte, dass es sich entweder um die Ursünde selbst, oder aber um den Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit handelt. Im Besitz der Wahrheit hätte sich Yima zu Gott gemacht wider jene, die wie Gott sein werden, da man auf Dauer die Wahrheit nicht besitzen oder verwalten kann, ohne zu werden wie sie, oder davon abzufallen.

Die Glaubensvorstellungen der alten Iraner zeichnen sich heute nur noch schwach ab, so sehr hat Zarathustras Wirken sie verändert. Nur später, lange nach seinem Tod, kommt die von ihm überwundene Götterwelt wieder etwas hervor. Nur daran und aus verschiedenen Angaben in den alten Yats – die von A. Christensen als Reste ältester Überlieferung erkannt werden (gemeint ist Yat 15/31, nach der einleuchtenden Übersetzung von R. Hauschild, Mitt. Inst. f. Orientforschung VII, Berlin 1959, Seite 59) – ist zu entnehmen, dass in der Zeit vor Zarathustras Auftreten, die Könige und das Volk einer Vielzahl von Göttern geopfert haben, indem sie ihnen Hengste, Rinder und Schafe schlachteten. Doch ist in den Yats nirgendwo von Tempeln und von Kultstätten die Rede.

Wir erkennen die gleichen Vorgänge wie bei allen Völkern zuvor und danach, dass, wenn Gott aus dem Gedächtnis des Volkes schwindet, an seiner Stelle sich wieder die alten Götter Platz verschaffen; worunter dann die Völker leiden und erlösungsbedürftig werden.

Auch sind die Götter zu allen Zeiten mit Gestirnen in Verbindung gebracht worden ( was wir ja schon einige Seiten früher dargelegt haben ) – besonders die Indogermanen haben Gestirne und deren Elemente verehrt -, weshalb sich auch die Welt der Gestirne mit ihren Einflüssen auf der Erde zu verwirklichen begann. Man denke dabei nur an die Wahrsagerei, die Astrologie und natürlich auch an die Astronomie.

Eine beherrschende Gestalt im Kreise der Götter war zur Zeit Zarathustras aller Wahrscheinlichkeit nach „Mithra“. Dieser Gott blieb auch den Indern und Iranern gemeinsam – im Gegensatz zu anderen Göttern -, als sie sich trennten und die Inder nach Indien zogen, während die Iraner im Iran verblieben.

Mithra war der Gott des Vertrages, wie auch sein Name besagt. Doch später hat sich Mithras Einfluss allmählich so erweitert, dass er zum Gott der Morgendämmerung und von da an zum Sonnengott, zum Lebensspender und endlich zum sieghaften Kriegsgott geworden war.

Man weiß nicht, inwieweit sich Zarathustra mit dem Mithrakult eingelassen hat und ob überhaupt, doch besteht auch diese Möglichkeit, weil ja die Geburt einer neuen Erkenntnis nur aus Begegnungen mit anderen Geistern kommt, gegen die gekämpft und die überwunden werden müssen. Eine neue Erkenntnis ist dann die Überwindung. Außerdem vollzog sich im westlichen vorderen Orient zur Zeit Zarathustras ein wichtiger politischer Umschwung, der nicht ohne Einfluss auf ihn geblieben sein konnte. Ungefähr zur Geburtszeit Zarathustras starb der letzte große Assyrerkönig Assurbanipal. Dieser König hatte im Jahre 639 dem uralten elamischen Reich den Todesstoß versetzt. Assurbanipal schrieb triumphierend in seinen Jahrbüchern:

„Ich habe Susa erobert; alle Möbel der Paläste, auf denen die elamischen Könige gesessen, gelegen hatten, das Geschirr, von dem sie gegessen, aus dem sie getrunken, sich gewaschen, sich parfümiert hatten; ihre Fahrzeuge, Streitwagen und Lastkarren, ihre Pferde und Maultiere mit goldenen und silbernen Zaumzeug habe ich als Beute nach Assur gebracht.

Den Stufenturm von Susa mit seinem Dach aus Lapislazuli habe ich zerstört.

Alle elamischen Götter und Göttinnen, alle Standbilder und Schätze habe ich nach Assyrien verschleppt.

In ihre heiligen Haine, die kein Fremder je erblickt hat, sind meine Truppen eingedrungen;

sie haben ihre Geheimnisse erschaut und sie den Flammen übergeben.

Die Särge der Könige von Elam habe ich zerbrochen, ihre Gebeine nach Assyrien geschafft,

ihren Seelen Ruhelosigkeit aufgezwungen, indem ich ihnen Totenopfer und Wasserspenden verweigerte.“

(Geraffte Übersetzung in Anlehnung an H.H. von der Osten; „Die Welt der Perser“, Seite 35-36, Sttgt.1956)

Der König der Perser, Kyros (Kurush)I. – der Großvater des großen Kyros – hatte es für ratsam gehalten, sich mit dem Besieger Elams gut zu stellen; seinen Erstgeborenen sandte er als Geisel an den Assyrerhof. (Nach E. Weidner; in Archiv für Orientforschung VII, S.1ff, 1931 und nach R.C.Thompson; Iras, S. 239, 1932)

Wo heute der älteste Förderturm des iranischen Ölgebietes steht, in Masdjad = Solaiman, hatten die früheren Achämeniden Teispes (Tschishhish) und Kyros I. ihre Residenz, hoch oben am Berge auf zyklopischem Mauerwerk. (Vgl. R. Ghirshmann; Masjid-i-Solaiman-Rèsidence des premiers Achèmènides, in Syria XXVII, S. 205-220, Paris 1950)

Bis in diesen Teil des heutigen Bachtiaren-Gebirges waren 639 die Assyrer vorgedrungen, nachdem Susa, die 2000-jährige Hauptstadt Elams in ihre Hände gefallen war. Selbst der Lyderkönig Gyges im westlichen Kleinasien sandte damals Tribut nach Ninive.

Assurbanipal, ursprünglich zum Gelehrten erzogen, hatte den Ausgang des Assyrerreiches mit einem Schein literarischer Kultur umwoben, der die Zeiten überdauert hat und ihn selbst als den größten Förderer der abendländischen Keilschriftforschung erscheinen lässt; nämlich durch die riesige Bibliothek, die er aus Sammlerleidenschaft heraus hat anlegen lassen. In seinem „Büchermuseum“ waren Abschriften aller wichtigen Schriftdenkmäler der altorientalischen Welt verwahrt, damit er – wie er berichtete – sie „ansehen und immer wieder lesen“ könnte. Seit 1853/54 wurden bei Ausgrabungen in Ninive noch ca. 10.000 Keiltäfelchen der Bibliothek Assurbanipals aus dem Schutt geborgen. Sie begründeten den Aufschwung der assyriologischen Wissenschaft. (H. Schmökel; Ur, Assur und Babylon, S. 122, Sttgt. 1955)

Assurbanipals gefährlichste Gegner waren im Nordosten die Meder, im Südosten die Babylonier gewesen. Den Medern konnte Assurbanipal 653 durch ein Bündnis mit den Skyten Herr werden, welche von Norden her nach Medien eingefallen waren und sich dieses 28 Jahre lang zinspflichtig gemacht hatten.

Als aber im Jahre 625 der Mederkönig Kyaxares II. in Ekbatana – dem heutigen Hamadàn an der großen Straße zwischen Teheran und Bagdad – zur Macht kam, schuf er ein schlagkräftiges Heer aus medischen Speerkämpfern, Bogenschützen und Reitern. So gerüstet entledigte sich Kyaxares der Vorherrschaft der Skyten, nachdem er deren Anführer bei einem Gelage hatte niedermetzeln lassen. Der nächste Schritt des Mederkönigs war ein Bündnis mit dem Babylonier Nabupolassar aus dem aramäischen Stamm der Chaldäer.

Diesem war es schon 627 – bei Assubanipals Tod- gelungen, das assyrische Joch abzuschütteln. (Vgl. R. Borger; Mesopotamien in den Jahren 629-621 v. Chr.; in WZKM 1959, S. 62-76 und besonders S. 62-63 und S. 76)

Mit dem Babylonier im Bunde, eroberte Kyaxares 614 Assur; 602 fiel die Haupstadt Ninive. Assyrien – unter den Verbündeten aufgeteilt – verschwand unrühmlich aus der Geschichte. Zugleich war damit der Grundstein für die neue Großmacht Medien gelegt.

Die Perser unter Kyros I. und – seit etwa 600 – unter dessen Sohn und Nachfolger Kambyses (Kambuzhia I.) wurden zu Vasallen der Meder; desgleichen die Parther im Gebiet ostwärts des Kaspischen Meeres. Damit war das Mederreich des Kyaxares sowohl im Westen, wie von Süden her zum Nachbarn Chorasmiens im Ostiran geworden.

In Babylon folgte im August 605 Nebukadnezar II. seinem Vater Nabupolassar auf den Thron.

Phara Necho II. von Ägypten hatte vergeblich versucht, den Sturz seines assyrischen Verbündeten aufzuhalten; die Ägypter waren von Nebukadnezar am Euphrat vernichtend geschlagen worden. Damit fiel auch Syrien-Palästina in den Machtbereich der Babylonier. Die Bibel berichtet davon in knappen Worten:

„Fünfundzwanzig Jahre war Jojakim alt, als er König von Juda war...

und elf Jahre regierte er in Jerusalem.

Er tat, was Gott missfiel, ganz wie seine Väter getan hatten.

In seinen Tagen zog Nebukadnezar, König von Babel, herauf.“

(Buch der Könige, 23, 24-34/1)

Das war im Jahre 601. Jojakim wurde ihm drei Jahre Untertan, dann fiel er wieder von ihm ab. Durch diesen Abfall beschwor Judas König bedrohliche Schatten über das heilige Land herauf. Noch ehe die Babylonier abermals vor Jerusalem erschienen, starb Jojakim am 9. Dezember 598. Die inständigen Mahnungen, die der Prophet Jeremia seit dreißig Jahren an das Volk Israel und seinen König in Juda gerichtet hatte, waren unbeachtet geblieben.

„Am 16. März des Jahres 597 fiel Jerusalem in die Hand Nebukadnezars; eine erste Verschleppung führender Juden in die babylonische Gefangenschaft war die Folge.“ (Nach den zwei 1956 veröffentlichten neubabylonischen Chroniken des britischen Museums; vgl. Tadmor, Chronologye of the last kings of Judah; INES 1956, S. 226-230 und M. Noth, „Die Einnahme Jerusalems im Jahre 597 v. Chr., ZDPV 74, S. 133-157 und besonders S. 138 v. 1958)

Unterdessen war im fernen Baktrien Zarathustra zum Propheten heran gereift. (Die Seiten 36-38 aus „Zarathustra“, W. Hinz, Sttgt. 1961)

Aus der Überlieferung der Parsen wissen wir, dass Zarathustra ungefähr dreißig Jahre alt war, als er zum Propheten berufen wurde und ihm in einer Vision ein Engel erschien, der ihn über das Reich Gottes belehrte. Da solche Visionen von den meisten Menschen als Halluzination erklärt werden, welche durch langes Fasten und in sich Versenken das Unterbewusstsein überreizen, möchten wir darauf hinweisen, dass derartigen Offenbarungen eine gewisse Gesetzmäßigkeit unterliegt, die mit Halluzination alleine nicht erklärt werden kann. Denn alle Propheten des alten Bundes und auch Mohamed hatten Visionen und Gesichte, die letzthin Geschichte gemacht und diese vorangetrieben hat. Die Welt weiß heute gar nicht, wie notwendig sie einer neuen Offenbarung bedarf, da doch die Ersatzmessianismen sie nur noch tiefer in Finsternis verstrickt und erlösungsbedürftiger gemacht haben. Wobei festgestellt werden muss, dass nicht nur die Propheten alleine um die Entstehung von Offenbarungen wissen, sondern auch die Götzenanbeter. In allen Völkern war ein Bewusstsein vorhanden, wie man Offenbarungen durch Opfer bewirkt, um eine Verständigung zwischen Diesseits und Jenseits herzustellen, doch zum Schaden der Menschenseele.

„Immer liegt die Entscheidung, für wen sich der Anbetende an solchen Stätten öffnet, bei ihm selbst. Nur von ihm hängt es ab, ob er den Eingebungen der göttlichen Welt Gehör schenkt, oder den Einflüsterungen des Widersachers.

Freilich ist das Wissen um diese Zusammenhänge der heutigen Menschheit fast ganz verloren gegangen.“

(Aus „Zarathustra“ von W. Hinz, S. 48)

Damit wären wir auch wieder bei den aktuellen Schriften und Büchern angelangt, wie sie u. a. auch im esoterischen Bereich angesiedelt sind. Wobei auch hier immer wieder Beurteilungen von außen eingebracht werden, welche von „Hirngespinsten“ bis hin zu „völlig verrückt“ reichen. Für uns aber genau der o. g. Gesetzmäßigkeit von notwendigen Offenbarungen unterliegen. Es gab und gibt immer Menschen, welche die „Gabe“ und Fähigkeit besitzen, Offenbarungen zu empfangen. Der Schreiber dieses Buches selbst konnte und durfte solche Erfahrungen machen. Darüber existieren nachweisbare Fakten in den verschiedensten Tageszeitungen früherer Jahre, wie auch noch vereinzelte Schriften; aber auch die Erfahrungen mit einem Medium, welches nicht einmal derselben Landessprache wie der Schreiber mächtig ist und deshalb eines Dolmetschers bedurfte.

Dann gilt auch für alle Propheten, was schon von den Propheten Israels bezeugt worden ist; nämlich, dass das Geschaute und Gehörte nie im Sinne der geistigen Wesenheit des Propheten und seiner ihn umgebenden Welt erkannt werden kann, sondern nur Inspirationen sind, deren Deutung die Propheten selbst begehrten und bestenfalls bei entsprechendem Glauben im Befolgen der Inspirationen, Prophezeiungen zu eigener Erkenntnis führen.

Darum haben alle prophetischen Aussagen neben dem Jedermann Verständlichen auch Unverständliches und Verborgenes. Der Grund dafür ist, dass die Propheten nicht für sich, sondern für ein „Zukünftiges“ weissagen, welches die Erkenntnis der Prophetie hervor bringen wird.

„Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz gestellt in Israel, die er unseren Vätern geboten hat, um sie ihren Söhnen kund zu tun; damit sie kennen das künftige Geschlecht, die Söhne, die geboren werden sollten und sie aufständen und sie ihren Söhnen erzählten.“ (Psalm 28/5-6)

Und frohlockend verkündet Petrus das Ende des Glaubens, die Errettung der Seelen:

„Über welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade gegen euch geweissagt haben, forschend, auf welche Weise oder welcherlei Zeit der Geist Christe, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christum kommen sollten und von den Herrlichkeiten danach, zuvor zeugte; welchen es geoffenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche euch das Evangelium gepredigt haben, durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist, in welche Dinge Engel hinein zu schauen begehrten.“

(1.Petrus 1/10-12)

Und ohne zu zögern verkündet der Schreiber des Hebräerbriefes:

„Denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir reden.“ (Hebräer 2/5)

Prophetie liegt zwischen Offenbarung und Erkenntnis, ist also ein Zwischenzustand, worin jedem gegeben ist, mit Gott nach seinem Sinn zu tun, damit ihm die Offenbarung zur Erkenntnis offenbar werde, oder nicht. Das heißt: Gott in Gerechtigkeit nahen, durch Gehorsam, oder als Buhle oder Dirne, um Gott auszuforschen.

Wer buhlt, deutet das prophetische Wort, weil buhlen macht „zu sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses“.

Bis zur Aufdeckung dieser Buhlerei werden die Buhlen und Dirnen für Auserwählte Gottes angesehen; und sie sind die Engel und Gewalten, denen der Erdkreis wegen ihres Vorwitzes unterworfen worden war, aber nicht in Erkenntnis. Darum sagt Jesus: „Alle, die vor mir kommen, sind Diebe und Räuber.“

Man ist Dieb oder Räuber, wenn man, ohne geglaubt zu haben weiß, was man erst wissen kann, wenn man geglaubt hat, was man nicht weiß.

Darum war und ist der Gläubige zunächst unfähig zu tun, was den Ungläubigen fähig macht.

Wir sind also der Meinung, dass die Bedeutung des Unglaubens nicht einfach darin besteht, das göttliche Wort abzulehnen, sondern dass dieses Wort von den Ungläubigen dazu verwandt wird, sich Gott gleich zu machen. Denn wenn sie sich Gott gleichmachen, scheinen sie wie Götter, ausgestattet mit göttlichen Kräften des Allmächtigen und sind es doch nicht, weil Gott sich nicht gleichmachen lässt.

Wenn sie also ihrerseits wie Götter, wie Heilande und wie Errettende erscheinen, aber nicht heilen und erretten können, dann wächst der Unglaube im Volke gegenüber demjenigen, den sie verkünden. Selbst bekennende Atheisten glauben bekennen und verkünden zu müssen, dass sie „Nichts“ glauben, was aber auch nicht zu besseren Erkenntnissen führte und führt.

Und ihretwegen wird Gott gelästert, schreibt Paulus. (Römer 2/24)

Und darüber klagend und leidend hören wir den ersten Gesang der Gesänge Zarathustras:

„Euch klagt des Stieres Seele:

Für wen habt ihr mich gestaltet?

Wer hat mich geschaffen?

Mich knebeln Mordrausch und Gewalt, Grausamkeit und Misshandlung und Rohheit...

Hab ich doch keinen Hirten außer euch...

So weißt mir gutes Hirtentum zu!“

(Yasna 29/1)



Hirtentum nach göttlichem oder menschlichem Recht, dies ist hier die Frage, deren Beantwortung der Prophet auf seine Weise preisgibt:

„So spricht der Stier:

die hier im hohen Rate wüssten eben nicht,

wie auf Erden die Mächtigen gegen die Hilflosen vorgehen.“

„Von den Seienden ist der Kraftvollste der,

auf dessen Ruf ich komme (das Asha = das göttliche Recht) zu seiner Stütze.“ (Yasna 29/3)

Es gibt also einen Helfer, doch kommt dessen Hilfe nicht aus einer mit Sinnen wahrnehmbaren Macht, sondern aus äußerlich machtloser Stellung:

„...ist doch dem Rechtlebenden, dem Heger

mitten unter Lügenknechten keine Lebensentfaltung vergönnt.

Da kündete Er selbst, der Allmächtige Herr (Ahura Mazdà), in seinem Gemüte wohl wissend um die Schicksalsfügungen: gar kein Meister, kein Richtender ist zuhanden und dies Kraft göttlichen Rechts.

Denn dich hat der Gestalter für Heger und Hirten geschaffen.“ (Yasna 29/5-6)

Doch alles kommt darauf an, dass der Heger und Hirte in gutem Sinne seine Herrschaft verwirklicht. Darum heißt es weiter:

„Dieser ward mir erfunden, der als einziger auf unsere Unterweisung horchte:

Zarathustra Spitàma...

Er will, Allweiser und dem göttlichen Recht Preislieder singen;

Darum lasset uns ihm Süße der Rede verleihen!“

(Yasna 29/8)

Doch da klagt des Stieres Seele:

„So muss ich mich begnügen mit einem machtlos Waltenden,

mit der Stimme eines einflusslosen Mannes,

der ich doch einen aus Stärke Herrschenden ersehne![…]

Wann wird dereinst Jener sein, der ihm handfeste Hilfe leistet?[…]“

(Yasna 29/9)

Ja, wann wird dereinst Jener sein, der dem Gerechten – von dem hier die Rede ist – Hilfe verschafft?

Bis dies möglich ist, muss die irdische Macht bei jenen sein und bleiben, die nicht auf die rechte Ordnung Gottes bauen, die Nebenbuhler der göttlichen Gerechtigkeit, die Ungläubigen und Vorauseilenden, die Diebe und Mörder, die vor „ihm“ gekommen sind“

Wann wird dereinst Jener sein?

Dies ist der Hinweis auf die Zukunft, wovon und worüber die Propheten prophezeiten, auf ein Geschlecht hindeutend, welches nach ihnen kommen wird.

So erhofft auch der Prophet Zarathustra künftig Heilsbringer,

„die mit gutem Sinn sich mühen um die Erfüllung Deiner Verkündigung, Allweiser,

durch Werke aus der rechten Ordnung. Sind sie doch berufen, den Mordrausch niederzuwerfen!“ (Yasna 48/12)

Mit diesen wenigen Versen hat Zarathustra eine Welt eingefangen und eine Geschehnisfolge zusammen gepresst und verdichtet, welche die Frage nach dem Sinn der Schöpfung, ihre Entwicklung und Lösung beinhalten und auch beantworten.

Die Beantwortung erweist ihn als einen wahren Propheten, der wider die Götterwelt seiner Gegenwart aufgetreten ist und mit Sicherheit auch gegen den –zu seiner Zeit üblichen Mithraskult– gepredigt hat. Die Folge dessen ist, dass man bis heute noch kein Mithrasheiligtum in Persien hat finden können, während sie in den umliegenden Ländern sehr zahlreich vorgefunden worden sind.

Zarathustra hat wohl zu deutlich erkannt, dass mit dem Mithraskult die Götzenpriester und Fürsten eine gefährliche Macht über ihre Untertanen bekamen, um ihre Gier nach Reichtum zu stillen. Denn unter dem Vorwand des Mithrasdienstes hat man den Bauern Herden und Höfe abgenommen und sich so großes Vermögen verschafft. Auch darüber klagt Zarathustra:

„Wann, Allweiser, werden vom Taumel weg die Mannen wieder geziemend zum Opfer antreten?

Wann schleuderst Du diese Rauschtrank-Jauche zu Boden, mit der ihnen auf arge Weise speiübel machen die Pfaffen

Sowie die willentlich schlechten Herrscher der Lande?“

(Yasna 48/10)

Der Prophet kämpft für den rechten Glauben, ohne Rücksicht auf seine eigene Person und zieht sich so nicht nur Ablehnung, sondern auch Verfolgung zu. Darum blieb Zarathustra nichts anderes übrig, als die Flucht in die Fremde. Mit einiger Sicherheit ist anzunehmen, dass des Propheten Flucht von Baktrien nach Chorasmien in das Jahr 590 v. Chr. fällt.

„In welcher Gegend, mich zu bergen – wohin, um mich zu bergen, soll ich gehen?

Fern von Adel und Priesterschaft hält man mich.

Nicht stellen mich zufrieden die Landgemeinen, um die ich mich mühe,

noch gar des Landes lügenknechtische Gewalthaber.

Wie soll ich da nur dich, Allweiser Herr zufrieden stellen?“ (Yasna 46/1)

Aber obwohl Zarathustra weiß, dass seine Machtlosigkeit auf seinen geringen Viehbesitz und seine wenigen Mannen zurück zu führen ist, vertraut er doch mehr auf die Macht Gottes und bittet den Herrn:

„Lehre Du mich, durch göttliches Recht, den guten Sinn zu besitzen.“ (Yasna 46/2)

Zirka zwei Jahre nach seiner Flucht, kam es im Jahre 588 zu jenem großen geschichtlichen Ereignis, dass der Ausbreitung des neuen Glaubens voraus gegangen ist: König Vishtàspa und sein Hof traten der neuen Religion bei!

„Ein Jahr später, am 29. Juli 587 fiel Jerusalem zum zweiten Male und dieses Mal auf lange Sicht, in die Hände der Babylonier. Das Gottesvolk der Juden trat den Weg in die Gefangenschaft an. Der Prophet Jeremia wurde nach Ägypten verschlagen. Während Trauer sich auf Israel senkte, ging im fernen Ostiran neue Hoffnung auf. Der Glaube an den einen Gott war hinfort nicht allein den Juden anvertraut.“ (W. Hinz, „Zarathustra“, Seite 81)

Diese Meinung ist zwar etwas zu großzügig, birgt aber auch viel Wahres, was den Propheten betrifft. Doch von einer Anvertrauung des Glaubens an das persische Volk kann keine Rede sein. Sollte Gott seine Erwählung bereuen? (1.Sam. 15/29)

Zarathustras Vorstellungen von der Zeugung der Welt durch das Wort Gottes weisen ihn als einen – dem Gott Israels – Nahestehenden aus, dem darüber aber noch keine Erkenntnis gegeben war

„Seit Du Allweiser, erstmals durch Dein Sinnen unserthalben Welten schufst, Wesenheiten und Willensregungen, seit Du den Lebensodem stofflich machtest, seit Werke Du und Verkündigungen stiftest, damit wer will seine Überzeugung hege,

seitdem erhebt seine Stimme der Übelredende genauso wie der Rechtredende.

Der Verständige, wie auch der Unverständige,

so wie Herz und Sinn es eingeben.

Erinnerung (Andacht) die Runde machend, berät sich mit dem Geiste, wo immer sie im Zweifel ist.“ (Yasna 31/11-12)

Dies schließt mit ein, dass Zarathustra sich darüber im Klaren war, dass, griffe Gott in das Geschehen auf Erden ein, das Böse sogleich mit dem Guten besiegt sei.

Damit wäre aber die Eigenverantwortlichkeit des Menschen aufgehoben und mit ihr die entsprechende Bewusstseinsbildung, sei sie im guten oder im bösen Sinne. Denn die Hinwendung zum Guten, kann nicht allein mit der Willensfreiheit, sondern muss auch mit dem Herzen entschieden werden. Damit der freie Wille sich bilde durch Glauben (dies ist Wissen ohne Bewusstsein, oder Unterbewusstsein ist gleich Gottesglauben) an das Gedächtnis, das Gott gestiftet hat denen, die zum Glauben berufen sind. Entsprechend erfahren und erkennen das Recht und die Gerechtigkeit Gottes, sowie deren Wirksamkeit auf Erden nur „die“, die sich zuerst selbst richten im Glauben.

„Wie ihnen gemäß, wird die Gesetze des diesseitigen Daseins der Richtende verwirklichen durch gerechtestes Handeln gegenüber dem Lügenknecht wie gegenüber dem Rechtgläubigen,

wie auch dem gegenüber, bei dem sich Übel und Rechtes vermengen.“ (Yasna 33/1)

„Wir aber möchten die sein, die dieses Dasein hier herrlich gestalten!

Allweiser, und ihr Himmelsfürsten all, herbei!

Eure Bündnisse bringend – und du, göttliches Recht!

Auf dass die Gedanken dort vereint seien, wo Erkenntnis ihr Paargenosse sein wird.

Denn dann wird es dadurch zum Einsturz der Sphäre der Lüge kommen,

indes sich die geschwindesten Renner anschirren

-hin zum Paradies des guten Sinnes,

des Allweisen und des göttlichen Rechts-

jene, die solches verdienen in gutem Ruf.“ (Yasna 30/9-10)

Am Ende gibt es also eine klare Unterscheidung und diese ist auch das Endgericht. Darum ist es auch keine Vernichtung nach dem, was der Mensch unter Vernichtung versteht, sondern eine Verklärung, worin der Geist des Übels aufgedeckt, erkannt und mithin „vernichtet“ ist.

„Habe ich doch als den Heiligen dich erkannt, Allweiser Herr,

als ich dich erschaute bei der Zeugung des Daseins, anfangs,

als Werke und Worte Du folgenträchtig machtest:

böse Vergeltung dem Bösen, gute Vergeltung dem Guten,

durch Deine Meisterschaft am letzten Wendepunkt des Schöpfungslaufes,

an welchem Wendepunkt Du Dich mit deinem Heiligen Geist einfinden wirst,

Allweiser, mit dem Reich, dort mit dem guten Sinn auch,

durch dessen Werke nach göttlichem Recht die Wesen gefördert werden.

Ihnen wird Erinnerung (Andacht) die Richtersprüche verkünden Deines Ratschlusses,

denn Niemand beirren kann. (Yasna 43/5-6)

Wir haben Andacht mit Erinnerung übersetzt, weil wir erkannt haben, dass damit dem Werke Zarathustras ein besseres Verständnis entgegen kommt und weil wir wissen, dass die Erinnerung am Ende den segnen und den verfluchen wird, je nach dem guten oder bösen Sinn, den er in seinem Innersten gehegt hat mit Gott.

Nun versuchen wir, dem Leser eine gedrängte Zusammenstellung der Lobgesänge Zarathustras mit vergleichbaren Bibelstellen zu vermitteln, wobei wir uns bei „Zarathustra“ der Übersetzung des gleichnamigen Buches von Walter Hinz bedienen. Ferner sei noch darauf hingewiesen, dass wir den Versen der Lobgesänge, nach unserem Sinn einige geringfügige Änderungen in der Reihenfolge gegeben haben und das Wort Andacht mit Erinnerung oder Gedächtnis übersetzen.

Von Anfang an ist auch bei Zarathustra der Abfall Satans entscheidend für Auf- oder Abstieg der Menschheit. Nun kann sich aber ein Abfall rein äußerlich nicht als Abstieg erweisen, da sonst die Welt weder verführt, noch dem Satan irgendeine Position in ihr zugestanden worden wäre. Also ist der Abfall Satans gleich einem Aufstieg der Welt in das Bewusstsein des Menschen gedrungen und von daher scheinbar nachahmenswert, denn wer träumt nicht vom Aufstieg? Dieses Weltbewusstsein ist das obere, durch Glanz, Herrlichkeit und Macht ausgewiesen, so dass folglich das Bewusstsein Gottes den unteren Rand im Gedächtnis der Menschen einnehmen muss und damit jede Erinnerung an Gott nicht in die Höhe und zum Aufstieg in dieser Welt, sondern in ihre Tiefe führt.

„Als aber die beiden Geister aufeinander trafen,

da stifteten sie erstmals Leben und Tod,

und dass am Ende bösestes Dasein harrt der Lügenknechte-

des Rechtgläubigen aber der beste Sinn.“

(Yasna 30/4)

„Leben und Tod habe ich dir vor Augen gestellt,

Segen und Fluch;

so erwähle denn das Leben...

indem du Jahwe deinen Gott liebst.“

(5.Mos. 30/19-20)

Weil Gottes Bewusstsein im Nachsehen – nicht als vorhersehend – fassbar ist, klagt des Stieres Seele:

„Da hub des Stieres Seele zu klagen an:

So muss ich mich begnügen mit einem machtlos Waltenden,

mit der Stimme eines einflusslosen Mannes (Zarathustra), der ich doch einen aus der Stärke Herrschenden ersehne!...

Wann wird dereinst Jener sein, der ihm handfeste Hilfe leistet?“

(Yasna 29/9)

„Unter dreien erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten:

unter einem Knechte, wenn er König wird...“

(Sprüche 30/21)

Da dies durch und mit den Offenbarungen Gottes nur geschehen kann, was Gott aber nicht will, sondern das Besondere und Notwendige ist, muss darauf noch ein wenig näher eingegangen werden. Zunächst aber noch einmal Zarathustra:

„Ihm (dem Rind) durch das göttliche Recht ward zu Antwort:

Es gibt für das Rind keinen Harm abwehrenden Helfer...

(Stierseele) Die wissen eben nicht, wie die Hochmögenden mit den Niederen verfahren!

(Das göttliche Recht Asha) Von den Seienden ist der kraftvollste der,

auf dessen Rufe ich komme zu seiner Stütze..“.

(Yasna 29/3)

„Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes;

wenn aber zuerst bei uns,

was wird das Ende derer sein,

die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?

Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird,

wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“

(1.Petr. 4/17-18)

Und Paulus schreibt im Brief an die Römer zum gleichen Thema:

„Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen

(nicht mit Willen, sondern um des Willen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung,

dass auch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“

(Römer 8/20-21)

Das Mittel zum Abfall von Gott und dessen Aufstieg bei Menschen, wie auch die Umkehr zu Gott ist dasselbe: Die Wahrheit Gottes. Darum trachten auch die Abfallenden nach ihr, um sich mit ihr als Vorwand der Herde zu bemächtigen. Wer den Heuchlern huldigt, mit denen teilen sie den Raub.

„Es lehrt mich verkünden Besinnlichkeit, die beste:

nicht sei man gegen die vielen Lügenknechte liebedienerisch!

Denn diese stellen alle Argen als Rechtgläubige hin...“

(Yasna 43/15)

„Durch solche Herrschaft werden sie den Schatzort zwar im Hause des bösesten Sinnes erlangen,

die Verderber des Daseins.“

(Yasna 32/13)

Mit dem Schatzort dürfte der Lohn der Ungerechtigkeit gemeint sein, den die Ungerechten durch die Einnahme des Heiligtums erhalten. ( s. h. Röm. 6/23 und 2. Petr. 2/13)

„Gott! Die Nationen sind in dein Heiligtum und in dein Erbteil gekommen,

haben deinen Tempel verunreinigt,

haben Jerusalem zu Trümmerhaufen gemacht.“

(Psalm 79/1)

Das geoffenbarte Wort bewirkt darum zunächst nicht Einung, sondern Teilung Gottes bei den Menschen und folglich eine Erstgeburt durch diejenigen, welche Gott in Ungerechtigkeit besitzen. Entsprechend ist Gott in Gerechtigkeit besitzen dann auch Ohnmacht und Schwäche bei den Seinen. (Römer 1/18)

Wir erinnern an die neunte Strophe von Yasna 29, worin sich der Prophet selbst als machtlos Waltenden, als Mann ohne Einfluss weiß. Die gleiche Machtlosigkeit spiegelt sich im Bild vom Trümmerhaufen Jerusalem wider.

Hieraus allein ist zwar noch nicht die Notwendigkeit solcher Geschehnisse ersichtlich, aber bei Gott ist das Vorausgehende die Grundlage, wodurch sein Geist sprechen kann, wozu man aber Ohren braucht, um zu hören. Hören wird, wer in der Verdrehung der Machtverhältnisse Gottes Gott treu geblieben ist:

„Denn durch diesen Heiligen Geist, Allweiser Herr,

verhießest Du ja dem Rechtgläubigen die erdenklich besten Güter,

die wider Dein Gefallen auch dem Lügenknecht zugute kommen,

der durch seine Taten, vom bösen Sinne her west.“

(Yasna 47/5)

Es kommen Gottes Offenbarungen zuerst dem Lügenknechte zugute, weil er das Heiligtum, die Pforte des Menschen besitzt.

Die Besitzer trachten darum – um sich das Heiligtum zu erhalten – nach den lebendigen Kindern Gottes, ihr Zeugnis an sich reißend.

„...und welche mit ihren Zähnen beißen und Frieden rufen;

und wer ihnen nichts ins Maul gibt,

wider den heiligen sie den Krieg.“

(Micha 3/5)

Alle Güter aber, die sie an sich reißen konnten, schufen durch Verdrehung in ihrem Munde eine verkehrte Welt, durch welche sie nun selbst, nach und nach als solche offensichtlich werden, die nicht wissen, was sie reden und nicht kennen, was sie tun. Darum verstehen sie auch nicht, warum diese – ihre eigene –Welt gegen sie aufzustehen beginnt. Hier verweist Zarathustra auf die Erinnerung, durch welche die Richtersprüche Gottes verkündet werden, was in der Bibel darin gipfelt, dass Gott sagt: „Mein ist die Rache, “ und „weil ihr eure Sünden in Erinnerung bringt!“ Gott erkennen bei Gnade und Gericht, in rechter Ordnung, darauf kommt es an:

„denn nur das ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott erkennen und den er gesandt hat.“ (Joh. 17/3 )

Durch Handeln im guten, wie im bösen Sinn unter dem Gedächtnis Gottes, kommt die Erinnerung leibhaftig als Entscheidung. Die Werke des üblen Sinnes bringen die im guten Sinne Wirkenden in die Taufe des Feuers, woraus jene unversehrt hervorgehen, aber das Feuer auf die Übelwirkenden zurück fällt. (Hesek. 21/28) Dazu Zarathustra:

„Was für ein Gericht Du halten wirst durch den Geist und mit Feuer,

und welches Du gemäß göttlichem Recht beiden Lagern verheißen hast,

Welches eine Richtschnur ist den Verantwortungsbewussten-,

das tu, Allweiser, uns einzuweihen kund

Mit Deines Mundes Zunge, auf dass ich alle Lebenden zur Umkehr bewegen möge!“

(Yasna 31/3)

„Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gericht.“

(Joh. 16/8)

„Denn Er, der heilige Gott, wacht ja nach der rechten Ordnung für alle über ihre Hinterlassenschaft, durch den heiligen Geist, der ein Daseinsheiler, ein Getreuer ist, o Allweiser.“ (Yasna 42/2)

„Wer darum künftig Dämonen und Sterbliche verleugnet, die ihn verleugnen, statt dass sie ihn anhangen, dem wird des Heilbringers, des Hausherrn heilige Wesenheit zum Getreuen, zum Bruder und Vater, o Allweiser Herr!“ (Yasna 45/1)

Ziel des Erdenlebens ist, das Reich Gottes, dessen Wesenheit aus der unterschiedlichen Annahme des Wortes Gottes wächst, wozu der Ungerechte mit der Wahrheit ein Recht bekommt, sein Reich der Lüge zu bauen. Denn ohne das Reich der Lüge, ist auch das Reich der Wahrheit nicht konkret erfassbar.

„Wir aber möchten die sein, die dieses Dasein hier herrlich gestalten! Allweiser, und ihr Himmelsfürsten all, herbei! - Eure Bündnisse bringende – und du, göttliches Recht! Auf dass die Gedanken dort vereint seien, wo Erkenntnis ihr Paargenosse sein wird.“ (Yasna 30/9)

„O Allweiser, so tu mir kund die besten Worte und Werke! Dies tu durch guten Sinn und nach göttlichem Recht, als Frucht meines Lobpreises! Durch Euer Reich, Herr gestalte nach deinem Willen wahrhaft herrlich Du das Dasein!“ (Yasna 34/15)

(Gemeinde): „Ihn mögest du uns, zusammen mit dem guten Sinn, geneigt zu machen trachten, Ihn, der uns nach Gutdünken Heil und Unheil bereitet. Der Allweise möge durch das Reich uns in Wirkungsmacht versetzen, Herr, Um die Unsren – Herden und Mannen – zum Gedeihen zu bringen Vermöge der Einmütigkeit des guten Sinnes mit der rechten Ordnung.“(Yasna 45/9)

Die Erkenntnis des Reiches nach dem guten Sinn ist ein neuer Bund, dem alle die beitreten werden, die nach dem guten Sinn leben wollen. Und wenn die Ungerechten schon mittelbar am Leben teilhaben konnten, wie erst die Gerechten unmittelbar!

All dies vollzieht sich im Erkennen, nach und nach, warum Zweifel und Unsicherheit den Propheten plagen, wenn es um die richtige Beurteilung der Lügenknechte und der Rechtgläubigen geht, weil auch der Lügenknecht durch Gott lebt.

Erinnern wir uns nochmals der Worte des Propheten:

„Verhießest Du ja dem Rechtgläubigen die erdenklich besten Güter, die wider Dein Gefallen auch dem Lügenknechte zugute kommen.“ (Yasna 47/5)

Und weiter fragt der Seher den Herrn:

„Dies frage ich Dich, recht tu es mir kund, Herr!

Von denen, mit denen ich mich bespreche, welcher von beiden ist der Arge:

der Rechtgläubige oder der Lügenknecht?

Ob jener etwa der Arge ist – oder nicht vielmehr der, welcher als Lügenknecht sich Deinen Heilstaten widersetzt?

Soll etwa nicht dieser, sondern jener für den Argen gelten?“ (Yasna 44/12)

Die Schwierigkeit einer solchen Unterscheidung kann doch nur daran liegen, dass der Lügenknecht die Wahrheit in den Mund nimmt, um als wahrhaftig zu gelten. Ihnen, den Sicheren, ruft der Prophet Jesajas zu:

„Bringet euer Rechtssache vor, spricht Jahwe;

bringet eure Beweisgründe herbei, spricht der König Jakobs.

Sie mögen herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird:

das zunächst Kommende, was es sein wird,

verkündet, damit wir es zu Herzen nehmen und dessen Ausgang wissen;

oder lasst uns das Künftige hören, verkündet das späterhin Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid!

Ja, tut Gutes oder tut Böses, damit wir uns gegenseitig anblicken und miteinander es sehen.“ (Jes. 41/21-23)

Dieser geistige Entwicklungsprozess ist überschattet vom notwendigen Übel, das Gott um der Gnade und des gerechten Gerichtes willen in rechter Ordnung zulassen muss. Auch kann er dem Übel nicht sofort den Garaus machen, weil sein Gericht über die Übeltäter – also alle, die seinen Namen missbräuchlich führen und gebrauchen – auch die ihnen unterworfenen Gerechten schlägt. Ja, gerade und vor allem diese, weil des Ungerechten Wesenheit das Gericht von sich weist und auf den legt, dem es gar nicht gilt. Wenn also Gott die Ungerechten schlägt, dann trifft er auch die Gerechten, was in der Welt der Ungerechtigkeit auch vollkommen in Ordnung ist, da in ihr der Gerechte schuldig sein muss. ( s. h. Hiob 9/29)

So ist denn Gott gebunden, kann die Ungerechtigkeit nicht vernichten, um nicht den Seinen den Garaus zu machen, ehe sie seinen Sinn erkannt haben.

Erst in der Erkenntnis seines Sinnes hat Gott freie Hand zum jüngsten – also letzten Gericht -. Deshalb richtet Zarathustra sich an Ahura Mazda und fragt:

„Wann erfahre ich, ob Ihr frei Hand habt gegenüber jedwedem, Allweiser, nach göttlichem Recht, von dem mir Gefahr droht?“ (Yasna 48/9)

„Welches ist Eure Macht, was Euer Vermögen einzugreifen, Allweiser, um – sollt ich selbst schlafen – nach göttlichem Recht durch guten Sinn zu schirmen Euren Knecht?“ (Yasna 34/5)

„Solltest Du frei Hand haben, gemeinsam mit dem göttlichen Recht schirmend einzugreifen, wenn die beiden feindlichen Herrschaften aufeinander prallen...

Gemäß jenen Geboten, die auch Du selbst, Allweiser, einhältst:wohin, welchem von diesen beiden wirst Du den Sieg schenken?“ (Yasna 44/15

Gott hat dann freie Hand, wenn die Wahrheit durch die Lüge nicht mehr gebunden sein wird und wirklich wahr geworden ist, was Paulus geschrieben hat:

„Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.“ (2. Kor. 3/17)

Wo der Geist des Herrn ist, da beginnt die Wendung des Schöpfungslaufes, die letzte Wendung aller Geschehnisse:

„...ein Tag an dem es nicht Tag und Nacht ist

und es wird geschehen des Abends, da wird das Licht sein.“ (Sacharja 14/7)

In der letzten Wendung ist Gott selbst!

„Habe ich doch als den Heiligen Dich erkannt, Allweiser Herr,

als ich Dich erschaute bei der Zeugung des Daseins, anfangs,

als Werke und Worte Du folgenträchtig machtest:

Böse Vergeltung dem Bösen, gute Vergeltung dem Guten,

durch Deine Meisterschaft am letzten Wendepunkt des Schöpfungslaufes,

an welchem Wendepunkt Du Dich mit Deinem Heiligen Geist einfinden wirst, Allweiser, mit dem Reich.“ (Yasna 43/5-6)



„Und ich weiß, dass mein Erlöser lebt und als der letzte wird er auf der Erde stehen.“ (Hiob 19/25)

„Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit und habe den Schlüssel des Todes und des Hades.“ (Off. 1/17-18)

Das Erscheinen des Geistes ist der eigentliche Beginn des göttlichen Gerichts, welches nicht als Gericht im Sinne der Menschen vernichtet und errettet, sondern als Scheidung der Geister, Erklärung und Verklärung des Geistes, sowohl jenes, der die Verdammnis, als auch dessen, der die Gnade gewirkt hat.

Was die Beschreibung dieses Prozesses anbelangt, verweisen wir die geneigten und interessierten Leser auf weitere Strophen der Yasna, sowie die entsprechenden Bibelstellen und zwar:

Yasna 48/1ff;Yasna 51/1ff; Joh. 17/17; 5. Mos. 28/6;, Off. 22/1; Sprüche 1/5, 8/9, 14/6 u. 19/25; Joh. 8/44; Psalm 36/2; Jeres. 23/26 undSprüche 2/3-4)

Damit wollen wir das Kapitel der vergleichenden Gegenüberstellungen von Bibeltexten und Zarathustras Yasna beenden und uns der weiteren Geschichtsentwicklung zu wenden.



Die Geschichte Griechenlands und Roms



Die geschichtliche Entwicklung des vorderen Orients war nicht von vornherein von menschlichem Willen bestimmt, sondern von dem Rück- und Sündenfall – Notlösungen erzwingend – wie er im Turmbau zu Babel symbolisiert ist: „Damit wir nicht zerstreut werden.“ (1. Mose 11/4)

Abfall von Gott bewirkt Zerstreuung, welche sich selbständig als Geschichte ein Notleben schafft und bereitet, wodurch alle Völker in einen Zustand geraten, aus dem heraus sie eine Erlösung begehren.

Dass die Lösung bei Gott und nicht bei den Menschen liegt, ist der geheime Grund aller Ansammlungen von Völkern und Stämmen und ihres Gotteskultes. Dort, wo göttliche Elemente in irgendeiner Form erinnernd vorhanden sind, zentralisiert sich Kultur und menschliche Gesellschaft, die wiederum umliegende Völker an sich zieht.

Darum sind auch die göttlichen Elemente der Griechenwelt der eigentliche Anlass zur hellenistischen Kultur, eigentlicher und geheimer Genius in diesem Volk. Der zeussche Anspruch, erster und höchster Gott zu sein, wirkt aber gleichzeitig als Zorn wider diejenigen, welche ähnliche oder gleiche Ansprüche stellen.

Die Rivalität der Götterwelt wirkt als Zorn Gottes von Volk zu Volk und von Geschlecht zu Geschlecht, eines frisst das andere. Dies ist geschehen, bis hin zu den letzten Völkern, den Germanen. Doch mit Germanen und Römern war Zorn nicht mehr nur Zorn, sondern auch Gnade, vermischt in der Frucht Israels, des Christus Jesus. Letzter Zorn und letzte Gnade.

Dem Niedergang der Götterwelt des vorderen Orients stand der Aufgang Jahwes in Israel gegenüber, dessen Geschichte seinen Namen in die sterbende Götterwelt bringt und die ihn später dem Hellenentum und den Römern weitergeben.

Auf diese Weise sind alle Götter nach Rom gelangt, zur Versammlung der Götter am Tage Gottes. (Psalm 74/4 u. 82/1)

Diese Vorgänge haben Entscheidungen angebahnt, die zum Teil nach dem guten Sinne und zum Teil nach dem üblen Sinne angestrebt worden sind. Die üble Seite bildet den geschichtlichen Vordergrund, die gute Seite den Hintergrund.

Das Fressen und Gefressenwerden der aufeinander folgenden Weltreiche durch Götternamen, bahnte den Weg der Götter nach Rom, wo sie mit dem Gott Israels im Namen Christi zusammen stoßen sollten. Die Wirkung dieses Zusammenpralls entzündete religiöse Streitigkeiten und Kriege, die sich alle auf dem Rücken der Völker austobten und in die später auch der Islam eingegriffen hat.

Doch kehren wir zurück, zum bevorstehenden Zusammenstoß der aufstrebenden griechisch-römischen Welt wider den zerfallenden vorderen Orient des persischen Weltreiches.

Dieses Weltreich neigte sich seinem Ende zu, im Abfall von der Lehre Zarathustras, unter dessen Religion es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Äußerlich sichtbar durch Gewalttätigkeit und Korruption und durch einen unersättlichen Machthunger. Zu gleicher Zeit bekommen die alten, tot geglaubten Götter wieder Rang und Namen.

Bereits unter Artaxerxes II (464-424 v. Chr.) werden Mithra und Anahita wieder erwähnt, was erhellt, dass die kommenden Abschnitte geschichtlichen Wirkens eng verknüpft sind mit religionshistorischen Gegebenheiten, ja, dass sie Ursache und Wirkung sind.

Zwar beherrschen die Perser das Reich noch fest und sicher und überall, wo sie sich mit ihrer Heeresmacht nähern – seien es Barbaren oder Hellenen -, wird ihnen Brot und Salz als Zeichen der Ergebenheit gereicht.

Während in einer kleinen Provinz des Weltreiches, nämlich in Palästina, abseits vom Hauptstrom der Kultur, das jüdische Volk unter Nehemia und Esra wieder religiös erstarkt, beschließt der persische Großkönig Xerxes – Sohn des Darius – dem Wunsch seines Vaters entsprechend ein Heer gegen Griechenland zu führen, um es seinem Reich einzuverleiben.

Damit beginnt für Griechenland ein Kampf um Sein oder Nichtsein.

Nachfolgend aufgeführte Geschichtserzählungen, wie u. a. z. B. die geschilderten Kämpfe in Marathon, den Thermopylen und Slamis sind dem Band 2 von Otto Zierers „Weltgeschichte“ in gekürzter Form entnommen.

Angesichts solcher Gefahr gelingt es Themistokles (525-460) – Archont von Athen – unter den zerstrittenen Hellenenparteien den Bau einer Flotte durchzusetzen, mit der er den Persern Paroli bieten will.

Der Angriff der Perser folgt überraschend. Von Rhodos geht eine große Transportflotte mit hunderttausend iranischen Kriegern bei Nexos an Land. Dann suchen die Perser wohlbedacht das heilige – dem Apoll geweihte – Dalos heim und opfern dem Altar dieses Gottes um seine Gunst zu gewinnen. Eritrea fällt und die Einwohner werden zu den Sklavenmärkten verschleppt.

Einen Tagesmarsch von Athen entfernt, in der Ebene von Marathon trifft Miltiades – der Oberbefehlshaber der Hellenen – am 12. 9. 490 v. Chr. auf das Heer der Perser, die von den Feldherren Datis und Artaphernes geleitet sind.

Der Grieche weiß, dass die dichten Pfeilhagel der iranischen Krieger sehr gefährlich sind. Er befiehlt darum Laufschritt in voller Rüstung. Die überraschten Feinde erkennen, dass die gesamte Macht der Athener naht und treten zum Gegenangriff an.

Nach vielen Stunden grimmigen Kampfes werden plötzlich und ohne sichtbaren Grund, die wilden und untereinander fremden Truppen der Perser schlagartig von einer Panik ergriffen und wenden sich zur Flucht. Den persischen Feldherren gelingt gerade noch die Rettung der Flotte. Diesem großen Sieg folgt die Niederlage der Helenen an den Thermopylen, wo nur 6000 Krieger das Perserheer viele Tage aufzuhalten vermögen. Doch durch einen Verräter gelangen die Feinde in den Rücken der Befestigung. Thermopylas geht verloren.

Nach dem Fall dieser Sperre, wälzt sich die Masse der persischen Angreifer gegen Attika vor. Wäre Themistokles nicht, alles zerfiel in Entsetzen und wilde Flucht. Er lässt Athen räumen und die ganze Bevölkerung auf die benachbarte Insel Salamis bringen. Die Stadt lässt er durch Feuer vernichten, ehe der Feind einmarschieren kann.

Themistokles hält die Bucht von Salamis für am besten geeignet, um mit Erfolg der persischen Flotte zu widerstehen. Da aber der gesamte Kriegsrat gegen ihn ist und auf weitere Flucht drängt, wagt Themistokles den letzten Schritt. In der Nacht schickt er eine Botschaft an den König Xerxes:

„Themistokles, der Feldherr der Athener ergreift die Partei des Großkönigs. Er lässt ihm mitteilen, dass die Helenen im Begriffe stehen zu flüchten. Daher fordert er den König auf, ihnen den Weg zu versperren. Da sie – vom Landheer getrennt – den Kopf verloren haben, muss er sie jetzt, sofort angreifen und ihre Seemacht vernichten.“ (nach Plutarch = Themistokles)

Dieser Brief ist der Riegel, der den Griechen den Fluchtweg endgültig verlegt. Angesichts des in der Geschichte des Hellenentums so oft verübten Verrats führender Staatsmänner, besteht für Xerxes keinerlei Grund, dem Athener Strategen zu misstrauen.

Im ersten Morgendämmern steht Themistokles, in seinen Morgenmantel gehüllt am Bug der „Paralos“, seinem Schiff und starrt nach Südosten, wo seit einiger Zeit Lichter aufblitzen und manchmal ein Glitzern über den schwarzen Meeresspiegel hinfliegt, als peitschten dort viele Ruderer die See.

Noch im ersten Frühlicht setzt der Kriegsrat die Besprechung fort und beschließt die Auflösung der hellenischen Flotte. Als sich aber der flammende Sonnenball höher aus dem Morgendunst hebt, werden die dunklen Schiffsmasten sichtbar, die das Meer weithin bedecken. Ein Schiff aus dem jonischen Tenedos schert aus der persischen Reichsflotte aus und läuft zur Sache der Heimat über. Es bringt die Gewissheit, dass die ganze große Perserflotte naht, um anzugreifen.

Da wissen die Hellenen, dass sie zusammenstehen müssen, um gemeinsam zu siegen oder zu fallen.

Am 20. Sept. 480 v. Chr. nehmen die beiden Flotten ihre Kampfstellungen ein.

Bei den Griechen fliegen von Bord zu Bord ermunternde Reden: Eine Göttin mit goldenem Harnisch und Helm sei beobachtet worden, vom Ufer des heiligen Eleusis herüber strahle unirdisches Licht.

Nun scheren aus den Flanken die beiden Führerfahrzeuge aus und setzen sich vor ihre Geschwader. Näher und näher schiebt sich der lärmende, tosende Schwall der feindlichen Flotte, ein Gewühl von Masten, Rudern und Schiffsrümpfen. Die Spitzenschiffe des Angreifers sind hochbordige, schwere Phöniker mit mächtigen Rammbalken, die wie Stoßzähne durch die Burgwellen schneiden.

Themistokles hebt befehlend die Hand, und nun tauchen die Ruder der hellenischen Schiffe ins Meer. Die Geschwader setzen sich in Bewegung...nach rückwärts! Sie nähern sich in voller Ordnung, den Rammsporn dem Feinde zugekehrt, dem Strande.

„Nicht eher aber bringt Themistokles die Schlachtschiffe in Kampfstellung, als bis zur gewohnten Tageszeit eine frische Brise die Strömung von der See her durch den Sund zum Lande treibt. Für die griechischen Schiffe ist das kein Schaden, da sie flach und niedrig sind. Dagegen wendet die Wucht der Strömung die Barbarenschiffe, so dass sie halb aus der Reihe gedreht, mit hochragenden Achtersteven und Vordecken schwerfällig herantreiben und ihre Breitseiten des hellenischen Rammbäumen darbieten...“ (nach Plutarch)

In diesem günstigen Augenblick gibt Themistokles den Angriffsbefehl. Mit wildem Geschrei nehmen die griechischen Schiffe Fahrt auf gegen den Feind.

„Einer der Schiffsführer, Aminios, sieht, wie einige hellenische Schiffe vor der überwältigenden Übermacht der Perser die Fahrt verlangsamen.

Da nimmt er sein Herz fest in die Hände und gibt den Angriffsbefehl, um als erster das Gefecht zu beginnen.“ (nach Herodot)

Im nächsten Augenblick kracht sein Schiff gegen einen hohen phönizischen Kasten, der das griechische Fahrzeug fast um Stockhöhe überragt. Mit einem Stoß, der an den Bergwänden der Küste widerhallt, prallt die wieder geschlossene Reihe der Hellenenflotte in das Gewirr der Perser.

In der zusammen gewürfelten Flotte der Perser herrscht nicht derselbe Kampfgeist. Viele erinnern sich der tyrannischen Faust des Xerxes und halten sich bewusst im Hintergrund des Gefechtes. Andere suchen lieber die eigene Haut zu retten und sei es auf Kosten eines verbündeten Schiffes. Die Furcht vor dem Großkönig, der auf purpurn ausgelegtem Felsenthrone bei Amphiale zusieht und Dutzende von Aufschreibern beschäftigt, weicht allmählich der näheren Angst um das Leben. Zuerst wenden sich einzelne Schiffe zur Flucht, dann folgen ganze Flottenabteilungen.

„Als die flüchtende Königin Artemisia von Halikarnaß von einem attischen Angreifer verfolgt wird, überrennt sie bedenkenlos ein persisches Schiff, das mit Mann und Maus versinkt.“ (nach Herodot)

„Gestade und Klippen füllen sich mit Leichen an, fliehend ungeordnet rudert jedes Schiff, soviel noch blieb von der Barbaren Heer, und wie den Thunfischs Scharen man mit Spießen jagt, so schlugen sie mit Ruderstangen, schleuderten Gebälk, zertrümmernd alles.

Ächzen höret man und kläglich Wehgeschrei auf weitem Meer, bis es verging im hüllend´ Schoß der schwarzen Nacht.“ (Äschylos)

Entsetzt erlebt Xerxes den Untergang seiner Flotte und übergibt den Oberbefehl über die in Griechenland bleibende iranische Kerntruppe seinem Schwager Mardonios und beginnt mit dem Rückzug zu Lande über Thessalien und Makedonien, auf der Spur seiner einstigen Triumphe. Mardonios überwintert in Thesalien und versucht im kommenden Frühjahr noch einmal das Waffenglück. Bei Platäa trifft er auf hunderttausend Streiter aller Griechenstämme. Mardonios fällt, seine Korps werden aufgerieben oder zersprengt; Hellas hat die Weltmacht Persien an allen Fronten geschlagen.

Griechenland tritt sein Erbe an.

Da beginnt sich auch das wachsende Rom für die Hellenen zu interessieren. Vor allem suchen sie für ihr - sich ausbreitendes – Gemeinwesen eine neue, bessere Verfassung, als sie diese unter der Herrschaft ihrer ersten Könige hatten, die sie bald verjagten.

Zu diesem Zweck schickte Rom zur Zeit des Perikles (500-429) erstmals Sprachen kundige Männer nach Athen, um sich über die Verhältnisse zu unterrichten und vor allem die Solonischen Gesetze zu studieren.

Dieser Vorgang scheint relativ harmlos zu sein, zieht aber doch Folgen nach sich, wie sie in der Bibel mit Hiskias – einem König von Juda – dargelegt sind:

„Als der König von Assyrien wider die Stadt Hiskias zog, bereitete Jahwe ihm eine Niederlage.“ (Jesaia 36-38)

Eine – in jenen Tagen – auftretende Krankheit zum Sterben, wurde ebenfalls durch sein Gebet von Jahwe abgewendet. Zu jener Zeit, so fährt der Bericht fort, sandte Merodak-Baladan –der Sohn Baladans– und König von Babel, Brief und Geschenk an Hiskia; denn er hatte gehört, dass er krank gewesen und wieder gesund geworden war. Und Hiskia freute sich über sie und zeigte ihnen sein Schatzhaus. Das Silber und das Gold, die Gewürze und das köstliche Öl und sein ganzes Zeughaus und alles, was sich in seinen Schätzen vorfand. Es war nichts in seinem Hause und in seiner ganzen Herrschaft, das Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte.

Da kam Jesaia, der Prophet zu König Hiskia und sprach zu ihm: „was haben diese Männer gesagt? Und woher sind sie zu dir gekommen, von Babel.“ Und Hiskia sprach: „Sie haben alles gesehen, was in meinem Hause ist. Es gibt nichts in meinen Schätzen, das ich ihnen nicht gezeigt hätte.“ Da sprach Jesaia zu Hiskia: „Höre das Wort Jahwes der Heerscharen! Siehe, es kommen Tage, da alles, was in deinem Hause ist und was deine Väter aufgehäuft haben bis auf diesen Tag, nach Babel weggebracht werden wird, es wird nichts übrigbleiben, spricht Jehova.“ (s.h.Jesaia Kap. 39)

Aber noch ist es nicht soweit und Griechenland, das durch seine inneren Zwistigkeiten mit Sparta um die Vorherrschaft zeitweise geschwächt ist, verliert sein Land zu Beginn des fünften Jahrhunderts doch noch an die Perser.

In Griechenland fehlt nur die große Idee, unter welcher die Hellenen zusammen zu schmieden wären, um einen Weg aus ihrer beengten Lage zu finden. In Persien wiederum fürchtet man den Einfluss der Dichter Griechenlands, wie Homer und Herodot, weil durch deren Werke das Nationalbewusstsein immer weiter um sich greift. Ganz besonders in Makedonien, wo König Archelaos den Vertriebenen Hellas Asyl gewährt.

Die Griechen selbst führen ihren erneuten Zusammenbruch mehr auf den Einfluss der Dichter- und Philosophenschulen zurück, weil durch sie die Welt der Götter entgöttlicht, entzaubert und die Griechen eines alt gewohnten Lebensgefühles beraubt worden sind. Entsprechend stark ist darum zu dieser Zeit die Hinwendung zu allen möglichen dunklen Mysterienkulten, durch die das Volk zu einer von Gefühlen bewegte, für jede Idee zu begeisternden Masse wird. Persien richtet deshalb sein Augenmerk vor allem auf die Akademie von Athen, wo um die gleiche Zeit Platon – ein Lieblingsschüler Sokrates – eine neue Schule eröffnet hat.

Platon spricht von einem Dasein vor diesem Leben; nennt alle Erkenntnisse „Wiedererinnerung“ an einst geschaute, ewige, unwandelbare Gesetze und lehrt die Verwandtschaft der Seele mit den rein geistigen Ideen, den Urbildern aller irdischen Erscheinungen. Er erweitert die Gedankenwelt des Sokrates bis in die mystischen Räume pythagoreischer Geheimlehren und zu den religiösen Vorstellungen des Orients.

Der Glaube an Sündenfall, Seelenwanderung und Unsterblichkeit dringt nun auch in die griechische Philosophie. Platons Urteil über die Perser lautet in seinem Werk „Gesetze“:

„Die Perser sind heute sehr herunter gekommen. Der Grund aber liegt unserer Ansicht nach darin, dass sie durch allzu große Beschränkung der Freiheit des Willens und durch ungebührliche Steigerung despotischer Willkür die Brüderlichkeit und den Gemeingeist im Staate zugrunde gehen ließen. Ist aber dieser verschwunden, so gilt die beratende Tätigkeit der Obrigkeiten nicht mehr dem Wohle der Untertanen und des Volkes, sondern dem persönlichen Herrschaftsinteresse….“

Sollten die Perserkönige einst in die Lage versetzt werden, ihre vielen Völker zum Kampfe für sich aufzubieten, so werden sie bei ihnen keine Spur von Gemeinschaftsgefühl und keine willige Bereitschaft zum Bestehen von Gefahren und Kämpfen finden; sie werden ihr Heil bei Fremden und Söldlingen suchen müssen.“

Indessen steigt Makedonien zu einem machtvollen Königreich empor, das seinen Machtbereich unter König Philipp bis zu den Dardanellen ausbreiten kann und sich auch athenische Kolonien unterwirft.

Aristoteles – ein Hasser der Perser – verlässt Athen, um dem Rufe König Philipps zu folgen, die Erziehung des Erbprinzen Alexander von Makedonien zu übernehmen.

Drei Jahre, von 343-340 wird Alexander zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund Hephaiston von Aristoteles unterrichtet. Alexanders Interessen sind vor allem bei den Helden von Troja, weshalb Aristoteles eigens eine Übersetzung der Iliade anfertigt.

Schon in diesen jungen Jahren ist Alexander – er ist bei Beginn des Unterrichts 13 Jahre alt – erfüllt von der Berufung, dem Osten einst den hellenischen Geist zu bringen.

Was der junge Alexander unter hellenischem Geist verstand, ist nur aus dem Mythos des griechischen Volkes zu verstehen, als dessen Vertreter er sich sah und worin er seiner Mutter glich, welche das Volk eine thrakische Berghexe nannte.

Die bewegende Kraft Hellas ist also nicht die Philosophie, sondern der Mythos und die Annahme der Griechen, dass die Dichter- und Philosophenschulen dem Lande mehr geschadet als genützt hätten, nicht von ungefähr.

Mit 16 Jahren, als sein Vater neue Kriegszüge unternimmt, führt er in dessen Abwesenheit die makedonische Herrschaft. Bald darauf unterwirft sich Philipp ganz Hellas. Alexander ist nun 18 Jahre alt, sein Vorbild, der vor Troja gefallene Held Achill. In ihm ist der Mythos Homers erwacht und die hohe Verpflichtung, gleich Troja, das Gegenüber des ägäischen Meeres zu besitzen und die Stammesbrüder vom persischen Joche zu befreien.

Im Frühjahr 334 v. Chr. setzt Alexander seine Armee – 35.000 Makedonen und Hellenen und 160 Trierer – nach Osten in Bewegung.

Schlacht an Schlacht und Sieg an Sieg reihen sich. Im Jahre 330 ist alles entschieden. Die Geschichte des alten Orients ist zu Ende.

„Wenn vor fünfzig Jahren ein Gott den Persern und dem Perserkönig oder den Makedonen und ihrem König die Zukunft verkündet hätte, wer würde geglaubt haben, dass heute von den Persern, denen beinahe die ganze Erde untertan war, kaum mehr der Name übrig sein werde und dass die Makedonen die Weltherrschaft gewinnen könnten. Wahrlich, das Schicksal ist unbeständig!“

Jetzt hat es die Makedonen in die Herrlichkeit der Perser eingesetzt, um den Menschen zu zeigen, dass es auch jenen nur die Nutznießung aller eroberten Güter verliehen hat, bis es ihm gefallen wird, anders darüber zu beschließen...“ (Demetrius von Phalerun)

Damit bricht auch für Juda eine neue Ära an, als Alexander die Provinz im Jahre 332 erobert. Denn so, wie man nach Auffassung Alexanders Grieche war, auf Grund seiner Geisteshaltung und nicht auf Grund seiner Herkunft, so war das Judentum um der Erwählung Jahwes willen nicht bereit, sich der griechischen Kultur anzugleichen. Die tolerante und brüderliche Haltung gegenüber den Kolonien durch Alexander bewirkte innerhalb der jüdischen Welt den Kampf der Geister. Dadurch entstanden zwei Parteien – eine griechenfreundliche und eine griechenfeindliche – innerhalb der jüdischen Gesellschaft, der wir auch die Übersetzung der Septuaginta durch eine jüdische Gelehrtengruppe in Alexandria zu verdanken haben.

„Ohne die griechische Fassung des alten Testaments, hätten die Missionare des Urchristentums die griechisch sprechenden Heiden nicht bekehren und das Christentum niemals Weltreligion werden können.“ (s. h. „Dies ist mein Volk“ von Abba Eban; S. 77)

Alexander der Große war ein Gefäß zum Verderben, nicht zum Heil; zum Einreißen bestimmt, konnte er die gewaltige Größe seines Reiches nicht lange erhalten.

„Welcher Mann zum Tode geboren,

wird entgehn dem Trug des Gottes?

Wer entspringt mit schnellem Fuße

seiner schlau gelegten Schlinge?

Denn den Menschen locket schmeichelnd

das Verhängnis in die Netze,

daraus niemals sich entwirrend

er den Fuß befreien kann.“

(Äschylos/Perser)

„Der Widder mit den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien. Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland; und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, ist der erste König. Und dass es zerbrach, und die vier an seiner Statt aufkamen: Königreiche werden aus dieser Nation aufstehen, aber nicht mit seiner Macht.“ (Dan. 8/21-22)

In dem Reichtum, der sich nun über die hellenische Welt ergoss, versanken auch ehrliche und tapfere Männer. Man übertraf sich in irrsinnigem Prasserdasein, alle moralischen Dämme begannen zu brechen.

Die Götter der Griechen, hellenischer Geist und Philosophie, erwiesen sich als zu schwach, um in diesem Luxus bestehen zu können.

Am 13. Juni 323 stirbt Alexander – einen tagelangen Kampf gegen das Fieber verlierend – nach einem kurzen, aber ruhmreichem Leben.

Die Folge ist der rasche Zerfall des Eroberten. Nach zwanzig Jahren innerer Zwistigkeiten zerbricht das Weltreich Alexanders in seine geographischen und nationalen Grenzen.

Da erhebt sich im Westen eine neue Macht.

Überraschend haben die Römer mit der Griechenstadt Neapel einen Schutzvertrag erzwungen und damit einen weiteren Schritt zur künftigen Weltherrschaft getan. Zwar versucht König Pyrrhus im 3.ten Jahrhundert ein Alexanderreich im Westen zu errichten, zerbricht aber an den römischen Legionen.

Nach diesem Sieg wendet Rom sich gegen Karthago, einer alten Feindin, nachdem es zuvor schon Spanien erobert hat, besiegt es und wird Herrin der westlichen Welt.

Nach dem Triumph über Karthago, welcher nach langem wechselvollem Kampf gelungen war und aus dem die Namen Hannibal und Scipio Afrikanus herausragen, führt Rom nunmehr rein imperialistische Kriege.

Griechenland, das Land der Künste, wird niedergeworfen. Doch die Besiegten verändern das Leben Roms: Reichtum, Luxus und Korruption ziehen in die Hauptstadt des neuen Weltreiches ein. Mit dem Erreichten verlieren aber auch die Götter ihre Macht und Bedeutung, unter deren Namen man die einstigen Erfolge erfocht.

Die Religion erweist sich zwar weiterhin als Bindemittel gegenüber den niederen Volksmassen und bleibt so auch Bestandteil im Machtdenken der Herrschenden, diese selbst aber haben sich der Philosophie, der Staats- und Regierungskunst verschrieben. Während Rom in das Kleid der Weltherrschaft hineinwächst, bereitet der Verfall der Götter den Untergang von morgen.

Der nächste große Erfolg Roms ist die Niederwerfung Syriens. Damit ist Rom nun unumschränkter Herr über die Länder und Inseln des Mittelmeeres.

Der syrische König Antiochus III. – der sich Alexandererbe und Großkönig nennt – sieht durch die Niederlage und der damit verbundenen ungeheueren Tributleistungen, die an Rom zu zahlen sind, keine andere Möglichkeit als Tempelraub. Denn der Schatz der Tempel blieb auch von den Siegern unangetastet, so dass gerade ein politischer Niedergang die Stellung der Priesterschaft noch mehr sicherte und stärkte.

Antiochus plündert die Bel-Tempel zu Elymais, wird aber im erbitterten Widerstand getötet. Sein Nachfolger – Antiochus IV.– versucht es auf dieselbe Weise und fällt in Palästina – einer Provinz seines eigenen Reiches – ein, um das wiedererbaute Heiligtum Jahwes – das reichste der Welt – zu plündern. Man besetzt den Tempel und beraubt ihn seiner Reichtümer. Als man aber gar daran geht, im Allerheiligsten den Kult des Zeus einzurichten, erhebt sich in wilder Empörung das jüdische Volk.

Im Jahre 166 v. Chr. erzwingt der älteste Sohn Judas Makkabäus – ein Sohn des Hohepriester Mattathias – die Freiheit der Religionsausübung. Seinem Bruder Simon gelingt sogar die Befreiung vom syrischen Joch, wodurch sich Juda aber Rom zum Feinde macht.

Unter dem Konsul Censorium wird 149 v. Chr. die Schleifung der Stadt Karthago befohlen. Angesichts dieser Gefahr wollen die Karthager ihre Stadt nicht freiwillig opfern und es kommt zum dritten und letzten karthagischen Krieg.

Zwei Jahre dauert das Ringen, dann zieht Scipio Ämilianus mit einem neuen Heer nach Afrika. Im Frühjahr 146, 607 Jahre nach der Gründung Roms, ersteigen die Legionäre die Mauern. Nach sechs Tagen ist die Stadt überwältigt. Karthago und alle verbündeten Städte werden dem Erdboden gleich gemacht.

In derselben Art, wie es Karthago vernichtet hat, wird von Rom auch das hellenische Problem gelöst. Dabei werden die begehrten großen Handelszentren des Ostens dem römischen Reich einverleibt. Makedonien, Illyrien und Griechenland werden Provinzen. Die Republik Rom ist zum Imperium geworden, welches von Osten bis Westen das gesamte Mittelmeergebiet beherrscht und von Spanien bis zu den Alpen reicht.

Am Gipfel seiner Macht verschiebt sich der Unterschied zwischen Patriziern und Plebejern ins Unermessliche.

Eine Minderheit von Familien stellt die Konsule und die wichtigsten Staatsbeamten. Sie teilen sich die Provinzen und stellen Verwalter für sie auf. Da nach römischem Gesetz die Ämter jährlich wechseln, ist man bemüht, in so kurzer Zeit, sich mit allen Mitteln zu bereichern.

Die neue Ordnung erlaubt dem herrschenden Raubgesindel, dass ganze Landstriche verarmen und ihre Äcker und Felder verkauft werden müssen. Das ist die Stunde der Grundstücksmakler und Spekulanten, die mit ihrem Geld das Land billig an sich reißen können.

Es geschieht, was zu allen Zeiten geschah: das Volk, durch dessen Hingabe und Kraft man den Staat gegründet und erweitert hat, bekommt am Ende die Quittung dafür, dass es sich einem Geschlecht zugeneigt hat, welches ihm nach dem Munde redete, aber nicht auf Gerechtigkeit und Recht schaut.

Zu den inneren Wirren und ränkevollen Kämpfen um die Macht gesellt sich ein Geschehen, das sich im Verlaufe der Zeit als von ungeheurer Tragweite erweisen wird: die Völker des Nordens in den Waldgebirgen jenseits der Donau setzen sich in Bewegung.

Der „Furor Teutonicus“ erfüllt die Herzen der Römer mit Entsetzen. Aber noch kann der – zum 2.ten Mal zum Konsul gewählte – Gajus Marius die Gefahr bannen. Im Jahre 102 v. Chr. schlägt er die Teutonen vernichtend und im Jahr darauf die Kimbern.

Doch sind die Kimbern und Teutonen nur die Vorhut jener riesigen Bewegung, nämlich der Völkerwanderung, die im Laufe der Jahrhunderte zu immer höheren Wellen empor schlägt und das Imperium Romanum überschwemmen wird. Doch Rom wehrt sich verzweifelt gegen sein Schicksal.

Unter Cäsar gelingt es, die Alemannen zu schlagen und dem Reich eine Zeit der Sicherheit und des Bestandes zu verleihen, wobei Gallien römische Provinz wird. Auch die Insel Britanien kann Cäsar unterwerfen. Später folgen gar noch Ägypten und Zypern, die er als Geschenke in die Hand Kleopatras legt.

Trotz grollendem Wetterleuchten im Norden und den inneren Kämpfen, hat das Imperium sein größtes Ausmaß erreicht.

Nunmehr vom Nil bis zum Rhein, vom Kaukasus bis zum Atlas reichen seine Grenzen. Ein solcher Erdkreis verlangt nach einem Herrn: „Julius Cäsar“.

Doch Cäsar wird im Jahre 44 ermordet und das Dreigespann Antonius, Oktavian und Lepides erben den Purpur. In diese Periode fällt die Geburt Jesu.

Im Verlaufe ihrer Regierungszeit setzt sich Oktavian, der ein Großneffe Cäsars ist, durch und es wird ihm vom Senat der Titel Augustus der Erhabene verliehen. In seinem Zeitalter leben die Dichter Horatius und Virgil, der Schöpfer des Äneas.

Während Augustus in Rom herrscht, ist Antonius Statthalter des Orients. Er setzt Herodes, den Mörder des letzten Makkabäers als König der Juden ein und geht mit Königin Kleopatra von Ägypten eine Verbindung ein, unter deren Einfluss er einen Krieg mit Rom herauf beschwört. Als Oktavian naht, stürzt sich Antonius ins eigene Schwert und Kleopatra setzt sich eine giftige Viper an die Brust.

Nach dem Tode des Augustus Oktavian wird dessen Stiefsohn Tiberius Imperator. Unter dessen Herrschaft baut Herodes Antipas – Statthalter der Juden – dem Jupiter Tempel und versucht, zum König der Juden gekrönt zu werden.

Unter seiner Macht wird Jesus gekreuzigt.

Bald darauf wird Rom, um 31 nach Christus, von schweren Schlägen erschüttert. Militärische Strafgerichte und Hinrichtungen erfüllen die Stadt mit Schrecken und Furcht. Tiberius Augustus war aus Capri zurückgekehrt und hatte seinen betrügerischen Reichsverweser Sajanus gestürzt und mit ihm dessen ganze Günstlingswirtschaft.

Doch dann kommt die Bestie Caligula zur Macht. Er lässt eine Büste seiner Person in allen Tempeln des Weltreiches aufstellen und ihr Opfer darbringen. Nur die Juden weigern sich, so dass die ägyptischen, griechischen und römischen Kaufleute Alexandrias diese Gotteslästerung nutzen, um die Konkurrenz der Juden los zu werden.

So senden sie eine Delegation, um den Kaiser zu unterrichten. Gleichzeitig weilt auch eine Abordnung der Hebräer in Rom, um von Caligula eine Änderung seiner Bestimmungen zu erreichen. Doch mit diesem Kaiser hat das goldene Zeitalter, das mit Augustus begann ein Ende. Caligula wird zum größenwahnsinnigen und blutrünstigen Despoten. Er lässt beide Gesandtschaften vorladen.

Er übersieht die ehrerbietig grüßenden Gesandtschaften und wendet sich in nervöser Hast einem nahe gelegenen Prunkbau zu. Der freigelassene Callistus gibt den Juden einen Wink, sich dem Gefolge anzuschließen. So jagt der ganze Schwarm wild durch Korridore, Hallen und Gemächer. Mitten in einem Gang, der mit spiegelndem Malachit gedeckt ist, bleibt Caligula plötzlich stehen und wendet sich an Philo:

„Aha, da seid ihr ja also, ihr Gotteshasser, die meine in der ganzen Welt anerkannte Göttlichkeit leugnen!“

Sprichts und hebt die Hände gräulich fluchend gen Himmel. Die judenfeindliche Gesandtschaft der Griechen die dabei steht, bricht in Jubel aus und klatscht vor Freude in die Hände...

Ein paar Worte der stammelnden Verteidigung durch den alten Philo, entsetzliche Flüche und Schmähungen durch den Kaiser, dann geht es weiter treppauf und treppab, kreuz und quer durch das Palatium.

Die Gesandten folgen dem Cäsar nach, mehr tot als lebendig vor Angst, und während sie rechtfertigende Worte an den Kaiser richten, wenden sie sich im stillen Gebet an den großen Gott ihrer Väter, damit er des Imperators Herz zu Milde und Mitleid lenke...

Dazwischen beschimpft Caligula Angehörige seines Gefolges. Den alten Prätorianerpräfekt Chärea macht er lächerlich und verspottet ihn wegen seiner hohen, gebrochenen Stimme; nur mit Mühe unterdrückt der Geschmähte seinen zornigen Hass.

Unvermittelt bricht Caligula in Gelächter aus, zieht Philo an seinem Vollbart und entscheidet guter Laune:

„Menschen, die mich nicht für einen Gott halten, sind im Grunde unverständig und unglücklich, nicht aber bösartig und straffällig!“

Mit flatternder Toga, irrsinnig kichernd läuft er davon.

( nach einem Bericht des Philo)

Eine Verschwörung im Jahre 41 setzt dem Leben des Imperators ein Ende. Doch ist sein Nachfolger Claudius völlig beherrscht von der sittenlosen, siebzehnjährigen Messalina, die ihm angeheiratet wird, deren Leben ebenso durch Mord endet, wie Claudius durch Gift stirbt.

Dann wird Tiberius Claudius Nero, der Sohn der jüngeren Agrippina – einer Tochter des Germanicus – mit dem Purpur gekrönt. Während seiner Regierung kommt es zu den ersten schweren Verfolgungen gegen die jungen Christengemeinden.

Um die riesigen Bauarbeiten durchführen zu können, die der Brand Roms ermöglicht und der von Nero veranlasst worden sein soll, entsteht der Plan, sich des Schatzes von Jerusalem zu bemächtigen. Denn die Juden sind, um der hohen Besteuerung durch Rom zu entgehen, zu der Gewohnheit übergegangen, dem Tempel ihr Eigentum zu schenken und dafür fast zinslos Darlehen zu bekommen.

Das wird nun als Steuerhinterziehung betrachtet.

Als der Prokurator von Cäsaria den Befehl erhielt, den jüdischen Tempelschatz zu beschlagnahmen, erhob sich die ganze jüdische Provinz und tötete die Garnisonen. General Titus Vespasian wird mit seinen Legionen nach dem Osten beordert. Er unterwirft in kurzer Zeit das Land der Juden. Nur Jerusalem trotzt seiner Gewalt.

Zur selben Zeit fällt der Stern Neros, der durch einen Sklaven getötet wird. Rom wird die Beute der Generäle. Titus Vespasian übergibt den Befehl über seine Armee Titus, seinem Sohn und eilt nach Rom, um den Thron zu besteigen.

Währenddessen stirbt Jerusalem, das Haus um Haus von den Römern erobert werden muss. Titus lässt außer den Schätzen auch die heiligen Geräte – Bundeslade, Leuchter und Gesetzestafeln – auf die Schiffe verladen.

Am 24. August 79 n. Chr. – neun Jahre nach dem Fall Jerusalems– werden die blühenden, lebensvollen Städte Herkulaneum, Pompeji und Stabiae durch einen Vulkanausbruch völlig vernichtet.

Nach dem friedlichen Hinscheiden des Kaisers ( 79 n. Chr. ) wird sein Sohn und Nachfolger, Titus der Eroberer Jerusalems, nach nur zwei Jahren Regierungszeit vom Fieber hinweg gerafft. Ihm folgt der finstere und entartete zweite Sohn des Titus Vespasian, nämlich Domitian nach.

Unterdessen nimmt die Unruhe jenseits der Grenzen Germaniens immer mehr zu. Niemand weiß, was sich bei den Germanen zusammen braut, in deren Wälder schon Drusus, Tiberius und Germanicus vergeblich eingedrungen sind. Die Gefahr wächst von Stunde zu Stunde.

Nach dem ebenfalls gewaltsamen Tode des Domitian folgt Nerva auf den Thron des Augustus. Dieser ernennt Trajan zu seinem Nachfolger.

Tacitus schreibt die „Germania“ und versucht mit diesem Werk dem unaufhaltsamen Zusammenbruch der römischen Kultur entgegen zu wirken, indem er, ohne die Römer tadeln zu müssen, ihnen die verachteten Barbaren näher bringt: ihre schlichte Lebensführung, die hohe Ethik ihrer Moral und den heiligen Begriff der Ehe.

Als Trajan Imperator geworden war, musste das Problem der Christengemeinden einer Lösung zugeführt werden. Denn noch immer weigerten diese sich beharrlich, den Kaiserkult anzuerkennen. Trajan versuchte insofern menschliche Gerechtigkeit walten zu lassen, als er anonyme Anzeigen nicht berücksichtigte und vom Staat keine Nachforschungen duldete. Nur, wenn Angezeigte sich weigerten, die römischen Götter anzurufen, wurden diese mit dem Tode bestraft. Trajan selbst aber lehnte jede Vergöttlichung seiner Person ab.

Das Ziel Trajans, der Friede, ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Er folgt den Spuren Alexanders, als er den Orient unterwirft und zum Zuge nach Indien rüstet. Doch in seinem Rücken brennt der Osten; die jüdischen Stämme sind die Seele des Aufruhrs. Sie haben die Zerstörung ihres Heiligtums nicht vergessen und machen so auch den anderen Völkern Mut, ihren Widerstand gegen Rom zu versteifen. Die Zerstörung seines Zieles wirft Trajan auf das Krankenlager und er stirbt im Jahre 117.

Hadrian, als sein Nachfolger erlässt einschneidende Befehle. Armenien, Mesopotamien und Teil Syriens werden ihren Besitzern zurückgegeben und Handelsverträge abgeschlossen. Die Generäle toben, sie wollen Krieg, Ehren und Beute.

Der verhängnisvolle Entschluss Hadrians ist aber der Befehl, auf den Trümmern Jerusalems eine Festung zu bauen, weil dadurch die heiligen Stätten entweiht und so ein ständiger Anlass zu Aufruhr und Rebellion gegeben war.

Doch versucht Hadrian die Gegensätzlichkeiten der verschiedenen Götterkulte dadurch abzubauen, dass er dem unbekannten Gott Tempel bauen lässt. Als Philhellene verhilft er auch Griechenland wieder zu einem gewissen Aufstieg, vor allem Athen. Doch Hellas ist tot, ohne Hoffnung auf Wiedergeburt.

Da erheben sich im Osten abermals die Juden und machen mit Feuer und Schwert alles nieder, was römisch oder griechisch ist. Der Aufstand des Bar-Kochba, Sohn des Sterns, rast über das Land.

Der hohe Rat hat den Rebellen nach seinen ersten Siegen als den erwarteten Messias anerkannt. Es kommt zum Kampf Jupiter gegen Jahwe.

Für Hadrian ist nur die bedeutende strategische Lage Judäas maßgebend und damit die notwendige Erhaltung seines Reiches, da sich durch den Abfall der Provinz Judäa die ganzen Küstenländer des Mittelmeeres von Rom lösen würden.

Da warnt Rabbi Jochanaan zur Mäßigung und Unterwerfung der Übermacht. Doch durch den Einspruch des alten Ben Akiba (50-135), der Bar-Kochba als Messias und Befreier begrüßt hatte, wird der tödliche und folgenschwere Endkampf erzwungen.

„Rettet die heiligen Schriften“ ruft er, „bewahrt die Thora und den Talmud, Brüder! Wo immer in Tage der Not zwei Israeliten eine dritten treffen, da weile Gottes Wort unter ihnen! Wenn uns eine grausame Welt der Heimat beraubt, flüchte dich, Tochter Zion, zurück zu dir selber und in den Arm des Herrn, deines Gottes!“

Der hohe Rat entschließt sich zur Selbstaufopferung, gemeinsam sprechen sie die Worte des 54.ten Psalmes, den David gesungen hatte, als er der Verfolgung seiner Feinde preisgegeben war:

„Gott, durch deinen Namen rette mich und schaffe mir Recht durch deine Macht!

Gott, höre mein Gebet, nimm zu Ohren die Reden meines Mundes!

Denn Fremde sind wider mich aufgestanden und Gewalttätige trachten nach meinem Leben, sie haben Gott nicht vor sich gestellt.

Siehe, Gott ist mein Helfer; der Herr ist unter denen, die seine Seele stützen.

Er wird das Böse zurückerstatten meinen Feinden; nach deiner Wahrheit vertilge sie!

Opfern will ich dir mit Freiwilligkeit; deinen Namen will ich preisen, Jehova, denn er ist gut.

Denn aus aller Bedrängnis hat er mich gerettet; und mein Auge hat seine Lust gesehen an meinen Feinden.“

Am 6. August, ein Tag, an welchem Jerusalem schon dreimal in die Hände seiner Feinde gefallen war, dringen die Legionäre in die Stadt Bether ein, in der sich der Rest aller kämpfenden Juden befindet.

Ein endloser Leidensweg hebt für das jüdische Volk an, das an diesem Tage, bis zur Endzeit, endgültig als Nation aufgehört hat zu bestehen.

Bald darauf verzehrt eine schleichende Krankheit – vermutlich Krebs – das Leben des Kaisers Hadrian, der aus dem jüdischen Feldzug als finsterer und verschlossener Krieger zurückgekehrt ist. Mühsam und schmerzlich langsam ist das Sterben Hadrians. Mit ihm stirbt auch das kriegerische Rom und will nichts mehr wissen von Kriegen und Kämpfen.

Einer Gesandtschaft aus dem fernen Osten, die Rom ein Bündnis vorschlägt, um einen gemeinsamen Eroberungsfeldzug gegen jene Länder zu richten, die zwischen ihnen sind, wird ein abschlägiger Bescheid erteilt. Mark Aurel, Hadrians Nachfolger und Kaiser von 161-180, hat Zeit seiner Regierung gegen die aufständischen Donauprovinzen zu kämpfen, die in breiter Front die Donau überschreiten, die Sperrriegel der Kastelle überrennen und sich vernichtend nach dem Süden wälzen. Fast zur selben Stunde bricht in Rom die Pest aus, die von gefangenen Panthern eingeschleppt worden war. Eine Reihe von Katastrophen erschüttert das Imperium.

Da der Glaube an die alten Götter erlischt und allenthalben Religionsgemeinschaften auftreten, sind die Bande mit Rom gelöst und das Reich von laufenden Krisen erfasst. Diese Lage lässt in dem Kaiser die unheilvollen Entschlüsse reifen, mit Gewalt gegen die Sekten vor zugehen. Die Christen können nicht länger geduldet werden.

„Sie sind Feinde und Schädlinge unseres Staates. Eine Religion ohne Götter, die nicht in Tempel und vor Altären opfert, sondern in verborgenen Versammlungen geheimnisvolle und düstere Dinge treibt, muss das Volk mit Recht in Unruhe und Abscheu versetzen. Es ist bewiesen, dass die Anhänger dieser Sekte weder vorgeschriebene Opfergaben darbringen, noch an den allgemeinen Opfern teilnehmen. Selbst von den einfachsten Bürgerpflichten, der Mitwirkung an den Siegesfesten, der Teilnahme an den allgemeinen Feiertagen oder an den Lustbarkeiten, halten sie sich fern. Diese unerlaubte Religion macht sich weiterhin der Verbrechen schuldig, die in der trajanischen Prozessordnung als „Impietas“ in Principem und als „Sakrilegium“ bezeichnet sind.“

(aus einer zeitgenössischen Verordnung)

Dazu aus Marc Aurels „Selbstgesprächen“ ein Text:

„Menschlich ist es, auch den Irrenden zu lieben!

Bedenke, dass ihr Beide in Bälde tot sein werdet, dass dir niemand durch seine Meinung Schaden zufügt, denn die Freiheit zu glauben, liegt ja immer bei dir.

Auch die Götter schütteln ihre Wohltaten ja über alle Menschen gleichmäßig aus. So edel sind die Unsterblichen!

Was aber – sage es mir – hindert dich, ebenso edel zu sein?“

Zur gleichen Stunde, als die Häuser der angesehenen Christen gestürmt und geplündert werden, schreibt die Gemeinde von Smyrna an die Brüder in Philadelphia einen Brief, in dem sie das Sterben des heiligen Polykarp schildert, der also schließt:

„Wir aber sammeln die Gebeine der Heiligen, die köstlicher als Gold und Edelsteine sind und wir verwahren sie an einem sicheren Ort. Der Herr wird uns gewähren, dass wir uns an dieser Stelle nach Möglichkeit versammeln und mit Freude den Jahrestag seines Martyriums feiern können, auch zum Andenken derer, die den Kampf schon vollendet haben, wie auch zu Ermunterung jener, die ihn noch bestehen sollen. Amen.“

Aus diesem Text geht schon hervor, dass die Nachfolger der Apostel Jesu dem Evangelium einen anderen Sinn unterschieben; dass sie jene sind, welche die Gräber der Propheten schmücken und nicht auf das sinnen, was Gottes, sondern des Menschen ist.

So wird in ihrer Hand Christus zu einem Gott, der einen Umwälzungsprozess wider die Götter und wider den Kaiserkult herbeiführt, der stürzt und vernichtet, aber nicht heilt.

Im Jahre 175 bricht ein Militäraufstand aus, in Persien toben Machtkämpfe (176) und ein Erdbeben legt die Großstadt Smyrna in Schutt und Asche (178). 179 erheben sich abermals die Germanen an der nördlichen Grenze. Am 17. März im Jahre 180 erreicht die Pest auch das Heerlager des Kaisers. Er ist einer der ersten, nachdem der Tod greift.

Commudus, als sein Nachfolger schließt Verträge mit den Markomannen und Quaden, in denen er ihnen Siedlungsgebiete überlässt. Dann folgt eine Militärdiktatur, in der in rascher Folge die Cäsaren wechseln.

Pertinax, Didius Julianus, Septimus Severus, Geta, Caracalla, Macrimus und Aurelios Antonius – Caracallas Sohn, ein Erzpriester des Baal, unter dessen Herrschaft sogar Kinder geopfert werden – wurden samt und sonders durch Mord beseitigt. Das gleiche Schicksal trifft die Kaiser Maximus Thrax, Maximus, Pupenius, Balbinus, Cordian und Philipp Arabs, den Orientalen.

Unter deren zwanzigjähriger Regierungszeit erstarken die christlichen Gemeinden. Aus einer Sekte der armen Leute wurde eine - von angesehenen und oft hochstehenden - Männern und Frauen gegliederte Religionsgemeinschaft.

Erst Senator Decius geht wieder mit brutaler Gewalt gegen die beiden Gewalten, Christen und Germanen vor. Er will die alten Götter wieder herstellen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, angesichts der Aushöhlung des alten Götterglaubens.

Im Jahre 264 vertraute Kaiser Gallineus dem Legaten Odaenathus die Provinzen des Ostens, das Euphrattal, Syrien und Arabien zur selbstständigen Führung an. Durch die endlosen Unruhen, Kaiserwechsel und Kriege, machte der Gedanke der Selbstständigmachung im Osten erstmals die Runde. Die hochbegabte und gelehrte Gattin Odaenathus Zenobia übernimmt die Regierung. In ihrem Reich sollen die Philosophen Könige sein. Doch der römische Staat betrachtet Zenobia als zweite Kleopatra. Doch erst unter dem Kaiser Augustus Aurelanius – von 270-275 – können die Provinzen Zenobias wieder dem Reich unterworfen werden. Rom ist noch einmal zur alten Einheit geworden.

Nach der Ermordung Aurelianus löst sich der Osten nochmals vom Reich, wird aber von Diokletian erneut bezwungen.

Diokletian will nach der Herstellung der äußeren Ordnung, durch innere Reformen einen Strukturwandel herbeiführen. Sein Hof wird nach persischem Muster umgestaltet und das Imperium orientalisiert. Deshalb residiert der Kaiser auch nicht in Rom, sondern in Nikomedia, weil Rom sich nicht mehr an den östlichen Majestätskult gewöhnen kann.

Im Jahre 303, nach achtzehn Jahren Frieden, lässt Diokletian den alten Götterkult erneuern. Das bedeutet wiederum Kampf gegen die Christen.

„Die Christen sollen der Folter unterworfen werden, welchem Rang und Stand sie immer angehören mögen. Gegen sie sollen die Gerichte jede Klage annehmen, ihnen selbst aber jeden Rechtsschutz verweigern. Sie sollen aller Freiheit und der bürgerlichen Rechte beraubt sein.“

(aus einem Edikt Diokletians)

Man schätzt, dass von den 100 Millionen Einwohnern des ganzen Reiches etwa 10 Mio. Christen sind. Doch es ist zu spät. Tochter und Gemahlin Diokletians neigen der christlichen Lehre zu und viele Hofbeamte sind heimliche Christen.

„Täglich werden hunderte von Männern, Frauen und Kindern getötet und zu Martern in manigfachem Wechsel verurteilt...

Das Richtschwert wird stumpf und unbrauchbar, die Henkersknechte müssen sich wegen Ermüdung gegenseitig ablösen...

Aber kaum sind die einen gerichtet, da eilen von allen Seiten andere herbei, geben sich freiwillig als Christen an; sie bekennen sich ohne Furcht angesichts der schrecklichen Qualen und verschiedenartigen Foltern zum Glauben an den Gott des Alls und nehmen freudig lächelnd das Todesurteil entgegen.

Ja, sie jubeln und singen Gott Dank- und Loblieder bis zum letzten Atemzug...“ (nach Eusebius)

Mit den Christen sterben auch die Manichäer, welche Anhänger einer persischen Glaubensbewegung sind. Von ihnen drohte der jungen Christenheit eine größere Gefahr, weil viele Christen zu dieser Sekte hinüber gewechselt waren. Die Lehre des Mani war von Gleichnissen und schwer zu begreifenden Symbolen erfüllt, die dem Mithras-, Zoroaster- und Buddhaglauben entlehnt waren. Mani wurde in Persien gekreuzigt.

Diokletian hat die einzige Möglichkeit zur Einigung des römischen Reiches und der damit verbundenen Erstarkung wider die nun aufkommende nordische Welt selbst verhindert, indem er die Kraft und Macht des Christentums und ihres Gottes nicht erkannte, bzw. nicht erkennen durfte.

Ein späterer Kaiser, Konstantin der Große, wird sich der Herrlichkeit der neuen Religion bedienen, doch ist bis dahin der Einbruch der Germanen bereits soweit gediehen, dass sie nicht mehr zurück gedrängt werden können. Mit seiner Innenpolitik ist Diokletian gescheitert und die mühsam erhaltene Sicherheit wird auch nicht mehr von langer Dauer sein. Der Untergang der heidnischen Welt geht unaufhaltsam weiter, der Sieg des Kreuzes ist nur noch eine Frage der Zeit.

305 danken Diokletian und Maximian ab. Als Nachfolger werden Galerius im Osten, Konstantinus im Westen als Augusti benannt. Maximinus Daja als Cäsar im Osten, Velerius Severus als Cäsar des Westens. Der abgedankte Kaiser merkt nicht, dass er damit alle Macht dem grausamen und herrschsüchtigen Galerius in die Hände spielt. Diesem gelingt es auch, alle, bis auf Konstantius aus dem Felde zu schlagen.

Ein Jahr, nachdem sich Diokletian zurückgezogen hat, ist das gesamte Reich von Kriegswirren erfüllt; ein halbes Dutzend Cäsaren ringen um die Macht. Als Konstantius stirbt, wird sein Sohn Konstantin achtzehnjährig Cäsar des Westens. Galerius und Konstantin bringen es fertig, alle Mitspieler um den Thron auszuschalten. Da stirbt auch Galerius und es kommt zum Bürgerkrieg.

Der junge Konstantin sieht in dem Verhängnis des Reiches, das durch Christenverfolgungen und Aufstände im Norden entstanden ist, ursächliche Zusammenhänge. Er spricht mit den Bischöfen der Christen und wird von Vertrauen zu ihrem Glauben erfasst. Da beschließt er, den ersehnten Schlag des Bürgerkrieges zu tun. Mit nur 25.000 Mann – eine fast hoffnungslos Sache – gelingt es ihm, durch Disziplin seiner Soldaten und durch die Mithilfe der Bischöfe, bis nach Rom siegreich vor zu dringen. Nun erweist sich Christi Macht auch auf dem Schlachtfeld.

Galerius starb in Qualen, Maximian erhängte sich und der mächtige Verfolger der Christen Diokletian ist ein ohnmächtiger Greis, der dem zerfallenden Weltreich nachtrauert.

Kaum eine halbe Stunde dauert der Kampf um Rom. Am selben Abend zieht der Cäsar Konstantin in Rom ein und wird zum Augustus gekrönt. Im Februar 313 wird durch ein Edikt die Verfolgung der Christen beendet und ihre Religion gleichberechtigt.

„In gesunder und durchaus richtiger Erwägung haben wir den Beschluss gefasst, dass keinen Menschen versagt werden soll, nach freier Wahl sein Herz jener Religion zu zuwenden, die er selber für die richtige hält...

Ist es doch offensichtlich der Ruhe unserer Zeit angemessen, dass jeder die Freiheit habe, gemäß seinem Willen eine Gottheit zu wählen und sie zu verehren. Dies haben wir verfügt, damit es nicht den Anschein erwecke, als würde irgendein Kult oder eine Religion durch uns unterdrückt.

Bezüglich der Christen bestimmen wir weiterhin, dass jene Stätten, an denen sie ehemals zusammen zu kommen pflegten und über die früher staatliche Verfügungen getroffen worden sind, sowie auch jene, die nachweislich durch unsere Kammern käuflich erworben oder beschlagnahmt worden sind, nun unentgeltlich und ohne Rückforderung des Kaufpreises an die Christen zurück zu erstatten sind...

(Edikt von Mailand der beiden Kaiser Konstantin und Licinus)

316 stirbt Diokletian und wird als letzter Kaiser unter die Götter versetzt.

324 wird Konstantin Alleinherrscher und verlegt seine Residenz nach Byzanz, das Konstantinopel heißen wird.

Nach der Gleichstellung der christlichen Gemeinden mit den anderen Religionen des Reiches, erheben nun auch die Priester der Presbyter laut ihre Stimmen gegen die heidnischen Kulturen. Man beginnt den Spieß umzudrehen. Daran wird ersichtlich, dass auch die neue Lehre in den Händen eines Geschlechtes ist, das, wie bei allen anderen Kulturen und Religionen zuvor, mit Gewalt und Autorität Andersdenkende bekämpft. Anstatt dass im Vertrauen auf die stärkere Überzeugungskraft Jesu Christi das Bessere von selbst herbeigeführt werde. Auch die Lehre Christi beginnt sich in zahllosen Spiegeln zu brechen und es kommt sehr schnell zu religiösen und politischen Streitigkeiten in den Gemeinden.

Bischöfe treten gegeneinander auf und in Straßenkämpfen und Kleinkriegen sucht das zerrissene Volk zu entscheiden, was von oben nicht möglich zu sein scheint. Was aber unten beim Volk geschieht, ist das, was im Geiste oben schon geschehen ist. Diebe, Räuber und Mörder, Huren und Buhlen haben sich des göttlichen Erbes bemächtigt: die ganze hellenisch-römisch gebildete Welt, die Götter im Fleisch.

Das Evangelium ist für sie nur ein neues Kleid, worunter sie sich von neuem verbergen können.

Weil sich aber so die Wahrheit in ungerechten Händen befindet, wird die Lehre Jesu zum Flicken, an dem ihr Kleid zerreißt, damit sie nackt und offenbar werden. (s. h. Römer 1/18) So macht Gott durch Christus die Menschengeschichte zu seiner Geschichte und dies mit der Kraft und dem Willen seiner Feinde.

Hören wir die Zeugnisse jener Zeit, damit wir erkennen, wie mit Christus Gott denen Gelegenheit gibt, mit fremder Kraft und Macht über Menschen zu herrschen, die seinen Willen nicht tun und sein Wort nicht achten.

Da hat sich die Christengemeinde von Karthago bei der Wahl ihres Oberhauptes in zwei widerstrebende Parteien gespalten. Die eine steht zu Bischof Cäcilianus, die andere zu Donatus; Cäcilianer und Donatisten bekämpfen sich mit der Unerbittlichkeit feindlicher Sekten. Kirchen werden niedergebrannt; tagelange Straßenkämpfe wogen durch die afrikanischen Städte. Es gibt Tote und Verletzte und wie stets, so nützt auch hier die Unterwelt ihre Stunde zu Plünderung, Raub und Gewalttat. Beschwerden und Hilferufe erreichen die kaiserliche Kanzlei. Doch der Kaiser nimmt keine Stellung und antwortet ausweichend:

„Mein Gericht fordert ihr, der ich selber Christi Gericht erwarte!

Ich erkläre euch, dass ein Gericht von Priestern – also eine Synode – so gehalten werden sollte, als ob Gott selber zu Gericht säße.

Denn ich meine, sie sollten nicht imstande sein, etwas anderes zu lehren als das, was die Worte Christi sie gelehrt haben.

Wie also dürft ihr meine Entscheidung anrufen?

Wie könnt ihr Irdisches aufsuchen, wenn ihr Himmlisches finden wollt?

Wie bei den Prozessen der Heiden habt ihr Berufung eingelegt...

(Schreiben Konstantins an die christliche Gemeinde in Karthago)

Die gleiche Verwirrung wie in Karthago herrscht in Alexandria, ja im gesamten Orient, der ohnehin zu philosophischen und religiösen Spekulationen geneigt ist. Überall tauchen Sektierer, Irrlehrer und Fanatiker auf, die Christi Wort nach Traumgesichten und eigener Meinung auslegen, verkünden und niederschreiben.

Der heftigste Streit entbrennt zwischen dem Presbyter Arius aus Alexandrien und der bischöflichen Partei, die durch den Diakon Ahanasius vertreten wird. Der Riss zwischen diesen beiden theologischen Richtungen dehnt sich bald über den ganzen Osten aus. Die Kirche, kaum erstarkt, spaltet sich in Athanasier und Arianer. Unversöhnlich stehen sich die Parteien gegenüber, bis Konstantin endlich dem Drängen des Bischofs Eusebius nachgibt und ein Konzil nach Nikäa beordert.

Im Jahre 325 tritt dieses Konzil zusammen. Der Kaiser hat in der kaiserlichen Loge Platz genommen und lässt sich von dem Pädagogen Optatis über die Herkunft der vielen Sekten und Glaubensrichtungen Auskunft geben:

Da sind die Circumcellions, was übersetzt wird – die um die Häuser Schweifenden -, sie sind Anhänger der christlichen Askese, welche sie soweit treiben, dass sie sich zur Buße für ihre Sünden die Gliedmaßen zerbrechen oder sich Ohren, Nasen und Lippen abschneiden. Als einziges würdiges Ende eines vollkommenen Christenlebens betrachten sie den freiwilligen Tod unter Lobgesängen auf Gott. Das unwissende Volk hält sie für Heilige und setzt sie den Märtyrern gleich. Sie sind Fanatiker, von denen man erzählt, dass sie nur diejenigen für Christen halten, die zumindest im Kerker gesessen haben. Alle anderen beschimpfen sie mit Traditores – Abtrünnige und Verräter.

Dann gibt es eine Gruppe der Kainitischen Sekte die lehrt, dass die Unbeugsamen, wie Kain oder die Bewohner von Sodom und Gomorrha, die wahren Besitzer der verborgenen Weisheit seien. Sie gehören zu den Gnostikern. Sie verehren sogar Judas Ischariot als Gottbegnadeten. Hätte Judas Jesus nicht verraten –so meinen sie–, wäre auch die Erlösung nicht Wirklichkeit geworden.

Noch seltsamer sind die Karpokratianer die lehren, dass sich die Dämonen der Hölle von den unterdrückten, nicht begangenen Sünden ernähren. Darum sündigen sie bewusst, um auf ihre Weise den Teufel auszurotten. Auch sie halten alle anders denkenden Christen für verruchte Ketzer. In der Reihe der Glaubensrichtungen ragen vor allem die Gnostiker (Erkennende) hervor, deren Lehre Basilides den wahrhaft diplomatischen Satz geprägt hat: „Erkennet alle, aber lasst euch von niemandem erkennen.“ Die Gnostiker meinen, die letzte und tiefste Erkenntnis zu haben. Sie glauben an Geheimnisse, Gesichte und magische Durchdringung des Lebens. Nur die Geistmenschen können zur äußersten Höhe aufsteigen; sie entwickeln sich aus den Glaubensmenschen, die Sinnesmenschen aber bleiben ewig verdammt. Am Ende der Welt steht die Scheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Geist und Materie.

Die Sekte der Adamiter verrichten ihren Gottesdienst unbekleidet, sie wollen äußerlich die Unschuld des Paradieses wieder herstellen. Die Ägypter haben eine Abordnung der Ophiten gesandt, unheimliche Schlangenbeschwörer oder Verehrer, sie weihen ihre Mysterien der biblischen Weisheit der Schlange.

Aus Kephalonia sind Sektierer erschienen, deren Grundsätze allgemeine Gleichheit des Besitzes, Frauengemeinschaft und Auflösung aller bestehenden Ordnung fordern.

Dutzende weiterer Sekten ballen sich im Getümmel des Saales; der ganze Wust orientalischer Mystik, heidnische Kulte und griechischer Sophistik belasten Lehre und Glauben dieser verwirrten, führungslosen Gemeinden. Endlich kann die Synode beginnen, um die einzelnen Abordnungen zu Worte kommen zu lassen.

Als erster betritt ein Novatianer die Rednerkanzel!

Diese Sekte ist überaus streng und verweigert allen Christen, die während der Verfolgungen abgefallen sind, die Wiederaufnahme in den Schoß der Kirche. Sie erstrebt eine Kirche aus Reinen, Geläuterten, aus Heiligen. Sie verlangt die Wiedertaufe.

Man ruft ihm zu, dass er die Liebe des Herrn verleugne, der da sagt:

„Wenn dein Bruder siebenmal gesündigt hat, so vergib ihm siebenmal siebzig!“

Der Novitianer lässt ihren Zuruf unbeachtet und fordert im Glaubensbekenntnis den Satz: Wer nach der Taufe eine schwere Sünde begeht, soll nicht mehr los gesprochen werden.

Da greift zum ersten Mal der Kaiser in die Verhandlungen ein. Zornig springt er auf und ruft in den Saal:

„ Lege nur eine Leiter an den Himmel? Steig allein hinauf, Bischof, kein anderer wird dir folgen können...!“

Dann wogt der Streit zwischen Arianern und Athanasiern, der nach langen und langwierigen Verhandlungen mit dem Sieg der Athanasier endet. Damit ist eine folgenschwere Kluft aufgerissen, wie es sich in den folgenden Jahren erweisen wird. (s. h. Zierers „Weltgeschichte“ Bd. 6, S. 46ff)

Als König Sapore von Persien (310-379) von Kaiser Konstantin die von Diokletian eroberten Tigrisprovinzen zurück fordert, rüstet der Kaiser sofort sein Heer. Doch während dieses Feldzuges ereilt in der Tod im Jahre 357. Da sich hartnäckig das Gerücht verbreitet, der Kaiser sei von Verwandten durch Gift beseitigt worden, kommt es zum Ausbruch des Volkszornes, welche die Paläste der kaiserlichen Verwandten stürmen.

„Dieser Tag ist ein Tag des Gemetzels;

wie für das Geschlecht des Ödipus vollzieht sich der unheilvolle Fluch durch göttliche Einwirkung:

Konstantins Erbe wird durch das Schwert geteilt...“ (nach Julianus)

In den Jahren nach dem Tode des Kaisers wogt der Kampf zwischen Athanasiern und Arianern wieder auf. Nach vielem Hin und Her setzt sich die athanasische Richtung wieder durch und macht die Arianer abhängig von den Weisungen des Bischofs von Rom, dessen Wort als Nachfolger Petri bindend ist.

Da beschließt die arianische Partei einen Schachzug von besonderer Art. Ulfilas, ein Arianer, wird als Missionar zu den Goten gesandt. Damit wird der spätere Sieg der Orthodoxen über die westliche Kirche vorbereitet.

Die Ost- und Westgoten sind im Besitz eines Reiches, das vom Don bis zum Kaukasus und zum Dnjepr reicht. Unter den Langobarden sind verbündet oder unterworfen die Langobarden selbst, die Karpen, Heruler und viele andere Völkerschaften. Ihr Königsgeschlecht stammt von den Balten.

Die Amaler, das ostgotische Königsgeschlecht, bekennen sich als erste zum arianischen Glauben. Bald darauf verlangt auch der neue Kaiser Konstantius die Vorherrschaft des arianischen Glaubens im Ostreich.

Das ist die Situation, durch welche die nächsten und stürmischsten Völkerverschiebungen stark beeinflusst werden. Augenmerk nach dem Norden.



Die Völkerwanderung



Es ist nicht unsere Aufgabe, den Gründen und Ursachen der Völkerwanderung in der Weise nach zu gehen, wie man es bisher getan hat, sondern zu versuchen, neuen Betrachtungen für die Gründe der Völkerwanderung Raum zu geben.

Wenn man die Geschichte vorbehaltlos und unvoreingenommen betrachtet, dann fängt man zu ahnen an, dass der Geschichtswelt geheimnisvolle Impulse zu Grunde liegen, die man nicht nach der Methode von Suchen und Finden erklären kann.

Wie wir wissen und im vorigen Kapitel schon erwähnt haben, wurde ein großer Teil der Goten durch Bischof Ulfila christianisiert, was uns als das zentrale Geschehen erscheint, wodurch die Goten später gen Süden gezogen worden sind.

Erinnern wir uns aller früheren indogermanischen Völkerbewegungen, dann erkennen wir einen sich stets wiederholenden Vorgang: den Einbruch kulturloser Völker in bereits bestehende größere Kulturen; die Übernahme deren Weltbildes und den Aufstieg zu einer höheren Stufe, die solchermaßen wiederum neue, oft gar stärkere Anziehungskraft auszuüben beginnt. Dergleichen Geschehnisse liegen auch den letzten Völkerbewegungen zu Grunde. Das Entstehen der christlichen Religion, das Ausmaß ihrer Verbreitung ergeben den äußeren Rahmen zur Offenbarung Jesu Christi und zu dem, was die Menschen mit Christi Wort getan haben, je nach dem guten oder üblen Sinn.

Die Herrlichkeit Gottes in Jesu Christi ist die letzte Religionsbildende Ausstrahlung, der ein bestimmter Zweck zu Grunde liegt. Auch der Islam muss dazu gerechnet werden, da er sich ebenfalls als Resultat der Schriften und Prophezeiungen Israels begreift. Doch werden wir auf Mohammed und seine Lehre noch etwas genauer eingehen müssen, da sie immerhin größeren Einfluss auf die mögliche Entwicklung des Abendlandes und den Weltmachtgelüsten der christlichen Schriftbesitzer gehabt hat, indem sie der Ausbreitung des Christentums einen Riegel vorschob.

Es wurde gesagt, dass die Herrlichkeit und Machtausstrahlung der Lehre Jesu einem Religionsbildendem Zwecke diente. Nun, das kann man heute, im Nachhinein wohl kaum bestreiten. Doch soll damit auch gesagt sein, dass die christliche Machtentfaltung nicht die letzte Herrlichkeit Gottes an sich gewesen ist, sondern die letzte desjenigen Geschlechtes, das mit Gott die Welt beherrscht und nach seinem Willen geformt hat.

Die wahre Herrlichkeit Gottes ist aber eine andere. Paulus umschreibt das im Brief an die Römer so:

„Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen; weil das von Gott erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart – denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft, als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird geschaut -, damit sie ohne Entschuldigung seien; weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichen, noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde: Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. (Römer 1/18-23)

Den Schatz Gottes, in Israel geoffenbart, hat Titus symbolisch nach Rom bringen müssen. Als Zeichen der Überwindung Israels, dem Augapfel Gottes. Durch Paulus aber ist der Wortschatz des Herrn nach Rom gekommen, zum Gericht über die Nationen und Völker und damit sie bis zum Tage der Entscheidung gefristet werden können.

Von Rom aus wirkt das gerechte Gericht Gottes und löst das ungerechte Gericht ab, wodurch die Reiche dieser Welt entstanden sind. Das gerechte Gericht begann schon zu wirken, als das ungerechte noch mit seinen Vernichtungsfeldzügen Israel heimgesucht hat, was Gott aber nicht wollte und Christus nicht geboten hat.

Wir sind den geschichtlichen Ereignissen etwas vorausgeeilt, doch nur in der Absicht, Ansatzpunkte zu setzen, die nach Abschluss der Völkerwanderung weiter führen sollen.

Als den eigentlichen Beginn der Völkerwanderung setzt man das Jahr 375 n. Chr. an, als die Hunnen die Alanen besiegten, das Ostgotenreich Ermanerichs zerstörten und die Ebenen zwischen Wolga und Don in Besitz genommen hatten. Doch gab dieser Einbruch nur noch den letzten Anstoß zu einer an sich schon ständig wachsenden Bewegung der nördlichen Völker, welche das Imperium Rom zerstört und damit jene Grundlagen geschaffen hatte, worauf sich später die unter Roms Herrschaft versammelten Völker zu eigenstaatlichen Formen umgruppierten.

Zuerst setzten sich von der Hauptmasse der Ostgermanen die Westgoten ab und finden Aufnahme im östlichen Teil des römischen Reiches. Kaiser Theodosius gliedert sie als Bundesgenossen dem Reich ein und verpflichtet sie zur Verteidigung seiner Grenzen. Die Christianisierung durch Ulfila (311- 383) wird dabei zum entscheidenden Faktor, aus welchem heraus sich ein oströmisches Reich im Verlaufe von Jahrhunderten zu einem selbstständigen, von Rom unabhängigem Reiche entwickelt.

Nach dem Tode von Kaiser Theodosius fühlt sich der König der Goten „Alarich“ an den Vertrag mit dem Kaiser nicht mehr gebunden und zieht mit einem Heer auf Raub- und Plünderfahrt nach Griechenland und Italien. Dadurch ist Rom gezwungen, seine letzten Legionen am Rhein abzuziehen.

Diese Stunde nützen die Wandalen, Burgunder und Alemannen im Jahre 406, um die nun ungeschützten Provinzen an sich zu reißen. So können die Burgunder ihr Reich bis zum Jahre 532 bis hin zur Rhóne und Saóne ausdehnen. 410 fällt Alarich erneut in Italien ein und erstürmt Rom. Durch seinen frühen Tod, können die Goten jedoch abgedrängt werden. Diese gründen unter ihrem König Eurich in Spanien ein Gotenreich.

Die Wanderbewegungen westgermanischer Völker haben damit die weströmischen Länder aus dem Verband des Imperiums gerissen und das Erbe des weströmischen Reiches angetreten.

Diese starke Schwächung Roms führt im weiteren Verlaufe zur Ausdehnung und Vorherrschaft des oströmischen Reiches, das durch die Arianisierung der wandernden Westgoten im Wesentlichen vor einer Überschwemmung verschont geblieben ist. Ja, Italien wird nach dem Sieg über die – in ihrem Lande lebenden – Ostgoten sogar oströmisch. Diese Ostgoten auf italienischem Boden hatten sich unter der Herrschaft Theoderichs als Vertreter des römischen Kaisers gesehen, obwohl die Römer athanaisch und die Goten arianisch waren. Doch wurde die Toleranz Theoderichs nach seinem Tode nicht mehr gewahrt. Zuerst halfen sie den Oströmern bei der Vernichtung des Vandalenreiches in Afrika (534), um dann bei der Eroberung Italiens durch die Feldherren Justinians – Belisar und Narses – selbst vernichtet zu werden.

568 können die Langobarden in Norditalien ein Reich gründen, wodurch nur noch der Süden, Rom und Ravenna mit ihren Stadthaltern bei Ostrom verbleiben.

Aus dem Zusammenbruch des römischen Reiches entsteht die Idee des „ de civitate Dei“, des Gottesstaates, wodurch die Kirche Roms eine neue, grundlegende Zielsetzung der abendländischen Geschichte ins Werk setzte. Von nun an ist der Zusammenbruch und das Ende des Imperiums Romanum nicht mehr das Ende der Welt.

Rom wird Bischofsstadt und erreicht eine Sonderstellung durch angemaßte apostolische Tradition, womit die politisch verloren gegangenen Länder durch Christianisierung zurück erobert werden können.

In diesem sechsten Jahrhundert beginnt auch für die Juden im byzantinischen Reich eine schwere Zeit, indem man sie zur Taufe zwingt oder vertreibt. Auch Palästina ist zum größten Teil christlich geworden, so dass die Juden wie Fremde in ihrem eigenen Lande angesehen werden. Um diese Zeit beginnen die Christen erstmals mit der Fortschaffung von Reliquien frühchristlicher Heiliger, sowie der Propheten und anderen biblischen Gestalten des Alten Testaments.

(so wurden 395 Josephs Gebeine von Sichem nach Konstantinopel überführt; 406 die sterblichen Überreste des Propheten Samuel ausgegraben. Entnommen dem Buche „Dies ist mein Volk“ von Abba Eban, S. 106)

Als sich Rom wieder erholt, gelingt es, alle oströmischen Bastionen aus den italienischen Gebieten zu verdrängen. Dabei wird der athanasische Katholizismus zum Hauptpfeiler Roms, das mit der Kraft der – zum Katholizismus übergetretenen – fränkischen Krone ein heiliges römisches Reich deutscher Nation gründet. Zusammen mit dem Frankenreich werden die Grenzen des Abendlandes gezogen, wodurch der Westen vor Orientalisierung gerettet und die islamischen Expansionsbewegungen in ihre Schranken gewiesen werden können.

Auch Ostrom kann zu diesem Zeitpunkt noch die Banner Mohammeds in den siegreichen Schlachten vor Konstantinopel (674 und 717) aufhalten, verliert aber die Herrschaft über den nordafrikanischen Raum, wo sich bis Ende des siebten Jahrhunderts der Islam auszubreiten beginnt. Auch Palästina ist unter der Hand des Kalifen. Damit ist das Kräfteverhältnis des Islams einerseits und des christlichen Abendlandes andererseits im Wesentlichen ausbalanciert und ihrem Imperialismus Grenzen gezogen. Und das alles durch Israel, Ismael und Christus.

Das Mittelmeergebiet ist nicht mehr im Herrschaftsbereich der Christen und hat im Islam einen ebenbürtigen Widersacher gefunden. Zwei große und mächtige Räuber sind dabei, sich einander zu zerfleischen.

Größte Beute des Islams wird Ostrom, das mit dem Fall Konstantinopels am 29. 5. 1453 endgültig unter dessen Einfluss gerät.

Inzwischen hat Rom, in der sicheren Überzeugung seines Machtanspruches und durch die Überschätzung der politischen Macht der Karolinger, den Bogen zu weit gespannt. Zwar sind die Christianisierungsbestrebungen Karls des Großen mit Erfolg gekrönt, doch waren sie auch Anlass genug, den Kaiser zu verstimmen, weil Rom nun meinte, weltliche Macht durch den Papst verleihen zu können. Dies führte zu den unseligen Spannungen zwischen Papst und Kaiser, woraus die Machtstellung der römischen Kirchen, aber auch des Kaiser- und Königtums erschüttert hervor gegangen ist.

Man erkennt deutlich, dass, sobald imperialistische Ziele im Namen Gottes und Christi verfolgt wurden, ihren Verfechtern ein Riegel vorgeschoben war.

Was Gott Israel nicht gestattete, konnte auch den Nationen in seinem Namen nicht gestattet sein, denn die Welt kann nicht mit der Wahrheit in gewalttätiger Hand eingenommen werden, sondern nur durch die am Ende sich bewahrheitende Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, in der Hand ihrer Kinder.

Fassen wir das Ergebnis der Völkerwanderung zusammen, dann erkennen wir die Notwendigkeit der Zerschlagung Roms, weil es seinen Herrschaftsanspruch aus dem Mythos und ihren Göttern aufgebaut hat. Der Einbruch des Christentums stürzt diese Welt der Götter und schafft den Raum für die neue Lehre, wodurch sich das Tier – wie geschrieben steht (Off. 13/12-14) – von seiner Wunde erholt und geheilt wird, indem durch Rom eine neue Ära Gottes im Namen Christi anzubrechen beginnt.

Die Staatenwelt des Abendlandes ist nach Ende der Völkerwanderung vornehmlich durch die westgermanischen Stämme der Franken, Sachsen und Alemannen beeinflusst. Weniger glücklich verlief das Schicksal der Ostgermanen, der Ost- und Westgoten, Wandalen, Burgunder und Langobarden, die, weitab von ihren Ländern im Mittelmeergebiet zu Grunde gingen.

Noch während die meisten germanischen Völkerschaften nach dem Süden drängten, gelang es den Angelsachsen den Hauptteil der Insel Britanien zu erobern. Die Markomannen besetzten Bayern.

So konnten – in jenen, von den Ostgermanen verlassenen Länder– dann im sechsten Jahrhundert die slawischen Völker eindringen.

Das sind die geographischen Ausgangsstellen, worauf sich Abendland und Islam nach Beendigung der Völkerverschiebungen befinden.



Der Islam



Im gleichen Zeitraum, während das römische Reich den Wanderbewegungen der nordischen Völker erliegt, steigt der Stern der Religion Christi und wird Mohammed im Jahre 571 zu Mekka geboren.

Als Kaufmann in Ägypten und Syrien kommt er in Berührung mit jüdischer und christlicher Religion.

Um die Jahrhundertwende überkamen Mohammed erstmals Visionen, vor denen er sich in die Einsamkeit der Berge flüchtete und oft wochenlang dort aufhielt.

Hier überkam ihn eines Tages die erste Offenbarung, die 96.te Sure. Er offenbarte aber seine göttliche Sendung vorerst nur im engsten Kreise, obwohl er sich berufen sah, den von Abraham überkommenen Eingottglauben wieder herzustellen. Nachdem er, vor allem auf Betreiben seiner Familie, bekannter geworden war, erwuchsen ihm, wie allen Propheten, Verfolgungen und Spott.

Doch nach und nach wuchs die Schar seiner Gläubigen, die er in Medina um sich versammelt hatte. Als er genügend Ansehen errungen hatte, führte er lange Jahre einen erbitterten Kampf gegen seine Vaterstadt Mekka und erreichte 624 n. Chr. ihre Unterwerfung. Anschließend unterjochte er die Juden zu Nachla. Auch mit den Juden zu Medina, deren machtvolle Gemeinde er zu fürchten hatte, rechnete er ab.

Im Jahre 629 hatte er die letzten Juden zu Chaibar vertrieben, die neue Religion wurde anerkannt.

630 hatte die Ausbreitung der neuen Lehre schon solche Ausmaße angenommen, dass sie im Jahre 631 ein Kampfzug der Gläubigen bis an die Grenzen des byzantinischen Reiches führte, an dessen Kaiser und seine Nachbarstaaten Mohammed Botschaften richtete, dass diese dem Islam beitreten sollten. Doch außer Ägypten würdigte ihn niemand einer Antwort.

Nach dem Tode Mohammeds im Jahre 632 wird Abu Bekr erster Kalif. Ihm folgt der Kalif Omar von 634-644. Unter dessen Herrschaft wird Syrien, Palästina, Ägypten und das Sassanidenreich erobert, so dass sich bis Ende des siebten Jahrhunderts der Islam über ganz Nordafrika ausgebreitet hat und die Vorherrschaft der christlichen Welt im Mittelmeerraum damit gebrochen ist.

711 dringen die Araber unter dem Feldherrn Tarik sogar bis nach Spanien vor, wo sie das Westgotenreich vernichten. Nur Ostrom konnte sich mit seiner überlegenen Flotte und dem „griechischen“ Feuer noch vor den Angriffen auf Konstantinopel (674 und 717) retten.

Unter den Dmajjaden (bis 750) und den folgenden Abbasiden (bis 1250) wächst der Islam zu seiner machtvollsten Stärke heran.

Persien, Arabien, Ägypten, Nordafrika und Spanien haben selbstständige Kalifate und Sultanate.

Da kommt zu Anfang des 13.ten Jahrhunderts der Einfall der Mongolen unter Dschingis-Khan, der alsbald zur Eroberung Russlands und Mesopotamiens führt. Das ist das Ende der Blüte arabischen Kulturschaffens, worunter das Judentum einen materiell und geistig neuen Anfang erlebt hatte.

Dieser Dschingis-Khan, ein außergewöhnlich großer Mann mit rötlichem Haar und heller Haut – hervor gegangen aus einer Mischung von Tradition und Mythos, der er ein strenges Gesetz überordnete -, war der Beschneider islamischer Weltherrschaftsgelüste, denen natürlich auch Dschingis-Khan verfallen war und worin er später vom Buddhismus überwunden wurde.

Nach diesem katastrophalen Niedergang konnte der Islam erst unter den türkischen Osmanen wieder etwas Boden fassen, die Mongolen nach und nach verdrängen und Kleinasien zurück gewinnen.

Auf dem Balkan beginnt die Vorherrschaft der Türken, die mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 das Ende des byzantinischen Reiches herbeiführen.

Wieder fällt der Schatten des Islams auf das Abendland. Doch gelingt es unter dem Prinzen Eugen in den Türkenkriegen von 1687-1717, in welchen auch Belgrad erobert wird, die Gefahr zu bannen.

Damit waren der islamischen Religion und ihren imperialistischen Zielen die endgültigen Grenzen abgesteckt, worauf die Saat Mohammeds aufgehen durfte, wie auch das Abendland auf ein – ihm bestimmtes – Maß zurück gedrängt war. Denn das Ziel aller Offenbarungen Gottes, ist die Weltherrschaft seiner Erkenntnis, die das Reich und den Frieden Gottes ohne Gewalt über die ganze Erde bringen wird.

Diese Gotteserkenntnis hat in der Lehre Mohammeds Elemente, auf die wir nun näher eingehen werden.

Der Koran ist neben der Bibel und der Avesta des Zarathustra monotheistisch. Das Wort Koran – arabisch Kurán – bedeutet: das oft zu lesende Buch und geht auf die hebräische Wurzel „kara“ = lesen – zurück. Islam bedeutet Friede und Gottergebenheit.

Die kriegerische Ausbreitung des Islam straft dies zwar genauso Lügen, wie die des Christentums, aber die Erklärung finden wir in den Worten des Propheten Jesaia:

„Siehe, der Herr, Jehova, kommt als ein Starker und sein Arm übt Herrschaft für ihn;

siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung geht vor ihm her.“ (Jes. 40/10)

Es liegen der äußeren und machtvollen Entwicklung des Islam nur diejenigen Elemente zu Grunde, durch die auch das Christentum im Abendland empor gestiegen ist: die Offenbarungen aus der Wurzel Israels.

Doch ist gleich der katholischen Kirche auch der Islam in Tradition, hierarchische Strukturen und in Kult erstarrt. Davon zeugen die Vorschriften der Hadith, der Überlieferung und der Sunna, die Erzählung, die sich an die Lehre Mohammeds anschließen.

Stellen wir nun einige vergleichende Überlegungen an Hand der Bibel und des Korans an. Da lautet ein Ausspruch Jesu über die Schriftgelehrten:

„Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun´s nicht.“ (Matth. 23/2-3)

Im Koran sprechen die Verführten zu ihren Verführern:

„Ihr kamt von der rechten Hand mit falschen Eiden! Diese aber antworteten: Ihr wollt keine Gläubigen sein; wir hatten ja keine Macht, euch zu zwingen; nein, ihre wart Menschen, die aus eigenem Antrieb sündigten!“

(Sure 37/29-31)

Da die Blindenleiter und Irreführenden ihrem eigenen Innern folgen, indem sie nicht tun, was sie sagen, ist dem Gläubigen im Halten dessen, was sie sagen ( den Geboten Gottes ), die Fähigkeit gegeben, zu einer höheren Erkenntnis zu gelangen. Darum spricht der Prophet Jeremia das aus, was die Irreführenden in ihren Herzen reden:

„Wir verschulden uns nicht, weil sie gegen Jahwe, die Erwartung ihrer Väter, die Wohnung der Gerechtigkeit, gesündigt haben.“ (Jerem. 50/6-7)

Daraus wird ersichtlich, wie die Feinde Gottes und der Gläubigen, das Wort Gottes als Vorwand gebrauchend, den Dienst der Finsternis und Verdammnis vollziehen. Woraus am Ende aber dann doch das Heil hervor treten wird durch die, welche die Worte tun, die jene zum Vorwand genommen haben. Über sie, die Blindenleiter spricht der Koran vortrefflich:

„Seht ihr denn nicht, dass Allah alles, was in den Himmeln und was auf Erden ist, zu eurem Dienst gezwungen und dass er seine Gnade äußerlich und innerlich über euch ausgegossen hat?

Und dennoch gibt es Menschen, welche ohne Erkenntnis, ohne Leitung und ohne erleuchtende Schriften über Allah streiten.

Wird zu ihnen gesagt: Folgt doch der Offenbarung Allahs, so antworten sie:

Wir folgen nur den Lehren, die wir bei unseren Vätern vorgefunden.

Wie aber, wenn der Satan dadurch sie zur Höllenstrafe rufen will?

Wer sich aber ganz Allah ergibt und das Gute tut, der hält sich an eine feste Stütze;

denn bei Allah ist das Ende aller Dinge.“ (Sure 31/21-23)

Das Ende der Dinge ist die Erkenntnis Gottes und das Reich.

Hierbei wird deutlich, dass von Gott alles, auch das Böse kommt. Nicht aber weil Gott es will, sondern weil es geschehen muss. Dies ist auch der Grundakkord der heiligen Schrift.

Der Prophet Jesaja spricht:

„Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer anbläst und die Waffen hervorbringt, seinem Handwerk gemäß; und ich habe den Verderber geschaffen, um zu zerstören. Keiner Waffe, die wider dich (Israel) gebildet ist, soll es gelingen; und jeder Zunge, die vor Gericht wider dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte Jehovas und ihre Gerechtigkeit von mir aus, spricht Jehova.“ (Jes. 54/16.17)

Durch die Wirkung des Dienstes der Verdammung, kommt die Schöpfung in derartige Bedrängnis und so nahe an den Untergang, dass sie sehnsüchtig derer hart, die zum Dienst des Heiles tauglich gefunden werden:

„Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden (nicht mit Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, dass auch selbst die Schöpfung freigemacht wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Kinder Gottes.“ (Römer 8/19-21)

Die Schöpfung ist um deretwillen unterworfen, die im Irrtum über sich selbst mit den Offenbarungen Gottes die Welt an sich reißen, um Eitles und Nichtiges schaffend, die lebendige Schöpfung zu verderben.

In Nichtigkeit durch den Dienst der Blindenleiter verwandelt, wird sie, weil das Leben stärker ist als der Tod, von Gott aus der Nichtigkeit gerufen. Diese Wiedergeburt oder Auferstehung schafft dann die endgültige Scheidung zwischen wahren und falschen Gottesdienern, weil sie zugleich den zweiten Tod über die bringen wird, welche die Schöpfung in den ersten Tod gebracht haben, indem sie dem Auferstandenen nicht glaubten. Dazu sagt der Koran:

„Bei Allah, nur wenig fehlte, und du hättest mich in’s Verderben gestürzt. Hätte nicht die Gnade meines Herrn mich bewahrt, ich wäre auch einer jener, die der ewigen Strafe überliefert sind. Erleiden wir nicht außer unserem ersten Tod für Schuld einen zweiten ewigen Tod oder Strafe?“ (Sure 37/57-60)

Wenn, und dies sei uns als Feststellung erlaubt, der Koran in der Tiefe, Breite und Länge nicht die Fülle, sondern nur Elemente der Bibel besitzt, dann ist zu bedenken, dass der Prophet Mohammed traditionslos und nicht der Prophet eines Bundesvolkes ist, sondern ein einzeln Herausgerufener, der, gleich Zarathustra einen bestimmten Dienst im Plane Gottes hat.

Irgendwo haben wir gesagt, dass der Islam wider das Christentum gerufen ward, um der Ungerechtigkeit im Namen Christi einen Riegel vorzuschieben. Ja, zu solchem Tun setzt Gott nicht die Seinen ein, sondern jene, die dabei sind, seinem Heilswillen entgegen zu treten, wie zum Beispiel Paulus. Und dazu auch diejenigen, die nicht durch die Türe des Gehorsams eingegangen sind. Von ihnen sagt Jesus:

„Wer nicht durch die Tür in den Hof der Schafe eingeht, sondern anderswo hinübersteigt, der ist ein Dieb und Räuber.“ (Joh. 10/1)

Es kann hier nicht der ganze Koran zu Worte kommen, doch wird das Wenige Anreiz zum Weiterforschen geben, dem, der die Worte Gottes nach gutem Sinn gebraucht, die Finsternis durchstoßend, aus der ihm Gott wahrhaftig entgegenkommen wird.

Als Abschluss ein Wort über die neue Schöpfung, die Auferstehung aus dem Gericht, das die Sehenden blind und die Blinden sehend macht. (Joh. 9/39)

„Übereile dich nicht mit dem Koran, bevor nicht die Offenbarung derselben für dich vollendet ist, und spreche: Herr, vermehre meine Erkenntnis.“

„Allah sprach: Hinweg von hier allesamt, und einer sei des anderen Feind. Doch es soll euch eine Leitung von mir zuteil werden, und wer nun dieser meiner Leitung folgt, der wird weder irren noch unglücklich sein. Wer sich aber von meiner Ermahnung abwendet, der soll ein unglückliches Leben führen, und wir wollen ihn am Tag der Auferstehung blind vor uns erscheinen lassen.

Er wird dann sagen: O mein Herr, warum lässt du mich blind erscheinen, da ich doch sonst sehend war?

Allah aber wird antworten: Deshalb, weil unsere Zeichen dir geworden, die du aber vergessen hast, und darum sollst du nun heut auch vergessen werden.“

„ Denn die Ungläubigen sagen:

Wenn er nicht mit einem Wunderzeichen von seinem Herrn kommt, dann glauben wir nicht.“ (Sure 20; 50 und 53; Offb. 21/1; 1.Korin. 15/47)

Darum bewahrheitet sich an ihnen die angedrohte Strafe. Sind wir etwa ermattet durch die erste Schöpfung? Und dennoch zweifeln sie an einer neuen Schöpfung (Auferstehung), durch die Gott eine zweite Schöpfung bewirken wird.



Das Christentum



Die Entwicklung des Christentums geht auf den Kreis der Apostel zurück und den Auftrag hatte: „Gehet hin in alle Welt und lehret die Völker.“

Den größten Anteil an der Verbreitung der Lehre Jesu hatte der einstige Widersacher ihrer Gemeinden, Paulus.

Aus dem Wunder um Paulus Bekehrung wuchs der Wunderbaum des Christentums, der die ursprüngliche Linie Christi bis heute überschattet, weil er nicht geradlinig in die Höhe unserer Zeitrechnung empor gewachsen ist, sondern seit dem Ende der Apostelgeschichte jäh unterbrochen ward.

Der Grund dieser Unterbrechung ist nicht in der Schuld der Christenverfolgungen zu suchen, sondern einzig und allein in der Verwandlung der Lehrmeinung der Urgemeinde durch das Eindringen falscher Lehrer und Apostel, wie dies besonders während des Konzils zu Nikäa im Jahre 325 deutlich geworden war.

Diese sind aber eingedrungen, um die sie enthüllende Offenbarung Gottes zu verdunkeln und sich selbst dabei zu bedecken.

Die völlige Inbesitznahme der Lehrgewalt durch falsche Apostel ist allerdings historisch (noch) nicht nachweisbar, sondern nur durch die Erkenntnis, die an den Sinn der wahren Apostel anknüpfen kann. Das Anknüpfen ist die Erinnerung an das, was die Urgemeinde vom Evangelium und unter dem – durch die Apostel – vermittelten Wort verstand.

Wer nicht an den Sinn der Urgemeinde anzuknüpfen vermag, hängt an den Lehren und Auslegungen derer, die nach dem Tode der Apostel die Gemeinden und das Reich an sich gerissen haben, wodurch der Faden der wahren Überlieferung gerissen ist.

Das ist auch der Grund, warum das Leben der Apostel Paulus und Petrus und auch all der anderen, historisch noch im Dunkel verläuft und (bis heute) keinerlei Schriften gefunden werden konnten, die uns die weitere Entwicklung der Urgemeinden klar vor Augen geführt hätte.

Auch die durch die Kirche verbreiteten Versionen über die Todesart der Apostel Paulus und Petrus sind nur Behauptungen, welche durch keinerlei geschichtliche Zeugnisse belegt werden können.

Über das Eindringen falscher Lehren schon zu Beginn der Urgemeinde, haben wir in den Briefen der Apostel deutliche Hinweise. So heißt es im dritten Brief des Johannes:

„Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrophes, der gern unter ihnen der erste sein will, nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will ich seiner Werke gedenken, die er tut, indem er mit bösen Worten wider uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Versammlung.“ (3.Joh. 9-10)

Und Paulus schreibt im Brief an Titus:

„...anhangend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, auf dass er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen.

Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muss, welche ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes lehren, was sich nicht geziemt.“ (Titus 1/9-11)

Im Brief an die Galater befindet sich eine besonders bezeichnende Stelle:

„Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage? Sie eifern um euch nicht gut, sondern sie wollen euch ausschließen, auf dass ihr um sie eifert. Ich wundere mich, dass ihr so schnell von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium umwendet, welches kein anderes ist; nur das etliche sind, die euch verwirren und das Evangelium verkehren wollen.“ (Gal. 1/6-7 u. 4/16-17)

Im Römerbrief ermahnt Paulus die Gemeinde folgendermaßen:

„Ich ermahne euch aber, Brüder, dass ihr Acht habet auf die, welche Zwiespalt und Ärgernisse anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauche, und durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.“ (Römer 16/17-18)

Als Abschluss noch ein Zitat aus dem zweiten Petrusbrief, worin uns noch einmal vor Augen geführt wird, wie die Entwicklung von Anbeginn von solchen gestört wurde, die mit ihren Auslegungen die ersten Plätze einzunehmen suchten:

„Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2. Petr. 3/15-16)

Statt, nachdem sie ihren Sinn geändert, die Völker aufzurufen desgleichen zu tun, um damit den Erben des Reiches in Frieden entgegen zu kommen, haben sie durch Wegnahme des Reiches die Lehre und die angebahnte Heilsgeschichte umgedreht, so dass sie, die Gewaltigen und Angesehenen der griechisch-römischen Geisteswelt, ihren früheren Ungerechtigkeiten eine neue Ungerechtigkeit hinzu fügten.

Diese Ungerechtigkeit wurde zur Geschichte des Christentums, das sich auf der Wurzel Paulus erhob. Dabei ist die Gerechtigkeit gebunden durch Unwissenheit und Unkenntnis geistiger Entstehungen. Wobei bis zur Vollkommenheit der Erkenntnis Gottes, Gott, die Wahrheit, Israel und der Christus in Ungerechtigkeit stellvertretend sind, auf Grund von angemaßter apostolischer Tradition.

Über die Zeichen Christi ihre Zeichen setzend, wurde die Kirche zu einer Doppelpforte, indem sie die Pforte der Völker –nämlich Israel– an sich riss, so dass alle kommenden Generationen hindurch ziehen mussten. Darüber schreibt Hesekiel:

„So spricht Tyrus über Jerusalem:

Haha, zerbrochen ist die Pforte der Völker;

sie hat sich mir zugewandt;

ich werde erfüllt werden, sie ist verwüstet!“

(Hesek. 26/2)

Dadurch wurden sie aber zu Gerichtshelfern Gottes. Doch das Gericht verläuft im Dunkel; denn Kirchengeschichte ist Gericht in Finsternis, worin das Licht der Erlösung mit eingeschlossen ist. Als Gerichtshelfer Gottes sind sie Erben der Sünde, den Lohn der Ungerechtigkeit empfangend. Dies ist auch der Lohn der Sünde.

Den Lohn der Sünde liebend, legen sie die Sünde zum ständigen Anlass vor das Volk, um es darin zu behalten und mithin ihr Dasein und ihre Macht. Darum entwickelte sich im christlichen Gewande die Sünde mehr und mehr, dabei Gott in Erinnerung kommend und seiner letzten Offenbarung dienend.

Die Satzungen, welche die Kirche über die Satzungen und Gebote Christi stellte, sind die Last dieser Welt. Weil dadurch eine Lebensmühe entstand, die nur der Lebendige trägt und tragen kann, so dass zum Leben kommt, was aus sich selbst nicht leben kann und stirbt, was leben sollte. (s. h. Hesek. 13/18-19)

Aber die zunehmende Erkenntnis – die unterschwellig im Volke heran wächst -, sowie die Gerichte nehmen die Last von den Lebendigen und bringen sie auf die Urheber zurück, diese und ihren Anhang zerstörend und die Bedrückten befreiend.

Die geschichtliche Um- und Ausgestaltung dieses Geheimnisses wird nun in groben Umrissen dargelegt.

Vom sechsten Jahrhundert an beginnt auf Betreiben Papst Gregors I. die Mission der Angelsachsen. Ein Mönch namens Augustinus gründet das Erzbistum Canterbury und durch Gewinnung ihres Königs Adilbert fallen die Angelsachsen ohne Gewalt Rom zu.

Zu Beginn des siebten Jahrhunderts macht sich eine ständig zunehmende Radikalisierung gegenüber der jüdischen Religion – die offiziell zugelassen ist – bemerkbar. Im Jahre 613 verfügt der Westgotenkönig Sisebuth die Zwangstaufe aller spanischen Juden. In Frankreich erleiden sie 629 das gleiche Schicksal. Nur die große Judengemeinde Babyloniens lebte im Großen und Ganzen in günstigeren Verhältnissen, weil die Sassanidenführer duldsamer waren, als die Usurpatoren der christlichen Kirche.

In Spanien bringt erst die Herrschaft der Muslime eine fühlbare Erleichterung vom christlichen Joch und es kommt zu einem deutlichen Aufschwung jüdischen Lebens. Das Glück dauert aber gerade mal solange, bis im elften Jahrhundert die spanischen Lande wieder unter christliche Macht geraten sind.

In der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts kommen angelsächsische Missionare nach Germanien. Erster und bekanntester ist Winfried, der spätere Erzbischof von Mainz, genannt Bonifacius.

Von 718 an zieht dieser ehrgeizige Mönch durch die germanischen Lande, das römisch-christliche Heil verkündend. Es entstehen Bischofssitze in Regensburg, Freising, Salzburg und Passau.

Die größte Sorge Bonifacius ist die Einverleibung des Frankenreiches in den päpstlichen Schoß, welches unter Karl Martell eine eigene Kirchenpolitik betreibt. Denn obschon im Jahre 496 n. Chr. – nach dem Sieg über die Alemannen – die Franken unter Chlodwig I. zum athanasischen Glauben übergetreten sind, verfallen die dort eingerichteten Kirchenorganisationen mehr und mehr dem Heidentum. Ihr Verfall verläuft parallel mit dem Untergang des merowingischen Königtums. Was als natürliche Folge der Politik Chlodwigs I. zu werten ist, dessen Ziel nach dem Übertritt zum katholischen Glauben die Errichtung eines neuen Westreiches unter der Herrschaft der Franken gewesen war.

Mit dem Namen Christi Politik zu betreiben, zieht eine Unmenge an Verwicklungen nach sich, weil Christus eben nicht dazu zu gebrauchen ist, wozu sie ihn zu gebrauchen dachten. So bedeutete der Übertritt der Franken zum katholischen Glauben einen schweren Anschlag wider das arianische Gotentum, welches in Italien unter der Herrschaft Theoderichs des Großen, des sagenhaften Dietrich von Bern, ein blühendes Reich errichtet hatte, das trotz seiner widersprüchlichen Lehrmeinung den Papst in Rom unterstützt und toleriert.

Chlodwig erweitert die Kluft zwischen Athanasiern und Arianern für seine politischen Interessen, die aber wiederum unvereinbar waren mit den Zielen Roms und Byzanz. Denn Papst Johann träumt von einem Reich unter der Herrschaft Roms, aber Byzanz auch, doch unter eigener Regie.

Diese Verquickung der Interessen führen im weiteren Verlauf zur Vernichtung der Goten in Italien und zur Vorherrschaft Ostroms. Da auch die Langobarden ihre Blicke auf das Ducates Romanum – dem späteren Kirchenstaat – werfen, wird das Papsttum zu einer einsamen Insel in Italien.

Aus dieser bedrängten Lage heraus, wendet sich das Oberhaupt der Kirche nach dem Westen, Hilfe von den Franken erhoffend. Doch hat der zu dieser Zeit in Frankreich regierende Karl Martell (720-741) alle Hände voll zu tun, um sich gegen den Einfall der Araber aus Spanien zu wehren. Um die dazu benötigten Mittel zu beschaffen, zieht er die Besitzungen der Kirche ein.

Die römische Kirche – gespalten und uneins – sucht weltliche Hilfe bei bereits missionierten Völkern, die sich selbst kaum ihrer äußeren und inneren Feinde erwehren können.

Doch gelingt es Karl Martell im Jahre 732 die Araber bei Tours und Poitiers zu schlagen und so das Abendland vor dem Ansturm der Muslime zu bewahren.

Da sich aber Karl Martell weiterhin den Bestrebungen Bonifacius widersetzt, bleibt diesem nur die Hoffnung auf die Söhne Pippin und Karlmann, die eine umfassende klösterliche Erziehung erhalten haben.

Darüber urteilt die Offenbarung Johannes:

„Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf den vielen Wassern sitzt, mit welcher die Könige der Erde Hurerei getrieben haben; und die auf der Erde wohnen, sind trunken geworden von dem Weine ihrer Hurerei.“ (Offbg. 17/1-2)

In der Tat erweist sich König Pippin nach dem Tode seines Vaters als starker Arm der karolingischen Schutzmacht und eilt dem – von den Langobarden bedrängten – Papst zu Hilfe, die er im Jahre 754 und 756 besiegt. Dann erneuert und befestigt er das weltliche Herrschaftsgebiet des Papstes, wodurch auch dieser seinen weltpolitischen Zielen näher gekommen zu sein scheint.

Zur Begründung der universalen Ansprüche der Kirche, schreckt man auch nicht vor einer Urkundenfälschung zurück, die als konstantinische Schenkung in die Geschichte eingegangen ist und wonach angeblich Konstantin der Große, Papst Sylvester Rom und die Westhälfte des Reiches übertrug.

Unter dem Sohne Pippins –Karl dem Großen– werden die inzwischen wieder erstarkten Langobarden endgültig unterworfen, nachdem Papst Hadrian ihn um Hilfe gerufen hatte.

Um den ständigen Grenzkämpfen mit den Sachsen ein Ende zu bereiten, entschließt sich Karl, Sachsen seinem Imperium einzuverleiben. Die Kämpfe enden mit der Taufe Widukinds – dem Herzog der Sachsen - im Jahre 785, worauf die Bistümer Bremen, Verden, Minden, Münster und Paderborn entstehen.

Wo die Franken marschieren, da siegt das Christentum.

Kirche und Geistlichkeit werden von nun an durch harte Blutgesetze geschützt und gesichert, woraus wir Auszüge wiedergeben:

„Wenn einer gewaltsam in eine Kirche eindringt und ihr etwas raubt, stiehlt, oder die Kirche in Brand setzt, so sterbe er des Todes.

Wenn einer das heilige vierzigtägige Fasten aus Missachtung des Christentums nicht hält und Fleisch isst, so sterbe er des Todes.

Jedoch soll der Priester darüber urteilen, ob ihn nicht etwa die Not dazu gebracht hat, Fleisch zu essen.

Wenn einer den Leib eines verstorbenen Menschen nach heidnischem Brauch durchs Feuer verzehren lässt und seine Gebeine zu Asche verbrennt, so soll er mit dem Tode bestraft werden.

Wenn einer hinfort im Volk der Sachsen ungetauft sich verstecken und sich unter ihnen verbergen will, zur Taufe zu kommen unterlässt und Heide bleiben will, der soll des Todes sterben.

Wenn einer mit Heiden einen Anschlag gegen Christen macht, oder mit jenen in Feindschaft gegen die Christen verharren will, der soll des Todes sterben.

Zu einer jeden Kirche sollen die zu ihr gehörigen Glaubensbewohner einen Hof und zwei Morgen Land geben, und auf je 120 Menschen, Adlige, Freie und ebenso Liten (Halbfreie) sollen die dieser Kirche einen Knecht und eine Magd zuteilen.

Ebenso wird mit Christi Segen beschlossen, dass die königliche Schatzkammer den zehnten Teil den Kirchen und Priestern gebe.

Ebenso bestimmen wir nach Gottes Gebot, dass alle den zehnten ihres Eigentums und der Arbeit ihren Kirchen und Priestern geben; die Adligen wie die Freien und ebenso die Liten.“ (Mon. Germ. hist.) (h. lese man auch Jesaja Kap. 58 und Esther 1/8)

An dieser Stelle fügen wir einen Text aus der Offenbarung 13/15-17 ein:

„Und es wurde ihm gegeben, dem Bilde des Tieres Odem zu geben, auf dass das Bild des Tieres auch redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und das niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.“

(Auch hier wieder ein unübersehbarer Hinweis auf „Strichcode“, bargeldlose Zahlung und uneingeschränkte Kontrolle des Menschen, wie wir sie auch bei Jan van Helsings und in anderen Büchern finden)

In den Jahren 791-805 zerstörte Karl das Reich der Awaren, gründet 796 die Ostmark, macht sich Böhmen tributpflichtig und befriedet die Liutizen und Sorben. Um 804 erlischt der letzte Wiederstand der Sachsen.

Karl ist Erbe der Imperatoren.

Doch spielt man bei der Krönung Karl des Großen durch Papst Leo II. wieder die päpstliche Rolle der höheren und größeren Gewalt nach vorne, indem man die Krönung als Investur auffasst. Diesen Anspruch – von sich aus weltliche Macht zu verleihen – anerkannte Karl jedoch nicht und setzte darum seinem Sohn Ludwig die Krone selbst auf das Haupt.

„Gegen Ende seines Lebens, als er schon sehr gebeugt war durch Alter und Krankheit, berief er seinen Sohn Ludwig, den König von Aquitanien (zwischen Pyrenäen und der Garonne) zu sich und erklärte ihm in feierlicher Versammlung der Großen aus dem ganzen Frankenreich mit aller Beistimmung zum Mitregenten im ganzen Reich und zum Erben des kaiserlichen Namens, setzte ihm das Diadem auf das Haupt und befahl, ihn Kaiser und Augustus zu nennen. Es wurde dies von allen Anwesenden mit großem Beifall aufgenommen.“ (Einhard; „Leben Karls d. Großen)

Auch Ludwig stützte sich auf die Kirche; doch kommt es wegen Erbstreitigkeiten bald zum Kampf der Söhne gegen den Vater, nach dessen Tod der Streit unter den Söhnen weitergeht. Das Reich beginnt auseinander zu fallen und unter anarchistischen Zuständen beginnt ab 843 die deutsche und französische Geschichte.

Um 863 sendet Byzanz zur Missionierung der Slawen die Slawenapostel Cyrillus und Methodius aus.

Wegen der Aufteilung des karolingischen Reiches gelingt es den Normannen die Grenzen zu überschreiten. Die Waräger (Schweden) gründen das russische Reich und machen sich Polen tributpflichtig.

966 nehmen die Polen das Christentum an und 988 folgt das russische Reich.

In Deutschland zeichnen sich die Anfänge geistlicher Fürstentümer ab. Doch bleibt unter Otto I. (936-973) die Vorrangstellung der Krone über den geistlichen Stuhl bestehen. Otto ist auch die Ordnung der verworrenen Verhältnisse Italiens und des Papsttums zu danken, was die Römer und den Papst zum Schwur des Treueides zwingt.

Die Krönung Otto I. im Jahre 962 macht Deutschland zur Vormacht des christlichen Abendlandes. Doch wurden dadurch den nationalen Selbstständigkeitsbestrebungen keine Grenzen mehr gesetzt und die Idee von einem geeinten Reich christlicher Prägung wird übertönt vom Waffengeklirr der Heere.

Die Ungarn stehen auf und im übrigen Reich toben Aufstände. In Italien wird Otto I. von den Sarazenen schwer geschlagen, der Osten ist in Bewegung geraten und löst sich vom Reich. Es entstehen die Bistümer Gnesen, Breslau, Krakau, Kelberg unter Herzog Boleslaw Chroby von Polen, die eine eigene nationalkirchliche Organisation sind und sich der Beeinflussung der deutschen Kirche entziehen. 1024 wird Boleslaw Chroby König.

Auch das Erzbistum Gran in Ungarn unter Stephan I. dem Heiligen, löst sich aus der deutschen Vormundschaft.

Erst unter Heinrich III. (1039-1056) konnten die Grenzen und die Oberhoheit in Böhmen, der bayerischen Ostmark und Ungarn wieder hergestellt werden, wobei auch die Kirche der Krone dienstbar blieb.

Heinrich setzte auf der Synode zu Sutri (1046) sogar die streitenden Päpste ab und machte nacheinander vier Reichsbischöfe zu Häuptern der Christenheit, darunter auch seinen Vetter Leo IX.

Doch mit Leo IX. glitt die Macht des Papsttums aus den Händen des Kaisers, da gerade dieser Vetter ein Anhänger der clunicanischen Reformbewegung war, die sich die Wiederherstellung der Klosterzucht und die Unabhängigkeit der reformierten Klöster von jeder weltlichen Gewalt zum Ziele gesetzt hat. Desgleichen traten die Verbesserer für die Ehelosigkeit (Zölibat) der Priester und gegen den Empfang geistlicher Würden für Geld (Simonie) ein. Ebenso wollte man die Beseitigung der als Simonie aufgefassten Laieninvestur (Einsetzung eines Geistlichen in sein Amt durch einen Laien).

Indem Heinrich III. einen Anhänger dieser kirchlichen Erneuerungsbewegung auf den Thron brachte, gefährdete er das eigene ottonische Reichskirchensystem und führte so unversehens einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte herbei.

Wieder kommt es zum Kampf gegen die Einflussnahme Papst und Kaiser.

Unter Gregor VII. (1073-1085) erreichen der Einfluss und die Macht der Kirche Roms einen Höhepunkt, der sich an den 27 Grundsätzen, welche die Vorrangstellung des Papstes sichern, ablesen lässt:



  1. Die römische Kirche ist von Gott dem Herrn allein begründet worden
  2. Nur der römische Bischof heißt der allgemeine
  3. Er allein kann Bischöfe absetzen und wieder einsetzen
  4. Sein Gesandter ist allen Bischöfen auf dem Konzil vorgesetzt, auch wenn er geringeren Ranges ist, und er kann über sie das Urteil der Absetzung sprechen
  5. Abwesende vermag der Papst abzusetzen
  6. Mit denen, die er in den Bann getan hat, soll man unter anderem auch nicht in demselben Haus weilen
  7. Ihm allein ist es gestattet, wenn es die Zeit erfordert, neue Gesetze zu geben, neue Gemeinden zu bilden, aus einem Chorherrenstift eine Abtei zu machen und andererseits ein reiches Bistum zu teilen und arme Bistümer zusammen zu legen
  8. Er allein kann sich der kaiserlichen Insignien bedienen
  9. Alle Fürsten küssen die Füße nur des Papstes
  10. Sein Name allein wir in den Kirchen (beim Gebet) genannt
  11. Diesen Namen gibt es nur einmal in der Welt
  12. Ihm allein ist es erlaubt, Kaiser abzusetzen
  13. Ihm allein ist es gestattet, falls die Notwendigkeit dazu zwingt, Bischöfe von einem Sitz nach einem anderen zu versetzen
  14. Er kann einen Geistlichen von jeder Kirche senden, wohin er will
  15. Der von ihm Eingesetzte kann wohl einer anderen Kirche vorstehen, darf aber nicht Vasall sein; und er darf auch nicht von einem Bischof einen höheren Rang annehmen
  16. Keine Synode darf ohne seine Einwilligung eine allgemeine genannt werden
  17. Kein Gesetz und kein Kirchengesetzbuch hat ohne seine Genehmigung Gültigkeit
  18. Seine Entscheidung darf keiner antasten und er allein kann die Entscheidung aller verwerfen
  19. Er selbst darf von keinem gerichtet werden
  20. Niemand erlaube sich, einen zu verurteilen, der beim apostolischen Stuhl Berufung einlegt
  21. Die wichtigeren Angelegenheiten einer jeden Kirche müssen ihm (dem päpstlichen Stuhl) übertragen werden
  22. Die römische Kirche hat sich nie geirrt und wird sich auch nach dem Zeugnis der Schrift nie irren
  23. Der römische Bischof wird, wenn er nach kirchlichem Recht ordiniert ist, unzweifelhaft durch die Verdienste des heiligen Petrus heilig, wie der heilige Bischof Ennodius von Pavia (521 gest.) bezeugt, und dem stimmen viele heilige Väter zu, wie in den Dekreten des heiligen Papstes Symmachus (499) steht
  24. Mit seiner Einwilligung und Erlaubnis ist es den Untertanen gestattet, Klage zu erheben
  25. Er vermag ohne Zusammentritt einer Synode Bischöfe abzusetzen und wieder einzusetzen
  26. Niemand soll für einen Christen gehalten werden, der nicht mit der römischen Kirche übereinstimmt
  27. Er vermag die Untertanen von ihrer Treupflicht gegen Kirchenfeinde zu lösen

(Mirbt, übersetzt von Erler)

Das Blatt scheint sich zu wenden, als der Kaiser Heinrich IV. auf der Synode zu Worms (1076) den Papst von 26 deutschen Bischöfen absetzen lässt. Das Absetzungsschreiben lautet:

„Heinrich, von Gottes Gnaden König, an Hildebrand. Während ich bisher von Dir erwartete, was des Vaters ist, und Dir in allen Dingen gehorchte, worüber unsere Getreuen sehr ungehalten waren, erhielt ich von Dir einen Entgelt, wie er nur von dem gefährlichsten Feind unseres Lebens und Reiches zu erwarten war. Denn nachdem Du zuerst alle ererbte Ehre, die mir jener Stuhl schuldete, in übermütigem Unterfangen entrissen hast, gingest Du dann noch weiter und versuchtest, die Herrschaft über Italien mit den schlimmsten Machenschaften in andere Hände zu bringen. Damit nicht zufrieden, hast Du Dich nicht gefürchtet, Deine Hand zu legen (2.Samuelis 1,14) an die verehrungswürdigsten Bischöfe, die wie die liebsten Glieder mit uns vereinigt sind, und hast sie mit den hochmütigsten Beleidigungen und den bittersten Schmähungen gegen menschliches und göttliches Recht heimgesucht, wie sie selbst sagen.

Da ich das alles nachsichtig hingehen ließ, sahst Du das nicht für Nachsichtigkeit, sondern Feigheit an, wagtest deshalb, gegen das Haupt selber Dich zu erheben und ließest mir sagen, was Du weißt, nämlich um Deine Worte zu gebrauchen, dass Du entweder sterben oder Seele und Reich nehmen wolltest.

Diesen unerhörten Eigensinn glaubte ich nicht mit Worten, sondern durch die Tat niederschlagen zu müssen und hielt darum eine allgemeine Versammlung aller Reichsfürsten auf ihre Bitten hin ab. Als man dort das, was man bisher aus Scheu und Ehrfurcht verschwiegen hatte, offen darbrachte, da wurde durch die aufrichtigen Aussagen jener Leute, die Du aus ihrem Schreiben entnehmen kannst, öffentlich bekannt gemacht, dass Du auf keinen Fall auf dem päpstlichen Stuhl bleiben kannst.

Weil deren Spruch gerecht und vor Gott und den Menschen anerkennenswert schien, so stimmte auch ich zu und sprach Dir alles Recht der päpstlichen Gewalt ab, das Du zu besitzen schienst, und befehle Dir, vom römischen Thron zu steigen, dessen Schirmherrschaft mir Gott zuteilte und die Römer durch Schwur billigten, so dass sie mir zusteht.“

Der Papst antwortet mit der Exkommunikation und Absetzung Heinrich IV.

„...von Gott die Gewalt, zu binden und zu lösen im Himmel und auf Erden, anvertraut und verliehen worden. Auf diese Zuversicht also bauend, zur Ehre und zum Schutze deiner Kirche, widersage ich im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, kraft Deiner Macht und Gewalt, dem König Heinrich, Kaiser Heinrichs Sohn, der gegen Deine Kirche mit unerhörtem Hochmut sich erhoben hat, die Herrschaft über das gesamte Reich der Deutschen und Italiens und löse alle Christen von dem Band des Eides, welches sie ihm geleistet haben oder noch leisten werden, und ich untersage jedem, ihm fürder als einem König zu dienen...

Und so binde ich ihn im Vertrauen auf Dich, dass alle Völker es wissen und erkennen sollen, dass Du Petrus bist und dass auf Deine Felsen der Sohn des lebendigen Gottes seine Kirche gebaut hat und die Pforten der Hölle sie nicht überwinden werden (Matth. 16/18).“

(Mirbt; übersetzt von Krämer)

Aber durch Druck opponierender Fürsten wird Heinrich gezwungen, den berühmt gewordenen Gang nach Canossa anzutreten.

Heinrich nahm die schwere Demütigung auf sich und zog mit Frau und Kind dem Papst entgegen. Damit konnte er zwar sein Königtum retten, hatte aber dem Gottesgnadentum der Könige damit einen schweren Schlag versetzt.

Bald darauf kommt es in Deutschland zum Bürgerkrieg, der nach Unterwerfung durch Heinrich mit einem Feldzug nach Italien fortgesetzt wird. Es gelingt dem König die Eroberung Roms (1084) und den Papst abzusetzen. Der neu eingesetzte Gegenpapst Urban II. krönt Heinrich zum Kaiser, erreicht durch geschickte Diplomatie aber, dass Rom wieder in die Hand der Hochkirche gerät.

Wie die weltlichen Fürstentümer, sucht das Papsttum vor allem nach äußerer Macht und Einfluss, anstatt nach der Weise Jesu und seiner Jünger durch die Macht des Wortes.

So sieht der Papst in den mathildeschen Gütern, welche die Marktgräfin Mathilde von Tuscien der Kirche vermacht hat, in erster Linie einen wirksamen Schutz vor Angriffen aus dem Norden, denn sie reichen vom Kirchenstaat Roms bis zum Po.

Solcherlei strategische Überlegungen veranlassen Heinrichs Sohn, Heinrich V. (1106-1125), der durch List und Verrat seinen Vater zum Thronverzicht gezwungen hat, nach dem Tod der Marktgräfin das mathildesche Gut einzuziehen und die Schenkung als ungültig zu erklären.

Trotzdem gelingt es dem Papst zu Worms im Jahre 1122 ein Konkordat durchzufechten, welches Papst- und Kaisertum voneinander unabhängig macht und Italien und Burgund der Verfügung des Kaisers entzieht.

Inzwischen fand im Osten (1054) die letzte Begegnung des Patriarchen von Konstantinopel mit dem Legaten Roms, Humbert statt, wobei es zur entgültigen Trennung (Schisma) zwischen römisch-katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche kommt.

Das hindert jedoch Kaiser Alexius I. von Ostrom nicht, Papst Urban um Hilfe zu bitten, als er von seldschukischen Türken bedrängt wird. Der Papst ist dazu bereit, doch mit dem Hintergedanken, Ostrom wieder unter die Herrschaft des römischen Stuhles zu bringen.

Auf der Synode zu Clermont ruft Papst Urban im Jahre 1095 zum ersten Kreuzzug auf, dessen zuchtlose Vorauszüge zum Teil schon in Ungarn vernichtet werden. Darüber kommt es in Nordfrankreich und den Rhein- und Donaustädten zu Judenverfolgungen. Man glaubt einen Sündenbock gefunden zu haben.

Doch gelingt es dem Hauptzug der Kreuzfahrer im September 1099 Jerusalem einzunehmen, wobei man die gesamte jüdische Bevölkerung in den Synagogen niedermacht.

„Sofort durchzogen der Herzog und die Seinen in geschlossenen Gliedern, die Schwerter zückend und mit Schildern und Helmen gedeckt, die Straßen und Plätze der Stadt; alle Feinde die sie finden konnten, streckten sie mit der Schärfe des Schwertes nieder, ohne auf Alter oder Rang Rücksicht zu nehmen. Und es lagen überall so viele Erschlagene und solche Haufen abgehauener Köpfe umher, dass man keinen anderen Weg oder Durchgang mehr finden konnte als über Leichen. Und unsere Fürsten waren mit einer unermesslichen Menge Volkes, das, ohnedies mordlustig, nach dem Blute der Ungläubigen besonders dürstete... schon zur Mitte der Stadt gelangt.

Der größte Teil der Bevölkerung hatte sich nach dem Tempelhof geflüchtet, weil dieser in einem entfernten Teil der Stadt lag, auch mit einer Mauer, mit Türmen und starken Toren verwahrt war. Diese Flucht brachte den Leuten wahrlich keine Rettung. Die Fürsten drangen mit einer Menge von Reitern und Fußgängern hinein und stießen, was sie dort fanden, mit den Schwertern nieder, ohne jemanden zu schonen, und erfüllten alles mit Blut. Es geschah sicherlich nach gerechtem Urteil Gottes, dass die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Gebräuchen entweiht und dem gläubigen Volk entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigen und den Frevel mit ihrem Tod sühnen mussten...

Im Tempelbezirk sollen an die zehntausend Feinde ohne die in der Stadt mitzurechnen, umgekommen sein.

Der übrige Teil des Heeres zerstreute sich in die Stadt, zog alles, was sich verborgen hatte, wie das Vieh hervor und stieß sie alle nieder. Andere taten sich in Scharen zusammen und gingen in die Häuser, wo sie die Familienväter mit Frauen und Kindern und dem ganzen Gesinde herausrissen und töteten oder von den Dächern stürzten, dass sie den Hals brachen. Als endlich auf diese Weise die Ordnung in der Stadt hergestellt war, legten sie die Waffen nieder, wuschen sich die Hände, zogen reine Kleider an und gingen dann demütigen und zerknirschten Herzens, unter Seufzen und Weinen, mit bloßen Füßen, an dem ehrwürdigen Ort umher, welche der Erlöser durch seine Gegenwart heiligen und verherrlichen vermochte, und küssten sie mit großer Andacht. Bei der Kirche zu den Leiden und der Auferstehung des Herrn kamen ihnen dann das gläubige Volk der Stadt und der Klerus, welche beide seit so vielen Jahren ein unverschuldetes Joch getragen hatten, voll Dankes gegen ihren Erlöser, der ihnen wieder die Freiheit geschenkt, entgegen und geleiteten die unter Lobliedern und geistlichen Gesängen nach der Kirche.

(Wilhelm von Tyrus; Auszüge aus der Geschichte der Kreuzzüge; übersetzt von Kausler)

Kaum fünfzig Jahre später zieht wieder ein Kreuzzugsheer nach dem – von den Mohammedanern inzwischen wieder besetzten– Jerusalem.

Das von Deutschland und Frankreich zusammengestellte Heer wird aber vernichtend geschlagen. Auch der dritte Kreuzzug scheitert, doch erlaubt Saladin – Sultan Ägyptens – den Christen den Besuch Jerusalems zu friedlichen Zwecken. Auch durch die noch folgenden vier Kreuzzüge wird das eigentliche Ziel, die Angliederung der griechisch-orthodoxen Kirche, nicht erreicht, doch das Vordringen der Türken um 300 Jahre aufgehalten.

Dieser Misserfolg erschüttert das allgemeine Vertrauen zur Kirche und begünstigt das Entstehen von Ketzerbewegungen und die Verdrängung religiöser Interessen durch materielle und politische Ziele. Von hier an wird der Judenhass, der bisher nur vereinzelt auftrat, zu einem allgemeinen. Auch in Spanien werden die Juden von den arabischen Fürsten für schuldig befunden, am Niedergang und dem Zerfall der Gesellschaft.

In den Jahren zwischen 1209 und 1229 führt das christliche Abendland Kreuzzüge wider die Albigenser und Waldenser, wobei eine rücksichtslose Ausrottung Andersgläubiger betrieben wird und 20.000 Tote auf der Walstadt bleiben.

Die geistige Regsamkeit wendet sich ob solcher Gräuel immer mehr von der Religion ab und wissenschaftlichen, philosophischen Zielen und der weltlichen Dichtung zu. In der Politik kommt es zu nationalstaatlichen Entwicklungen. Doch erreicht äußerlich die Macht der Kirche unter dem Papst Innozenz III. einen glänzenden Höhepunkt.

Auf dem Lateralkonzil im Jahre 1215 legt man die Transsubstantiationslehre – die Umwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi – fest. Bibelübersetzungen in Nationalsprachen werden eingeschränkt und die Errichtung der Inquisition gegen Ketzer beschlossen.

Der zur Rückgewinnung der Ketzer gegründete Orden der Dominikaner ( Herrenhunde = Dominicane ) führt zu Ketzerverfolgungen unter Konrad von Marburg, dem Beichtvater der heiligen Elisabeth von Thüringen. Aber der Verfall der Kirche kann auch durch solche Maßnahmen nicht mehr aufgehalten werden und es kommt zu neuen Aufständen und Rebellion. Ein Ausspruch Innozenz unterstreicht dies vortrefflich:

„Das Schwert, das wir selbst geschmiedet, schlägt uns schwere Wunden.“

„Alle, die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen.“

(Matth. 26/52; außerdem Sacharja 13/7, Hesek. 14/21-23 u. Psalm 37/14-15)

Hohe Wellen schlägt der Kampf der Päpste gegen die Kaiser zurzeit Friedrich II., dem Enkel Barbarossas (1212-1250). Jahrzehntelang wird das Reich der Stauffer durch die blutigen Kämpfe der Chibellinen (kaiserlich) und Guelfen (päpstlich) unterhöhlt. Italien geht für die Deutschen verloren und zerfällt in Territorialstaaten.

Kirchliche Reformbewegungen führen im 12. Jahrhundert zur Gründung der ersten Universität für Theologie und Philosophie in Paris. Der gelehrte Hofkaplan König Ludwig des IX, des Heiligen, Robert de Sorbon, stellte der Universität ein großes Haus zur Verfügung, die spätere Sorbone.

Aber die damit gehegten Absichten der inneren Reformierung führen in Frankreich ins Gegenteil.

Philipp IV., der Schöne (1285-1314) stürzt die weltliche Herrschaft der Päpste und macht den Papst zu seinem Gefangenen. Unter seiner Regierung werden die großen Reichtümer des Templerordens mit Einwilligung des Papstes eingezogen und die Templer ermordet. Das Papsttum ist zum Werkzeug des französischen Königs geworden.

1339 stürzt Frankreich in den hundertjährigen Krieg mit England, aus dessen Kämpfen sowohl der englische, als auch der französische Adel geschwächt hervorgehen, sodass das englische Parlament zum Sprachrohr des Volkes werden kann. Das sind die ersten Anzeichen von Verschiebungen zu Gunsten des dritten Standes. Kaiser-, König- und Adeltum haben versagt und sind abgewirtschaftet.

Doch vorher erleiden die Franzosen erste Niederlagen und es kommt zu Aufständen der Bauernschaft, welche blutig unterdrückt werden. Ähnlich ergeht es dem Arbeiteraufstand in England. Der Krieg – bis zur Loire war Frankreich in den Händen der Briten – und die vielen inneren Unruhen, sowie die eifersüchtigen Fehden der Fürsten, drücken auf das Volk, welches immer mehr verarmt.

Da bekommt die sinkende Krone Frankreichs eine Helferin in der Gestalt Jean de Arc`s, der es zu verdanken ist, das Frankreich bestehen bleibt. Denn die Hand Gottes kann nicht abgezogen werden, von den Besitzern des Schatzes Israels, solange die Kinder Gottes noch nicht zur Erkenntnis gelangt sind. Gott kann den Ungerechten nicht vertilgen, wenn die Seinen noch nicht fähig sind, sein Reich zu errichten. Das ist der wahre Grund, warum den Verwaltern der Welt immer wieder Hilfen gegeben werden, wodurch ihre Verwaltungsherrschaft erhalten bleibt. Doch ist dies nicht Gottes Wille, sondern sein Widerwille. Dieser ist die Stütze der Ungerechtigkeit bis zum Tage der Entscheidung. Darüber schrieb der Apostel Paulus an die Römer:

„Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden (nicht mit Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, dass euch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (Römer 8/18-21)

Im Jahre 1290 werden die Juden aus Britanien vertrieben. Ihr Besitz verfällt der Krone.

Während der englische Adelskrieg zwischen den beiden Häusern Lancaster (rote Rose) und York (weiße Rose) von 1455-1485 mit dem Sieg Heinrich Tudors, Heinrich VII. endet, gewinnt Frankreich alle verlorenen Besitzungen zurück, so dass es noch einmal als geeinte Monarchie hervorgeht.

Inzwischen bröckeln die Gebiete des deutschen Reiches auseinander.

Nach der Verbrennung des Dr. Hus auf dem Konzil zu Konstanz (1415), erheben sich die Tschechen zu nationalen und religiösen Aufständen, die in den Jahren zwischen 1419 und 1436 zu Kriegszügen nach Schlesien, Sachsen, Thüringen, ja sogar bis an die Ostsee führen und die Länder verwüsten. Dem Kaiser Friedrich III. aus dem Hause Habsburg (1440-1493) geht Ungarn verloren und Westpreußen wird polnisches Land, Ostpreußen polnisches Lehen. Schleswig-Holstein marschiert von 1460 an mit Dänemark in Personalunion.

Bis zum Ende des vierzehnten Jahrhunderts ist die Heidenbekämpfung und Missionierung im Osten abgeschlossen und somit Hochziele der Kirche erreicht, doch hat sie viel von ihrem Ansehen verloren.

Allein die prächtige Hofhaltung des Papstes verschlingt soviel Geld, dass man daran geht, Befreiung von kirchlichen Geboten bezahlen zu lassen. Man beschließt den Erlass zeitlicher Strafen im Fegefeuer gegen Bezahlung von Geld und den Kreuzzugszehnten, sowie den Peterspfennig zum Bau des Petersdoms in Rom.

In den Jahren 1378 bis 1416 residieren zwei Päpste zu Avignon und Rom, die sich gegenseitig Bannflüche zusenden. 1409, auf dem Konzil zu Pisa, welches diese Streitigkeiten beilegen sollte, wählte man sogar einen dritten Papst. Erst durch das Konzil zu Konstanz wird diese Wirrnis durch die Neuwahl Martins V. zum Papst geklärt, jedoch ohne entscheidende Reformen durch zu setzen.

Ende des 15. Jahrhunderts erreichen die antijüdischen Umtriebe in Westeuropa einen derartigen Umfang, dass sich einige jüdische Gemeinschaften nur noch in Italien und Deutschland behaupten können.

Unter den katholischen Königen in Spanien kommt es zur Ausweisung aller Juden. An dem Tag, da Kolumbus (mit ziemlicher Sicherheit wohl selbst Jude) zu seiner Entdeckungsfahrt nach Amerika aufbrach, verließ der letzte Zug der Juden das Land. Die meisten von ihnen lassen sich im osmanischen Reich und in Polen nieder. Zum gleichen Zeitpunkt erhielt der skrupellose Alexander VI. aus dem Hause Borgia den päpstlichen Purpur. Ihm folgen Julius II. und Leo X. zwischen 1503 und 1521 nach.

Sie waren nur weltlich gesonnene Päpste, welche die Künste förderten, aber nichts wider die Missstände der Kirche und gegen die Erschütterung der christlichen Einheit unternahmen. In dieser religiösen und politischen Zerrissenheit war das Abendland nicht in der Lage, den im Osten vordringenden Osmanen Einhalt zu gebieten, um das Eindringen des Islam auf dem Balkan zu verhindern.

Mit dem Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 war dann auch das Ende des byzantinischen, einst oströmischen Reiches gekommen.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass aus der wachsenden Christianisierung, welcher die Völker mit mehr oder weniger Gewalt unterworfen waren, eine Quelle des Unheils und der Schrecken, der Zerschlagung des kaiserlichen, königlichen Standes und des Adels geworden war, deren Lasten die Völker zu tragen hatten.

Nicht die Einheit der Völker, geschweige denn der Frieden war die Folge der Annahme der Lehre Jesu, sondern Zerschmetterung der Gewalten und Mächte und dies bis heute.

Damit hat sich aber erfüllt, was Christus gesagt hat:

„Nicht um Frieden zu bringen bin ich gekommen, sondern das Schwert.“ (Matth. 10/34)

„Und wer mit dem Schwert tötet, wird durch das Schwert getötet werden.“ (Matth. 26/52)

Christus ist aber nicht Gericht nach der allgemeinen Vorstellung der Menschen, die glauben, er komme am Ende äußerlich sichtbar wie ein Feldherr mit seinem Heere, um Gericht auszuüben, sondern er wirkt Gericht durch diejenigen, die seinen Namen auf den Lippen, nicht aber im Herzen tragen und auf die das Volk schaut und sich von ihnen leiten lässt. So ist auch das Gericht äußerlich nicht sichtbar für den, der gerichtet werden soll, weil - Christus erkennen und sehen – die Entlassung aus dem Gericht ist.

Die Wahrheit im Besitz der Ungerechtigkeit – denn da wird sie zur Farce – wirkt das Gericht über Völker und Nationen und die heimtückische und heuchlerische Kirche und Religion ist ihr Mund. Darum hat sie bei der Verbreitung der Lehre Jesu und mit der Missionierung, den Völkern nicht das Heil und die Erlösung zuerst, sondern das Unheil als Gericht gebracht, wie es in den Annalen der Geschichte aufgeschrieben ist.

Doch ist in der Verbreitung und Missionierung auch das Heil, die Gnade und Erlösung für diejenigen, welche Christus nach dem guten Sinn annehmen und gebrauchen wollen.

Die ihn aber nach dem guten Sinn gebraucht haben, indem sie seine Worte in die Tat umsetzten, diese scheinen gar nicht existent zu sein vor der Masse derer, die ihn nur zum Scheine angenommen haben. Aber doch sind sie die Erben des guten Sinnes, welches aus den Trümmern des Reiches des üblen Sinnes herausbrechen wird.

Das Reich des guten Sinnes kann die Welt kaum oder (noch) nicht sehen, weil sie auf das schaut, was sie für Heil hält – was die Welt allerdings bis dato nicht heilen konnte -. Denn das Reich dieser Welt ist das Reich des Übels, des üblen Sinnes!

Und übel ist, was man für gut und weise, was man für gerecht und richtig hält. Denn was in den Augen der Menschen böse, verkehrt oder irrig ist, das halten sie sich sowieso fern, so dass daraus das Unheil nicht kommen könnte. Darum ist nicht dies die wahre Unterscheidung, was man für gut oder was man für böse hält, sondern was bei Gott gut oder böse ist.

Gut und Böse ist die Unterscheidung aus Eden, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, denn von seiner Frucht ist der Mensch sehend geworden und hat erkannt, dass er nackt ist. Und dies bis heute.

Diese Frucht ist zur Zwangsspeise der Völker geworden, denn wovon sollten sie denn essen, solange die neue Speise nicht fertig ist?

Darum sind sie spätestens (wobei „Erziehung bereits viel früher beginnt) beim Beginn der Schule unterteilt und beurteilt in solche, welche im Geiste nackt und welche bekleidet, sehend oder blind, flink oder lahm sind. Und dies alles in dem Geist, welchen der Mensch isst und trinkt. Von dieser Speise her kommt das Übel, da der Mensch davon ja lebt und stirbt; nämlich dem üblen Sinne auflebend und dem guten Sinne sterbend.

Wann wird darüber jemals Einsicht sein?

So ist die Kirchen- und Religionslehre noch kein reines Brot, welches zwar die Lehre Gottes enthält, aber vermischt und zubereitet mit den Ausscheidungen der Götter und des üblen Sinnes und den Satzungen des Zorns.

So erleben wir im Ausklingen des Mittelalters bis hin zur Reformation, die letzten entscheidenden Kämpfe der unwahrhaftigen Kirche, wider das – aus ihr hervor gegangene – Geschlecht der Götter und Gewalten, deren Bergungshort die Kirche ist.

Nicht der Mensch ist im Streit gegen sich selbst, sondern seine Götter, er aber trägt die Last dieser Kämpfe.

Da aber dieser Götterstreit um das Erbe Israels entbrannt ist, dessen Volk sie zu vernichten trachten, werden auch sie daran offenbar, weil Christus kein Gott ist wie sie.

Der Streit um Christus, in dem sie sich verbergen, verursacht das Dämmern der Götter in Wahrheit und Wirklichkeit, wovon uns der Mythos berichtet hat. Denn da die alten Götter Christus zu ihrer Bedeckung gebrauchen mussten – um vor ihren Völkern nicht offenbar zu werden -, war mit Christus die sich in Rom anbahnende Götterdämmerung unterbrochen, nicht aber verhindert.

Die Unterbrechung diente nur der Aufnahme der Lehre Jesu in den Kreis der Götter und erneuerte ihren verwelkenden Glanz. Da sie äußerlich zwar wie Christus glänzen, nicht aber so geworden sind, wird ihnen eine neuerliche Götterdämmerung zuteil, die nicht mehr nach der im Mythos berichteten Weise endet, sondern gewendet wird.

Die Wendung ist die Erinnerung an das, was in Christus schon aufgedeckt und erkannt worden ist, weil beim hervor dämmern der Götter auch die Ursache offenbar werden wird, welche sie zu Göttern gemacht hat. Was aber die Welt noch nicht erkennen kann und darf, solange die Erkennenden nicht vollkommen geworden sind.

Christus ward hingegeben und trägt die Sünden der Welt. Christus ist Sünder, weil er die Welt durch die zerstört, die ihn im üblen Sinne gebrauchend vertreten, die ihn aber im guten Sinne gebrauchen, aus denen tritt er als Erlöser und ohne Sünden hervor. (s. h. Hebr. 9/28)

Ja, wahrhaftig und wirklich ist Christus für die Sünder der Welt hingegeben, damit sie an ihm offenbar werden, jeder Sünder aber auch vor die Möglichkeit gestellt sei, sich zu reinigen nach dem Gebot, das er gegeben hat.

Nun haben aber die großen Sünder, die Götter der Welt, ihn sich zu einem Bergungshort gemacht, sein Erbe und Reich an sich reißend. In seinem Haus und seinem Reich sich an seinen Worten stoßend und reibend, weil es ein wahrhaftiges Wort ist, können sie sich dieses Reich nicht erhalten und es beginnt ihnen aus ihren Händen zu gleiten.

Diesen Vorgang sehen wir in der Geschichte der Kirchen, Religionen, wie auch in der Welt, worin Christi Zeugnis doch nichts als Streit und Hader bei denen verursacht, die in seinem Namen die Völker lehren. Wobei die Menschen natürlich mit in ihre Zwistigkeiten gezogen und daran mit zerstoßen werden.

Insgeheim haben die falschen Götter Christus dazu gebraucht, alle Glaubenden und auf Gott Hoffenden zu fangen, indem diese in ihnen die wahren Göttersöhne zu sehen meinten, so dass diese dadurch gestärkt, jene aber geschwächt worden sind.

Und so geschah und geschieht es immer noch, dass die Gehorsamen von den Ungehorsamen beraubt und bestohlen sind!

Denn der Erbe ist – solange er noch nicht mündig ist – unter die Verwalter gesetzt. Die Verwalter aber streiten um Macht, Ehre und Ansehen, weil sie ihnen nur auf Zeit, aber nicht auf ewig gegeben ist. (s.h.Galater 4/1-2)

Da die Gerechten und wahrhaft Gläubigen, treu dem Gebot, nicht streiten konnten, fiel den Streitenden ganz von selbst das Reich und Erbe Israels zu, worin sie sich aber als unwahrhaftige Erben zur Schau gestellt haben und schon offenbar geworden sind.

Ihnen ist die Verwaltung des Reiches gegeben, denn sie haben ja danach gedrängt, anstatt zu warten, dass sie ihnen gegeben wird. Darum dienen sie in Wahrheit der Verdammnis, Finsternis auf Erden verbreitend, bis die Kinder Gottes der Erkenntnis ihres Vaters teilhaftig geworden sind und damit erst der Schöpfungslauf vollendet ist. Die Erkenntnis Gottes geht der Wiederkunft Christi voraus und ist zugleich sein Kommen, wie es geschrieben steht:

„Nur das ist das Leben, dass ihr Gott erkennet und den er gesandt hat, Jesum Christum.“ (Joh. 3/17)



Von der Reformation zur Revolution



Wir sind nun in jenem Teil des Mittelalters angekommen, welches man das Hochmittelalter nennt, das ohne Übertreibung als Scheitelpunkt der Geschichte betrachtet werden kann.

War im Mittelalter der Steinzeit, dem mesolithischen in Mesopotamien, das Leben der Völker geprägt vom Turmbau zu Babel – dem Symbol der Religionen -, so ist das Hochmittelalter gekennzeichnet vom Sterben der Religion.

Von da an werden alle Gottes- und Weltvorstellungen nicht nur in Frage gestellt, sondern müssen auch langsam ungöttlichen und unreligiösen Anschauungen im Zeichen der Vernunft weichen.

Der Glaube stirbt und mit ihm das Bild, welches die Religion von Gott und der Welt gemacht hat, worin jahrhundertlang die Wünsche und Sehnsüchte der Menschheit die aushauchenden Kräfte gewesen sind, welche die Religion erbaut und zur ersten Macht im Volk und Staat gemacht haben; ein verkehrtes Dasein schaffend, worin Wünsche und Sehnsüchte den Umsatz der Welt voran treiben.

Der Durchbruch neuer Erkenntnisse in den Naturwissenschaften – wie eines Nicolaus Kopernikus und eines Galileo Galilei – zerteilten den Strom himmlischer Sehnsucht, Erwartung und Hoffnung und geben dem allgemeinen Leben neue Kraft in Zielvorstellungen, die sich immer mehr auf den Menschen, als das Maß aller Dinge verlagern. Der Glaube an den alleinigen Gott, worin man in der Welt stirbt, wird verdrängt durch den Glauben an Fortschritt und Vernunft, worin man Gott gestorben ist.

Die Wissenschaften, im Schoße der Kirche in das Abendland gebracht, von ihr selbst betrieben und gefördert, fallen ab und kehren sich wider sie; an das Gebäude der Kirche stürmend, dessen christliche Tradition sich damit nicht vereinbaren kann.

Um also das Erbe, das die Kirche an sich gerissen hat, zu erhalten, sah sich die Kirche vor die Entscheidung gestellt, das, was sie selbst hervor gebracht hatte, zu verurteilen und zu verdammen, weil sie sich sonst von den Kräften, welche die Sehnsüchte und Erwartungen der Menschen schaffen, abgeschnitten hätten und in Nichtigkeit vernichtet worden wären.

Durch solcherlei Überlegungen kam die Kirche in die allbekannten Konflikte mit der Wissenschaft und Forschung, woraus Ursachen zu späteren Rebellionen und Revolutionen entstanden, welche die Kirche in reaktionärem Absolutismus erstarren ließen. Die Folge war allmähliche Entweihung des Glaubens und die Erschütterung – des mit Religion und Kirche verstricktem – Königtums.

Weil also Christus – um es nochmals zu betonen – nicht zu dem Zwecke zu gebrauchen war, zu dem sie ihn gebraucht haben, hat das Evangelium aus ihrem eigenen Geschlecht ihnen Widersacher erweckt, die sich aus den Worten der Schrift Waffen gegen sie schmiedeten. Das Geschmiedete sind Auslegungen und Betrachtungsweisen, die den Streit im eigenen Lager fördern und vertiefen, so wie es uns aus der früheren dogmatisierenden Kirchengeschichte bekannt ist.

Zu einer fast tödlichen Krise kam es aber, als die Verweltlichung der Kirche den Zwang zur Reformierung aktualisierte und der Widerspruch zwischen der Lehre Jesu und dem Leben seiner Namensträger offenbar zu werden begann.

Die Widersprüche zu schließen war Absicht und Wille der Reformatoren, soweit sie das Evangelium im guten Sinne betrachteten. Die dadurch anstehenden inneren Veränderungen lösten dann jene gewaltigen Umwälzungen auf dem Schauplatz der Geschichte aus, wie wir es im Nachfolgenden noch aufzeigen wollen.

Während sich die versunkene Antike in Italien noch einmal zur höchsten Blüte, der Renaissance, entfaltet, ist Europa dabei, neue Erdteile der Welt zu entdecken und so seine Vorherrschaft zu stärken. Der Verlust der Glaubenseinheit lenkt die Hoffnung der Völker allmählich auf Humanismus und Renaissance, welche den Gesichtskreis und die Denkweise der europäischen Völker so entscheidend verändern, dass das Schicksal von Religion und Kirche als besiegelt erscheint.

Fürsten- und Bürgertum tritt immer mehr an die Stelle der Geistlichkeit, während die Bildungsgüter durch die Erfindung der Buchdruckerpresse in die breiteren Schichten der Völker gelangen.

Der Humanismus saugt die im Menschen liegenden Kräfte auf, freie Anschauung über Religion und vorurteilsfreie Arbeiten auf wissenschaftlichen Gebieten treiben den Fortschritt – den Tod dieser Welt – voran.

Starke Gegengewichte dieser humanistischen Ära finden wir in den Schriften Machiavellis (1469-1527), dessen Empfehlungen ohne jede Sittlichkeit sind.

„Zur Erreichung politischer Ziele kann und soll“, so nach Machiavelli „der Fürst mit List, Betrug und Gewalt herrschen.“

Dass solchen Leuten, die im üblen Sinn denken, nichts von Seiten der Kirche geschah – wie im Gegensatz zu jenen, die den guten Sinn liebten -, wirft ein bezeichnendes Licht auf die geistige Struktur der damaligen Welt, die doch von der Kirche geprägt war.

Wenn man dann weiter die Entwicklung des Humanismus als Folge der barbarischen Methoden des Christentums betrachtet, dann sind die von Machiavelli stark beeinflussten Herrsch- und Machtgewohnheiten der führenden Leute in den aufstrebenden Nationalstaaten – bar jeglichen humanitären Denkens – nur grotesker Rückfall in alte Gewohnheiten.

Damit erweist sich auch mehr und mehr, dass die Reformation vor allem der Aufdeckung des Risses dient, der mit dem Einbruch der verkehrten Gottesdiener im Heiligtum neu aufgebrochen war und von wo aus sich der Abfall in noch stärkerem Maße als bisher fortsetzt. Mit großer Bestürzung erlebt die Kirche die Loslösung ihrer Magd – der Philosophie – aus dem Schoß der Theologie.

Humanismus und Philosophie schmieden sich Waffen aus dem Evangelium durch Männer wie Erasmus, Giordano Bruno, Francis Bacon und vielen anderen, welche die Verbreitung des Geistes der Renaissance und der Reformation betreiben, während das Haupt der Kirche in drei Päpsten gespalten ist.

Ein Wiclif in Oxford und ein Dr. Hus in Prag machen von sich reden. Ein Araber namens Averees behauptet, dass es zweierlei Wahrheiten, eine für den Verstand und eine für den Glauben gäbe, dessen Lehre das Denken in Kreisen der Hochschullehrer beeinflusst.

1409 lässt Alexander V. die Verbreitung der Grundsätze Wiclifs verbieten, die gegen die Missstände des Papsttums, gegen Mönchswesen und Zölibat gerichtet sind. Bald darauf wird Hus exkommuniziert und im Jahre 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein Jahr später trifft das gleiche Schicksal seinen Freund und Mitstreiter Hyronimus von Prag.

Damit scheint nach katholischer Sicht die Hoheit des Glaubens wieder hergestellt zu sein. Doch führt der Tod der beiden Reformer zum Hussitenkrieg, der nicht nur Böhmen und Deutschland heimsucht, sondern auch die Besitztümer der Kirche verloren gehen lässt, die sich die Mächtigen im Lande anzueignen vermögen.

Auch in Frankreich verheert die Kriegsfurie die Fluren im Kampf gegen England. Während am 30. Mai 1431 die Jungfrau von Orleans von den Engländern verbrannt wird, erhebt sich im Osten der Islam drohend gegen die streitende Christenheit, die nicht fähig ist, die christliche Bastion am Bosporus, Konstantinopel zu verteidigen. Ja selbst hinter den Mauern, der von den Türken belagerten Stadt, erregt ein wütender Hetzkrieg zwischen Mönchsparteien der Orthodoxen, Unionisten und Lateiner die Gemüter der Verteidiger; die Joh. Dukas, einen Chronisten der byzantinischen Geschichte zu folgendem Ausspruch veranlassen:

„Wäre in diesem Augenblick wirklich ein Engel vom Himmel gestiegen und hätte die Worte verkündet, „nehmet die Kirchenvereinigung an!“ – sie würden sich dennoch nicht dazu bekannt und sich lieber den Türken als der römischen Kirche überliefert haben.“

Konstantinopel fällt wie bereits schon erwähnt am 29. Mai 1453.

Dreißig Jahre später wird Martin Luther in Eisleben geboren. Mit 22 Jahren tritt Luther in das Augustinerkloster ein und wird schon mit 29 Jahren Professor an der Universität Wittenberg und Prediger an der Schlosskirche.

1517 schlägt er seine 95 Thesen an die Pforte eben dieser Kirche.

Die Juden, zwar erfasst vom geistigen Gärungsprozess der Renaissance, blieben in dieser Ära ziemlich ungeschoren, wenngleich sie sich immer in einer gewissen Verteidigungsstellung befanden. Auch die Hoffnung auf den Humanismus zerschlug sich und die Toleranz ihnen gegenüber hielt sich nur solange, als sie sich taufen ließen.

Das Festhalten an ihrem überkommenen Glauben veranlasste auch Luther, die Juden zu schmähen und zu kränken.

Dem Papste Julius II. aus dem Hause Rovere, mehr Feldherr als Priester, ist wegen seinen vielen Verpflichtungen, Plänen und Bauten das Geld knapp geworden. Zur Finanzierung des Neubaus der Peterskirche lässt er 1506 einen allgemeinen Ablass ausschreiben, dessen Vertrieb das Bankhaus Fugger für Deutschland übernommen hat.

Zur Erinnerung an die Einnahme Bolognas durch das Heer des Papstes, wünscht Julius, dass man sein Bild in Bronze gieße und in einer Nische von San Petronio aufstelle.

Michelangelo fertigt einen Entwurf und legt ihn dem Papste vor. Dabei fragt der Papst, ob die erhobene Rechte der Figur Segen spende oder Fluch. Michelangelo antwortet:

„Sie ermahnt das Volk von Bologna, weise zu sein.“

Auf die Frage des Bildhauers, ob die linke Hand der Figur ein Buch halten soll, entgegnete der Papst lächelnd:

„Gib mir nur ein Schwert! Ein Gelehrter bin ich nicht!“ (nach Vasari)

1509 weilt Erasmus von Rotterdam in Rom, um mit den Humanisten am Hofe des Papstes Beziehungen aufzunehmen.

Er ist entsetzt über die Formen des Heidentums, das alles Christliche überwuchert hat. In den Predigten der Bischöfe sind mehr Zitate aus alten Klassikern enthalten, als aus der heiligen Schrift. Anstatt in Demut und Frömmigkeit zu leben, gibt man sich der Schwelgerei hin:

„...indem sie den Lohn der Ungerechtigkeit empfangen; welche eine eintägige Schwelgerei für Vergnügen achten, Flecken und Schandflecke, die in ihren eigenen Betrügereien schwelgen und Festessen mit euch halten.“ (2. Petr. 2/13)

Rom handelt mit Gnadenbullen, Ablässen und Heiligenreliquien, wie ein Bankhaus mit Geld. Mit der Wiedergeburt der Antike ist auch heidnischer Verfall wiedergeboren, alles kehrt wieder zurück.

„...und Jahwe wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege, von dem ich gesagt habe: du sollst ihn nie mehr wieder sehen.“ (5. Mose 28/68)

„O Zeiten! O Sitten! Der ganze Schmutz der alten Zeit ist wiedergekehrt. Überall spielt man die Fabeln; was einst, wegen seiner Moral, der Sinn aller Christen verbannt und vernichtet hat, das rufen jetzt die Priester, selbst unsere Päpste, von den Fürsten nicht zu reden, auf das Theater zurück. Ja, die Geistlichen selbst trachten voll Ehrgeiz nach dem Rum des Schauspielernamens.“ (Gyraldis; Zitat nach Gregorovius)

„Ihr könnt Jahwe nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein eifernder Gott; er wird eure Übertretung und eure Sünden nicht vergeben. Wenn ihr Jahwe verlasset und fremden Göttern dient, so wird er sich wenden und euch Übles tun und euch vernichten, nachdem er euch Gutes getan hat.“ (Josua 24/19-20)

Alles ist in Diesseitigkeit zu einem tödlichen Lebenshunger ausgeartet. Die Theater zeigen Ehebruch und Verführung und die zahllosen Novellen, Epigramme und Verse sind schamlos und gemein. Italien bekennt sich zu dem Grundsatz, „dass Dirnen der Welt nützlicher sind als Nonnen“, und verleiht der schönen stadtbekannten Hure Imperia den Namen einer Courtisana Romana. (Beccadeli; zit. Nach Gregorovius)

Dieses Rom betritt im Jahre 1510 unter vielen Wallfahrern auch der 27-jährige Augustinermönch Martin Luther, um im Auftrage seines Ordens mit der Kurie zu verhandeln. Anstatt eines Hirten, dem Christus den Auftrag gegeben hat, seine Schafe zu weiden, findet er einen Kriegsmann und keinen Papst; keine grübelnden und suchenden Kirchenfürsten, sondern heitere, lebensfrohe und kluge Männer, die sich selbst zum Hirtenamte erwählt haben.

Als Erasmus aus Italien heimkehrt, bringt er seine Eindrücke und Erfahrungen im Haus seines Freundes Thomas Morus zu Papier.

Das Abendland wird in Kürze sein Buch „ Vom Lob der Torheit“ zu lesen bekommen.

„Der Krieg,“ so schreibt Erasmus, „ist so etwas Grausames, dass er sich eher für wilde Tiere als für Menschen ziemt, etwas so Entsetzliches, dass die Dichter sagen, er gehe von den Furien aus, etwas so Ansteckendes, dass er eine allgemeine Verderbnis der Sitten nach sich zieht, etwas so Ungerechtes, dass die schlimmsten Räuber ihn am besten zu führen pflegen, etwas so Gottloses, dass er zu Christus nicht die geringste Beziehung hat.

Trotzdem aber lassen einige von den höchsten Priestern alles andere außer Acht und widmen sich einzig und allein dem Kriege. Unter diesen sieht man oft sogar abgelebte Greise (Julius II.), die mit erneuter Jünglingsfrische handeln, weder Gold noch Anstrengungen scheuen und sich kein Gewissen daraus machen, Gesetze, Religion, Frieden und alle menschlichen Verhältnisse über den Haufen zu werfen.

Wer an der Spitze eines Volkes steht, der darf nur den Interessen der Öffentlichkeit leben um Heil bringend auf den Gang der menschlichen Verhältnisse einzuwirken.

Täglich muss er sich wiederholen, dass der König auf einer Höhe steht, wo seine Taten, wenn er auch nur in einer Kleinigkeit mit schlechtem Beispiel vorangeht, einer Pest gleichen, die im Fluge fürchterliche Verheerungen anrichtet. Aber die Fürsten lassen sich hinsichtlich der Sorgen den lieben Gott einen guten Mann sein, pflegen und mästen sich tüchtig und gehen nur mit Leuten um, die ihnen Angenehmes sagen, damit auch nicht die geringste Wolke des Kummers ihren Geist verdunkle. Sie glauben, den Pflichten eines guten Königs hinlänglich zu genügen, wenn sie unausgesetzt den Freuden der Jagd nachgehen, edle Pferde züchten, Ämter und Würden zu ihrem eigenen Vorteil verkaufen und täglich eine neue Art des Tributes ersinnen, durch die sie die Beutel der Bürger schröpfen und ihren Privatsäckel füllen.“

(Ende des Zitats)

Doch weiter strebt die Kirche nach Macht und irdischem Ansehen und hinterlässt und verursacht Krieg, Mord und Brandschatzung.

1513 stirbt Julius II. Sein Nachfolger wird Giovanni Medici, ein Sohn des großen Lorenzo. Er nimmt den Namen Leo X. an.

Er übernimmt das höchste Amt der Christenheit, indem er nach der Wahl zu seinem Bruder Julian die Worte spricht:

„Genießen wir das Papsttum, da es uns Gott nun einmal gegeben hat.“ (nach Zierer; Weltgeschichte Bd. 14, Seite 67)

Während dessen werden in Deutschland weite Kreise der Bevölkerung in Zorn und Unruhe versetzt, durch die üblen Methoden des Ablasspredigers Tetzel und seiner Genossen.

„Johannes Tetzel, ein Dominikanermönch, war ein gewaltiger Ausschreier des Ablasses des römischen Papstes. Er betörte das Volk so sehr, dass alle Leute glaubten, es gäbe keinen anderen Weg, um die Vergebung der Sünden und das ewige Leben zu erlangen, als die Genugtuung durch innere Werke, die doch wieder nach seinen Worten unmöglich sein sollten. Nur ein einziger Weg, so sagte er, bliebe noch übrig, wir müssten sie kaufen um Geld von dem römischen Papste, müssten uns kaufen des Papstes Ablass, den er Vergebung der Sünden nannte und einen sicheren Eingang ins ewige Leben. Hier könnte ich Wunder über Wunder und unglaubliche Dinge erzählen, was für Predigten ich von dem Tetzel gehört habe; denn...er predigt alle Tage, ich konnte auch anderen seine Predigten hersagen mit allen Gebärden und Ausreden, nicht aus Spott, sondern aus vollem Ernst. Denn ich hielt alles für Oracula und göttliches Wort, dem man glauben müsse, und was vom Papste kam, meinte ich, käme von Christus selbst.“ (F. Nykonius, zit. Nach G. Freytag „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“)

Luthers Thesen, wider das Wundergeschäft der Ablasskrämer und Bankhäuser, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und treiben die Reformation einen großen Schritt voran. Der Ingolstädter Hochschulprofessor Johannes Mayer von Eck erhebt seine Stimme wider den Wittenberger Mönch. Doch je mehr von der Kirche aus zum Kampf und Streit gerüstet wird, desto mehr erstarkt Martin Luther durch die Rechtfertigung seiner 95 Thesen. Wittenberg und der Augustinerorden Deutschlands schließen sich der Sache Luthers an. Luthers Name dringt nach Rom, wo im Juni des Jahres 1518 der kanonische Prozess gegen ihn eingeleitet wird.

„Seine Heiligkeit und die Mehrzahl der Kardinäle, der dichtende Bembo, der kunstsinnige Riario, Musiker und Schauspieler feiern Tage und Nächte im Jagdschloss Magliana, schleudern das Geld der Ablässe, die frommen Spenden der Christenheit mit vollen Händen hinaus und finden nicht Zeit, sich mit den Anklagen eines widerspenstigen Mönches zu befassen.“ (nach Zierer, Weltgeschichte, Bd. 14, S. 75)

Luthers Tat bringt ihm nicht nur die Feindschaft des Kurfürsten Albrecht von Mainz, Erzbischof von Magdeburg ein, der mit der Hälfte am deutschen Ablasshandel beteiligt ist, sondern auch die der Fugger, die dem Erzbischof einen Teil der zu erwartenden Einnahmen vorgeschossen haben. Und damit auch all der Leute, die Kredite aufnehmen wollen und wegen des Rückganges der Ablassgeschäfte abschlägig behandelt werden.

Das sind vor allem viele Fürsten und nicht zuletzt der zukünftige Kaiser Karl V., der zur Erringung der höchsten Reichswürde dringend Geld benötigt.

Noch gelingt es durch Vermittlung des Landesherren von Sachsen, dass das Gerichtsverfahren gegen Luther eingestellt und der Wittenberger nur einem Verhör durch Kardinal Cajetan in Augsburg unterzogen wird. Da Luther dem Gebot, seine Lehren und Thesen zu widerrufen jedoch nicht gehorcht, kommt es zum Bruch mit Rom. Roms Auslieferungsbegehren wird aber von dem Kurfürsten abgewiesen.

Papst Leo X., der Angst hat, dass sein Kirchenstaat von den Habsburgern eingekreist wird, ist bereit, Luther zu amnestieren, wenn der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihm, dem Papste zur Seite steht. Doch die Machtergreifung der Habsburger ist nicht mehr aufzuhalten und Karl V. wird Erbe des habsburgischen Weltreiches.

Am 1. Juni 1520 erreicht die päpstliche Verdammung Luther:

„Es stehen lügnerische Lehrer auf, die Schulen des Verderbens bilden und sich selbst raschen Untergang heraufbeschwören; ihre Zunge ist Feuer, voll Gift des Todes...

Sie speien Schlangengift, und sich besiegt sehend, erheben sie Verleumdungen. Dieser Pest und diesem Krebsschaden wollen wir wehren, die gefährliche Natter darf nicht länger dem Acker des Herrn schaden...“

( aus der päpstlichen Bulle „Exurge Domini 1520, nach Zierer, „Weltgeschichte“, Bd. 14, S. 97)

Luther antwortet noch im selben Jahre:

„Was mich angeht, so ist der Würfel gefallen, verächtlich ist mir Gunst und Hass der Römer;

ich will mich mit ihnen nicht aussöhnen, mit ihnen in aller Ewigkeit nichts mehr zu tun haben.

Verbannen und verbrennen sie meine Schriften, so ich die ihren; kann ich kein Feuer haben, so werde ich sie öffentlich verdammen. Ja, ich werde das ganze päpstliche Recht verbrennen, dieses Ungetüm von Ketzereien. Jetzt hat es ein Ende mit der demütigen Haltung, die ich umsonst bisher gewahrt habe; vor den Feinden des Evangeliums will ich mich nicht länger beugen.“ (zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“, Bd.14, S.97)

Der neue Kaiser Karl V. tritt ein Erbe an, aus dem ihm von zwei Seiten Gefahren drohen. Hält er es mit Luther, der die Masse der Ritter, des gemeinen Volkes und der Städte auf seiner Seite hat, dann verdirbt er es sich mit dem Papst. Gerade dessen Unterstützung aber braucht er für den in Italien losbrechenden Krieg gegen Franz I. von Frankreich.

1521 muss Luther zum Kaiser nach Worms und es gelingt damit der Kirche eine Atempause lang, wieder Herr der Lage zu sein. Luther wird geächtet und seine Schriften verbrannt. Doch findet er Asyl auf der Burg seines Landesherren. Hier entsteht das große Werk der Übersetzung des Neuen Testaments, damit künftig alle Menschen das Wort Gottes in ihrer Sprache lesen können und keiner Vermittlung mehr bedürfen.

Während dessen dringt draußen in der Welt die Reformation rasch voran, aber auch Aufrührer und Schwärmer verkünden ihre eigenen Lehren und suchen Anhänger zu gewinnen. Eine allgemeine Verwirrung bemächtigt sich Vieler und man beginnt sich langsam unter dem Banner des Evangeliums gegen die Gewalten der bestehenden Ordnung zu versammeln. Ausgebeutete und ausgeblutete Volksschichten wie die Bauern, Knechte und Weber rotten sich zusammen, um nicht mehr nur Zuschauer am Tor des Lebens zu sein. Man will Luther zwingen, sich an die Spitze des Volkes zu setzen und wider die alten Gewalten zu kämpfen.

Aber Luther, zurückgekommen aus dem Asyl, entscheidet sich für die Ordnung:

„Wo sie aber wollen mehr tun denn mit dem Worte fechten, wollen auch brechen und schlagen mit der Faust, da sollen Euer fürstliche Gnaden zugreifen, es seien wir oder sie. Und strakt das Land verboten und gesagt: Wir wollen gerne leiden und zusehen, dass ihr mit dem Worte fechtet, dass die rechte Lehre bewährt werde, aber die Faust haltet stille, denn das ist unser Amt, oder hebt euch zum Lande hinaus. Denn wir, die das Wort Gottes führen, sollen nicht mit der Faust streiten. Es ist ein geistlicher Streit, der die Herzen und Seelen dem Teufel abgewinnet.“ (Ein Brief an die Fürsten zu Sachsen, zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“ Bd. 14, S. 131)

Die Masse hält aber nichts vom geistlichen Streit und findet ihre Wort- und Vorführer.

In den Niederlanden werden von den Inquisitoren bereits die ersten Bekenner der Reformationen verbrannt; aus allen Teilen des Reiches kommen Nachrichten und Unheil, Aufruhr und Rebellion. Keiner duldet den anderen und niemand achtet der geistigen Freiheit, von der man redet und die man verkündet. Es ist, als ob die Reiter der Apokalypse losgelassen sind und über die Welt hinweg brausen.

Ein Mann namens Cortez betritt 1519 mit nur 650 Mann das Goldland Mexiko, ein blühendes Reich, welches in wenigen Jahren unter Schwert und Kreuz zerbricht. Franzesco Pizzaro dringt in das Reich der Inka ein, plündert, mordet und bekehrt.

Gold ist der Schlachtruf der Entdecker und ihres Gefolges.

Die amerikanischen Indianerkulturen versinken in Blut und Asche. Die Bevölkerung wird zur Sklavenarbeit missbraucht und als sie abgewirtschaftet hat, bringt man starke, muskulöse Schwarze über den Ozean. Ein neuer Handelszweig – das Geschäft mit Menschen – blüht auf.

In Indien, Afrika und den Molluken, in China und an den Küsten Amerikas donnern Kanonen auf der Jagd nach Reichtum und Glück. Schwerbeladene Schiffe bringen die Reichtümer fremder Völker nach dem gierigen Europa. Das Christentum wird zur Zuchtgeisel Gottes über die Welt. Der Tod hält ungeheure Ernte in Norwegen und Dänemark, aus Gotland stürmt Gustav Wasa, der König der Schweden. Im Osten wälzt sich das Heer des Sultans Soliman des Prächtigen Donau aufwärts und in Italien marschiert Franz I. von Frankreich.

Ximens, der Freund des Erasmus, nimmt in Spanien das Banner des Todes und brennt und verjagt, bis sein Land wieder unter dem allgemeinen römischen Glauben vereint ist.

König Gustav Wasa löst sich von der Kirche und ruft evangelische Prediger ins Land.

Thomas Münzer sammelt Bauern, Knechte und Habenichtse um sich und treibt das Volk zum Aufruhr gegen seine Bedrücker, als er erkennt, dass Luther kein Blutvergießen will und auf das Wort und seine Wirkung vertraut.

„Als Adam grub und Eva spann: wo waren da Bauer und Edelmann“ ist die Devise, unter welcher sich das ausgebeutete Volk wider die Fürsten und Gewalten erhebt. In Memmingen werden 12 Artikel verfasst und als Flugblatt verbreitet:

„Dem christlichen Leser Frieden und Gnade Gottes!

...Die Bauern wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, sondern nur die Verwirklichung der Lehren des Evangeliums: Frieden, Freiheit, Geduld und Einigkeit...

  1. Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu wählen und abzusetzen. Dieser soll das Evangelium lauter und klar, ohne menschlichen Zusatz predigen
  2. Die Bauern sind bereit, den Kornzehnten weiter zu zahlen, aber er soll für den Unterhalt des Pfarrers und für die Armen verwendet werden. Der kleine Zehent soll fallen
  3. Die Leibeigenschaft soll aufgehoben werden. Die Bauern werden den erwählten und von Gott gesetzten Obrigkeiten gehorsam sein
  4. Die Bauern verlangen Freigabe von Jagd und Fischfang
  5. Es soll ein Gemeindewald bestimmt werden, aus dem sie Holz nehmen können
  6. Die Dienstleistungen sind auf ein erträgliches Maß zurückzuführen
  7. Alle andere Arbeit muss den Bauern bezahlt werden
  8. Die Entrichtung von Abgaben soll neu geregelt werden
  9. Die Bestrafung soll nicht länger nach Willkür gehandhabt werden, sondern nach dem Gesetz erfolgen
  10. Gemeindeland, das zu Unrecht geraubt war, muss zurückgegeben werden
  11. Bei Todesfall soll keine Abgabe entrichtet werden
  12. Die Bauern sind bereit, jeden Artikel fallen zu lassen, der mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang steht

(zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“ Bd.14, S.162)

Aber der Kampf der wilden Bauernhorden ist mehr bestimmt von Rache und Beutegier, so dass meist alle überlegten und planmäßigen Handlungen durchkreuzt und undurchführbar gemacht werden.

Während die Oberschwäbischen und Allgäuer Bauernhaufen sich auf Verhandlungen mit dem Truchsess von Waldburg einlassen, kann dieser bei Stuttgart den Bundschuh verjagen und hat nun freie Hand. Da aber dieser Betrug offenbar wird, kommt es zum offenen Aufstand, der fast alle Länder zwischen Thüringen und dem Bodensee, der Mosel und der Drau erfasst. Um dem Aufstand ein Ziel zu geben, wird von Wendel Hipler eine neue Reichsverfassung ausgearbeitet:

  1. Die Geistlichen sollen von den Gemeinden gewählt und notfalls wieder abgesetzt werden. Jeder Pfarrer soll sein Einkommen haben, aber den Überfluss für die Armen verwenden
  2. Die Fürsten und Herren sollen anständige Güter behalten, im übrigen aber gehindert werden, den gemeinen Mann zu plagen
  3. Jeder Bodenzins soll mit dem zwanzigfachen Betrag abgelöst werden. Die Kaufleute sollen sichere Straßen haben, aber an feste Preise gebunden sein
  4. Da die Doktoren der Rechtswissenschaft ihre Kenntnisse meist nicht dazu verwenden, Recht zu sprechen, sondern Recht zu verdrehen, soll sie künftig bei Gerichten nicht mehr als Richter auftreten, sondern nur noch als Berater verwendet werden. Recht mag ein Volksgericht sprechen, denen die Doktores als Beisitzer angehören
  5. Kein Geistlicher soll ein weltlich Amt verwalten oder zu Gericht sitzen
  6. Das römische Recht, das vom Volk nicht verstanden wird, soll abgeschafft werden. An seine Stelle mag das einfache, natürliche Volksrecht treten, wie es in den Weistümern verwahrt ist

7-9. geht wider alle übertriebenen Abgaben, Steuern, Dienst- und Fronleistungen, die auf das vernünftige Maß einer allgemeinen Einkommenssteuer zurückgeschraubt werden soll

10-11. stellt die Forderung nach allgemeiner einheitlicher Münz, nach Maß und Gewicht im ganzen Reich auf

  1. Die großen Handelsgesellschaften, die durch Spekulieren die Waren verteuern, sollen verboten werden. Zudem soll es keinerlei Bündnisse von Fürsten, Städten und Ständen mehr geben.

Im Reich regiert nur einer: der Kaiser

( nach Zierer „Weltgeschichte“ Bd. 14,Seiten 165-166)

Das ist die Idee, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Solange die Bauernhorden siegen und die Fürstenschaft unterlegen ist, einigt man sich mit dem Volk und verspricht die Erfüllung ihrer Forderungen. Sind aber die Bauernhaufen aufgelöst, dann fällt man unter Bruch der Verträge über die Bauern her und schafft mit Mord und Tod endgültig Ruhe.

Als einziges Land in Süddeutschland hat sich Bayern am allgemeinen Aufstand nicht beteiligt. Es gibt allerdings in ihrem Lande auch keine Leibeigenschaft und Ausbeutung durch ihre Herren.

Verrat, Lüge einerseits und Starrköpfigkeit, ungenügende Übung im Kampfe andererseits, sowie Disziplinlosigkeit lassen die Bauernhorden nicht vor den organisierten Scharen der Fürsten bestehen. Alles versinkt in Blut und Tränen und die Fürstenschaft übt barbarische Justiz. Rache und Vergeltung vernichten die Dörfer und Kleinstädte, die sich auf die Seite der Bauern geschlagen haben.

Nachdem der Feldzug des Kaisers gegen Franz I. von Frankreich in Italien zur Vernichtung der französischen Heere geführt hat, haben die Landsknechte freie Hand zur Niederwerfung der restlichen Aufrührer im Oberschwäbischen und Allgäuer Kreis.

Damit hat wieder einmal ein Kaiser die wichtigsten Voraussetzungen zur Wiedereinrichtung des christlichen Abendlandes erreicht. Dies scheint auch der Augenblick zu sein, an dem man der evangelischen Kirche den Garaus machen kann.

Da tritt im eigenen Lager dem Kaiser ein Widersacher entgegen, der doch das größte Interesse an einer christlichen Einheit haben müsste: Papst Clemens VIII., ein Sohn des Giuliano Medici.

Er sieht in der Zusammenballung kaiserlicher Macht, eine Gefahr für den Kirchenstaat und die päpstliche Oberhoheit. Durch Bündnisse mit Venedig, Genua und dem besiegten Frankreich schafft er eine Liga zur Befreiung Italiens. Ein neuer Krieg steht bevor.

Auch im Osten des Reiches tritt keine Ruhe ein, als Soliman der Prächtige in Ungarn einmarschiert und die österreichischen Länder bedroht, die dem kaiserlichen Bruder als Staathalter unterstehen.

1527 ziehen die kaiserlichen Heere erneut nach Italien und stürmen unter vielen Gräueln Rom, welches völlig geplündert wird und schreckliche Grausamkeiten über sich ergehen lassen muss.

Doch der Papst weint und klagt, ohne sich die Kleider zu zerreißen und zu fragen: „Herr, wo habe ich gesündigt?“

Auch Karl V. kommt seinem Ziel, einer geeinten Christenheit nicht näher. Zu groß sind die Spaltungstendenzen geworden, als dass sie noch durch militärische Gewalt überbrückt werden könnten. Im Hin und Her der schwankenden Kräfte wird allzu deutlich, dass mit dem Besitz der Lehre Jesu Christi, die geistigen und weltlichen Gewalten auf Positionen zurück gedrängt wurden, in welchen sie von vorneherein schon unterlegen sind. Denn die Völker kommen in das Tal der Entscheidung, wo die Erkenntnis Christi sie hinbringt und woselbst in Erkenntnis gerichtet werden wird. (s. h. Joel 3/11-12)

Doch die Feinde Gottes können dies nicht wissen, weil sie schon im Evangelium gerichtet sind, welches sie sich in der Gestaltung der Weltgeschichte selbst bereiten. Dies alles geschah und geschieht durch die Weltenweisheit, dem Gerichtsgeist, der bei Gott Torheit ist. (s. h. 1. Kor. 1/20)

Solange die Macht des Kaisers in Italien gebunden war, wagten es die deutschen Fürsten sich offen zu Luther zu bekennen. In Ostpreußen nützt man die Gelegenheit, das Land in ein Herzogtum unter polnischem Schutz zu verwandeln und evangelisch zu werden. Die Reichstädte Augsburg, Ulm, Straßburg und Frankfurt bekennen sich zur Reformation und in Schlesien, der Lausitz, Böhmen, Mähren und Franken breitet sich der Abfall von der katholischen Kirche immer weiter aus.

Kaum hatte Karl V. mit Rom Frieden gemacht und die Hoffnung gestärkt, alle Länder wieder dem päpstlichen Glauben zuführen zu können, da bricht im Osten des Reiches Soliman der Prächtige ein.

In Deutschland entstehen die ersten evangelischen Landeskirchen, der große und kleine Katechismus wird zu ihrem geistigen Mittelpunkt. Damit wird alle Mühe des Kaisers, zur Wiederherstellung der kirchlichen Einheit in Frage gestellt, obwohl dieser einer inneren Reform nicht unbedingt ablehnend gegenüber stand, wie aus einem aufgezeichneten Gespräch mit Maria von Ungarn ersichtlich wird:

„Liebe Schwester, da ich ausgezogen bin ins Heilige Reich, da ist große Klage gekommen über die Leute, die diese Lehre bekennen, dass sie auch ärger sein sollen als die Teufel.

Aber der Bischof von Sevilla hat mir den Rat gegeben, ich möchte nicht Tyrannei üben, sondern erkunden, ob die Lehre strittig wäre mit den Artikeln unseres christlichen Glaubens.

Dieser Rat gefiel mir. So finde ich, dass diese Leute nicht so teuflisch sind, wie vorgebracht ist, es betrifft auch nicht die zwölf Artikel unseres Glaubensbekenntnisses, sondern äußerlich. Deshalb hab ich’s den Gelehrten übergeben...“ (J. Agricola, 1530, zitiert nach Rassow)

Doch nicht nur die Unterschiede des Glaubens, ihre mehr oder weniger großen Unvereinbarkeiten sind von Gefahr, sondern auch die materielle Seite hat ihr Gewicht. Deshalb liegt gerade wegen den – von den protestantischen Ständen konfiszierten – Kirchengütern mehr Kriegsgefahr in der Luft, als der Kaiser ahnen kann.

Nun steht mitten aus dem Niedergang der römischen Kirche ein Mann auf, welcher der Reformation den Krieg erklärt und wodurch auch den jüdischen Gemeinden – vor allem in Italien – wieder Verfolgungen und Beschränkungen bevorstehen.

1534 gründet Inigo von Loyola die „Compania Jesu“, durch deren Wirken die Kirche wieder viel Boden zurück gewinnen kann und der Ausbreitung der reformatorischen Gedanken Grenzen gesetzt werden. Grenzen, die – wie wir heute erkennen – im Wesentlichen so unverändert geblieben sind, wie die des Islams und des orthodoxen Christentums, einschließlich der katholischen Länder.

Doch zuvor löst sich noch ein Land aus der römischen Einheit: nämlich England.

1509 wird Heinrich VIII. König und löst England aus dem Verband der Kirche und erhebt sich selbst zum Oberhaupt einer nationalen Hochkirche. Er braucht Geld und holt sich dieses von den Besitztümern der Gemeinden. Doch erst unter der Regierung Eduards VI. wurde 1549 die eigentliche protestantische Reformation eingeführt; drei Jahre nach dem Tode ihres Begründers, am 18. Februar 1546.

Der Tod Luthers gibt dem Kaiser die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres die Reformation derart zu schlagen, dass sie ausgelöscht zu sein scheint.

Da erhebt sich Moritz von Sachsen, der Reichsfeldherr wider seinen Kaiser und stärkt mit einem Schlage die bedrohte evangelische Sache.

Der Kaiser muss nach Kärnten, in den sicheren Schutz des Alpenlandes fliehen. Zwar kann er mit einem Heer wieder zurückkehren, muss aber – wegen Fehlens aller Machtmittel, Mangel an Geld und Truppen – auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 den Protestanten Religionsfrieden gewähren. Damit stellt sich der Kaiser in Widerspruch zu Papst Paul IV., der als Mann der Reform, aber in Verkennung der politischen Weltlage, die Kluft nur noch weiter vertieft.

Er schreibt über Karl:

„Es hat seit einem Jahrtausend keinen schlechteren und grundverdorbeneren Menschen als diesen Herrscher Karl V., dieses wahrhaftige Werkzeug des Satans, diesen Krüppel an Körper und Geist gegeben. Sind doch die Spanier insgesamt Irrgläubige, Kirchenspalter, Nachkommen von Juden und Mauren, und die Hefe der Menschheit...“

Paul schließt ein Bündnis mit Frankreich und lässt es den Türken nahe legen, seine Flotten gegen die Spanier in Sizilien und Neapel aus zuschicken.

Der Kaiser ist am Ende seiner Kräfte und dankt am 16. Januar 1556 freiwillig ab. Das Reich wird geteilt. Sein Sohn Phillip II. erhält die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, Spanien, Sizilien und die Kolonien, sowie die Besitzungen in Italien.

Sein Bruder Ferdinand erbt die Kaiserwürde, Österreich und das übrige Burgund.

Auch Karl V. war es nicht möglich gewesen, das Rad der Geschichte zurück zu drehen und der Reformation zu wehren, denn die Kirchenspaltung ist ja nur ein Rädchen der Heilsgeschichte Gottes, womit den ungerechten Besitzern der Wahrheit die absolute Weltherrschaft verwehrt wird, während andererseits die Spalter voreinander beschirmt werden müssen.

In dieser Zeit wachsen der Kirche Roms durch das Auftreten der Jesuiten neue Kräfte zu. Planvoll kämpft die „Compania Jesu“ um die Wiederherstellung der katholischen Kirche. Von Wien aus erhebt sich die Gegenreformation der Jünger Ignazius von Loyolas, die in Ingolstadt, Köln, Mainz, Trier, Augsburg, München, Innsbruck und Prag Körperschaften bilden, die durch Predigt und Unterricht ins Volk hinein wirken.

Die Inquisition, zur Verfolgung der Albigenser auf dem Laterankonzil 1215 begründet, erhebt sich zu schärferen Maßnahmen gegen die Mauren, Juden und Protestanten.

1540 wird sie auch in Italien eingeführt, deren berühmteste Opfer der Philosoph Giordana Bruno und Galileo Galilei werden. Bruno wird verbrannt, Galilei muss seine Lehren widerrufen. Papst Paul IV. setzt auch nach seiner Wahl im Jahre 1555 alle Sondergesetze wider die Juden von neuem in Kraft, schafft in Rom ein Ghetto und erklärt die Schutzbriefe der Juden für ungültig.

Das Konzil zu Trient bestätigt 1563 durch dogmatische Festlegung die Autorität des Papstes, Ehelosigkeit der Priester, Verhältnis von Bibel und Tradition, Erbsünde, das Wesen und die Zahl der Sakramente, ihre Stellung wider die Lehren Luthers, Calvins und der anderen Reformatoren.

Der Riss durch die Kirche ist zementiert, die Welt in zwei Teile geschnitten und für die Zukunft kaum eine Hoffnung, dass nicht jedes Land von dem Hin und Her aufgewühlt und mit Kriegen überzogen wird.

Skandinavien tritt aus der Gemeinschaft der Kirche Roms aus und öffnet sich dem reformatorischen Glaubensgut. Die calvinistischen Hugenotten sind der Kern gegen die spanische Front, das mit Frankreich als Bundesgenossen die Gegenreformation betreibt.

1567 erheben sich die Niederlande, wo Philipp II. versucht die Beschlüsse des Trienter Konzils durchzuführen, um den Calvinismus zu unterdrücken.

Was die nationalen Belange – nationale Sammlung und Handelssonderrechte – angeht, sind sich die Katholiken mit den Calvinisten einig. Doch nicht mit den brandschatzenden Kirchen- und Bilderstürmern. So kommt es zur Spaltung zwischen Wallonen und Flamen, was Spanien wiederum nützt, um mit Herzog Alba eine Strafexpedition durchzuführen, die zu einem Blutregiment ausartet.

Alba brennt Dörfer und Städte nieder und lässt die Inquisition wüten. Die Grafen Egmont und Horn werden enthauptet und bis zur Abberufung Albas kommt es zu 18.000 Hinrichtungen.

Da tritt England offen gegen die Spanier auf und rüstet die niederländischen Wassergeusen zur Kaper gegen spanische Schiffe aus.

Am Ende dieses Ringens verliert Spanien seine Armada, welche England erobern sollte. Die Niederlande werden unabhängig und Spanien ist ärmer als zuvor. Philipp II. ist gescheitert, genauso wie sein Vater Karl V.

In Frankreich erfährt – veranlasst durch die Königinmutter von Medici - die Glaubensspaltung eine blutige Vertiefung. In der Bartholomäusnacht am 24.8.1572 werden in Paris 2.000 Hugenotten samt ihren Führern und 20.000 in der Provinz ermordet.

Die Kirchenkämpfe spiegeln sich wider in der Zerrissenheit der Völker, im Ringen zwischen den Weltmächten und dem krassen egoistischen Nationalismus ihrer Führer. Diese Könige und Fürsten erheben sich strahlend über die geplagten und ausgebeuteten Völker. Ihr Symbol ist der Sonnenkönig von Frankreich, sein Wahlspruch der ihre: „ L’ Etat c’est moi!“ Der Staat bin ich!

Während England zur neuen See- und Weltmacht heran reift und die Entwicklung der Gegenreformation auf dem Kontinent neue politische Gefahrenherde schafft, schreibt ein gewisser William Shakespeare Dramen von Rebellion und Königsmord, erfüllt vom Hass gegen alles Bestehende:

„...Bankrottierer halte fest, gib nichts zurück!

Heraus das Messer für deines Gläubigers Hals! Stehlt, ihr Leibeigenen! Langhänd’ge Räuber sind ja eure Herren und plündern durch Gesetze...

Sohn, sechzehn Jahre alt,

die Krücke reiß dem alten Vater weg,

und schlag ihn auf das Hirn!

Furcht, Frömmigkeit, Scheu vor den Göttern, Friede, Ruh und Wahrheit, Zucht, Häuslichkeit, Nachtruh und Nachbarstreue, Belehrung, Sitte, Religion, Gewerbe, Achtung und Brauch,

Gesetz und Recht der Stände, stürzt euch vernichtend in das Gegenteil!

Bis zur Vernichtung lebt!“

(aus Shakespeares „Timon von Athen“)

Auf dem Kontinent entwickelt sich die Gegenreformation durch die geschickte Politik Kardinal Bellarmins zu einem machtvollen Instrument. Bellarmin hat in seiner – an König Jakob I. gerichteten – Schrift, das Verhältnis zwischen Papsttum und Thron klar und geschickt formuliert:

„...das Ziel der geistlichen Gewalt ist das Wohlergehen der Seele, während die weltliche Gewalt nur für das Wohlergehen des Körpers zu sorgen hat. Wenn die irdische Regierung das Seelenheil ihrer Untertanen nicht gefährdet, und sich auf die Regelung der materiellen Angelegenheiten beschränkt, hat der Papst keinen Einfluss auf die Regierung der Könige...“

(aus Bellarmi „Responsic Math. Torsi usw.; zit. nach Zierer’s “Weltgeschichte” Bd. 15, S. 30)

Diese Formel können auch die evangelischen Fürsten akzeptieren, deren eine Sorge es ist, möglichst viel Macht, Einfluss, Reichtum und Schlösser zu haben, damit ihr aufwendiger Lebenswandel nicht gestört werde.

Der Schlüssel zur Wiedergewinnung verlorener Gebiete der römischen Kirche liegt in Deutschland, von wo aus die Spaltung ihren Ausgang genommen hat.

Deshalb ist es das Ziel des jesuitischen Legaten Possevine, vor allem Frankreich und die osteuropäischen Länder zuerst zu gewinnen, wodurch das Reich von katholischen Staaten umklammert wäre. Doch auch in Deutschland selbst ist man nicht untätig und gewinnt vor allem im Süden durch die ehemaligen Jesuitenschüler Herzog Maximilian I. und Erzherzog Ferdinand die Lande Bayern und Steiermark zurück.

Nachdem im Jahre 1606 die evangelische Reichsstadt Donauwörth von Maximilians Truppen besetzt und von Kaiser Rudolf in Acht und Bann getan wird, kommt es zur Gründung der evangelischen Union und ihrer Gegenpartei, der katholischen Liga.

Das calvinistische Holland, sowie das hochkirchliche England sind auf Seiten der Union, während sich Spanien an die katholische Partei hält.

1609 gewährt Kaiser Rudolf II. seiner Lieblingsprovinz Böhmen die religiöse Freiheit und ruft somit die katholische Kirche auf den Plan; Antonio Possevino reist nach Prag.

Als man den katholischen König Frankreichs, Heinrich IV., jenen Heinrich von Navarra, welcher als Haupt der Hugenotten der Mordnacht in Paris nur wegen seines königlichen Blutes entging, für die Sache der römischen Kirche gewinnen will, schlägt dieser dies aus.

Am 14. Mai 160 wird der König von einem fanatischen Glaubenseiferer ermordet.

In München tobt indessen ein Theologenstreit zwischen Protestanten und Katholiken, wobei man sich gegenseitig auf schimpfliche Weise beschuldigt:

„Diese Leute, die sich Jesuiten nennen, sind die allerärgsten und abgefeimtesten Verräter und Verfolger Christi, die rechten, höllischen Frösche...“ ( Anonymes Flugblatt dieser Zeit)

Den Münchner und Ingolstädter Ordensangehörigen wird vorgeworfen, sie hätten Knaben geschändet und Jungfrauen ermordet; auch Kardinal Bellarmin wird in wütendster Art beschimpft.

Das Jesuitenkollegium antwortet im selben groben Ton der Zeit:

„Die protestantischen Ketzer sind Wölfe und Katzen zugleich und müssen deshalb mit allem Schimpf belangt werden, denn sie zerreißen sich untereinander wie Katzen und Wölfe, und es ist klar, dass sie ohnehin in die Hölle kommen...“ (Jesuitische Kampfschrift um 1611)

„Die Tötung eines Protestanten ist nicht mehr wider die Billigkeit, als wenn einer sage, die Diebe, Münzfälscher, die Totschläger, die Aufrührer könne und solle man am Leben bestrafen.“

(aus Mayerhofer; „Predikantenspiegel“)

Man sagt katholisch hier, evangelisch dort und meint den Vorteil im Handel, den Einfluss auf neue Märkte, Kolonien, Länder, Inseln; ihren Rohstoffen und deren Menschen.

Unermüdlich betreiben die Jesuiten das Werk der Gegenreformation, bis es in Prag zum endgültigen und offenen Ausbruch der Gegensätze kommt. Am 23.5.1618 werden die kaiserlichen Räte durch den Grafen Thurn aus dem Fenster geworfen.

Der „Prager Fenstersturz“ löst die letzte Weisheit der Könige – den Krieg – aus, der als der „Dreißigjährige“ in die Geschichte eingegangen ist. Die römische Kurie verschafft dem Bündnis der katholischen Liga bedeutende Summen, welche nach langen Verhandlungen einen Vertrag mit den Österreichern abgeschlossen haben. Die Gegenreformation greift zum Schwert wider das Schwert der Reformation. Was Luther selbst nicht gewollt hatte, wird Wirklichkeit:

„Lutherisch, päpstlich, calvinisch, diese Glauben all drei sind vorhanden, doch ist Zweifel, wo das Christentum wohl sei!“ (Soldatenlied 1630)

Der stärkeren katholischen Liga gelingt die Zersprengung der Protestanten in Böhmen, wobei alle Freiheitsrechte wieder beseitigt und die Güter – der an der Rebellion Beteiligten – an die Kaisertreuen verteilt werden. Als einer der größten Geier erweist sich dabei der kaiserliche Obrist Wallenstein, welcher sich durch Druck, Gewalt und Spekulation riesige Güter anzueignen vermag, so dass er ohne weiteres in der Lage ist, sein Heer alleine und ohne fremde Hilfe auszustatten. Einer seiner Wahlsprüche ist, dass der Krieg den Krieg ernähre; das heißt, dass sich das Heer durch Raub und Plünderungen selbst verpflege. Unter dem christlichen Deckmantel wie gehabt, also durchaus keine neue Einstellung zum Krieg.

Schon bald wird Wallenstein zum Feldherrn des kaiserlichen Heeres ernannt.

Die erfolgreichen Kriegszüge der katholischen Liga erhöhen die kaiserliche Macht und bringen der Kirche die – seit 1522 säkularisierten – Abteien und Bistümer wieder zurück. Dieser schwere Schlag gegen die evangelische Sache findet in dem am 6.3.1629 geschlossenen Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands ihren Ausdruck, wonach nach dem Grundsatz gehandhabt wird: „Cuius regio, eius religio.“

Wer der Herr des Landes ist, ist auch Herr über die Religion der Untertanen. Dies bedeutet die Rückkehr zur alten Kirche oder Verlust allen Hab und Gutes.

Es ist klar, dass ein solches Edikt dem Frieden nicht dienlich ist, weil es die Evangelischen zum verzweifelten Widerstand treibt, da sie nun auch um den Verlust der Heimat fürchten müssen. Selbst der Friedländer sieht das voraus und schreibt mahnend an den Präsidenten des Hofkriegsrates in Wien:

„Der Status des Reiches ist so gefährlich wie je zuvor. Die Katholischen haben Angst vor der Herrschaft des Kaisers, die anderen wegen der Restutition der geistlichen Güter.

Die Erbitterung ist groß, dass sie alle sagen: Der Schwede soll kommen; kann er nicht helfen, so wollen sie gern mit ihm herabstürzen...

Der Feind wird nicht gleich wieder so gute Gelegenheit haben, das Haus Österreich zu ruinieren...“

(Wallenstein an Collalto im Frühjahr 1630)

Zu eben dieser Zeit erwächst im eigenen katholischen Lager der Gegenreformation ein bedeutender Gegner: der Kardinalherzog von Richelieu.

Er ist in erster Linie Franzose und richtet seinen Kurs gegen den Einfluss der Jesuiten und gegen die Übermacht der Habsburger. Damit sind die Absichten der Gegenreformation – welche ihre Heere nun auch siegreich gegen Deutschland und Ungarn führt – durchkreuzt.

Doch auch Frankreich gerät in Schwierigkeiten, da die Hugenotten wieder ihr Haupt erheben, um Anschluss an die Reformation zu gewinnen.

Dann aber treten neue Mächte in das Geschehen. Gustav Adolf von Schweden landet im Juli 1630 in Pommern.

Durch die Gräuel der katholischen Liga bei der Einnahme Magdeburgs erschreckt, entschließt man sich in Norddeutschland zu einer Allianz mit Schweden.

Anlässlich des Falles der Stadt Magdeburg schreibt der Papst an den Kaiser:

„Ruhmvoll hat sich in der Zerstörung Magdeburgs der Herr bezeugt, der Herr der kämpfenden und auch der triumphierenden Heerscharen. Ein so großes Gnadengeschenk des Himmels und eine solche Ruhmestat Deutschlands verdanken wir Deiner Majestät, welche der Höchste ausersehen zu haben scheint, die Ketzerei zu vertilgen...

Wolle Gott, dass die Ketzer nicht mehr zur Ruhe kommen...

Dass Du das Glück eines so großen Sieges nicht auf die Trümmer einer einzigen Stadt beschränkest...“

(Schreiben Papst Urbans VIII. v. 28.6.1631)

In Frankreich führt die Politik Kardinal Richelieus im Jahre 1635 zum Eintritt in den Krieg gegen Habsburg und die päpstliche Interessenpolitik. Die Kriegsfurie rast ungebrochen weiter über die Lande, bis zur allgemeinen Ermattung.

Am Ende kommt ein Friede zustande, der die Religionsfreiheit aller drei christlichen Bekenntnisse garantiert und das Restitutionsedikt wieder aufhebt.

Der „westfälische Friede“ von 1648 beendet den dreißigjährigen Krieg. Schweden erhält Vorpommern mit Stettin, Wismar, Bremen und Verden. Die Schweiz und die Niederlande erhalten die Unabhängigkeit und Frankreich bekommt Metz, Toul, Verdun und die Habsburger Teile des Elsass, so dass es damit eine sichere Abgrenzung gegenüber dem Hause Habsburg hat. Bayern behält die Kurwürde und die Oberpfalz, Frankreich und Schweden werden zu Garantiemächten des Friedens und bekommen dadurch ein Recht auf Einmischung in deutsche Angelegenheiten. Der Friede von gestern wird zur Grundlage des Krieges von morgen, noch ehe die Unterschriften auf dem Vertrag getrocknet sind.

Im Osten rast 1648 ein Kosakenaufstand über Polen, wobei auch die meisten jüdischen Gemeinden zerstört werden. Man schätzt, dass bis 1658 an die 100.000 Juden umgekommen sind.

Deutschlands Bevölkerung, auf dessen Rücken dieser Krieg vor allem ausgetragen worden wird, hat sich um die Hälfte verringert. Wirtschaft und Kultur sind einem allgemeinen Verfall ausgeliefert, während sich Frankreich aufmacht, seine Vormacht auf dem Festland anzutreten. Seine führenden Schichten sind von dem Begriff der „Glorie“ erfüllt.

Was für einen hohen Preis hat das Land dafür aber bezahlt? Eine Million Taler hat Frankreich dem König Gustav Adolf zusichern müssen, und für jedes weitere Jahr, das der Schwede in Deutschland kämpfte, noch weitere 400.000 Taler. Millionen Menschen haben dies aufbringen müssen, die nun nichts mehr besitzen als ihre Seelen, da die rücksichtslosen Pächter Kardinal Richelieus ihnen nichts mehr gelassen haben.

Der Krieg – Vater dieser Welt – verlagert sich von den ausgebrannten Fluren Deutschlands nach Frankreich und Spanien, wobei Spanien tödlich getroffen wird. Die neue Großmacht Schweden bereitet sich auf einen Kampf mit Polen vor und in England tritt die Revolution in ihr letztes Stadium.

König Karl I. von England erpresst immer wieder neue Steuern aus dem Volk, um seine verschwenderische Hofhaltung aufrechterhalten zu können.

In diesen Tagen geistigen Verfalls flieht das Volk zu den Urquellen des Christentums, zum alten Testament. Ihm entstehen als Wortführer im Parlament Pym, der große Redner und Oliver Cromwell.

Cromwell schafft sich ein Regiment aus ausgesuchten Männern, den „Ironsides“, die Eisenseiten. Sie bilden die Kernschar des neuen Heeres der Heiligen. Cromwell wird zum Gideon des englischen Volkes.

Bis 1647 gelingt es ihm, den Adel zu zerschlagen, die Hälfte der königlichen Armee gefangen zu nehmen und den König dem englischen Parlament auszuliefern. Doch wünschen die Presbyterianer im Parlament einen Vergleich und einen Vertrag mit dem König. Karl I. aber verrät seine Absichten in einem Brief an seine Gemahlin, welcher in die Hände Cromwells fällt und die wahre Sinnesart des Königs offenbart.

Der König schreibt darin:

„Liebe Gemahlin!

Lasst Euch nicht beirren, so ihr vernehmt, ich habe den Rebellen Zugeständnisse gemacht – alles wird Schein und Trug sein, die Gimpel zu fangen. Kommt die rechte Zeit (und sie wird kommen), so werde ich wissen, wie man mit solchem Pack umzuspringen hat. Statt des Hosenbandes von Seide, das ich einigen von ihren Führern versprochen habe, werden sie einen Strick von Hanf für ihre Hälse bekommen...“

Damit hatte sich der König sein Urteil selbst gesprochen. Man erhebt Anklage gegen ihn:

„Da es erwiesen ist, dass Karl Stuart, der gegenwärtige König von England, nicht zufrieden mit den zahlreichen Angriffen, welche bereits seine Vorgänger gegen die Rechte und Freiheiten des Volkes gemacht haben, den verruchten Plan gefasst hat, die Grundrechte und Freiheiten dieser Nation vollständig zu vernichten und statt ihrer eine willkürliche und tyrannische Regierung einzuführen, da es ferner erwiesen ist...dass er mit Feuer und Schwert einen grausamen Krieg gegen Parlament und Königreich begonnen und lange weitergeführt hat, wodurch das Land kläglich verwüstet worden ist, der öffentliche Schatz erschöpft, der Handel zugrunde gegangen und Tausende vom Volk getötet sind...so beschließt das Parlament, dass Fairfax, Cromwell, Treten usw. … zu Kommissaren und Richtern ernannt werden, zu hören, zu untersuchen und abzuurteilen, sowie auch die Vollstreckung zu veranlassen...“ (aus der Anklageschrift gegen Karl I. vom Januar 1649)

Am 6. Januar 1649 wird dem König der Prozess gemacht. Ein Beweis vom Sturz königlichen Gnadentums von Gott und eine – für die damalige Zeit – kaum vorstellbare Gotteslästerung. Dieser Prozess bringt darum Cromwell in schwerste Bedrängnis, da das Volk sich auf die Seite des Königs stellt, dessen Leben ihr Leid von morgen sein würde.

So kann Cromwell nicht zurück. Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein Souverän zum Tode verurteilt.

Nach der Hinrichtung Karl I. wird die Monarchie abgeschafft und das Oberhaus aufgelöst. Unter dem eisernen Regime Cromwells, getragen von der Kraft religiöser Inbrunst, wächst England zur größten Seemacht der Welt heran.

Auch die Juden duldete er, obwohl er sie öffentlich nicht anerkennen ließ, da die Einstellung der Puritaner zum alten Testament die Voraussetzung in sich einschloss, dass das Volk Israel zerstreut werden müsse, damit die Erlösung der Welt geschehen könnte.

Im Jahre 1658 stirbt Cromwell als höchster Mann im Staate, aber einsam und verlassen von Freunden und der Familie, die ihm nicht zu folgen vermochten; aber getreu nach seinem Grundsatz: „Niemand kommt so weit, als der, der nicht weiß, wohin er geht!“

Mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges und dem Tode Cromwells, ist das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation abgeschlossen. Mithin auch die ausgesprochen religiösen Kriege.

Die Völker der Welt haben im Wesentlichen ihre Grenzen nach möglichen Ansprüchen festgelegt und sind dabei, durch Verträge und kolonialen Besitz politische Vorrangstellungen zu erreichen.

Das 17. Jahrhundert mündet ein in Jahrhunderte der Philosophie und der Naturwissenschaften, deren Ideen sich scheinbar aufklärend über die Menschen ergießen und Wünsche und Vorstellungen erwecken, die sie vorher nie gekannt hatten. Die aber auch bei gerechter Handhabung der Machtmittel durch die Herrschenden niemals aufgetaucht wären.

So bewirkt der ungerechte Besitz des Reiches Gottes ein Aufstehen gegen sich selbst und ein offenbar werden der geheimen Interessen der Mächtigen mit der Religion. Wodurch die Fürsten ihre eigene Götter- und Religionswelt im Namen dessen zerstören, den sie zum Schein angenommen haben.

Denn wer Christus nur zum Scheine dient, bringt nicht seine Früchte, seine Erkenntnis und somit wird er alles wieder verlieren.

Der Verlust der Welt nach ihrer Einnahme durch die religiösen Kräfte des Christentums kennzeichnet von nun an den Verlauf der Geschichte der Welt. Es geht nicht mehr um das Bekenntnis zu dieser oder jener Konfession, sondern in erster Linie um soziale Belange. Welche durch die vorwärts bringenden Wissenschaften in das Bewusstsein der Völker gelangen und eine neue, technische Welt hervor bringen. Die Entwicklung dieses Zeitalters wird aber die natürlichen Bezogenheiten des Menschen, seine Einbindung in den Kreislauf der Natur, empfindlich stören und einengen, wie sich dies immer deutlicher erweist.

Erst jetzt beginnt sich das Zeitalter der Renaissance auszuwirken, worin Männer wie Kopernikus, Kepler, Galilei und Newton gelebt hatten.

Nicht mehr die Erde ist Mittelpunkt der Welt, sondern die Sonne. Und die Gesetze der Planetenbahnen zeigen eine bis dahin völlig unbekannte Welt, in der die Erde nur ein Planet wie viele andere zu sein scheint.

Galilei bestätigte durch seine Beobachtungen die Erkenntnisse Kopernikus, während Newton die Schwerkraft (Gravitation) entdeckt, die das ganze Sonnensystem zusammen hält.

Auch in der Welt des Geistes gehen die Philosophen nun mehr von ihrer Vernunft aus und beginnen Religion, Staat und Gesellschaft neu zu überdenken.

Hier sind es Männer wie Descartes (1596-1650), Spinoza (1632-1677) und Leibnitz (1646-1716), um nur wenige zu nennen, welche das Übel der Welt als Notwendigkeit zu ihrer Vervollkommnung deuten und auch das Leiden, als von Gott gegeben betrachten. Vor allem in religiösen Fragen verlangt man vollkommene Toleranz, weil die Religion nur dann natürlich sei, wenn man sie durch bloße Vernunft (Deismus) erkennen kann.

Die dem Puritanismus zu Cromwells Zeiten in England folgende Toleranz der Glaubensfreiheit, Aufhebung der Pressezensur und die Gründung einer parlamentarischen Monarchie sind eine deutliche Absage an den Absolutismus religiöser, von Gottes Gnaden geprägter Vergangenheit.

Auf dem europäischen Festland finden diese Gedanken bald Raum in - dem von staatlichem und kirchlichen Absolutismus beherrschten – Frankreich, das immer noch nach den königlichen Grundsätzen eines Ludwig XIV. beherrscht wird, welcher sich selbst als den Staat bezeichnet hat.

Als Voltaire (1694-1778) England kennen lernte, war er tief beeindruckt von den persönlichen Freiheiten der Einzelnen und begann seine literarischen Angriffe, vornehmlich auf die Kirche zu konzentrieren. Mit der Schrift „Ecrasez l’infame superstition“ – zermalmt den schändlichen Aberglauben – und mit vielen anderen Kampfschriften, wandte er sich gegen die autoritäre Kirche.

Montesquieu (1689-1755) übernahm von England die Idee der konstituellen Monarchie, die ihm als Waffe gegen die absolute Regierungsform in Frankreich diente. Rousseau (1712-1778) forderte in seinen Schriften die unmittelbare Herrschaft des Volkes durch Volksabstimmung. Rousseau glaubte an einen Gesamtwillen des Volkes, der in jedem Einzelnen lebendig ist. Womit er den Individualismus der Aufklärer überwand, gleichzeitig aber jenen diente, die sich als Verkörperung dieses Gesamtwillens sahen: Diktatoren und Tyrannen.

Infolge dieser inneren Entwicklung verliert Frankreich die Vorherrschaft über Europa und das katholische Österreich wächst zur neuen europäischen Großmacht im Südosten heran.

In diesem Zeitraum erreichen die Juden erstmals die formale Gleichberechtigung.

Im Norden hat sich die Großmacht Preußen konstituiert. Unter der kriegerischen Ära Friedrich des Großen erreicht Preußen bis 1763 eine entscheidende Rolle auf dem Kontinent. Doch war im Ganzen gesehen England der Sieger dieses weltweiten Ringens zwischen Preußen, Österreich, Russland, Sachsen, Polen, Schweden und Frankreich. Nachdem es nach und nach den ganzen französischen und spanischen Kolonialbesitz östlich des Mississippi erobern konnte und Frankreich durch die Zerrüttung seiner Staatsfinanzen geschwächt auf der Strecke blieb.

Auf der Strecke blieben auch die Ureinwohner Amerikas, die Indianer, deren Reste heute in „Reservationen“ leben müssen. Eine ähnlich grausame Behandlung erfuhren auch die Negersklaven, welche der Sklavenhandel in den Gründerjahren nach Amerika gebracht hatte.

Doch bald sollte auch England erfahren, dass es nicht ungestraft seinen kolonialen Besitz nur als Ausbeutungsobjekt betrachten kann und die amerikanischen Kolonisten als ihre Knechte.

Die Unabhängigkeitsbestrebungen der englischen Kolonien in Amerika erreichten am 4. Juli 1776 ihren Höhepunkt, als Thomas Jefferson eine Verfassung auf der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte einführt, wodurch der amerikanische Befreiungskrieg ausgelöst wird.

Während England sich zwar sonst überall in der Welt behaupten konnte, erlitt es im Kampfe gegen die amerikanischen Kolonisten eine solch schwere Niederlage, sodass es im Jahre 1783 zum Friedensschluss in Versailles genötigt war und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkennen, sowie alles Land bis zum Mississippi südlich der Großen Seen abtreten musste.

Am 30. April 1789 wird Georg Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten auf die Verfassung vereidigt.

Während die „Neue Welt“ nun zur beherrschenden Macht der Welt wird – und bis dato geblieben ist -, zeigen in Europa und insbesondere in Frankreich die inneren Zustände, einer durch Prunk, Mätressenwirtschaft und Kriege belasteten Wirtschaft, einen katastrophalen Verfall auf, welche das Ansehen des Königtums weiterhin vermindern.

Die Mätressen des französischen Königs, Marquise de Pompadour und Gräfin Dubarry, bestimmen weitgehend die Politik und reißen Frankreich in einen Abgrund, woraus sich die blutigste aller Revolutionen erhebt.

Kurz vor Ausbruch der französischen Revolution lebten in Westeuropa ca. 400.000 Juden. Davon alleine rund 300.000 in Deutschland. Obwohl vielfach isoliert, durch hohe Steuern, Abgaben und Ghettos belastet, hatte sich ihre wirtschaftliche Lage doch etwas gebessert, aber von einer echten Gleichberechtigung konnte immer noch keine Rede sein.

Da wird das Wort der Pompadour „Après nous le dèluge“ – nach uns die Sintflut – zur grausamen Wirklichkeit. Die Bastille, Wahrzeichen des Absolutismus, wird am 14. Juli 1789 erstürmt, die französische Revolution nimmt ihren Anfang. Ihr Ende im Jahre 1795 führt den Aufgang eines neuen politischen Sternes herbei, durch welchen die Juden Frankreichs endlich gleichberechtigt und Frankreich erneut die Vorherrschaft über Europa erlangt: Napoleon Bonaparte.

Der von dem regierenden Direktorium als General eingesetzte Bonaparte, sollte durch Kriege in Italien und Ägypten die Kassen des Staates füllen. So mussten die Römer 36 Millionen Franken bezahlen und der Staatsschatz der Schweiz – das zur helvetischen Republik ausgerufen wird – wandert nach Frankreich.

Da aber trotz vieler Siege Niederlagen nicht ausblieben, wurde keine Besserung der Wirtschaftslage erreicht. Auch führen die wachsende Macht Napoleons und seine auf Imperialismus abgestimmte Politik zu einer Koalition der Engländer mit Österreich, der Türkei, Neapel und Russland. Nur Preußen behält sich Neutralität vor. 1799 wird Bonaparte erster Konsul und vereinigt unumschränkte, ja im Prinzip diktatorische Macht auf sich.

Am 2. Dezember 1804 lässt er sich und seine Gemahlin Josephine vom Papst krönen. Pomp und Zeremonien vergangener Zeiten werden wieder lebendig. Im Jahr 1805 lässt Napoleon sich auch noch zum König von Italien salben. Er ist damit auf dem besten Wege, das Reich Karls des Großen wieder herzustellen und hat 1800 tatsächlich den Höhepunkt seiner Macht erreicht, indem ihm ganz Europa zu Füßen liegt.

Die damit verbundene Weckung des Nationalgefühls der besetzten und unterworfenen Gebiete, brachte auch Deutschland eine Reihe von Gesetzesreformen, welche dem einfachen Volke Erleichterung verschafften: Aufhebung der Leibeigenschaft, persönliche Freiheit nun auch für die Bauern, Beseitigung der Standesschranken, Gewerbefreiheit und vieles andere. Wenn diese oder jene Gesetze auch nicht sofort zur Durchführung gelangen konnten, so waren damit jedoch Zeichen in das Bewusstsein der Völker gedrungen, welche nicht mehr auszulöschen waren.

Dann aber brachte der Feldzug nach Russland, den Napoleon 1812 begann, die große Wende.

Mit 600.000 Mann zog der Kaiser der Franzosen in die weiten Räume des zaristischen Reiches; mit 25.000 kam er wieder. Europa erhebt sich zum Freiheitskrieg, der 1813 mit der Kriegserklärung Preußens an Frankreich beginnt. Am Ende bleiben Deutsche, Russen, Österreicher und Schweden die Sieger in der Völkerschlacht bei Leipzig, die am 19. Oktober 1813 entschieden war.

Die Familie Bonaparte verliert den Thron und Napoleon wird nach Elba verbannt, das man ihm als Fürstentum mit einem jährlichen Gehalt von 2 Millionen Franken überlassen wird. Frankreich werden die alten Grenzen von 1792 zuerkannt und es braucht keine Kriegsentschädigung zu bezahlen, weil die verbündeten Sieger die Größe Frankreichs als eine wichtige Grundlage des europäischen Staatensystems betrachten.

Napoleon gelingt aber die Rückkehr und die Vertreibung König Ludwig des XVIII, verliert aber in der Schlacht bei Waterloo seine letzte französische Armee.

Napoleon hat dem französischen Volke rund 2 Millionen Tote gekostet, aber als Erbe der Revolution verwirklichte er überall die bürgerliche Ordnung durch Gleichheit vor dem Gesetz und der Beseitigung der feudalrechtlichen Zustände. Doch die europäische Universalmonarchie nach dem Vorbild Karl des Großen konnte er nicht verwirklichen. Denn, was Gott jenen schon nicht gestattet hat, die seinen Namen missbräuchlich verwendeten und darum entweihten, er selbstredend auch denen nicht gestattet, welche seinen heiligen Namen nicht wieder herstellen, um statt dessen ihre eigenen menschlichen Werke aufzurichten und sich so selbst verherrlichten.

Der Riss im Heiligtum, der durch den ungerechten Wahrheitsbesitz entstanden ist, hat seine Erweiterung im Geist dieser Welt. Wodurch die Völker nicht geheilt und erlöst werden können, bis das Reich Gottes in seiner Erkenntnis vollkommen ist in denen, die im allgemeinen Abfall treu geblieben sind.

Das Unheil ist also nur die eine Seite der Heilsentwicklung und des Erlösungsprozesses, weil das Heil nicht erfasst und erkannt werden kann, es sei denn, das Unheil wäre vollkommen. Voll wird das Unheil aber durch die Verhinderung des Heils, das diejenigen betreiben, die im Unheil gesegnet sind.

Die Gesegneten des Unheils betreiben aber die Vervollkommnung des Heils bei jenen, welche das Heil sind; wissen dies aber nicht, da ihnen das wahre Heil als Unheil erscheint.

Das Heil ist ihnen aber Unheil, weil sie vom Unheil leben, indem die Menschen ihre Werke als Werke des Heils betrachten. Darum wurde und wird das wahre Heil überall verfolgt und getötet und ihm die Schuld der unheilbaren Zustände sogar noch zugeschrieben – so wie die Juden immer an allem Schuld gewesen sind -; woran das wahre Heil aber gar nicht schuld sein kann, weil ihm die Menschen ja noch niemals Macht und Gewalt verliehen haben und es damit immer nur in Knechtsgestalt und ohne Waffen kommen konnte.

Die kommenden Jahre nach der napoleonischen Ära sind geprägt von der Restaurationspolitik Metternichs zwischen 1815 und 1848, der im Wiener Kongress die Zauberformel „Legitimität“ findet, die allen angestammten, also legitimen Dynastien ihre durch Kriege verlorenen Länder wieder zuführen soll.

Oder mit anderen Worten: Die Räuber und Völkerverschlinger waren zu der Erkenntnis gelangt, dass man die Beute so gerecht wie möglich verteilen müsse, damit ein guter Räuberfriede zustande käme und erhalten werden könne.

Als ob Räuber wider ihre Natur – gerecht - sein und handeln könnten!

So erreichen die Siegermächte auch tatsächlich nach dem Zusammenbruch der französischen Nation eine Ausnahmeregelung: Russland erhält Polen ohne Posen und Finnland. England behält Malta, Ceylon, das Kapland und Helgoland. Preußen bekommt den größeren Teil Sachsens, die Provinz Posen und Gebiete am Rhein. Österreich kann sich die Lombardei und Venedig als Besitzungen zuerkennen lassen, verzichtet dafür aber auf Belgien und die Gebiete Südwestdeutschlands.

Belgien und Holland werden mit Luxemburg vereinigt und der Schweiz ewige Neutralität zugesichert. Norwegen und Schweden gehen eine Personalunion ein und der Kirchenstaat in Rom wird wieder hergestellt.

In Deutschland gelingt es nicht, eine zentrale Gewalt herzustellen und so kommt es zum „Deutschen Bund“, einer lockeren Zusammenfassung von 35 Monarchien und vier freien Städten, welcher das Nationalitätenprinzip völlig missachtet.

Die geistigen Strömungen dieser Zeit waren naturgemäß auf Ruhe und Ordnung ausgerichtet und das Vorbild des romantischen Mittelalters – die Einheit der christlichen Kirche und eine feste Gemeinschaftsordnung – erfüllte die Hoffnung vieler Herzen.

Die Geschichtsforschung war bemüht, nach den wahren Ursachen aller Übel in der Vergangenheit zu suchen, um sie für die Zukunft vermeiden zu können, wobei auch die Sprachforschung durch die Gebrüder Grimm neue Impulse erhielt.

Die Rechtsforschung begann die organische, historische Entstehung des Rechts hervor zu heben und lehnte alle naturrechtlichen Konstruktionen ab. Freilich ohne zu wissen, dass diese als solche ja gar nicht zu bezeichnen sind, da diese Natur doch auch aus dem Raub des Menschen entstanden ist. Was also ist dann eigentlich wahre Natur?

Am 26. September 1815 kommt es durch Initiative des religiös gestimmten Zar Alexander I. zur Bildung der heiligen Allianz mit Österreich und Preußen. Fortan wollte man bestrebt sein, die Völker im christlichen Geiste zu regieren, um ein neues Zeitalter des Friedens und der Gerechtigkeit herbei zu führen.

Außer England, der Türkei und dem römischen Kirchenstaat schlossen sich alle europäischen Länder dieser Allianz an, die Metternich als „bloßes Geschwätz“ bezeichnete.

Und tatsächlich, noch bevor das Jahr 1815 zu Ende gegangen war, schlossen die Monarchen eine große Allianz gegen die Freiheits- und Einheitsbestrebungen ihrer Völker, welche sie zu gemeinsamen Aktionen vereinen sollte. Solche Aktionen bedeuteten natürlich Krieg gegen jene, die eine andere Meinung vertraten, als ihre Beherrscher. Darum waren auch die Erfolge der Politik Metternichs nicht gering, zielte diese doch allgemein darauf hin, die alten absolutistischen Zustände wieder herzustellen.

Frisst die Revolution schon ihre Kinder, so schien es, als ob auch ihren Ideen das gleiche Schicksal bevor stünde.

Dann aber kamen die ersten Rückschläge dieser Politik. Das spanische Königshaus musste es hinnehmen, dass seine Kolonien in Süd- und Mittelamerika mit englischer Unterstützung rebellierten und ihre Unabhängigkeit erreichten. Auch die Monroedoktrin vom Dezember 1823 verbat sich weitere Einmischungen von Seiten der europäischen Staaten in die Gestaltung Amerikas. Europas Macht und Einfluss auf die Welt ist damit gebrochen.

Da die Tendenz der absoluten und diktatorischen Regierungsweise auf immer mehr Widerstand stößt, zwingt sie die Herrschenden zu liberaleren Denkweisen und es kommt dadurch auch zu einer gewissen Freiheit und Hilfe für die Kleinen.

Es war, als im Ganzen gesehen, nur der ungerechte Gebrauch der Machtmittel durch die Herrschenden, der den Liberalismus gegen sie ins Leben ruft und dazu zwingt einzulenken. Es ist ein Aufstand der Söhne des Geistes gegen die eigenen geistigen Väter, wodurch diese geteilt und geschwächt werden. Überall kann man diese Vorgänge beobachten und sehen, wie langsam Stück für Stück, der Arm der Mächtigen gebrochen wird.

Nacheinander kommt es in Europa zu Revolutionen. 1830 in Frankreich gegen Karl X; in Belgien gegen Holland; 1831 in Polen gegen Russland und in Italien gegen das österreichische Militär.

Während sich Spanien und Portugal zu liberaleren Verfassungen durchringen, gärt und brodelt es in Deutschland. Dem ständigen Bruch der Verfassung widerstehen sieben Göttinger Professoren, die für die Heiligkeit des Verfassungseides protestieren. Sie werden des Landes verwiesen.

In der Innenpolitik kommt es zum Kirchenkampf. Es geht um die konfessionelle Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen. Wobei eine starke Abneigung der katholischen Länder gegenüber Preußen entsteht, das sich in solche elterlichen Belange nicht einmischt.

All die unterschiedlichen Spannungen, Uneinigkeiten und Klüfte zwischen den Konfessionen, Ländern, Staaten und Menschen, bereiten in Europa der Revolution von 1848 den Boden, welche im Unterschied zur französischen Revolution nur eine europäische Angelegenheit wird.

Den Anlass dazu gibt die Schweiz, welche einen Bundesstaat und eine Bundesverfassung nach amerikanischem Vorbild geschaffen hatte, deren Vertreter in einem kurzen Krieg (1847) die konservativen Kantone unterwirft.

Da Luis Phillip – der Bürgerkönig von Frankreich – die konservativen Schweizer Kantone unterstützte, kommt es im Februar 1848 zu ersten Unruhen in Frankreich, in deren Verlauf der König gezwungen wird, nach England zu fliehen.

Die Erregung in der Pariser Bevölkerung wächst von Stunde zu Stunde und es kommt zu einer Schlacht zwischen Arbeitern und Militär. Wobei in der Zeit vom 23. bis 26. Juni 1848 10.000 Arbeiter getötet werden. Die alten Machtverhältnisse der Monarchie sind wieder hergestellt. Darüber schreibt Karl Marx:

„Die Proletarier in Paris wurden geschlagen, dezimiert, zerschmettert...

Und unmittelbar darauf erheben in ganz Europa die neuen und alten Konservativen und Konterrevolutionäre das Haupt mit einer Keckheit, die bewies, wie gut sie die Bedeutung des Ereignisses verstanden. Die Presse wurde allenthalben schikaniert, jedes unbedeutende Ereignis in jeder kleinen Provinz benutzt, die Bevölkerung zu entwaffnen, den Belagerungszustand zu verhängen und die Truppen in den neuen Manövern und Kunstgriffen ein zue xerzieren, die Cavaignac (der Sieger über den Aufstand in Paris) gelehrt...“

Ebenso waren auch in Deutschland nur die ersten Anstürme der Revolution erfolgreich, um dann später in Gewalt und Terror erstickt zu werden. Auch die Gleichberechtigung, welche die Juden durch diese Revolutionen erreichten, wurde nach ihrem Scheitern zum größten Teil wieder aufgehoben.

Auch im konservativen Bayern schlagen die Ideen der Revolution zumindest solche Wellen, dass König Ludwig I. zur Abdankung gezwungen werden kann. Desgleichen im Nachbarland Österreich, dessen Monarchie bis in die Grundfesten erschüttert wird. Im März 1848 musste Metternich fliehen und in Mailand und Venedig werden die Österreicher verjagt. In Rom wird die römische Republik ausgerufen. Der Aufstand der Tschechen konnte dagegen noch einmal niedergeworfen werden.

Langsam gelangen die wirklichen Entscheidungen wieder in die Hände der Regierenden, so dass in keinem Lande mehr die revolutionären Ideen durchgreifend verwirklicht werden konnten. Lediglich die Emanzipation der Juden und die Abschaffung der feudalen Lasten setzen sich durch.

Erst viel später, in den Jahren 1867, 1919 und 1949 kommt es unter veränderten Umständen, furchtbaren Kriegen mit einer unfassbaren Zahl an Opfern, auch zu Wahlrechtsreformen und Volkssouveränität.

Die Lage um 1848 umreißt das kommunistische Manifest und beginnt mit den Worten:

„Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa habe sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen diese Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.“

Und endet in dem Ruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“

In der Zeitspanne des industriellen Aufschwungs im 19. Jahrhundert verstärkt sich auch wieder die Abneigung gegen die Juden, die in vielen wirtschaftlichen und kulturellen Positionen einflussreiche Positionen eingenommen haben. Doch dieses Mal beginnen sich die Juden erstmals zu wehren. Das Bankhaus Rothschild – welches in allen Ländern der Erde Filialen hat – verweigert Bankdarlehen jenen Staaten, welche die Juden unterdrücken.

Die Mitte des 19. Jahrhunderts bringt eine schnelle Entwicklung des Welthandels durch die Industrialisierung und ein sprunghaftes Anwachsen der Weltbevölkerung. Innerhalb von nur 50 Jahren zeigt sich oftmals eine 50%ige Zunahme der Menschen, was nach unserem Ermessen allerdings nicht nur alleine auf eine bessere Ernährung und Hygiene, oder verbesserter Heilbehandlung zurück zu führen ist. Sondern auch einen Grund hat in der großen Nachfrage nach Produktionskräften. Denn die Vermehrung der Produktion vermindert auch das Leben, das Leben im Geist und diese Verminderung ist ein Tod, der durch Vermehrung des Fleisches überwunden werden soll.

Der Krieg, Hunger und Tod vermehren das Fleisch, nachdem durch die Medizin und, Hygiene die sie hemmenden Faktoren ausgeschaltet worden sind. Die geistige Entwicklung des Welttodes schafft sich in ihrem Umsatz- und Erwerbsstreben die notwendigen Mittel für ihren Zweck. Weil sie den wahren – nämlich den göttlichen – Zweck aber nicht kennt, führt sie dadurch gleichzeitig neue Konflikte herbei, welche sie von außerhalb gekommen sieht, die aber tatsächlich aus ihr selbst erwachsen und entstehen.

Diese Konflikte fördern wiederum die Erkenntnistheorien auf allen sozialen und wissenschaftlichen Gebieten, welche dann in die Herrschaftsstruktur eingebaut und aufgenommen werden müssen, um sich Macht und Einfluss zu erhalten. Demnach ist auch die Wohlfahrt ein Teil dieser Struktur und somit eine Gerechtigkeit der Ungerechten. Derer, die von Anfang an als Religion die Stelle Gottes usurpiert haben und woraus alle weiteren weltlichen Gesellschaftsformen entstanden sind.

Wir können erkennen, dass der Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit dem Ungerechten Vorteile, dem Gerechten aber Nachteile bringt. Nur darum ist die Gerechtigkeit scheinbar so schwach. In dem Maße aber, als die Gerechtigkeit ermattet, ermattet auch die Welt der Ungerechtigkeit, was insgesamt das Gericht Gottes ist.

Alle kommen in dieses Gericht, denn Gott lässt die Sonne scheinen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte, damit das Bewährte daraus hervor gehe. (Matth. 5/45)

So konnte es geschehen, dass das Gericht über die Welt den Beraubten eine Hilfe zuteil werden ließ durch jene Kräfte, die in diesem Gericht frei geworden sind. Die Freigewordenen sind die Söhne, an denen sich das Wort erfüllt:

„Die Söhne werden gegen die Väter sein und die Väter gegen die Söhne.“

Die Väter und Söhne des Geistes.

Diese sind es, welche die Ursachen des Übels – die Sünde – vermehrt haben, weil sie sich nicht nach dem guten Sinne Gottes bewährt und ihre Wirkung bekämpften – das göttliche Gericht– mit dem üblen Sinne, weshalb die Gesetzlosigkeit der Völker überzuschäumen droht.

Das Übel ist, dass die Götter, die in Wahrheit gar keine Götter sind, den wahrhaftigen Gott bekämpfen. Wodurch erst seine Kinder vollendet werden, indem sie im Glauben sich ihres Vaters erinnern und dieser sich an sie. In der vollkommenen Erinnerung ist Gott in ihnen und sie in Gott, und erst da wird Gott wieder Einer sein. (Sach. 14/9)

Die falschen Kinder sind zu Halbgöttern geworden durch die Offenbarung, mit welcher sie zwar Völker gewinnen konnten, nicht aber erlösen aus einem Zustand, in welchen sie sich selbst gebracht hatten durch ihren üblen Umgang mit Gott.

Der üble Umgang ist gewordene, weiter entwickelnde und vollendende Weltgeschichte, weshalb sie einerseits so wirklich und andererseits so abstrakt erscheint. Abstrakt deshalb, weil man aus ihr nicht lernen kann, so dass sie auch noch sinnlos geworden ist.

Sie ist aber nur abstrakt durch den Sinn der Welt, der eine Halbgötterstruktur der Gebildeten ist, die von Anfang an auf den Raub göttlicher und lebendiger Schöpfung ausgerichtet sind, weshalb auch die lebendige Welt dahin zu schwinden droht.

Geschichte ist mehr und in erster Linie sichtbare Manifestation des Widergottes, der durch Raub des Offenbarungsgutes in den Himmel stieg und so ein Weg des Todes im Leben geworden ist. Der Todesweg ist der Streit im Menschen und die Realisierung des aus dem Himmel herab Geworfenen, der nicht mehr viel Zeit hat. (Off. 12/7-17)

Der herab Geworfene ist die Ursache allen religiösen Streites und dessen Folgen. Einer säkularisierten und entheiligten Welt, in der er überall leibhaftig geworden ist. Kirche, Religion und Welt sind sein Bergungshort! (Psalm 18/11 u. Jes. 28/17)

Er verliert aber seinen Bergungshort durch die Entweihung des Namen Gottes, was auch seinen Namen und seinen Erwerb in die Entweihung zieht. Denn alles, was nicht geheiligt ist, ist auch nicht lebensfähig. Darum lag und liegt auf allen Ideen, seien es die des Imperialismus, des Nationalismus, der Demokratie, dem Sozial- oder Wohlfahrtsdenken kein noch so geringer Segen, sondern lauter Fluch, wie es sich deutlichst zeigt.

Gott muss aber dem Fluch gestatten, um den Segen zu vollenden; den Fluch übermächtig werden lassen, damit der Segen allmächtig sein kann. Der Fluch kommt zu seinem Ende, wenn der Segen – der gleichzeitig reift – ihn überwiegt. Der Segen sind die Kinder Israels, kommend aus allen Völkern, über denen der Name Christi angerufen wird. (Jes. 66/20)

Weil Fluch und Segen sich vollenden, entsteht Gleichzeitigkeit, reicht der Pflüger an den Schnitter, der Traubentreter an den Sämann, wird Erinnerung sein, aus welcher eine neue Welt gestaltet wird, deren Antwort keinen Zweifel mehr lässt und die denen gut sein wird, die zuerst das Üble erlitten, jenen aber übel sein wird, die das Üble gewollt.

Die Erinnerung an Gott, aus Israel, durch Christentum, Koran und Zarathustra verbreitet, schafft die neue Erde und die neuen Himmel unter dem Fluch, sowohl in den Nationen, wie auch in Israel.

Die aber die Erinnerung im üblen Sinne gebrauchen werden entwurzelt sein.



Fazit



Und die Menschheitsgeschichte, die Geschichte Gottes heute...?

Wer Ohren hat, der hört es und wer Augen hat, der sieht es.

Wir hätten durchaus fortfahren können und weitere Beispiele der Menschheitsgeschichte anführen können, wie z. B. den 1.ten und 2.ten Weltkrieg, sowie all die nachfolgenden und derzeit noch herrschenden Kriege. Aber da es uns wichtig war, auf die Ursache und Wirkung und damit – in sich – logische weitere Entwicklung der Menschheitsgeschichte hinzuweisen, können wir uns damit begnügen, die Zusammenhänge aus der früheren Weltgeschichte dargelegt zu haben. Denn auch all die nachfolgenden Kriege haben und hatten dieselbe Ursache, den einen „roten Faden“.

Das vorerst letzte und jüngste Beispiel der Weltgeschichte sind Osama Bin Laden, Sadam Hussein, Afghanistan, der Irak, der Iran und George W. Bush jun. und andere – in Verbindung mit den europäischen – Staatsoberhäupter und Staaten, welche „ihren“ Krieg wiederum im Namen ihres jeweiligen Gottes führen. Die „Guten“ gegen das „Böse“!

Einige Jahre vorher war es der Balkan und Ex-Jugoslawien. Und auch im „nahen Osten“ brodelt und knistert es vor lauter Spannungen und er „brennt“.

Damit geht die Weltgeschichte, die in Wahrheit die Geschichte Gottes ist weiter.

Mit dem Eintreffen der grenzenlosen Ökonomisierung (Globalisierung), dem Übergang vom Industriezeitalter in ein hoch technisches Wissenszeitalter treten Religion und Christentum (scheinbar) immer mehr in den Hintergrund.

Die damit auftauchenden (neuen) Probleme führen andererseits wiederum dazu, dass Sekten und „Heilsbringer“ aller Art einen neuerlichen Zulauf erfahren.

Mit der Schwächung des Christentums tritt der Islam einen (scheinbar) erfolgreichen Unterwanderungskurs an.

Dies zeigt, dass selbst in Zeiten eines Wissens- und Erkenntnisstandes, wie es ihn bis dato nicht gegeben hatte, „Götter“, Glaube und Religion niemals aus der Menschheitsgeschichte zu verdrängen sind. Sondern wenn überhaupt, dann nur andere „Gottesbilder“ deren Stellung einzunehmen versuchen.

Was sich aber immer wieder zeigt ist, dass die Krisen der Völker (Untergang der verschiedensten Kulturen und Zeitalter) eng mit Religion und „Götterdämmerung“ verbunden sind.

Lassen sie uns deshalb nochmals in aller Kürze zusammenfassen, was wir bisher versuchten darzustellen, sonst müssten und würden wir weiter schreiben und schreiben, ein Buch nach dem anderen verfassen, die „Vergangenheit“ und die Geschichte fortschreiben, und es würde sich dadurch auch nicht das Geringste ändern.

Wenn wir den Weg des Evangeliums und anderer religiöser Heilsbotschaften als Botschaft beschreiben wollen, können wir uns nur auf dessen Sinn beschränken. Denn die historischen Gegebenheiten sind da zweitrangig. Man kann den Geist nicht in eine Form pressen, wonach das eine oder andere Schreiben (ganze Bücher), oder die Briefe zu einem Zeitpunkt geschrieben worden sein sollen, wie zum Beispiel die Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas im zweiten Teil des ersten Jahrhunderts, Johannes mehrere Jahrzehnte später), oder die Briefe, wonach die Petrusbriefe nicht von Petrus geschrieben sein sollen und der 2.te Petrusbrief jünger sein soll, als der Clemensbrief.

Historische Betrachtungen und Einordnungen sind einem Gläubigen sowieso fremd und sollten es auch bleiben, denn der Geist ist frei (unser Gehirn ist durchaus fähig – sofern man gewillt ist, Eingefahrenes neu zu überdenken -, ständig Neues hinzu zu lernen, was eben genau für die Freiheit des Geistes spricht; s. h. Prof. Manfred Spitzers Bücher) und nicht einzuordnen. Solches ist typisches Verwalterverhalten derer, bei denen der Geist nicht wehen kann. Die aber dazu gesetzt sind, das geistige Gut zu katalogisieren, weil man daraus ein Leben gewinnen kann. Ein Leben, welches nicht aus sich heraus lebensfähig ist.

Wir können erkennen, dass der Beginn der christlichen Entwicklung vor allem in Rom begonnen hat, nachdem die Gemeinden in Jerusalem historisch nicht mehr sichtbar sind; was mit der Verwerfung Christi durch die Juden identisch zu sein scheint.

So haben wir auch keine geschichtlichen Beweise und Nachweise über die nachpaulinische Zeit in Rom. Diese liegen sicher verwahrt in den Kellern des Vatikans. Was wir aber sicher wissen ist, dass Rom das Herz der damaligen Welt gewesen war und mit dem Namen Christi zum Mittelpunkt der ganzen Welt geworden ist. Nach dem Willen Gottes der letzte Schöpfungsakt, wonach alles Religiöse vor dem Gott zu Gerichte stehen wird, der am Ende richten wird.

Die Zeit nach Paulus ist von Spaltungen gekennzeichnet, wovon er schon in seinen Briefen geschrieben hat und wodurch eine Priesterschaft wirksam geworden war, die die Zeichen Gottes vertauschte. Kraft ihrer Überlegenheit: das Üble hat die erste Sicht, das ist der Tod Abels bis hin zu Christus, zusammen mit der Verwirklichung der Nichtigkeit durch einen irreführenden Zaum, der an die Kinnbacken der Völker gelegt ist.

Beweisen wird sich dies Jeder nur selbst können, wenn er heute glaubt, was die Offenbarungen verheißen. Wer nicht glauben kann, wird es nicht wissen können, denn die letzte Offenbarung der Wahrheit ist nicht mehr dazu zu verwenden, die Menschen zu fangen. Sondern mit ihr sind die „Götter“ gefangen, die vormals ihre Schlingen zum Fang der Menschen ausgeworfen hatten.

Mit Christus meinten sie, dieses noch einmal tun zu können, weil sie ihm nicht glauben konnten. Wodurch aber auch sie in die Rettung mit eingeschlossen worden wären, welche durch sie, ihren Sinn und ihre Taten erst notwendig geworden ist.

Die ungläubigen Leiter der Völker können diese Offenbarung aber nicht mehr auf ihre Fahnen und Tempel heften. Denn um Gott zu erkennen, muss man werden wollen, wie Gott ist. Da gibt es keine Nebentüren, um den Willen Gottes zu umgehen. Denn der Wille Gottes erfüllt sich nur noch im Wort und im Sein.

Die Urgemeinde zu Rom, wie sie die Kirche sieht, war die Urgemeinde der Verfinsterung und der Verkennung Gottes. Der Anfang der wachsenden Macht aller Ungerechtigkeit über die Welt im Namen des Heils.

Deshalb ist von Anfang an auch alles Treue und Wahrhaftige aus den Gemeinden ausgefiltert und vertrieben worden; das Blut der Heiligen unter dem Altar, deren Schreie noch nicht gehört werden.

Die Möglichkeit und Fähigkeit Errettung und Erlösung zu finden, liegt in der Erkenntnis des Menschen, wenn er Gott erhört. Er hat zuerst aber von Gott nur gehört und nicht getan, was der Wille Gottes will. Also hat er Menschenerkenntnis von Gott und nicht Gotteserkenntnis, ehe er nicht geworden ist wie Gott.

Der Zusammenklang von Gott und Schöpfung, von Wahrheit und Wirklichkeit ist aber erst dann möglich, wenn der Mensch mit seinem bisherigen Wissen von Gott gescheitert ist.

Wenn also Gläubige und Ungläubige, Gerechte und Ungerechte, Treue und Untreue in den „Fall“ Gottes geraten sind, aus welchem sie alleine nur mit der Hilfe Gottes entrinnen können.

Man könnte es auch so sagen: Der Untergang der Menschheit und das Ende der Erde verschlingt auch ihren Schöpfer – Gott, wie Gott nicht ist, aber scheint. Im Schein war er verloren und hatte keine Gestalt und keine Pracht (deshalb musste man sich ein Bild von ihm machen). Und als man ihn so sah, wie „man“ ihn sehen wollte, da hatte er auch kein Ansehen, dass man seiner begehrt hätte. Verachtet und verlassen, mit Schmerz und Leid vertraut und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt und den man für nichts achtet.

An seiner Statt trat die Herrlichkeit dieser Welt mit ihrem Fundament: der Theologie, Philosophie, die Rechts- und Geisteswissenschaften und die Künste. Ein Baum des Lebens wie es scheint – und heute?

Die vielen Schriften und Bücher der nachpaulinischen Zeit sind - durch die in ihnen verborgene Wahrheit der Offenbarung Christi – Netz, Schlinge und Schleier, womit der Mensch sowohl gefangen führt, als auch verschleiert, damit er den Fänger nicht sieht.

Ein Beispiel:

In einem Lehrbuch über die Geschichte der urchristlichen Literatur steht: „Die Formel der Auferweckung lässt sich aus Römer 10/9 und den Parallelen mit ziemlicher Sicherheit rekonstruieren: Subjekt des Satzes ist Gott; das Verbum, immer im Aorist (Zeitform) charakterisiert das Heilsgeschehen als einmaliges Ereignis der Vergangenheit; das Objekt heißt ursprünglich Jesus, wenn es auch in den heutigen Kontexten öfter durch ein Personal-, Relativ- oder Demonstrativpronomen ersetzt wird.“

Das Heilsgeschehen als nur ein einmaliges Ereignis aus der Vergangenheit aus einem Text heraus zu interpretieren ist geradezu fahrlässig. Da muss man sich schon alle Aussagen der Bibel zumindest offen halten, um ein Gesamturteil zu finden. Weil jede Aussage vom Altar des Lebens – das war in der Vergangenheit nun einmal die Kirche – in das Leben eindringt und damit zur Grundlage einer öffentlichen und veröffentlichten Meinung wird.

„Nun, des vielen Büchermachens ist keine Ende und viel studieren ist Ermüdung des Leibes“ schreibt der Prediger.

Ein Glaubender mag dies fühlen, aber er kann es nicht wissen, weil er zuerst blind ist (von daher auch die Notwendigkeit des Glaubens) und damit an das wissende Geschlecht verkauft und durchschaut wird. Wie Abel vor seinem Bruder Kain.

Alles, was die Wissenden sprechen ist wie Weisheit aus einer anderen Welt und wie ein – von Gott – gegebenes Talent. Dieses Können heiligt dann allerdings auch nicht Gott, sondern diejenigen, die über Gott sprechen.

Die damit verbundenen langen Gebete, religiösen Zeremonien, feierlichen Auftritte und kultureller Zauber lassen den Zuhörer erschauern. Und so kann man auch ihren Kommentaren und Auslegungen nur schwerlich widersprechen. Denn sie sind an die Stelle Gottes getreten.

Nur der Gehorsam zum überlieferten Wort schafft ein Neues, weshalb Jesus auch davon spricht: „dass man ihrer Predigt wohl Glauben schenke und tue, aber nicht tun sollte, was diese tun.“ (Matthäus 23/3)

Erkenntnis hängt darum nicht zuerst vom Text ab, sondern vom Glauben. Erst dann wird Erkenntnis werden können und es wird keine Deutung und Auslegung mehr geben. Diese Erkenntnis ist dann auch nicht mehr in Büchern zu finden, sondern in dem Leib, mit dem Jehova Gott sein wird und alle werden ihn erkennen, wie er ist. (Matthäus 6/25 und Lukas 12/23)

Wenn wir Deutung und Auslegung als Begriff näher betrachten, so erkennen wir, dass dieser immer nur zweideutig im Sinne von zwei Deutungs- und Auslegungsmöglichkeiten erfahrbar ist. Deutung und Auslegung wird erst dann gefährlich, wenn sie zum Begriff und Dogma geworden und im Leben eines Volkes als absolut und wahr, als öffentliche Meinung gesehen wird. Der Begriff ist dann Fleisch und Wirklichkeit geworden.

Das Fleisch und die Wirklichkeit der Völker als Fleisch und Wirklichkeit ihrer Beherrscher, ihrer Götter sind auch das Fundament dieser Welt. Gebildet aus den Religionen sind sie elementar die Dinge, welche über Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit, Krieg und Frieden bestimmen.

Mit Gott hat sich diese Welt berufen gegen Gott, ist also nicht von ihm erwählt. Wird dies nicht schon alleine daraus ersichtlich, dass sie sich als Christi Stellvertreter und ihre Kirche als die Kirche Christi sehen, aus welcher dann aber auch das Leben entsprechend sprießen müsste. Stattdessen wird der Tod Gottes (Gott ist tot) des Lebens immer sichtbarer. Darum waren sie genötigt, wegen des damit verbundenen Verfalls ihres Ansehens, ihre Unfehlbarkeit zu dogmatisieren; das Zölibat bis zum 11.ten Jahrhundert festgeschrieben nicht mehr beachtend, von neuem zu festigen und wider die heilige Schrift zu behaupten, um den Auszug aus ihrer Kirche aufzuhalten (welcher aber nicht mehr aufzuhalten ist, wie man immer deutlicher sehen kann).

Die Dogmen und Satzungen der so genannten Kirche Christi sind der Versuch, den Verfall zu kaschieren, um die betrogenen Menschen bei der Stange zu halten und um das fällig gewordene Eintrittsgeld nicht zurückzahlen zu müssen (welches sie gar nicht mehr besitzen und haben).

Als Unmündige vor und in Gott haben sie sich in den Himmel gesetzt, anstatt auf die Worte Paulus zu hören, der da sprach: „Denn wir erkennen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden. Als ich ein Kind war (in Wahrheit ein Unmündiger noch nach seiner Wendung) redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg was kindisch war. Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel (Fenster) undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkennen wir stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.“

Die Übersetzung mit Spiegel ist vmtl. eine Fehldeutung (falsche Übersetzung), weil es schon ein Unterschied ist, ob ein Gläubiger aus dem Fenster oder in den Spiegel sieht. Denn ein Spiegel spiegelt seitenverkehrt.

Der Mensch sieht sich also im Spiegel so verkehrt, wie Gott durch die Religion seitenverkehrt dargestellt worden ist.

Dazu noch einige Überlegungen.

Wäre das Wort Gottes so zu verstehen, wie Menschen es verstehen, wozu dann überhaupt ein Wort Gottes?!

Das Verständnis der Menschen wäre dann ja ein göttliches Verständnis.

Und wozu dann der Glaube, wenn man Gott so versteht, wie Menschen meinen, dass man Gott zu verstehen habe? Was erkannt ist, bedarf keines Glaubens mehr, sondern ist bereits Erkenntnis.

Es heißt ja auch: „trachtet nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit“ und nicht: trachtet nach dem Reiche Gottes und euerer Gerechtigkeit.

Die Gerechtigkeit Gottes ist eine andere Gerechtigkeit, als die Gerechtigkeit der Menschen und ihrer Leiter. Weshalb ihre Offenbarung auch nicht eingebunden hätte werden dürfen in schon vorhandene Rechtssysteme der Welt und deren Rechtsverständnis.

Aber gerade dies hat man gemacht, um die Völker moralisch neu zu motivieren und dem Verfall des Alten zu widerstehen.

Wie da im Namen Gottes und Christi moraltheologisch Gewalt über die Völker ausgeübt worden ist, lässt sich auch aus der Kirchengeschichte einschließlich der „Hexenverbrennungen“ nachweisen. Um sich dann sofort wieder an die Aussage des Petrus zu erinnern: „dass die Taufe des Glaubens nicht ein Ablegen der Unreinheit des Leibes, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott ist.“ (Galater 3/20)

Was sollen wir noch sagen: wir haben die Schriften und das Zeugnis des Geistes und sehen jene, welche diese Schriften deuten, genau das tun, was über sie geschrieben steht. Auch ihr Unverständnis und deren Gründe sind schriftlich festgehalten: und da sind gar keine Zeichen und Wunder zu sehen, sondern Tatsachen und eine verwunderliche Wirklichkeit; trotz der Dürre noch wie betrunken. Und was ist, ist in Wahrheit gar nicht und entsprechend ist das was nicht ist in Wahrheit doch:

„…sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, auf dass der die Weisen zu Schanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, auf dass der das Starke zu Schanden mache; und das Unedle und das Verachtete hat Gott auserwählt, und das was nicht ist, auf dass er das, was ist zunichte mache, damit sich vor Gott keine Fleisch rühme.“ (1.Korinther 1/27-30)

Oder beruht der Zustand der Erde auf der, der Tat verdächtigen Fundsache Seele und nicht auf Grund der Weisheit dieser Welt? Zerstören nicht die Klugen und Weisen die Natur zusammen mit ihrem Fleisch? Und richten und beurteilen nicht die Klugen und Weisen das Leben und nennen ihre Erfindungen Brot für die Welt, obwohl hinter ihnen alles zu Wüste geworden ist?!

Einmal hat Gott sich offenbart. Durch seine Wiederkunft bleibt sein Geheimnis. Einmal hat er die Tür geöffnet, welche zum Heile führt. Beim zweiten mal, oh Mensch, bleibt dir nur die Wahl, einzugehen oder…..!

Selbst die Kunst, die sich Gott nur soweit nähern kann, dass sie sich nicht daran verbrennt, wird keine Richtung zeigen können, obwohl sie es tut, denn auch sie steht vor dem Gesetz:

„Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz.

Aber der Türsteher sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könnte. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. Es ist möglich, sagt der Türhüter, jetzt aber nicht. Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen. Als der Türhüter dies merkt, lacht er und sagt: wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehen. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehen aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen. Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt ihn seitwärts von der Tür niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche eingelassen zu werden und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten.

Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem anderen, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben. Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergisst die anderen Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und da er in dem jahrlangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bitter er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen.

Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann.

Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zu ungunsten des Mannes verändert. Was willst du denn jetzt noch wissen, fragt der Türhüter, du bist unersättlich. Alle streben doch nach dem Gesetz, sagt der Mann, wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat? Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um seine vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt.

(Franz Kafka „Erzählungen)

Dies ist nicht nur Verdichtung der Wirklichkeit dieser Welt, sondern auch Erkenntnis von Gut und Böse und indirekt eine Aussage über die Erlösung, die zwar noch unterschwellig, aber am Ende auch die Wirklichkeit in Wahrheit verstehen lernt, denn nun ist Lichtzwang gefordert:

„Wir lagen schon tief in Maccia,

als du endlich heran krochst.

Doch konnten wir nicht

hinüberdunkeln zu dir:

Es herrschte Lichtzwang

(Celan „Lichtzwang)

Die Erkenntnis von Gut und Böse ist der Sündenfall, das Ergebnis des Begehrens zu sein wie Gott: eine Verfinsterung, woraus uns Gott naht, weil niemand sich selbst leuchten kann. Denn diese Finsternis ist das Licht dieser Welt, wovon die Vielen ihre Augen verblendet haben wollen.

Sündig durch die Mittlerschaft, sie begehrend als unsere Speisemeister, bleiben wir in dieses Leben verstrickt, bis wir uns durch die Speise vom Baum des Lebens die Erlösung bieten lassen.

Somit kann und wird, wer sich von diesem Buche angesprochen fühlt, sowieso wissen und verstehen, nachlesen und informieren, was wir versuchten darzulegen.

Wer davon nicht angesprochen wird, hat sowieso seine eigene Argumentation für oder gegen was auch immer. So kann man durchaus anführen, dass es sich auch bei diesem Buch um ein weiteres Buch, in welchem „Märchen, Sagen und Legenden“ aneinander gereiht und aufgeführt wurden, handelt.



Wer die Wahrheit dahinter und darin nicht erkennt, dem wird auch alles lesen nichts nützen.

„Wer mein Wort hört und es tut...“

Aber genauso, wie sich in der derzeitigen Weltgeschichte ein neuerlicher Untergang weiterer kulturell hoch stehender Völkergemeinschaften abzeichnet, genauso werden im Stillen und Geheimen die „Kinder Gottes“ zu einer größeren und damit letztendlich wahren Erkenntnis Gottes gelangen.

Die Geschichte der Menschheit endet damit auch nicht mit der Weltgeschichte, sondern sie mündet in das Reich Gottes, ist und bleibt die ewige Geschichte Gottes.

Man kann es drehen und wenden wie man will; offensichtlich gibt es zwischen Himmel und Erde doch Etwas, was Niemand so recht ( gerade auch nicht wissenschaftlich ) erklären kann.

Und alles ist letztendlich eine Frage des Rechtes, von Ursache und Wirkung an sich. All das bisher Niedergeschriebene, die Geschichte der Menschheit – auch die künftige - ist und bleibt eine Rechtssache. Eine Frage von Wahrheit und Gerechtigkeit.

Es stellt sich nur die Frage, nach welchem Recht man sich richtet. Und so habe ich nachfolgend noch ein paar Gedanken angefügt, welche sich primär nicht mehr mit „Geschichte“ beschäftigen, sondern vielleicht noch ein wenig erhellen können, worin der „Verlauf“ – Ursache und Wirkung - von Geschichte begründet ist, weshalb wir aus der Geschichte nichts gelernt haben und auch nichts lernen werden können.

Denn die gesamte Geschichte der Menschheit ist und bleibt eine Rechtssache, wie auch die „Geschichte“, das SEIN an sich und damit auch Gott eine Rechtssache ist.

Und weil Recht an und mit sich nicht streitet, ja gar nicht in der Lage dazu ist, denn es ist, was es ist und in Einem gibt es keine Trennung und Unterscheidung, versuchen wir in diesem „Fazit“ noch ein wenig deutlicher zu machen, was Ursache und Wirkung, die Notwendigkeit von Erkenntnis – andere nennen es Bewusstsein - ist.

Recht ist, was es ist und wird es auch ewig bleiben und von daher ist auch kein Streit oder eine Teilung in Wahrheit in Einem durch Auslegung – in welcher Form auch immer - möglich.

Streitbar ist nur die Auslegung.

„Am Anfang war das Wort...“ und dieses wurde und wird ausgelegt und führte daher zur Teilung und nachfolgend zu Streitigkeiten um die Auslegung.

So sind auch alle religiösen Schriften zunächst nur Worte. In welcher Weise und Form es auch zu ihren Niederschriften durch Nacherzählung, Übermittlung oder „Eingaben“ auch gekommen sein mag.

Wer „Kundgaben“, oder „göttliche Worte“ noch niemals selbst „empfangen“ hat, ist also wiederum nur auf seinen eigenen Glauben, ob einer derartigen Möglichkeit angewiesen.

Aber ist es eigentlich nicht paradox, dass wir, wenn wir mit Gott sprechen, davon reden, dass wir zu Gott beten; wenn dann aber Gott mit dem Menschen spricht, dann gilt dies als verrückt?! Weshalb?! Demnach müsste ja das Gebet bereits Ausdruck der Verrücktheit sein. Glaube und Religionen ein Ausdruck von Krankheit?! Wo bleiben dann aber die „wissenschaftlichen Diagnosen“ und Therapien? Handelt es sich etwa um eine unheilbare Krankheit?

Da ich aber eigene Erfahrungen darin habe, wie es Menschen geht, welche Antworten von Gott erhalten, habe ich einen gewissen Vorteil dahingehend, dass ich weiß, was z. B. ein Goethe oder Rilke mit dem „Zwang“ des Schreibens anzudeuten versuchten.

Genauso muss es wohl den „Propheten“ aller Zeiten ergangen sein.

Allerdings hilft nur die Tatsache, dass man „prophetische Gaben“ besitzt nichts, wenn man nicht auch selber das „Prophezeite“ glaubt, umsetzt und erkennt.

Bis zur eigenen Erkenntnis ist man auf Auslegungen angewiesen und es wird einem ständig ausgelegt.

Ginge es also um Auslegung, dann hätte Gott wohl gesagt: „wer mein Wort hört und es auslegt…“

Auslegung an sich ist auch weder ein Beweis, noch ein Argument für oder gegen etwas, sondern bestenfalls ein Wegweiser. Der Hinweis auf einen vergrabenen Schatz, vielleicht sogar eine „Schatzkarte“ macht noch nicht reich. Erst der Weg und das „Ausgraben“ fördern den verborgenen Schatz, die „Wahrheit“ zu Tage. Wurde man betrogen, dann wird sich kein Schatz finden lassen. Beruhen die Worte und die „Schatzkarte“ aber auf Wahrheit, wird man zu dem verheißenen „Reichtum“ kommen.

Die Teilung und Auslegung aber (auch in allen Wissenschaftszweigen) führt dazu, dass „man“ streitet. Und zwar über die Auslegung und nicht über die „Sache“, das Wort und damit Recht an sich.

Genauso verhält es sich in der Wirklichkeit. In allen Religionen, Völkern und Gemeinschaften mit deren Kulturen und Wissenschaften etc., wie wir hoffentlich einigermaßen mit diesem „Streifzug“ durch die Geschichte darlegen konnten.

Dies aber ist eigentlich die „Krone“ der Schöpfung, hebt den Menschen von der übrigen Schöpfung ab: nämlich, dass er einen freien Willen und „das Wort“ hat und damit umgeht, sich die „Erde“ entsprechend untertan gemacht hat und macht.

So ist der Turmbau zu Babel, wie er im „Buch der Bücher“ erzählt wird, nicht die Sprachenverwirrung unter den Menschen auf Grund deren unterschiedlicher Landessprachen, sondern die Verwirrung beginnt und ist begründet mit und in der Auslegung des Wortes.

„Und deine Worte seien ja, ja oder nein, nein, niemals aber ja aber, oder nein aber“.

Deshalb haben die Menschen aller Länder und Sprachen dieselben Probleme, obwohl sie der jeweiligen Landessprache durchaus mächtig sind. „Ja, ja“ und „nein, nein“ bedeuten in jeder Landessprache das Gleiche und dennoch wird in allen Landessprachen – vor allem „das Recht“ und in der Folge „Gesetze“ - „ausgelegt“ und „gedeutet“.

Dies führte und führt zum Missverständnis (falsches Verstehen des Wortes – führt dann logischerweise auch zu falschem Handeln -) unter den Menschen; zu „Meinung“, Auslegungen, Teilung, Streit und in der Folge zum „Krieg“ und entsprechenden „Geschichtsabläufen“.

Beginnend mit der „Erziehung“ – welche stets und immer wieder aufs Neue unterschiedlich ausgelegt und empfohlen wird -, in der Folge bei „Freundschaften“ unter Menschen jeglicher Alters- und Herkunftsstufen, in Partnerschaften, Ehen, Parteien, Vereinen usw.

Sehr ausgeprägt findet man diese „Erziehungsmethoden“ vor allem auch bei den verschiedensten Sekten. Aber hält man sich in diesen Kreisen einfach nur an das Wort an sich und nicht an die Auslegung, glaubt und handelt dementsprechend – „wer mein Wort hört und es tut“ -, kann man sich auch davon wieder lösen, bzw. man wird ausgestoßen. Man wird wahrhaftig frei. Wer selbst erkannt hat und nicht mehr auf Auslegung angewiesen ist, ist nicht mehr zu halten und zu binden.

Dies alles bereits im „Kleinen“ findet im „Großen“ seine Fortsetzung und Auswirkung.

Worin bestehen Gemeinsamkeiten und womit enden sie?

In der unterschiedlichen „Betrachtung“ und Auslegung von Worten. Wahrheit und Lüge. Leugnen der Wahrheit. Wirklichkeit zur Wahrheit erklärend.

Geleugnet werden kann an sich aber nur die Wahrheit, denn Lüge ist bereits verkehrte und damit falsch ausgelegte Wahrheit.

So bleibt Recht an sich Recht und Unrecht bleibt Unrecht. Egal ob es einen „Mandanten“ – in Form von Menschen oder Wirklichkeiten – hat oder nicht.

Und so versuchten und versuchen die „Führer“ und Leiter verschiedenster Völker und Kulturen jeweils nur Recht oder Unrecht zu eigenen Gunsten und damit wider die „feindliche Gegenseite“ – welche aber scheinbar ebenfalls Recht vertritt – auszulegen.

Von daher sind auch die so genannten „Rechtsstreitigkeiten“ in Wahrheit keine Rechtsstreitigkeiten, sondern ein Auslegungsstreit. Stets und immer „verkauft“ als Recht und Ordnung.

Die Wirklichkeit, die Äußerlichkeit, der Alltag der Menschheit ist in der willkürlichen (weil menschlichen) Ordnung regulierbar, dies bedeutet aber auch jederzeit veränderbar, wie uns dies die „Geschichte“ lehrt?!

Göttliche, bzw. die eigentlich „natürliche“ Ordnung aber ist ewig und damit unveränderbar, nicht regulierbar, sondern nur erkennbar, erfahrbar und sie kann erst dann „Wirklichkeit“ und „Äußerlichkeit“ erfahren, wenn „man“ sich nach ihr richtet und rechtet.

Unterstellen wir einmal, dass alleine die Wissenschaften (d. h. alles messbare, zählbare, beweisbare) mit der Evolutionstheorie und anderen Theorien, bzw. ihren „Erkenntnissen“ recht haben, dann ist es zwar richtig, dass diese eine Ordnung, Gesetzmäßigkeit erkennen und sichtbar machen konnten, dass dies aber nicht der „Weisheit“ – der Wahrheit – letzter Schluss sein konnte und kann. Von daher auch stetig „neue“ Erkenntnisse in allen Wissenschaftsbereichen. Absolute Wahrheit lässt sich nur „einmal“ als das erkennen, was es ist und führt nicht ständig zu neuen „Wahrheiten“.

So fehlt nach wie vor der Grund, die Ursache der Evolution: nämlich die Wahrheit, d. h. das „Naturrecht“ oder anders gesagt, das „göttliche Recht“ – „...und über allem schwebte der Geist Gottes...“ -.

Messen, zählen, erforschen und beweisen ist keine Sache des Vertrauens und Wissens, sondern des Misstrauens und Unwissens; keine Sache des Glaubens, sondern des Unglaubens.

Hier möchte ich gerne auf das Buch „Vom Sinn des Lebens“ von Prof. Dr. Dr. M. Spitzer verweisen und Etwas daraus zitieren:

[…]„Was aber folgt aus den Untersuchungen für die Existenz von Gott? Um es klar und gelassen gleich zu sagen: NICHTS![...]

[…]Man darf also auch in der Gehirnforschung das Erklären nicht mit dem Hinwegerklären verwechseln. Wenn man weiß, welches Areal beim Betrachten oder beim Riechen einer Rose, beim Hören von Musik oder beim Küssen aktiv ist, folgt daraus, dass es keine Rose, keine Musik oder keinen Kuss gibt? – Gewiss nicht!

Im Gehirn findet man den blauen Himmel ebenso wenig wie die Rose – oder Gott. Daraus folgt nicht dass Rosen bzw. Gott nicht existieren.“

[…]und weiter:

„Mit der Aufklärung hat das Christentum einen Prozess durchlaufen, den andere Religionen (noch) nicht durchgemacht haben: Seit Kants Schrift über „Die Religion innerhalb der Grenzen der Vernunft“ ist klar, dass Gott nicht wider die Vernunft, sondern gerade durch die Vernunft erkannt wird.

Es ist zwar richtig, dass es den Menschen erst seit dem Aufkommen der Naturwissenschaft möglich wurde, die Existenz Gottes zu verneinen, und dass religiöse Fundamentalisten aus diesem Grund der Naturwissenschaft feindselig gegenüber stehen. Es ist aber auch richtig, dass diejenigen Wissenschaftler, die als Naturwissenschaftler religiöse Überzeugungen angreifen, ihrer Wissenschaft keinen Gefallen tun. Und sie tun religiösen ( ich würde anstelle religiös lieber „gläubigen“ setzen ) Menschen unrecht, die sich um einen rationalen Standpunkt bemühen, auch bei Fragen nach dem Warum, dem Ziel, der Würde oder dem Schönen und Guten. Denn ebenso wenig, wie man Gott wissenschaftlich beweisen kann, kann man seine Nicht-Existenz wissenschaftlich beweisen. Die Abwesenheit des Beweises ist nicht das Gleiche wie der Beweis der Abwesenheit. <Mit meinen Worten ausgedrückt: „Ein nicht vorliegender Beweis für die Existenz eines Gottes ist nicht per se der Beweis für die Nichtexistenz Gottes; genauso wenig, wie ein fehlender Beweis, dass dieses Buch gelesen wird, ein Beweis für die Abwesenheit und Nicht-Existenz von Lesern ist.“> Ebenso wie nur der Dumme meinen kann, dass Wissenschaft durch Glauben ersetzt werden kann, kann auch nur der Dumme glauben, dass Wissenschaft den Glauben ersetzen kann. […]ff“

Vertrauen und Glauben aber ist die Grundlage, die Ursache (der Schöpfungsakt an sich) des Lebens.

(„...und er sprach, es werde...“, „...und siehe er sah, dass es gut war...“)

Anders gesagt: am Anfang war der Glaube und das Vertrauen: „...am Anfang war das Wort und das Wort war Gott...“

Bei den Wissenschaften (d. h. beim Menschen) ist es aber genau umgekehrt. Am Anfang war das Misstrauen, der Unglaube, die Neugier des Nichtwissenden und dies schuf und schaffte eine Wirklichkeit, geboren aus Unglauben, Misstrauen und Unkenntnis. „...mitnichten wirst du sterben..., du wirst sein wie Gott...“

Die Folge dessen ist aufs deutlichste zu sehen und zu verspüren und lässt sich u. a. eben auch aus dem hier dargelegten frühgeschichtlichen – aber auch weiterem - Verlauf der Menschheitsgeschichte ablesen, nachvollziehen und erkennen.

So „fordert“ man ständig einen Paradigmenwechsel, also eine geistige Wende. Dies bedeutet aber, Voraussetzung für eben eine solche Änderung der Geisteshaltung müsste das Vertrauen, der Glaube in und an eine „neue“, andere Geisteshaltung sein. In der Folge stellte sich dann eine entsprechende Wirklichkeit ein, gezwungenermaßen genauso und logischerweise, wie sich eine entsprechende Wirklichkeit auf Grund der vorherrschenden Geisteshaltung eingestellt hat.

Kulturen mit ihren Erfindungen, Wissenschaften und technischen Revolutionen:

Voraussetzung für dergleichen war eine „Idee“ ( Geistesblitz, Geisteshaltung ) und erst in Ausübung, dem wissenschaftlichen „Bildungsweg“, in der Tat und Ausführung dessen entstand eine entsprechende Wirklichkeit.

Und warum wird nachgemessen, nachgezählt, nachgeforscht, wenn nicht deshalb, weil das Vertrauen, der Glaube in die wahrhafte Ordnung, das wahrhafte Recht des Lebens fehlt.

Aus diesem Grunde auch wurde und wird das Recht Gottes ( das Recht an sich: „Jehova“ heißt in der Übersetzung „ ich bin, der ich bin“ ) nicht erkannt und anerkannt und es musste anstelle dessen eine wissenschaftliche, d. h. menschliche Ordnung, ein Menschenrecht und Menschengesetz erfunden, gefunden und aufgestellt werden, welches beweisbar, nachweisbar, messbar, zählbar etc. ist. Dass sich aber nicht an der Wahrheit, sondern an willkürlichen (weil von „Menschenhand“ willkürlich geschaffenen) Gesetzen, Regeln, Formeln und Paragraphen zu orientieren sucht, wie uns dies eine weltliche Rechtsprechung tagtäglich beweist. Es ist hierbei offensichtlich nicht wichtig die Wahrheit zu finden, sondern die einzige Frage, welche sich stellt lautet: ist „es“ anhand von Gesetzen, Formeln und Paragraphen, menschlichen „Erkenntnissen“ beweisbar oder nicht beweisbar.

Dies macht, dass „Schuldige“ (im Sinne der Wahrheit, nach welcher gar nicht gesucht und gefragt wird) frei ausgehen; ist ihnen doch nach menschlicher Beweisführung und Rechtsprechung nichts nachzuweisen, bzw. zu beweisen. Und „Unschuldige“ (im Sinne der Wahrheit und damit nach göttlichem Recht) verfolgt und bestraft werden, da sie angeblich gegen Recht (selbstredend nach Menschenrecht) verstoßen haben und dies nach- und beweisbar ist. Aber in Wahrheit für das Leben an sich und damit für die „natürliche“ Ordnung, das Recht Gottes eingetreten sind und sein werden.

Da dies in der menschlichen Rechtsprechung aber ohne Belang ist (obwohl bis dato Gottes Wort mit entsprechender Unterstützung des Staates – wie auch aller Kulturen, siehe den Geschichtsverlauf, wie er auch in diesem Buche darzustellen versucht wurde – verkündet wurde und weiterhin verkündet wird; die Verheißung desselben aber bis dato ausgeblieben ist, wie auch die damit verbundene Hoffnung:“...Dein Reich komme...“ – aber wohin denn?), denn es wird ja gar nicht ernst und für Wahrheit genommen; wenn Niemand diesem Worte glauben, gehorchen und Erkenntnis (Bewusstsein) darüber erlangen will, bzw. nicht erreichen kann, wie soll es dann zu Wahrheit und damit zur Erfüllung der Verheißungen kommen?!

Über was für eine Wahrheit und Gerechtigkeit wird dann aber – nicht nur in der Vergangenheit – tagtäglich zu Gericht gesessen?!

Kaum ein Mensch (und schon gar nicht die weltliche Rechtsprechung und Gerichtsbarkeit) macht sich die Mühe, absolutes Recht anhand der Wahrheit, des Naturrechtes, des Lebensrechtes (und damit Recht Gottes) an sich zu ergründen und den Beweis oder Gegenbeweis anzutreten, obwohl man bei den Eiden (auch bei entsprechenden Amtsantritten) schwören lässt: „...die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ und „...so wahr mir Gott helfe...“?! Welche Wahrheit, welcher Gott?!

Ist es nicht seit Menschengedenken offensichtlich, dass die Menschheit krankt, dass es Kriege gibt, dass die Natur ihm widersteht?!

Und ist es nicht auch wahr – was wir gerade anhand dieses Buches bzgl. der Menschheitsgeschichte darzulegen versucht haben –, dass es eine Verheißung gibt, welche seit Jahrhunderten, bzw. Jahrtausenden von den Kanzeln der Kirchen und Religionen (bei uns sogar staatlich, auch mit staatlichen Finanzmitteln gefördert) verkündet wird, dass man beim „Buch der Bücher“ – dem Wort Gottes – Eide schwören lässt?!

Dies bedeutete doch eigentlich, dass „man“ diesem Worte vertraut und glaubt? Warum sonst lässt „man“ es verkünden, darauf schwören?! Hofft auf „die Erlösung von all dem Übel“?!

Hält „man“ die Menschheit vielleicht bloß hin, belügt und betrügt man sie absichtlich?! Vielleicht um die „Prioritäten“ – nämlich menschliches Recht geht vor göttliches Recht – zu verdrehen?!

Dies ist auch genau die Logik dieser Welt und die „Errungenschaften“ der Religionen und Wissenschaften:

Man braucht Ärzte, Anwälte, Waffen etc. für etwas, was es nach deren Ansicht und „Erkenntnis“ gar nicht gibt und geben kann: nämlich Gesundheit, Recht, Wahrheit und Frieden.

Aber demnach wären Ärzte, Anwälte, Richter, Waffen usw. ja gänzlich überflüssig, weil das, wofür sie stehen weder erreichbar, noch erstrebenswert scheint – das ist die logische Quintessenz ihre Verkündigungen und Taten -.

Würde sich aber (im Befolgen der Worte in der Tat) herausstellen, dass sich die Verheißung des Wortes Gottes doch erfüllen könnte und würde – also die Wahrheit und das Recht des Lebens an sich -, und damit Heilung und Frieden demnach doch möglich, dann würden und wären sie erst recht gänzlich überflüssig.

Denn wenn man den Weg (welcher ja in der Verheißung enthalten und aufgezeichnet ist und ständig verkündet wird) des Wortes Gottes, des Natur- bzw. Gottesrechtes (kommt doch die Verheißung angeblich von eben diesem Gott) beschreiten und gehen würde, dann müsste sich doch auch in Wahrheit, wie auch in der Wirklichkeit Gesundheit, Recht, Freiheit und Frieden einstellen wie verheißen und wer bräuchte dann noch Ärzte, Richter und Anwälte, Führer und Waffen etc. ?!

Dies bedeutet letztendlich doch nur: der Mensch vertraut und baut auf entweder menschliches Recht und dessen Verheißungen – denn auch darin wird verheißen und gerechtet - (das Ergebnis dessen lässt sich aus der Menschheitsgeschichte, wie auch den alltäglichen Erfahrungen, der Wirklichkeit entnehmen), oder er baut und vertraut auf göttliches Recht und dessen Verheißung (und dies wäre die wahrhaft geistige Wende – ein Paradigmenwechsel - , von welcher „man“ stets und gerne spricht ), welche aber ebenso erst in der Nachvollziehung, d. h. nur in der Tat erfahr- und erkennbar sein wird.

Das heißt allerdings auch, dass „die Rechtsprechung und deren „Verwalter“ ebenfalls nur zwei Möglichkeiten haben. Entweder sie verleugnen das Wort und die Wahrheit Gottes – dies dann aber bitte- schon um der „eigenen“ Gerechtigkeit willen - mit all den daraus folgenden Konsequenzen -, was u. a. bedeuten würde: Verweigerung und Rückforderung jeglicher staatlicher Unterstützung für alle Kirchen, Religionen und Glaubensgemeinschaften, sowie entsprechende Änderung der Gesetze und Paragraphen menschlicher Rechtsprechung ; oder aber sie müssen selbst ebenfalls erst das Wort und den Weg Gottes nachvollziehen, wie es heißt: „wer meine Worte hört und sie tut...“ um wahrhaft unterscheiden und damit in Wahrheit Recht sprechen zu können.

Ansonsten betreiben sie genauso eine Willkürjustiz, wie sie von „ihnen“ zum Teil verurteilt und bestraft wurde und wird (s. h. die Nachkriegsprozesse, die Prozesse im Zuge der Wiedervereinigung Deutschland etc.).

Welch ein Wahnsinn und Widerspruch dem sie anheim gefallen sind und gar nicht merken, worin sie – und damit ihre gesamte Gefolgschaft – gefangen sind (Die „Wärter“ eines Strafvollzuges, welche sich aber selbst innerhalb des Gefängnisses befinden um die Kontrolle über die Insassen haben zu können und den „Hof- und Freigang“ als Freiheit verkaufen).

Daher auch dies hier vorherrschende Chaos, die ständige Suche nach Schuldigen und Feindbildern, ständig notwendig werdende Änderungen und Korrekturen von Gesetzen, Paragraphen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche sich schon deshalb selbst überholen, weil „man“ sich eben nicht an der Wahrheit, am Natur- und damit Gottesrecht orientiert, sondern an von Menschen gemachten und aufgestellten.

Egal, welche Anschauung man vertritt, aus welcher Richtung man lieber kommt: sei es die Theorie Darwins, Evolutionstheorie, eine jegliche andere wissenschaftliche Theorie oder aus der religiösen, gläubigen Richtung; das Ergebnis bleibt letztendlich immer dasselbe.

Nämlich, dass zur Weiterentwicklung, zum letztendlich absolut gutem Ende der „Schöpfungsgeschichte“ - dem letzten Tag der Schöpfung, der nur scheinbar ein Ruhetag ist - und damit auch der Menschheitsgeschichte, welche in Wahrheit die Geschichte Gottes ist, Eines absolut notwendig ist:: nämlich Erkenntnis!

Erkenntnis aber wiederum setzt Geist voraus, welcher sich nach der jeweiligen Erkenntnis seine entsprechende Wirklichkeit formt.

Damit aber wird ein Wort absolut wahr:

„...und über allem schwebte der Geist...“ und „...am Anfang war das Wort und ohne dasselbe ward da nichts...“

Offensichtlich ist aber auch, dass über all die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg der Geist stets geprägt war von Lüge und Hass, von der Verkehrtheit, vom „Negativ“, dem gewendeten Wort Gottes, der „Spiegelung“.

Zu welchen Ergebnissen diese Geisteshaltung geführt hat und weiterhin führen wird, haben wir in diesem Buche ein wenig versucht darzulegen und es bedarf keiner weiteren, auch keiner noch so wissenschaftlichen Erklärungen, sondern dieses ist für jeden Menschen sicht- und nachvollziehbar.

Auch klar ist, dass, was im „Großen“ geschieht, seinen Anfang im „Kleinen“ hat.

Verkehrtes Wort von Mensch zu Mensch schafft eine verkehrte Wirklichkeit, hat dieselbe Ursache und damit logischerweise auch die gleichen Auswirkungen. Nämlich Lüge, Feindschaft, Hass, Erhöhung und Erniedrigung und von daher ist es auch nur logisch, dass „Kriege“ selbst in der kleinsten „Einheit“ eine Alltäglichkeit geworden sind.

Was also hindert den Menschen daran, den Geist mit Liebe zu erfüllen, positive = göttliche Energie in unsere Gedankenwelt zu legen?

Wenn man ein „Negativ entwickelt“ hat, bekommt man dann nicht automatisch in der Umkehrung ein „Positiv“?

Die „Entwicklung“ der positiven Geisteshaltung – Gottes Wort in gutem Glauben – lässt sich deshalb auch gar nicht verhindern.

Die bisherige Geisteshaltung ist doch Grund und Ursache für all das, was bisher an und mit uns geschah.

Ein Ergebnis dieser Geisteshaltung sind auch all die - in diesem Buch aufgeführten - untergegangenen Völker und ihre Kulturen.

Natürlich könnte man uns jetzt das Schlagwort: „...dies war immer schon so und daran wird sich auch nichts ändern...“ entgegen halten. Aber gerade diese Sicht- und Verhaltensweise wäre der Garant dafür, dass sich in Wahrheit und damit auch in der Wirklichkeit nichts ändern könnte und würde. Dann würden uns aber auch die künftigen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht viel weiter bringen. Außer einer Erleichterung des „Daseins“ und Erkenntnissen bezogen auf Vergangenes, hat die Zunahme wissenschaftlicher Erkenntnisse das Leben weder friedlich, noch ewig machen können.

Und wenn diese negative Einstellung dafür sorgen sollte, dass auch wir, d. h. die heutigen Kulturen und Gesellschaften irgendwann einmal untergegangen (und alle „wissenschaftlichen“ Zeichen deuten darauf hin, es ist wohl nur eine Frage der Zeit) sein werden, dann spricht doch eigentlich erst recht nichts dagegen, es einmal anders – nämlich mit einer Gott gefälligen, gläubigen, liebevollen und wahrhaft positiven Einstellung – zu versuchen.

Es gibt sie, die „wahrhaft“ positiv Denkenden und Handelnden, auch dies lässt sich nicht mehr verheimlichen.

In diesem Falle weise ich sehr gerne auch auf die Bücher eines Demetrius Degen hin, die mir in der letzten Zeit in die Hände „kamen“.

Im schlimmsten ( angeblich unabänderbarem ) Falle würden wir – anstelle mit einer negativen Geisteshaltung – mit einer positiven Einstellung untergegangen sein, was am Untergang an sich aber nichts ändern würde.

Was Gott aber niemals zulassen würde und kann. Schon um seinet- und seiner Gerechtigkeit willen, um des wahrhaften SEINS willen nicht.

Es könnte allerdings gerade auf Grund einer grundsätzlich „anderen“ und veränderten Einstellung und Haltung unsererseits evtl. doch auch eine andere, neue und positive Wirklichkeit als logische Konsequenz unserer neuen, anderen Geisteshaltung entstehen und geschaffen werden, welche im eigentlich wahren SEIN der Schöpfungs- und damit Menschheits- und Gottesgeschichte enden wird und muss.

Wäre dies nicht einen Versuch wert?



Quellenverzeichnis





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Ivar Lissner, „Aber Gott war da“

G.W. Ksenofontow „Legendy i rasskasy o schamanach“

Abba Eban „Dies war mein Volk“

Pritchard „Texts“

G. Schwab „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums;“ Sprache verbessert von F. Wausch

R. Carstensen „Die römischen Sagen“

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G. Contenau „La divination chez les Assyriens et le Babylonien“

Sabatino Moscati « Dei Kulturen des alten Orients »

F. Sommer/A. Falkenstein „ Die hethitisch-akkadische Billingue des Hattulili I. »“Laberna II“

G. Levi della Vide „ Osservatione alla iscrizione fenicia di Karatope”

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F.Wolf/J. Gershevitsch „Iranien Literature 63

W.B. Hennings „verbesserte Lesung“

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R. Hauschild „Übersetzung der Yats“ Institut für Orientforschung VII Berlin

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R. Ghirshmann « Masjid-Solaiman-Residence des premiers Achemenides Syria XXVII »

H. Schmökel « Ur, Assur und Babylon »

R. Borger „ Mesopotamien in den Jahren 629-621“

Tadmor „Chronologye of the last king of Judah“

M. Noth „Die Einnahme von Jerusalem im Jahre 597 v.Chr.“

W. Hienz „Zarathustra“

O. Zierer „Weltgeschichte“

Phalerun „Demetrius“

Einhard „Leben Karls des Großen“

„Mirbt“ übersetzt von Erler und Krämer

W. von Tyrus „Auszüge aus der Geschichte der Kreuzzüge;“ übersetzt von Kausler

Erasmus „Vom Lob der Torheit“

J. Agricola „zitiert nach Rassow“

W. Wulf „Quellenhefte“

F. Nykonius zit. Nach G. Freytag „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“

Rassow „ Johannes Agricola“ zit.

Shakespeares “Timon von Athen”

Mayerhofer “Predikantenspiegel”

Jan van Helsing “Hände weg von diesem Buch”

Celan „Lichtzwang

Franz Kafka „Erzählungen“

Manfred Spitzer „Vom Sinn des Lebens“

und “ Die Heilige Schrift” Eberfelder Bibel, der Koran, die Veden und Texte anderer Religionen














3 Kommentare:

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