Wie angekündigt und versprochen hier nun mein - an sich 420 Seiten umfassendes - Buch: "Die Menschheitsgeschichte ..., in Wahrheit die Geschichte Gotte?!" aus meinem Archiv und deshalb ein wenig "zusammen gepresst".
Es wurde zum ersten Mal 2007 veröffentlicht, ist allerdings schon einige Jahre älter. Und wie dies nun mal so ist, wenn man nach einigen Jahren das selbst verfasste wieder mal liest, stellt man fest, dass man das ein oder andere heute etwas anders formulieren würde. Selbstredend ist man selbst auch nicht "stehengeblieben" und so könnte man nun weitere neue "Erkenntnisse" hinzufügen. Aber man muss ja auch nicht alles in Buchform niederschreiben.
Es wurde zum ersten Mal 2007 veröffentlicht, ist allerdings schon einige Jahre älter. Und wie dies nun mal so ist, wenn man nach einigen Jahren das selbst verfasste wieder mal liest, stellt man fest, dass man das ein oder andere heute etwas anders formulieren würde. Selbstredend ist man selbst auch nicht "stehengeblieben" und so könnte man nun weitere neue "Erkenntnisse" hinzufügen. Aber man muss ja auch nicht alles in Buchform niederschreiben.
Vorwort
Dieweil
ja viele es unternommen haben, eine Erzählung von den
Dingen/Ereignissen, die unter uns völlig geglaubt werden, zu
erzählen, so wie es uns die überliefert haben, welche von Anfang an
Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, hat es auch mir gut
geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, der Reihe
nach auf zu schreiben.
( Lukas 1; 1 –
4)
Eine
bessere Einleitung für das nachfolgend Niedergeschriebene konnte ich
eigentlich gar nicht finden.
Von
frühester Jugend an fragte ich mich nach dem Grund meines Daseins,
suchte den wahren Sinn des Lebens. So zu einem Suchenden geworden,
las ich alles, was es in diesem Zusammenhang zu lesen gab.
Auffällig
bei allem Gelesenen war der rote Faden, welcher sich durch Alles zog:
erstens der Glaube als
Voraussetzung eines Weges für alles Nachfolgende, zweitens eine
stets „verborgene“ Wahrheit und eine damit nicht übereinstimmende
Wirklichkeit und drittens gab es letztendlich immer ein Happyend!
Nicht
so in meinem Dasein und in der Wirklichkeit. Also stellte sich ganz
von selbst die Frage, was läuft hier falsch, oder besser gesagt, was
läuft anders und weshalb?
Allerdings
hatte ich natürlich auch eine falsche Vorstellung eines mir noch
unbekannten Weges und eines Happyend. So kann „auf jedem Wege“
zwar das ein oder andere Etappenziel – verbunden mit einem
Zufriedenheits- und Glücksgefühl - erreicht werden, das „wahre“
Happyend allerdings kann und wird sich erst am Ende des Weges
einstellen.
Damit
war klar: ich musste den „roten Faden“, die „verborgene“
Wahrheit hinter der Wirklichkeit finden und erkennen. Auf meinem
Wege, eine Etappe nach der anderen erreichend, im Glauben und der
Gewissheit, dass sich dann auch bei mir das, „mein“ Happyend
einstellen wird, ja gezwungenermaßen muss, denn es ist die logische
Konsequenz der Wahrheit und Gerechtigkeit.
Und
so kam ich – als Einer von Vielen – zu der „Erkenntnis“: die
Geschichte der Menschheit ist in Wahrheit die Gottesgeschichte! „Man“
muss sich Gott zuwenden, um die Menschheit, ihre Geschichte und deren
„Werke und Weisheiten“, die Wirklichkeit zu verstehen und nicht
umgekehrt: Menschenwerk verstehen und erkennen, Wirklichkeit
erforschen, weltliches Wissen erlangen, damit Gott suchen und ihn
finden. Dies kann und wird nicht gelingen. Andersherum wird ein Schuh
daraus.
Alleine
dieses Thema und die Planung des Inhaltes dieses Buches machten
mir schon bewusst, wie unvollkommen jede menschliche Bemühung bei
der Darstellung göttlicher Werke sein wird; weshalb auch dieses Buch
nur als ein Versuch gewertet werden kann, die Größe und Allmacht
Gottes, mit der Kleinheit menschlichen Fassungsvermögen zu erhellen.
Die sichtbare Wirklichkeit und damit Menschheitsgeschichte anhand der
„Wahrheit Gottes“ zu durchleuchten und gegenüber stellen.
Ein
scheinbarer Widerspruch, aber doch wissen wir, dass die
Unaussprechlichkeit Gottes nur in den Herzen derer zum tönen kommt,
die an das „Göttliche“ glauben und mit „wahrer“ Liebe im
Befolgen und „Gehorsam“ des göttlichen Wortes das „Werk
Gottes“ erkennen und so auch wissen, was nicht in Worten
ausgedrückt zu werden vermag und sich deshalb auch nicht
„offensichtlich“, sondern nur verborgen und geheim in
Gleichnissen der Weltliteratur, den Religionen, all den
Geschichtsbüchern und der Wirklichkeit vorfinden lässt.
Der
Versuch, das Wort Gottes und seine Wirkung wie einen roten Faden
durch die Geschichte der Menschheit zu verfolgen und darzulegen, kann
deshalb nur dort geschehen, wo die Wirklichkeit der Geschichte auch
zugleich wahr geworden ist. Sie wird aber nur wahr bei dem, der –
nicht der Wirklichkeit – wahrhaft geglaubt hat!
Die
erforschte und noch zu erforschende Geschichtswirklichkeit ist da
nicht die Wahrheit selbst, sondern die dienstbare Alternative zu
ihrer Unterscheidung, indem sie versucht die Wahrheit zu verhindern.
(Hierzu gibt es in der
jetzigen Zeit und Wirklichkeit viele Bücher, welche erwähnenswert
wären).
Diese
Welt ist im Glauben (heute) das Notwendige
(die Zeit und der Ort,
das Dasein nach der
Vertreibung aus dem
„Garten Eden“),
das nur Wirkliche,
aber nicht das Wahre,
zur Geistesbildung derer, die ihr schon einmal (vergeblich) geglaubt
hatten und dabei arm und elend geworden sind: „denn
glückselig die Armen im Geiste...“
Die
Welt von heute stammt aus einem Denkprozess, worin Jemand zu unrecht
„reich“ und ein Anderer zu „unrecht“ arm wurde, Jemand in der
Wirklichkeit „wissend“ und ein Anderer in derselben „unwissend“
geworden ist.
Die
„Welt“ des Reiches Gottes ist Erkenntnis Gottes, wodurch man zu
recht reich und zu recht arm, in Wahrheit wissend und in Wahrheit
unwissend geworden sein wird.
Bis
zu seiner Erfüllung bleibt alles im Fluss, da „wir“ noch nicht
am Ende des Weges angelangt sind.
„Da
wir – und wir sind alle geistigen Kräfte des Glaubens -, an diesem
Buche schon gearbeitet haben, ehe es geschrieben wurde, kann kein
Autor es sein Eigen nennen, außer Gott!
Auch dann nicht,
wenn wir meinen, dass noch unbewusst menschliches Tun und
Vorstellungsvermögen die Feder/Tastatur geführt haben, da auch das,
was wir nicht wissen oder noch nicht erkennen, eine Seite ist, womit
Gott wirkt und gewirkt haben wird.“
Und wenn auch ein erheblicher Teil von dem nachfolgend Geschriebenen bereits Ende der sechziger Jahre von einem Manne - welcher bei all seiner Erkenntnis trotz alledem auch „nur“ ein Mensch mit all seinen Schwächen und Fehlern, sich auf der Suche und dem Weg zur Wahrheit befindend war -, den ich das Glück hatte, bereits in meiner frühesten Jugend, Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger kennen zu lernen zusammen getragen wurde, seiner „Gottesfurcht und -suche“ und seiner unglaublichen Erkenntnis zu verdanken ist, glaube ich, das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht zu haben, da auch ich im Beschreiten dieses Weges selbst zu der ein oder anderen Erkenntnis gekommen, einen kleinen Teil Wahrheit und des SEINS entdeckt und vieles von dem bestätigt vorgefunden zu haben glaube, was nicht nur von diesem Manne, sondern über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg, wie auch heute noch von vielen „Weisen“ niedergeschrieben und vielleicht auch erkannt wurde, dieses „Werk“ heute neu zu überarbeiten und zu veröffentlichen, da die Zeit (Viele sprechen über das „Wassermann- Zeitalter, mit dem „Etwas“ Neues – eine geistige Wende - verbunden sei) gekommen zu sein scheint.
Evangelium
nach Johannes:
„...im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war
Gott. Dies war im Anfang bei Gott, alles war durch dasselbe, und ohne
dasselbe war auch nicht eines, das geworden ist.
Allgemeines
Die
Geschichte Gottes in der Geschichte des Menschen und die
Menschengeschichte in den Bünden mit Gott und Göttern zu
beschreiben, ist schon vielseitig von Menschen unternommen worden,
die erkannt haben, dass die Erhellung der Bezüge zwischen Gott und
Mensch auch eine größere Klarheit über die Völker, ihre Herkunft,
Gegenwart und Zukunft mit sich bringt.
Das
geistige Tief, die Finsternis und Angst aller Völker lässt solche
Versuche begreifen, die zudem dann noch vorangetrieben werden, wenn
durch die wenig trostvollen Beziehungen internationaler Kontakte
(UNO,
NATO, EU, Wirtschafts- und Kapitalvereinigungen, Logen und
Geheimbünde, Illuminate und Freimaurer usw.),
bei einer sich scheinbar ungesund vermehrenden Bevölkerung, sowie
durch erhöhte Konfliktgefahren, Krisen und Kriege, Klima- und
Naturkatastrophen diese aus scheinbar unlösbaren Gegensätzen herauf
beschworen sind.
So
erkennen wir heute in zunehmendem Maße, dass Gesetz und Ordnung
alleine den Völkern nicht mehr Schutz und Schirm bieten, wider die
sprunghaft anwachsenden gesellschaftlichen Probleme (Überschuldung
der gesamten Welt, Globalisierung, Gentechnik, „Methusalem-Komplott“,
Klimaänderung, Terror, Verrohung und Zunahme der Gewaltbereitschaft,
Vergreisung der Gesellschaften, nicht mehr bezahlbare Sozialsysteme
etc., hierzu gibt es inzwischen reichlich Literatur)
und dass etwas Besseres
an deren Stelle treten muss.
Immer
häufiger macht dabei das Wort vom Paradigmenwechsel (der
Wechsel von einer rationalistischen / wirklichkeits-bezogenen hin zu
einer ganzheitlichen
Sicht
/ Erkenntnis) die
Runde. Aber eben auch nur das Wort und nicht die Umsetzung.
Das
Bessere
kommt aus der Erkenntnis Gottes, welche durch den zweiten und
besseren Bund mit „Israel“ entsteht, den Gott ihnen verheißen
hat. (Siehe hierzu
auch: Hebr. 8/6-10 und 11/39-40)
Erkenntnis
Gottes ist die Erinnerung Gottes, in welcher Gott selbst kommt:
„...denn die
Erde wird voll sein der Erkenntnis Jahwes...“ ( Jesaja 11/9 )
Bis
dahin sind die Gesetze der Völker nur Notverordnungen, durch welche
die Welt bis zur Erkenntnis Gottes aufbewahrt wird, aber eben nicht
die göttliche Ordnung selbst.
Das
in Israel niedergelegte Gesetz Gottes aber war und ist das Gesetz,
wodurch die Gesetze der Menschen gefressen werden, gleich wie die
Schlange des Moses die Schlangen der Ägypter gefressen hat. Doch
auch dieses göttliche Gesetz ist geschwächt, wie man sieht und auch
seine Träger – die Religionen -, weil sie es nicht erfüllt haben.
Sie werden hinweg genommen vor der Ankunft dessen, der das Gesetz
erfüllt haben wird: Jesus
Christus.
( Römer 10/1-4 )
Die
Erfüllung des Gesetzes aber ist des Gesetzes Ende, weil das Ersehnte
– Gott selbst– kommt.
Darum
sind die Gesetze abgegriffen und stumpf, bedürfen ständiger
Änderungen und Anpassungen, weil die gesetzgebenden Kräfte, auf
welche das Volk schaut, selbst schwach geworden sind und dabei sind,
ihr Ansehen zu verlieren und diese Schwäche hat längst auch die
Völker erreicht.
Denn
mit der Kraft des Gesetzes und ihres Wissens haben die Führer und
Herrschenden der Völker Schande getrieben, weshalb hier Jedermann
bemüht ist, durch gegenseitige Aufdeckung von Schande aller Art sich
selbst zu bedecken, wobei aber die Decke zu kurz und zu schmal zu
werden beginnt.
Da
aber die Herrschaften und Gewalten dieser Welt darauf bedacht sein
müssen, dass Chaos und Unordnung nicht überhand nehmen, sind sie
bis zur Vollkommenheit der Erkenntnis Gottes ermächtigt, tun zu
können, was ihre Macht stützt. Das ist das Recht der Götter, der
Lohn der Ungerechtigkeit.
Dies erklärt vielleicht auch, wie es möglich ist, dass Beziehungen,
international politische und wirtschaftliche Kontakte, Bünde und
Geheimbünde – in welcher Form auch immer – existieren und
funktionieren, genauso wie die unterschiedlichen politischen und
gesellschaftlichen Systeme, ohne allerdings die sich selber
verordneten Ziele in Wahrheit jemals erreicht zu haben und zu
erreichen.
Aber
der Verfall des Gesetzes und die Zersetzung ihrer Macht werden zur
„Götterdämmerung“! Ihren Bemühungen entsprechend sind
mannigfaltige Systeme entstanden, womit sie sich bis zum Tage Gottes
ihre Herrschaft abzusichern vermögen.
So
sind denn alle Regierungsformen mitsamt ihren verschiedensten
religiösen, philosophischen, wissenschaftlichen und anderen Inhalten
insgesamt das Haupt des Fürsten dieser Welt, der über Völker,
Nationen, Stämme, Sprachen und Geheimnisse herrscht, letztendlich
aber doch zum Scheitern verurteilt, wie allenthalben und immer
offensichtlicher deutlich wird.
Es
ist dabei von größter Bedeutung einzusehen, dass dieses „Haupt“
–
um wen, bzw. was sollte es sich hierbei wohl handeln? – als
Völker leitende Funktion in seinen verschiedenen Ansichten selbst
das herbeiführt, wogegen es kämpfen muss und in Wahrheit auch
kämpft, nämlich: die Offenbarungen Gottes. (siehe
hierzu auch: Jan van Helsing; Hände weg von diesem Buch; Seite 187;
Zitat: Folgendes müssen wir der Menge sagen: „Wir
verehren Gott...“).
Wie
auch die Wissenschaft gerade mit der Genforschung eigentlich im Sinne
hat, selbst zum Schöpfer des Lebens, gottgleich selbst zu Gott
werdend und damit eigentlich beweisen möchte, dass es Gott nicht
gibt. Aber gerade mit diesem Schritt wird sich die Unfähigkeit der
Wissenschaft beweisen und sie selbst wird damit den Beweis antreten,
dass sie weder Schöpfer noch Götter sind, sondern dass hinter all
ihren wissenschaftlichen „Erkenntnissen“ ewiges Leben –
schöpferisch in seiner Ewigkeit - nur in der „absoluten Wahrheit“
und eben nicht in der Wirklichkeit zu erkennen ist.
Da
es sich dabei um einen „Kampf“ im Hause Gottes und einen Kampf
der Götter wider die Kinder Gottes handelt, kann bis zur Erkenntnis
Niemand vollkommen obsiegen, da erst in der Erkenntnis der Zweck –
göttliche
Macht bei fremden Göttern
– erkannt
ist. Darum sind fremde Götter stets dazu verdammt, sich und ihren
Völkern den Garaus zu machen, die Völkerweiden zu zerstören und
deswegen dann gestürzt zu werden.
Da
sie den „wahren“ Grund nicht kennen, der ihre Macht und ihren
Einfluss beschneidet, sind sie genötigt, den Bedürfnissen der
Menschen gerechter zu werden, als sie es selbst sind und womöglich
neue Bedürfnisse zu wecken (wissenschaftlicher
und technischer Fortschritt, Konsum, bargeldloser Zahlungsverkehr,
Medien und alles, was damit verbunden ist),
damit ihre Entblößung, die Kargheit ihres Weinberges und die
Fruchtlosigkeit ihres Ackers verborgen bleibe. Weil dies aber nicht
verborgen bleiben kann und man darüber forscht und sucht – aber
(noch) nicht findet -, kann solche Entwicklung im Besonderen jedem
Einzelnen dazu verhelfen, selbst das zu finden, was man hier mit viel
Mühe und Kosten vergeblich tut: die
Erkenntnis der Wahrheit!
Der
Schlüssel dazu ist der Glaube heute und der Gehorsam zu dem, der uns
dafür Verheißungen hinterlassen hat: Jesus
Christus
Sein
geoffenbarter Weg ist ein Glaubens- und Bildungsweg (
genauso wie jeder wissenschaftliche, politische und religiöse Weg
zunächst ein Glaubensweg und im Beschreiten, im Vollzug, in der Tat
dann erst Bildungsweg ist ),
der nur im Verlassen des Weges begangen werden kann, den uns die
Religionen im Namen dessen geebnet haben, der uns Weg und Wille sein
will; wenn wir wollen, dass sein Wille geschieht.
Erst
durch das Beschreiten des zweiten Weges wird man des ersten Weges
unterscheidend gewahr und diese Unterscheidung ist Zweck und
Notwendigkeit des ersten Weges, der durch Betrug und Gottesheuchelei
einerseits und dem Glauben und der Hingabe der Betrogenen
andererseits entstanden ist. In
vielen esoterischen Schriften und Büchern, sowie der Therapie bei
Psychiatern und Psychologen geht es letztendlich auch um nichts
anderes: erkenne was Du bisher getan und glaube daran, dass Du es
ändern kannst. (Fischgräte!
Schreibe „Pro und Kontra“ auf und ändere, bzw. verlasse Deinen
bisherigen Weg und beschreite einen neuen, Selbstbewusstsein durch
Positivdenken usw.)
Doch
dazu sind einige heilsgeschichtliche Betrachtungen über Moses, die
Propheten und Christus notwendig, wobei es nicht vermieden werden
kann, dieses oder jenes auszulegen,
solange das Heil nicht auch Wirklichkeit geworden ist.
Wir
wissen, dass über das Judentum, die christlichen Konfessionen und
den Islam das in Israel geoffenbarte Heilsgut die wohl größte
Verbreitung auf Erden gefunden hat, sodass der Gläubige sagen kann,
Gott hat sich auf diese Weise am Nachhaltigsten in der
Menschheitsgeschichte erkennbar gemacht. Doch sieht der Gläubige
heute, dass Gott sich nicht nur in der Vergangenheit, sondern erst
recht heute manifestiert (
und damit sind all die geschriebenen Bücher, welche gerne als
esoterischer Humbug verkannt und verleumdet – wobei ich nicht
bestreite, dass sich darunter auch wieder das ein oder andere
„schwarze Schaf“ befindet - werden, eben auch nicht rein zufällig
in solch einer Anzahl gerade heute zu bekommen).
Sodass zusammen mit dem Heute voriges, gestriges und heutiges in
Erkenntnis der Fülle aufgehen wird.
Die
5 Bücher Moses, um 1300 v. Chr. geschrieben (wie wohl ein Großteil
der gesamten Bibel, Weissagungen und Prophezeiungen aller Art wohl
innerhalb dieses Zeitraumes – ein paar Jahrzehnte/-hunderte hin
oder her- >hier
verweise ich erneut auf das neueste Werk „Hände weg von diesem
Buch“ von Jan van Helsing und seine Hinweise auf entsprechende
Funde<),
haben in vielen Teilen allegorische, also gleichnishafte Formen und
Darstellungen, wie Gottes Werk, seine Offenbarungen und der Vorgang
schöpferischer Akte in einer Weise dargestellt sind, wie es im
Hinblick auf die entsprechende Begriffswelt und dem geistigen
Horizont der Menschheit formulierbar war und ist. Solange keine
zweifelsfreien Erkenntnisse über derartige Gleichnisse vorhanden
sind, kann weder gegenwärtiges, noch damaliges Denken und Verstehen
bezüglich der Höhe und Tiefe unterschieden sein, auch wenn die
öffentliche Meinung dahin tendiert, dass derlei Gleichnisse als
kindlich und naiv (
in der Beurteilung des esoterischen Bereichs als Phantastereien
abgetan, Märchen- und Sagenwelten )
zu beurteilen sind.
Es
genügt schon, sich der Bedeutung des Wortes „Gleichnis“ zu
zuwenden um zu erkennen, dass die Aussage eines Gleichnisses nicht im
Direktsagen, sondern eben nur im Anderssagen verstanden werden kann.
Gemeint
ist damit die Darstellung eines zur Gegenwart scheinbar abstrakten
Begriffes (dies
wird gerade im Bezug auf Prophezeiungen, Hellseherei wie in den
Fällen z. B. eines Nostradamus, oder vielen anderen Propheten –
>s. auch hierzu die Bücher von Jan van Helsing, in welchen
mehrere „Medien“ angeführt sind< –
mehr als deutlich) –
wie z. B. der Baum der Erkenntnis oder die verschiedenen
Schöpfungsakte – durch ein konkretes Bild, welches für sich
solange nichts aussagt, bis das, was dahinter steht oder verschleiert
steckt, gegenwärtig erkennbar wird und ist. Auch
dies trifft gerade und im Besonderen auf die in der Vergangenheit
erfolgten verschiedensten alten Prophezeiungen, Weissagungen und
Vorhersagen zu. Erst im Eintreffen des einen oder anderen
Ereignisses, wurden und werden die im Vorhinein gemachten Aussagen
erkennbar und wahr.
So
erkannte auch ich erst im Nachhinein und auch heute noch – also
Jahrzehnte später -, was ich ( aber nicht nur ich ) vor vielen
Jahren bereits („ gezwungenermaßen“) niedergeschrieben und damit
auch mir selbst prophezeit hatte. An einer anderen Stelle dieses
Buches, gehe ich nochmals ein wenig mehr auf meine „Erfahrungen“
mit „Übernatürlichem“ – was auch so ein falscher Begriff für
etwas uns zunächst unerklärliches ist -, wie die eigene Erfahrung
mit „verwirklichten“ Träumen und so genannten Kundgaben ein.
Wenn
also Moses - durch Gesichte und Offenbarungen – hat ermessen
können, wie ein göttlicher Schöpfungsakt vor sich geht, dann ist
dieser Vorgang jenen, die nicht gleich ihm zu solch einem Verständnis
berufen sind, nicht im Direktsagen mitteilbar, sondern eben nur im
Anderssagen. Im Gleichnis wird das Geheimnis Gottes auf menschliche
Weise (
überlieferte Märchen, Sagen, Legenden, alle Religionsschriften und
„heiligen“ Bücher etc. )
dargestellt, sodass jene, denen das Reich und das Geheimnis Gottes
einmal offenbar werden wird, zunächst nichts mit dem Gleichnis
anzufangen wissen, bzw. richtig „deuten“ können; während jene,
denen das Geheimnis in Wahrheit nicht ist, damit zu herrschen wissen,
wie mit einem Zauberstab (siehe
hierzu „der Zauberlehrling“ und andere Gleichnisse in der
Weltliteratur, insbesondere bei Märchen und Sagen)
und
dadurch jene Wege bereiten, worauf Gott sich stets für sie
offenbaren muss, indem sie seinen heiligen Namen nicht erkennen;
damit sie leben und wirken, bis seine Erkenntnis gekommen ist (
bis
der
„Zauberlehrling“ den „Meister“ um Hilfe ruft ).
So
gesehen ist Jesu Antwort auf die Frage der Jünger, warum er in
Gleichnissen rede durchaus verständlich:
„Weil es euch
gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen
aber ist es nicht gegeben. Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen,
weil sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören, noch
verstehen“.( Matthäus 13/13)
Die
das Gleichnis verstehend nicht verstehen, bekommen durch den Besitz
der Offenbarung ein verkehrtes Verständnis, verkehrte Macht und
verkehrten Einfluss (zaubern
mit dem
„Zauberstab“
des „Meisters“ und erschaffen in Wahrheit völlig hilflos, ohne
eigene „magische Fähigkeiten“ Falsches, Verkehrtes, ohne diesem
in Wahrheit gebieten und Herr werden zu können)
und dies alles im Namen Gottes, wodurch Gott natürlich
widersprüchlich wird. (
5.Mose 32/20; Galater 1/7)
Damit
ist auch die Lehre bzgl. Luzifer, Satanskult, Okkultismus und
jegliche Wissenschaften, vertreten durch die entsprechenden
Geheimbünde, Gemeinschaften, Lehren und Lehrer, der Irrglaube und
Irrweg an sich – auf welche/n gerade heute mit Recht hingewiesen
wird - durchaus verständlich und hat auch eine entsprechende
Daseinsberechtigung.
Diese
Widersprüchlichkeit ist der Anstoß zur Erkenntnis für diejenigen,
denen das Geheimnis ist. Darum weist Moses auf einen, nach ihm
kommenden Propheten hin, auf welchen das Volk Israels hören soll.
Und von Moses bis zu Johannes dem Täufer haben die Propheten auf den
hingewiesen, der nach ihnen kommen und das Geheimnis gefunden haben
wird. (Jesaja
65/1-5; 5. Mose 18/15; Apostelgesch. 7/37)
Daneben
gibt es aber auch eine Priester- und Prophetengruppe, welche jene
verfolgt, weil sie sich selbst auf den Stuhl dessen gesetzt haben,
dem er in Wahrheit gebührt.
Aus
diesem Streit (welchen
aber selbst auch die Wissenschaft mit- und untereinander führt)
um den Besitz des Wortes und Gesetzes Gottes und seiner Offenbarungen
kommt – und damit auch das vorläufige Ende Israels – der
Christus und Gesalbte, die Erkenntnis Gottes aus dem Ringen Israels
mit Gott, Göttern und Gewalten.
Dieses
Geschehen brachte aber die Wahrheit nicht offensichtlich hervor,
sondern geheim; in den Gleichnissen Christi verborgen, damit in allen
Nationen und Völkern sich das
wiederhole, was in Israel schon geschehen ist.
Mit
Christus kam das gesamte Gut Gottes aus Israel in die Nationen, damit
die „Sünde“ der Welt offenbar werde. Sie wird offenbar dadurch,
dass die „Sünder“ gezwungen sind, sich mit Christi Lehre zu
bekleiden, um die von ihm geoffenbarte „Sünde“ der Götter wider
Gott und des Menschen vor den Menschen zu verbergen und dabei die
Juden des Gottesmordes anzuklagen. (Matth.
11/12)
So
wurde das Evangelium der Bergungshort der Sünder und Gottesmörder
in den Nationen.
Weil
die Nationen ihre Sünden (einen
anderen Sinn, geheime neue Weltordnung, nicht im Sinne Gottes und
seiner Ordnung) nicht
bekannt haben, wird sie hier mächtiger, als sie je gewesen und darum
auch offenbarer, denn die übermächtige Sünde ist der zweite Tod,
an dem die Völker zu sterben drohen. (Offb.
2/11; 20/6)
Dieser
Tod wird nicht dem offenbar, der sterben soll, weil er nicht geglaubt
hat, sondern dem, der nach dem Gesetz Gottes stirbt, indem er die
Gebote tut und weil einer, Christus
das
Gesetz erfüllt hat. (Matth.
10/39)
Darum
kann auch Israel nicht sterben und lebt, wie auch die Nationen
sterben und leben werden durch die, bei denen das Gesetz erfüllt
wird.
Weil
die Sünder mit dem Gleichnis Israels und seines Gesalbten die
Schöpfung verkehrt haben (eine
neue Weltordnung schaffen wollten und noch immer wollen, ihrem
menschlichen Sinn gemäß und damit dem göttlichen Sinn abgekehrt),
darum wird seit Christus die gesamte Schöpfung umgekehrt und in neue
Bereiche gestoßen, worin sie Stufen und Zeiten durchläuft, die sie
für den Tag der Erkenntnis zubereiten.
Im
Gleichnis allerdings erscheint dieser Vorgang immer abgeschlossen, da
es den ganzen Schöpfungsvorgang auf einmal umreißt; Beginn,
Entwicklung und Ende dessen, was der Mensch noch zu durchlaufen hat
und worin er nicht das Ziel vor dem Ende erreicht haben kann. (auch
hier gibt es eine Übereinstimmung mit den wahren Esoterikern und
zwar bzgl. der Reinkarnation)
So
drängt der unbekannte Sinn des geoffenbarten Gotteswortes ganz von
selbst nach Deutung und Auslegung bei denen, die es besitzen. Diesem
Drängen gibt statt, wer dem Worte nicht gehorcht, weil der Gehorsam
dem Verstande solange ein Joch und Übel ist, bis Gott durch die
Ausleger und Himmelszerleger so widersprüchlich geworden ist, dass
der Mensch zu verscheiden droht. Dieses Joch liegt auf dem
Wahrhaftigen und Gerechten, denn der Ungerechte kann und will es
nicht tragen.
Das
Verscheiden des Menschentums und auch des Volkstums manifestiert den
Tod der Welt in einem Augenblick, da die Völker den Namen Gottes
lästern und dabei sind, vollkommen abzufallen. Wir erleben den Tod
des Menschen im Fortschritt, während Glaube, Hoffnung und Liebe
erkalten. (Von
daher auch das immer lauter werdende Rufen nach der Rückkehr zu
einer entsprechenden christlichen Wertevorstellung in den westlichen
Ländern, wie auch die Muslime immer lauter nach Umsetzung der
muslimischen Wertevorstellung rufen). Das
ist die Entscheidung, weil nun, wer aus Gott ist, glaubt, hofft und
liebt und Gott und damit sich selbst erkennt, wie er ist.
Würde
man also nach dem Gleichnis der Schöpfungsgeschichte des Menschen
annehmen, dass mit dem Einhauchen des Geistes durch Gott der Mensch
schon nach seinem Ebenbilde vollendet sei, dann wäre der Dienst der
religiösen Mittlerschaft sinn- und zwecklos geblieben und keine
Offenbarung mehr vonnöten. Geschichte und Geschichtsbücher, wie
auch alle anderen Bücher und Überlieferungen überflüssig. Ein
„Lernen“ aus der Geschichte, der Vergangenheit wäre nicht
möglich – was
sollte vollendetes SEIN auch noch hinzu lernen? -.
Denn einer Vollendung ist nichts hinzuzufügen. (Joh.
17/3)
Suche
und Auslegung, Wissenschaften, wissenschaftlicher und technischer
Fortschritt, all die Schriften und Bücher – seien sie auch
wissenschaftlicher oder esoterischer Art – wären überflüssig.
Man wäre ja bereits, was man zu werden sucht und zwar ohne eigenes
Hinzutun, sondern nur auf Grund einer vollendeten Schöpfung.
Wäre
also mit dem Einhauchen des Geistes Gottes der Mensch bereits
vollendet, dann würde sich auch das nachfolgend Niedergeschriebene
als überflüssig erweisen.
Da
wir uns allerdings erst auf dem Wege zur Vollendung befinden, ist
auch dieses Buch nur ein kleiner Wegbegleiter und der Versuch, anhand
überprüfbarer Wirklichkeiten den „roten Faden“, nämlich die
Wahrheit, den Sinn und das Sein Gottes, wie sich dieses seit
Jahrtausenden in Überlieferungen, Gleichnissen, Sagen, Märchen,
Religionsschriften aller Konfessionen und der weltlichen Geschichte
finden lässt, zu belegen.
Gott in
der geschichtslosen Zeit
Einen
Begriff wie den der „geschichtslosen Zeit“ halten wir für nicht
ganz richtig, weil sicher auch dann etwas geschah, als der Mensch es
noch nicht verstand, das Geschehen um sich herum zu beschreiben. Und
im gewissen Sinne besitzen wir doch auch Schriften der schriftlosen =
geschichtslosen Völker mit den Höhlenzeichnungen und Funden, welche
die Archäologie nachweisbar immer noch findet –
wie
gerade
derzeitig
neue Funde ( Tempelanlagen in der Türkei, welche bereits ca. 10.000
Jahre alt sein sollen ) „beweisen“ -
und bereits gefunden hat und woran gemeinsame Gottesvorstellungen
eines Ewigen, bei den Menschen unerreichbar fernen Gottes abzulesen
sind. (wobei
es letztendlich zunächst belanglos ist, was und ob es bewiesen ist).
Auch die so genannten „Außerirdischen“ sind am Ende eine
Glaubenssache.
Solange
„die Götter“ für den Menschen unerreichbar sind und bleiben,
solange ist der einzelne Mensch abhängig von entsprechenden
Deutungen und Auslegungen, welche er glauben, oder auch nicht glauben
kann. Und damit schließt sich der Kreis wieder: alles, aber absolut
alles ist eine Glaubenssache und erst in der Tat stellt sich „der
Beweis“ für den Einzelnen ein.
Hier
stellt sich nun die Frage, ob geschichtslose Zeit gleichbedeutend ist
mit schriftloser und entwicklungsloser Zeit; dem Zustand im Garten
Eden? Oder dürfen wir annehmen, dass es sich dabei um eine Zeit
handelt, zwischen dem Sündenfall und dem Aufkommen der ersten
Schriftzeichen?
Ist
Geschichte nicht als Entwicklung und Weg zu einem unbekannten Ziel zu
verstehen und läuft dieser Weg eindimensional – von Eden zum
Weltuntergang -, oder zweidimensional, wobei die zweite Linie aus dem
Untergehenden in eine neue Schöpfung, hin zu einem neuen Paradies
führt?
Eigentlich
ist Geschichte der „Freigang“, sprich eine kontrollierte (
nicht die absolut wahre ) Freiheit und der Lernprozess eines
Strafvollzuges, dessen absolute und wahrhafte Freiheit erst am Ende (
nach dem „Verbüßen“ der Strafe ) des „Strafvollzuges“
steht; denn nach dem Sündenfall wurde der Mensch mit der Vertreibung
aus dem Paradies ( dem Garten Eden ) bestraft. Der Mensch hatte seine
Unschuld verloren und die vorläufig „letzten“ Worte Gottes an
„den Menschen“ war die ausgesprochene Strafe. Der Wegweiser zu
einer Wirklichkeit, welche der Unterscheidung dienend, mit den
nachfolgenden Offenbarungen Gottes den Weg zurück = die
„Resozialisierung“ ( Rückkehr in die menschliche Gesellschaft )
in den Garten Eden ( und erst dann wieder geworden sein, wer und was
man in Wahrheit ist ) ebnet. Von daher ist es auch nicht
verwunderlich, dass dieser Weg so schmerzhaft und voller negativer
Erfahrungen ist.
Die
Zeugnisse der schriftlosen Völkerstämme, die wir als Ergebnis
vieler Forschungsarbeiten haben, widersprechen der von Forschern oft
gehegten Hoffnung, eine Uroffenbarung Gottes bei den Völkern zu
finden, die von der Entwicklung der übrigen Menschheit auf unserer
Erde ausgeschlossen und abgesondert geblieben sind, weil die
Vorstellung eines unerreichbar Ewigen den Schluss zulässt, dass Gott
sich (noch)
nicht in der Weise geoffenbart hat, dass man ihm näher kommen könne.
Denn
je weniger man Gott näher kommen kann, desto weniger kann man daraus
eine Uroffenbarung Gottes konstruieren.
Auch
zeigt die Entwicklungsgeschichte der Religionen, die untrennbar mit
dem Wachstum der Menschheit verbunden ist, dass die Gott greifbarer
bezeichnenden Offenbarungen auch eine entsprechend höhere Religions-
und Kulturstufe bewirkt haben, während die archäologischen Funde
vergangener Völker Gott nur als einen fernen und unbekannten
Weltenherrscher erkennen lassen.
Alles
opfern setzt eine Gottheit voraus. „Hätte
ich nicht selbst“,
so schreibt Ivar
Lissner in seinem Buch:
„Aber Gott war da“,
„von
den Tungusen in der nordmanschurischen Taiga immer wieder gehört,
dass ihre alten Opfer, die Darbringung des Schädels und der
Lengknochen erbeuteten Wildes dem höchsten Gott galten, so würde
ich daran zweifeln.
Aber
die Opfer der sibirischen Völker sind eindeutig an das eine
unsichtbare Wesen gerichtet, das Himmel ist und Licht und Weltall,
eben Gott. Man muss dorthin, zu den ursprünglich polnahen Völkern
gewandert sein, um das nicht nur zu glauben, sondern als lebendigen,
als erlebten Eindruck nach Hause zu bringen“.
(Buchtipp; vgl.
hierzu „Aber Gott war da“ von Ivar Lissner)
In
seiner gewaltigen ethnographischen Forschungsarbeit, welche ein Leben
lang dem Ursprung der „Gottesidee“ gewidmet war, hat P.W.
Schmidt
für
die Urkultur einen reinen Eingottglauben ermittelt.
„Am
Anfang stand, was ich auch bei den nördlichen Tungusen erkannte, ein
Gott und ein hoher sittlicher Ernst.“
Das rätselhafte Tun des Steinzeitmenschen in den Höhlen von St.
Gallen, in Franken und in der Steiermark galt Gott und seiner
Anbetung allein. Ganz so wie die sibirischen Völker glaubten auch
die Menschen, die den Höhlenbären erlegten und seine besten Teile
opferten, an ein höchstes Wesen.
„Das
ist“
- so sagt der verdiente Vorgeschichtsforscher Menghin
in Bezug auf die Drachenhöhle - so
gewiss, wie sich derartiges archäologisch überhaupt sicherstellen
lässt.“
Die
Übereinstimmung oben erwähnter Funde mit den religiösen Riten
heute noch lebender Völkerstämme bezieht sich nicht nur auf die
Tungusen im nördlichen Asien, sondern auch auf die Samojeden und
ihre verwandten Stämme im nördlichen Europa; den Eskimos und den
Völkern des Feuerlandes, den Unas, Yaghans und Alacalufs. Diese
Menschen scheinen ihrer Herkunft nach einmal aus einem gemeinsamen
Ursprungsland gekommen zu sein, obwohl sie heute in verschiedenen
Erdteilen leben. Da man nach den Ergebnissen archäologischer Arbeit
mit Sicherheit annehmen kann, dass sie – über die Beringstrasse
kommend – später von stärkeren Völkern an die Ränder unserer
Kontinente gedrängt wurden. Ob deren Ursprungsland mit dem der
großen Geschichtsvölker identisch ist, ob sie von dort ausgegangen
sind, dies ist geschichtlich noch nicht sichergestellt.
Doch
ist es unwahrscheinlich, dass es für die Völker und Stämme der
Welt gleich mehrere Ursprungsländer gibt; wie ja auch der Same eines
bestimmten Gewächses nicht zugleich an mehreren Orten erstmals in
Erscheinung tritt, sondern sich auf Grund entsprechender
Lebensbedingungen und äußerer Umstände nur von einem Ort her
ausbreitet.
Dass
die Kontinente unserer Erde schon vor Urzeiten von Menschen
durchwandert wurden, mag viele Gründe haben. Einer davon ist, dass
die Menschen der Frühzeit den Tieren nachzuwandern pflegten, um ihre
Nahrungsbedürfnisse zu befriedigen. Weshalb die Fundorte von Bisons,
Elefanten, Pferden, Wölfen, Kamel und Mammut nicht mehr allein auf
die für diese Tiere heute spezifischen Erdteile verteilt sind.
Mit
den Wanderbewegungen der Völker sind dann auch die Erfindungen und
Kulturgüter der Menschen mitgewandert und über Kontinente und
Ozeane gelangt. Ebenso ihre einst gemeinsame Gottesvorstellung.
Das
Auslösungsmoment der ersten völkischen Bewegungen scheint uns die
Ausweisung aus Eden zu sein, wozu sogar manche Theorie der
Gelehrtenwelt beiträgt. Wie zum Beispiel die „These“, dass allen
Menschen gleiche Grundveranlagungen inne wohnen (was
anderes, als dies, kann, will und soll uns wohl die Gentechnik und
–forschung beweisen?),
durch die sie unter jeweils gleichen Voraussetzungen immer das
Gleiche tun, unabhängig davon, wie weit sie unbekannt voneinander
leben. Und dann jene These, wonach besonders die komplizierten
Kulturgüter stets aus einem Zentrum hervorgegangen und ausgestrahlt
sind. Das zu erkennen dem Menschen scheinbar nicht mehr möglich ist
und dem man eben mit der Auffindung einer so genannten
„Uroffenbarung“ näher kommen möchte.
Nun
wir meinen, dass, wenn Gott sich einmal geoffenbart hat, es genügt
haben würde, wenn nicht im Verlaufe der Geschichte die Offenbarung
Gottes ständig getrübt, ausgelegt – und zwar zum eigenen Vorteil
– und gedeutet worden wäre und deshalb wieder erneuert hätte
werden müssen. Und da Offenbarung wegen des Sündenfalles
hervorgerufen wird und diese deshalb auch dem Sünder zufällt, der
sie dann verdunkelt, bringt sie keine Klarheit bis zum Ende der Tage,
wo sie geöffnet wird und Erkenntnis daraus hervorgeht. Darum hat die
Suche nach einer Offenbarung keinen Sinn. Sie wird aber betrieben aus
der Unkenntnis über den Charakter der Offenbarung und der Wege
Gottes. Die Erkenntnis darüber ist aber eine Gotteserkenntnis und
diese kann nur zusammen mit ihr – widersprüchlichen Erkenntnissen
wachsen, welche aber Bedingung und notwendiges Übel –, was Gott
aber nicht will – zur Vollendung der Schöpfung sind. Diese
widersprüchlichen Erkenntnisse bilden die Oberfläche der Religions-
und Weltgeschichte und manifestieren sich in den verschiedenen
Religionen, die Gott allerdings zerteilt hat. Dies ist das Gleichnis
vom Babylonischen
Turm und der „Sprachenverwirrung“.
Dass
Völker sich nicht von sich aus und wissentlich auf Wege begeben,
welche sie in den Untergang führen, braucht wohl weiter nicht
erwähnt und erklärt werden. So können es nur ihre Leiter gewesen
sein, die insgesamt ein Geschlecht sind, das den Menschen von
vorneherein zum Untergang erkennt, mit dessen Kraft es von Stufe zu
Stufe steigt um sich und ihre Welt (eigene
neue Weltordnung, Aufbau von Verbindungen wirtschaftlicher und
politischer Natur, Stufe um Stufe, wie in den „Bildern“ von
Geheimbünden und Logen)
zu verwirklichen.
Der
Aufgang dieses – zum Untergang führenden – Geschlechtes bereitet
aber den Boden für ein neues Geschlecht, welches während seines
Kommens von ihm verfolgt und unterdrückt wird.
Zeigen
uns dies nicht auch die im Volk verwurzelten Märchen, worin, wie z.
B. in Schneewittchen, die schöne Königin die noch schönere
Prinzessin töten lassen will? Denn auch die Schönheit ist eine
Vollkommenheit! Die Stiefmutter und ihre Töchter das „Aschenputtel“
unterdrückend und „verbergend“. Hier
ließen sich selbstredend noch viele Märchen und auch Sagen
anführen. Auch und gerade in diesen von mir gelesenen Märchen und
Sagen fand ich stets das Happyend vor. Allerdings meist erst, nachdem
„man“ tun musste, was „man“ ursprünglich gar nicht tun
wollte und tat, was man in Wahrheit gar nicht konnte.
Ungerechte
Herrschaft erkennt man daran, dass ihr Aufgang dem Volke Untergang
bereitet, aber sie selber als Ursache, wie auch als Untergang nicht
zu erkennen sind. Weil sie sich im Aufgang und Fortschritt
darstellen. Werden
uns nicht alle Wissenschaften und technischen Errungenschaften als
Fortschritt dargestellt? Und, wie weit sind wir bisher damit
gekommen? Sind unsere „Probleme“ nicht noch größer, als sie
jemals zuvor waren?
Man
erfährt zwar den Untergang, aber die Erfahrung macht nicht klug.
Wollte
die Menschheit nicht immer aus der Geschichte und damit aus der
Erfahrung lernen? Weshalb ist es dann bis dato nicht gelungen? Sind
wir wirklich klüger geworden? Und
da dieses Geschlecht im Einvernehmen ihrer von ihnen voreingenommene
Völker lebt, die doch in ihrem Sinn eingenommen und verführt sind,
darum redet Gott zu ihm: „Du
sollst mir nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit
nicht deine Blöße an ihm aufgedeckt werde.“(2.Mose20/26)
Denn
jede Stufe ist errichtet auf dem Rücken derer, die in Wahrheit zur
Herrschaft (wobei
Herrschaft in diesem Falle viel zu martialisch klingt)
der Welt bestimmt sind. Und in jeder Stufe ist auch das Haus Gottes
im Menschen – das sind seine Heiligen – zu Trümmern geschlagen.
Das haben sie getan, bis hin zum Welt verschlingenden Christentum.
Wegen
der Verfolgung des aufgehenden Geschlechtes durch das Vorangehende,
sind die Wendungen der Schöpfungsläufe nicht eingetroffen und der
Untergang – der sich im Aufgang und Fortschritt manifestiert –
türmt sich Stufe auf Stufe. Doch unter der Schwelle dieser Stufen
stuft sich auch der Aufgang des neuen Geschlechtes, welches sich
natürlich angesichts des Weltfortschrittes als Untergang ausnimmt.
Dieses
neue aufgehende Geschlecht stirbt zwar auch nach dem Fleische, aber
der Blutstrom (Energie
und Kraft des Geistes?) seiner
Zeugnisse durchtränkt das Land und Volk. Es wäre verloren, wenn
Gott sein Blut nicht auf den Altar Israels gebracht hätte, um damit
die Wendung der Schöpfungsläufe auf einmal herbeizuführen.
Verweilen
wir noch ein wenig in der Betrachtung der schriftlosen Kulturen
–soweit sie uns bis jetzt überliefert und bekannt sind– und bei
jenen Völkern, welche heute am Rande unserer Zivilisation leben, so,
wie sie es schon vor Tausenden von Jahren gelebt haben.
Ihre
Führer und Leiter sind allesamt Zauberer (Schamanen), die durch
„Verkehr“ mit Gott und den Dämonen zu hohem Ansehen gelangt
sind! Ihre Verkehrtheit ist durch den Glauben ihrer Völker erstarkt,
oder biblisch gesagt: „
das Volk gab sein Gold und sie haben daraus ein Kalb gemacht.“
Die
Legende berichtet von den Schamanen:
„Die Schamanen
werden weit im Norden an der Wurzel böser Krankheiten geboren. Dort
gibt es eine Lärche, auf deren Zweigen sich Nester in verschiedener
Höhe befinden. Die größten Schamanen werden auf der Spitze des
Baumes aufgezogen, die weniger großen in der Mitte und die kleinen
Schamane auf den unteren Zweigen. Es wird erzählt, dass anfangs ein
großer Vogel zu diesem Baum fliegt, einem Adler ähnlich, mit
eisernen Federn, sich auf ein Nest setzt und ein Ei legt. Dann brütet
dieser Vogel das Ei aus. Wenn ein großer Schamane herauskommen soll,
brütet der Vogel drei Jahre. Einen kleinen brütet er in einem Jahr
aus.“ (aus: „Legendy i rasskasy o schamanach“ von G. W.
Ksonofontow; Moskau 1930 S. 60)
Hier
findet sich bereits ebenfalls auch schon der Ansatz zu einem
pyramidenförmigen System, ähnlich dem der Geheimbünde.
Die
Völker der Polargegend haben ein besonderes Verhältnis zum
Polarstern und dem Siebengestirn des großen Bären, welches den
Polarstern nie unter den Horizont taucht.
So
war der Polarstern bei vielen Indianerstämmen der Anführer der
Sterne überhaupt. Und bei den Babyloniern der Thron des Gottes Anu.
Die Azteken betrachteten ihn sogar als ein höheres Wesen als die
Sonne.
Diese
Vorstellung ist astronomisch nicht so unbegründet, wie sie scheint,
denn die Lichtstärke des Polarsternes (Nordstern) ist ca. 4000mal
stärker als die der Sonne. So war der Polarstern in der Gedankenwelt
dieser Naturvölker das Zentrum des Himmels, um welches das ganze
Weltall kreist.
Die
Mitte der Polaris hat auch einen entsprechenden Ort auf der Erde.
Darum glauben die asiatischen Völker an einen Nabel der Erde; wie
die Griechen ihr Heiligtum Delphi als Mitte der Erde betrachten und
die christlichen Völker Jerusalem.
Die
Verbindung vom Nabel zur Mitte des Himmels ist bei den zirkumpolaren
Völkern eine Weltsäule oder ein goldener Pfahl. Darum haben die
Völker Asiens einen Pfahl in der Mitte des Dorfes symbolisch
aufgestellt, auf dessen Spitzen „himmlische Vögel“ sitzen:
Polartaucher, Gänse oder Adler. Der zweiköpfige Adler ist nach
Ansicht der Jenissei-Ostjaken allsehend. Auch wir kennen einen
Doppeladler oder den zweiköpfigen Gott Janus. Diese Vorstellungen
sind also schon sehr alt.
„ Bei den
Dolganen ist die Weltsäule mit Querhölzern versehen, bei den
Ostjaken mit sieben Götterköpfen. Die Samojeden und Ostjaken
fertigen aus Holz oben zugespitzte Götterfiguren an, die sogenannten
„sjaadei. „ Auch der sjaadai ist Symbol der Weltsäule oder des
Lebensbaumes.
„Lange Hölzer
mit sieben Kerben sind nicht selten“ schreibt Lahtisale.
Überhaupt
hat die Zahl sieben bei fast allen Völkern Sibiriens – wie auch
auf der ganzen Welt – eine göttliche Bedeutung. Und so stellt man
sich auch die Weltsäule siebenstöckig oder siebenstufig vor.
So
haben übrigens auch fast alle Pagoden Ostasiens sieben Stockwerke,
aber auch der große, wie der kleine Bär sieben Sterne!
Manche
Völker des arktischen Kulturkreises stellten sich von jeher den
Himmel als ein rundes Zelt oder eine große – sich über die Erde
wölbende – Zeltdecke vor. Die Sterne sind darin die Löcher, durch
die man in das All blicken kann. Die Jakuten meinen, der Himmel sei
aus vielen straff gespannten Fellen gebildet. Um zu sehen, was auf
der Erde vorgeht, öffnet Gott hin und wieder einen Spalt, und so
erklären die Tschuwachen den Schweif der Meteore als einen Riss in
der Himmelsdecke. Seit sehr, sehr alter Zeit glaubte man im Norden,
dass der Mensch durch diese Öffnung zu Gott hinauf schauen kann. Der
Wunsch, den der Mensch in diesem Augenblick denkt oder ausspricht
wird darum erhört.
Die
Nomadenvölker wussten natürlich, dass so ein Riesenzelt wie der
Himmel gestützt werden muss. Und daher ist der Pfahl der Welt dem
Denken dieser Zeltvölker sehr nahe.
„Auf der
Weltsäule kann man den Himmel erreichen. Und der Mann, dem es
gelingt, in den Himmel zu steigen ist der Schamane.“ (aus: „Aber
Gott war da“ von Ivar Lissner S. 248-249)
An
der hier zutage tretenden Gepaartheit von höherem Wissen und höherer
Unwissenheit erkennt man die Widersprüchlichkeit und Unreinheit der
Leiter. (Sehend
sehen sie nicht und hörend hören sie nicht. Matth. 13/13)
In
der mandschurischen Sprache heißt der Schamane „Saman“: was
soviel wie „ sich empören“, „aufbegehren“; oder „um sich
schlagen“ heißt „samarambi.“ Im mongolischen heißt es
„Samoromoj“ und „Samdambi“ und im mandschurischen bedeutet es
„tanzen.“
Die
Eigenschaften des Schamanen sind also ein erregter Zustand; ein
„außer sich geraten“ und ein „tanzen“.
Die
Schamanen zeichnen sich von ihren Mitmenschen dadurch aus, dass sie
auf übersinnliche Weise Zugang haben zu der Welt der Geister. Darum
hängt sein Ansehen von der Zahl der Geister ab, die er erkennt. Um
sich zu den Geistern Zugang zu verschaffen, braucht der Schamane
einen Erzspiegel, eine Trommel und ein Kostüm, das mit seinen zwölf
Hermelinfellen, Schellen unter den Achselhöhlen, Krallen des Uhus,
Abbilder von Schlangen, eisernen Händen an den Ärmelöffnungen und
noch vielen anderen Dingen ein symbolisches System darstellt.
„Die
Spiegel aus Metall kommen aus der fernöstlichen Vorstellungswelt,
aus alten Überlieferungen chinesischer, japanischer, koreanischer
und tungusischer Spiegelmythen. In Japan ist der Spiegel das Höchste
der drei Reichsheiligtümer. Er ist achtteilig, aus Metall und wird
in dem wichtigsten Tempel Japans, im inneren Schrein von Iss, im
Deijingu aufbewahrt. Es soll tatsächlich der Spiegel des
Sonnengöttin Amaterasu sein.“ (
wiederum aus: „Aber Gott war da“ von Ivar Lissner, S. 253)
Diese
Spiegelsymbolik kennzeichnet sowohl das Wesen der Schamanen, wie auch
der Wahrsager, Sterndeuter, Gesetzeskundigen und Priester. Denn sie
sind selbst alle Spiegler Gottes und des Lebens, allesamt Alraunen,
die Gott und das Leben scheinen, es dem Menschen und der lebendigen
Schöpfung aber dabei entziehen. Gott und das Leben spiegelnd, können
sie darum der Erkenntnis Gottes und seiner Gerechtigkeit niemals
teilhaftig werden. Sie haben deshalb nur eine Mittlerrolle zur
Erkenntnis Gottes und des Lebens. Das sind ihre Macht und ihr
Einfluss auf den unmündigen Menschen.
Nur
in der Überwindung ihrer Macht kann der Mensch zur Erkenntnis Gottes
und des Lebens gelangen. Dann aber wird er die Geistessprösslinge
dieser Welt als Sprösslinge des Mittlers aus Eden, als Zweige vom
Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen – von welchem der
Mensch nicht essen sollte – erkennen.
Aber
ehe der Mensch sie erkennt, haben sie ihn erkannt. Darum sind die
Schamanen außergewöhnliche Menschenkenner und Psychologen. Nach den
Erfahrungen vieler Gelehrter sollen sie in dieser Beziehung sogar den
westlichen Ärzten überlegen sein. Als hervorragende Beobachter und
Diagnostiker bestärken sie ihre Patienten, ihnen zu folgen und sich
von ihnen beeinflussen zu lassen.
„Das
Schamanentum ist uralt und reicht weit in die menschliche
Vorgeschichte zurück. Wenn die Menschheit 600 000 Jahre ohne
„moderne Medizin“ gelebt hat, dann ist das Schamanentum die viel
ältere Wissenschaft. Es ist das älteste und das größte Geheimnis.
Es steht auf Seiten der Magie und ist damit dem Himmel, dem Kosmos
und den unbegreiflichen Wahrheiten näher. Und daher, aus dem Himmel
kommt das Schamanentum.“
( Ivar Lissner )
Tatsächlich
sind sie als Spiegler Gottes astraler Natur. Wenn sie aber Gott nach
dem Gesetz, das er ihnen geoffenbart hat, aufrichtig dienen und sich
seiner Taufe unterwerfen würden, würden sie in ihrem Spieglerdasein
absterben und in der Erkenntnis Gottes aufzuleben beginnen. Denn Gott
richtet sie mit dem Blut des Zeugnisses seiner Heiligen, das er auf
dem Altar Israels erhoben hat. Und wer sich nicht gegen ihn
verhärtet, wird der Auferstehung in Wahrheit und Gerechtigkeit
teilhaftig und zum Mitretter seines Volkes und dessen Kultur.
Wenn
nicht, bringt er sich und sein Volk in denselben Zustand wie den der
frühgeschichtlichen Völker, deren Nachkommen heute in der Taiga,
dem nördlichen Europa und in Feuerland dahinwelken.
Denn
auch diese müssen einst auf hohem Niveau gestanden haben, wie die
Sprache der Yaghan und Alacaluf auf Feuerland beweist, die bei deren
Entdeckung durch die Portugiesen im Jahre 1520 noch mehr als 23 000
Silben in ihrer Sprache hatten. Ihre Kultur war vergangen, aber die
mit ihr gewachsene Sprache noch vorhanden; doch die jeweiligen
Fürsten der Völker konnten das Kulturgut nicht halten, weil die
Möglichkeit der Taufe noch nicht gegeben, der Erlöser noch nicht
gekommen war.
Israel und
der Beginn der Geschichte in Mesopotamien
Als
die Hebräer erstmals im Plan der Geschichte auftauchen, waren die
Völker Mesopotamiens, Sumerer, Akkad und Babylon schon hoch
entwickelte Kulturen mit Ackerbau, Stadtstaaten und blühendem
Handel, die sich alle aus ihren Tempeln und religiösen Betrachtungen
heraus entwickelt hatten.
Die
Keilschrift Babylons übertraf sogar die Hieroglyphen und die
Erfindung eines Zahlensystems machten die Lebens- und Denkweisen
jener Völker genauer und übersichtlicher.
Doch
auch die hebräischen Stämme waren zu der Zeit, als sie in Kanaan
einfielen, keine primitiven Wüstennomaden mehr und schon von den
mesopotamischen Kulturen der Sumerer, Akkader und Babylonier
durchtränkt, sowie mit dem ägyptischen Gedankengut vertraut, wo sie
sich mehrere Generationen lang aufgehalten hatten.
Kanaan
war das Land, welches Gott ihrem Stammvater Abraham verheißen hat
und worin sich auf Grund von Offenbarungen Gottes ein Staatswesen im
Namen eines Gottes (Monotheismus)
entwickelte, das eine Reihe von Büchern hinterließ, welche die Welt
am nachhaltigsten beeinflussen und verändern sollte.
So
werden die Bücher Moses zu einem Zeitpunkt geschrieben, da Gott
seine Verheißung und Erwählung der Juden durch Offenbarung eines
Gesetzes bestätigt und versiegelt.
Zu
dieser – etwa im 13. Jahrhundert v. Chr. – Zeit, wird die
israelische Geschichte als Heilsgeschichte konkret und tritt in die
Weltgeschichte ein, deren Züge bei den asiatischen Völkern noch in
Dunkel gehüllt sind und deren Anfang wir historisch nicht kennen.
Nur
den Beginn der Heilsgeschichte kennen wir, nicht aber den Schoß, von
wo Abraham ausgegangen war. Erst mit dem Ende der Heilsgeschichte
wird auch die Weltgeschichte aufgehellt sein.
Die
Heilsgeschichte mit Israel hat aber eine Entwicklung zu durchlaufen,
wodurch in diesem Volke Erkenntnisse wachsen, welche die Welt
dereinst retten werden. Solche Erkenntnisse können sich aber nur mit
Geschehnissen verwirklichen, die den Verheißungen Gottes
entgegenstehen.
So
muss Abraham und sein Same von vorneherein ein Fremdling sein in
einem Lande, worin er dienen und vierhundert Jahre bedrückt sein
wird. (1. Mose
15/13)
Diese
üble, aber notwendige Weise geistiger
Zubereitung, verwirklicht sich zu einem Teil einmal durch die
Hungersnot in diesem an sich fruchtbaren Lande und zwingt die Hebräer
zur Ansiedlung in Ägypten. Dieser Zug nach Ägypten – den Gott
Jahwe ihnen nicht geboten hat – ist ein weiterer Schritt auf einem
Wege, auf welchem Israel sich versündigen muss, damit die Sünde
offenbar werde.
So
hat die Sünde auch gewollt, dass Joseph in der Wüste sterbe. Gott
ihn aber nach Ägypten gebracht hat, damit sein Volk – um seines
Namens und Werkes willen, worin das Leben der Welt erhalten werden
soll – abgesondert bleibe. Denn der Wechsel von Kanaan nach Ägypten
hätte sonst eine völlige Unterwerfung oder Angleichung
(Assimilierung)
zur
Folge gehabt.
Gott
ist mit Joseph seinem Volke voraus gegangen, damit seine Erwählten
aus der Gegensätzlichkeit seiner Offenbarung und der Götterwelt
Ägyptens heraus zu treten vermögen. Die Erwählten sind der Same,
der im Schoße Ägyptens ausgetragen und geboren wird. „Denn
aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen, spricht Gott.“ (Hosea
11/1)
Wenn
auch die Geschichte der Patriarchen viele – aus der babylonischer
Tradition bekannte – Details enthält, so führt doch das Trennende
der Götter Ägyptens und des Gottes Jahwe zu neuen Erkenntnissen,
die eine neue Menschenvorstellung, eine neue Weltauffassung wider die
Mythologie und ihrem Pantheon (Göttertempel)
schaffen.
„Die Idee eines
einzigen, transzendenten Gottes verändert die alten Vorstellungen
völlig und schafft neue Denkkategorien. So ist Abrahams Auswanderung
aus seinem Geburtsland als radikaler Bruch mit den heidnischen Ideen
zu verstehen. An ihrer Stelle postuliert die israelitische Religion
die universale Herrschaft eines einzigen zielbewussten Intellekts,
eines Gottes, der ein sittliches Ziel verfolgt und dessen
grundlegende Eigenschaft Güte ist.“ (aus: „Dies war mein Volk“
von Abba Eben; S. 15 )
Die
religiösen Vorstellungen der Israeliten verhindern also die
Verschmelzung mit den Ägyptern und treiben das Volk unaufhaltsam zu
einem unbekannten Ziel, das mit der Herauslösung der Hebräer aus
dem Lande des Nils einen weiteren Schritt vollzieht.
Der
Auszug aus Ägypten ist ein Vorgang, der rein äußerlich gesehen
dadurch zustande kommt, dass das Volk der Hebräer von seinem
Gastland bedrückt und ausgebeutet wird und von seinem Gott eine
Entlassung bekommt, indem dieser die Ägypter durch Plagen
heimzusuchen beginnt.
Im
Wesentlichen hat aber die Bedrückung ihren Grund dafür, dass das
Volk ständig „den“ vergisst, der es erwählt hat. So wirken
„Vergessen und Offenbarung“ Gericht und Gnade und halten die
Erinnerung an Gott wach bis zu dem Tage, da Gott „von Angesicht zu
Angesicht“ sprechen kann.
Im
Angesicht Gottes wohnen ist gleichbedeutend mit: eins zu sein mit
seiner Erkenntnis (das
Ende der Schöpfungsgeschichte).
Die Bildung dieser Erkenntnis ist der Plan Gottes und dieser hat
darum unverrückbare göttliche Gesetzmäßigkeiten, ohne die man,
wenn man nicht in sie hineinversetzt wird, Gott nicht unterscheidbar
erfahren kann.
Die
Erwählung Israels zu diesem Zwecke ist also nicht zu erlernen,
sondern nur zu erleben. Und miterleben schafft ein Verständnis, das
unübertragbar und bis zu seiner Vollendung nur schwer in Worte
gefasst werden kann.
Mit
Israel hat Gott alle Götternamen und Göttervorstellungen, die
mystischen Bilder und Begriffe von der Abhängigkeit im Wechsel der
Natur, der unerbittlichen Wiederholung der Geschichte gebrochen und
dargestellt, dass der göttliche Plan sich nicht in der Natur,
sondern in der Menschheitsgeschichte erfüllt. Das Aufkommen dieses
Glaubens ist als Revolution in der Weltanschauung der Menschen
bezeichnet worden, weil der Mensch damit Fähigkeiten erwarb, das
Böse zu verwerfen und das Gute anzunehmen.
„Um in vollem
Umfange ermessen zu können, wie revolutionär diese Vorstellung für
die damaligen Begriffe waren, müssen wir sie vor dem ägyptischen
und mesopotamischem Hintergrund sehen, auf dem sie entstanden sind
und uns vor Augen halten, dass sich unter den Überresten und
Denkmälern der heidnischen Kulturen unter anderem auch hybride
„Göttervorstellungen“ finden: Götter mit einem menschlichen
Kopf und einem Tierkörper, geflügelte Stiere und Vögel mit dem
Leib eines Vierfüßlers. Die Götter aber mit der unvernünftigen
Kreatur gleichzusetzen bedeutet, sie noch auf eine Stufe unter den
Menschen stellen. Und eine solche Götzendienerei beweist, dass die
ägyptische Kultur bei all ihrer äußeren Verfeinerung letztlich
doch in einer tiefen Geistesverwirrung befangen war. Dass aus einer
so unharmonischen Naturauffassung magische und zügellose Rituale
erwuchsen ist verständlich.“ ( Abba Eban; „Dies war mein Volk“;
S 19-20 )
„Du
sollst keinen anderen Gott neben mir haben“
lautet das Gebot und ist an ein Volk gerichtet, welches dazu
auserwählt worden ist, die Herrschaft und den Segen Gottes zu
verkörpern.
„Der
Auszug“ ist das entscheidende Ereignis zum Selbstverständnis
Israels, ohne das es seiner Erwählung nicht gerecht werden kann.
Darum, wenn Israel seines Gottes vergisst, gerät es in die Hände
von Göttern, Engeln und Gewalten, durch die Gott seinen Zorn wirkt.
Mit
ziemlicher Sicherheit weiß man heute, dass die Hebräer im 18. ten
Jahrhundert v. Chr. nach Ägypten zogen und der Auszug (Exodus)
nach dem 14.ten Jahrhundert, vielleicht zur Regierungszeit Ramses II.
(1290 – 1225 v. Chr.) stattgefunden hat.
Den
Anlass zum Auszug geben die in der Bibel beschriebenen
Ausbeutungsmethoden der Ägypter. Das Volk erinnert sich dabei des
Gesetzes Jahwes und diese Erinnerung wird sein gewaltiger und
mächtiger Arm, der in Zeichen und Wundern wirkt. Das Gesetz Jahwes
ist die Schlange Moses, welche die Schlange der Ägypter frisst. So
streitet Gott für sein Volk und seinen Namen und zwingt den Pharao
Israel ziehen zu lassen, wie ihm durch Moses befohlen war.
Wegen
der Rettung der Welt konnte es Israel nicht gestattet sein, sich im
Lebensraum dieses Nilvolkes zu behaupten oder gar anzugleichen, wie
dies ja durch das „Vergessen“ Jahwes zu geschehen drohte, indem
es sich den ägyptischen Göttern zu zuwenden begann. Die Abwendung
von seinem Gott bewirkt die Knechtschaft unter Pharao und verlangt
eine neue Offenbarung, welche das Volk durch Moses empfängt und
womit sich Gott an dem Pharao verherrlicht. Diese Verherrlichung
erweist sich so, dass Gott für die Rechtssache derer eintritt,
welche sich selbst nicht helfen können: „die
Armen im Geiste und die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, weil
sie durch ihre Treue im Glauben den Abfallenden zum Raube geworden
sind.“ (Jeremia
30/12-17)
So
zieht Israel unter der Führung Moses durch das Rote Meer und begibt
sich auf die vierzig Jahre währende Wanderschaft durch die Wüste,
an deren Ende es an die Grenze des einst verheißenen Landes Kanaan
kommt, um es dann unter Josua einzunehmen.
Es
ist also eine Rückkehr in das „Land“, welches Abraham verheißen
und von dem es einst ausgezogen war, um in Ägypten zu einem
Gedächtnisvolk gebildet zu werden.
Zur
Zeit der Eroberung Kanaans durch Israel werden in diesem kleinen
Land mehrere Sprachen gesprochen und verschiedene Schriftarten
gebraucht: die akkadische Keilschrift und die ägyptischen
Hieroglyphen, sowie eine 32 Buchstaben umfassende Schriftart in
Ugarit und eine mit 22 Buchstaben, worauf die phönizische,
hebräische, griechische und römische Sprache zurückgehen.
Viel
Humus also für die Pflanzung der Worte Gottes.
Die
Verheißungen betreffs Kanaans und seine Einnahme haben aber noch
eine Vorgeschichte, nämlich die Verschuldung der Nationen gegenüber
Gott.
Vor
der Zeit, da Gott Israel in Ägypten zu einem Volke macht, sind die
Völker Mesopotamiens dabei, sich einen eigenen Namen zu machen,
damit sie nicht zerstreut würden. Dies vollzieht sich im Rahmen der
Sesshaftmachung, die das Nomadentum, welches bis dahin das Leben des
Menschen bestimmte, abzulösen begann. Während die Juden in Ägypten
den Ackerbau erlernten, lassen sich die Völkerstämme Mesopotamiens
an den fruchtbaren Ufern von Euphrat und Tigris nieder. Ihre Zeichen
sind gesetzt im Turmbau zu Babel, womit sie sich einen Namen zu
machen erhofften, damit eine völkische Sammlung und kulturelle
Entwicklung zustande käme, in der das Geschlecht der Gottesbildner
und Turmbauer die Herrschaft ausüben kann.
Da
solche Entwicklungen sich nur aus dem Abfall von Gott bilden, rufen
sie seine Heimsuchung herbei, welche durch ein anderes Volk vollzogen
wird. Die Niederwerfung eines Volkes, die Eroberung eines Landes ist
in jedem Fall zwar eine Verschuldung des betreffenden Volkes, doch
besteht zwischen Schuld und Schuld ein Unterschied. Und zwar darin,
ob man sich nur zum Vollstrecker einer Schuld macht, indem man
eigennützig und nicht im Gehorsam Gottes die Rache vollzieht, oder
ob man sie nach dem Gesetz Gottes vollstreckt, wodurch die
Heimsuchung zum Heile der Heimgesuchten dient.
So
ist die Heimsuchung Kanaans durch Israel rein äußerlich gesehen die
Rache Gottes an den dort lebenden Völkern. Doch kann Israel diese
Heimsuchung nicht vollkommen ausführen, weil es den Zorn nach dem
Gesetz Gottes ausüben muss, was aber erst dann geschehen sollte,
wenn auch die übrigen Nationen in den Besitz der Gnade gelangt sind,
damit Allen Rettung aus dem Kreis der Verschuldung und der Rache
gegeben ist.
Darum
hat Gott das Herz der Vollstrecker geprüft, indem er ihnen gebot,
die Könige der abgefallenen Völker nicht zu schonen und nicht von
der verbannten Beute zu nehmen.
Durch
diese Prüfung entstehen zwei Linien: eine, die sich weiter
verschuldet und eine, die sich reinigt. Als Saul sich verschuldete,
weil er von der Beute nahm, verlor er sein Königtum an David; so wie
Gideon und Jerobeam und viele andere. (Sam.
15/16-24)
Wegen
dieser beiden Linien gelingt die Heimsuchung als Eroberung nicht
völlig und auch das Heil wird nicht vollkommen, damit es zur
Erlösung komme. Aber Beides wirkt sich aus. Einmal, indem die
Zeichen Gottes aus Israel an die Zeichen der Nationen geheftet werden
können, indem auch die Besitzer der Nationen glauben diese zu
verstehen und ein andermal, weil der wahrhaftige Gott seine Zeichen
mit den Zeichen der Götter verbindet.
So
hat mit dem Eindringen Israels in ein Land, das wechselseitig unter
den Einflüssen Babels, Assurs, der Hethiter und Ägypter stand –
da es wegen seiner Lage von allen begehrt war – Gott seine Zeichen
in die Zeichen der Nationen gesetzt, was die Bauleute des Turmes
verwirrt und zerstreut. (1.Mose
11/5-9)
Beinhaltet
doch der Turmbau gleichnishaft das Entstehen menschlicher Kulturen
unter der Anrufung eines eigenen Namens, den sie, von Gott abfallend
vergöttlichen, sich dabei selbst zu Gott machend. Unter diesem Namen
verwirklichen sich dieser Götter Reichtum und Glanz, aber auch der
Krieg und die Gräuel, womit der lebendigen Schöpfung Gewalt angetan
wird. Denn von jeher haben vergöttlichte Namen die Völker gebildet
und zusammen gehalten, nach dem Sinn seiner Göttermenschen, aber
wider den lebendigen Gott.
Dies
kann man daran erkennen, dass mit einem geheiligten Namen zwar ein
Volk gewonnen werden konnte, aber nicht erhalten und der Name der
Lästerung und dem Spott verfällt. (Leiden
darunter nicht gerade heute alle Religionen und Kirchen?)
Dies
beweist auch, dass von Anfang an nur ein bestimmtes Geschlecht mit
Erfolg den Namen Gottes zum Objekt religiösen Wirkens macht und zu
Machtideen gebraucht, Gott aber nicht mit dem Herzen naht. Darum hat
Gott diesen Götternamen ein Ende gemacht. Das geschah von Abfall zu
Abfall und von Offenbarung zu Offenbarung, weil die Welt noch
erhalten werden muss und ihre Leiter verhüllt, bis die Fülle der
Zeiten erreicht ist.
Bis
dahin ist es ein Problem, die Gerechtigkeit Gottes zu rechtfertigen,
denn einerseits sagt Gott, er habe die Völker in ihren Sünden
hingegeben (Jesaja
43/4)
und andererseits wissen wir aus dem Koran und den Schriften vieler
Völker, dass Gott jeder Nation und jedem Volk einen Gesandten
geschickt hat, deren Verwerfung jedoch den betroffenen Nationen
Bestrafung einbringt. (Sure
17/94)
Dies
wäre an sich ein Widerspruch - erst die Völker der Sünde
hinzugeben und dann durch einen Gesandten zu warnen und bei
Nichterhörung zu bestrafen -, wenn es nur in dieser Form Bestand
hätte!
Nein,
wir glauben, dass die Bestrafung dazu dient, das Gedächtnis Gottes
in den Nationen nicht völlig erlöschen zu lassen und sie dadurch zu
stützen bis zu dem Tag, da die Kinder Israels vollkommen gemacht und
zum Segen der Völker dienen können.
Wie
die Kinder Israels zum Segen für die Völker gebildet werden, sehen
wir an dem Werk Gottes mit Israel. Denn mit dem israelitischen
Heiligtum ist ein stärkeres über die heidnischen Heiligtümer
gekommen und das Heiligtum Israels dabei unrein geworden, wie auch
Israel selbst, welches damit den Nationen gleich geworden zu sein
scheint.
(Worin
besteht der Unterschied, des im Irak Krieg führenden Amerikas zu dem
– mit den Palästinensern – Krieg führenden Israel?)
Doch
die größere Macht des religiösen Gutes aus Israel sind die Zeichen
Jahwes und Christi, die an die Zeichen der Nationen gekommen sind und
wodurch diese zu fallen beginnen, wie die Götter der Philister vor
der Bundeslade Israels. (1.Sam.5/1-5)
Israel in
der Neuzeit
Das
Gleichnis vom Sturz der Götter vor der Bundeslade Israels hat sich
realisiert im Sturz der Götter der Nationen vor dem Zeichen Christi.
Denn auch der Sohn aus Israel war nur ein Zeichen: Das Zeichen der
Wahrheit.
Als
Zeichen der Wahrheit konnte er in die Hände der ungerechten
Beherrscher der Nationen fallen und es musste so geschehen. Denn im
Zeichen Christi verleiblichen sich die Ungerechten zuerst zu einem
Leib und verwirklichen den Weltentod. Die ist das Leben hier mit
seinem Fortschritt und seinen Wundern, welche in einem sich ständig
steigendem Aufwand das Leben an sich verzehren. (Jes.57/7-13;
Hiob 18/13; Römer 7/24)
Im
Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit verursachen sie die Wehen der
gerechten Geburt derer, die im Halten der Gebote Jesu standhaft
geblieben sind. (Römer
1/18;Jes. 57/15)
Ihre
Standhaftigkeit hat die geistigen Bastionen des Weltentodes zwar
schon überwunden, doch sind diese Überwindungen der Gerechten in
Christus nur gleichnishaft zu sehen. Und dies bis heute, da erst dann
die Gerechtigkeit leibhaftig sein wird, wenn sie vollendet ist. Die
Gerechtigkeit kann sich aber nur im Kampf der sich vollendenden
Ungerechtigkeit vollenden; dies ist insgesamt der letzte
Schöpfungslauf, die Wiederkunft des Gerechten und der Beginn des
Reiches Gottes durch die leibhaftige Erinnerung – denn Erinnerung
kommt leibhaftig – an die Werke und Wege Gottes, wozu die Zeichen
und diejenigen die sich ihrer bedienen gedient haben werden.
(Zarathustra
8.Gesang Yasna 43/5 und 16.Gesang Yasna 51/6; Kolos. 2/6-15)
Die
Zeichen Gottes haben als Elemente im Heiligtum Israels Streit
verursacht, woraus die Offenbarung des Sohnes hervor gegangen ist.
Dessen Offenbarung hatte aber Elemente, die – wenn auch nur in
Zeichen zu sehen und versiegelt – doch im Streit mit dem
Imperialismus der heidnischen Götter obsiegt haben. (5.Mose
4/34; Psalm 74/4-9; Matt. 16/3-4; Joh. 6/26-27)
Als
Zeichen erschien der wahrhaftige Sohn den Göttern wie einer der
ihren, aber das, was er gesagt hatte, machte ihn zu einem anderen
Sohn, als die Göttersöhne der Nationen. Und darum auch so ganz
anders, als ihn Israel sich vorgestellt hatte. Keine Sohnschaft des
Fleisches, sondern Geist aus der Unterscheidung der Geister; kein
Sohn, der Israel zu einem Volke machen würde, gleich den Völkern
der Göttersöhne Babylons. Dies ist auch der Grund, warum Israel den
Christus verwarf und Barabbas erhöhte.
Und
Barabbasse waren sie allesamt; im Geheimen Feinde Gottes, offenbar
werdend aber Feinde ihres eigenen Volkes; sowohl die Makkabäer, wie
auch die Verantwortlichen der Aufstände unter den römischen Kaisern
Trajan (98 – 117) und Hadrian (117 – 138).
Die
– Rom – hassenden jüdischen Kreise sahen im römischen Imperium
nicht das Wirken des Gerichtes des Höchsten; zerrissen nicht ihre
Gewänder (
Weisheit und Verstand )
und stürzten so ihr Volk mit dem Sternensohn Bar Kochba in einen
Abgrund, der Israel über 500 000 Tote und Verschleppte kostete und
wonach jüdische Selbstständigkeit ein für allemal erloschen zu ein
schien. (Jes.
3/1-7 und 37/1-4)
Damit
wurde aber das Wort akut: „Nach
mir wird einer kommen, auf den sollt ihr hören, wer nicht hört, von
dem werde ich es fordern:“ (5
Mose 18/18-19)
Denn
mit der Erwählung Barabbas und der gleichzeitigen Verwerfung
Christi, wurde Christus in die Hand derer überliefert, die diese
Forderung vollstrecken, um Israel zu vernichten und sein Erbe
anzutreten.
Indem
nun dieser Jesus nicht kam, eine neue und höhere Stufe am Turm zu
Babylon hinzu zu fügen – und darum von den Thronräubern des
Stuhles Moses verworfen werden musste (Matth.
23/2)
–
war Israel so ( unwissend und zu seinem späteren Glück ) davor
bewahrt, in die bei den Nationen übliche Abfolge des Schlagens und
Geschlagen werdens zu kommen, was jedoch teilweise geschah, weil die
Besitzer des Stuhles Moses Jesus nicht geglaubt haben. Soweit Israel
geglaubt hat, hat das Schlagen aufgehört, wo es aber nicht
gehorchte, wurde es geschlagen. Bei denen, die gehorchen, hat das
Schlagen nicht nur aufgehört, sondern diese werden zum Segen der
Völker, welcher Abraham verheißen war.
Wäre
also Jesus nach dem Sinn der Usurpatoren zu gebrauchen gewesen, dann
würde Israel sich zu einem mächtigen Schläger und Würger
entwickelt haben und Israel so zu recht ein noch größerer und
mächtigerer Rächer entstanden sein.
Wenn
Israel aber trotzdem den Nationen zur Rache anheim gefallen ist, dann
war es bestimmt – wegen der Heuchelei der Rächer – eine
gesetzliche Rache. Diese aber hat sich verwirklicht, weil die Leiter
der Nationen ihren Sauerteig - die alte Herrschaft, das Recht und der
Lohn der Ungerechtigkeit - (Matth.
16/5ff)
unter
die Lehre Jesu gemischt haben. Diese Sünde ist mit Jesus – und
allen, die an ihn glaubten – aufgedeckt, weshalb auch alle mit ihm
ans Kreuz genagelt sind, weil sie die Sünde kennen und lassen.
Gerade aber das Lassen der wahren Sünde – die in der
Öffentlichkeit verborgen ist– wird ihnen von den wahren Sündern
zur Sünde gemacht, denn ein Solcher lebt von der Sünde des
Gerechten, weshalb er ihn auch in die Sünde verstrickt und Anlässe
schafft, um ihn darin zu behalten. Doch haben die – Christus in
Heuchelei – Dienenden sich selbst dabei in Wahrheit nicht gedient,
weil sie so nicht in die gute Erinnerung Gottes kommen, sondern in
die böse, worin ihnen ein Lohn der Ungerechtigkeit wird, der ihre
Häuser - wegen des in ihnen verbliebenen Sauerteiges – aufreibt
und sie von der guten Erinnerung abzuschneiden beginnt. (1.Kor.5/6-8)
Der
Zwiespalt zwischen guter und böser Erinnerung kommt in den Gebeten
des Propheten Zarathustra deutlich zum Ausdruck, wenn er fragt:
„Dies frage ich
Dich, recht tu es mir kund, Herr! Diese Glaubensschau, die die beste
ist für die Seienden, die gemeinsam mit dem göttlichen Recht die
Meinigen gedeihen lasse –
Schaut der sie
recht, der mit Worten der Erinnerung, mit einem Handeln aus meiner
Erkenntnis heraus von Dir die Fülle sich erwünscht, Allweiser?
Dies frage ich
Dich, recht tu es mir kund, Herr! Mag wohl Erinnerung hin zu jenen
dringen, denen, Allweiser, Deine Glaubensschau verkündet wird? Ich
ward von ihnen von Anfang an als Dein erkannt. Alle anderen beobachte
ich als feindlichen Geistes.“ (9.Gesang Yasna 44/10-11)
Die
gute Erinnerung wird leibhaftig in denen, die Christus nach der
Gerechtigkeit seiner Gebote und Satzungen angenommen haben. (2.
Petr. 1/12-13)
Weil
die Juden ihn verwerfen mussten, kam er in die Nationen und Völker.
(Zum Gericht, wenn sie „Ihn“ als Objekt zur Verwirklichung ihrer
Machtideen gebrauchen, zur Gnade, wenn sie durch „Ihn“ sich von
ihrer Schuld und Sünde reinigen mit ihm).
Nun
meinten sie aber, wegen der teilweisen Verwirklichung ihrer
Machtideen, im Besitz der Gnadengüter Christi zu sein! Warum sehen
sie aber nicht, dass sie doch gar nichts haben verwirklichen können
von dem, was sie zu verwirklichen gedachten und dabei sind, die mit
dem Namen Gottes gewonnenen Völker zu verlieren?
Da
sie ihre Schuld und Sünde an Hand des - zu diesem Zwecke-
überlieferten Zeugnisses aus Israel nicht erkennen, geschah durch
sie im Namen Christi das, was Israel nicht gestattet werden konnte;
nämlich über die Völker der Welt herzufallen und mit ihnen ein
Reich wider den zu schaffen, der die Welt in Gerechtigkeit besitzen
wird. (Parallelen
zum Auf- und Untergang der Templer, sowie der Kreuzzüge lassen sich
hier durchaus erkennen.)
Weil
die Nationen in der Verwerfung Christi durch die Juden keinen Dienst
sahen, der ihnen zur Erkenntnis ihrer Sünde verhelfen sollte und wie
Paulus schreibt: „die
Juden hinsichtlich des Evangeliums zwar ihre Feinde sind, um
ihretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter
willen“
( Römer 11/15
u. 28-29 ),
wurde
Christus in den Händen der Nationen zu einem Werkzeug des Zorns ohne
Gnade und Barmherzigkeit, wie die Juden es auch zu spüren bekamen.
Dieser
Nationen-Christus wurde zur letzten Stufe des Babylonischen Turmes
und hat – im Sinne der Abfallenden – die Völker kulturell zu
Ausformungen gebracht, wie sie nie zuvor erreicht worden sind und
wobei alle die zum Zuge kamen, die in ihrem Herzen sagen: „Wir sind
es und keine anderen.“
Sie
waren und sind allesamt Räuber und Diebe, die man daran erkennt,
dass sie ihn öffentlich ehren und preisen, ihre Erkenntnisbilder und
Vorstellungen mit seinem Golde überziehen, gleichzeitig aber seine
Gebote verachten, ihren Erkenntnissen, Geboten und Gesetzen absolute
Priorität einräumend, das Fleisch Christi zu töten suchen. (1.Joh.
4/2)
Alle
Diebe und Räuber haben Christus vollkommen verfälscht, ihn mit
Satzungen und Dogmen vermischt, als Mörtel der letzten Stufe
gebraucht, um mit Bildern die Impulse zu kulturellen Elementen zu
schaffen, die auch noch im gegenwärtigen Kulturleben vorhanden sind.
Sie haben das Reich an sich gerissen und dabei ihre Zeichen zu denen
Gottes und Christus gesetzt, damit sie die Pforten des Lebens auf
ewig besitzen. Vom Raube sind sie weise geworden in ihren und derer
Augen, die auf sie schauen, umgeben vom Glanz und der Herrlichkeit
des gestohlenen Gutes. (Hesek.
26/2; Jak. 2/1 u. 2/9)
Da
die Wahrheit aber die Pforte des Lebens ist, hat sie bei sich keinen
Glanz vonnöten, aber geraubt gibt sie der Lüge ihren Glanz, wodurch
Wunder wird, denn Wunder ist der Lüge Existenz, Wunder ihr Dasein.
(Matth. 7/22 u.
24/22; 2.Thess. 2/9)
Auch
lässt ihnen ihr Wunderdasein nicht die Worte des Propheten
verstehen, der da spricht: „
Durch die Größe deiner Weisheit hast du mit deinem Handel deinen
Reichtum gemehrt; - darum, so spricht der Herr, Jahwe: weil du einen
Sinn hegst, wie eines Gottes Sinn, darum, siehe, werde ich Fremde,
die Gewalttätigsten der Nationen über dich bringen und sie werden
ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit und deinen
Glanz entweihen.“ (Hes.
28/5-7)
Da
die – mit der Lüge – Lebenden aber nur in der Bewahrung der
Wunder „da sein“ können, in denen die Wahrheit verborgen ist,
sind sie existenziell zum Tragen der Wahrheit bestimmt, die sie als
Träger aber selbst nicht erkennen können. Darum eben, weil die Lüge
sich nur mit der Wahrheit verwirklichen kann, ist die Wirklichkeit
der Wahrheitsträger so wunderlich und wundersam; die Offenbarungen
Gottes mit geheimnisvollen Riten und Gebräuchen umrankend, welche
die Gefühle der Menschen verstricken, damit sie nicht zu der
Erkenntnis der Wahrheit kommen können. (dies
ist vielleicht auch eine Erklärung für vieles, was man in
„esoterischen Bücher und Schriften“ wieder findet:
„Außerirdische, Propheten und Wahrsager, Geheimbünde, Templer,
Ufo, etc., alles „Wunder“, welche kaum zu erklären und zu
beweisen, allerdings auch sehr schwer, wenn überhaupt zu widerlegen
sind. Die aber allesamt der Verwirrung und Unkenntnis dienen, weil
sie als Träger der Wahrheit vorausgehend nicht erkennen, dass sie
nur Träger sind, nicht wissend, was sie mit sich tragen“)
Da
Christus aber ein anderer ist, als der, den sie erkennen, taugt er
nicht zu ihren Werken und wird ihnen daher zum lästigen Relikt,
welches man abzuschütteln sucht, aber nicht mehr kann, da sie von
Anfang an ihre Zeichen mit seinen verbunden haben. Das aber ist ihr
Gericht, dass sie die Wahrheit und die Zeichen der Zeit – zusammen
mit dem Wort Gottes – nicht erkennen können. Ihre Völker so nicht
vor dem Verhängnis bewahren können und dürfen, in welches sie
diese hineingeführt haben und damit auch selbst von der Rettung
abgeschnitten sind, während die Gerechten durch ihren guten Sinn
retten werden können. (Matth.
16/1-4)
Durch
ihre eigene Missetat – indem sie Christus nicht in gutem
(positivem)
Sinne,
sondern in bösem (negativem)
Sinne
angenommen haben -, sind die Völker dahin gebracht, dass sie nur von
denen errettet werden, die in die gute Erinnerung – die ihren
„Freigang“ zur wahren „Resozialisierung“ nützend -
eingegangen sind. (Joh.
14/26; 2.Petr. 1/13)
In
der Erinnerung Gottes wird die Gerechtigkeit Israels gerechtfertigt
und die Ungerechtigkeit Israels begnadigt, weil sie im Gesetz und
nicht aus Eigenmächtigkeit geworden ist. Diese Erinnerung wird die
Welt retten in der Unterscheidung von wahrem und falschem Gott, von
wahren und falschen Menschen, wahren und falschen Freunden, sowie von
wahren Feinden und falschen Feinden.
Die
Vermischung des Freund-Feind Verhältnisses wird uns besonders
deutlich beim Lesen der Götter-, Helden- und Dämonensagen, dem
Mythos der Völker. Denn diese sind das Zeugnis aus vorangegangenen
Schöpfungsakten und Abfällen, in denen die Wahrheit vergraben ist.
Insgesamt sind Religion und Mythos, Gesetz und Völkerkult die
Zeichen, mit denen die Ungerechtigkeit ihre Welt erhaltenden
Funktionen wahrnehmen kann, bis die Söhne Gottes gekommen sind. (1.
Mose 49/10; 2. Mose 28/38; Römer 8/19)
Die Welt
der Götter
Zu
Beginn dieses Buches wurde dargelegt, bzw. versuchten wir darzulegen,
dass die Götterwelt der vorgeschichtlichen Völker einen Hochgott
enthielt, welchem entsprechend Verehrung zuteil geworden ist. Doch
erst die Überlieferungen der Geschichtsvölker, ihre Sagen, Märchen
und Mythen gestatten uns einen umfassenden Einblick in eine Welt, die
– wegen der Unkenntnis ihrer Überlieferer und weil die Erkenntnis
(die Sohnschaft) noch nicht gekommen ist -, von vielen als Erfindung
abgetan ist. (Gilt
dies nicht auch und im Besonderen für die Religionen sowie die
Esoterik und deren „Überlieferer“?)
Nun
sind aber Götterverehrung und Religionsausübung Allgemeingut aller
Völkerschaften und Stämme, so dass sie zumindest als phänomenal
und unerklärlich in Betracht gezogen werden müssen und damit die
Behauptung, dass Gott nicht sei, unbeweisbar bleibt. (Was
bis dato auch für die gesamte Wissenschaft gilt, trotz weiterer
„Fortschritte“ und neuesten –sich zum Teil selber
widersprechenden - Erkenntnisse aller Wissenschaftszweige)
Im
Folgenden machen wir einen Streifzug durch die Welt der Götter, ohne
allen Ansprüchen gerecht werden zu wollen und zu können, weil das
vorliegende Material bekanntlich so umfangreich ist, dass von neuem
damit viele Bücher gefüllt werden könnten. Es bleibt dem Leser
selbst überlassen, sich einen größeren Überblick zu verschaffen,
als dies im Rahmen dieses Buches möglich ist.
Unsere
Betrachtungen beginnen mit den Sumerern, durchwandern nochmals den
mesopotamischen Kulturkreis und den vorderen Orient, um über die
„Iliade“ Homers nach Rom zu kommen. Doch weiter eilen die
Gedanken zum Mythos der einst im hohen Norden lebenden Völker der
Germanen, welche berufen waren, ihre Kräfte für die Ausformung
einer Kultur zu verwenden, die es uns heute ermöglicht, den Spuren
Gottes nachzugehen, denn: „Gott
steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter richtet er.“
Dieser
Ausspruch des Psalmisten widerspricht vollkommen jedem allgemeinen
Geschichtsverständnis, wonach Geschichte das Werk von Menschen ist.
Nun, sicherlich wird und wurde sie von Menschen betrieben, aber
niemals konnten diese ganz aus sich allein gehandelt haben. Da die
Geschichte sonst einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen müssen,
weil doch in allen Fällen die Geschichtsmacher nie das erreichten,
was anzustreben sie bemüht gewesen sind. Was aber hat ihre Pläne
verhindert, ihr Streben vereitelt? Was macht die Macht der Geschichte
machenden Kräfte und Gewalten –trotz ihrer oft welterschütternden
Potenz– so machtlos und ohnmächtig?
Dass
die Menschen Geschichte machen mit Worten, welche Gott gewirkt hat,
dies zu erhellen, stellt sich als Aufgabe, welche diesem Buch
zugrunde liegt.
Insofern
Menschen nicht nach Gottes Wort handeln und nicht gehorsam sind, aber
seinen Namen und sein Wort heuchlerisch gebrauchen um Opium zu sein
für ihre Völker, entsteht dann auch eine „gewendete“
Gottesgeschichte, die ihrer Wendung wegen, der Mensch nur als
Menschenwerk begreifen kann. Wobei aber doch die Manipulatoren des
Wortes Gottes Göttern gleich gestaltet worden sind und Gottes Wort
ihnen Kleider gemacht hat, gewendete Kleider, so dass Gott an ihnen
nicht zu erkennen ist. Das ist der Mythos der Völker.
Die
Umwendung der Worte Gottes sind als Sündenfall zu Eden vermittelt:
„du
wirst sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses,“
woraus
eine Götterwelt entstand, die insbesondere auf Israel zu liegen
kommen musste, weil Israel durch die Erwählung bekleidet ist, so
dass die Götter der Völker wider Israel in Streit geraten und –
wegen der größeren Macht Gottes in Israel – Abfall und Sünde
offenbar werden. So veranlasst der an Israel sich entzündende Streit
den Psalmisten Gott, seinem Herrn zu zurufen:
„Mein Gott, nimm
mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage! Von Geschlecht zu
Geschlecht sind deine Jahre. Du hast vormals die Erde gegründet und
die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden untergehen, du aber
bleibst; und sie werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wirst
du sie verwandeln (wechseln) und sie werden verwandelt werden. Du
aber bist derselbe und deine Jahre enden nicht. Die Söhne deiner
Knechte werden wohnen und ihr Same wird vor dir bestehen.
(Psalm 102/24-28)
Die
Offenbarung der Sünde und des Abfalls hat einen Samen erweckt, das
ist der Christus, der die Welt vor den falschen Göttern erretten
wird. Die Errettung einesteils ist aber die Verdammnis der Welt,
indem Christus mit seinen Kleidern - seiner Erkenntnis - seinen
Feinden anheim fällt. „Sie
werden meine Kleider teilen unter sich und über mein Gewand werfen
sie das Los.“
Christi
Kleider wirken die Verdammnis der Welt, damit er sie davor errette
durch Verleiblichung: „denn
der Leib ist mehr als die Kleidung“ spricht
Jesus.
Mit
Christi Verleiblichung verleiblicht sich auch die Wahrheit, wie
vorher schon die Lüge ein Leib ward im Tempel Gottes. Wodurch
Erinnerung an das von Gott gestiftete Gedächtnis als Erkenntnis
Gottes leibhaftig wird, damit die Welt überführt werden kann von
der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht. Denn ohne
Verleiblichung der Sünde und der Wahrheit, des Todes und des Lebens,
kann nicht wahrhaft Gericht geübt werden.
Dies
ist beim Lesen des Mythos zu bedenken, damit das
Geschichtsverständnis – durch Erkenntnis Gottes umgewendet – zur
Rettung dient denen, welche diese Erkenntnis selbst nicht zu
erreichen vermögen.
Die
Sumerer
Die
Kultur der Sumerer blühte etwa im Verlaufe des dritten
vorchristlichen Jahrtausends im südlichen Mesopotamien; mit ihnen
begann die geschriebene Geschichte. (siehe
hierzu u. a. auch Jan van Helsing; „ Hände weg von diesem Buch“
– die sumerischen Schrifttafeln S. 109ff )
Ihre
Fürsten sahen sich nur als Vertreter des wahren Herrschers, des
Schutzgottes der Stadt. Dieser Gott war absoluter Herrscher, obwohl
neben ihm noch andere Götter angebetet worden sind.
Anu
– als der erhabenste dieser Götter – ist der Gott des Himmels.
Zwischen Himmel und Erde, der Luft steht Enlil, der den Winden und
des Sturmes gebietet. Von seinem Heiligtum in Nippur übt er die
Oberherrschaft über die einzelnen Stadtgottheiten aus. Der Gott der
Erde ist Enki, mit dem dann die kosmische Dreiheit – Himmel, Luft
und Erde – abgerundet ist. Im Laufe der Zeit wird aus dem Gott Enki
auch Ea, was Haus des Wassers bedeutet, ohne welches die Erde nicht
lebensfähig ist. Da der Name Ea erst Fuß fasst, als der semitische
Einfluss immer stärker wird, liegt die Möglichkeit nahe, dass die
Semiten an der Bildung dieses Gottesbegriffes beteiligt gewesen sind.
Dann haben wir noch die Götter der Gestirne: des Mondes – Nanna;
der Sonne – Utu; und des Sternes Venus – Inana.
Inana
verkörpert die Erdenmutter und die Quelle der Fruchtbarkeit. Als
Erdenmutter wird Inana mit der Gestalt des Gottes Dumuzi verknüpft –
der stirbt und zu neuem Leben erwacht -, also die Wiedergeburt
versinnbildlicht, welche sich alljährlich in der Vegetation
vollzieht.
Alle
Götter haben menschliche Züge, haben Geschlecht und Familie,
ernähren und bekleiden sich wie Menschen – wenn auch mit
kostbareren Stoffen – und zeigen auch alle menschlichen Eigenheiten
wie Verstand und Gefühle wie Liebe und Hass. Sie haben auch
untereinander verwandtschaftliche Verhältnisse: Anu ist der
Göttervater, Ningursi – der Gott von Lagasch – ist ein Sohn
Enlils und Baba, der Tochter Anus. Der Mondgott Nanna hat Ningal zum
Weibe, deren Sohn der Sonnengott Utu ist. Dann gibt es noch unterhalb
der Götter Dämonen, die – wie die guten – Tempel, Häuser und
die Menschen beschützen, während die zum größten Teil bösen
Dämonen unbefriedete Geister von Verstorbenen sind, die – von Zeit
zu Zeit auf die Erde kommend – die Menschen in Angst, Furcht und
Leid stürzen. (sind
nicht auch hier eindeutige Parallelen zu den „Außerirdischen“,
Geistern, Jenseitsglauben etc. fest zu stellen? Demnach sind viele
der Feststellungen in esoterischen Schriften und Büchern – hier
insbesondere auch bei einem Jan van Helsing – überhaupt nicht mehr
so „abwegig“ oder „phantastisch“, wie dergleichen auch in
Märchen und Sagen beschrieben wird? )
Der
Kult, der den Göttern dargebracht wird, dient der Erhaltung
irdischen Lebens.
Die
vor etlichen Jahrzehnten in Nippur aufgefundene Literatur
(Jan van Helsing datiert
diese Funde heute noch etwas genauer; s. h. „Hände weg von diesem
Buch“ S. 109)
- zehn Tausende von Tontäfelchen – gibt uns einen Bericht vom
Leben der Götter, der Schöpfung des Weltalls und deren Geschichte.
Der
Gott Enki bebaute die Erde und befruchtete mit den Wasserläufen des
Euphrat und Tigris das sandige mesopotamische Tal. Er gab den Wassern
Fische und erlässt die Gesetze des Meeres und des Windes. Er setzte
auch über jeden Ort und jedes Element besondere Gottheiten. Des
Weiteren schaffte er Häuser, Ställe und Schafhürden. Über die
Frage des Jenseits gibt uns der Unterweltbesuch der Inana Antwort:
„Als Inana beim
Palast ankam, beim Gebirge aus Lapislazuli, an der Tür zur
Unterwelt, da handelte sie feindselig, im Palast der Unterwelt sprach
sie als Gegnerin: „öffne das Haus, o Wächter, öffne das Haus,
öffne das Haus, o Neti, öffne das Haus; allein werde ich
eintreten.“
Neti, das Haupt
der Wächter der Unterwelt antwortete der reinen Inana: „ wer bist
du?“
„Ich bin Inana,
aus dem Ort, wo die Sonne aufgeht.“
„Warum bist du
in die Erde gekommen, aus der es keine Heimkehr gibt? Wie hat dich
dein Herz auf einen Weg geführt, auf dem kein anderer zurückgeht?“
Inzwischen bittet
ein Bote Inanas – die man ihres Schmuckes und ihrer kostbaren
Kleider beraubt hat und nicht mehr zurück lassen will – die oberen
Götter, ihr zu helfen. Er spricht vor Enki:
„Bei ihrem
Eintritt wurde ihr die Krone von der Stirne genommen. Was geschieht
mir hier?
Schweige o Inana,
die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana,
nach den Bräuchen der Unterwelt!
Bei ihrem Eintritt
in die zweite Pforte wurde ihr das Zepter aus Lapislazuli genommen.
Was geschieht mir
hier?
Schweige o Inana,
die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana,
nach den Bräuchen der Unterwelt!
Bei ihrem Eintritt
in die dritte Pforte wurde ihr die Kette aus Lapislazuli-Steinen vom
Halse genommen.
Was geschieht mir
hier?
Schweige, o Inana,
die Weisungen der Unterwelt sind vollkommen! Frage nicht, o Inana,
nach den Bräuchen der Unterwelt!
Enki erhört die
Bitte und gießt die Speise und das Wasser des Lebens über Inana
aus. Inana kehrt zurück. (vgl.
J.B. Pritchard; Texts)
Eng
verknüpft mit dem Mythos der Götter ist auch die Heldenepik, in
welcher ja die Götter ausgiebig eingreifen; wie auch in Göttermythen
die Helden nicht fehlen. Die heraus ragendste Gestalt des Epos ist
die des Gilgamesch, der das Problem des Todes – welches über allen
Menschen lastet – beseitigen will. Er wendet sich an den Gott Utu,
entmutigt über das Menschenschicksal und bittet ihn, ihm zusammen
mit seinem Freund Enkidu Ruhm zu geben, damit wenigstens ihr Name
unvergänglich erhalten bliebe:
„ O Utu, ein
Wort möchte ich Dir sagen, höre mein Wort; ich möchte, dass es zu
Dir dränge und Dein Gehör fände.
In meiner Stadt
stirbt der Mensch, bedrängt ist das Herz. Der Mensch geht zugrunde,
schwer ist das Gemüt. Von den Mauern habe ich hinab geschaut und
habe die Leichen gesehen, wie sie auf dem Flusse schwammen; so werde
ich enden; so ist es gewiss. Es gibt keinen Menschen, so groß er
auch sei, der die Erde bedecken kann. Aber noch ist nicht das
Schicksal bestimmten Endes gekommen und ich möchte eintreten in das
Land und dort meinen Namen aufprägen. An den Orten, wo die Namen
aufgerichtet worden sind, den meinen aufrichten. An den Orten, wo die
Namen aufgerichtet worden sind, diejenigen der Götter errichten. Utu
nahm seine Tränen als Opfergabe an, als erbarmender Mensch hatte er
Mitleid mit ihnen.“
Gilgamesch
bricht mit seinem Freunde zu dem Unternehmen auf. Sie überschreiten
sieben Gebirge und kommen an einen Zedernwald, der von Huwawa –
einem Ungeheuer – bewacht wird. Enkidu warnt umsonst:
„O mein Herr,
du, der du jenes Wesen nicht gesehen hast, bist nicht von Schrecken
getroffen. Ich aber habe es gesehen und bin getroffen. Er ist ein
Held mit Drachenzähnen, sein Antlitz ist wie das eines Löwen, ..er
ist wie das verheerende Wasser der Überschwemmung; Niemand entgeht
seiner Stirn, die Bäume und Schilfrohr verschlingt. O mein Herr, geh
du in das Land, ich werde in die Stadt zurückkehren. Deiner Mutter
werde ich deinen Ruhm erzählen und sie wird schreien. Ihr werde ich
deinen Tod erzählen und sie wird bittere Tränen vergießen.“
Aber
Gilgamesch lässt sich nicht abschrecken:
„für mich wird
kein anderer sterben, die beladene Barke wird nicht untergehen; das
Gewand mit den dreifachen
Falten wird nicht
zerschnitten werden...; das Haus und die Hütte werden nicht vom
Feuer zerstört werden. Wenn du mir hilfst und ich dir helfe, was
kann uns dann geschehen?“ (vgl. J.B. Pritchard; Texts, S. 48 ff )
Beide
töten das Ungeheuer und bringen seinen Körper den Göttern dar. Die
dadurch aufstrahlende Herrlichkeit Gilgamesch´s entfacht die Liebe
der Göttin Ischtar – der sumerischen Inana, Göttin des Kampfes
und der Liebe -. Ihr Angebot – ihr Gatte zu werden – schlägt
Gilgamesch aber aus. Darüber ergrimmt Ischtar und tritt vor Anu –
ihren Vater – um Rache zu fordern:
„Schaffe einen
Himmelsstier, der Gilgamesch vernichten soll. Wenn du mich nicht
erhörst, so zerbreche ich die Riegel an den Toren der Unterwelt!“
Gott Anu sprach
bekümmert: „ Meine
Tochter, was verlangst du von mir? Wenn ein Himmelsstier auf die Erde
kommt, wird er die Saaten verwüsten. Sieben magere Jahre werden
folgen, sieben Jahre leeren Strohs ohne Ären. Hast Du genug Korn für
die Menschen gespeichert, hast du sieben Jahre lang genug Kräuter
wachsen lassen für das Vieh?“
„Ja, mein
Vater“, entgegnete die
schöne Göttin. „
Sieben fette Jahre kannte die Stadt Uruk. Sieben Jahre lang ließ ich
Kräuter wachsen für das Vieh, sieben Jahre lang haben die Menschen
reichlich Korn geerntet und zusammen getragen in den großen
Speicher, den Gilgamesch erbaute. Jetzt mögen sieben magere Jahre
folgen, Jahre leeren Strohs, wenn nur der Himmelsstier den Frevler
Gilgamesch tötet.“ (vgl. „Die schönsten Sagen der Welt; S. 265
ff)
(Hier
findet sich einmal mehr die „magische Zahl Sieben“ ebenso wie die
Parallele zur biblischen Geschichte „Joseph in Ägypten“)
Das
Ende der Geschichte von Gilgamesch, dem großen Helden ist, dass er
das Leben gefunden hatte und es wieder verlor.
Die
Babylonier und Assyrer
Der
sumerische Gottesbegriff ist für die Babylonier und Assyrer
Vorläufer einer Welt, in die sie ihre eigenen Elemente einbringen.
Sie sind semitische Völker, deren Herrscher nicht mehr nur Menschen
im Dienste Gottes sind, sondern die Kraft ihrer Werke selbst zu Gott
werden. Von hier an tritt die Priesterschaft hinter dem König zurück
und umgibt ihn nur noch als seine Ratgeber.
Von
Sargen, König von Akkad (Sammelbegriff
von Babylon und Assyrien) um
2350 v. Chr. sagt die Legende, dass seine Mutter ihn als Kind in
einem Korb aus Schilfrohr auf dem Wasser des Flusses ausgesetzt
hatte. Von dort auf wunderbare Weise errettet, habe er, als er zum
Manne gereift – aus Liebe zur Göttin Ischtar – seine großen
Taten begonnen. Die Chronik erzählt uns:
„Sargen, der
König von Akkad, Aufseher im Dienste Ischtars, König von Kisch,
geweihter Priester von Anu, König über die Lande, Großvikar von
Enlil unterwarf Uruk und zerstörte seine Mauern; in der Schlacht mit
den Bewohnern von Uruk blieb er siegreich; Lugalzaggise – den
König von Uruk – nahm er in der Schlacht gefangen; er legte ihn in
Fesseln vor Enlils Türe nieder.
Sargen, der König
von Akkad, blieb in der Schlacht mit den Bewohnern von Ur siegreich;
er unterwarf ihre Stadt und zerstörte ihre Mauern. Er unterwarf
E-Ninmar; zerstörte seine Mauern und eroberte das Land von Lagasch
bis zum Meer; im Meere wusch er seine Waffen. In der Schlacht mit den
Bewohnern von Umma blieb er siegreich; er unterwarf ihre Stadt und
zerstörte deren Mauern. Sargen, dem König des ganzen Gebietes, gab
Enlil keinen Widersacher; das ganze Gebiet vom oberen bis zum unteren
Meer gestand im Enlil
zu.“ (Pritchard,
Texts, S. 267)
Während
der zweiten semitischen Dynastie unter König Hammurabi um 1700 v.
Chr., der bekanntlich wegen seines Gesetzbuches besondere Berühmtheit
erlangte, haben wir einen Kodex nach sumerischer Tradition, dessen
Vorwort und ein Verständnis zu den Gottheiten aufzeigt und worin die
Vergöttlichung der Könige – welche die erste Dynastie
kennzeichnete – wieder verschwunden ist.
„Als der
erhabene Anu, König der Annunaker (Gottheit im Dienste Anus) und
Enlil, der Herr des Himmels und der Erde, der die Geschichte des
Landes bestimmt, Marduk (Gott der Dynastie Hammurabis), den
Erstgeborenen von Enki, die Herrschaft über alle Menschen
zuwiesen...Da ernannten Anu und Enlil mich, den Hammurabi, den
erhabenen, die Götter fürchtenden Fürsten, damit ich die
Gerechtigkeit im Lande leuchten lasse, damit ich den Bösen und
Ungerechten vernichte, damit ich bewirke, dass der Starke nicht den
Schwachen unterdrückt, damit ich wie Schamasch (Sonnengott) über
dem mesopotamischem Volke aufgehe und die Erde erleuchte, damit ich
dem Volke Wohlstand schenke.
(Pritchard, Texts,
S. 164)
In
dieser Ära erscheinen alle sumerischen Götter zum Teil unter neuen
Namen. Aber auch neue Gottheiten, die vorher nicht bekannt gewesen
waren, wie Nabu, der Gott der Schrift und Weisheit, der Amoritergott
Adad und Amurru, der Gott des Westens. Besonders ist Marduk zu
erwähnen, der in Babylon zum Nationalgott erhoben wurde. In Assyrien
ist Assur der nationale Gott, besitzt also den gleichen Namen wie das
Volk und seine Hauptstadt.
Unter
der ersten babylonischen Dynastie setzte sich als grundlegendes Thema
die Erschaffung der Welt durch:
„ Als in der
Höhe die Himmel noch namenlos waren, da gebar Mutter Tiamat von
ihrem Gatten Apsu zahlreiche drachenähnliche Ungeheuer. Später
tötete Ea, der Gott der Weisheit Apsu, den Gatten Tiamats.“
Man
nimmt an, dass Apsu das süße Grundwasser verkörperte, Tiamat aber
das Salzwasser des Meeres. Beide Wasser waren chaotisch vermischt.
Eine Wasserwüste bedeckte die Erde, als Tiamat beschloss, den Tod
ihres Gatten zu rächen und deshalb mit ihrem Sohn eine Schar
hässlicher Drachen gebar.
Ea´s
Sohn Marduk war der einzige Gott, der sich Tiamat entgegen zu stellen
wagte. Er trat zum Kampfe gegen sie und ihre elf Ungeheuer an:
„ Er machte
einen Bogen und bestimmte ihn zu seiner Waffe. Er kerbte einen Pfeil
und bestimmte ihn zu seiner Waffe. Er erhob die Keule, die er mit der
Rechten ergriff. Hing sich den Bogen und den Köcher an die Seite und
legte den Blitz vor sich hin. Mit einer lodernden Flamme erfüllte er
seinen Körper […ff] (Pritchard, Texts, S.j66-67)
Marduk
fesselte den Leichnam, schleuderte die elf Ungeheuer in die Unterwelt
und beginnt mit dem Werke seiner Schöpfung. Er schnitt Tiamat in
zwei Hälften, benutzte die eine als Himmel und die andere als Erde.
Dann schuf er die Sonne, den Mond und die fünf Planeten und die
Fixsterne. Schließlich knetete er aus dem Blut Kungus – Tiamats
Sohn und Gatten – und der Erde den Menschen.
Hierbei
ist erwähnenswert, dass das hebräische Wort für Urmeer Tehom
heißt
und wortgeschichtlich mit dem babylonischen Tiamat eng verwandt ist.
Jahwe bezwingt Tehom oder Tiamat allein durch sein mächtiges Wort,
wodurch das Meer in seine Grenzen versetzt wird.
Dieses
Wort wurde als Siegel nur ein einziges Mal entfernt; als Gott
beschloss, die Menschen durch eine Sintflut auszutilgen. Marduk
schafft also nicht aus dem Nichts, sondern vielleicht aus dem Chaos
die Ordnung. Diese Auffassung hört sich dann so an:
„ Er schuf
Aufenthalte für die großen Götter, legte ihre Sternbilder in
Zeichen fest, bestimmte das Jahr, teilte es in Abschnitte auf. (
vgl. hierzu auch Jan van Helsing „Hände weg von diesem Buch; Die
sumerischen Schrifttafeln; S. 109ff)
Er macht drei Konstellationen für jeden der zwölf Monate. Nachdem
er die Tage des Jahres durch himmlische Gestalten bezeichnet hatte,
gründete er den Aufenthalt Nibirus (entspricht vmtl. Jupite), um
dann die Bereiche fest zu legen […]...usw....(Pritchard, Texts, S.
67)
Von
den Sternen geht es zu den Pflanzen und Tieren und dann zum Menschen,
der nur dazu erschaffen ist, den Gottheiten zu dienen. Von diesen
Menschen gibt es Hymnen, Bußpsalme und Gebete, die sein religiöses
Leben auszudrücken suchen. Hier als Abschluss ein besonders schönes
Gebet:
„ Die Großen
ruhen, die Riegel sind vorgeschoben, die Läden herabgelassen, das
Volk schweigt, die offenen Tore sind verschlossen, die Götter und
Göttinen der Erde, Schamasch, Sin, Adad und Ischtar haben sich zum
Schlaf in den Himmel zurückgezogen, sie sprechen keine Urteile mehr,
sie entscheiden keine Streitfälle mehr. Verschleiert ist die Nacht,
ruhig und dunkel der Palast und das Land...die großen Götter, die
Götter der Nacht, sie seien an meiner Seite und in mein Wahrsagen,
in das Lamm, das ich opfere mögen sie für mich die Wahrheit legen.“
(Pritchard, Texts, S. 390-391)
Die
Ägypter
Die
Geschichte der Ägypter ist von eigenständigem Verlauf und die
Bevölkerung bleibt im Wesentlichen dreitausend Jahre unverändert,
ohne die unberechenbar lange Vorgeschichte mit hinzu zu rechnen. Im
Gegensatz zu der düster und feierlichen Religiosität der
mesopotamischen Völker, erleben wir in Ägypten eine heitere und
fröhliche menschliche Art, die dem Gottesbegriff eine andere
Richtung gibt. In Ägypten ist der Pharao Gott selbst, ein Gott, der
Fleisch geworden ist. Es gibt daher keine Spannung zwischen König
und Gott, sondern hier löst sich alles auf einer höheren Ebene der
Einheit. Es bedarf keiner Deutung, den Willen Gottes zu erkennen, da
er sich im Worte des Pharao ausdrückt und nur ihm braucht man zu
gehorchen.
Die
Welt der Götter konnte sich dabei zu einer Vielfalt entwickeln wie
nirgends zuvor. Der alte Ägypter sieht keinen Widerspruch darin,
wenn er die einen Götter neben den anderen stehen lässt und ihre
Unvereinbarkeit zu vereinen sucht. Viele Götter wurden mit ihren
Namen oft ineinander verschmolzen, so dass z. B. der Gott Amon dem Re
angeglichen wird, der älter ist und ein Amon-Re entsteht.
Im
Folgenden lassen wir eine Hymne an Amon-Re zu Worte kommen:
„Du bist der
Einzige, derjenige, der das geschaffen hat, was ist;
Der Alleinige,
derjenige, der das gemacht hat, was da ist;
Derjenige, aus
dessen Augen die Menschheit hervorging;
Auf dessen Mund
die Götter ins Dasein traten;
Derjenige, der das
Gras für die Herden machte, die Obstbäume für die Menschen;
Derjenige, der das
erschuf, wovon die Fische im Meer leben und die Vögel im Himmel...
Gruß dir in jedem
fremden Land, bis zum höchsten Himmel, bis zu den Rändern der Erde,
bis in die Tiefen des großen, grünen Meeres!
Die Götter beugen
sich vor deiner Majestät, sie preisen die Macht dessen, der sie
geschaffen hat, sie sind fröhlich beim Nahen dessen, der sie erzeugt
hat.
Sie sagen zu dir:
Willkommen, o Vater der Väter aller Götter, der du den Himmel
aufgerichtet und die Erde begründet hast, der du das gemacht hast,
was geschaffen und da ist, Du König, du Haupt der Götter.“
(Pritchard, Texts, S. 366)
Antike
Reisende haben uns Berichte hinterlassen, die von einem weit
verbreiteten Tierkult Zeugnis geben, welcher seine Wurzeln in der
ältesten ägyptischen Vorgeschichte hat. Erst mit dem Beginn der
Geschichte kommen auch menschliche Bilder in den Kult. Doch tragen
die neuen Gottheiten die alten Symbole - Teile tierischer Körper –
zum Zeichen ihres Ursprungs. Herus - der Gott des westlichen Deltas –
erscheint mit einem menschlichen Körper und dem Kopf eines Falken.
Hatho – die Göttin von Aphroditepolis und Dendera – mit dem Leib
einer Kuh und dem Kopf einer Frau. Seth – der Gott von Onbos –
mit dem Körper eines Mannes und eines Tierkopfes. Anubis – der
Gott von Kynopolis – mit männlichem Körper und Hundekopf. Thot –
der Gott von Hermopolis – mit männlichem Körper und Ibiskopf.
Dann
die völlig menschlichen Götter:
Amon
– der Gott von Theben – und Osiris und Isis, beide aus der
Deltagegend. Sie sind Hauptpersonen eines berühmten Mythos. Osiris
ist der Gott, der den Menschen den Ackerbau lernt; Isis seine Gattin.
Da aber Seth – der ein Bruder Osiris ist – diesem dessen Macht
neidet, verfällt er auf den Gedanken, diesen zu töten. Die
verzweifelte Isis erlangt von den Göttern, dass ihr toter Gatte
wieder lebendig wird, doch wird sich sein Leben nur unter
Verstorbenen abspielen, deren gerechter König er wird. Herus – der
Sohn des Osiris – bekriegt und rächt seinen Vater gegen Seth mit
vielen Listen und tötet ihn nach langen wechselvollen Kämpfen.
(siehe hierzu
Pritchard, Texts, worin die Listen und Kämpfe beschrieben sind)
Natürlich
hatten die Ägypter auch kosmische Götter, doch waren sie weniger
alt und bedeutend als die der mesopotamischen Völker. Die Erde hieß
Ge,
der Himmel Nut,
welche auch als Kuh dargestellt wir, die Luft hieß Schu,
ein Gott, der den Himmel hält.
Unter
den Gestirnen spielte Re –der Sonnengott– die erste Rolle. Der
Sonnengott steigt am Morgen aus dem Ozean empor und durchfährt mit
einer Barke den Himmel. Am Abend taucht er wieder in das Meer zurück,
welches er während der Nacht mit einer anderen Barke durchschifft
hat. Die Nacht ist voller Gefahren, weil eine große Schlange die
Sonne bei ihrem Untergang erwartet, um ihr Schiff umzustürzen und
sie zu verschlingen. Nach blutigem Kampf gelingt es der Sonne die
Oberhand zu behalten. Während ihrer Abwesenheit vom Himmel lässt
die Sonne einen Statthalter zurück: den Mond. Dieser ist kein
anderer als der Gott Thot,
der auch in Gestalt eines Ibis oder Affen dargestellt wird. Gegenüber
der Auffassung anderer Völker nimmt der Mond der Sonne gegenüber
eine untergeordnete Stellung ein. Wir haben einen alten ägyptischen
Text, der erzählt, wie der Sonnengott dem Monde seine Pflichten
zuweist:
„ Da sagte seine
Majestät, der Gott: man rufe mir Thot! Dieser wurde sogleich
herbeigeführt. Und seine Majestät, der Gott, sprach zu ihm: Hier am
Himmel ist mein Platz. Während ich das Licht in der unterirdischen
Welt leuchten lasse, wirst du hier mein Schreiber sein und wirst
Ordnung halten unter denen, die hier wohnen...
Du wirst als ein
Statthalter an meine Stelle treten und Thot, der Statthalter des Re
genannt werden...
Weiter werde ich
bewirken, dass du deine Macht über die ursprünglichen Götter
ausdehnst, obgleich diese größer sind als du..
Ich werde
veranlassen, dass du die Himmel mit deiner Schönheit und deinen
Strahlen umgibst...
Du wirst mein
Stellvertreter sein und die Gesichter derer, die dich anschauen,
werden mit deiner Hilfe sehen, so dass das Auge eines jeden den Gott
durch dich preisen wird.“ (Pritchard, Texts, S. 8-9)
Das
Volk selbst pflegte eine bescheidenere Religion, indem es sich mit
Halbgöttern und Schutzgenien umgab. Zum Beispiel Tueris
mit Krokodilskopf und Nilpferdkörper, mit menschlichen Armen und
Löwenfüßen, der die bösen Geister fernhält und schwangere Frauen
beschützt. Über die Geburten wacht Bes,
ein Zwerg mit struppigem Bart, Leopardenschwanz und krummen Beinen,
der darüber hinaus auch noch der Musik, dem Tanz und der Mode
vorsteht.
Die
gebildete Elite, der Klerus ist dagegen stets bestrebt, Ordnung in
die Vielfalt der Götter und die Glaubenslehren zu bringen, indem sie
auf organische Weise den Ursprung des Weltalls und seine Gesetze
deuten. So entstanden in Holiopolis große theologische Systeme,
welche die höchsten Götter durch Abkunft und
Verwandtschaftsverhältnisse gruppieren, deren erste die Wasser des
Ozeans sind, dann die Sonne und die anderen Gottheiten. Acht Götter
dagegen schuf eine Gruppe des Klerus in Hermopolis, woraus die Sonne
als Endergebnis hervor ging. In Memphis endlich war ein Lokalgott,
Ptah,
der die anderen als Teil seiner selbst erschuf: seiner Zunge, seines
Herzens und seiner Gedanken.
Die
Kanaaniter
Die
Hauptquelle zur Rekonstruktion der Götter der Kanaaniter sind die
Texte von Ugerit. Höchster Gott war El; ein Gattungsname der eben
Gott bedeutet. Untergeordnet, aber sehr viel gegenwärtiger als El
ist Baal, dessen Name ebenfalls Gott bedeutet. Seine Attribute sind
der Sturm und der Naturkreislauf.
Aus
diesem Naturkreislauf kommt uns Baals Gattin Astarte – die große
Göttin der Fruchtbarkeit – entgegen. Sie entspricht der
mesopotamischen Inana oder Ischtar. Zum Kreise der Gottheiten gehören
auch noch die nationalen Schutzgötter der einzelnen Völker: Kamosch
für die Moabiter und Milkon für die Ammoniter.
Die
Sterngottheiten spielen eine geringere Rolle und scheinen von
außerhalb importiert zu sein. Vor allem aus Ägypten und
Mesopotamien, die mit Hathor, Amon-Re, Ptah und Bes einerseits und
Sin, Nergal und Nunurte andererseits vertreten sind.
Die
bedeutendsten Texte aus Ugarit sind – was den Mythos betrifft–
diejenigen, welche den Gott Baal und seine Schwester Anat zum Inhalt
haben. Verschiedene Geschehnisse fließen hier zusammen, wie der
Kampf und Sieg über den Meergott Jam und der Bau eines großen
Palastes zu Ehren Baals. Im Wesentlichen aber berichtet der Mythos
vom Tod und der Auferstehung Baals. Baal kämpft nach einem Streit
mit Mot in der Unterwelt und findet nach erbittertem Kampf den Tod.
Seine Schwester Anat macht sich auf, ihren Bruder zu rächen. (siehe
hierzu Pritchard, Texts, S. 140)
Damit
ist im Wesentlichen die Götterwelt des vorderen Orient aufgezeigt,
doch ohne Israel und Persien, weil durch Israel eine völlige
Umbewertung der Werte zustande kommt, die weit über den
orientalischen Raum hinaus reichen wird und weil die Lehre
Zarathustras in Persien jene Wirkung hinterlässt, die dem Volke
Israel eine Hilfe wird. Weshalb wir Zarathustra ein ganz eigenes
Kapitel gewidmet haben. Was aber das religiöse Gut Israels betrifft,
so haben wir versucht, dessen Deutung insgesamt in alle Kapitel
dieses Buches einzuweben.
Nun
aber treten wir ein in den indogermanischen Kreis einer Götterwelt,
welche uns durch reiche Literatur der griechisch- römischen Sagen
überliefert ist.
Die
griechisch-römische Götterwelt
Ursprünglich
nahmen in der römischen Götterwelt die Götter Jupiter,
Mars
und
Quirinus
die
ersten Plätze ein. Doch wurden sie durch das Eindringen griechischer
Vorstellungen im sechsten Jahrhundert v. Chr. mit den griechischen
Göttern gleichgesetzt. Neben dieser Dreiheit wurden verehrt: Tellus
und Ceres als Göttinen der Erde und der Saat; Neptun (Wasser),
Vollanus (Feuer) Vesta (Herdfeuer), Janus (Eingang).
Hausgötter
waren die Penaten und Laren, Beschützer der Zeugungskraft war der
Genius und als Totengeister wurden die Manen verehrt.
Da
die Römer in den Göttern keine menschlich empfindenden Wesen sahen,
haben sie daneben eine große Zahl unanschaulicher Begriffe als
Gottheiten verehrt, wie z. B. Fides
(Treue), Concordia (Eintracht). Aus
dieser rein sachlichen Einstellung heraus kannten die Römer
ursprünglich auch keine Götterbilder und Tempel. Erst durch die
Gleichsetzung der römischen mit den griechischen Göttern wurden der
Zerfall und die Auflösung des alten Glaubens herbeigeführt.
Gleichgesetzt sind nun Jupiter dem Zeus, Minerva mit Athene, Merkur
mit Hermes, Juno mit Hera, Venus mit Aphrodite, Neptun mit Poseidon,
Vulkanus mit Hephästos und Mars mit Ares.
Im
3. Jahrhundert v. Chr. drang sogar der Mithraskult ungehemmt ein.
Doch ist die griechische Götterwelt eine zu sehr persönliche Welt,
so dass sie nicht den Vorrang behalten kann. Sie ist vor allem durch
Homer und Hesiod in eine bestimmte Ordnung gebracht worden, worin man
die Götter als mächtigere und unsterbliche Menschen und den
Götterstaat auf dem Olymp der menschlichen Gesellschaft nachgebildet
sieht. (Anthropomorphismus)
So
entstanden aus dem Chaos Uranos und Gäa (Himmel und Erde); von
ihnen stammt das Göttergeschlecht der Titanen (Kronos, Rhea,
Hyperion, Okeanos u. a.).
Diese
wurden in einem großen Kampf – der Titanomachie – von den
olympischen Göttern besiegt.
Vom
8. Jahrhundert v. Chr. an gewann die Verehrung des Apoll, das
Delphische Orakel, der Dyonysosdienst, die Mysterien und der
Orphizismus immer größere Bedeutung. Erst im hellenistischen
Zeitalter vermischte sich die griechische Götterwelt mit der des
vorderen Orients.
Der
Glaube beider Völker entspringt indogermanischen Vorstellungen, der
im Ursprung dem Ewigen galt, jenem „Vater der Welt“, der
unnahbar, gütig und Licht spendend Erde, Himmel, Menschen und den
Hades schuf. Hades oder Pluto beherrscht die Unterwelt, in dem die
Seelen in lichtlosen Räumen hausen müssen. Erst durch die Spenden
von Milch, Brot und Blut erwachen sie aus ihrer Dumpfheit. Persephone
oder Proserpina ist des Hades Gattin, welche er ihrer Mutter – der
Erdgöttin Demeter ( Ceres ) - entführt hat. Zeus entscheidet, dass
die Entführte zwei Drittel des Jahres bei ihrer Mutter und ein
Drittel ihrem Gemahl zu dienen habe.
Eine
interessante Gottheit ist der gehörnte Pan (lat. Faun) – der
Hirtengott -, der im Gegensatz zu Satanas als armer Teufel in den
Sagen lebt und den die Menschen ständig überlisten und verprügeln.
Dyonysos
(lat. Bacchus) – Sohn des Zeus – ist ein sterblicher Gott, der
für sich und den Weinbau Verehrung fordert. Poseidon ( römisch
Neptun ) – Herr der Wasser – fährt im goldenen Wagen über die
Meeresgefilde und ist in den Sagen der „Erderschütterer“. Sein
Sohn ist Triton, halb Mensch und halb Fisch.
Zeus
– der Recht und Treue verkörpert –, Hüter der guten
Eigenschaften der Menschen, ist der Sage nach aus zwei Gesichten
entstanden: aus dem Glauben an den Ewigen und dem nordischen Donar.
Here – römisch June – ist Hüterin der Ehe und ihre Tempel sind
groß und reich.
Als
Zeus von der Titanentochter Lete ( Latena ) ein Kind erwartet,
verfolgt Here in Eifersucht die Mutter. Auf der Insel Delos konnte
diese sich endlich verstecken und gebar dort Zwillinge: Artemis (
Diana ) und Apoll – den Gott der weit reichenden Pfeile, den Gott
der Weisheit, des Gesanges und der Dichtkunst -. Er hatte soviel
Einfluss, dass er eigentlich als höchster Richter in Griechenland
galt. Äskulap – der Gott der Ärzte – war einer seiner Söhne.
Athene
oder Minerva, war Schutzherrin des Wissens, der Künste, des
Schiffbaus, wie auch der männlichen Listen in Krieg und Frieden.
Apoll und Athene sind die großen Götter der klassischen Zeit, die
sich oft auch streitend gegenüber standen, wie beim Kampf um Troja.
Aber zuletzt gehorchten sie doch dem Zeus, der die Ordnung auf Erden
wahren muss, um als Herrscher des Olymps zu bestehen. Auch Aphrodite
( Venus ) ist eine Tochter des Zeus. Von ihr stammt Eros, römisch
Amor. Dann ist noch Hermes zu nennen, der als kühner Bote des Zeus
fungiert und Gott der Schlaflosen, der Händler und der Diebe ist.
Merkurius heißt er lateinisch und dient durch Schlauheit und Witz
den Himmlischen.
Versuchen
wir nun von den älteren griechischen Sagen aus – über die Iliade
des Homer – bis hin zu Odysseus Heimkehr einen Bogen zu spannen,
der uns die Götter- und Menschenwelt griechisch-römischen Stiles
näher bringt und die, vor allem Homer so meisterlich verewigt hat.
Alle
folgenden Geschichten der Götter Griechenlands und des Odysseus –
welcher nach der Sachverständigen Urteil nicht von Homer geschrieben
sein soll – sind aus dem Buch von Gustav
Schwab „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“,
dessen Sprache von F.
Wausch
verbessert worden ist in
verdichteter Form heraus gegriffen.
Die
römische Sagenwelt ist aus dem von Richard
Carstensen
nacherzähltem Buche „Die römischen Sagen“ ebenfalls
in gekürzter Form entnommen.
Prometheus,
der Schöpfer der Menschen
Himmel
und Erde waren erschaffen, das Meer wogte in seinen Ufern und die
Fische spielten durch die Fluten. In den Lüften sangen die Vögel
und die Feste wimmelten von Tieren. Aber noch fehlte es an
Geschöpfen, in deren Leib der Geist Wohnung nehmen konnte, um von
ihm aus die Welt zu beherrschen. Da stand Prometheus auf. Er war ein
Sprössling eines älteren Göttergeschlechtes - welches von Zeus
entthront worden war – und dazu ein kluger, voller Erfindungen.
Prometheus
wusste, dass in der Erde der Same des Himmels schlummerte. Darum nahm
er Ton, befeuchtete und knetete ihn und formte daraus den Menschen
nach dem Ebenbild der Unsterblichen, der Herren der Welt. Zur
Belebung senkte er seiner Form gute und böse Tiereigenschaften in
die Brust. Dieser halbbeseelten Form blies dann Athene – eine
Freundin Prometheus – den Atem ihrer Weisheit ein und die Menschen
begannen die Erde zu füllen. Doch konnten sie sich des edlen
göttlichen Funkens nicht bedienen; sehend sahen sie umsonst, hörend
hörten sie nicht. Alles, was sie taten war planlos. Da lehrte sie
Prometheus den Auf- und Abgang der Gestirne, die Kunst zu zählen,
wie auch die Buchstabenschrift. Auch zeigte er ihnen, wie man Tiere
ins Joch spannen und die Rosse beherrschen konnte. Er erfand ihnen
Nachen und Segel für die Schifffahrt. Außerdem zeigte er den
Menschen die Heilmittel – um Krankheiten damit zu bekämpfen -,
lehrte ihnen das Wahrsagen, deutete ihnen Vorzeichen und Träume,
Vogelflug und Opferschau. Er führte ihren Blick unter die Erde und
ließ sie Erze, Eisen, Silber und Gold entdecken.
Da
wurden die Herren der Himmel aufmerksam auf das Menschenvolk und
verlangten Verehrung von ihm für den Schutz, welchen sie ihm
angedeihen wollten. Zeus beraumte eine Begegnung an, um die Rechte
der Irdischen fest zu legen. Da aber Prometheus ihn dabei zu
überlisten suchte – um den Sterblichen nicht allzu viele Pflichten
aufzuerlegen -, versagte der Göttervater ihnen das Feuer. Doch
gelang es Prometheus, von dem vorüber fahrenden Sonnenwagen Feuer zu
nehmen und es den Menschen zu bringen. Da schuf Zeus in seinem Zorn
eine künstliche schöne Jungfrau – Pandora, die Allbeschenkte -,
welcher jeder der Unsterblichen ein Unheil für die Menschen mitgab.
So kam Pandora zu Ephimetheus - dem Bruder des Prometheus – um ihm
die Geschenke zu bringen.
Vergebens
hatte Prometheus den Arglosen gemahnt, niemals eine Gabe von Zeus
anzunehmen, damit den Irdischen kein Leid dadurch widerfahre.
Epimetheus gedachte aber nicht der Warnung, empfing die schöne
Jungfrau mit Freuden und empfand das Übel erst, als es über ihn
kam. Denn Pandora hatte ihre Büchse geöffnet und alle
Unannehmlichkeiten – wie beschwerliche Arbeit, quälende
Krankheiten – flogen daraus hervor. Nur ein einziges Gut war zu
unterst verborgen – die Hoffnung auf den Rat des Göttervaters -,
aber Pandora warf den Deckel wieder zu, ehe dieser heraus flattern
konnte.
Prometheus
aber wurde von Zeus dem Hephästos und seinen Dienern übergeben.
Diese schmiedeten ihn an eine Felswand im Kaukasus mit unauflöslichen
Ketten. Hephästos war von Mitleid gerührt und sagte:
„Viele
vergebliche Klagen und Seufzer wirst du versenden, denn der Sinn des
Göttervaters ist unerbittlich! Alle, die erst seit kurzem die
Herrschergewalt an sich gerissen, sind hartherzig.“ „Des
Schicksals Beschluss“, sprach Prometheus, „muss man tragen und
seine unabänderliche Gewalt einsehen.“ Er ließ sich durch keine
Drohung des Zeus bewegen, die dunkle Weissagung näher auszulegen,
dass dem Göttervater durch einen neuen Ehebund Verderben und
Untergang bevorstehe. Da sandte Zeus einen Adler, der täglich die
Leber des Gemarterten verzehren sollte, bis er rede oder ein Dritter
bereit sei, freiwillig Stellvertreter für ihn zu werden.
Dreißigtausend
Jahre blieb Prometheus an den Felsen geschmiedet, da kam Herakles des
Weges, der auf der Fahrt nach den Hesperiden und ihren Äpfeln
begriffen war. Dieser erschoss den Adler mit einem Pfeil und löste
Prometheus von den Ketten und führte ihn mit sich. An dessen Stelle
war der Zentaur Chiron erbötig, an Prometheus statt zu sterben,
obwohl er bis dahin unsterblich gewesen war.
Damit
aber auch das Urteil des Göttervaters nicht unvollzogen bliebe,
musste der Titan einen eisernen Ring tragen, an welchem sich ein
Stein vom Kaukasus befand. So konnte sich Zeus rühmen, dass sein
Feind noch immer an den Felsen geschmiedet lebe.
Deukalien
und Pyrrha
Schlimme
Kunde kam von den Freveln der Menschen dem Göttervater zu Ohren. Er
beschloss deshalb, die Erde zu durchstreifen.
Eines
Abends trat er unter das ungastliche Dach des Arkadierkönigs Lykaon
und ließ durch Wunderzeichen merken, dass ein Gott gekommen sei. Die
Menge warf sich auf die Knie, doch Lykaon spottete. Im Herzen
beschloss er, um Mitternacht den Gast zu töten. Zum Nachtmahl setzte
er ihm einen armen Gegeißelten gebraten vor. Zeus durchschaute die
Untat, fuhr vom Mahle empor und sandte die rächende Flamme über die
Burg der Gottlosen. Bestürzt entfloh der König ins freie Feld. Dort
ward er in einen blutrünstigen Wolf verwandelt.
Zum
Olymp zurückgekehrt beschloss Zeus, die Menschen zu vernichten. Er
verschloss die Winde, welche die Wolken verscheuchten und nur der
Regen bringende Südwind flog mit triefenden Schwingen zur Erde. Sein
Antlitz war pechschwarz, sein Bart schwer von Nässe, von seinem
weißen Haupthaar rann die Flut. Donner rollte, Regenfluten stürzten
nieder und verdarben die Arbeit des ganzen Jahres. Poseidon ließ die
Flüsse übertreten und die Dämme durchbrechen, die Wälder, Tempel
und Häuser zerstören. Alles war See, gestadelose See. Ganze Völker
wurden vom Wasser hinweg gerafft und was die Welle verschonte, starb
den Hungertod auf unbebauten Gipfeln.
Nur
ein einzelner Berg ragte noch mit zwei Spitzen heraus. Es war der
Parnasaos. Zu ihm trieb sein Schiff Deukalien, des Prometheus Sohn,
welchen der Vater gewarnt. Er hatte seine Gattin Pyrrha bei sich.
Noch gab es keinen Mann und kein Weib, welche die beiden an
Rechtschaffenheit und Ehrfurcht vor den Göttern übertroffen hätten.
Als
Zeus die beiden unsträflichen Menschen gewahrte, sandte er den
Nordwind und hieß ihm die schwarzen Wolken und die Nebel entführen.
Am Meer hoben sich Ufer auf, die Flüsse kehrten wieder in ihr Bett
zurück; Wälder streckten ihre – mit Schlamm bedeckten -
Baumwipfel hervor und das Land wurde wieder sichtbar.
„Geliebte,“
sagte Deukalion zu Pyrrha seinem Weib, „so weit ich sehe, kann ich
keine lebendige Seele entdecken. Wir zwei bilden miteinander das Volk
der Erde, alle anderen sind in der Wasserflut untergegangen. Ach,
dass mich mein Vater Prometheus die Kunst gelehrt hätte, Menschen zu
schaffen und Geist einzuhauchen!“
Dann
warfen sie sich vor einem halb zerstörten Altar der Göttin Themis
nieder und flehten: „Sag uns an, Unsterbliche, durch welche Kunst
wecken wir das Menschengeschlecht zum anderen? O hilf der versunkenen
Welt wieder zum Leben.“
„Verlasst
meinen Altar“, tönte die Stimme der Göttin, „verschleiert euer
Haupt und werfet die Gebeine eurer Mutter hinter euch!“
Da
fuhr es dem Deukalion wie ein Lichtstrahl unter die Stirn. „Entweder
trügt mich mein Sinn“, sagte er, „oder die Worte der Götter
sind fromm und verbergen keinen Frevel: Unsere große Mutter ist die
Erde, ihre Knochen sind die Steine und diese sollen wir hinter uns
werfen!“
So
taten sie, wie ihnen befohlen war und warfen Felsbrocken hinter sich.
Da begann das Gestein seine Härte und Spröde abzustreifen, wurde
geschmeidig und wuchs. Was dabei an den Steinen feucht oder erdig
war, wurde zu Fleisch an dem Körper. Das unbeugsame, feste ward in
Knochen verwandelt. Diesen ihren Ursprung verleugnen die Menschen
nicht, denn sie sind ein hartes Geschlecht und taugen zur Arbeit.
Phaeton
Auf
herrlichen Säulen erbaut, stand die Königsburg des Sonnengottes
Helios. Den obersten Gipfel umschloss weißes Elfenbein, doppelte
Türen strahlten in Silberglanz. Auf ihnen waren in erhabener Arbeit
die schönsten Wundergeschichten zu schauen.
In
diesen Palast trat Phaeton – der Sohn des Sonnengottes – und
verlangte, seinen Vater zu sprechen.
„Nenn
mir den Grund deiner Wallfahrt“, fragte Helios seinen Sohn, „was
führt dich in den Palast deines göttlichen Vaters?“
Phaeton
antwortete: „Erlauchter, man spottet über mich auf Erden und
schilt meine Mutter! Sie sagen, ich heuchle nur himmlische Abstammung
und sei der Abkömmling eines Unbekannten. Darum wollte ich von dir
ein Unterpfand erbitten, welches mich vor aller Welt als dein Kind
ausweist.“
Da
umarmte ihn Helios und verkündete: „Deine Mutter Klymene hat die
Wahrheit gesagt Sohn und ich werde dich vor der Welt nimmermehr
verleugnen. Erbitte ein Geschenk! Ich schwöre beim Styx – dem
Flusse der Unterwelt, bei dem alle Götter schwören -, was du auch
forderst, soll dir gewährt sein.“
Phaeton
ließ den Vater kaum ausreden: „so erfülle mir“ bat er, „meinen
glühendsten Wunsch und vertraue mir nur einen Tag die Lenkung deines
geflügelten Sonnenwagens an.“
Da
erschrak Helios und bereute seinen Schwur: „oh Sohn“ rief er, „du
hast mich zu einem sinnlosen Wort verleitet! Du verlangst, dass ich
dir ein Werk lasse, dem deine Kräfte nicht gewachsen sind. Was du
wünschest ist ein Auftrag nur für Unsterbliche! Außer mir vermag
keiner auf der Glut sprühenden Achse zu stehen und der Weg ist
steil, nur mit Mühe erklimmt mein Roßegespann ihn in der Frühe des
Morgens. Noch schwieriger ist die Bahn des Himmels. Glaube mir, wenn
ich in der Höhe auf meinem Wagen dahin eile, graust mir oft vor der
Tiefe, vor Meer und Land, welche so weit unter mir liegen. Endlich
bedenke, dass der Himmel sich beständig dreht und ich diesem
reißenden Kreislauf entgegen fahren muss. Darum, geliebter Sohn,
erbitte kein so schlimmes Geschenk und ändere deinen Wunsch, solange
es Zeit ist!“
Doch
der Jüngling ließ nicht ab mit Flehen und der Vater hatte den
heiligen Eid geschworen. Da gab Helios den geflügelten Horen
kummervoll den Befehl, die Rosse anzuschirren; und diese führten die
Glut sprühenden Tiere – von Ambrosis gesättigt – von ihren
Krippen und warfen ihnen Zäume über.
Der
Vater aber bestrich das Antlitz seines Sohnes mit einer heiligen
Salbe, sodass die glühende Flamme zu ertragen war. Um das Haupthaar
legte er ihm seine eigene Strahlensonne. Er seufzte und sprach
warnend: „Kind, schon mir die Geißel, gebrauche die Zügel! Die
Rosse rennen schon von selbst, es kostet Mühe sie einzuhalten! Die
Strasse geht schräg auf in weit gebogener Krümmung; Südpol, wie
Nordpol musst du meiden. Du wirst deutlich die Geleise der Räder
sehen. Lass dich nicht zu tief sinken, sonst gerät die Erde in
Brand; steige nicht zu hoch, sonst verbrennst du den Himmel! Auf, die
Finsternis flieht, nimm die Zügel zur Hand! Oder...noch ist es Zeit;
besinn dich liebes Kind, überlass den Wagen mir, lass mich das Licht
der Welt schenken und schaue mir zu!“
Doch
der Jüngling hörte nicht auf die Worte des Vaters und nahm die
Zügel. Die Welt dehnte sich, ein unendlicher Raum lag vor den
Blicken des Jünglings. Schon flogen die Rosse die Bahn aufwärts und
spalteten die Morgennebel, die vor ihnen wogten.
Bald
aber fühlten die Tiere, dass sie nicht die gewohnte Last zogen und
dass ihr Joch leichter war als sonst. Als die Rosse die lässige Hand
merkten, verließen sie die gebahnten Geleise und liefen nicht mehr
in der vorigen Ordnung. Phaeton fing an zu beben, er wusste nicht,
wohin die Zügel lenken, er wusste den Weg nicht, er wusste nicht,
wie er das Gespann bändigen sollte. Als der Unglückliche dabei hoch
vom Himmel auf die tief unter ihm sich dehnenden Länder blickte,
wurde er blass, seine Knie zitterten vor Schrecken. Er möchte die
Rosse rufen und kannte ihre Namen nicht. Er wandte den Blick zur
Tiefe, wurde dabei von Entsetzen erfasst, die Zügel entglitten
seinen Händen. Kaum berührten sie den Rücken der Pferde, da
verließen die Rosse ihre Spur, schweiften in fremde Lüfte und
suchten sich, bald hoch empor, bald steil hernieder ihren Weg. Der
Boden glomm vor Hitze und spaltete auf. Und weil plötzlich alle
Säfte austrockneten, fing es zu brennen an. Bald war die Glut der
Ebene zu nahe, ganze Städte loderten in Flammen auf, Länder mit all
ihrem Volk wurden versenkt, rings schwelten Hügel, Wälder und
Berge. Die Ströme aber flohen erschrocken zurück zu ihren Quellen,
das Meer schrumpfte und was jüngst noch See war, wurde trockenes
Sandfeld. Schon konnte Phaeton den Dampf und die von den Bränden
empor fliegende Asche nicht mehr ertragen. Qualm und pechschwarzes
Dunkel umgaben ihn, das Flügelgespann riss ihn nach Willkür fort.
Schließlich ergriff die Glut seine Haare, er stürzte aus dem Wagen
und wurde brennend durch die Luft gewirbelt, wie eine Sternschnuppe
vom Himmel fällt. Fern von der Heimat nahm ihn der breite Strom
Eridanos auf und spülte ihm schäumend das Angesicht.
Helios,
der alles hatte mit ansehen müssen, verhüllte sein Haupt in Trauer.
Damals, so sagt man, sei ein Erdentag ohne Sonne geblieben. Allein
der ungeheure Brand leuchtete.
Bellerophontes
Sisyphus
– der Sohn des Äolos – der listigste aller Sterblichen,
beherrschte die herrliche Stadt Korinth. In seiner Überheblichkeit
suchte er die Götter zu betrügen, doch traf ihn in der Unterwelt
die Strafe, dass er einen schweren Marmorstein eine Anhöhe hinauf
wälzen musste. Jedes mal aber, wenn er glaubte, den Gipfel erreicht
zu haben, rollte der tückische Stein wieder in die Tiefe. So musste
der Gepeinigte immer von neuem das Felsstück empor wälzen, während
der Angstschweiß von seinen Gliedern rann.
Sein
Enkel war Bellerophontes, der Sohn des Korintherkönigs Glaukos.
Wegen eines ungewollten Totschlages flüchtig, wandte sich der
Jüngling nach Tiryns, wo König Prötos regierte. Von ihm wurde er
gütig aufgenommen und von seiner Schuld frei gesprochen.
Bellerophontes hatte von den Unsterblichen eine schöne Gestalt und
männliche Tugenden empfangen. Die Gemahlin des Königs Antea,
entbrannte in unreiner Liebe zu ihm und wollte ihn zum Bösen
verführen.
Bellerophontes
folgte ihr nicht. Da verwandelte sich ihre Liebe in Hass. Antea sann
darauf, ihn zu verderben, erschien vor ihrem Gemahl und sprach zu
ihm: „Erschlage den Bellerophontes, wenn dich nicht selbst ein
unrühmlicher Tod treffen soll! Der Treulose hat mir seine Zuneigung
bekannt und mich zur Untreue gegen dich verleiten wollen.“ Der
König hörte es und ein blinder Zorn bemächtigte sich seiner. Doch
vermied er den Gedanken, ihm selbst den Tod zu bringen. Er schickte
den Unschuldigen zu seinem Schwiegervater Jobates – König von
Lykien – und gab ihm ein zusammen gefaltetes Täfelchen mit,
welches Bellerophontes als Empfehlungsschreiben vorweisen sollte. In
Wirklichkeit waren gewisse Zeichen eingeritzt, die den Wink
enthielten, den Überbringer hinrichten zu lassen.
Arglos
machte sich Bellerophontes auf die Reise. König Jobates war ein
gütiger, gastfreundlicher Mann und nahm den Fremden auf, ohne zu
fragen, wer er sei, noch woher er komme. Neun Tage gingen so vorüber.
Erst als die zehnte Morgenröte am Himmel aufstieg, fragte er den
Gast nach seiner Herkunft und nach seinen Absichten. Da zeigte
Bellerophontes das Beglaubigungsschreiben vor. Als der König den
Sinn der Zeichen erkannte, erschrak er in tiefster Seele. Er konnte
sich aber auch nicht vorstellen, dass sein Schwiegersohn ohne
gewichtige Ursache die Todesstrafe über den Unglücklichen verhängt
hatte. Schließlich entschied sich Jobates dahin, dem Gast Abenteuer
aufzutragen, in welchen er untergehen musste.
Doch
hatten die Götter Mitleid mit dem schuldlosen Jüngling und
schickten ihm das Flügelross Pegasus, welches Poseidon mit der
Medusa gezeugt hatte. Mit diesem Ross erfüllte Bellerophontes seine
ersten Aufträge, die Tötung der Chimäre und noch drei weitere
Abenteuer. Da erkannte Jobates, dass der Gast kein Verbrecher,
sondern ein Liebling der Götter sei. Statt ihn zu verfolgen, hielt
er ihn an seinem Hofe, teilte den Thron mit ihm und gab ihm seine
Tochter Philonoe zur Frau. Sie gebar ihm drei Kinder, zwei Knaben und
ein Mädchen. Bellerophontes selbst verdarb durch eigene Schuld. Der
Besitz des unsterblichen Flügelrosses hatte ihn übermütig gemacht.
Ihm fiel ein, sich auf dem Rücken des Pegasus zum Olymp empor zu
schwingen und – er, der Sterbliche – in die Versammlung der
Unsterblichen einzudringen. Das göttliche Ross widersetzte sich dem
allzu kühnen Unterfangen, bäumte sich auf und schleuderte seinen
Reiter zu Boden. Er starb zwar nicht, war aber von da an von den
Göttern gehasst und verzehrte sich in einem ruhmlosen und
kummervollen Alter.
Ödipus
Laios
– aus dem Stamme des Kadmos – war König von Theben und lebte mit
Jokaste –der Tochter eines vornehmen Thebaners– lange in
kinderloser Ehe. Da wurde ihm ein Orakelspruch folgenden Inhalts
zuteil: „Laios, du begehrst Nachkommen! Wohl, es soll dir gewährt
werden. Aber wisse, dass dir vom Geschick verhängt ist, durch die
Hand deines eigenen Sohnes das Leben zu verlieren. Dies ist das Gebot
des Kroniden Zeus. Er hat den Fluch des Pelops erhört, dem du sein
Kind geraubt hast.“
Laios
entsann sich seiner Schuld, er traute dem Orakel und lebte lange von
seiner Gattin getrennt. Doch brachte die Liebe – mit der die Beiden
einander zugetan waren – sie trotz der Warnung des Schicksals
wieder zusammen und Jokaste gebar ihrem Gemahl einen Knaben. Als das
Kind 3 Tage alt war, fiel den Eltern der Orakelspruch ein. Da ließen
sie das Kind in dem wilden Gebirge Kithäron aussetzen. Doch empfand
der Hirte, der diesen Auftrag erhielt Mitleid mit dem unschuldigen
Kinde und übergab es einem anderen Hirten. Dem König und seiner
Gemahlin Jokaste meldete er, dass er den Befehl befolgt habe.
Die
Eltern glaubten den Knaben verschmachtet oder von wilden Tieren
zerrissen und hofften so, dass dadurch der Orakelspruch unmöglich
gemacht sei.
Doch
brachte jener andere Hirte den Knaben zu König Polybos und dessen
Gemahlin Merope und diese zogen ihn als ihren eigenen Sohn auf. Zum
Jüngling heran gereift, lebte Ödipus in der Überzeugung, Kind und
Erbe des Königs Polybos zu sein. Da ereignete es sich, dass ein
Korinther ihm bei einem Festmahle zurief, er sei seines Vaters Sohn
nicht.
Ödipus
fragte seine Eltern, doch diese wollten seine Zweifel zerstreuen.
Aber das Misstrauen blieb.
Da
befragte Ödipus das Orakel. Aber Phöbus Apollo würdigte ihn keiner
Antwort auf seine Frage, sondern deckte ihm nur ein neues, weit
grauenvolleres Unglück auf: „Du wirst“, verkündete das Orakel,
„deinen eigenen Vater ermorden, deine Mutter heiraten und den
Menschen eine Nachkommenschaft von verabscheuungswürdiger Art
zeugen.
Ödipus
ergriff unaussprechliche Angst und er irrte ratlos umher. Er wagte
nicht, in seine Heimat zurück zukehren, weil er König Polybos und
dessen Frau immer noch für seine richtigen Eltern hielt und schlug
den Weg nach Böotien ein. Auf diesem Wege begegnete er einem Wagen.
Da der Roßelenker ihn ungestüm zur Seite drängte, kam es zu einem
Streit, in dessen Verlauf Ödipus um sein Leben kämpfen musste und
alle tötete, bis auf einen Diener, der entrann. Ödipus aber wusste
nicht, dass unter den Erschlagenen sein Vater – der König von
Theben – gewesen war und sich so die doppelte Weissagung – welche
Sohn und Vater erhalten hatten – erfüllt hatte.
Nicht
lange Zeit, nachdem dies geschehen, war vor den Toren der Stadt
Theben die Sphinx erschienen. Ein geflügeltes Ungeheuer, vorne wie
eine Jungfrau, hinten wie ein Löwe gestaltet. Das Ungeheuer hatte
sich zwischen den Felsen der Stadt an der Straße ein Lager
eingerichtet und legte dort allen vorüber kommenden Thebenern Rätsel
auf. Gelang die Lösung nicht, so ergriff es die Armen und fraß sie
auf. Das Elend fiel über die Stadt, als sie noch um ihren König
trauerte. Der – Niemand wusste von wem – auf der Reise nach
Delphi erschlagen worden war und an dessen Stelle Kreon – der
Bruder der Königin Jokaste – die Zügel der Herrschaft ergriffen
hatte. Die Not bewog den Fürsten, öffentlich bekannt zu geben, dass
demjenigen, der Theben von der Würgerin befreien würde, die Stadt
und seine Schwester Jokaste als Gemahlin zuteil werden sollte. Zur
selben Zeit betrat Ödipus das Tor von Theben. Die Gefahr, wie der
Preis reizte ihn, zumal er sein Leben wegen der Weissagung, die ihn
verfolgte, nicht hoch anschlug. Das Ungeheuer gedachte dem kühnen
Fremdling ein unlösbares Rätsel aufzugeben. Der Spruch lautete: „Es
ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, ab Abend dreifüßig.
Von allen Geschöpfen wechselt es allein in der Zahl der Füße, aber
eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit
bei ihm am geringsten.“
Ödipus
lächelte, als er das Rätsel vernahm, welches ihm gar nicht
schwierig schien. „Du meinst den Menschen,“ sagte er, „der am
Morgen seines Lebens kriecht. Ist er stark geworden, geht er am
Mittag seines Lebens auf zwei Füßen, am Lebensabend als Greis,
bedarf er der Stütze und nimmt den Stab als dritten Fuß zu Hilfe.“
Das
Rätsel war richtig gelöst und Ödipus gewann zum Lohn das Reich
Theben und die Hand der Königswitwe, die seine eigene Mutter war.
Jokaste
gebar ihm nach und nach vier Kinder, zuerst die männlichen Zwillinge
Eteokles und Polynikos, dann zwei Töchter, die ältere Antigone, die
Jüngere Ismene. Sie waren zugleich seine Kinder und Geschwister.
Lange Zeit schlief dies grauenvolle Geheimnis.
Als
aber eine Pest im Lande wütete, sandte man nach Delphi, um das
Orakel zu befragen. Es lautete: Der Mord an Laios lastet als
Blutschuld über dem Land. Ödipus - der nicht ahnte, dass jener von
ihm erschlagene Greis derselbe sei, um deretwillen der Zorn der
Götter sein Volk heimsuchte – rief sofort das Gericht zusammen, um
noch einmal über die Ermordung des Königs zu berichten. Zugleich
sandte er nach dem Seher Tiresias, der an Einsicht ins Verborgene
fast dem wahrsagenden Apoll glich. Ödipus trug ihm die Sorge vor,
die ihn und das ganze Land quälte.
Tisesias
brach in einen Wehruf aus und streckte seine Hände abwehrend gegen
den Himmel aus: „Entsetzlich ist ein Wissen, das dem Wissenden
Unheil bringt! Lass mich heimkehren, König! Trag du das Deine und
lasse mich das Meinige tragen!“ Doch Ödipus drang in ihn und
nannte ihn –der nicht sprechen wollte– sogar einen Mitwisser oder
Helfer bei der Ermordung Laios.
Als
der Seher seinen König so reden hörte, schonte er ihn nicht mehr.
„Ödipus“ sprach er, „du selbst bist der Mörder und der Gatte
deiner Mutter.“
Doch
der König und seine Gemahlin Jokaste hohnlachten und die Königin
sprach: „Sieh doch Ödipus,“ rief sie, „wie wenig Echtes die
Orakel bringen! Mein erster Gatte Laios hatte einst eine Weissagung
erhalten, dass er durch Sohnhand sterben werde. Eine Räuberschar
erschlug ihn am Kreuzwege. Unser einziger Sohn aber wurde – an den
Füßen gebunden – in ödem Gebirge ausgesetzt und nicht über drei
Tage alt. So erfüllen sich die Weissagungen der Seher!“
Doch
Ödipus wurde bleich und fragte: „Am Kreuzwege ist Laios gefallen?
Erzähl mir, wie war seine Gestalt, sein Alter?“
„Er
war groß“, antwortete Jokaste, ohne die Aufregung ihres Gatten zu
begreifen, „die ersten Greisenlocken schmückten sein Haupt; er war
dir selbst mein Gemahl, von Gestalt und Ansehen nicht unähnlich.“
„Tiresias
ist nicht blind“ schrie Ödipus, dem der Sinn auf einmal wie von
einem Blitzstrahl erhellt wurde. Ein dunkler Trieb nach Wahrheit ließ
den Ödipus jetzt nach jenem Hirten des Laios verlangen, der ihn als
Kind dem Nachbarn übergeben hatte. Als der Greis sich einstellte,
wollte er zunächst zwar alles leugnen. Aber auf die zornigen
Drohungen des Königs sagte er die Wahrheit: dass Ödipus der Sohn
des Laios und der Jokaste sei und dass er selbst ihn aus Mitleid am
Leben erhalten habe. Alle Zweifel waren nun behoben und das
Entsetzliche enthüllt. Mit einem Schrei des Wahnsinns stürzte
Ödipus davon und verlangte nach einem Schwert, um das Ungeheuer –
welches seine Mutter und Gattin sei – von der Erde zu vertilgen.
Weil ihm alle aus dem Weg gingen, suchte er – grässlich heulend –
sein Schlafgemach auf, sprengte das verschlossene Doppeltor und brach
ein. Da sah er, dass Jokaste sich erhängt hatte. Da verfluchte er
sein Angesicht und durchbohrte seine Augäpfel, bis ein Blutstrom aus
den Höhlen drang. Dann befahl er, dass man ihm – dem Geblendeten –
das Tor öffne und ihn allen Thebenern als Vatermörder, als den
Muttergatten, als einen Fluch des Himmels vorstelle.
Die
letzten Tantaliden
Auf
Agamemnons Geschlecht ruhte ein alter Fluch. Von seinem Urahn
Tantalus her war es unter Gräueln erwachsen; Gewalt hatte die einen
seiner Glieder gestürzt, die anderen erhoben. Durch einen
ungeheueren Frevel im eigenen Hause, sollte auch Agamemnon seines
Lebens Ende finden.
Der
Urgroßvater Tantalus hatte den zum Mahle geladenen Göttern seinen
Sohn Pelops als Schmaus vorgesetzt, nur ein Wunder des Zeus hatte den
Getöteten ins Leben zurück gerufen.
In
den Söhnen des Pelops – Atreus und Thyestes – wirkte sich der
Fluch fort. Atreus war König zu Mykene, Thyestes neben ihm König im
südlichen Teil des argelischen Landes. Der ältere Bruder besaß
einen Widder, der goldene Wolle trug; nach ihm gelüstete Thyestes.
Er verführte die Gemahlin des Atreus zur Untreue und erhielt von ihr
das goldene Vlies.
Als
Atreus des doppelten Verbrechens seines Bruders inneward, fing er die
beiden Söhne des Thyestes, setzte sie bei grässlichem Gastmahl dem
Bruder vor und gab dem unseligen Vater ihr Blut im Weine zu trinken.
Furchtbar war seine Rache.
Thyestes
floh nach Epiros. Da aber danach eine Dürre und Hungersnot eintrat,
wurde das Orakel befragt. Dessen Antwort war, dass die Landplage erst
dann aufhören werde, wenn der geflüchtete Bruder heimkehre. Atreus
suchte den Bruder auf und brachte ihn mit seinem letzten Sohn Ägisth
in den Peloponnes zurück.
Auch
dieser Ägisth begann Furchtbares. Er tötete Atreus, den Oheim, der
ihn heim geholt hatte. Aber Agamemnon, des Atreus Sohn, rächte den
Erschlagenen an dessen Bruder Thyestes mit dem Schwert. Er glaubte,
dass Thyestes am Mord seines Vaters die Schuld trage. Danach wurde es
eine Weile still zwischen den Tantaliden. Ägisth regierte im alten
Anteil seines Vaters im südlichen Lande des Peloponnes, Agamemnon
als König von Mykene im nördlichen Teil.
Als
nun Agamemnon in den Krieg von Troja zog und seine Gemahlin
Klytämnestra - die ihm wegen der Opferung ihrer Tochter Iphigenie
grollte – zu Hause auf seine Rückkehr wartete, da dünkte dem
furchtbaren Ägisth die Zeit gekommen, dem Vetter seines Vaters Tod
zu vergelten. Er erschien im Königspalast zu Mykene und suchte
Klytämnestra auf. Lange widerstrebte sie ihm, dann gab sie dem Rat
nach, sich wegen Iphigenie zu rächen und teilte Palast und Reich
Agamemnons mit Ägisth wie mit einem Gemahl.
Von
ihrem rechtmäßigen Gatten Agamemnon lebten in dessen Hause noch
drei Geschwister der verschollenen Iphigenie: die kluge Jungfrau
Elektra, eine jüngere Schwester Chrysothemis und ein kleiner Knabe
Orest.
Als
sich der Kampf vor Troja zum Ende neigte, war das frevelnde Paar nur
darauf bedacht, sich vom heimkehrenden König nicht unvorbereitet
überraschen zu lassen. Man wollte dem König einen festlichen
Empfang bereiten und ihn in eine Falle locken, bevor er den wahren
Zustand der Dinge erführe. Endlich kam dieser Tag, den Klytämnestra
und ihr Buhle mit Ungeduld erwarteten. Die Königin trat ihrem Gemahl
mit verstellter Freundlichkeit entgegen. Nachdem er die Gattin und
die Kinder geküsst hatte, reichte er auch Ägisth brüderlich und
ohne Groll die Hand. Dann betrat er ahnungslos das Kellergewölbe
seines Palastes, legte Panzer, Waffen und alle Gewänder ab und stieg
wehrlos und entkleidet ins Bad. Da brachen Ägisth und Klytämnestra
aus ihrem Versteck hervor, warfen ihm ein fest geknüpftes Netz um
den Leib und durchbohrten ihn. Dann wurden seine Krieger und Anhänger
niedergemetzelt und nur der zwölfjährige Orest konnte von Elektra
vor dem Tode bewahrt werden, indem sie ihn außer Landes bringen
ließ. Auf ihn setzte Agamemnons Tochter alle Hoffnung, dass er
dereinst den Tod seines Vaters rächen werde.
Und
eines Tages war es soweit, dass Orest und seine Freunde zurückkehrten
und zum Scheine den Tod des Orest seiner Mutter verkündeten. Auch
Ägisth hatte die Botschaft vernommen, die ihn von einer großen
Furcht befreite. Er konnte seine Freude darüber nicht bändigen und
fragte Elektra: „Haben die Boten tatsächlich den Untergang von
Orest gemeldet?“ „O ja“ erwiderte Elektra, „ und nicht nur
dies!“
„Das
ist das erste erfreuliche Wort, das ich von deinen Lippen höre“,
rief Ägisth. „doch siehe, da bringen sie ja den Toten schon!“
Zufrieden
ging er dem Boten entgegen, der einen verhüllten Leichnam aus dem
Innern des Palastes in die Vorhalle trug. „Welch erfreulicher
Anblick“ rief der König spottend. „Hebet schnell die Decke auf,
lasst mich des Anstandes halber eine Klage sprechen, es ist doch
verwandtes Blut!“
Der
als Bote verkleidete Orest aber entgegnete: „Hebe du selbst die
Decke, Herrscher! Dir allein gebührt es, liebevoll zu begrüßen,
was unter dieser Hülle liegt!“ „Wohl“, antwortete Ägisth,
„doch rufe auch Klytämnestra herbei!“
„Klytämnestra
ist nicht fern“, murrte Orest. Währenddessen lüftete der König
die Decke und fuhr mit einem Schrei des Entsetzens zurück. Nicht der
verunglückte Orest, sondern der Leichnam der Königin zeigte sich
seinen Blicken. „Weh mir“, keuchte er, „in welcher Männer
Netze bin ich geraten?“
Orest
aber fuhr ihn an: „Du sprachst zu den Lebenden, als ob sie Tote
seien. Siehst du nicht, dass Orest, der Rächer seines Vaters vor dir
steht?“
„Lass
mich reden“, bat zusammen gesunken Ägisth. Aber Elektra beschwor
den Bruder, ihn nicht anzuhören. Schweigend stießen sie ihn zu dem
Ort, wo einst auch König Agamemnon ermordet wurde und schlachteten
ihn wie ein Opfertier.
Durch
einen Ausspruch Apolls, kam Orest einmal nach Taurin und fand dort
seine Schwester Iphigenie als Priesterin. Es gelang ihm, sie aus der
Hand des Königs zu befreien und nach Athen zu bringen. Orest setzte
sich in Mykene auf den Thron seiner Väter und heiratete die Tochter
des Menelaos und der Helena Hermione, wodurch ihm auch das Königtum
über Sparta zufiel. So gewann er ein mächtigeres Reich, als es sein
Vater je besessen hatte. Als Orest schon ein hohes Alter erreicht
hatte, regte sich noch einmal der Fluch der Tantaliden: eine Schlange
stach ihn in die Ferse, an den Folgen des Bisses starb er.
Trojas
Erbauung
In
uralten Zeiten wohnten auf der Insel Samothrake im ägäischen Meer
zwei Brüder, Jasion und Dardanos, Söhne des Zeus und einer Nymphe.
Jasion wurde zur Strafe wegen seiner Neigung zu der Göttin Demeter
von seinem Vater erschlagen. Dardanos verließ darum seine Heimat und
segelte zum asiatischen Festland, zur Küste Mysiens, da, wo die
Flüsse Simois und Skemander vereinigt in das Meer strömen und sich
das hohe Idagebirge nach dem Meere abgedacht in eine Ebene verliert.
Hier
herrschte König Teukros, ein Mann kretischen Ursprungs. Dardanos
bekam von ihm einen Strich Ufers und die Tochter des Fürsten zur
Gemahlin. Das Land wurde nach ihm Dardanis und das Volk des Teukros
später die Dardanier genannt.
Der
Enkel des Dardanos war Tros, nachdem die Mitte der Landschaft Troja
geheißen wurde und sein Nachfolger Ilos. Dieser baute auf einem
Hügel die Feste Ilion. Der Sohn des Königs Ilos und der Eurydike
war Laomedon, ein eigenmächtiger und gewalttätiger Mann, der Götter
und Menschen betrog. Damals irrten die Götter Apollo und Poseidon –
die sich gegen Zeus empört hatten und aus dem Himmel ausgestoßen
waren – ruhelos auf der Erde umher. Sie gerieten in die Nähe von
Ilion, als eben mit dem Bau der Stadtmauern begonnen wurde.
Die
beiden Götter boten sich dem König Laomedon an und da sie auf der
Erde nicht müßig gehen durften und ohne Arbeit nicht mit Ambrosis
gespeist wurden, so bedingten sie sich von Laomedon auch einen Lohn
und fingen zu fronen an.
Poseidon
half bei dem Bau und Apollo weidete die Schafe und das Vieh des
Herrschers auf dem waldreichen Gebirge Ida.
Die
Götter hatten versprochen, auf diese Weise dem König ein Jahr lang
zu dienen. Als die Frist nun abgelaufen war und die herrliche
Stadtmauer fertig stand, entzog der trügerische Laemedon den Helfern
ihren Lohn und als die mit ihm rechteten und der beredte Apollo ihm
Vorwürfe machte, jagte er beide fort mit der Androhung, ihnen die
Ohren abzuschneiden.
In
Erbitterung schieden die Götter von Troja.
Odysseus
Nachdem
die Griechen Troja zerstört hatten, kehrten sie in ihre Heimat
zurück. Nur Odysseus, der Sohn des Laortes, Ithakas Fürst, irrte
noch umher, von einem seltsamen Schicksal betroffen. Vor allem
Poseidon, der Herr des Meeres und alte Feind der Griechen, legte
Odysseus auf seiner Heimfahrt allenthalben Hindernisse in den Weg und
trieb ihn in der Irre umher. Es war auch Poseidon, der ihn auf eine
unwirtliche Insel geworfen hatte, woselbst ihn die Göttin Kalypso,
die Tochter des Atlas, in ihrer Grotte gefangen hielt und zum Gemahl
begehrte. Inzwischen war dem Hause Odysseus in Ithaka die Nachricht
vom Fall Trojas zugekommen. Da der Held aber nicht heimkehrte, fanden
sich auf der Insel allein schon zwölf Freier ein, die um die Gunst
der schönen Penelope –der Gemahlin Odysseus, Tochter des Ikarios–
zu werben begannen. Von der benachbarten Insel Same kamen
vierundzwanzig, von Zakynth zwanzig, ja von Dulichion sogar
zweiundfünfzig Männer und dazu deren Herolde, Sänger und Sklaven.
Alle zehrten vom Gut des abwesenden Fürsten und trieben frechsten
Übermut, nun schon seit vielen Jahren.
Da
rüstete Telemach – der Sohn des Odysseus – auf Geheiß der
Göttin Athene ein Schiff, um seinen Vater zu suchen. Nach mehreren
vergeblichen Nachforschungen erfuhr er durch den König Menelaos von
Sparta eine Weissagung des Meeresgottes Proteus: „Den Odysseus, “
sprach er, „sah ich im Geiste auf einer einsamen Insel Tränen der
Sehnsucht vergießen. Dort hält ihn die Nymphe Kalypso mit Gewalt
zurück und ihm gebricht es an Schiffen und Ruderern, um davon zu
kommen.“ Darauf nahm Telemach sofort Abschied, um nach Hause zurück
zu kehren.
Während
dies in Sparta vorging, erfreuten sich die Freier auf der Insel
Ithaka von Tag zu Tag ihres Lebens im Palaste des Odysseus. Während
Antinoos und Eurymachos, die Vornehmsten unter ihnen, etwas abseits
saßen, trat Noemon – der Sohn des Phronios – zu ihnen und
sprach: „Wann wird nach eurer Mutmaßung Telemach zurückkehren?
Das Schiff, auf dem er fährt, gehört mir. Jetzt aber würde ich es
selbst gebrauchen.“
Die
Beiden staunten, sie hatten nichts von der Abfahrt des Telemach
gewusst, sondern vermutet, dass er sich auf seinen Besitzungen auf
dem Lande aufhielt. Sie waren sehr bestürzt und unmutig über die
unerwartete Nachricht. Zürnend vor Ärger stellte sich Antinoos
unter die Freier: „Dieser Telemach hat ein großes Werk
unternommen; trotzig ist er auf die Fahrt gegangen, an die wir
nimmermehr glauben wollten! Möge ihn Zeus vertilgen, bevor er uns
Schaden zufügt! Wenn ihr mir einen Schnellsegler und zwanzig Ruderer
schaffen wollt, Freunde, so lauere ich ihm auf der Meeresstrasse auf,
die Ithaka von Same trennt und seine Entdeckungsreise soll mit
Schrecken enden!“ Alle spendeten dem Sprecher Beifall und sagten
zu, ihm zu verschaffen, wessen er bedürfe. Doch kam diese
Unterhaltung zu Ohren Penelopes und ihrer Mägde. Da tat Eurykles,
die Schaffnerin, ihren Mund auf und sagte: „Ich selbst habe um
alles gewusst. Jetzt empfehle ich dir, geschmückt mit deinen
Dienerinnen auf den Söller zu steigen und Athene, die Tochter des
Zeus um ihren Schutz für deinen Sohn anzuflehen.
Penelope
gehorchte und hatte in derselbigen Nacht einen Traum, worin ihr
beschieden war, dass ihrem Sohn nichts geschehen werde. Inzwischen
hatten die Freier ungehindert ihr Schiff gerüstet und Antinoos hatte
es mit zwanzig Ruderern bestiegen und steuerte auf das Riff zu,
hinter dem sie sich in einen Hinterhalt legten.
Telemach
aber, den die Göttin Pallas Athene vor dem Hinterhalt gewarnt hatte,
nahm einen anderen Weg nach den Inseln und fuhr nur in der Nacht. In
der nämlichen Frühe landete Telemach mit seinen Begleitern in
Ithakas Gestade und begab sich zu den Hirten seiner Ländereien, wo
sich inzwischen Einiges begeben hatte.
Kalypso
hatte auf Geheiß der Götter Odysseus die Freiheit gegeben und
dieser hatte ein Floß gerüstet um abzusegeln. Doch wieder machte
Poseidon das Unternehmen zuschanden, indem er den Flüchtling auf ein
unbekanntes Land verschlug. Es war die Insel Scheria, worauf ein
weiser König mit Namen Alkinoos über das Volk der Phäaken
herrschte. Dieser hatte eine Tochter, Nausikaa, welche noch keinen
Mann kannte und die an demselben Morgen, da Odysseus auf ihre Insel
verschlagen wurde, am Strande ihre Kleider wusch. Begleitet von
emsigen Mägden, stampften, wuschen und walkten sie alle Kleider am
Meeresufer aus. Danach ließen sie sich das mitgebrachte Mahl
schmecken, bis ihre Wäsche in den Sonnenstrahlen getrocknet war.
Nach
dem Frühstück tanzten die Jungfrauen und spielten mit ihren Bällen;
ihre Schleier und was an Kleidern sie hindern konnte, hatten sie
abgelegt. Als nun die Königstochter einmal den Ball nach einer
Gespielin warf, da lenkte ihn die unsichtbar gegenwärtige Göttin
Athene so, dass er das Mädchen verfehlte und in die Tiefe des
Flussstrudels fallen musste. Darüber kreischten die Spielenden und
Odysseus, dessen Lager in der Nähe unter den Olivenbäumen war,
erwachte. Horchend richtete er sich auf. „In welcher Menschen
Gebiet bin ich gekommen? Mich deucht, ich hörte lustige Stimmen, wie
von Bergelfen oder Quellnixen!“ Noch vom Meeresschlamm entstellt,
erschien er wie ein Wildlöwe unter den zarten Jungfrauen, welche
meinten, ein Seeungeheuer zu sehen und flüchteten in alle Richtungen
durcheinander. Nur die Tochter des Alkinoos blieb stehen. Athene
hatte ihr Mut ins Herz geflößt.
Odysseus
rief ihr zu: „Seist du eine Göttin oder eine Irdische, Schutz
flehend nahe ich mich dir! Bist du eine Göttin, so achte ich dich
Artemis gleich an Gestalt und Schönheit; bist du eine Sterbliche, so
preise ich deine Eltern und deine Brüder selig! Gestern sind es
zwanzig Tage, dass ich von der Insel Ogygia abgereist bin; vom Sturme
ergriffen wurde ich als Schiffbrüchiger an diese Küste
geschleudert. Erbarme dich meiner; gib mir Bedeckung für meinen
Leib, zeige mir die Stadt, in der du wohnst!“
„Fremdling“
antwortete Nausikas, „du scheinst mir kein schlechter und kein
törichter Mann zu sein!“ Sie gab ihm Kleider und ließ ihn sich
waschen und damit bekleiden. Dazu machte seine Beschützerin Athene,
dass er fülliger anzuschauen war; von dem Scheitel wallte ihm
geringeltes Haar und Haupt und Schultern glänzten; strahlend trat er
aus dem Ufergebüsch und setzte sich seitwärts von den Jungfrauen.
Nausikas betrachtete die herrliche Gestalt mit Staunen und begann zu
ihren Begleiterinnen: „Diesen Mann verfolgen gewiss nicht alle
Götter. Einer von ihnen muss mit ihm sein und hat ihm jetzt in das
Land der Phäaken verholfen. Auf, ihr Mädchen, stärkt mir den
Unbekannten mit Trank und Speise!“ Und Odysseus labte sich an der
so lang entbehrten Speise. Dann zeigte Nausikas ihm den Weg zur Stadt
und fuhr mit dem Wagen voraus, da sie der Meinung war, dass der
Fremde sich die Gunst des Königs und der Königin wohl erobern
könnte. Als Odysseus die Stadt erreichte, fand er auch bald den
Palast des Königs, den er mit Staunen betrachtete. Das hochragende
Haus strahlte wie die Sonne. Von der Schwelle bis tief hinein,
erstreckten sich nach beiden Seiten Wände von gediegenem Erz mit
Simsen aus bläulichem Stahl. Die innere Wohnung verschloss eine
goldene Pforte; die Pfosten – auf ehernem Unterbau – waren aus
Silber mit silbernem Kranze; der an den Gittern war von Gold. Und
goldene und silberne Hunde - ein Werk des Hephästos – standen
rechts und links, wie Wächter der Königsburg.
Als
Odysseus in den Saal trat, sah er ringsum Sessel mit fein gewirkten
Teppichen bedeckt, auf denen die Fürsten der Phäaken beim Mahle zu
sitzen pflegten; dies Volk liebte Speise und Trank. Goldene
Bildsäulen, Jünglinge mit brennenden Fackeln in der ausgestreckten
Hand leuchteten beim nächtlichen Schmause den Gästen. Fünfzig
Dienerinnen waren durch den Palast verteilt; die einen mahlten auf
der Handmühle Getreide, die anderen woben, noch andere wirbelten
sitzend die Spindel. Denn die Frauen sind dort so gute Weberinnen,
wie die Männer Schiffsleute.
Außerhalb
des Hofes breitete sich ein Garten mit einer Ringmauer umgeben und
mit Bäumen voll der saftigen Birnen, Feigen und Granaten, Oliven und
Äpfel. Sie trugen Sommers und Winters; denn immer wehte warme
Westluft im Phäakenland, so dass zu gleicher Zeit an den einen
Bäumen Blüten prangten, an den nächsten Früchte hingen. Daneben
streckte sich auf ebenem Boden eine Weinpflanzung hin, in der Trauben
im Sonnenstrahle kochten, wieder andere als Herlinge aus der Blüte
quollen und noch andere sich allmählich färbten.
Am
Ende des Gartens dehnten sich schön geordnete Beete voll duftender
Blumen. Es flossen auch zwei Quellen; die eine durchschlängelte den
Garten, die Schwester entsprang unter der Schwelle des Hofes am hohen
Palaste selbst. Aus ihr schöpften die Bürger ihr Wasser. Nachdem
Odysseus alle die Herrlichkeiten eine gute Weile bewundert hatte,
eilte er zum Saale des Königs, warf sich vor der Königin Arete
nieder und rief: „Herrin, flehend liege ich vor dir und deinem
Gemahl! Mögen die Götter euch Heil und Leben schenken, so gewiss
ihr mir, dem Verirrten, Wiederkehr in die Heimat bereitet! Denn ferne
von den Meinigen streife ich seit langem in der Verbannung umher!“
So
sprach Odysseus und suchte die Asche am Herde. Die Rede gefiel dem
guten König; er nahm den Helden bei der Hand und führte ihn zu
seinem Sessel an seiner Seite, wobei der Liebling des Herrschers –
sein Sohn Laodamas – ihm Platz machen musste.
Anderntags
berief der König eine Versammlung, um dem Volke vorzuschlagen, dem
Fremdling ein gutes Ruderschiff mit zweiundfünfzig phäakischen
Jünglingen zur Verfügung zu stellen.
Nachdem
die Versammlung aufgehoben war, rüsteten erwählte Jünglinge nach
dem Befehl ein Schiff, brachten Mast und Segel hinein, hängten Ruder
in lederne Schlaufen und spannten die Segel auf. Doch zuvor sollten
noch Wettspiele zu Ehren des Gastes stattfinden. Mit Laufen, Ringen,
Springen und Scheibenschwingen verging die Zeit. Dann trat Leodamas
zu dem Fremden, um ihn mit höflichen Worten zum Wettstreit
einzuladen.
Odysseus
erwiderte: „Fragt ihr mich, um mich zu kränken, Jünglinge? Die
Trübsal nagt an mir und keine Lust zum Wettkampf bewegt mein Herz!
Ich habe genug gestrebt, jetzt verlange ich nach nichts anderem, als
nach der Heimkehr in mein Vaterland!“
Laodamas
antwortete ihm unwillig: „Fürwahr Fremdling, du gebärdest dich
nicht wie ein Mann, der sich aufs Kämpfen versteht; du magst ein
Schiffhauptmann und zugleich Kaufherr sein, ein Warenmäkler, ein
Held bist du nicht!“
Odysseus
runzelte bei diesen Worten die Stirne und sprach: „Das ist keine
feine Rede und du erscheinst als ein recht trotziger Knabe! Verleihen
doch die Götter nicht einem und demselben Manne die Gaben der
Schönheit und das Geschenk der Beredsamkeit und der Weisheit. Manch
einer ist von unansehnlicher Gestalt, aber seinen Worten ist ein Reiz
verliehen, dass alle, die sie hören, davon entzückt werden. Er ragt
in der Volksversammlung hervor und man ehrt ihn wie einen
Unsterblichen. Dagegen sieht oft einer aus wie ein Gott und in seinen
Worten ist wenig Witz. Dennoch, ich bin kein Neuling im Wettkampfe!
Als ich meiner Jugend und meinem Arme noch vertrauen konnte, nahm ich
es mit den Tüchtigsten auf. Jetzt haben mich Schlachten und Stürme
heruntergebracht.“ Dann ergriff er eine Scheibe, dicker und
kräftiger als die, derer sich die Phäakenjünglinge zu bedienen
pflegten und warf sie so kräftig, dass sie weit über das Ziel
hinaus flog.
„Nun,
ihr Jünglinge, “ sprach Odysseus, „schleudert die Scheibe, wie
ihr es vermögt! Und ihr, die ihr mich verletzt habt, kommt her und
versucht euch mit mir worin ihr wollt; ich werde keinem ausweichen!“
Als
die Jünglinge seine Worte vernahmen, verstummten sie. Alkinoas aber
sagte: „Du hast uns deine Tüchtigkeit enthüllt, o Fremdling,
hinfort wird kein Mensch mehr deine Stärke bezweifeln!“
Euryalos
nahm sein Schwert mit silbernem Heft und elfenbeinerner Scheide,
übergab es dem Gast und sprach dazu: „Väterchen, haben wir ein
kränkendes Wort gegen dich fallen lassen, so sollen es die Winde
verwehen! Dir aber mögen die Götter fröhliche Heimfahrt verleihen
und Heil und Freude!“
Beim
Abschiedsmahle enthüllte Odysseus dann seinen Gastgebern seinen
Namen und fing zu erzählen an, auf wie viel abenteuerlichen Wegen er
nach Phäakien gekommen war. Wie er und seine Mannen die Kikenenstadt
Ismaros geplündert und auf die Ufer der Lotophagen verschlagen
wurden. Und dass die Frucht des Lotos, die sie kosteten, eine solche
Wirkung hatte, dass sie nicht mehr nach Hause wollten und mit Gewalt
auf die Schiffe zurück gebracht werden mussten. Wie sie das Land der
Zyklopen aufsuchten und wie ihm Odysseus sein Gesicht nahm, indem er
ihm einen glühenden Spieß in sein einziges Auge bohrte. Bis zum
Morgen musste Odysseus den beglückt zuhörenden Phäaken erzählen,
dann aber war er nicht mehr zu halten, denn das Heimweh nach Ithaka
und nach seiner Gemahlin Penelope war zu stark. Der Scheidende erhob
sich und reichte seinen Becher der Königin Arete. „Lebe wohl für
immerdar, hohe Herrin! Ich kehre heim. Freu dich deiner Kinder,
deines Volkes und deines edlen Gemahls!“
So
sprach Odysseus und verließ die Schwelle des Palastes. Dann stieg er
in das Schiff und die Mannschaft nahm auf den Bänken Platz, die Taue
wurden los geworfen und fröhlich unter dem Schlage der Ruder wogte
das Schiff dahin.
Als
der Morgenstern sich am Himmel erhob und den Tag ankündigte,
steuerte das Schiff in vollem Laufe die Insel Ithaka an. Vor einer
Höhle landeten die Phäaken und hoben den schlafenden Odysseus
mitsamt den Geschenken des Alkinoos aus dem Schiff und legten ihn
unter dem Ölbaum vor der Grotte nieder. Als er erwachte, stand
Pallas Athene vor ihm und fing zu erklären an, wie er sich seiner
Habe und seines Hauses wieder versichern könnte, ohne Schaden zu
leiden.
Wohl
die meisten der Leser wissen, wie diese Sage weiter geht und deshalb
lassen wir die Sagenwelt der Griechen nun schweigen und ziehen eine
Zwischenbilanz.
Erhebliche
und eindeutige Ähnlichkeiten mit vielen der „biblischen
Geschichten“ – wie die Schöpfungsgeschichte, die Sintflut,
Moses, Joseph in Ägypten, Salome etc. – sind in den bisherigen
Texten wohl kaum, respektive sehr schwer von der Hand zu weisen. Man
könnte anstelle der vorausgegangenen Sagen auch die verschiedensten
Märchen und Erzählungen der Völker und Stämme anführen, sowie
die unterschiedlichsten Literaturvorlagen, um den „roten Faden“ –
nämlich die Geisteshaltung und deren entsprechende Verwirklichung
oder auch nur Gleichnishaftigkeit – feststellen zu können.
All
die bisher aufgeführten Texte aus der Literatur sind Texte aus der
Vergangenheit. Inzwischen gibt es sowohl wissenschaftlich belegte
neue Texte und Thesen, als auch sehr viele aktuelle „spirituelle“
Literatur, welche eindeutig belegen, dass die Geschichte der
Menschheit die Gottesgeschichte und damit eine ewige ist.
Zuallererst
fällt auf, dass auch für den heutigen modernen Menschen diesem
Mythos eine geheime Anziehungskraft zu Eigen ist, die man weder
deuten, noch erklären kann, es sei denn literarisch. Auch Mel
Gibsons „Passion Christi“
hat für eine ungeheuere emotionale Auseinandersetzung gesorgt und
zeigt ebenfalls diese große Anziehungskraft und Unerklärbarkeit,
wie auch Tolkins
„Der Herr der Ringe“,
oder Endes „Die
unendliche Geschichte“.
Und
doch ist es durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass sowohl die
Völker des vorderen Orients, wie auch die der Antike zu ihrer Zeit
vom Mythos geformt und gebildet worden sind, indem dieser das Netz
derer war, die ihn geschaffen hatten: die Götter der Wirklichkeit –
der Wirklichkeit der Lüge.
Nun
kann man aber ein Volk nicht fangen und unterwerfen, wenn im Netz
nicht auch Elemente sind, durch die der Mensch ansprechbar ist. Diese
Elemente sind durchschimmernde göttliche Wahrheiten im Mythos, den
gewendeten Kleidern Gottes. Das Wahrheitselement ist die
Grundsubstanz des Mythos, dessen ausgerichteter und oft
spannungsgeladener Inhalt den Menschen nicht allein nur als Hörer,
Leser und Zuseher gefangen nimmt, sondern auch als Wesenheit, dessen
Geist damit gebildet worden ist, nach dem Sinn des Bildners. Durch
die Bildner aber ist nicht die Wahrheit an der Stelle Gottes, sondern
diejenigen, welche die Wahrheit dazu verwenden, zu sein wie Gott,
erkennend Gutes und Böses.
Da
sie so nicht wahrhaftig sind wie Gott, sind ihnen Gut und Völker
wieder verloren gegangen, als Gott sein Netz mit Christus ausgeworfen
hat. Denn es steht außer jedem Zweifel, dass mit der Lehre Jesu
denen das Handwerk gelegt wurde, die mit dem Mythos die Völker
gefangen hatten. Das Wort Gottes – fleischgeworden in
Christus – erschien ihnen irrigerweise als ein noch größeres und
stärkeres Netz, welchem sie sich nach und nach in Heuchelei
unterwarfen, um es an sich reißen zu können. Also nicht, um den
Geboten nach Gott zu dienen, sondern um erneut bedient und mit
Völkern gesegnet zu sein. Dies beweist allein schon die geistige
Herkunft und die meist griechische Bildung der Kirchenväter und all
derer, die bei den Völkern in Ansehen und Ehre standen. Die also
höchst lebendigen und im Fleisch seienden Griechengötter, mitsamt
denen des vorderen Orients, meinten mit Christus eine noch größere
Gelegenheit zu haben, um Gottes Stelle zu vertreten. Sie haben aber
dabei nicht bemerkt, dass Gott sie mit ihrem Gelüste selbst gefangen
hat; alle, die mit Gott nicht nach dem guten Sinn, sondern nach dem
bösen Sinn tun; Macht, Ehre, Reichtum und Ansehen der Völker
gewinnen und dabei sich und die Menschen verderben.
Objektiv
hatten sie so die Beigaben der Wahrheit; subjektiv wurden sie aber
nicht identisch mit Edeltum, Ehre und Wahrhaftigkeit bei Gott. Darum
hat sie Gott mit Christus bloß gestellt vor den Menschen, damit
jeder sehe, dass sie nicht nach den Worten geworden sind, die sie
geredet haben.
Weil
sie aber nicht wie Gott geworden sind, sind die Völker machtlos und
arm, ehrlos und unansehnlich geworden. Dieser Zustand bleibt, bis die
gestohlenen und geraubten Güter Gottes zu denen zurückkehren, die
Gott als Erben eingesetzt hat.
Betrachten
wir nun die letzten geschichtlichen Vorgänge, die mit dem Römer-
und Germanentum eng verknüpft sind und in die uns zuerst Vergil
mit
seinem „Äneas“
in
die römische Götterwelt entführt.
Äneas
Bei
der Wiedergabe der Dichtung des Vergil wurden die römischen Namen
der Götter beibehalten: so Jupiter für Zeus, June für Hera, Venus
für Aphrodite, Neptun für Poseidon, Vulkanus für Hephästes, Mars
für Ares,Merkur für Hermes, Minerva für Athene; wie sie sich aus
dem Inhalt ergaben.
Der
trojanische Held Äneas war mit Vater, Mutter und Sohn, dem Brande
der Stadt Troja entronnen. Und mit ihm viele Flüchtlinge seines
Volkes. Sie alle waren bereit, unter Führung des Äneas eine neue
Heimat zu suchen. Mit Hilfe der geretteten Habe bauten sie eine
kleine Flotte und segelten im Frühjahr bis zu den Gestaden
Thrakiens. Da die Gegend wirtlich war, begannen sie mit dem Bau einer
Niederlassung. Durch ein Gesicht aber ward Äneas kund, dass dieses
Land den Trojanern Unglück brächte und so brachen sie die Arbeiten
wieder aber und verließen das Land. Günstiger Wind führte sie bald
weit in die offene See hinaus. Unterwegs legten sie an der Insel
Delos an und wallfahrteten zu dem Tempel des Apoll. Dort selbst wurde
ihnen die Weissagung, dass das Haus des Äneas in seinen späteren
Enkeln einmal alle Reiche der Erde beherrschen werde. Da ihnen auch
gesagt wurde, dass sie in ihre Heimat zurückkehren sollten, machten
sie sich auf die Fahrt nach Kreta, von wo ihre Ahnen einst ausgezogen
waren. Dort gründete Äneas die Stadt Pergamus. Doch bald darauf
brach eine große Dürre aus, welche die Trojaner zwang, nach einem
neuen Zufluchtsort Ausschau zu halten.
In
der Nacht ihrer Abreise ward dem Helden Äneas erneut ein Gesicht: „
Verlasse diesen Ort, nicht diese Ufer hat der delische Apollo
gemeint! Nicht auf Kreta solltest du dich anbauen. Das Land, auf das
dich der Götterspruch hinweist, liegt weit von hier. Es ist uralt,
mächtig durch die Waffen seiner Bewohner, reich durch Segen seines
Bodens. Italien ist sein Name und ist euer von den Ahnen her! Von
dort stammen eure Väter Dardanus und Jasius!“
Als
Äneas dies seinem Vater meldete, erinnerte sich der Greis an die
Seherin Kassandra, die schon lange vor dem Untergang Trojas ihrem
Geschlecht geweissagt hatte, dass Italien einmal ihre neue Heimat
sein werde. Aber wer achtete damals auf die Reden Kassandras, die gar
nicht als Seherin angesehen ward.
Nach
langer Irrfahrt und mancherlei Abenteuer erschien eine niedrige Küste
mit dämmernden Hügeln in der Ferne: „Italien!“
Das
italische Land, in dem sich die trojanischen Auswanderer nun
befanden, war das alte Latium. Ein bejahrter König mit Namen Latinus
– ein Urenkel des Saturnus – beherrschte es. Er war dem Äneas
freundlich gesinnt. Nach vielen und harten Kämpfen mit dem
Rutulervolk, das an Latium angrenzte und dessen König Turnus die
Tochter des Latius begehrte, konnte Äneas Sieg und Land gewinnen.
Die Tochter des Königs Latirus – Lavina – wurde seine Frau.
Nach
der Gründung der Stadt Lavinium blühte das Land mächtig auf und
erregte den Neid der Rutuler, die außerdem auf Rache sannen, um
ihren König zu rächen. Doch trotz eines gewaltigen Aufgebotes
konnten sie die Latiner nicht besiegen. In dieser Schlacht wurde aber
Äneas von den Göttern entrückt, so dass Ascanius, sein Sohn, die
Nachfolge seines Vaters übernehmen musste. Dessen Sohn bekam nach
dem Rat der Götter die höchste priesterliche Würde – welche sich
auf alle Nachkommen vererbte -, aber nicht das Königtum. Diese fiel
auf den Sohn der Lavina – Silvius -, den diese nach Entrückung des
Äneas geboren hatte.
Nach
langen Friedensjahren herrschte der Albanerkönig Procas, ein
Nachkomme des Silvius, der zwei Söhne – Numiter und Amulius –
hinterließ. Dem Erstgeborenen Numiter übergab er Thron und
Herrschaft, während Amulius Land und Herden aus dem Besitz des
Vaters erhielt. Doch dieser war voll brennenden Ehrgeizes und
ermordete Numiters Sohn und Nachfolger, um sich selbst auf den Thron
zu setzen. Numiters Tochter – Rea Silvia – machte er zur
Priesterin, damit deren Ehelosigkeit ihm keine Nachkommen des
Numiters erwecke, die ihm den Thron streitig machen könnten. Doch da
griffen die Götter ein. Mars erhob die Priesterin zu seiner Gemahlin
und machte sie zur Mutter von Zwillingen. Doch der König befahl, die
Kinder in den Tiberstrom zu werfen; dort in den Wellen sollten sie
den Tod finden.
Doch
die Diener setzten die beiden Kinder in einem Korb am Tiber aus, der
in den Zweigen eines Feigenbaumes hängen blieb. Da kam eine Wölfin
von den Berghängen zum Flusse herab, um ihren Durst zu löschen und
hörte das klägliche Wimmern der Kleinen. Das sonst so wilde
Raubtier trug sie in die nahe Höhle, leckte sie mit der Zunge und
säugte sie, als seien es ihre eigenen Jungen.
Eines
Tages stand ein Mann in höchster Verwunderung vor diesem Schauspiel.
Es war Faustulus, der Oberhirt des Königs Amulius. Mitleidig brachte
er die Kinder nach Hause und voll Liebe nahm seine Frau die Zwillinge
an, als seien es ihre leiblichen Kinder. Man gab dem einen den Namen
Romulus, dem anderen den Namen Remus. Als die beiden zu prächtigen
Jünglingen heran gewachsen waren, zeigte sich immer deutlicher ihre
Abkunft. Die aufrechte kühne Haltung, ihr Selbstbewusstsein gewann
ihnen bald viele Anhänger. Faustulus, der wohl wusste, dass König
Amalius ein Zwillingspaar hatte aussetzen lassen, erkannte immer mehr
die Zusammenhänge und offenbarte sie bei Gelegenheit dem Numiter,
dem Großvater der Zwillinge. Doch konnte der sich wegen seines hohen
Alters gegen Amulius nicht mehr durchsetzen und musste es seinen
beiden Enkeln überlassen, das Königtum zu gewinnen. Die beiden
überrumpelten mit ihren Anhängern den Palast des Königs und
töteten Amulius, ihren Großonkel. Jubelnd kamen die Helden an der
Spitze ihrer Freunde zurück. Freudig empfing sie der greise Numiter
und erzählte dem Volk, wie sich alles zugetragen hatte und dass die
Götter beschlossen hatten, die beiden Söhne seiner Tochter als
Herrscher einzusetzen. Doch lebte ihn beiden etwas von der
Herrschsucht, die ihrem Großoheim zum Verhängnis geworden war.
Gar
bald sollte sich zeigen, wie aus einem unschuldigen Anfang die
traurigsten Folgen erwachsen können.
Romulus
hatte sich entschlossen an den Bau einer neuen Stadt gemacht. An
einer Furche entlang begann er mit dem Bau der Stadtmauer; vorerst
konnte sie nur niedrig sein und gewährte daher keinen ausreichenden
Schutz. Remus scheute sich nicht, dem Bruder dies all zu deutlichst
vor Augen zu führen, indem er über die angefangene Stadtmauer
hinüber sprang.
Zornig
fuhr Romulus auf den Bruder los und streckte ihn mit einem
furchtbaren Schwerthieb tot zu Boden.
„So
soll jeder dahinfahren“, schrie er, „der es wagt, über meine
Mauer zu steigen!“
So
war Romulus alleiniger Herrscher der Stadt, die er Rom nannte.
Es
ist hier nicht Aufgabe, das ganze geschichtliche Werden Roms
aufzuzeichnen, sondern nur den Bogen zu erhellen, der sich von der
Mythologie der Griechen bis hin zu den Römern spannt. Die – wie
schon einmal erwähnt – aus dem Mythos heraus getreten sind um
Geschichte zu machen.
Eine
Menschengeschichte, die wiederum in krassem Gegensatz steht zu der
Geschichte Gottes mit Israel, das durch einen Jesus der Geschichte
Roms neue Impulse vermitteln musste, damit die Werke Gottes und die
Werke der Menschengötter offenbar werden würden. Die Werke der
Menschen werden aber offenbar, weil sie das Werk Gottes nicht kennen,
aber unter seinem Namen sich verbergen und bedecken und es so den
Anschein hat, als ob Gott mit ihnen sei. Gott ist aber ein
offenbarender Gott, der von seinen Werken zuvor gezeugt hat und nicht
ein verbergender. So dass mit seinem Offenbarwerden auch die
Menschengötter offenbar geworden sind. Denn das Geheimnis Gottes
zieht die Werke der Menschen in ihr Licht, wodurch Gleichzeitigkeit
entsteht und diese macht die Offenbarung offenbar. Als Zeichen der
Gleichzeitigkeit erkennen wir Christus und die Schächer, die –
gleichzeitig gekreuzigt – Christus sowohl verwarfen und angenommen
haben.
Nun
kommen wir zu der Götterwelt der Germanen, von der sich Elemente
später mit dem römischen Christentum vermischten und zu Sagen
christlicher Zeit geworden sind. Alle nachfolgenden Erzählungen sind
dem Buch „die
schönsten Sagen“ neu
nacherzählt von Heinz
Ritter
in gekürzter Form entnommen.
Die
Entstehung der Welt
Aus
Eis und Glut ist die Welt geworden. Im Norden lag Nebelheim, das
Reich des Eises, in seiner Mitte Hwergelmir, der brodelnde Brunnen.
Aus ihm entsprang mit zehn anderen Flüssen als elfter der Gjöllfluß,
der nächste am Heltor, das den Eingang zur Unterwelt bildet. Im
Süden lag eine andere Welt. Muspel mit Namen, hell und heiß, voll
brennenden Feuers, unbetretbar allen, die dort nicht Heimat hatten.
Da
herrschte der Fürst mit dem flammenden Schwert Surt (Ur) „der
Schwarze“, der einst kommen wird, die ganze Welt mit seiner Lohe zu
verzehren.
Als
nun der heiße Luftstrom aus Süden das Eis und den Reif traf,
schmolz das Eis zu formbaren Tropfen und das Leben entsprang aus der
Verbindung von beiden. Da entstand zuerst ein menschliches Wesen von
Riesengestalt, Ymir der Dröhner, der allwissende Riese. Zugleich als
das Eis taute und schmolz, erwuchs die Kuh Audhumbla, die
Milchreiche. Diese leckte das salzige Eis und am ersten Abend kam
Haar hervor, am zweiten erschien das Haupt eines Mannes, am dritten
endlich der ganze Mann, Buri, von schöner Gestalt, dazu groß und
stark. Dessen Sohn wurde Bor. Der nahm Bestla zur Frau, eines Riesen
tüchtige Tochter. Die hatten drei Söhne: Wotan, Wili und We; das
waren die ersten Herrscher auf Erden. Sie töteten nun den Urriesen
Imir und bauten aus seinem Leib die Welt: aus dem Fleisch die Erde,
aus dem Schädel den Himmel. Feuerfunken aus Muspelheim setzten sie
als Sterne daran. Des Riesen Hirn, in die Luft geworfen, teilte sich
in vielfache Wolken. Sein Blut aber wurde zu Wasser und Meer und
floss rings um die Erde. Dabei entstand eine gewaltige Flut, dass das
ganze Geschlecht der Riesen ertrank, bis auf einen. Das war
Bergelmir. Er und sein Weib bestiegen seinen Kasten und bargen sich
darin. So retteten sie sich über die große Flut und erzeugten ein
neues Reifriesengeschlecht am Rande des Meeres. Die Götter aber, die
Söhne Bors, hoben das mittlere Land empor. Und so schufen sie den
herrlichen Midgard, den Garten der Mitte als Wohnplatz der Menschen.
Einst
gingen Bors Söhne am Seestrand, fanden Ask und Embla, die ersten von
Wotan geschaffenen Menschen. Die hatten nicht Denken, nicht Fühlen,
nicht Lebenswärme, noch schöne Gestalt. Denken gab Woda, Fühlen
Hönir, Lodur Lebenswärme und schöne Gestalt.
Von
Ask und Embla stammt das Menschengeschlecht; es wohnte in dem
umhegten Midgard. Die Götter aber bauten sich selbst eine Burg
inmitten der Welt, die nannten sie Asgard. Zwischen Asgard und
Midgard ist der Regenbogen gespannt, die Brücke Bifröst. An ihrer
Schwelle steht Heimdall der Hüter, groß und heilig und späht
hinaus.
Als
Asgard errichtet war, da setzten die Asen erst Richter ein, alles zu
ordnen, mitten in der Burg auf dem Idafeld. Dann bauten sie eine
heilige Halle, stellten darin die zwölf Asenstühle und den Hochsitz
für Wotan. Dann schufen sie alle Utensilien die der Mensch zum Leben
braucht, auch das Brettspiel. Wotan oder Odin war der mächtigste,
vornehmste und älteste aller Asen. An seiner Seite sitzen immer die
Raben Hugin und Munin und raunen ihm zu. Seine Hausfrau heißt Frigg.
Sie weiß das Schicksal voraus, doch sie sagt es nicht. Von ihr
stammt das Asengeschlecht, bis auf einen: Loki.
Außer
Wotan gibt es zwölf Asen, davon ist der mächtigste Donar oder Thor.
Er hält Malmer - den Wurfhammer – mit dem Eisenhandschuh umfasst
und der Kraftgürtel doppelt ihm die Asenstärke. Dann ist da Balder
– der lichte Gott – und Höder – der Blinde -, Njörd mit
seinem schönen Sohn Frey(r), Widar – der Schweigsame -, Tyr –
der Beherzte, Ullr und der Baldersohn Forseti, der den Vorsitz hat im
Gericht. Asinnen gibt es noch mehr als Asen, unter ihnen ist neben
Frigg die vornehmste Freya. Noch einer wird zu den Asen gezählt, der
nicht aus Wotans und Friggs Geschlecht stammt. Das ist Loki, Lopter
oder Loder, des Riesen Farbauti und der Laufey Sohn.
Blutsbrüderschaft hat er einst mit Wotan geschlossen und so fordert
er seinen Sitz im Kreis der Asen. Schmuck ist er und schön von
Gestalt, aber bös von Gemüt und sehr unbeständig. Alle übertrifft
er an Schlauheit und Trug.
Die
Weltesche Yggdrasil ist der Götter vornehmster und heiligster
Aufenthalt. Dieser gewaltige Baum breitet seine Zweige über die
ganze Welt und reicht bis in die höchsten Himmel hinauf. Aus drei
mächtigen Wurzeln wächst er empor: eine von den Asen, die zweite
von den Reifriesen, die dritte von Nebelheim.
Unter
der ersten Wurzel ist Urds Quell. Sein heiliges Wasser ist so rein,
dass alles, was hineinfällt weiß wieder heraus kommt. Auf dem
schweigenden Wasser ziehen zwei Schwäne still ihre Bahn.
Dorther
kommen drei Frauen, die vieles wissen. Sie spinnen den Menschen die
Fäden des Schicksals. Urd ist unerbittlich und teilt das
Notwendigste zu; Skuld ist jung und unerschöpflich in künftigen
Plänen; Werdandi ist die Mutter der Menschen, die aus Notwendigkeit
und Möglichkeit das Zukommende bildet.
Unter
der zweiten Wurzel des Baumes, wo einst gähnende Öde war, ist
Mimirs Brunnen der Erinnerung, voll Erkenntnis und Weisheit. Hier
redet Wotan mit Mimirs Haupt, das heilige Worte spricht.
Einst
kam Allvater Odin zu Mimirs Quell, einen Trunk aus diesem Brunnen zu
tun. Dafür gab er sein Auge zum Pfand. Daraus trinkt Mimir nun
Morgen für Morgen. Unter der Wurzel, die über Nebelheim steht, ist
der brodelnde Brunnen Hwergelmir. An dieser Wurzel liegt Nidhögg der
Drache und das Schlangengewürm nagt dort an ihm.
Im
Wipfel der Esche sitzt ein mächtiger Adler, der weit umherspäht.
Zwischen Adler und Drachen springt das Eichhörnchen Ratatoskr und
trägt Zankworte auf und nieder.
Zuerst
war Frieden. Dann aber kam Streit in die Welt, als die Götter den
Rauschtrank brauten. Mit Stöcken stießen sie die goldene
Flüssigkeit in des Hohen Halle, brannten sie dreimal und dreimal
wurde sie wiedergeboren und lebte erst recht.
Heiterkeit
nannten die Götter den Rauschtrank. Wohin sie kam in die Häuser, da
weissagte sie, weissagte gut. Die Hellsichtige machte trunken,
bezauberte wo sie nur konnte, umgarnte mit ihrem Zauber den Sinn, war
der Wonne schlimmer Bräute. Da kam zuerst Krieg in die Welt.
Loki
zeugt mit einem Riesenweibe drei furchtbare Kinder: den Fenriswolf,
die Midgardschlange, die Hel. Durch sie drohte großes Unheil. Da
schickte Allvater die Götter aus, die Lokikinder zu holen. Als sie
vor ihn gebracht waren, warf er die Midgardschlange ins Weltmeer und
sie wuchs dort zu solcher Größe an, dass sie alle Länder umschlang
und sich selbst in den Schwanz beißt. Jörgmungander heißt sie
daher, das ist „Erdumschlinger.“ Die Hel, die fahle Verwesung
warf er nach Nebelheim und gab ihr Gewalt über neun Welten. Den Wolf
erzogen die Götter bei sich.
Als
sie aber sahen, dass er zu ihrem Verderben bestimmt war, da
schmiedeten sie eine eiserne Fessel. Sobald sich der Wolf aber nur
streckte, sprang das Band. Auch eine zweite und stärkere Fessel
zerschlug er. Da ließen sie sich von den Zwergen ein besseres Band
anfertigen, das aber aus seltsamen Dingen gemacht war: dem Bart der
Frauen, dem Schrei der Fische, dem Schall des Katzentrittes und
ähnlichen Dingen. Dieses Band war nicht aus Eisen, auch nicht spröde
oder hart, sondern schlicht und weich wie ein Seidenband und ungemein
fest. Aus diesem Bande konnte sich der Wolf nicht mehr befreien und
musste liegen bis zur Götterdämmerung, wo der Wolf einst Odins
Mörder werden sollte.
Auch
Loki wurde gebunden, als er Balders Tod verschuldete, bis zum Tage
der Götterdämmerung.
Die
Götterdämmerung
Einmal
wird eine furchtbare Zeit kommen, Beilalter, Schwertalter, Wolfszeit.
Da wird drei Weltenjahre lang die Erde mit schweren Kriegen erfüllt
sein. Unerhörtes ereignet sich, Mord und Ehebruch, Brüder werden
Brüder aus Habgier erschlagen, der Vater wird den Sohn nicht schauen
und der Sohn nicht den Vater. Dann werden drei schreckliche Winter
hintereinander kommen und kein Sommer dazwischen.
Und
dann geschieht es, dass der furchtbare Wolf die Sonne verschlingt,
ein anderes Untier den Mond und die Sterne fallen vom Himmel. Da bebt
die Erde und erschüttert die Berge und alle Ketten und Bande reißen.
Da wird auch der grimmige Fenriswolf los; der fährt mit klaffendem
Rachen daher. Zugleich bäumt sich im Grunde die Midgardschlange und
das Meer schäumt über. Gift speit sie aus, das Luft und Meer sich
davon entzünden. Entsetzlich ist ihr Anblick, wenn sie dem Wolfe zur
Seite kämpft. Von all diesem Lärm zerbirst der Himmel. Dann kommen
in einem Schiff von Osten Muspels Söhne über die See gesegelt; Loki
– der frei wurde – steht am Steuer und führt sie an. Die
Flammensöhne kommen geritten; Surt von Süden an ihrer Spitze, vor
ihm und hinter ihm glühendes Feuer. Surt ist schwarz, aber sein
Schwert ist lichtscharf und glänzt wie die Sonne. Über Bifröst die
Brücke reiten sie ein, die zerbirst unter ihnen. Da ziehen Muspels
Söhne hinein in die Ebene Wigrid, die ist groß und breit. Dahin
kommt auch der Fenriswolf und die Midgarschlange, Loki und Hrim mit
den Riesen.
Alle
stehen in einer Schlachtreihe auf der Ebene Wigrid. Da weckt Heimdall
die Götter. Odin reitet zu Mimirs Brunnen und hält Zwiesprache für
sich und die Seinen. Die Esche Yggdrasil aber erbebt und alles
erschrickt im Himmel und auf der Erde. Die Asen wappnen sich zum
Kampf und die unzähligen Scharen der Helden aus Wallhall strömen
zum Kampfplatz.
Thor
schwingt den Hammer und trifft die Midgardschlange zu Tode; aber sie
hat ihn schon ganz mit Gift bespieen und kaum ist er neun Schritte
weiter gegangen, da fällt er tot nieder. Der Fenriswolf bringt Odin
zu Fall und verschlingt ihn; aber nun kehrt sich Widar gegen den Wolf
und tritt ihm den Fuß ihn den Unterkiefer. Er reißt ihm den
schwarzen Rachen entzwei und das wird endlich des Wolfes Tod. Loki
der Listige kämpft mit Heimdall, dem hellen Wächter und einer
schlägt den anderen zu Boden. Darauf schleudert Surt Feuer über die
Erde und alles verbrennt.
Aber
keiner der Menschen und Götter vergeht. An heimlichen und
unheimlichen Orten weilen die Seelen, gemäß ihrer Taten; die
Rechtschaffenen in den Lichtsälen, die Meineidigen in den
Gifttälern.
Wenn
aber Himmel und Erde verbrannt, die Götter tot, dann taucht die Erde
auf aus der See, grün und schön und jung wie vorzeiten und Korn
wächst auf ihr ungesät. Widar der Schweigsame lebt noch, und Wali
der Schütze, der den Hödur erschlug, die Söhne Odins und walten
des Heiligtums. Auch Magni und Modi kommen herbei, Thors Söhne,
danach Balder und Höder aus dem Reiche des Hel, in Frieden versöhnt.
Da
sitzen sie alle beisammen und gedenken der Geheimnisse und der Taten,
die vormals geschahen, von der Midgardschlange und dem Fenriswolf.
Sie finden im Grase die goldenen Tafeln, mit denen vorzeiten die Asen
spielten.
Dies
ist die Kunde von der Götter Dämmerung.
Ebenso
wie das griechische Epos, ist auch der germanische durchwebt von der
Götter Macht und Herrlichkeit, doch tritt sie nicht durch
Priesterdienst und Opferkult in Erscheinung.
Es
ist hier ähnlich wie bei den Römern, die zwar schon Opfer- und
Priesterdienst kannten, aber doch im stärkeren Maße Göttermenschen
waren, welche das Schicksal der Menschen bestimmen.
Sie
konnten dies durch den Schatz, der im Mythos verborgen ist, so wie
auch Siegfrieds Schatz, den er dem Drachen abgenommen hatte, der Kern
seiner Macht und zugleich die Ursache seines Unterganges gewesen war.
Die
Güter und Schätze Gottes sind im Mythos aus grauer Vorzeit
gesammelt und zusammen getragen, wovon die Sünder leben. Durch die
Offenbarung Gottes ist den Sündern geoffenbart, was sie früher
getan, damit sie von der Sünde lassen. Denn durch das geoffenbarte
Wort Gottes sind nicht nur die Völker in die Gefangenschaft derer
geraten, welche die Offenbarung an sich reißen, sondern auch die
Leiter der Völker selbst.
Christus
ist das Netz Gottes, womit Gott Fänger und Gefangene fängt und
richtet, alle, die nach Gottes Wort, aber nach seinem Gebot nicht
fragen.
Das
Kapitel über die Welt der Götter soll nicht beendet werden ohne die
ostasiatischen und amerikanischen Religionen und Göttervorstellungen
zu erwähnen.
Etwa
zur Zeit der Antike war bei den Indianern Südamerikas der höchste
Gott „Huircocha,“ bei den nordamerikanischen Indianern
„Kitschi-Manitu“ genannt. Bei den Chinesen waren die Lehren des
mythischen Kaisers King-fu-tsu, die Weisen Buddha, Laotse und
Kung-fu-tse Einfluss gebend für das religiöse Selbstverständnis
ihrer Völker.
Von
der Herrschaft und dem Untergang der Quiché-Indianer berichten die
Aufzeichnungen des heiligen Buches „Popol-Vuh,“ dass der
Dominikanerpater Franzisko Ximenez 1695 entdeckte. Danach sollte das
Quichévolk aus dem Osten stammen, wo sie von den Göttern die Lehren
der Religion und des Lebens empfangen haben. Und nach dem Osten –so
berichtet die Sage-, mussten die Fürsten von Zeit zu Zeit wandern,
um sich die nötige Weisheit zu erwerben und neue Zeichen für die
Herrscherwürde zu erhalten. Die Wanderung zu ihrer Urheimat, wo
Nexit herrschte, führte sie auch über das Meer.
Mit
diesem Teil der Sagenwelt möchten wir auch das Buch Mormon
verknüpfen, das ein Bericht des Volkes Nephi und das der Lamaniten
ist, die ein Überrest des Hauses Israel sein sollen und demnach aus
dem Osten gekommen sind. Darüber kann aber zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nichts Näheres gesagt werden, da diese Vorgänge
historisch und wegen dem Fehlen entsprechender Offenbarungen noch
allzu sehr im Dunkel liegen.
Großes
Interesse verdienen auch die alten Schriften der Inder – die Veden.
Diese
Bücher des Wissens sind geprägt von vielen Gemeinschaften, durch
welche die Bücher ausgelegt worden sind. Ihre Auslegungen waren in
der Hauptsache eine Folge der Furcht vor der Wiederholung des
Sterbens, das nach dem unbarmherzigen Gesetz des Kharma – welches
jede Tat in diesem Leben durch Wiederverkörperung belohnt oder
bestraft – entstanden war.
Danach
konnte man – je nach der Sünde – als Wurm, Fliege, Motte oder
Raubtier wiederkehren.
Um
diesen – das Leben lähmende - Weisheiten zu entgehen, suchte man
durch eine Auslegung, welche tröstliche Ausblicke vergönnte, eine
Art Befreiung. Dabei begann natürlich die – durch Lehre und
Glauben festgefügte – Gesellschaftsordnung zu wanken.
Der
Jainismus um 600 v. Chr. bereitete den Weg, indem er die Geheimnisse
der Wissenden bekannt machte und dadurch der Grund geschaffen war für
eine neue Lehre, welche durch einen Erleuchteten – einem Buddha –
kommen musste. Die Gelehrten setzen das Geburtsjahr Buddhas auf 563
vor unserer Zeitrechnung.
Dieser
Siddharta Gautama war der Legende nach der Sohn der Königin Maya,
aber ohne leiblichen Vater. Als Königssohn entsagte er sich allem
irdischen Glück, angesichts der Hinfällig- und Vergänglichkeit des
Menschen; verließ Frau und Sohn, um auf dem Wege des Verzichts das
Nirwana –die ewige Seeligkeit– zu erlangen. Er unterwarf sich der
Askese und kasteite sich. Doch eines Nachts erkannte er, dass
Kasteiungen nicht zur Erleuchtung führen würden und nahm wieder
Nahrung zu sich.
Dann
setzte er sich unter den „Bodhibaum“ der Erkenntnis. Durch
Selbstentäußerung seines Bewusstseins und Überwindung alles
Irdischen fand er den Weg zum Nirwana.
Er hat mich
geschlagen, er hat mich gescholten,
er hat mich
bedroht, er hat mich beraubt.
Die solchen
Gedanken nicht nachhängen,
bei denen kommt
die Feindschaft zur Ruhe.
Alle Schmerzen und
Klagen, alle Leiden
der Welt von
mancherlei Gestalt,
die kommen durch
das, was einem lieb ist.
Wo es nichts
Liebes gibt, entstehen auch sie nicht.
Darum sind die
freudenreich und vom Schmerz frei,
die nichts Liebes
in der Welt haben.
Darum möge, wer
dahin strebt
wo es nicht
Schmerz noch Düsternis gibt,
nichts in der Welt
sich lieb sein lassen.
Buddha
starb achtzigjährig in Kushinagara.
Der
Beginn der chinesischen Zeitrechnung fällt in das Jahr 2852 v. Chr.,
wo der himmlische Kaiser King-fu-tse den Menschen lehrte, die Tiere
zu jagen, Fische zu fangen und Seide zu gewinnen.
Doch
im siebten Jahrhundert v. Chr. verlor der kaiserliche
Schöpfungsmythos an Gestaltung. Er stimmte nicht mehr überein mit
der irdischen Entwicklung, die das Volk der Willkür und dem immer
ärger werdenden Amtsmissbrauch durch die kaiserlichen Beamten
aussetzte. Die allgemeine Unzufriedenheit machte die Massen
aufnahmebereit für die Lehre des Tao-te-king.
Dieses
Dokument der Menschheit soll von einem Manne Namens Li geschrieben
worden sein, der unter dem Beinamen Lao-tse – der alte Meister –
bekannt ist. Sein Geburtsjahr wird auf das Jahr 604 v. Chr.
festgelegt.
Verkörperung
des Sinnes ist das „Tao.“
„Der Sinn, den
man ersinnen kann, ist nicht der ewige Sinn.
Der Name, den man
nennen kann, ist nicht der ewige Name.
Jenseits des
Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des
Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.
Darum führt das
Streben nach dem ewig Jenseitigen zum Schauen der Kräfte,
das Streben nach
dem ewig Diesseitigen zum Schauen der Räumlichkeit.
Beides hat seinen
Ursprung und nur verschiedene Namen.
Diese Einheit ist
das große Geheimnis:
Das ist die Pforte
der Offenbarung aller Kräfte.“
Laotse
unterscheidet auch zwischen Wissen und Wissen:
„Ohne aus der
Tür zu treten, kann man wissen, was in der Welt geschieht.
Ohne aus dem
Fenster zu schauen, kann man das Tao des Himmels sehen.
Je weiter man dem
Wissen nachstrebt, desto weniger weiß man.
Darum weiß der
Weise, ohne umher zu laufen, versteht ohne zu sehen, vollendet ohne
zu tun.
Hört mit dem
Lernen auf und es gibt keine Sorgen mehr.
Ist das Volk
schwer zu lenken, so kommt es daher, dass es zuviel Wissen hat.
Darum ist
derjenige, der es durch Wissen lenkt der Räuber seines Landes
und der es durch
Nichtwissen lenkt, das Glück des Landes.
Wer handelt
verdirbt, wer ergreift, lässt entgleiten.
Weil der Weise
nicht handelt, verdirbt er nicht.
Weil der Weise
nicht ergreift, lässt er nicht entgleiten.
Wer nicht
streitet, mit dem kann Niemand streiten...
Den Guten
behandelt gut, den Unguten behandelt auch gut.
So erlangt er
Güte.
Den Wahrhaftigen
behandle wahrhaftig, den Lügnerischen behandle auch wahrhaftig,
denn so erlangt er
Wahrhaftigkeit...
Vergilt
Feindschaft durch Tugend.“
Die
Sprüche des Tao-te-king waren als Trost für das unterdrückte und
ausgebeutete Volk geschrieben und so gewann Laotse die Hoffnungslosen
und Elenden. Laotses Tod verliert sich im Dunkeln.
Kung-fu-tse,
der von 551-479 lebte, war zeit seines Lebens darauf bedacht, als
einfacher Mensch zu gelten. Er sagte von sich selbst: „Ein
Überlieferer bin ich, nicht einer der Neues schafft. Treu bin ich,
ich liebe das Altertum.“
Als
er ein Werk – das Buch der Urkunden – vorbereitete, um die alten
Wahrheiten zu vermitteln, erbat er sich von Laotse nähere Auskünfte.
Doch der alte Meister antwortete:
„Jene, nach
denen ihr fragt, sind schon vermodert. Übrig geblieben ist nur das
Wort. Wenn die Zeit des Berufenen kommt, so steigt er bis zu den
höchsten Stellen. Doch ehe es soweit ist, ist er in allem, was er
versucht, gehemmt.
Man hat mir
erzählt, dass der erfolgreiche Kaufmann sorgfältig seinen Reichtum
verbirgt und sich so verhält, als habe er nichts.
Man hat mir
erzählt, dass der Berufene, obwohl er alles vollendet gestaltet,
einfach in seiner Art und in seinem Auftreten ist.
Macht Euch frei
von Euerem Hochmut und großen Ehrgeiz, von Euerer Heuchelei und
Euren überspannten Zielen. Denn dies alles bedeutet für den
Charakter keinen Gewinn.
Dies ist der Rat,
den ich Euch gebe.“
Kung-fu-tse
soll danach, wie die Anekdote berichtet, gesagt haben:
„Die Vögel
können fliegen. Die Fische können schwimmen. Alles das weiß ich...
Aber was den
Drachen betrifft, so weiß ich nicht, wie er es macht, dass er auf
Wind und Wolken zum Himmel aufsteigt. Nun habe ich Laotse gesehen.
Ist er nicht wie ein Drache?“
Kung-fu-tse
war ein Mann, der die Tatsachen als Voraussetzung folgerichtigen
Denkens ansah, aber dabei vermied, Weltanschauungen aus dem
Irrationalen anzugreifen oder zu diffamieren. Sein Ansehen als Lehrer
wuchs sehr schnell, dass er bald vom Lehrer zum Stadtgouverneur,
Minister für öffentliche Arbeiten und sogar zum höchsten Verwalter
des Rechts ernannt wurde. Doch Intrigen erreichten, dass er als
Vierundfünfzigjähriger aus seinem hohen Amt entlassen wurde, obwohl
eine chinesische Chronik Folgendes über seine Amtszeit zu berichten
weiß:
„Unehrlichkeit
und Ausschweifungen waren verpönt; Treue und Aufrichtigkeit waren
das kennzeichnende Merkmal des Mannes, Keuschheit und Sanftmut das
Merkmal der Frau...“
Mittellos
und auf die Gaben seiner Schüler angewiesen, begann er zu schreiben
und hinterließ fünf so genannte „Kanonische Bücher“, die
später zu den neun klassischen Büchern der Chinesen erweitert
wurden.
Es
umfasst das Buch der Riten, eine Sammlung von Anstandsregeln, das
Buch der Urkunden und das Buch über die Staatslehre als Sittenkodex.
Des Weiteren sammelte Kung-fu-tse Volks- und Liebeslieder, die im
Buche der Lieder niedergeschrieben sind. Im Buche der Wandlungen
versucht er die höheren Gesetze der Weltordnung zu kommentieren.
Doch war ihm das Übersinnliche so fremd, dass er auf eine Frage, was
die Pflichten gegen die Geister der Verstorbenen seien erwidert:
„Wenn wir nicht
einmal imstande sind, unsere Pflichten gegenüber den Lebenden zu
erfüllen, wie können wir da unsere Pflichten gegenüber den
Geistern der Verstorbenen erfüllen...
Wenn wir nicht
einmal wissen, was Leben ist, wie können wir da etwas über den Tod
wissen?“
Erwähnenswert
ist noch das Buch über die Aufzeichnungen seiner Gespräche, welches
Fachgelehrte nicht Kung-fu-tse zu ordnen, das aber doch den Ursprung
seiner Gedanken wiedergibt.
Der
Meister sprach:
„Gute Menschen
machen die Schönheit eines Ortes aus.
Wer die Wahl hat
und nicht unter guten Menschen wohnen bleibt,
wie kann der
wirklich weise werden?
Wenn in einem
Lande Ordnung herrscht,
so ist Armut und
Niedrigkeit eine Schande.
Wenn in einem
Lande Unordnung herrscht,
dann ist Reichtum
und Ansehen eine Schande.“
„Trifft man
einen, mit dem zu reden es sich verlohnte und redet nicht mit ihm,
so hat man einen
Menschen verloren.
Trifft man einen,
mit dem zu reden sich nicht verlohnt und redet doch mit ihm,
so hat man seine
Worte verloren.
Der Weise verliert
weder einen Menschen, noch seine Worte.
Der Edle stellt
Anforderungen an sich selbst,
der Gemeine stellt
Anforderungen an den Menschen.“
Der Meister
sprach: „Einen Fehler machen und sich nicht bessern, das heißt
fehlen.“
Die
afrikanischen Völker sind, soweit sie nicht Christen oder Moslems
sind, hauptsächlich urtümliche Anismisten, Fetischisten und
Totemmisten.
Diese
Art der Religionsausübung wird meist als vorreligiöse bezeichnet.
Doch sind wir hier, wie schon bei den zirkumpolaren Völkern der
Meinung, dass es sich um religiöse Dekadenz handelt, weil auch diese
Völker vor langer Zeit in große Kulturen eingebetet gewesen waren.
Wenn wir an das Beispiel der Yaghan denken, die bei ihrer Entdeckung
noch 23.000 Silben in ihrem Sprachschatz hatten, ohne den diesem
Wortschatz angemessenen Kulturstand.
Im
Übrigen kann man diesen Verfall auch am gegenwärtigen Religionsgut
erkennen, wenn man sieht, wie die monotheistischen Religionen
anismystische und fetischistische Eigenheiten angenommen haben.
Animismus ist es, wenn man die Wunder der Natur in Zusammenhang
bringt mit dem uns geoffenbarten Gotteswort, oder an Hand von Bildern
und Statuen mit Gott in Verbindung tritt, wie es auch die
Fetischisten und Totemmisten tun.
Alle
Religionen der Erde versuchen Gott darzustellen. Dass sie dabei aber
– weil sie Gott selbst nicht sind – wie ein Spiegel wirken, ist
ihnen nicht bekannt. Denn ein Spiegel gibt das aufgefangene Bild
verkehrt wider, so dass Gott verkehrt in die Welt eingegangen ist. Im
Spiegel ist sein Bild gebrochen.
Deshalb
ist es auch kein Zufall, dass dem Spiegel in der religiösen
Vorstellung mancher Völker eine so wichtige Bedeutung zukommt. Wie
zum Beispiel in der japanischen Götterwelt der Shintisten. Worin der
Beherrscher der Welt einen Spiegel geschenkt bekommt mit dem Auftrag,
ihn so zu verehren, als wäre er Gott. Nach ihrer Legende kann sich
der Geist der Götter an Spiegel und Schwert, oder an ein Kleinod
heften.
Eine
Lösung oder Erlösung vom Geist der Religion kann also nicht durch
die Religion kommen, sondern nur durch den, dessen Stelle sie
vertritt.
Da
die Religion Gott aber verkehrt dargestellt hat und Gott durch sie
das Übel der Welt schlechthin geworden ist, kann Gott zu ihrer
Heilung nicht im Sinne der Religion gerade, sondern auch nur verkehrt
kommen. Darum ist die Religion der eigentliche und wahre Feind der
Wahrheit, weil sie immer das als wahr darstellen muss, was sie nur
spiegeln kann. Deshalb kam auch das Christentum nicht als Gnade und
Erlösung, sondern in den Kleidern der Rache und den Gleichnissen.
So
ist denn aus allen Heiligtümern –welche die Völker verehren–
nie das Heil und die Gnade Gottes gekommen, sondern der Zorn, dessen
Ausführung das Werk der Ungerechten ist: all jener, die
Offenbarungen stehlen, aber die wahren Zeugen Gottes verfolgen und
töten.
Der
größte Zorn wurde gewirkt mit und durch die Güter Gottes aus
Israel, das Gott zu seinem Namensvolk gemacht hat.
Diesen
Zorn hat aber mit Israel Gott selbst auf sich genommen, damit die
Ungerechtigkeit der Zorntäter offenbar werde.
Darum
hat Gott den ungerechten Vätern Israels keine Gelegenheit gegeben,
selbst den Zorn auszuüben, sondern ihrem Geschlecht in den Nationen.
Damit durch Erinnerung sowohl die Missetäter der Nationen, wie auch
die Israels offenbar werden und gemeinsam gerichtet sind.
Israel
ist als Werk Gottes das Menetekel dieser Welt. Wer seine Schrift
nicht deuten kann, ist gerichtet; wer sie aber liest und versteht,
der wird erkennen, dass er gerettet sein wird.
Der
vordere Orient
Ehe
sich die Geschichte des vorderen Orient in Buchstaben zu verewigen
begann, bahnte sich um die Zeit der mesolithischen Ära ( die
Mittelsteinzeit ) – welche man auf ca. 10000-12000 v. Chr. ansetzt
– für die dort lebenden Menschen eine entsprechende Veränderung
der Bodenverhältnisse an. Der vordere Orient erfährt eine tief
greifende Umwandlung, indem fruchtbare Ländereien veröden und
versteppen und so die Menschen gezwungen werden, sich auf die Täler
der großen Flüsse zu konzentrieren. Damit begann eine Periode der
Sesshaftmachung, die zur Aberntung und zur Produktion von Korn,
Gerste und Vieh – und was sonst noch an Nahrung spendenden Pflanzen
und Bäumen vorhanden gewesen sein mag – führte.
Im
weiteren Verlauf kam es zu Dörfer- und Städtegründungen, die mit
ihren Tempeln und Regierungspalästen fortan als Herz und Seele ihres
Landes galten. Die älteste und bekannteste Stadt war wohl Jericho,
die gegen 5000 v. Chr. entstanden sein soll, soweit diese
Feststellungen durch Radio-Karbon-Methoden als sicher gelten dürfen.
Doch
ist das nicht so wichtig, sondern vielmehr, dass die Entwicklung des
vorderen Orients Abschnitte durchläuft, die es später ermöglichen,
dass die Geschichte Gottes mit seinem Offenbar werden in Israel
greifbare Gestalt annehmen kann, mit und durch die Menschen- und
Kulturgeschichte aus dem Turmbau zu Babel, die Gott zur
Unterscheidung dient.
Dabei
wäre noch die Frage zu klären, wieso und warum man allgemein dem
europäischen Raum und den anstoßenden vorderen Orient mehr
Interesse entgegenbringt, als beispielsweise den Kulturen Amerikas,
Indiens oder Chinas? Für uns liegt die Beantwortung in der – auch
nachweisbaren – Feststellung, dass nicht die übrige – außerhalb
Mesopotamiens liegende – Welt in den orientalisch-europäischen
Kulturkreis eingedrungen ist, sondern umgekehrt; die
europäisch-orientalischen Mächte es vermochten, die Welt zu
entdecken, zu erschließen und zu beeinflussen. Der gläubige Jude,
Christ und Muselmann dagegen sieht die Vorrangstellung des vorderen
Orients in der Erwählung Israels durch Gott, in der Hervorbringung
seines Sohnes, sowie dem Prophetentum.
Außerdem
sind die Entstehungsbeginne der Kulturen Amerikas, Indiens und ganz
Ostasiens später anzusetzen, als die des vorderen Orients, wenn man
das mesolithische Zeitalter als den Beginn jener kulturellen
Entfaltung sieht, wodurch die Welt in verhältnismäßig kurzer Zeit
Höhen erreichte, die in keinem Vergleich stehen zu der langen,
kulturell sich kaum verändernden vorgeschichtlichen Zeiträume.
Theoretisch
wäre es natürlich durchaus möglich, dass in prähistorisch
vorgeschichtlichen Zeitaltern schon große Kulturen bestanden haben,
doch sind der Archäologie durch die natürlichen Zersetzungs- und
Zerstörungsprozesse der Natur eben Grenzen gesetzt, welche
vielleicht nie mehr ganz überschritten werden können. Doch kann uns
dies nicht bekümmern, wenn wir erkennen, dass vor allem die letzte
kulturgeschichtliche Welle, die für unsere Gegenwart und Zukunft
entscheidende war und ist, weil sich an ihr eine zentrale Sammlungs-
und Zerstörungskraft – im Turmbau zu Babel symbolisiert –
ablesen lässt, die sicher auch einmal mehr noch, durch Funde und
neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Beweise nachzuweisen sein
wird.
Doch
wissen wir heute, trotz der mehr oder weniger kargen Funde, des ein
oder anderen wissenschaftlichen Beweises, dass die Kulturen der
Sumerer, Babylonier, Assyrer und Ägypter nur Ausformungen aus voran
gegangenen Entwicklungen sind, die in der mittleren Steinzeit
begonnen haben dürften.
Was
uns bei den letztgenannten Kulturen als wichtig erscheint ist, dass
in allen eine priesterliche Oberschicht vorhanden gewesen war, die
durch die Tempel ihres jeweiligen Gottes zum größten Grundbesitzer
im Staate wurden. Entsprechend diesem Privileg wurden durch den
Tempel auch alle wirtschaftlichen, geschäftlichen und
wissenschaftlichen Tätigkeiten ausgeübt, so dass eine sinngemäße
Aufgliederung der Dienste entstand, worin das Volk seine Arbeit als
einen Dienst an dem Gott des Heiligtums verstand.
Diese
gesellschaftliche Ordnung machte die Menschen folglich zu Sklaven und
Dienern der Götter, welche im Priester- und Königtum
fleischgeworden vor ihnen standen.
Dies
kommt besonders in den mesopotamischen Mythen zum Ausdruck, worin es
heißt, dass den Göttern alle Mühen von den Menschen abzunehmen
sei. Die Menschen arbeiteten in den Besitzungen der Götter, wie dies
auch im mittelalterlichen Lehen und dem Großgrundbesitz der Kirche
zum Ausdruck gekommen ist.
Alle
Lebensformen und politischen Wirklichkeiten bis hinein in die
privatesten Bereiche des Menschen entwickeln sich unter der Macht der
Götter und ihrer Religion. Auf die Götter bezog sich jeder nur
denkbare Vorgang des Lebens, vom Dienst der Priester im Tempel
angefangen, bis hin zu Handel und Wirtschaft und allen Arten der
Kunst, womit Zeichen gesetzt waren, die in späteren Zeitläufen zu
den bekannten hervorragenden Entwicklungen geführt haben.
Bei
den Tempeln der Völker beginnt der lange und dornenvolle Weg
menschlicher Leidensgeschichten durch einen Ausbeutungsprozess
ohnegleichen, woran sich ein Geschlecht erbaut, das – über das
Wort Gottes verfügend – die Völker zum Unheil besitzt, indem es
den Menschen erkennt, dieser aber nicht sie. Das ist das Geheimnis
Babylons – der großen Hure -, die an allen Wassern – dies sind
die Völker – sitzt. (Off.
17/ 1-2)
So
dienten und dienen die Menschen zur Ausgeburt der Götter im Fleisch,
welche die Welt nach ihren Maßen messen und wiegen (
dies ist auch der einzige Maßstab der Wissenschaften, nämlich alles
Leben von außen zu untersuchen, messen, zerlegen und nach dieser
Kenntnis von außen her zu benennen; aber dazu kommen wir sicher noch
zu einem späteren Zeitpunkt ) und
damit Finsternis über die Erde breiten. Da aber das Leben der Götter
zu Lasten des ewigen Gottes und seiner Schöpfung und damit
selbstredend auch des Menschen gelebt ist, sind die Götter
sterblich.
Die
Gewissheit, dem Tode nicht entfliehen zu können, hat sie dazu
gebracht, sich schon bei Lebzeiten in Palästen, Pyramiden oder
Grabmälern ein Denkmal zu setzen, unausgesprochen die „Auferstehung“
erhoffend.
Wegen
des unausweichlichen Todes kommt es im Gilgamesch-Epos zu folgendem
Ratschlag:
„Gilgamesch, wo
schweifst du umher?
Das Leben, das du
suchst, wirst du nicht finden.
Als die Götter
die Menschen schufen,
da bewahrten sie
ihnen den Tod auf.
Das Leben hielten
sie in ihren Händen fest.
O Gilgamesch,
fülle deinen Bauch.
Gib dich der
Freude hin bei Tag und bei Nacht.
Belustige dich
unaufhörlich.
Tanze und singe
vom Morgen bis zum Abend.
Mach, dass deine
Gewänder rein sind.
Wasche dein Haupt,
bade dich im Wasser.
Achte auf den
Kleinen, den deine Hand hält.
Und lass deine
Gattin heiter sein an deinem Busen.
Dies ist die
Aufgabe des Menschengeschlechtes.“
(Tafel X, alte
babylonische Version, III; vgl. Pritchard, Texts, S. 92-93)
Dass
es sich hierbei nicht um das ganze Menschengeschlecht handeln kann,
wird aus dem Hinweis auf die Kleinen deutlich. Ebenso die Aussage
über die Menschen schaffenden Götter, die jene zur Ausgeburt
bringen, welche den Namen Gottes im Munde führen und von Gott reden.
Auf diese Weise sind sie zu Göttermenschen geworden. Auch ist in
ihrem Geheimnis ihr Tod nicht in erster Linie ein Tod des Fleisches,
sondern ein Tod des Gedächtnisses, also des Geistes. Bringen sie ihr
Gedächtnis aber in die Zukunft, dann gibt es Erinnerung und diese
schafft ihnen Leben mit denen, die nach ihnen sind.
Der
geistige Tod von Göttern zeigt aber an, dass sie nicht wahre Götter
sind, denn Göttlichkeit ist auch Unsterblichkeit. Der Gott der
Götter ist ihr Schicksal, worüber ihnen auf mancherlei Wegen dunkle
Ahnung geworden ist:
„Bauen wir denn
unsere Häuser für immer?
Schließen wir
denn Verträge auf Ewigkeit?
Teilen die Brüder
ihre Erbschaft für immer?
Herrscht ewig der
Hass auf der Erde?
Wächst und treibt
der Fluss für immer?
Wie ähnlich sind
sich der Schläfer und der Abgeschiedene!
Bieten nicht Beide
ein Bild des Todes?
Wer kann sagen, ob
einer Knecht oder ein Herr gewesen ist,
wenn sich für
Beide das Schicksal erfüllt?“
( Tafel X,
assyrische Version, VI, Zeile 25-29, 33-35; vgl. Pritchard, Texts, S.
92-93 )
Sie
sind in Wahrheit Knechte Gottes und im Abscheiden dem gleich, der
wahrer Gott wird, aber noch schläft.
Wir
haben schon darauf hingewiesen, dass sich auf der Grundlage des
Tempels das gesamte soziale, politische und wissenschaftliche Leben
und alles, was einen Kulturstaat ausmacht abspielten.
Selbst
die Wahrsagerei führte zu einer Wissenschaft, die sich von Babylon
aus über die ganze Welt verbreitet hat: die Astronomie und daraus
folgend die Astrologie. Denn um die schicksalhaften Bedeutungen der
Sterne übersichtlich zu ordnen, musste sie einem genauen Studium
unterworfen werden. Deshalb waren auf den Tempeltürmen meist auch
Sternwarten eingerichtet. So waren die Babylonier schon in der Lage,
den Lauf der Gestirne einzuordnen und entsprechend dazu besondere
Erscheinungen wie Verfinsterungen vorher zu bestimmen. Dadurch kam es
auch zwangsläufig zum Aufblühen der Mathematik, welche die Mittel
für die Berechnungen und Messungen schuf. Doch waren die
Wissenschaften nie auf sich allein gestellt, sondern immer in
religiöse Absicht eingebunden, wie sich an folgenden Versen zeigt:
„Wenn der Mond
den Jupiter verbirgt,
wird ein König im
gleichen Jahre sterben
oder eine Mond-
und Sonnenfinsternis stattfinden...
Wenn Jupiter vor
der Mitte des Mondes steht,
werden die Preise
im Lande schlecht sein.
Wenn Jupiter
hinter dem Mond hervor kommt,
wird
Feindseligkeit im Lande herrschen...
Wenn Mars im Monat
Tammuz sichtbar ist,
wird das Bett der
Krieger leer bleiben.
Wenn Merkur im
Norden steht, wird es Leichen geben,
der König von
Akkad wird in ein fremdes Land einfallen.
Wenn Mars sich den
Zwillingen nähert, wird ein König sterben und eine Feindschaft
ausbrechen.“
(G.
Contenau; La divination chez les Assyriens et le Babyloniens; S.
331-332)
Dieser
Auszug aus dem Buche Sabatino
Moscatis « Die
Kulturen des alten Orients, »
erscheint
wegen seines römischen Götternamens für den alten Orient nicht
ganz stichhaltig, doch tritt Moscati
damit ganz richtig den Beweis der Verwandtschaft zwischen Religion
und Wissenschaft an.
Alle
Wissenschaften sind religiös und haben ihren Ursprung in den
Religionen, auch wenn dies heute nicht mehr erkennbar ist.
Auch
die Orakelbefragungen durch die Könige – ehe sie in einen Krieg
gezogen sind – haben im Grunde nur wenig Unterschied zu den
Gewohnheiten Krieg führender christlicher Länder, die mit Gebeten
und Predigten der Sache der Gerechtigkeit zum Siege verhelfen
sollten. Der Unterschied ist nur, dass bei Kriegen der Christen,
Christus und Gott von beiden Seiten in Anspruch genommen wird.
Während
die Babylonier und Assyrer ihr Schlachtenglück durch Befragung ihres
eigenen Gottes – der meist noch ein Stadtgott war – erhofften.
Auch
als weise Ratgeber treten die Götter in Erscheinung, wovon wir
nachstehend eine Probe geben, die uns sehr an die Sprüche Salomons
erinnert:
„Lasse, als
weiser Mann, dein Urteil mit Bescheidenheit leuchten,
vorsichtig sei
dein Mund, klug dein Wort.
Lass deine Lippen
kostbar sein wie Reichtümer,
Beleidigung und
Feindseligkeit seien dir verächtlich.
Sage nicht Dinge
zur unrechten Zeit,
fälle keine
falschen Urteile...
Tue deinem Gegner
nichts Böses,
belohne mit Gutem,
was er dir an Bösem zugefügt,
lass deinem Feind
Gerechtigkeit zuteil werden,
bringe deinem Gott
eine tägliche Huldigung dar,
mit Opfer, Gebeten
und Weihrauch...
Ehrerbietung
erzeugt Wohlstand,
das Opfer
verlängert das Leben,
das Gebet sühnt
die Schuld.“
( Pritchard, Texts
S. 426-427 )
Die
Feindesliebe, wie sie bei Christus besonders betont wiederkehrt, kann
nicht Menschengebot sein; es ist die Einsicht eines Gottes in einem
solchen Gebot, welches in diesem Zusammenhang auch auf die zweierlei
Maßstäbe von Gut und Böse hinweist, zu deren Erkenntnis dieses
Gebot notwendig ist. Denn wie soll man gut und böse wahrhaftig und
wirklich zu unterscheiden lernen, wenn man das Böse nicht liebt?
Weil doch sowohl die Bösen, wie auch die Guten eine je eigene
Auffassung von Gut und Böse haben. Dem Guten etwas anderes als gut
erscheint als dem Bösen und der Böse etwas anderes als böse
ansieht, als der Gute.
Darauf
weist uns auch der nachfolgende babylonische Text hin:
„Was einem
Menschen gut dünkt, ist böse für einen Gott.
Was einem Menschen
böse ist, ist gut für seinen Gott.
Wer kann den
Ratschluss der Götter im Himmel begreifen?
Wer kann den Plan
eines Gottes verstehen, der wie tiefes Wasser ist?
Wo hätte die
trunkene Menschheit gelernt,
das Verhalten der
Götter zu kennen?
Wer gestern lebte
ist heute tot,
plötzlich hat er
sich verdunkelt,
augenblicklich ist
er zermalmt worden.
Jetzt singt er ein
fröhliches Lied.
Einen Augenblick
später seufzt er wie ein Unglücklicher.
Wie Tag und Nacht
wechselt ihr Gemüt:
Haben sie Hunger,
so scheinen sie wie Leichname.
Sind sie satt, so
wetteifern sie mit ihrem Gott.
Im Glück
verkünden sie,
wir wollen den
Himmel erklettern.
Sind sie betrübt,
so sprechen sie
flüsternd vom Abstieg in die Unterwelt!“
( Pritchard, Texts
S. 435 )
Wenn
Gut und Böse in Wahrheit nicht erkannt werden, dann ist in der
Erkenntnis der Wirklichkeit Gerechtigkeit böse und der Ungerechte
gut; geht der wahre König zu Fuß, der unwahrhaftige aber sitzt auf
dem Ross.
Die
daraus folgenden Leiden für das Volk treffen darum nicht ihre
Beherrscher, sondern den Wahrhaftigen und den Gerechten.
Die
Motive des leidenden Gerechten begegnen uns nicht nur bei den
Sumerern, sondern auch bei den Babyloniern und Assyrern, ähnlich dem
biblischen Hiob:
„Die Grenze des
Lebens habe ich nunmehr erreicht und überschritten.
Ich schaue mich
um: Übel über Übel!
Meine Betrübnis
wächst, ich kann keine Gerechtigkeit finden...
Und doch dachte
ich an nichts als Bitten und Gebete.
Die Anrufung war
meine Sorge, das Opfer meine Regel.
Der Tag der
Anbetung der Götter war meine Entzückung.
Der Tag des Umzugs
meiner Göttin mein Gewinn und Reichtum.
Die Verehrung des
Königs war meine Freude.
Die Musik für ihn
meine Lust.“
( Pritchard, Texts
S. 434-435 )
Damit
wollen wir uns von den Sumerern, Babyloniern und Assyrern ab- und den
Ägyptern zuwenden, die in der mesopotamischen Ära – im Gegensatz
zu den oben genannten Kulturen – keine Gesetzesbücher kannten,
dafür aber außerordentlich religiös waren.
„Viel
mehr als alle anderen Menschen...“
so berichtet Herodot ( 490 – 420 v. Chr. ) von seinen Reisen
in Ägypten, welches er zu einem Zeitpunkt kennen lernt, als die
Kultur der Pharaonen ihrem Zerfall und Niedergang entgegen ging.
Eine
charakteristische Sinnesart der Ägypter – die religiöse Toleranz
– hebt sie deutlich von den mesopotamischen Kulturen und Religionen
ab und schafft ein kulturelles Leben mit entsprechend größerem und
innerem Zusammenhang, worin sich alle Religionen einbetten ließen.
Das heißt, es gibt keine feststehenden Glaubenslehren, alles bleibt
im Fluss.
Hierbei
ist zu bemerken, dass das Vorhandensein vieler Religionsarten gerade
für das später in Ägypten lebende Volk der Juden äußerst wichtig
war. Weil ihnen dadurch mit ihrem Gott Jahwe eine wesentlich größere
und umfassendere Unterscheidung gegeben war. Man ahnt, wie von
verborgenen Händen an unsichtbaren Fäden Geschehnisse bewirkt
werden, die auf etwas Bestimmtes und Einmaliges hin zu wirken haben.
Und
hat nicht die israelitische Religion mit ihren Ergebnissen und Folgen
im Christentum und im Islam die entscheidendsten Epochen der
Menschheit herbeigeführt?
Als
Schmelztiegel der Religionen war es in Ägypten auch möglich, dass
der Kult und die göttliche Verehrung mit Tieren aus der
Vorgeschichte Ägyptens erhalten blieb, welcher keinen Unterschied
zwischen guten und bösen Tieren kannte, ja selbst Krokodile und
Schlangen wurden verehrt.
In
vorchristlichen archäologischen Schichten hat man ganze Friedhöfe
für Hammel, Stiere, Schakale und Gazellen aufgefunden und
festgestellt, dass man die Tiere zu kultischen Zwecken in Matten oder
Leinentücher gehüllt hat.
Als
mit dem Beginn der geschriebenen Geschichte menschliche Bilder
gefertigt wurden, kam es zur Vermischung von Menschen und Tierleibern
als Ausdruck religiösen Handelns, wie sie uns in vielerlei
Skulpturen, Reliefs und anderen Baudenkmälern überliefert wurden.
Doch auch hier blieb der Tempel als Mittelpunkt allen Lebens
vorherrschend, in dessen Innerem sich die Gottheit befand.
Die
ägyptische Priesterschaft ist in viele Kategorien eingeteilt; es
gibt Vorleser, Reiniger, Opferer, Propheten und Musiker, sowie
Sängerinnen, Musikantinnen, „Konkubinen“ des Gottes. Ebenso wie
in Mesopotamien ist der Tempel außerdem noch Mittelpunkt des
kulturellen Lebens, weshalb man den Tempel auch Haus des Lebens
nennt.
Wie
bei den Sumerern hat der Tempel Magazine und Verwaltungsbeamte und
selbst das Theater hat hier seinen Ursprung in den Mysterienspielen,
welche die Geschichte der Götter zeigten.
Zum
ersten Mal finden wir bei den Ägyptern auch die Erwähnung
zukünftigen Lebens, weshalb Lohn und Strafe – im Gegensatz zu
Babylon und Assur – eine große Rolle gespielt haben. Nach seinem
Tod erscheint der Abgeschiedene vor dem Richterstuhl im Jenseits dem
Osiris und trägt seine negative Sündenerklärung vor, deren Formeln
uns im berühmten „Buch der Toten“ aufbewahrt sind:
„Gruß dir, o
großer Gott, Herr der beiden Gerechtigkeiten!
Ich bin zu dir
gekommen, damit ich Schönheit sähe.
Ich kenne dich,
ich kenne deinen Namen und den der zweiundvierzig Götter, die mit
dir im Saale der beiden Gerechtigkeiten sind...
Ich bin zu dir
gekommen,
ich habe dir die
Gerechtigkeit gebracht,
habe den Betrug
von mir gewiesen.
Ich habe den
Menschen nichts Böses zugefügt.
Ich habe die Tiere
nicht misshandelt.
Ich habe nicht im
Tempel gesündigt.
Ich habe nicht
kennen gelernt, was verboten ist...
Ich habe nicht
gegen Götter geflucht.
Ich habe den Armen
keine Gewalt angetan.
Ich habe nicht
begonnen, was die Götter verabscheuen.
Ich habe nicht den
Sklaven vor seinem Herrn verleumdet.
Ich habe Niemanden
krank werden lassen.
Ich habe Niemandes
Tränen verschuldet.
Ich habe nicht
getötet.
Ich habe keinen
Befehl zum Töten gegeben.
Ich habe Niemanden
leiden lassen.
Ich habe nicht den
Besitz der Tempel gestohlen.
Ich habe nicht die
Speise der Götter beschädigt.
Ich habe nicht die
Maße des Getreides verändert.
Ich habe nicht
Gewichte zur Waage hinzugefügt.
Ich habe den
Kindern nicht die Milch weggenommen.
Ich habe nicht das
Vieh von seiner Weide entfernt.
Ich habe nicht
Jagd gemacht auf die Vögel der Götter.
Ich habe nicht in
ihren Teichen gefischt.
Ich habe nicht das
Wasser gestaut, wenn seine Zeit gekommen war.
Ich habe keinen
Deich errichtet gegen das fließende Wasser.
Ich habe kein
Feuer gelöscht, wenn es brennen sollte.
Ich habe nicht die
Gaben der Götter vernachlässigt.
Ich habe nicht ihr
Vieh gestohlen.
Ich habe nicht
einen Gott bei seinem Umzug aufgehalten.
Ich bin rein.
(Pritchard; Texts
S. 34-35)
Die
Erwähnung zweier
Gerechtigkeiten ist von besonderer Bedeutung, weil deren
Vorhanden-Sein zweierlei Menschengruppen innerhalb der Gesellschaft
widerspiegeln, die mit zweierlei Maß messen, wie wir schon bei der
Unterscheidung von Gut und Böse festgestellt haben. Wir finden sie
in allen Gesellschaftsordnungen; von den primitivsten bis hin zu den
höchsten Kulturen und in allen Schriften, ob indirekt oder direkt,
mithin auch in der Bibel.
Hätten
zum Beispiel die Bibelbesitzer nur eine Gerechtigkeit aus ihr heraus
gelesen, dann hätten nicht andere Besitzer und andere
Gerechtigkeiten entstehen können; denn wer wagt es schon, gegen eine
Gerechtigkeit – welche Wirklichkeit geworden ist – sein Haupt zu
erheben?
Wenn
wir unsere eigene Wesenheit einmal selbst erforschen und aufrichtig
in unser Innerstes hinein horchen, dann erkennen wir in uns selbst
einen riesigen Wust von sich gegenseitig aufhebenden
Anschauungen/Vorstellungen über Recht und Gerechtigkeit und können
ermessen, dass das, was dem Einen recht und billig erscheint, einem
Anderen ein Unrecht und unbillig ist.
Beim
Vorhandensein zweier Gerechtigkeiten kann eine davon das Recht der
Gerechtigkeit sein, oder auch beide, solange das Recht der
Gerechtigkeit nicht bekannt ist. Um das Recht der Ungerechtigkeit und
das der Gerechtigkeit zu unterscheiden, bedarf es einer näheren
Betrachtung:
Dem
Worte Gottes – als gerechtem und somit gutem Worte – widerfährt
nach seiner Offenbarung im Tempel eine Umwandlung durch jene, welche
durch ein Vorverständnis der Gottesworte vorberechtigt im Tempel
sind. Nicht vorberechtigt ist, wer den Willen Gottes liebt und tut,
weil darin ein Glaubensakt vollzogen wird, also kein Willensakt wie
im Falle des Vorverständnisses, deren Inhaber vom Tempel Gottes
Besitz ergreifen konnten.
Glauben
ist äußerlich eine Unwissenheit und diese ist unfähig das Wort
Gottes auszulegen.
So
ist von Anfang an nur vorberechtigt, wer den Willen Gottes nicht tut
und so – angesichts der Gläubigen – Verstand empfängt, die
Worte Gottes zu interpretieren, um dann – durch Macht über die
Gläubigen – ein Vorrecht bei Gott zu erhalten. Dies ist das Recht
von der Ungerechtigkeit des Heiligtums, das zu tragen Gott geboten
hat. (2.Mose
28/38)
Wird
es nicht getragen, dann fallen sie Gott und den Gläubigen zur Last,
weil ein Ungehorsamer im Heiligtum Gott verkehrt hervor bringt und
diese Hervorbringungen der Erde zum Fluch werden und auch geworden
sind. Die Folge sind neue Offenbarungen an die ungerechten Besitzer
des Heiligtums, damit sie die Gerechtigkeit erlernen. Denn Gott will
nicht, dass sie verloren gehen, da ihr Dienst ja (auch) eine
Voraussetzung schafft, wodurch die Gläubigen wissend werden können.
Und nur in deren Nachwissen kann der Vorauswissende gerettet sein.
(Röm.1/18)
Da
Gott weiß, dass sie von sich aus nicht zum ewigen Leben berufen
sind, ist er in seiner Gerechtigkeit genötigt ihnen davon kund zu
tun, damit auch ihnen die Möglichkeit gegeben ist, durch Annahme der
Erkenntnis mit in das ewige Leben aufgenommen zu werden.
Es
ist bei Gott ein – durch Gehorsam – aufzuwiegendes Unrecht, dass
Jemand mit seinem Worte sehen, handeln und wirken kann, ehe er
gehorcht hat; alle, die seinen Willen nicht tun und damit die Stelle
dessen voreingenommen haben, der nach ihnen kommen wird.
Dieses
Unrecht ist nur gerechtfertigt in dem Bekenntnis, wieso und warum man
die Stelle des Gerechten vor einnehmen konnte, weil man dadurch auf
den hinweist, der nachher kommt; wie es Johannes der Täufer, Simeon
und Hanna taten.
Indem
man sich aber dem Gerechten nicht zu erkennen gibt, heuchelt man
Gott. Und weil Gott sich aber nur diesem wahrhaftig offenbart,
betrügt man sich letzthin selbst. Der Selbstbetrug der Heuchler und
Ungerechten macht aber, dass der Gerechte sie betrogen hat, ohne dass
er betrogen hat. Aus diesem Betrug ist eine Welt geworden, die –ihrer
Natur gemäß– wider die Gerechtigkeit Gottes steht. Doch ihre
Heuchelei vermittelt ihnen nur solange die Kräfte des Allmächtigen
aus den betrogenen Gläubigen, bis derjenige gekommen ist, der für
sie in die Bresche springt.
Da
dieser Gottesbetrug von Generation zu Generation gegangen ist, hat er
auch nur die Ungerechten der Generation erbaut. Von daher ist ein
Geschlecht über die Erde gekommen, dass Gott vergessen ließ, damit
es auf ewig im Besitze der Menschen bleibe. Da Gott aber gerecht ist
und dazu nicht schweigt, müssen sie versuchen, seine Stimme zu
verhindern oder zu verfälschen. Solcherlei Absichten aber hat sie
wiederum untereinander in Streit gebracht, ihre Positionen
erschüttert und sichtbar gemacht, wer und was sie sind. Dabei hat
sich ihnen natürlich die Erkenntnis aufgedrängt, dass Einigkeit Not
tue, schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Da sie aber von dem Wort
her erschüttert sind, welches sie in ihrer Verkehrtheit verdreht
haben, sehen sie die Erschütterung aller geistigen Positionen nicht
als Folge ihres Handelns und halten noch für ungerecht, was
eigentlich doch ein gerechtes Gericht ist. Könnten sie dieses
Gericht als Recht Gottes erkennen, dann würden auch sie erlöst sein
von dem Übel, das sie tun und worunter die Völker leiden. Und sie
müssten nicht darum bitten: „...und
erlöse uns von allem Übel...“,
welches sie ja selbst geschaffen haben.
Doch
nun wieder zurück nach Mesopotamien. Wir erinnern uns, dass
mesopotamische und ägyptische Macht in den Flusstälern des Euphrat,
des Tigris und des Nils Grundlagen geschaffen hat, worauf die
Geschichte des vorderen Orients geschrieben worden ist. Zum Zeitpunkt
ihrer Festigung treten dann aber Bergstämme aus dem nördlichen
Raume auf, die zusammen oder auch einzeln in den Wettstreit treten
mit den Kulturen der Flusstäler.
Etwa
um Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. beginnen sich die Völker
der Kassiten, der Churriter und der Hethiter zu politisch
selbstständigen Kräften zu gruppieren. Die Kassiten erkämpfen die
Macht in Babylonien und gleichen sich weitgehendst dieser Kultur an.
Die Churriter gründen den Staat Mittani, der sich fast bis zum
Mittelmeer erstreckt. Die Hethiter dagegen treten außerhalb der
Grenzen Anatoliens auf und greifen von dort aus in die babylonische
Politik ein. Alle diese Völker sind indogermanischen Ursprungs, bzw.
ihre Oberschichten und bilden eine Völkerfamilie, die im Wettstreit
mit den semitischen Völkern zur Vorkämpferin eines neuen
Geschichtsabschnittes wird.
Aus
den Eroberungszügen dieser Völker entwickelt sich – um das
Gleichgewicht her zu stellen – ein internationales Recht auf der
Grundlage von Verträgen, die mehr auf monarchistischen und
juristischen Formen beruhen. Es entsteht diplomatische Tätigkeit
durch Errichtung von Gesandtschaften und durch Heirat zwischen
Mitgliedern der herrschenden Häuser. Dabei bedienen sie sich einer
Sprache, die weder dem einen, noch dem anderen Partner eigen ist: des
akkadischen.
Immer
haben sich die herrschenden Schichten einer eigenen Sprache bedient.
Zuletzt war dies Latein. (Heute
ist es der bargeldlose Zahlungsverkehr, der„Strichcode“,
Überwachungskameras und Anderes - mit der Gefahr von Terror eine
Rechtfertigung erhoffend -, mit welchem man die „Völker“
kontrollieren will. s. h. Jan
van Helsings Bücher und andere).
Da
sich dann weiterhin im ganzen mesopotamischen Kulturraum die
Keilschrift durchsetzt und sich die mesopotamischen Gottheiten
allenthalben auszubreiten beginnen, wird ersichtlich, dass Religion
und Kultur dieser Völker trotz ihres politischen Niedergangs den
Sieg davon getragen haben.
Eine
Parallele zu Rom, das nach seinem politischen Verfall als
christliches Imperium Romanum auferstand, um eine noch größere
Macht auszuüben als zuvor.
Wobei
zu bemerken ist, dass dem vorderen Orient der damaligen Zeit jene
gewaltige Erscheinung des Christus fehlte, so dass es nicht die
Entwicklungsstufe erreichen konnte, welche dem Abendland damit
möglich war. Doch zeigen uns solche Parallelen an, dass der Mensch
zu allen Zeiten immer dasselbe tut und nur der Rahmen dazu jeweils
ein anderer ist.
Die
Anhäufung und Sammlung voraus gegangener Kulturgüter und das
Ineinanderfügen von Kultur zu Kultur, schafft von Mal zu Mal
größeren Reichtum, größere Macht und Ausweitung des geistigen
Horizontes, die sich im neorömischen Kulturkreis zementierten, so
dass man mit Recht sagen kann: die Welt ist vom
europäisch-orientalischen Wesen am meisten und stärksten
beeinflusst und gebildet. Das Abendland ist zum Sammelort des Nordens
geworden.
Eine
nähere Betrachtung verdienen noch die Hethiter, die innerhalb der
siegreichen Völker Mesopotamiens erstmals Wesenszüge eines Denkens
zeigen, welches sich sehr von den Denkgewohnheiten mesopotamischer
Herrscher unterscheidet und worüber wir ein Testament zu Worte
kommen lassen, das uns von dem großen König Chattuschili berichtet:
„Sehet, ich bin
nun krank geworden.
Und ich hatte euch
den jungen Laberna namhaft gemacht:
Der soll sich auf
den Thron setzen!
Und ich, der
König, habe ihn meinen Sohn genannt,
ihn umarmt und
erhöht.
Stets habe ich
mich um ihn gemüht.
Wie er, der Knabe,
sich jedoch erfand,
das war den Augen
ein Abscheu.
Keine Träne hat
er geweint,
kein Mitleid hat
er gezeigt,
kalt ist er und
herzlos.
Da habe ich, der
König, ihn belangt
und an mein Lager
kommen lassen:
Nun, was?
Da mag doch
Niemand einen Schwestersohn noch weiterhin als Pflegekind heran
ziehen.
Dem Wort des
Königs hat er nicht Eingang gewährt,
dem Wort seiner
Mutter, der Schlange, dem hat er Eingang gewährt.
Und Brüder und
Schwestern trugen ihm immer wieder schnöde Worte zu,
auf deren Worte
hat er gehört.
So setze ich denn
Hader wider Hader.
Genug davon.
Der da ist mein
Sohn nicht mehr.
Da brüllte aber
seine Mutter wie ein Rind:
Bei lebendigem
Leibe hat man mir starkem Rinde den Mutterschoß zerrissen,
ihn hat man
zugrunde gerichtet
und du wirst ihn
töten.
Habe denn ich, der
König, ihm irgend Böses getan?
Habe ich ihn nicht
zum Priester gemacht?
Stets habe ich
ihn, auf sein Wohl bedacht, ausgezeichnet.
Aber er ist dem
Willen des Königs nicht mit Liebe begegnet.
Wie kann er da in
rechtem eigenen Willen Liebe zu Chattusche (die Hauptstadt) hegen?
Seht hier,
Murschili ist nun mein Sohn.
Den müsst ihr
anerkennen, den auf den Thron setzen.
Sind ihm doch auch
von der Gottheit reichlich Gaben ins Herz gelegt.
Zur Stunde aber,
wo eine kriegerische Verwicklung ihren Lauf nimmt,
müsst ihr, meine
Diener und Großen,
meinem Sohn
hilfreich zur Seite stehen.
Bis jetzt hat
Niemand von meiner Familie mein Willensgebot befolgt,
du aber bist mein
Sohn Murschili, tu du es.
So bewahre des
Vaters Worte.
(F.
Sommer-A.Falkenstein; die hethitisch-akkadische Bilingue des
Hattulili I. (Laberna II) München 1938)
Solche
Worte sind neu zu einer Zeit, wo es die Königshäuser nicht für
notwendig hielten, Kritik unter sich zu üben, noch diese von außen
zu zulassen. Es sind die ersten Anzeichen eines Denkens aus einer
Gerechtigkeit von besonderer Art, wie sie uns dann später im
Judentum begegnet.
Eine
weitere Episode hethitischen Wirkens kommt unter Chattuschilis
Nachfolger Murschili I. zustande. Um das Jahr 1530 v. Chr. stößt er
nach Babylonien vor und schafft somit die Grundlage, aus der die
Kassiten Nutzen ziehen werden, um ihre Oberherrschaft in Babylonien
zu begründen.
Vielleicht
entspricht der von einigen Forschern (A.
Scharff, A. Moortgart)
angestellte Vergleich zwischen Murschilis Zug nach Babylonien, dem
der Römerzüge der Germanenkönige. Wie auch die Eigenart
babylonischer Königsmacht einem größeren geistigen Wachstum genau
so wenig günstig war, wie das Herrschertum der Römer. Doch ist der
Unterschied der, dass die Hethiter später vernichtet wurden, die
Germanen aber nicht.
Ein
wesentlicher Anlass zur Vernichtung der Hethiter war, dass das
Hethiterreich in seiner letzten Entwicklung machtpolitischem Denken
den Vorrang vor einer rechtlichen Denkungsart gab und somit in den
Sog der übrigen Völker geriet, welche doch ebenfalls nur daran
zugrunde gingen, dass sie Machtpolitik oder anderen Interessen mehr
frönten, als der Gerechtigkeit.
Wie
so oft – auch in der späteren Geschichte – hat das politische
Treiben den Hethitern Feinde verschafft, denen sie auf Dauer nicht zu
widerstehen vermochten. Etwa um 1200 werden sie von den Meervölkern
Griechenlands und von den ägäischen Inseln her überflutet, welche
damals schon mit den neuen und besseren Waffen der Eisenzeit
ausgerüstet waren. Doch entgehen in der Gegend des Taurus und des
oberen Syriens einige kleine hethitische Staaten dem Schicksal und
können für ein paar Jahrhunderte noch bestehen.
Ein
Dokument, welches man vor etlichen Jahren in Karatepe in Sizilien
gefunden hat, gibt uns ein wenig Aufschluss über das Drama dieser
Neuhethiter, die nun zu Knechten des Baal geworden sind:
„Ich bin
Aziwanda, der Knecht des Baal,
der Vasall des
Awrik, König der Danuna.
Baal hat mich zum
Vater und zur Mutter des Danuna gemacht.
Ich habe die
Danuna wieder aufgerichtet.
Ich habe das
Gebiet der Ebene von Adana von Osten nach Westen erweitert.
Zu meinen Tagen
haben die Danuna alles Gute gehabt, Überfluss und Reichtum.
Ich habe die Lager
von Pachri gefüllt und habe
Dank Baal und den
Göttern
Pferd auf Pferd,
Schild auf Schild, Heer auf Heer gehäuft.
Die Übermächtigen
habe ich zu Fall gebracht,
das Böse, das im
Lande war zerstört,
ich habe das Haus
meines Herrn
im Wohlstand
aufgerichtet und seiner Sippe Gutes getan.
Ich habe mich auf
den Thron meines Vaters gesetzt
und Frieden mit
allen Königen geschlossen:
Alle Könige haben
mich wie einen Vater behandelt
Dank meiner
Gerechtigkeit, meiner Weisheit und der Güte meines Herzens.“
(Vgl. hierzu den
phönizischen Teil des von G. Levi della Vide besorgten Textes mit
Übersetzung, Osservatione alla iscrizione fenicia die Karatepe;
Dendiconti dell´ Accademia Nationale die Lincei; Classe die scienze
morale, storiche e filologiche, sor. 8,4 (1949) S. 273-290 und den
hethitischen Teil von P. Meriggi; Le bilingue di Karatepe in cananeo
e geroglifici etei; Athenaeum 29 (1951) S. 25-99)
In
religiöser Hinsicht waren die Hethiter durch den Gebrauch
machtpolitischer Realien ein Volk der tausend Götter geworden, das
in den übrig gebliebenen Staaten den schärfsten inneren Gegensatz
gegenüber dem Jahwe-Glauben bildete, der nun bald in Vorderasien
ausgeübt wird.
Da
der Glaube der Hethiter alle mesopotamischen Götter umfasste, kam
das gesamte mesopotamische Religionsgut, im Gegensatz zu dem Gott der
Juden umso deutlicher und vor allem machtvoller zur Geltung.
Machtvoller deshalb, weil unbestreitbar Israel durch Jahwe und durch
die Hervorbringung des Christus, sowie dessen Annahme in den
Nationen, den Sieg über die Götter der Vorzeit errungen hat. Zu den
Überwindern vorreligiösen Brauchtums gehört auch der Islam, der
zweifellos eine Tat Gottes ist, auch wenn er sich gegen das
Christentum gerichtet hat
Zusammenfassend
kann gesagt werden, dass die politische Eroberung Mesopotamiens ein
Erfolg der semitischen Expansionsbewegung gewesen ist und dass von da
an mehr das religiöse Motiv zur treibenden Kraft wird, welches die
völkischen Verhältnisse klarer und abgegrenzter zu Tage treten
lässt.
Es
gilt als archäologisch sicher, dass die semitischen Völker schon am
Beginn der geschriebenen Geschichte – also etwa um das Jahr
Dreitausend – im syrischen Raume waren. Aber erst das Auftreten
Israels und die Wirkung seiner Religion gegenüber den
mesopotamischen Religionen verwirklichen die vorher erwähnte
Abgrenzung der Völker des vorderen Orients. Um diese Zeit – also
1200 v. Chr. – waren die Meervölker mit ihren Eisenwaffen
zwischenzeitlich Eroberer syrischen Gebietes. Weil sie aber von den
Ländern nicht direkt Besitz ergriffen haben, konnte eine Reihe von
semitischen Stämmen sich in diesen Gebieten ausbreiten; die – zwar
politisch beschränkt – dafür aber zum ersten Male wesentlich
autonomer gewesen waren. Im Süden behält die Gruppe der
israelitischen Stämme die Oberhand, mit denen die Midianiter,
Edomiter, Moabiter und Ammoniter auftreten; im Norden sind es
aramäische Stämme, welche sich festsetzen können.
Um
das Jahr 1000 v. Chr. ist die israelitische Monarchie unter Saul,
David und Salomo Herr über das ganze syrische Gebiet.
Als
Israel sich unter Salomons Sohn Rehabeam und unter Jerobeam in zwei
Staaten – Israel und Juda – spaltete, hatten etwa zur gleichen
Zeit die benachbarten Großreiche ihre Schwäche überwunden und
begannen ihre Expansionsbewegungen wieder aufzunehmen.
Über
diese geschichtlichen Ereignisse haben wir die umfangreiche genaue
israelische Geschichtsschreibung in der Bibel. Doch auch von den
phönizischen Städten, den Moabitern und den Aramäern sind
zahlreiche Inschriften überliefert, die das Bild der damaligen
Geschichte abzurunden helfen.
Zu
Beginn des achten Jahrhunderts wird Israel und Juda der Vasall
Assyriens, das bis 673 die Kleinstaaten Arpad, Damaskus, Samaria und
Sidon erobert. Dann lösen die Babylonier die Assyrer ab. Diese
erobern 586 Jerusalem, 573 Tyros und die restlichen südlichsten
Kleinstaaten. Babylonien ging 538 in die Hände der Perser über,
gleich den Assyrern, welche die völkischen Kräfte zu erschüttern
suchten. Umso erstaunlicher ist die Freilassung Israels durch Kores,
der die Juden ziehen lässt, damit sie Jerusalem wieder aufbauen
können. Dies geschah zur Zeit Esras. Doch zirka fünfzig Jahre
vorher – um 588 v. Chr. – kam es zu jenem großen geschichtlichen
Ereignis, das der Ausbreitung eines neuen Glaubens in Persien voran
ging: König Vishtáspa und sein Hof treten zum Glauben des
Zarathustra über. Die Erscheinung Zarathustras, sein Glaube und
seine Lehre sind der Schlüssel der Befreiung Israels, damit es
seinen Lauf vollenden konnte.
Doch
über Zarathustra etwas mehr im Anschluss an dieses Kapitel.
Gott
hat in Israel Geschichte entscheidende Anlagen erweckt, indem es
einen zukunftsträchtigen und alles ändernden Messias erwartete. Der
Aufgang Jahwes bringt den Untergang der schon kraft- und inhaltslos
gewordenen Götter Mesopotamiens; durch deren Vorhandensein eine
Änderung notwendig geworden war, da sie sich nicht fähig gezeigt
hatten, ihren Völkern Erlösung und Heilung zu bringen, deren
Notwendigkeit sie jedoch selber herbei geführt hatten.
Diese
Götterwelt ist einer vorbestimmten Ordnung entsprungen, einem ein
für allemal festgelegtem Schicksal auf ewig verhaftet und mit ihnen
ihre Völker.
So
heißt es in den so genannten Prophezeiungen Ipuwers:
„So weit sind
wir gekommen.
Die Armen sind zu
Besitzern von Schätzen geworden.
Der sich keine
Sandalen machen konnte, besitzt nun Reichtümer...
So weit sind wir
gekommen!
Die Wüste dehnt
sich über die Erde aus.
Die Provinzen sind
verheert.
Die Barbaren sind
von draußen nach Ägypten eingedrungen...
So weit sind wir
gekommen!
Das Lächeln ist
für immer verschwunden.
Tränen, mit
Klagen vermischt, erfüllen die Erde...
So weit sind wir
gekommen!
Die Straßen sind
nicht mehr sicher.
Man verbirgt sich
in den Wäldern, bis der nächtliche Wanderer des Weges kommt, nimmt
ihm sein Bündel ab und raubt, was er bei sich trägt.
Er wird mit
Stockschlägen empfangen und ruchlos getötet.
Ach, wäre
wenigstens das Ende der Menschheit gekommen, hörten doch
Empfängnisse und Geburten auf!
Dann gäbe es auf
der Erde keine Unruhen, keinen Streit mehr!“
(Pritchard, Texts,
S. 441-442)
Diese
Zeilen könnten durchaus auch heute geschrieben worden sein und nicht
bereits vor tausenden von Jahren und sie würden damit eine
Wirklichkeit beschreiben, wie sie wahrer nicht sein kann.
Im
Gegensatz dazu den Lobgesang Hannas, die in den Umkehrungen der
Völker die Hand Jahwes sieht:
„Es frohlockt
mein Herz in Jahwe,
erhöht ist mein
Horn in Jahwe;
mein Mund ist weit
aufgetan über meine Feinde,
denn ich freue
mich in deiner Rettung.
Keiner ist heilig
wie Jahwe,
denn keiner ist
außer dir
und kein Fels ist
wie unser Gott.
Häufet nicht
Worte des Stolzes,
noch gehe Freches
aus euerem Munde hervor,
denn ein Gott des
Wissens ist Jahwe
und von ihm werden
die Handlungen gewogen.
Die satt waren,
haben sich um Brot verdungen
und die hungrig
waren, sind es nicht mehr,
sogar die
Unfruchtbare hat sieben geboren
und die
Kinderreiche ist dahin gewelkt.
Jahwe tötet und
macht lebendig,
er führt in den
Scheol hinab und führt herauf.
Jahwe macht arm
und macht reich,
er erniedrigt und
erhöht auch.
Er hebt aus dem
Staube empor den Geringen,
aus dem Kote
erhöht er die Armen,
um sie sitzen zu
lassen bei den Edlen
und den Thron der
Ehre gibt er ihnen als Erbteil.
Denn Jahwes sind
die Säulen der Erde
und auf sie hat er
den Erdkreis gestellt.
Die Füße seiner
Frommen bewahrt er,
aber die
Gesetzlosen verstummen in Finsternis,
denn nicht durch
Stärke hat der Mensch die Oberhand.
Jehova – es
werden zerschmettert werden,
die mit ihm
hadern,
über ihnen im
Himmel wird er donnern.
Jahwe wird richten
die Enden der Erde
und Macht
verleihen seinem König
und erhöhen das
Horn des Gesalbten.
Aber
noch ist die Unterscheidung nicht geboren, woran zu erkennen ist, was
Gott mit Israel wirkt. Seinen Willen und seine Erkenntnis, die sich
doch verwirklichen müssen, damit man den Willen Gottes erkennen
kann.
Die
Verwirklichung der Erkenntnis Gottes kommt aus der Erfüllung seines
Willens, weil erst die Erkenntnis den Plan Gottes sichtbar macht, der
doch in seinem Willen eingeschlossen ist.
Die
erste Verwirklichung ist ein Sohn in Israel gewesen, durch den Israel
zum Tor der Welt geworden ist. Mit dem Tor meinen wir die – in
Israel sich bildende – Lehre Gottes, welche sich – über
Christentum und Islam – alle Völker unterworfen hat, so dass
demgemäß alles unter den Augen Gottes durch dieses „Tor“ hat
gehen müssen. Darum geht die Geschichte Israels weit über das
hinaus, was seinen großen und weit mächtigeren Nachbarn beschieden
war.
Der
göttliche Wille gewährleistete die Fortdauer dieses Volkes, auch
über die Vernichtung seines Staates und der Vertreibung seiner
Menschen aus seinem Lande. Weshalb Israel sein geschichtliches Auf
und Ab in Siegen oder Niederlagen, im Bunde Gottes stehend begreift
und somit die israelitische Geschichtsauffassung auch dann mit seiner
Geschichte übereinstimmt, wenn es durch feindliche Völker bedroht
oder gar vertrieben worden war. So konnte und durfte und wird Israel
niemals völlig vernichtet werden und es war Israel auch niemals
gestattet, sich in anderen Völkern aufzulösen, wie ja die neuere
Geschichte deutlichst gezeigt hat.
Die
Erhaltung der Lebenskraft eines – von allen Seiten befehdeten –
Volkes ist einzigartig und grandios, wenn man von einer gewissen
Ähnlichkeit bei dem Volke der Zigeuner absieht, welche sich ja auch
über Jahrhunderte hindurch erhalten haben, obwohl sie kein eigenes
Land besitzen.
Die
Fähigkeit des jüdischen Volkes, geschichtlich zu denken, ist uns
nur noch bei den Hethitern bekannt, die – wie wir schon bemerkten –
manch ähnliches Gedankengut besaßen, wenn sie auch an die Fülle
Israels nicht heran reichten, „denn
ihr Vater war ein Amoriter und ihre Mutter eine Hethiterin.“
(Hesek. 16/3)
Darum
bleibt die Fähigkeit des jüdischen Volkes, nach Ursachen und
Wirkungen, Beweggründen und Folgen zu urteilen, gegenüber den voran
gegangenen Kulturen einzigartig. Und noch eine wichtige Erscheinung
ist mit dem Auftreten Israels verbunden: Die Gewaltigen der Völker
wurden gedämpft, ihre Siegesgesänge überschattet von nahendem
Unheil, so dass Macht, Reichtum und Ehre sich von Mal zu Mal mehr als
Ohnmacht, falschem Glanz und als zu unrecht erzeigte Ehrerbietung
erweisen. Die Ohnmacht der göttergleichen Hirten der Welt lässt uns
an einen in ihrer Mythologie gemachten Vergleich erinnern, welcher
besagt, dass die Götter und Gewalten eigenen, nicht menschlichem
Schicksal unterworfen sind, welches sie selber nicht kennen, weshalb
es sie am Tage ihrer Dämmerung töten wird.
Ihr
Tod wirkt, dass eine Welt durch sie entstanden ist, die zusammen mit
ihnen das Problem des Todes und damit auch des Lebens geworden ist.
Sie ist selbst das Problem, das in einmaliger und umfassender Art und
Weise im vorderen Orient durch den Beweger Israel auf die ganze
übrige Welt gelegt worden ist.
Weil
aber Gott in Israel die Antwort auf das Problem erfunden hat, ist mit
Israel das Weltproblem als Frage und Antwort auf die Nationen gelegt
und ihre Hirten wissen es nicht; dürfen es nicht wissen, damit eben
das Problem als Frage akut wird.
Denn ein Anderer
ist es, der frägt und ein Anderer, der antwortet.
Das
Problem, veranlasst durch die geheime und verborgene Sünde, bewirkt
Protest bei den Nationen und Völkern, was biblisch folgendermaßen
erklärt wird: „Der
Zorn Gottes kam auf die Nationen und die Nationen erzürnten.“
(Psalm 19/12)
Und
der Psalmist schreibt weiter:
„Warum toben die
Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften?
Es treten auf die
Könige der Erde
und die Fürsten
ratschlagen miteinander wider Jehova* und wider seinen Gesalbten;
Lasset uns
zerreißen die Bande und von uns werfen ihre Seile.
Der im Himmel
thront, lacht, der Herr spottet ihrer.
Dann wird er reden
zu ihnen in seinem Zorn
und in seiner
Zornglut wird er sie schrecken.
Habe doch ich
meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Berge!“
(* = In der
Eberfelder Bibel wird Gott Jehova genannt, nach neueren Forschungen
besser Jahwe)
Damit
ist die Unheilssituation beschrieben, durch welche die Welt unter das
Joch der Sünde kam, um das Heil – welches Gott in Israel gebildet
hat – annehmen zu können. Dem Heil geht das Unheil voraus, sonst
würde man es nicht begehren. Das Unheil ist eine eigene Welt durch
den Besitz des Schatzes Israels in Ungerechtigkeit. Sie ist so eine
Welt wider sich, indem sie über Heil und Unheil nach Menschenweise
denkt, sieht und handelt, statt den guten Sinn im Denken, Sehen und
Handeln Gottes im Gehorsam zu erfüllen.
Der
verdirbt die Welt und ihre Völker, der mit den Zeichen Gottes sich
bekleidet und Gott nicht kennt, so dass die Wahrheit aus ihm verkehrt
hervor kommt, also gelogen und so immerzu schlägt und nicht heilt.
Und wo die Völker hergegangen sind, um sich der Ungerechtigkeit, der
Unfreiheit und Unterdrückung zu erwehren, das ist der Erfolg doch
immer wieder, in die Hände dieses gottesleugnerischen Geschlechtes
gekommen zu sein und somit unter ihre Kontrolle. (Die
Revolution frisst ihre eigenen Kinder)
Sie haben gleichsam ihre Haut von gestern abgestreift, so dass man
nicht weiß, was sie gestern getan und wer sie heute sind. Wie
vollkommen sie in ihrer Weise sind, kann man daran erkennen, wie sie
sich an veränderte Verhältnisse anpassen und in sie hineinwachsen,
dass man am Ende meint, die neuen Verhältnisse seien durch sie und
ihre „Weisheit“ gekommen.
Dieses
Geschlecht ist die Verkörperung der Sünde vor Gott und durch es ist
eine Welt entstanden, die Gott nicht kennt, obwohl sie stets mit
Göttern und Gott zu tun gehabt haben. So brachten sie mit Hilfe des
betrogenen und abgefallenen Volkes Gott, das Heil und die Wahrheit
der Völker zum Vergessen und ihre Wesenheit an Gottes Stelle, ihr
verkehrtes Verlangen wird das Verlangen der Welt, ihre Gier zum
Vorbild der Vielen, die sich nicht scheuend, gegenseitig um die Beute
Mensch streiten. Um sich dann zu beglückwünschen, wenn Einer der
ihren eine Position gewinnt, aus welcher der Mensch verwaltet und
verhandelt wird, sei es in der Kirche, oder im Staat.
In
dem Maße aber, als das Lösegeld Christi – seine in Israel
gewonnene Erkenntnis – zur Neige geht, geraten sie sich in die
Haare wegen ihres schwindenden Einflusses bei den Völkern, wobei
ihre Blöße sichtbar und die Unfähigkeit – dem Volke zu helfen –
offenbar wird.
Wenn
das Volk sich auch selbst nicht helfen kann, so ist es auf Grund
dieser Tatsache doch angehalten, sich nach anderer Hilfe umzuschauen.
Da es aber keine andere Hilfe gibt außer Gott, darum ist allen neuen
Helfern – seien sie in Sekten oder gesellschaftlichen und
politischen Körperschaften gesucht – kein langes Leben beschieden.
Das
ist der Verfall, die Agonie der Welt.
Die
Aufdeckung der Mächtigen der Welt, ihre geheimen Pläne (wozu
gerade auch heute sehr viele Schriften und Bücher – nicht nur aus
dem esoterischen Bereich – beitragen)
und die Tiefe ihres Herzens, ist ein Werk Gottes mit dem Volke
Israel. Indem sie dort zuerst aufgedeckt worden sind, damit auch die
Welt von der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht
überführt werden kann.
Sie
ist dadurch überführt worden, dass ihre Sünde an Israel aufgedeckt
und so auf die Juden gelegt den trifft, der Israel anklagt und
richtet. Darum steht geschrieben, dass die Sünde den Sünder finden
wird. (4.Mose
32/33)
Auch
schreibt der Prophet Hesekiel gar vortrefflich:
„ So spricht der
Herr, Jehova:
Darum, ja darum,
dass man euch von allen Seiten her verwüstet und nach euch schnappt,
so dass ihr dem
Überrest der Nationen ein Besitztum geworden und ins Gerede der
Zungen und ins Geschwätz der Leute gekommen seid;
darum, so spricht
der Herr, Jehova:
Wahrlich, im Feuer
meines Eifers habe ich geredet wider den Überrest der Nationen und
wieder ganz Edom, die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit
ganzer Herzensfreude, mit Verachtung der Seele, um es zur Plünderung
auszuleeren!
Siehe, in meinem
Eifer und in meinem Grimm habe ich geredet, weil ihr die Schmach der
Nationen getragen habt.
Darum habe ich
meine Hand erhoben:
Wenn nicht die
Nationen, welche rings um euch her sind, ihre eigene Schmach tragen
sollen!“
(Hesek. Kap. 36)
Die
Welt ist auch von der Gerechtigkeit überführt in denen, die sich an
der Sünde Israels kehrten, sich selbst richteten und dabei die
Gerechtigkeit Israels und Gottes erkennend, auch von Gott als gerecht
erkannt sind. Schließlich ist sie auch vom Gericht überführt, weil
der Fürst dieser Welt, Israel anklagend und richtend, aus seinem
Munde angeklagt und gerichtet wurde.
Wie
sich dies in der Geschichte ausgewirkt hat, kann hier nur
andeutungsweise gezeigt werden.
Jedenfalls
haben die Gegenzüge Gottes die Juden vor der Vernichtung bewahrt und
den Anschlag der Nationen verhindert. Und darum sind die Juden auch
an allem schuld, weil die Nationen ihre eigene Schuld nicht sehen
wollen.
Und
das bis heute, obwohl sie zum Himmel schreit. Ja, viele hat diese
Schuld sogar verhärtet, um sich noch mehr verschulden zu müssen.
So
ist der Antisemitismus heute auch gestärkt durch den Ärger darüber,
dass Israel nicht zu vertilgen war und sich ihre Verfechter an Israel
bloß gestellt sahen, ohne neue Bedeckung zu finden.
Sie
könnten ihre Blöße nur bedecken durch ein wahrhaftiges Bekenntnis
vor den Menschen mit der Konsequenz, dem Platz zu schaffen, der
retten kann. Doch kommt dieses Bekenntnis nur durch die gleichzeitige
Erkenntnis der Wahrheit zustande. Ohne Erkenntnis bleibt das
Strafgericht über den Nationen und Juden, bis sie gegenseitig
erbracht ist und man Gott, Israel und seinem Überrest in den
Nationen die Ehre gibt.
Die
Juden müssen wissen, dass jeder Versuch, sich wegen des
Antisemitismus in den Nationen zu assimilieren, sie in Feindschaft
bringt mit Gott und jedes Beharren auf dem Zionismus und seinen
Ansprüchen, die Feindschaft mit den Nationen erneuert und aufs Neue
entfacht. Deshalb sind auch – trotz aller Beteuerungen und den
Versuchen einer „Wiedergutmachung“ - der Antisemitismus und seine
negativen Erscheinungen nicht aus der Weltgeschichte und deren Völker
zu beseitigen.
Die
Nationen aber müssen erkennen, dass das Heil in Gott und seinem
Gesalbten „Israel*“ ist und dass sie nur durch den Überrest der
Gerechten bei ihnen davor bewahrt sein werden, der gänzlichen
Vernichtung Gottes anheim zu fallen. (*Israel
= Gotteskämpfer)
Nun
ist aber durch die verkehrten Besitzer der Welt der – an sich
machtvolle, von Gott zur Erkenntnis gelangte – Gerechte scheinbar
völlig machtlos und ohne Ehre. Darum erscheint es bis zur Stunde
unmöglich, dass die „Großen“ sich den „Kleinen“ beugen.
Bis
zu dem Tage, da Israel ohne Land gewesen, war es auch verhindert,
völkisch zum Zuge zu kommen. Wie die Nationen zum Zuge gekommen sind
und so auch verhinderten, die Sünde voll zu machen, wie die Nationen
sie voll gemacht haben.
Heute,
nachdem sie wieder in ihrem Lande sind, sehen wir den Versuch, das
nachzuholen, was einst nicht gelang, weil Gott es verhindert hat.
Da
nun aber die Nationen die Sünde schon voll gemacht haben, sind die
Juden von diesen verhindert, wovor sie Gott in Israel verhindert hat.
Weil
nun aber das Heil aus den Juden ist, wie Jesus sagt, sind und waren
nur die Verkehrten Israels gehindert zu tun, was die Nationen schon
getan haben. Und daran wird deutlich, dass diese Juden die Väter
derer sind, die in den Nationen groß geworden und ihre Sünde
verhindert haben.
Sie
waren die Väter und jene sind die Söhne der letzten Stufe am Turm
zu Babylon.
Aber
darum, weil das Volk der Juden in seinem Lande nun versammelt ist,
kommt es zur Entscheidung im Tale Josaphat, da auch die Leiter
Israels dort versammelt sein müssen.
Nach
all dem Vorhergesagten über die Bedeutung Mesopotamiens und Israels
hat die Zeit der Kulturen des Euphrat und Tigris die Besonderheit
einer Alternative zu dem geoffenbarten Wort Gottes. Gott setzte mit
Israel seine Zeichen neben die Zeichen der damaligen Nationen, um sie
zusammen im Zeichen Christi in das Gericht zu bringen. Denn alles,
was als Frucht aus Israel hervor gebracht worden ist, beschleunigte
von da an die Entwicklung der Götterhimmel mitsamt ihren Völkern.
Die Übernahme Christi – der letzten Frucht des Werkes Gottes mit
Israel – überlieferte die gesamte Kultur des vorderen Orients in
die abendländischen Völker und bewirkte auf allen Gebieten die wohl
größte Ausformung menschlicher Schaffenskraft im Namen des neuen
Gottes. Zu wissen, was Gott im Sinne hat, das macht die
Vorrangstellung des Abendlandes zwingend notwendig, wenn gleich auch
im politischen Machtbereich starke Verschiebungen statt gefunden
haben. Der Verlust politischer Macht ist darauf zurück zu führen,
dass der Fürst der Welt gerichtet ist und das Heiligtum Israels
entweiht, wodurch sich der Sinn des Daseins in Unsinn verkehrt hat.
In
Christus ist die Todesmacht Israels auf Welt ausgegossen und
versammelt alle Völker zur Entscheidung. Auch Amerika – als Kind
Europas – das wegen der Abwendung von seiner Herkunft größere
Dekadenzanzeichen hat, als sein Mutterland Europa.
Darum
werden erst die kommenden Ereignisse aus der Entwicklung des
Nahostkonfliktes ein gemeinsames und neues Verständnis von Ursache
und Wirkung geistesgeschichtlicher Bindungen bilden, welches in
vollem Ausmaß jetzt noch gar nicht überblickt werden kann.
Europa
ist durch und mit den geistigen Gütern aus Israel gewissermaßen
Vater und Mutter dieser Welt, die ihren Mittelpunkt geistig im
Zusammenhang mit dem vorderen Orient empfangen hat und letzte Stufe
des babylonischen Turmes geworden ist.
Darum
hat Gott sich ein Weib – er, der nicht zu heiraten braucht–
erwählt, um mit ihren Kindern sich selbst zu säen.
Israel
ist dieses Weib Gottes, durch deren Kinder die ganze Götterwelt
wieder erstanden ist. Erstanden zur Rache und zum Heil, zum Gericht
und zur Gnade. Je nachdem, wozu einer Christus gebraucht. Denn dem
gemäß würde auch er zur Rache oder zum Heil gebildet, um wiederum
selbst in der Rache zu fallen oder Gnade zu finden.
Dadurch
war und ist Alles im geheimen Israel unterworfen. Äußerlich ist
dieses Geheimnis sichtbar am Untergang der Babylonier, Assyrer,
Ägypter und der Perser, sowie der Griechen und Römer; allesamt dem
Sisyphos gleichend, der zum – nie ans Ziel führende –
Steinwälzen verurteilt war. Dieser Stein ist die Unkenntnis Gottes
und seiner Werke, Inbegriff aller Zerstörung, Wahrzeichen aller
menschlichen Werke, welche sich aber am Steine Gottes zerstoßen
werden, an dem, der ohne Hand das Bild dieser Welt vernichten wird.
(Daniel 2/14)
Die
Götter der Welt sind vor der Bundeslade Jahwes gefallen und suchen
darum Israel zu vernichten, weil deren Zeugnis den Sündern ihre
Sünden aufgedeckt hat, indem die Juden ihre Sünde bekannt gemacht
haben.
So
hat im Namen Gottes zwar Rom das Gericht über Israel ausgeführt,
aber gleichzeitig über seine eigenen Völker gebracht und wider alle
Völker, die zuvor gegen Israel aufgestanden sind. Alle sind sie in
die Grube gefallen, die sie dem Anderen gegraben haben, oder nicht?
Rom
hat mit der Gnade – dem Christus – den Zorn Gottes über Israel
vollzogen und sich dabei das eigene Gericht zugezogen, indem es nicht
Gnade walten lies gegenüber jenen, durch die es begnadigt war. Die
Gerichtsvollstrecker über Rom standen um diese Zeit schon bereit gen
Süden aufzubrechen: die nordischen Völker.
Die
germanischen Völker sind die neue Kraft für den Zorn des Lammes,
das zusammen mit dem Zorne Gottes sich vereinend zum Weltgericht
geführt hat und das nicht ablassen wird, bis Israel und die Nationen
die Erkenntnis Gottes erbracht und die Völker sagen:
„Gepriesen sei,
der da kommt im Namen des Herrn.“ (Lukas 13/35)
Das
persische Weltreich und Zarathustra
( Die Vorgeschichte )
Die
großen Kulturen der Flusstäler sind erschöpft. Die Kämpfe mit den
Bergvölkern um die Vormachtstellung in Mesopotamien haben die Völker
ausgelaugt und in eine bedenkliche Krise gebracht, die vor allem
durch das Auftreten Israels sichtbar wird. Der Gott der Juden, Jahwe
erschütterte die Weltanschauung der mesopotamischen Länder, indem
er zeigte, wie sich Gott von den naturhaften Vorstellungen der
Menschen trennt und so eine ganz eigene autonome Kraft wird, die auch
Herr über die politischen Zufälligkeiten ist und somit ein
Geschichtsdenken entstehen kann, das Ursache und Wirkung umfasst.
Bevor
aber der militärische Zusammenbruch über den alten Orient herein
bricht, erreicht er noch das Höchstmaß an Ausdehnung und Macht.
Von
Indien bis Libyen entsteht ein einziges Großreich aus verschiedenen
Ländern und Völkern, das als Reich der „vier Weltgegenden“ in
die Geschichte eingeht.
Vorkämpfer
dieses Reiches waren indogermanische Völker der zweiten
indogermanischen Welle, die sich auf der iranischen Hochebene
niedergelassen hatten und die sich im Verlauf des ersten Jahrtausends
v. Chr. zu staatlichen Formen zusammen schlossen, um dann über die
Grenzen ihres Gebietes hinaus zu greifen.
In
dieser erschütterten Welt der vergehenden altorientalischen Götter,
entwickelt sich die Religion Zarathustras. Zunächst unabhängig von
der Entwicklung des persischen Reiches um dann, in der höchsten
Blüte, ineinander zusammen zu fließen zu einer Synthese, welche für
Israel höchst geschichtswirksam wird.
Den
Prolog dazu bildet das Reich der Meder. Dieser, mit den Persern
verwandte Stamm gründet im siebten Jahrhundert v. Chr. einen Staat,
der unter seinem König Kyaxares Assyrien zu Fall bringt und in
Armenien und Anatolien eindringt und erst von den Lydern an den Ufern
des Halys aufgehalten wird.
Diesem
Reich war nur eine kurze Lebensdauer beschieden, denn schon um die
Mitte des sechsten Jahrhunderts überwinden die Perser unter Kyros
die medische Herrschaft, um sich selbst auf den, von den Medern
eröffneten Weg der Expansion zu begeben.
Kyros
ist der größte Eroberer, den die Geschichte des alten Orients
hervor gebracht hat. Im Verlaufe von elf Jahren (550 – 539) dringt
er bis nach Indien vor, besetzt ganz Anatolien und das gesamte
babylonische Reich bis zu den Grenzen Ägyptens. Das größte Reich
des Orients ist entstanden.
Wie
konnte es zu solch einem überwältigenden Erfolg kommen?
Da
sind die noch unverbrauchten Energien der jungen Völker, die sich
sieghaft über die verbrauchten Völker der Großreiche erheben,
welche sich außerdem noch gegenseitig durch innere Zwietracht
untergraben.
Aber
ohne eine Formel, welche die Menschen bindet und zusammen hält, wird
nie ein Volk so viele Völker in Harmonie zusammen halten können.
Dies
war sicher das Verdienst des Zarathustra, durch den Kyros in der Lage
war, eben diese Formel zu finden, die sich auf der Grundlage einer
bestimmten Geschichtsauffassung bewegt und wonach er sich als den
rechtmäßigen Herrscher der alten Dynastien sieht, welche von
schuldhaften Führern in die Irre geleitet worden sind.
Darum
lässt Kyros die bereits bestehenden Kulturstrukturen der
Völkerschaften und ihre Götter bestehen und erhebt Anpassung und
Toleranz zum System.
Man
könnte dies natürlich auch als Propaganda und politisches Geschick
auffassen, aber nach dem Stand der neuesten Erkenntnisse
altorientalischer Forschung waren es in erster Linie doch sittliche
Größe und freiheitliches Denken, das eigene Meinungen und
Auffassungen nicht mit Gewalt aufzwingen wollte.
In
einer Inschrift, welche von der Eroberung Babyloniens erzählt,
behauptet Kyros in der Sprache des besiegten Landes, dass der
babylonische Gott Marduk ihn erwählt und ausgesandt habe, um den
Glauben wieder herzustellen.
„Marduk
durchforschte alle Länder, um einen gerechten Fürsten zu finden,
der ihn bei der Hand nehme.
Und er sprach den
Namen des Kyros, König von Anschan aus und erklärte ihn zum
Herrscher über die ganze Welt...
Marduk, der große
Herr, der Beschützer seines Volkes sah mit Freuden seine guten Taten
und sein gerechtes Herz;
er befahl ihm gen
Babylon, seine Stadt zu ziehen;
er leitete ihn auf
den Weg und schritt als Freund und Gefährte an seiner Seite.
Seine zahlreichen
Truppen, unermesslich wie die Wasser seines Stromes, rückten mit
ihren Waffen vor.
Ohne
Schwertstreich ließ Marduk sie in seine Stadt Babylon einziehen und
bewahrte diese so vor dem Unglück.
Seinen Händen
überlieferte er Nabonid den König, der ihn nicht angebetet hatte.
Alle Bewohner
Babylons, sowie auch die von ganz Mesopotamien, einschließlich der
Fürsten und Gouverneure neigten sich vor ihm und küssten auch seine
Füße, indem sie mit strahlenden Gesichtern in Jubelrufe über seine
Herrschaft ausbrachen.
Als den Herrn, mit
dessen Hilfe sie aus dem Tod zum Leben zurückgekehrt und dem
Untergang entkommen waren, begrüßten sie ihn glücklich, seinen
Namen beteten sie an.“ ( Pritchard, Texts, S. 315-316 )
Kyros
Sohn (528 – 522) weitete die Eroberungen aus und besetzte Ägypten,
Nubien und Äthiopien. Während sich Kambyses – so lautet der Name
von Kyros Sohn – auf dem Rückweg befindet, bricht in Persien ein
Aufstand aus.
Der
Magier Gaumata hat sich für den verstorbenen Bruder des Herrschers
ausgegeben und die Macht an sich gerissen. Da aber Kambyses auf dem
Rückweg stirbt, kann er sich nicht mehr des Thrones bemächtigen.
Dafür erhebt sich nun Darius, tötet den Usurpator und setzt sich
auf den Thron. Er erneuert den Begriff der wiederhergestellten
Gerechtigkeit und beruft sich dabei auf den Schutz, der ihm von Ahura
Mazda – dem Gott Zarathustras – gewährt worden ist. Hier die
Inschrift über seine Thronbesteigung:
„Ich bin Darius,
der große König, der König der Könige, der König von Persien,
der König über die Länder, Sohn des Hystaspes, Enkel des
Achämoniden Arsames.
Also spricht König
Darius:
Durch die Gunst
des Ahura Mazda bin ich König.
Ahura Mazda hat
mir das Reich verliehen.
Also spricht König
Darius:
Das Reich, das
unserer Familie geraubt worden war, habe ich wieder hergestellt, ich
habe seine Grundlagen erneuert.
Die Heiligtümer
habe ich wieder aufgerichtet wie sie waren, bevor der Magier Gautama
sie zerstörte.
Dem Volk habe ich
die Weiden und Herden wieder gegeben, die Güter und Häuser, die
Gautama, der Magier ihnen geraubt hatte.
Ich habe die
Grundlagen der Nation wieder hergestellt, in Persien, in Medien und
in den anderen Provinzen.
Zurückgebracht
habe ich, was fort geschleppt worden war, dank der Gunst von Ahura
Mazda habe ich dies getan.“
( R.G. Kent;
op.cit. S. 116-120, §§ 1,5 u. 14 )
In
einer späteren Inschrift erkennt Darius auch andere Götter an:
„Also spricht
König Darius:
was ich in einem
einzigen Jahr getan habe, habe ich dank der Gunst des Ahura Mazda
getan;
Ahura Mazda hat
mir Hilfe gewährt,
zusammen mit den
anderen Göttern, die es gibt.“
( R.G. Kent;
op.cit. S. 129, 132, § 63 )
Darius
erweitert sein Reich durch Vorstöße nach Indien und nach Europa,
wird aber – nachdem er die Donau erreicht hat – zum Rückzug
gezwungen. Desgleichen wird Persien in Griechenland bei Marathon
geschlagen und in seine Grenzen verwiesen. Doch gelangt unter Darius
das Reich zu seiner vollendeten Ausbildung. Die Provinzen bewahren
ihre eigenen Organisationen und Gebräuche. Das Steuersystem bildet
die Grundlage des wirtschaftlichen Lebens und eine Neuerung gibt dem
Handel frische Impulse: das Münzgeld wird im Reiche eingeführt.
Darius lässt ein umfangreiches Straßennetz errichten, zu welchem
die berühmte 2400 km lange Straße von Susa nach Sardes gehört,
welche die Wirtschaft, aber zugleich auch die militärischen
Bewegungen unterstützt.
Der
Darius Nachfolger Xerxes erscheint zwar in den griechischen Quellen
als ein grausamer Tyrann, doch enthüllt eine Inschrift von
Persepolis eine andere Seite seiner Persönlichkeit, welche erkennen
lässt, wie stark die Elemente der zarathustrischen Religion in die
Politik eingedrungen sind:
„Ahura Mazda ist
der große Gott,
der die Erde, den
Himmel, die Menschheit
und den Frieden
für die Menschen geschaffen hat,
der Xerxes zum
König, zum einzigen König über viele gemacht hat.
Ich bin Xerxes,
der große König, der König der Könige, der König über Gegenden
mit vielen Sprachen, der König über dieses große Land, der Sohn
des Königs Darius, des Achämeniden...
So spricht König
Xerxes:
Als ich König
wurde, gab es einige unter den oben genannten Gegenden, die sich
empörten.
Doch Ahura Mazda
lieh mir seine Hilfe und unter seinem Schirm unterwarf ich sie und
brachte sie wieder zu ihrer alten Botmäßigkeit.
Außerdem gab es
einige unter jenen Gegenden, welche die bösen Geister verehrten:
Doch unter Ahura
Mazdas Schutz rottete ich die Tempel der bösen Geister aus und
befahl, dass sie nicht mehr angebetet würden.“
( Pritchard,
Texts, S. 316-317 )
Xerxes
wird ermordet und mit Morden und Verschwörungen wird das innere
Gleichgewicht immer mehr zerstört. Nach dem Tode Artaxerxes
(464-424) zerbricht das Reich von innen her, weil in den
Jahrhunderten, als das persische Reich nach außen hin noch besteht,
die alten bewährten Regierungsformen vernachlässigt werden. Das
Recht wird abgelöst von despotischer Herrschaft und unduldsamer
Unterdrückung.
So
ist der Boden für den Untergang bereitet, den Alexander der Große
vollzieht.
Im
Jahre 330 v. Chr. ist dessen Unternehmen beendet und damit auch die
Geschichte des alten Orients. Damit sind wir mit der Vorgeschichte
und der Geschichte jenes Reiches zu Ende, worin die Lehre
Zarathustras sich entwickelt und betätigt hat, indem sie dem
Unterbau des politischen Organismus gedient hat.
Erst
in den letzten Jahrhunderten hat man sich – auf den Spuren Gottes
– auch wieder dieses iranischen Glaubenstifters erinnert. Dessen
Botschaft unter dem Schutt von ca. zweieinhalb Jahrtausenden
vergraben lag und dessen religiöses Vermächtnis – wie einer
der letzten Forscher schrieb – „eine
Botschaft ist, die in ganz neuer Weise gerade uns Heutige angeht.“
(Walter Hinz;
Zarathustra, Seite 5)
Dabei
ist noch fest zu halten, dass Zarathustras Wirken in seiner Zeit kaum
außerhalb Persiens bekannt gewesen ist, so dass es sich bei dieser
Glaubensbewegung mehr um eine rein persische Angelegenheit handelt,
obwohl Zarathustras Botschaft ihn heute als einen der größten
Propheten erscheinen lässt. Wir können das nur damit in
Zusammenhang bringen, dass Gott nur Israel als sein Volk erwählte
und dieser Status auf kein anderes Volk der Erde anzuwenden war,
selbst wenn sich ein derart großer Prophet in seinem Lande befand.
Dennoch
hat die Anwesenheit Zarathustras in Persien gerade für das
israelitische Volk eine ganz entscheidende Rolle gespielt, weil
mittelbar durch ihn Kores – der König der Perser – dem Kyros den
Befel gegeben hatte, Jerusalem wieder auf zu bauen. Dazu erweckte
Jahwe den Geist des Königs – nach der Prophezeiung Jeremias– als
die Übriggebliebenen Jerusalems als Knechte Babels unter die
Herrschaft der Perser kamen. (Esra
1/1-4)
„Einundzwanzig
Jahre war Zedekia alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre
zu Jerusalem.
Und er tat, was
böse war in den Augen Jehovas, seines Gottes.
Er demütigte sich
nicht vor dem Propheten Jeremia, als er nach dem Befehle Jehovas
redete.
Und auch empörte
er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn bei Gott hatte
schwören lassen.
Und er verhärtete
seinen Nacken und er versteckte sein Herz, so dass er nicht umkehrte
zu Jehova, dem Gott Israels.
Auch alle Obersten
der Priester und das Volk häuften die Treulosigkeiten, nach allen
Greueln der Nationen und verunreinigten das Haus Jehovas, das er in
Jerusalem geheiligt hatte.
Und Jahwe, der
Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, frühe sich
aufmachend und sendend, denn er erbarmte sich seines Volkes und
seiner Wohnung.
Aber sie
verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und äften
seine Propheten, bis der Grimm Jehovas gegen sein Volk stieg, dass
keine Heilung mehr war und ff.
Und im ersten
Jahre Kores, des Königs von Persien – damit das Wort Jehovas durch
den Mund Jeremias erfüllt wurde – erweckte Jehova den Geist Kores,
des Königs von Persien und er ließ seinen Ruf ergehen durch sein
ganzes Königreich
und zwar auch schriftlich, indem er sprach:
So spricht Kores,
der König von Persien;
Alle Königreiche
der Erde hat Jehova, der Gott des Himmels mir gegeben und er hat mich
beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist.
Wer irgend unter
euch aus seinem Volke ist, mit dem sei Jehova, sein Gott und er ziehe
hinauf.“
( 2. Chron.
36/11-23 )
Zarathustra
war der Mann Gottes, durch den Kyros erweckt worden ist und der sich
mit der Lehre des Propheten gürtete, wodurch ihm auch Macht und Ehre
gegeben war, ein großer Herrscher zu sein.
Durch
Platons ersten „Alkibiades“ ist uns bekannt, dass ein persischer
Thronfolger in unübertrefflicher Weise von dem Weisesten der Perser
seit seinem vierzehnten Lebensjahre an, in die Geheimweisheit der
Zoroaster eingeweiht wurde. Auch
hier finden wir bereits eine Gesellschaft vor, welche ein
„Geheimwissen“ lehrte. Es gab also schon immer „Geheimbünde“,
welche ihr „geheimes Wissen“ durchaus vor dem Volke zu verbergen
wussten.
Plato
bezeichnet dabei Zarathustra als Sohn des Gottes Ahura Mazda, was
möglicherweise nicht Jünger oder geistiger Sohn, sondern leiblicher
Sohn bedeuten kann. Zu Platons Zeiten – er starb 347 v. Chr. –
war man in Athen der Meinung, dass das persische Weltenjahr mit einer
Länge von 12000 Jahren durch Zarathustra das 6.te Weltenjahr
eingeleitet habe, weshalb man damals glaubte, Zarathustra habe 6000
Jahre vor Plato gelebt. Was übrigens Voltaire in seinem Kampf gegen
die Kirche dazu benützte, dass es dann schon vor Moses eine hohe
„Naturreligion“ gegeben haben müsste und sich die Wahrheit
deshalb nicht nur auf die christliche Überlieferung beschränken
könnte.
Aber
nach vielen und mühsamen Forschungen ist es jetzt gelungen, das
Leben des Propheten Zarathustra in das 6.te vorchristliche
Jahrhundert zu verlegen, welches voll von Geschichte erfüllt ist.
Dieses
Jahrhundert beginnt mit der Eroberung des heiligen Landes durch die
Babylonier und erlebt um seine Mitte den Sturz des Mederreiches durch
Kyros den Großen – das ist Cyrus – und endet mit der Entlassung
der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft und der Heimkehr nach
Jerusalem. Am Ende dieses Jahrhunderts treten auch die bedeutendsten
jüdischen Propheten Jeremia, Hesekiel, Daniel und der Deuter Jesaja
auf, sowie die chinesischen Weisen Konfuzius und Laotse und der
indische Religionsstifter Gautama Buddha.
Über
die Herkunft Zarathustras gibt es keine sicheren Quellen. Man nimmt
aber allgemein an, dass er aus dem ostiranischen Reich Baktrien
stammt, dessen Geschichte uns kaum bekannt ist. Da Baktrien aber als
Stammland der Kamelzucht galt und der Name Zarathustra „der mit
goldfarbenen Kamelen“ bedeutet, mag diese Annahme wohl stimmen.
Doch
ist es für uns wichtiger, den geistigen Ursprung aufzuspüren, worin
Zarathustra aufgewachsen und gelebt hat.
Hier
erfahren wir aus einem Bruchstück des liturgischen Hauptbuches der
Parsen – der sogenannten Yasna -, von einem altiranischen
„Siegfried“-Epos, worin der Held allerdings Krsàspa heißt:
„Ein lockiger
Held, seine Keule schwingend –
so besiegte
Krsàspa den hürnenen Drachen,
den
Rossverschlinger, Männerverschlinger,
den Fahlen,
Giftigen, dem gelbes Gift
klafterhoch unter
dem Rücken schwoll.
Auf selbigem
Drachenrücken hatte,
wie sich’s gab
Held Krsàspa
einmal um die Mittagszeit
sein Fleisch im
Kessel aufs Feuer gesetzt.
Da wars dem Untier
warm,
zu schwitzen fing
es an
auf sprang es mit
einem Satz
Das Wasser siedend
floss zur Erden
und selbst Held
Krsàspa wich entsetzt...“
( Yasna 9, 10-11;
freie Übersetzung nach Fritz Wolf; Avesta, Berlin-Leipzig 1924; 32.
und 1. Gershevitsch, Iranien Literature 63, mit W.B. Hennings
verbesserter Lesung in der drittletzten Zeile.)
Dann
hören wir noch aus der Avesta – der Bibel der Perser, in welcher
auch die Reden, Lehren und Predigten Zarathustras überliefert sind –
von einer weit verbreiteten Sage, deren Held Yima, Vater der
Morgenröte ist. Held Yima ist der Sohn des Vivahvant, der ihm zum
Lohne geboren wurde, weil er als erster den Hauma-Rauschtrank
gekeltert hat. Yima bedeutet „Zwilling“ und ist – zusammen mit
seiner Schwester – das Stammpaar des Menschengeschlechts.
Bei
den vedischen Indern – die ihn allerdings Yama nennen - wird Yima
eine Art Unterwelt-Gott, während Yima in der iranischen Sage zum
Urmenschen und Urkönig des goldenen Zeitalters wird.
(s. hierzu A.
Christensen; Les Types du premier Homme et du premier Roi da
l’histoire legendaire Iraniens in: Aschives Lundall XIV,2; Leiden,
1934, besonders Seite 45ff)
Aus
Yasna 9 erfahren wir über diese Sage folgendes:
„Yima der
strahlende, herdenreiche, der ruhmvollste des Erdgeborenen, der
sonnenblickende:
in seinem Reich
befreite er Mensch und Vieh vom Sterben, Wasser und Gewächse vom
Vertrocknen, Nahrung ward unerschöpflich.
Unter des tapferen
Yima Herrschaft gab es weder Kälte noch Hitze, weder Alter noch Tod
und auch keinen von Widergöttern erregten Neid.
Väter und Söhne
wandelten einher, beide äußerlich fünfzehnjährigen Jünglingen
gleichend...“
( Yasna 9/3-5 )
Urmensch
und Urkönig zugleich, erlangte Yima die Herrschaft über alle Lande;
so zahlreich wurden Menschen und Tiere, dass die Erde vergrößert
werden musste.
(Vid.II,15)
Da
dieses Zeitalter der ewigen Jugend unterging, dessenthalben klagte
Zarathustra Yima eines furchtbaren Frevels an. An einer Stelle der
Gatha – den Lobgesängen Zarathustras – bezichtigt er Yima, dass
er sich dadurch bei den Menschen eingeschmeichelt hätte, indem der
Stier die Unsrigen als Opfergabe verschlungen hat. Danach fand der
Urmensch und Urkönig Yima den Tod durch seinen Bruder Spityura, der
– angestiftet von dem Drachen Dahàke – ihn entzwei sägte.
(Yasna 19/46;
Sundahi`sn 31/3; vgl. A. Christensen, “Les Types” Seite 52 )
Eine
etwas dunkle Stelle, die so gedeutet werden könnte, dass es sich
entweder um die Ursünde selbst, oder aber um den Besitz der Wahrheit
in Ungerechtigkeit handelt. Im Besitz der Wahrheit hätte sich Yima
zu Gott gemacht wider jene, die wie Gott sein werden, da man auf
Dauer die Wahrheit nicht besitzen oder verwalten kann, ohne zu werden
wie sie, oder davon abzufallen.
Die
Glaubensvorstellungen der alten Iraner zeichnen sich heute nur noch
schwach ab, so sehr hat Zarathustras Wirken sie verändert. Nur
später, lange nach seinem Tod, kommt die von ihm überwundene
Götterwelt wieder etwas hervor. Nur daran und aus verschiedenen
Angaben in den alten Yats – die
von A. Christensen als Reste ältester Überlieferung erkannt werden
(gemeint ist Yat 15/31, nach der einleuchtenden Übersetzung von R.
Hauschild, Mitt. Inst. f. Orientforschung VII, Berlin 1959, Seite 59)
–
ist zu entnehmen, dass in der Zeit vor Zarathustras Auftreten, die
Könige und das Volk einer Vielzahl von Göttern geopfert haben,
indem sie ihnen Hengste, Rinder und Schafe schlachteten. Doch ist in
den Yats nirgendwo von Tempeln und von Kultstätten die Rede.
Wir
erkennen die gleichen Vorgänge wie bei allen Völkern zuvor und
danach, dass, wenn Gott aus dem Gedächtnis des Volkes schwindet, an
seiner Stelle sich wieder die alten Götter Platz verschaffen;
worunter dann die Völker leiden und erlösungsbedürftig werden.
Auch
sind die Götter zu allen Zeiten mit Gestirnen in Verbindung gebracht
worden (
was wir ja schon einige Seiten früher dargelegt haben )
– besonders die Indogermanen haben Gestirne und deren Elemente
verehrt -, weshalb sich auch die Welt der Gestirne mit ihren
Einflüssen auf der Erde zu verwirklichen begann. Man denke dabei nur
an die Wahrsagerei, die Astrologie und natürlich auch an die
Astronomie.
Eine
beherrschende Gestalt im Kreise der Götter war zur Zeit Zarathustras
aller Wahrscheinlichkeit nach „Mithra“. Dieser Gott blieb auch
den Indern und Iranern gemeinsam – im Gegensatz zu anderen Göttern
-, als sie sich trennten und die Inder nach Indien zogen, während
die Iraner im Iran verblieben.
Mithra
war der Gott des Vertrages, wie auch sein Name besagt. Doch später
hat sich Mithras Einfluss allmählich so erweitert, dass er zum Gott
der Morgendämmerung und von da an zum Sonnengott, zum Lebensspender
und endlich zum sieghaften Kriegsgott geworden war.
Man
weiß nicht, inwieweit sich Zarathustra mit dem Mithrakult
eingelassen hat und ob überhaupt, doch besteht auch diese
Möglichkeit, weil ja die Geburt einer neuen Erkenntnis nur aus
Begegnungen mit anderen Geistern kommt, gegen die gekämpft und die
überwunden werden müssen. Eine neue Erkenntnis ist dann die
Überwindung. Außerdem vollzog sich im westlichen vorderen Orient
zur Zeit Zarathustras ein wichtiger politischer Umschwung, der nicht
ohne Einfluss auf ihn geblieben sein konnte. Ungefähr zur
Geburtszeit Zarathustras starb der letzte große Assyrerkönig
Assurbanipal. Dieser König hatte im Jahre 639 dem uralten elamischen
Reich den Todesstoß versetzt. Assurbanipal schrieb triumphierend in
seinen Jahrbüchern:
„Ich habe Susa
erobert; alle Möbel der Paläste, auf denen die elamischen Könige
gesessen, gelegen hatten, das Geschirr, von dem sie gegessen, aus dem
sie getrunken, sich gewaschen, sich parfümiert hatten; ihre
Fahrzeuge, Streitwagen und Lastkarren, ihre Pferde und Maultiere mit
goldenen und silbernen Zaumzeug habe ich als Beute nach Assur
gebracht.
Den Stufenturm von
Susa mit seinem Dach aus Lapislazuli habe ich zerstört.
Alle elamischen
Götter und Göttinnen, alle Standbilder und Schätze habe ich nach
Assyrien verschleppt.
In ihre heiligen
Haine, die kein Fremder je erblickt hat, sind meine Truppen
eingedrungen;
sie haben ihre
Geheimnisse erschaut und sie den Flammen übergeben.
Die Särge der
Könige von Elam habe ich zerbrochen, ihre Gebeine nach Assyrien
geschafft,
ihren Seelen
Ruhelosigkeit aufgezwungen, indem ich ihnen Totenopfer und
Wasserspenden verweigerte.“
(Geraffte
Übersetzung in Anlehnung an H.H. von der Osten; „Die Welt der
Perser“, Seite 35-36, Sttgt.1956)
Der
König der Perser, Kyros (Kurush)I. – der Großvater des großen
Kyros – hatte es für ratsam gehalten, sich mit dem Besieger Elams
gut zu stellen; seinen Erstgeborenen sandte er als Geisel an den
Assyrerhof. (Nach
E. Weidner; in Archiv für Orientforschung VII, S.1ff, 1931 und nach
R.C.Thompson; Iras, S. 239, 1932)
Wo
heute der älteste Förderturm des iranischen Ölgebietes steht, in
Masdjad = Solaiman, hatten die früheren Achämeniden Teispes
(Tschishhish) und Kyros I. ihre Residenz, hoch oben am Berge auf
zyklopischem Mauerwerk. (Vgl.
R. Ghirshmann; Masjid-i-Solaiman-Rèsidence des premiers Achèmènides,
in Syria XXVII, S. 205-220, Paris 1950)
Bis
in diesen Teil des heutigen Bachtiaren-Gebirges waren 639 die Assyrer
vorgedrungen, nachdem Susa, die 2000-jährige Hauptstadt Elams in
ihre Hände gefallen war. Selbst der Lyderkönig Gyges im westlichen
Kleinasien sandte damals Tribut nach Ninive.
Assurbanipal,
ursprünglich zum Gelehrten erzogen, hatte den Ausgang des
Assyrerreiches mit einem Schein literarischer Kultur umwoben, der die
Zeiten überdauert hat und ihn selbst als den größten Förderer der
abendländischen Keilschriftforschung erscheinen lässt; nämlich
durch die riesige Bibliothek, die er aus Sammlerleidenschaft heraus
hat anlegen lassen. In seinem „Büchermuseum“ waren Abschriften
aller wichtigen Schriftdenkmäler der altorientalischen Welt
verwahrt, damit er – wie er berichtete – sie „ansehen und
immer wieder lesen“ könnte. Seit 1853/54 wurden bei Ausgrabungen
in Ninive noch ca. 10.000 Keiltäfelchen der Bibliothek Assurbanipals
aus dem Schutt geborgen. Sie begründeten den Aufschwung der
assyriologischen Wissenschaft. (H.
Schmökel; Ur, Assur und Babylon, S. 122, Sttgt. 1955)
Assurbanipals
gefährlichste Gegner waren im Nordosten die Meder, im Südosten die
Babylonier gewesen. Den Medern konnte Assurbanipal 653 durch ein
Bündnis mit den Skyten Herr werden, welche von Norden her nach
Medien eingefallen waren und sich dieses 28 Jahre lang zinspflichtig
gemacht hatten.
Als
aber im Jahre 625 der Mederkönig Kyaxares II. in Ekbatana – dem
heutigen Hamadàn an der großen Straße zwischen Teheran und Bagdad
– zur Macht kam, schuf er ein schlagkräftiges Heer aus medischen
Speerkämpfern, Bogenschützen und Reitern. So gerüstet entledigte
sich Kyaxares der Vorherrschaft der Skyten, nachdem er deren Anführer
bei einem Gelage hatte niedermetzeln lassen. Der nächste Schritt des
Mederkönigs war ein Bündnis mit dem Babylonier Nabupolassar aus dem
aramäischen Stamm der Chaldäer.
Diesem
war es schon 627 – bei Assubanipals Tod- gelungen, das assyrische
Joch abzuschütteln. (Vgl.
R. Borger; Mesopotamien in den Jahren 629-621 v. Chr.; in WZKM 1959,
S. 62-76 und besonders S. 62-63 und S. 76)
Mit
dem Babylonier im Bunde, eroberte Kyaxares 614 Assur; 602 fiel die
Haupstadt Ninive. Assyrien – unter den Verbündeten aufgeteilt –
verschwand unrühmlich aus der Geschichte. Zugleich war damit der
Grundstein für die neue Großmacht Medien gelegt.
Die
Perser unter Kyros I. und – seit etwa 600 – unter dessen Sohn und
Nachfolger Kambyses (Kambuzhia I.) wurden zu Vasallen der Meder;
desgleichen die Parther im Gebiet ostwärts des Kaspischen Meeres.
Damit war das Mederreich des Kyaxares sowohl im Westen, wie von Süden
her zum Nachbarn Chorasmiens im Ostiran geworden.
In
Babylon folgte im August 605 Nebukadnezar II. seinem Vater
Nabupolassar auf den Thron.
Phara
Necho II. von Ägypten hatte vergeblich versucht, den Sturz seines
assyrischen Verbündeten aufzuhalten; die Ägypter waren von
Nebukadnezar am Euphrat vernichtend geschlagen worden. Damit fiel
auch Syrien-Palästina in den Machtbereich der Babylonier. Die Bibel
berichtet davon in knappen Worten:
„Fünfundzwanzig
Jahre war Jojakim alt, als er König von Juda war...
und elf Jahre
regierte er in Jerusalem.
Er tat, was Gott
missfiel, ganz wie seine Väter getan hatten.
In seinen Tagen
zog Nebukadnezar, König von Babel, herauf.“
(Buch der Könige,
23, 24-34/1)
Das
war im Jahre 601. Jojakim wurde ihm drei Jahre Untertan, dann fiel er
wieder von ihm ab. Durch diesen Abfall beschwor Judas König
bedrohliche Schatten über das heilige Land herauf. Noch ehe die
Babylonier abermals vor Jerusalem erschienen, starb Jojakim am 9.
Dezember 598. Die inständigen Mahnungen, die der Prophet Jeremia
seit dreißig Jahren an das Volk Israel und seinen König in Juda
gerichtet hatte, waren unbeachtet geblieben.
„Am 16. März
des Jahres 597 fiel Jerusalem in die Hand Nebukadnezars; eine erste
Verschleppung führender Juden in die babylonische Gefangenschaft war
die Folge.“ (Nach den zwei 1956 veröffentlichten neubabylonischen
Chroniken des britischen Museums; vgl. Tadmor, Chronologye of the
last kings of Judah; INES 1956, S. 226-230 und M. Noth, „Die
Einnahme Jerusalems im Jahre 597 v. Chr., ZDPV 74, S. 133-157 und
besonders S. 138 v. 1958)
Unterdessen
war im fernen Baktrien Zarathustra zum Propheten heran gereift. (Die
Seiten 36-38 aus „Zarathustra“, W. Hinz, Sttgt. 1961)
Aus
der Überlieferung der Parsen wissen wir, dass Zarathustra ungefähr
dreißig Jahre alt war, als er zum Propheten berufen wurde und ihm in
einer Vision ein Engel erschien, der ihn über das Reich Gottes
belehrte. Da solche Visionen von den meisten Menschen als
Halluzination erklärt werden, welche durch langes Fasten und in sich
Versenken das Unterbewusstsein überreizen, möchten wir darauf
hinweisen, dass derartigen Offenbarungen eine gewisse Gesetzmäßigkeit
unterliegt, die mit Halluzination alleine nicht erklärt werden kann.
Denn alle Propheten des alten Bundes und auch Mohamed hatten Visionen
und Gesichte, die letzthin Geschichte gemacht und diese
vorangetrieben hat. Die Welt weiß heute gar nicht, wie notwendig sie
einer neuen Offenbarung bedarf, da doch die Ersatzmessianismen sie
nur noch tiefer in Finsternis verstrickt und erlösungsbedürftiger
gemacht haben. Wobei festgestellt werden muss, dass nicht nur die
Propheten alleine um die Entstehung von Offenbarungen wissen, sondern
auch die Götzenanbeter. In allen Völkern war ein Bewusstsein
vorhanden, wie man Offenbarungen durch Opfer bewirkt, um eine
Verständigung zwischen Diesseits und Jenseits herzustellen, doch zum
Schaden der Menschenseele.
„Immer liegt die
Entscheidung, für wen sich der Anbetende an solchen Stätten öffnet,
bei ihm selbst. Nur von ihm hängt es ab, ob er den Eingebungen der
göttlichen Welt Gehör schenkt, oder den Einflüsterungen des
Widersachers.
Freilich ist das
Wissen um diese Zusammenhänge der heutigen Menschheit fast ganz
verloren gegangen.“
(Aus „Zarathustra“
von W. Hinz, S. 48)
Damit
wären wir auch wieder bei den aktuellen Schriften und Büchern
angelangt, wie sie u. a. auch im esoterischen Bereich angesiedelt
sind. Wobei auch hier immer wieder Beurteilungen von außen
eingebracht werden, welche von „Hirngespinsten“ bis hin zu
„völlig verrückt“ reichen. Für uns aber genau der o. g.
Gesetzmäßigkeit von notwendigen Offenbarungen unterliegen. Es gab
und gibt immer Menschen, welche die „Gabe“ und Fähigkeit
besitzen, Offenbarungen zu empfangen. Der Schreiber dieses Buches
selbst konnte und durfte solche Erfahrungen machen. Darüber
existieren nachweisbare Fakten in den verschiedensten Tageszeitungen
früherer Jahre, wie auch noch vereinzelte Schriften; aber auch die
Erfahrungen mit einem Medium, welches nicht einmal derselben
Landessprache wie der Schreiber mächtig ist und deshalb eines
Dolmetschers bedurfte.
Dann
gilt auch für alle Propheten, was schon von den Propheten Israels
bezeugt worden ist; nämlich, dass das Geschaute und Gehörte nie im
Sinne der geistigen Wesenheit des Propheten und seiner ihn umgebenden
Welt erkannt werden kann, sondern nur Inspirationen sind, deren
Deutung die Propheten selbst begehrten und bestenfalls bei
entsprechendem Glauben im Befolgen der Inspirationen, Prophezeiungen
zu eigener Erkenntnis führen.
Darum
haben alle prophetischen Aussagen neben dem Jedermann Verständlichen
auch Unverständliches und Verborgenes. Der Grund dafür ist, dass
die Propheten nicht für sich, sondern für ein „Zukünftiges“
weissagen, welches die Erkenntnis der Prophetie hervor bringen wird.
„Denn er hat ein
Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz gestellt in Israel, die
er unseren Vätern geboten hat, um sie ihren Söhnen kund zu tun;
damit sie kennen das künftige Geschlecht, die Söhne, die geboren
werden sollten und sie aufständen und sie ihren Söhnen erzählten.“
(Psalm 28/5-6)
Und
frohlockend verkündet Petrus das Ende des Glaubens, die Errettung
der Seelen:
„Über welche
Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade
gegen euch geweissagt haben, forschend, auf welche Weise oder
welcherlei Zeit der Geist Christe, der in ihnen war, hindeutete, als
er von den Leiden, die auf Christum kommen sollten und von den
Herrlichkeiten danach, zuvor zeugte; welchen es geoffenbart wurde,
dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge
bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche
euch das Evangelium gepredigt haben, durch den vom Himmel gesandten
Heiligen Geist, in welche Dinge Engel hinein zu schauen begehrten.“
(1.Petrus 1/10-12)
Und
ohne zu zögern verkündet der Schreiber des Hebräerbriefes:
„Denn nicht
Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir
reden.“ (Hebräer 2/5)
Prophetie
liegt zwischen Offenbarung und Erkenntnis, ist also ein
Zwischenzustand, worin jedem gegeben ist, mit Gott nach seinem Sinn
zu tun, damit ihm die Offenbarung zur Erkenntnis offenbar werde, oder
nicht. Das heißt: Gott in Gerechtigkeit nahen, durch Gehorsam, oder
als Buhle oder Dirne, um Gott auszuforschen.
Wer
buhlt, deutet das prophetische Wort, weil buhlen macht „zu
sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses“.
Bis
zur Aufdeckung dieser Buhlerei werden die Buhlen und Dirnen für
Auserwählte Gottes angesehen; und sie sind die Engel und Gewalten,
denen der Erdkreis wegen ihres Vorwitzes unterworfen worden war, aber
nicht in Erkenntnis. Darum sagt Jesus: „Alle,
die vor mir kommen, sind Diebe und Räuber.“
Man
ist Dieb oder Räuber, wenn man, ohne geglaubt zu haben weiß, was
man erst wissen kann, wenn man geglaubt hat, was man nicht weiß.
Darum
war und ist der Gläubige zunächst unfähig zu tun, was den
Ungläubigen fähig macht.
Wir
sind also der Meinung, dass die Bedeutung des Unglaubens nicht
einfach darin besteht, das göttliche Wort abzulehnen, sondern dass
dieses Wort von den Ungläubigen dazu verwandt wird, sich Gott gleich
zu machen. Denn wenn sie sich Gott gleichmachen, scheinen sie wie
Götter, ausgestattet mit göttlichen Kräften des Allmächtigen und
sind es doch nicht, weil Gott sich nicht gleichmachen lässt.
Wenn
sie also ihrerseits wie Götter, wie Heilande und wie Errettende
erscheinen, aber nicht heilen und erretten können, dann wächst der
Unglaube im Volke gegenüber demjenigen, den sie verkünden. Selbst
bekennende Atheisten glauben bekennen und verkünden zu müssen, dass
sie „Nichts“ glauben, was aber auch nicht zu besseren
Erkenntnissen führte und führt.
Und
ihretwegen wird Gott gelästert, schreibt Paulus. (Römer
2/24)
Und
darüber klagend und leidend hören wir den ersten Gesang der Gesänge
Zarathustras:
„Euch klagt des
Stieres Seele:
Für wen habt ihr
mich gestaltet?
Wer hat mich
geschaffen?
Mich knebeln
Mordrausch und Gewalt, Grausamkeit und Misshandlung und Rohheit...
Hab ich doch
keinen Hirten außer euch...
So weißt mir
gutes Hirtentum zu!“
(Yasna 29/1)
Hirtentum
nach göttlichem oder menschlichem Recht, dies ist hier die Frage,
deren Beantwortung der Prophet auf seine Weise preisgibt:
„So spricht der
Stier:
die hier im hohen
Rate wüssten eben nicht,
wie auf Erden die
Mächtigen gegen die Hilflosen vorgehen.“
„Von den
Seienden ist der Kraftvollste der,
auf dessen Ruf ich
komme (das Asha = das göttliche Recht) zu seiner Stütze.“ (Yasna
29/3)
Es
gibt also einen Helfer, doch kommt dessen Hilfe nicht aus einer mit
Sinnen wahrnehmbaren Macht, sondern aus äußerlich machtloser
Stellung:
„...ist doch dem
Rechtlebenden, dem Heger
mitten unter
Lügenknechten keine Lebensentfaltung vergönnt.
Da kündete Er
selbst, der Allmächtige Herr (Ahura Mazdà), in seinem Gemüte wohl
wissend um die Schicksalsfügungen: gar kein Meister, kein Richtender
ist zuhanden und dies Kraft göttlichen Rechts.
Denn dich hat der
Gestalter für Heger und Hirten geschaffen.“ (Yasna 29/5-6)
Doch
alles kommt darauf an, dass der Heger und Hirte in gutem Sinne seine
Herrschaft verwirklicht. Darum heißt es weiter:
„Dieser ward mir
erfunden, der als einziger auf unsere Unterweisung horchte:
Zarathustra
Spitàma...
Er will, Allweiser
und dem göttlichen Recht Preislieder singen;
Darum lasset uns
ihm Süße der Rede verleihen!“
(Yasna 29/8)
Doch
da klagt des Stieres Seele:
„So muss ich
mich begnügen mit einem machtlos Waltenden,
mit der Stimme
eines einflusslosen Mannes,
der ich doch einen
aus Stärke Herrschenden ersehne![…]
Wann wird dereinst
Jener sein, der ihm handfeste Hilfe leistet?[…]“
(Yasna 29/9)
Ja, wann wird
dereinst Jener sein, der dem Gerechten – von dem hier die Rede ist
– Hilfe verschafft?
Bis dies möglich
ist, muss die irdische Macht bei jenen sein und bleiben, die nicht
auf die rechte Ordnung Gottes bauen, die Nebenbuhler der göttlichen
Gerechtigkeit, die Ungläubigen und Vorauseilenden, die Diebe und
Mörder, die vor „ihm“ gekommen sind“
Wann wird dereinst
Jener sein?
Dies
ist der Hinweis auf die Zukunft, wovon und worüber die Propheten
prophezeiten, auf ein Geschlecht hindeutend, welches nach ihnen
kommen wird.
So
erhofft auch der Prophet Zarathustra künftig Heilsbringer,
„die mit gutem
Sinn sich mühen um die Erfüllung Deiner Verkündigung, Allweiser,
durch Werke aus
der rechten Ordnung. Sind sie doch berufen, den Mordrausch
niederzuwerfen!“ (Yasna 48/12)
Mit
diesen wenigen Versen hat Zarathustra eine Welt eingefangen und eine
Geschehnisfolge zusammen gepresst und verdichtet, welche die Frage
nach dem Sinn der Schöpfung, ihre Entwicklung und Lösung beinhalten
und auch beantworten.
Die
Beantwortung erweist ihn als einen wahren Propheten, der wider die
Götterwelt seiner Gegenwart aufgetreten ist und mit Sicherheit auch
gegen den –zu seiner Zeit üblichen Mithraskult– gepredigt hat.
Die Folge dessen ist, dass man bis heute noch kein Mithrasheiligtum
in Persien hat finden können, während sie in den umliegenden
Ländern sehr zahlreich vorgefunden worden sind.
Zarathustra
hat wohl zu deutlich erkannt, dass mit dem Mithraskult die
Götzenpriester und Fürsten eine gefährliche Macht über ihre
Untertanen bekamen, um ihre Gier nach Reichtum zu stillen. Denn unter
dem Vorwand des Mithrasdienstes hat man den Bauern Herden und Höfe
abgenommen und sich so großes Vermögen verschafft. Auch darüber
klagt Zarathustra:
„Wann,
Allweiser, werden vom Taumel weg die Mannen wieder geziemend zum
Opfer antreten?
Wann schleuderst
Du diese Rauschtrank-Jauche zu Boden, mit der ihnen auf arge Weise
speiübel machen die Pfaffen
Sowie die
willentlich schlechten Herrscher der Lande?“
(Yasna 48/10)
Der
Prophet kämpft für den rechten Glauben, ohne Rücksicht auf seine
eigene Person und zieht sich so nicht nur Ablehnung, sondern auch
Verfolgung zu. Darum blieb Zarathustra nichts anderes übrig, als die
Flucht in die Fremde. Mit einiger Sicherheit ist anzunehmen, dass des
Propheten Flucht von Baktrien nach Chorasmien in das Jahr 590 v. Chr.
fällt.
„In welcher
Gegend, mich zu bergen – wohin, um mich zu bergen, soll ich gehen?
Fern von Adel und
Priesterschaft hält man mich.
Nicht stellen mich
zufrieden die Landgemeinen, um die ich mich mühe,
noch gar des
Landes lügenknechtische Gewalthaber.
Wie soll ich da
nur dich, Allweiser Herr zufrieden stellen?“ (Yasna 46/1)
Aber
obwohl Zarathustra weiß, dass seine Machtlosigkeit auf seinen
geringen Viehbesitz und seine wenigen Mannen zurück zu führen ist,
vertraut er doch mehr auf die Macht Gottes und bittet den Herrn:
„Lehre Du mich,
durch göttliches Recht, den guten Sinn zu besitzen.“ (Yasna 46/2)
Zirka
zwei Jahre nach seiner Flucht, kam es im Jahre 588 zu jenem großen
geschichtlichen Ereignis, dass der Ausbreitung des neuen Glaubens
voraus gegangen ist: König Vishtàspa und sein Hof traten der neuen
Religion bei!
„Ein Jahr
später, am 29. Juli 587 fiel Jerusalem zum zweiten Male und dieses
Mal auf lange Sicht, in die Hände der Babylonier. Das Gottesvolk der
Juden trat den Weg in die Gefangenschaft an. Der Prophet Jeremia
wurde nach Ägypten verschlagen. Während Trauer sich auf Israel
senkte, ging im fernen Ostiran neue Hoffnung auf. Der Glaube an den
einen Gott war hinfort nicht allein den Juden anvertraut.“ (W.
Hinz, „Zarathustra“, Seite 81)
Diese
Meinung ist zwar etwas zu großzügig, birgt aber auch viel Wahres,
was den Propheten betrifft. Doch von einer Anvertrauung des Glaubens
an das persische Volk kann keine Rede sein. Sollte Gott seine
Erwählung bereuen?
(1.Sam. 15/29)
Zarathustras
Vorstellungen von der Zeugung der Welt durch das Wort Gottes weisen
ihn als einen – dem Gott Israels – Nahestehenden aus, dem darüber
aber noch keine Erkenntnis gegeben war
„Seit Du
Allweiser, erstmals durch Dein Sinnen unserthalben Welten schufst,
Wesenheiten und
Willensregungen,
seit Du den Lebensodem stofflich machtest, seit Werke Du und
Verkündigungen stiftest, damit wer will seine Überzeugung hege,
seitdem erhebt
seine Stimme der Übelredende genauso wie der Rechtredende.
Der Verständige,
wie auch der Unverständige,
so wie Herz und
Sinn es eingeben.
Erinnerung
(Andacht) die Runde machend, berät sich mit dem Geiste, wo immer sie
im Zweifel ist.“ (Yasna 31/11-12)
Dies
schließt mit ein, dass Zarathustra sich darüber im Klaren war,
dass, griffe Gott in das Geschehen auf Erden ein, das Böse sogleich
mit dem Guten besiegt sei.
Damit
wäre aber die Eigenverantwortlichkeit des Menschen aufgehoben und
mit ihr die entsprechende Bewusstseinsbildung, sei sie im guten oder
im bösen Sinne. Denn die Hinwendung zum Guten, kann nicht allein mit
der Willensfreiheit, sondern muss auch mit dem Herzen entschieden
werden. Damit der freie Wille sich bilde durch Glauben (dies ist
Wissen ohne Bewusstsein, oder Unterbewusstsein ist gleich
Gottesglauben) an das Gedächtnis, das Gott gestiftet hat denen, die
zum Glauben berufen sind. Entsprechend erfahren und erkennen das
Recht und die Gerechtigkeit Gottes, sowie deren Wirksamkeit auf Erden
nur „die“, die sich zuerst selbst richten im Glauben.
„Wie ihnen
gemäß, wird die Gesetze des diesseitigen Daseins der Richtende
verwirklichen durch gerechtestes Handeln gegenüber dem Lügenknecht
wie gegenüber dem Rechtgläubigen,
wie auch dem
gegenüber, bei dem sich Übel und Rechtes vermengen.“ (Yasna 33/1)
„Wir aber
möchten die sein, die dieses Dasein hier herrlich gestalten!
Allweiser, und ihr
Himmelsfürsten all, herbei!
Eure Bündnisse
bringend – und du, göttliches Recht!
Auf dass die
Gedanken dort vereint seien, wo Erkenntnis ihr Paargenosse sein wird.
Denn dann wird es
dadurch zum Einsturz der Sphäre der Lüge kommen,
indes sich die
geschwindesten Renner anschirren
-hin zum Paradies
des guten Sinnes,
des Allweisen und
des göttlichen Rechts-
jene, die solches
verdienen in gutem Ruf.“ (Yasna 30/9-10)
Am
Ende gibt es also eine klare Unterscheidung und diese ist auch das
Endgericht. Darum ist es auch keine Vernichtung nach dem, was der
Mensch unter Vernichtung versteht, sondern eine Verklärung, worin
der Geist des Übels aufgedeckt, erkannt und mithin „vernichtet“
ist.
„Habe ich doch
als den Heiligen dich erkannt, Allweiser Herr,
als ich dich
erschaute bei der Zeugung des Daseins, anfangs,
als Werke und
Worte Du folgenträchtig machtest:
böse Vergeltung
dem Bösen, gute Vergeltung dem Guten,
durch Deine
Meisterschaft am letzten Wendepunkt des Schöpfungslaufes,
an welchem
Wendepunkt Du Dich mit deinem Heiligen Geist einfinden wirst,
Allweiser, mit dem
Reich, dort mit dem guten Sinn auch,
durch dessen Werke
nach göttlichem Recht die Wesen gefördert werden.
Ihnen wird
Erinnerung (Andacht) die Richtersprüche verkünden Deines
Ratschlusses,
denn Niemand
beirren kann. (Yasna 43/5-6)
Wir
haben Andacht mit Erinnerung übersetzt, weil wir erkannt haben, dass
damit dem Werke Zarathustras ein besseres Verständnis entgegen kommt
und weil wir wissen, dass die Erinnerung am Ende den segnen und den
verfluchen wird, je nach dem guten oder bösen Sinn, den er in seinem
Innersten gehegt hat mit Gott.
Nun
versuchen wir, dem Leser eine gedrängte Zusammenstellung der
Lobgesänge Zarathustras mit vergleichbaren Bibelstellen zu
vermitteln, wobei wir uns bei „Zarathustra“ der Übersetzung des
gleichnamigen Buches von Walter Hinz bedienen. Ferner sei noch darauf
hingewiesen, dass wir den Versen der Lobgesänge, nach unserem Sinn
einige geringfügige Änderungen in der Reihenfolge gegeben haben und
das Wort Andacht mit Erinnerung oder Gedächtnis übersetzen.
Von
Anfang an ist auch bei Zarathustra der Abfall Satans entscheidend für
Auf- oder Abstieg der Menschheit. Nun kann sich aber ein Abfall rein
äußerlich nicht als Abstieg erweisen, da sonst die Welt weder
verführt, noch dem Satan irgendeine Position in ihr zugestanden
worden wäre. Also ist der Abfall Satans gleich einem Aufstieg der
Welt in das Bewusstsein des Menschen gedrungen und von daher
scheinbar nachahmenswert, denn wer träumt nicht vom Aufstieg? Dieses
Weltbewusstsein ist das obere, durch Glanz, Herrlichkeit und Macht
ausgewiesen, so dass folglich das Bewusstsein Gottes den unteren Rand
im Gedächtnis der Menschen einnehmen muss und damit jede Erinnerung
an Gott nicht in die Höhe und zum Aufstieg in dieser Welt, sondern
in ihre Tiefe führt.
„Als aber die
beiden Geister aufeinander trafen,
da stifteten sie
erstmals Leben und Tod,
und dass am Ende
bösestes Dasein harrt der Lügenknechte-
des Rechtgläubigen
aber der beste Sinn.“
(Yasna 30/4)
„Leben und Tod
habe ich dir vor Augen gestellt,
Segen und Fluch;
so erwähle denn
das Leben...
indem du Jahwe
deinen Gott liebst.“
(5.Mos. 30/19-20)
Weil
Gottes Bewusstsein im Nachsehen – nicht als vorhersehend –
fassbar ist, klagt des Stieres Seele:
„Da hub des
Stieres Seele zu klagen an:
So muss ich mich
begnügen mit einem machtlos Waltenden,
mit der Stimme
eines einflusslosen Mannes (Zarathustra), der ich doch einen aus der
Stärke Herrschenden ersehne!...
Wann wird dereinst
Jener sein, der ihm handfeste Hilfe leistet?“
(Yasna 29/9)
„Unter dreien
erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten:
unter einem
Knechte, wenn er König wird...“
(Sprüche 30/21)
Da
dies durch und mit den Offenbarungen Gottes nur geschehen kann, was
Gott aber nicht will, sondern das Besondere und Notwendige ist, muss
darauf noch ein wenig näher eingegangen werden. Zunächst aber noch
einmal Zarathustra:
„Ihm (dem Rind)
durch das göttliche Recht ward zu Antwort:
Es gibt für das
Rind keinen Harm abwehrenden Helfer...
(Stierseele) Die
wissen eben nicht, wie die Hochmögenden mit den Niederen verfahren!
(Das göttliche
Recht Asha) Von den Seienden ist der kraftvollste der,
auf dessen Rufe
ich komme zu seiner Stütze..“.
(Yasna 29/3)
„Denn die Zeit
ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes;
wenn aber zuerst
bei uns,
was wird das Ende
derer sein,
die dem Evangelium
Gottes nicht gehorchen?
Und wenn der
Gerechte mit Not errettet wird,
wo will der
Gottlose und Sünder erscheinen?“
(1.Petr. 4/17-18)
Und
Paulus schreibt im Brief an die Römer zum gleichen Thema:
„Denn die
Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen
(nicht mit Willen,
sondern um des Willen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung,
dass auch selbst
die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des
Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“
(Römer 8/20-21)
Das
Mittel zum Abfall von Gott und dessen Aufstieg bei Menschen, wie auch
die Umkehr zu Gott ist dasselbe: Die Wahrheit Gottes. Darum trachten
auch die Abfallenden nach ihr, um sich mit ihr als Vorwand der Herde
zu bemächtigen. Wer den Heuchlern huldigt, mit denen teilen sie den
Raub.
„Es lehrt mich
verkünden Besinnlichkeit, die beste:
nicht sei man
gegen die vielen Lügenknechte liebedienerisch!
Denn diese stellen
alle Argen als Rechtgläubige hin...“
(Yasna 43/15)
„Durch solche
Herrschaft werden sie den Schatzort zwar im Hause des bösesten
Sinnes erlangen,
die Verderber des
Daseins.“
(Yasna 32/13)
Mit
dem Schatzort dürfte der Lohn der Ungerechtigkeit gemeint sein, den
die Ungerechten durch die Einnahme des Heiligtums erhalten. (
s. h. Röm. 6/23 und 2. Petr. 2/13)
„Gott! Die
Nationen sind in dein Heiligtum und in dein Erbteil gekommen,
haben deinen
Tempel verunreinigt,
haben Jerusalem zu
Trümmerhaufen gemacht.“
(Psalm 79/1)
Das
geoffenbarte Wort bewirkt darum zunächst nicht Einung, sondern
Teilung Gottes bei den Menschen und folglich eine Erstgeburt durch
diejenigen, welche Gott in Ungerechtigkeit besitzen. Entsprechend ist
Gott in Gerechtigkeit besitzen dann auch Ohnmacht und Schwäche bei
den Seinen. (Römer
1/18)
Wir
erinnern an die neunte Strophe von Yasna
29,
worin sich der Prophet selbst als machtlos Waltenden, als Mann ohne
Einfluss weiß. Die gleiche Machtlosigkeit spiegelt sich im Bild vom
Trümmerhaufen Jerusalem wider.
Hieraus
allein ist zwar noch nicht die Notwendigkeit solcher Geschehnisse
ersichtlich, aber bei Gott ist das Vorausgehende die Grundlage,
wodurch sein Geist sprechen kann, wozu man aber Ohren braucht, um zu
hören. Hören wird, wer in der Verdrehung der Machtverhältnisse
Gottes Gott treu geblieben ist:
„Denn durch
diesen Heiligen Geist, Allweiser Herr,
verhießest Du ja
dem Rechtgläubigen die erdenklich besten Güter,
die wider Dein
Gefallen auch dem Lügenknecht zugute kommen,
der durch seine
Taten, vom bösen Sinne her west.“
(Yasna 47/5)
Es
kommen Gottes Offenbarungen zuerst dem Lügenknechte zugute, weil er
das Heiligtum, die Pforte des Menschen besitzt.
Die
Besitzer trachten darum – um sich das Heiligtum zu erhalten –
nach den lebendigen Kindern Gottes, ihr Zeugnis an sich reißend.
„...und welche
mit ihren Zähnen beißen und Frieden rufen;
und wer ihnen
nichts ins Maul gibt,
wider den heiligen
sie den Krieg.“
(Micha 3/5)
Alle
Güter aber, die sie an sich reißen konnten, schufen durch
Verdrehung in ihrem Munde eine verkehrte Welt, durch welche sie nun
selbst, nach und nach als solche offensichtlich werden, die nicht
wissen, was sie reden und nicht kennen, was sie tun. Darum verstehen
sie auch nicht, warum diese – ihre eigene –Welt gegen sie
aufzustehen beginnt. Hier verweist Zarathustra auf die Erinnerung,
durch welche die Richtersprüche Gottes verkündet werden, was in der
Bibel darin gipfelt, dass Gott sagt: „Mein
ist die Rache, “ und
„weil ihr eure Sünden
in Erinnerung bringt!“
Gott
erkennen bei Gnade und Gericht, in rechter Ordnung, darauf kommt es
an:
„denn nur das
ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott erkennen
und den er gesandt hat.“ (Joh. 17/3 )
Durch
Handeln im guten, wie im bösen Sinn unter dem Gedächtnis Gottes,
kommt die Erinnerung leibhaftig als Entscheidung. Die Werke des üblen
Sinnes bringen die im guten Sinne Wirkenden in die Taufe des Feuers,
woraus jene unversehrt hervorgehen, aber das Feuer auf die
Übelwirkenden zurück fällt. (Hesek.
21/28)
Dazu
Zarathustra:
„Was für ein
Gericht Du halten wirst durch den Geist und mit Feuer,
und welches Du
gemäß göttlichem Recht beiden Lagern verheißen hast,
Welches
eine Richtschnur ist den Verantwortungsbewussten-,
das
tu, Allweiser, uns einzuweihen kund
Mit
Deines Mundes Zunge, auf dass ich alle Lebenden zur Umkehr bewegen
möge!“
(Yasna
31/3)
„Und
wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und
von Gericht.“
(Joh.
16/8)
„Denn Er, der
heilige Gott, wacht ja nach der rechten Ordnung für alle über ihre
Hinterlassenschaft, durch den heiligen Geist, der ein Daseinsheiler,
ein Getreuer ist, o Allweiser.“ (Yasna 42/2)
„Wer darum
künftig Dämonen und Sterbliche verleugnet, die ihn verleugnen,
statt dass sie ihn anhangen, dem wird des Heilbringers, des Hausherrn
heilige Wesenheit zum Getreuen, zum Bruder und Vater, o Allweiser
Herr!“ (Yasna 45/1)
Ziel
des Erdenlebens ist, das Reich Gottes, dessen Wesenheit aus der
unterschiedlichen Annahme des Wortes Gottes wächst, wozu der
Ungerechte mit der Wahrheit ein Recht bekommt, sein Reich der Lüge
zu bauen. Denn ohne das Reich der Lüge, ist auch das Reich der
Wahrheit nicht konkret erfassbar.
„Wir aber
möchten die sein, die dieses Dasein hier herrlich gestalten!
Allweiser, und ihr Himmelsfürsten all, herbei! - Eure Bündnisse
bringende – und du, göttliches Recht! Auf dass die Gedanken dort
vereint seien, wo Erkenntnis ihr Paargenosse sein wird.“ (Yasna
30/9)
„O Allweiser, so
tu mir kund die besten Worte und Werke! Dies tu durch guten Sinn und
nach göttlichem Recht, als Frucht meines Lobpreises! Durch Euer
Reich, Herr gestalte nach deinem Willen wahrhaft herrlich Du das
Dasein!“ (Yasna 34/15)
(Gemeinde): „Ihn
mögest du uns, zusammen mit dem guten Sinn, geneigt zu machen
trachten, Ihn, der uns nach Gutdünken Heil und Unheil bereitet. Der
Allweise möge durch das Reich uns in Wirkungsmacht versetzen, Herr,
Um die Unsren – Herden und Mannen – zum Gedeihen zu bringen
Vermöge der Einmütigkeit des guten Sinnes mit der rechten
Ordnung.“(Yasna 45/9)
Die
Erkenntnis des Reiches nach dem guten Sinn ist ein neuer Bund, dem
alle die beitreten werden, die nach dem guten Sinn leben wollen. Und
wenn die Ungerechten schon mittelbar am Leben teilhaben konnten, wie
erst die Gerechten unmittelbar!
All
dies vollzieht sich im Erkennen, nach und nach, warum Zweifel und
Unsicherheit den Propheten plagen, wenn es um die richtige
Beurteilung der Lügenknechte und der Rechtgläubigen geht, weil auch
der Lügenknecht durch Gott lebt.
Erinnern
wir uns nochmals der Worte des Propheten:
„Verhießest Du
ja dem Rechtgläubigen die erdenklich besten Güter, die wider Dein
Gefallen auch dem Lügenknechte zugute kommen.“ (Yasna 47/5)
Und
weiter fragt der Seher den Herrn:
„Dies frage ich
Dich, recht tu es mir kund, Herr!
Von denen, mit
denen ich mich bespreche, welcher von beiden ist der Arge:
der Rechtgläubige
oder der Lügenknecht?
Ob jener etwa der
Arge ist – oder nicht vielmehr der, welcher als Lügenknecht sich
Deinen Heilstaten widersetzt?
Soll etwa nicht
dieser, sondern jener für den Argen gelten?“ (Yasna 44/12)
Die
Schwierigkeit einer solchen Unterscheidung kann doch nur daran
liegen, dass der Lügenknecht die Wahrheit in den Mund nimmt, um als
wahrhaftig zu gelten. Ihnen, den Sicheren, ruft der Prophet Jesajas
zu:
„Bringet euer
Rechtssache vor, spricht Jahwe;
bringet eure
Beweisgründe herbei, spricht der König Jakobs.
Sie mögen
herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird:
das zunächst
Kommende, was es sein wird,
verkündet, damit
wir es zu Herzen nehmen und dessen Ausgang wissen;
oder lasst uns das
Künftige hören, verkündet das späterhin Kommende, damit wir
erkennen, dass ihr Götter seid!
Ja, tut Gutes oder
tut Böses, damit wir uns gegenseitig anblicken und miteinander es
sehen.“ (Jes. 41/21-23)
Dieser
geistige Entwicklungsprozess ist überschattet vom notwendigen Übel,
das Gott um der Gnade und des gerechten Gerichtes willen in rechter
Ordnung zulassen muss. Auch kann er dem Übel nicht sofort den Garaus
machen, weil sein Gericht über die Übeltäter – also alle, die
seinen Namen missbräuchlich führen und gebrauchen – auch die
ihnen unterworfenen Gerechten schlägt. Ja, gerade und vor allem
diese, weil des Ungerechten Wesenheit das Gericht von sich weist und
auf den legt, dem es gar nicht gilt. Wenn also Gott die Ungerechten
schlägt, dann trifft er auch die Gerechten, was in der Welt der
Ungerechtigkeit auch vollkommen in Ordnung ist, da in ihr der
Gerechte schuldig sein muss. (
s. h. Hiob 9/29)
So
ist denn Gott gebunden, kann die Ungerechtigkeit nicht vernichten, um
nicht den Seinen den Garaus zu machen, ehe sie seinen Sinn erkannt
haben.
Erst
in der Erkenntnis seines Sinnes hat Gott freie Hand zum jüngsten –
also letzten Gericht -. Deshalb richtet Zarathustra sich an Ahura
Mazda und fragt:
„Wann erfahre
ich, ob Ihr frei Hand habt gegenüber jedwedem, Allweiser, nach
göttlichem Recht, von dem mir Gefahr droht?“ (Yasna 48/9)
„Welches ist
Eure Macht, was Euer Vermögen einzugreifen, Allweiser, um – sollt
ich selbst schlafen – nach göttlichem Recht durch guten Sinn zu
schirmen Euren Knecht?“ (Yasna 34/5)
„Solltest Du
frei Hand haben, gemeinsam mit dem göttlichen Recht schirmend
einzugreifen, wenn die beiden feindlichen Herrschaften aufeinander
prallen...
Gemäß jenen
Geboten, die auch Du selbst, Allweiser, einhältst:wohin, welchem
von diesen beiden wirst Du den Sieg schenken?“ (Yasna 44/15
Gott
hat dann freie Hand, wenn die Wahrheit durch die Lüge nicht mehr
gebunden sein wird und wirklich wahr geworden ist, was Paulus
geschrieben hat:
„Wo aber der
Geist des Herrn ist, ist Freiheit.“ (2. Kor. 3/17)
Wo
der Geist des Herrn ist, da beginnt die Wendung des Schöpfungslaufes,
die letzte Wendung aller Geschehnisse:
„...ein Tag an
dem es nicht Tag und Nacht ist
und es wird
geschehen des Abends, da wird das Licht sein.“ (Sacharja 14/7)
In
der letzten Wendung ist Gott selbst!
„Habe ich doch
als den Heiligen Dich erkannt, Allweiser Herr,
als ich Dich
erschaute bei der Zeugung des Daseins, anfangs,
als Werke und
Worte Du folgenträchtig machtest:
Böse Vergeltung
dem Bösen, gute Vergeltung dem Guten,
durch Deine
Meisterschaft am letzten Wendepunkt des Schöpfungslaufes,
an welchem
Wendepunkt Du Dich mit Deinem Heiligen Geist einfinden wirst,
Allweiser, mit dem Reich.“ (Yasna 43/5-6)
„Und ich weiß,
dass mein Erlöser lebt und als der letzte wird er auf der Erde
stehen.“ (Hiob 19/25)
„Ich bin der
Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe,
ich bin lebendig von Ewigkeit und habe den Schlüssel des Todes und
des Hades.“ (Off. 1/17-18)
Das
Erscheinen des Geistes ist der eigentliche Beginn des göttlichen
Gerichts, welches nicht als Gericht im Sinne der Menschen vernichtet
und errettet, sondern als Scheidung der Geister, Erklärung und
Verklärung des Geistes, sowohl jenes, der die Verdammnis, als auch
dessen, der die Gnade gewirkt hat.
Was
die Beschreibung dieses Prozesses anbelangt, verweisen wir die
geneigten und interessierten Leser auf weitere Strophen der Yasna,
sowie die entsprechenden Bibelstellen und zwar:
Yasna 48/1ff;Yasna
51/1ff; Joh. 17/17; 5. Mos.
28/6;, Off. 22/1; Sprüche 1/5, 8/9, 14/6 u. 19/25; Joh. 8/44; Psalm
36/2; Jeres. 23/26
undSprüche 2/3-4)
Damit
wollen wir das Kapitel der vergleichenden Gegenüberstellungen von
Bibeltexten und Zarathustras Yasna beenden und uns der weiteren
Geschichtsentwicklung zu wenden.
Die
Geschichte Griechenlands und Roms
Die
geschichtliche Entwicklung des vorderen Orients war nicht von
vornherein von menschlichem Willen bestimmt, sondern von dem Rück-
und Sündenfall – Notlösungen erzwingend – wie er im Turmbau zu
Babel symbolisiert ist: „Damit
wir nicht zerstreut werden.“ (1. Mose 11/4)
Abfall
von Gott bewirkt Zerstreuung, welche sich selbständig als Geschichte
ein Notleben schafft und bereitet, wodurch alle Völker in einen
Zustand geraten, aus dem heraus sie eine Erlösung begehren.
Dass
die Lösung bei Gott und nicht bei den Menschen liegt, ist der
geheime Grund aller Ansammlungen von Völkern und Stämmen und ihres
Gotteskultes. Dort, wo göttliche Elemente in irgendeiner Form
erinnernd vorhanden sind, zentralisiert sich Kultur und menschliche
Gesellschaft, die wiederum umliegende Völker an sich zieht.
Darum
sind auch die göttlichen Elemente der Griechenwelt der eigentliche
Anlass zur hellenistischen Kultur, eigentlicher und geheimer Genius
in diesem Volk. Der zeussche Anspruch, erster und höchster Gott zu
sein, wirkt aber gleichzeitig als Zorn wider diejenigen, welche
ähnliche oder gleiche Ansprüche stellen.
Die
Rivalität der Götterwelt wirkt als Zorn Gottes von Volk zu Volk und
von Geschlecht zu Geschlecht, eines frisst das andere. Dies ist
geschehen, bis hin zu den letzten Völkern, den Germanen. Doch mit
Germanen und Römern war Zorn nicht mehr nur Zorn, sondern auch
Gnade, vermischt in der Frucht Israels, des Christus Jesus. Letzter
Zorn und letzte Gnade.
Dem
Niedergang der Götterwelt des vorderen Orients stand der Aufgang
Jahwes in Israel gegenüber, dessen Geschichte seinen Namen in die
sterbende Götterwelt bringt und die ihn später dem Hellenentum und
den Römern weitergeben.
Auf
diese Weise sind alle Götter nach Rom gelangt, zur Versammlung der
Götter am Tage Gottes. (Psalm
74/4 u. 82/1)
Diese
Vorgänge haben Entscheidungen angebahnt, die zum Teil nach dem guten
Sinne und zum Teil nach dem üblen Sinne angestrebt worden sind. Die
üble Seite bildet den geschichtlichen Vordergrund, die gute Seite
den Hintergrund.
Das
Fressen und Gefressenwerden der aufeinander folgenden Weltreiche
durch Götternamen, bahnte den Weg der Götter nach Rom, wo sie mit
dem Gott Israels im Namen Christi zusammen stoßen sollten. Die
Wirkung dieses Zusammenpralls entzündete religiöse Streitigkeiten
und Kriege, die sich alle auf dem Rücken der Völker austobten und
in die später auch der Islam eingegriffen hat.
Doch
kehren wir zurück, zum bevorstehenden Zusammenstoß der
aufstrebenden griechisch-römischen Welt wider den zerfallenden
vorderen Orient des persischen Weltreiches.
Dieses
Weltreich neigte sich seinem Ende zu, im Abfall von der Lehre
Zarathustras, unter dessen Religion es seine größte Ausdehnung
erreicht hatte. Äußerlich sichtbar durch Gewalttätigkeit und
Korruption und durch einen unersättlichen Machthunger. Zu gleicher
Zeit bekommen die alten, tot geglaubten Götter wieder Rang und
Namen.
Bereits
unter Artaxerxes II (464-424 v. Chr.) werden Mithra und Anahita
wieder erwähnt, was erhellt, dass die kommenden Abschnitte
geschichtlichen Wirkens eng verknüpft sind mit religionshistorischen
Gegebenheiten, ja, dass sie Ursache und Wirkung sind.
Zwar
beherrschen die Perser das Reich noch fest und sicher und überall,
wo sie sich mit ihrer Heeresmacht nähern – seien es Barbaren oder
Hellenen -, wird ihnen Brot und Salz als Zeichen der Ergebenheit
gereicht.
Während
in einer kleinen Provinz des Weltreiches, nämlich in Palästina,
abseits vom Hauptstrom der Kultur, das jüdische Volk unter Nehemia
und Esra wieder religiös erstarkt, beschließt der persische
Großkönig Xerxes – Sohn des Darius – dem Wunsch seines Vaters
entsprechend ein Heer gegen Griechenland zu führen, um es seinem
Reich einzuverleiben.
Damit
beginnt für Griechenland ein Kampf um Sein oder Nichtsein.
Nachfolgend
aufgeführte Geschichtserzählungen, wie u. a. z. B. die
geschilderten Kämpfe in Marathon, den Thermopylen und Slamis sind
dem Band 2 von
Otto Zierers „Weltgeschichte“
in gekürzter Form entnommen.
Angesichts
solcher Gefahr gelingt es Themistokles (525-460) – Archont von
Athen – unter den zerstrittenen Hellenenparteien den Bau einer
Flotte durchzusetzen, mit der er den Persern Paroli bieten will.
Der
Angriff der Perser folgt überraschend. Von Rhodos geht eine große
Transportflotte mit hunderttausend iranischen Kriegern bei Nexos an
Land. Dann suchen die Perser wohlbedacht das heilige – dem Apoll
geweihte – Dalos heim und opfern dem Altar dieses Gottes um seine
Gunst zu gewinnen. Eritrea fällt und die Einwohner werden zu den
Sklavenmärkten verschleppt.
Einen
Tagesmarsch von Athen entfernt, in der Ebene von Marathon trifft
Miltiades – der Oberbefehlshaber der Hellenen – am 12. 9. 490 v.
Chr. auf das Heer der Perser, die von den Feldherren Datis und
Artaphernes geleitet sind.
Der
Grieche weiß, dass die dichten Pfeilhagel der iranischen Krieger
sehr gefährlich sind. Er befiehlt darum Laufschritt in voller
Rüstung. Die überraschten Feinde erkennen, dass die gesamte Macht
der Athener naht und treten zum Gegenangriff an.
Nach
vielen Stunden grimmigen Kampfes werden plötzlich und ohne
sichtbaren Grund, die wilden und untereinander fremden Truppen der
Perser schlagartig von einer Panik ergriffen und wenden sich zur
Flucht. Den persischen Feldherren gelingt gerade noch die Rettung der
Flotte. Diesem großen Sieg folgt die Niederlage der Helenen an den
Thermopylen, wo nur 6000 Krieger das Perserheer viele Tage
aufzuhalten vermögen. Doch durch einen Verräter gelangen die Feinde
in den Rücken der Befestigung. Thermopylas geht verloren.
Nach
dem Fall dieser Sperre, wälzt sich die Masse der persischen
Angreifer gegen Attika vor. Wäre Themistokles nicht, alles zerfiel
in Entsetzen und wilde Flucht. Er lässt Athen räumen und die ganze
Bevölkerung auf die benachbarte Insel Salamis bringen. Die Stadt
lässt er durch Feuer vernichten, ehe der Feind einmarschieren kann.
Themistokles
hält die Bucht von Salamis für am besten geeignet, um mit Erfolg
der persischen Flotte zu widerstehen. Da aber der gesamte Kriegsrat
gegen ihn ist und auf weitere Flucht drängt, wagt Themistokles den
letzten Schritt. In der Nacht schickt er eine Botschaft an den König
Xerxes:
„Themistokles,
der Feldherr der Athener ergreift die Partei des Großkönigs. Er
lässt ihm mitteilen, dass die Helenen im Begriffe stehen zu
flüchten. Daher fordert er den König auf, ihnen den Weg zu
versperren. Da sie – vom Landheer getrennt – den Kopf verloren
haben, muss er sie jetzt, sofort angreifen und ihre Seemacht
vernichten.“ (nach Plutarch = Themistokles)
Dieser
Brief ist der Riegel, der den Griechen den Fluchtweg endgültig
verlegt. Angesichts des in der Geschichte des Hellenentums so oft
verübten Verrats führender Staatsmänner, besteht für Xerxes
keinerlei Grund, dem Athener Strategen zu misstrauen.
Im
ersten Morgendämmern steht Themistokles, in seinen Morgenmantel
gehüllt am Bug der „Paralos“, seinem Schiff und starrt nach
Südosten, wo seit einiger Zeit Lichter aufblitzen und manchmal ein
Glitzern über den schwarzen Meeresspiegel hinfliegt, als peitschten
dort viele Ruderer die See.
Noch
im ersten Frühlicht setzt der Kriegsrat die Besprechung fort und
beschließt die Auflösung der hellenischen Flotte. Als sich aber der
flammende Sonnenball höher aus dem Morgendunst hebt, werden die
dunklen Schiffsmasten sichtbar, die das Meer weithin bedecken. Ein
Schiff aus dem jonischen Tenedos schert aus der persischen
Reichsflotte aus und läuft zur Sache der Heimat über. Es bringt die
Gewissheit, dass die ganze große Perserflotte naht, um anzugreifen.
Da
wissen die Hellenen, dass sie zusammenstehen müssen, um gemeinsam zu
siegen oder zu fallen.
Am
20. Sept. 480 v. Chr. nehmen die beiden Flotten ihre Kampfstellungen
ein.
Bei
den Griechen fliegen von Bord zu Bord ermunternde Reden: Eine Göttin
mit goldenem Harnisch und Helm sei beobachtet worden, vom Ufer des
heiligen Eleusis herüber strahle unirdisches Licht.
Nun
scheren aus den Flanken die beiden Führerfahrzeuge aus und setzen
sich vor ihre Geschwader. Näher und näher schiebt sich der
lärmende, tosende Schwall der feindlichen Flotte, ein Gewühl von
Masten, Rudern und Schiffsrümpfen. Die Spitzenschiffe des Angreifers
sind hochbordige, schwere Phöniker mit mächtigen Rammbalken, die
wie Stoßzähne durch die Burgwellen schneiden.
Themistokles
hebt befehlend die Hand, und nun tauchen die Ruder der hellenischen
Schiffe ins Meer. Die Geschwader setzen sich in Bewegung...nach
rückwärts! Sie nähern sich in voller Ordnung, den Rammsporn dem
Feinde zugekehrt, dem Strande.
„Nicht eher aber
bringt Themistokles die Schlachtschiffe in Kampfstellung, als bis zur
gewohnten Tageszeit eine frische Brise die Strömung von der See her
durch den Sund zum Lande treibt. Für die griechischen Schiffe ist
das kein Schaden, da sie flach und niedrig sind. Dagegen wendet die
Wucht der Strömung die Barbarenschiffe, so dass sie halb aus der
Reihe gedreht, mit hochragenden Achtersteven und Vordecken
schwerfällig herantreiben und ihre Breitseiten des hellenischen
Rammbäumen darbieten...“ (nach Plutarch)
In
diesem günstigen Augenblick gibt Themistokles den Angriffsbefehl.
Mit wildem Geschrei nehmen die griechischen Schiffe Fahrt auf gegen
den Feind.
„Einer der
Schiffsführer, Aminios, sieht, wie einige hellenische Schiffe vor
der überwältigenden Übermacht der Perser die Fahrt verlangsamen.
Da nimmt er sein
Herz fest in die Hände und gibt den Angriffsbefehl, um als erster
das Gefecht zu beginnen.“ (nach Herodot)
Im
nächsten Augenblick kracht sein Schiff gegen einen hohen
phönizischen Kasten, der das griechische Fahrzeug fast um Stockhöhe
überragt. Mit einem Stoß, der an den Bergwänden der Küste
widerhallt, prallt die wieder geschlossene Reihe der Hellenenflotte
in das Gewirr der Perser.
In
der zusammen gewürfelten Flotte der Perser herrscht nicht derselbe
Kampfgeist. Viele erinnern sich der tyrannischen Faust des Xerxes und
halten sich bewusst im Hintergrund des Gefechtes. Andere suchen
lieber die eigene Haut zu retten und sei es auf Kosten eines
verbündeten Schiffes. Die Furcht vor dem Großkönig, der auf
purpurn ausgelegtem Felsenthrone bei Amphiale zusieht und Dutzende
von Aufschreibern beschäftigt, weicht allmählich der näheren Angst
um das Leben. Zuerst wenden sich einzelne Schiffe zur Flucht, dann
folgen ganze Flottenabteilungen.
„Als die
flüchtende Königin Artemisia von Halikarnaß von einem attischen
Angreifer verfolgt wird, überrennt sie bedenkenlos ein persisches
Schiff, das mit Mann und Maus versinkt.“ (nach Herodot)
„Gestade und
Klippen füllen sich mit Leichen an, fliehend ungeordnet rudert jedes
Schiff, soviel noch blieb von der Barbaren Heer, und wie den
Thunfischs Scharen man mit Spießen jagt, so schlugen sie mit
Ruderstangen, schleuderten Gebälk, zertrümmernd alles.
Ächzen höret man
und kläglich Wehgeschrei auf weitem Meer, bis es verging im hüllend´
Schoß der schwarzen Nacht.“ (Äschylos)
Entsetzt
erlebt Xerxes den Untergang seiner Flotte und übergibt den
Oberbefehl über die in Griechenland bleibende iranische Kerntruppe
seinem Schwager Mardonios und beginnt mit dem Rückzug zu Lande über
Thessalien und Makedonien, auf der Spur seiner einstigen Triumphe.
Mardonios überwintert in Thesalien und versucht im kommenden
Frühjahr noch einmal das Waffenglück. Bei Platäa trifft er auf
hunderttausend Streiter aller Griechenstämme. Mardonios fällt,
seine Korps werden aufgerieben oder zersprengt; Hellas hat die
Weltmacht Persien an allen Fronten geschlagen.
Griechenland
tritt sein Erbe an.
Da
beginnt sich auch das wachsende Rom für die Hellenen zu
interessieren. Vor allem suchen sie für ihr - sich ausbreitendes –
Gemeinwesen eine neue, bessere Verfassung, als sie diese unter der
Herrschaft ihrer ersten Könige hatten, die sie bald verjagten.
Zu
diesem Zweck schickte Rom zur Zeit des Perikles (500-429) erstmals
Sprachen kundige Männer nach Athen, um sich über die Verhältnisse
zu unterrichten und vor allem die Solonischen Gesetze zu studieren.
Dieser
Vorgang scheint relativ harmlos zu sein, zieht aber doch Folgen nach
sich, wie sie in der Bibel mit Hiskias – einem König von Juda –
dargelegt sind:
„Als der König
von Assyrien wider die Stadt Hiskias zog, bereitete Jahwe ihm eine
Niederlage.“ (Jesaia 36-38)
Eine
– in jenen Tagen – auftretende Krankheit zum Sterben, wurde
ebenfalls durch sein Gebet von Jahwe abgewendet. Zu jener Zeit, so
fährt der Bericht fort, sandte Merodak-Baladan –der Sohn
Baladans– und König von Babel, Brief und Geschenk an Hiskia; denn
er hatte gehört, dass er krank gewesen und wieder gesund geworden
war. Und Hiskia freute sich über sie und zeigte ihnen sein
Schatzhaus. Das Silber und das Gold, die Gewürze und das köstliche
Öl und sein ganzes Zeughaus und alles, was sich in seinen Schätzen
vorfand. Es war nichts in seinem Hause und in seiner ganzen
Herrschaft, das Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte.
Da kam Jesaia, der
Prophet zu König Hiskia und sprach zu ihm: „was
haben diese Männer gesagt? Und woher sind sie zu dir gekommen, von
Babel.“ Und Hiskia
sprach: „Sie haben
alles gesehen, was in meinem Hause ist. Es gibt nichts in meinen
Schätzen, das ich ihnen nicht gezeigt hätte.“
Da sprach Jesaia zu Hiskia: „Höre
das Wort Jahwes der Heerscharen! Siehe, es kommen Tage, da alles, was
in deinem Hause ist und was deine Väter aufgehäuft haben bis auf
diesen Tag, nach Babel weggebracht werden wird, es wird nichts
übrigbleiben, spricht Jehova.“ (s.h.Jesaia
Kap. 39)
Aber
noch ist es nicht soweit und Griechenland, das durch seine inneren
Zwistigkeiten mit Sparta um die Vorherrschaft zeitweise geschwächt
ist, verliert sein Land zu Beginn des fünften Jahrhunderts doch noch
an die Perser.
In
Griechenland fehlt nur die große Idee, unter welcher die Hellenen
zusammen zu schmieden wären, um einen Weg aus ihrer beengten Lage zu
finden. In Persien wiederum fürchtet man den Einfluss der Dichter
Griechenlands, wie Homer und Herodot, weil durch deren Werke das
Nationalbewusstsein immer weiter um sich greift. Ganz besonders in
Makedonien, wo König Archelaos den Vertriebenen Hellas Asyl gewährt.
Die
Griechen selbst führen ihren erneuten Zusammenbruch mehr auf den
Einfluss der Dichter- und Philosophenschulen zurück, weil durch sie
die Welt der Götter entgöttlicht, entzaubert und die Griechen eines
alt gewohnten Lebensgefühles beraubt worden sind. Entsprechend stark
ist darum zu dieser Zeit die Hinwendung zu allen möglichen dunklen
Mysterienkulten, durch die das Volk zu einer von Gefühlen bewegte,
für jede Idee zu begeisternden Masse wird. Persien richtet deshalb
sein Augenmerk vor allem auf die Akademie von Athen, wo um die
gleiche Zeit Platon – ein Lieblingsschüler Sokrates – eine neue
Schule eröffnet hat.
Platon
spricht von einem Dasein vor diesem Leben; nennt alle Erkenntnisse
„Wiedererinnerung“ an einst geschaute, ewige, unwandelbare
Gesetze und lehrt die Verwandtschaft der Seele mit den rein geistigen
Ideen, den Urbildern aller irdischen Erscheinungen. Er erweitert die
Gedankenwelt des Sokrates bis in die mystischen Räume
pythagoreischer Geheimlehren und zu den religiösen Vorstellungen
des Orients.
Der
Glaube an Sündenfall, Seelenwanderung und Unsterblichkeit dringt nun
auch in die griechische Philosophie. Platons Urteil über die Perser
lautet in seinem Werk „Gesetze“:
„Die Perser sind
heute sehr herunter gekommen. Der Grund aber liegt unserer Ansicht
nach darin, dass sie durch allzu große Beschränkung der Freiheit
des Willens und durch ungebührliche Steigerung despotischer Willkür
die Brüderlichkeit und den Gemeingeist im Staate zugrunde gehen
ließen. Ist aber dieser verschwunden, so gilt die beratende
Tätigkeit der Obrigkeiten nicht mehr dem Wohle der Untertanen und
des Volkes, sondern dem persönlichen Herrschaftsinteresse….“
Sollten
die Perserkönige einst in die Lage versetzt werden, ihre vielen
Völker zum Kampfe für sich aufzubieten, so werden sie bei ihnen
keine Spur von Gemeinschaftsgefühl und keine willige Bereitschaft
zum Bestehen von Gefahren und Kämpfen finden; sie werden ihr Heil
bei Fremden und Söldlingen suchen müssen.“
Indessen
steigt Makedonien zu einem machtvollen Königreich empor, das seinen
Machtbereich unter König Philipp bis zu den Dardanellen ausbreiten
kann und sich auch athenische Kolonien unterwirft.
Aristoteles
– ein Hasser der Perser – verlässt Athen, um dem Rufe König
Philipps zu folgen, die Erziehung des Erbprinzen Alexander von
Makedonien zu übernehmen.
Drei
Jahre, von 343-340 wird Alexander zusammen mit seinem gleichaltrigen
Freund Hephaiston von Aristoteles unterrichtet. Alexanders Interessen
sind vor allem bei den Helden von Troja, weshalb Aristoteles eigens
eine Übersetzung der Iliade anfertigt.
Schon
in diesen jungen Jahren ist Alexander – er ist bei Beginn des
Unterrichts 13 Jahre alt – erfüllt von der Berufung, dem Osten
einst den hellenischen Geist zu bringen.
Was
der junge Alexander unter hellenischem Geist verstand, ist nur aus
dem Mythos des griechischen Volkes zu verstehen, als dessen Vertreter
er sich sah und worin er seiner Mutter glich, welche das Volk eine
thrakische Berghexe nannte.
Die
bewegende Kraft Hellas ist also nicht die Philosophie, sondern der
Mythos und die Annahme der Griechen, dass die Dichter- und
Philosophenschulen dem Lande mehr geschadet als genützt hätten,
nicht von ungefähr.
Mit
16 Jahren, als sein Vater neue Kriegszüge unternimmt, führt er in
dessen Abwesenheit die makedonische Herrschaft. Bald darauf
unterwirft sich Philipp ganz Hellas. Alexander ist nun 18 Jahre alt,
sein Vorbild, der vor Troja gefallene Held Achill. In ihm ist der
Mythos Homers erwacht und die hohe Verpflichtung, gleich Troja, das
Gegenüber des ägäischen Meeres zu besitzen und die Stammesbrüder
vom persischen Joche zu befreien.
Im
Frühjahr 334 v. Chr. setzt Alexander seine Armee – 35.000
Makedonen und Hellenen und 160 Trierer – nach Osten in Bewegung.
Schlacht
an Schlacht und Sieg an Sieg reihen sich. Im Jahre 330 ist alles
entschieden. Die Geschichte des alten Orients ist zu Ende.
„Wenn vor
fünfzig Jahren ein Gott den Persern und dem Perserkönig oder den
Makedonen und ihrem König die Zukunft verkündet hätte, wer würde
geglaubt haben, dass heute von den Persern, denen beinahe die ganze
Erde untertan war, kaum mehr der Name übrig sein werde und dass die
Makedonen die Weltherrschaft gewinnen könnten. Wahrlich, das
Schicksal ist unbeständig!“
Jetzt hat es die
Makedonen in die Herrlichkeit der Perser eingesetzt, um den Menschen
zu zeigen, dass es auch jenen nur die Nutznießung aller eroberten
Güter verliehen hat, bis es ihm gefallen wird, anders darüber zu
beschließen...“ (Demetrius von Phalerun)
Damit
bricht auch für Juda eine neue Ära an, als Alexander die Provinz im
Jahre 332 erobert. Denn so, wie man nach Auffassung Alexanders
Grieche war, auf Grund seiner Geisteshaltung und nicht auf Grund
seiner Herkunft, so war das Judentum um der Erwählung Jahwes willen
nicht bereit, sich der griechischen Kultur anzugleichen. Die
tolerante und brüderliche Haltung gegenüber den Kolonien durch
Alexander bewirkte innerhalb der jüdischen Welt den Kampf der
Geister. Dadurch entstanden zwei Parteien – eine
griechenfreundliche und eine griechenfeindliche – innerhalb der
jüdischen Gesellschaft, der wir auch die Übersetzung der
Septuaginta durch eine jüdische Gelehrtengruppe in Alexandria zu
verdanken haben.
„Ohne die
griechische Fassung des alten Testaments, hätten die Missionare des
Urchristentums die griechisch sprechenden Heiden nicht bekehren und
das Christentum niemals Weltreligion werden können.“ (s. h. „Dies
ist mein Volk“ von Abba Eban; S. 77)
Alexander
der Große war ein Gefäß zum Verderben, nicht zum Heil; zum
Einreißen bestimmt, konnte er die gewaltige Größe seines Reiches
nicht lange erhalten.
„Welcher Mann
zum Tode geboren,
wird entgehn dem
Trug des Gottes?
Wer entspringt mit
schnellem Fuße
seiner schlau
gelegten Schlinge?
Denn den Menschen
locket schmeichelnd
das Verhängnis in
die Netze,
daraus niemals
sich entwirrend
er den Fuß
befreien kann.“
(Äschylos/Perser)
„Der Widder mit
den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige von
Medien und Persien. Und der zottige Ziegenbock ist der König von
Griechenland; und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, ist
der erste König. Und dass es zerbrach, und die vier an seiner Statt
aufkamen: Königreiche werden aus dieser Nation aufstehen, aber nicht
mit seiner Macht.“ (Dan. 8/21-22)
In
dem Reichtum, der sich nun über die hellenische Welt ergoss,
versanken auch ehrliche und tapfere Männer. Man übertraf sich in
irrsinnigem Prasserdasein, alle moralischen Dämme begannen zu
brechen.
Die
Götter der Griechen, hellenischer Geist und Philosophie, erwiesen
sich als zu schwach, um in diesem Luxus bestehen zu können.
Am
13. Juni 323 stirbt Alexander – einen tagelangen Kampf gegen das
Fieber verlierend – nach einem kurzen, aber ruhmreichem Leben.
Die
Folge ist der rasche Zerfall des Eroberten. Nach zwanzig Jahren
innerer Zwistigkeiten zerbricht das Weltreich Alexanders in seine
geographischen und nationalen Grenzen.
Da
erhebt sich im Westen eine neue Macht.
Überraschend
haben die Römer mit der Griechenstadt Neapel einen Schutzvertrag
erzwungen und damit einen weiteren Schritt zur künftigen
Weltherrschaft getan. Zwar versucht König Pyrrhus im 3.ten
Jahrhundert ein Alexanderreich im Westen zu errichten, zerbricht aber
an den römischen Legionen.
Nach
diesem Sieg wendet Rom sich gegen Karthago, einer alten Feindin,
nachdem es zuvor schon Spanien erobert hat, besiegt es und wird
Herrin der westlichen Welt.
Nach
dem Triumph über Karthago, welcher nach langem wechselvollem Kampf
gelungen war und aus dem die Namen Hannibal und Scipio Afrikanus
herausragen, führt Rom nunmehr rein imperialistische Kriege.
Griechenland,
das Land der Künste, wird niedergeworfen. Doch die Besiegten
verändern das Leben Roms: Reichtum, Luxus und Korruption ziehen in
die Hauptstadt des neuen Weltreiches ein. Mit dem Erreichten
verlieren aber auch die Götter ihre Macht und Bedeutung, unter deren
Namen man die einstigen Erfolge erfocht.
Die
Religion erweist sich zwar weiterhin als Bindemittel gegenüber den
niederen Volksmassen und bleibt so auch Bestandteil im Machtdenken
der Herrschenden, diese selbst aber haben sich der Philosophie, der
Staats- und Regierungskunst verschrieben. Während Rom in das Kleid
der Weltherrschaft hineinwächst, bereitet der Verfall der Götter
den Untergang von morgen.
Der
nächste große Erfolg Roms ist die Niederwerfung Syriens. Damit ist
Rom nun unumschränkter Herr über die Länder und Inseln des
Mittelmeeres.
Der
syrische König Antiochus III. – der sich Alexandererbe und
Großkönig nennt – sieht durch die Niederlage und der damit
verbundenen ungeheueren Tributleistungen, die an Rom zu zahlen sind,
keine andere Möglichkeit als Tempelraub. Denn der Schatz der Tempel
blieb auch von den Siegern unangetastet, so dass gerade ein
politischer Niedergang die Stellung der Priesterschaft noch mehr
sicherte und stärkte.
Antiochus
plündert die Bel-Tempel zu Elymais, wird aber im erbitterten
Widerstand getötet. Sein Nachfolger – Antiochus IV.– versucht es
auf dieselbe Weise und fällt in Palästina – einer Provinz seines
eigenen Reiches – ein, um das wiedererbaute Heiligtum Jahwes –
das reichste der Welt – zu plündern. Man besetzt den Tempel und
beraubt ihn seiner Reichtümer. Als man aber gar daran geht, im
Allerheiligsten den Kult des Zeus einzurichten, erhebt sich in wilder
Empörung das jüdische Volk.
Im
Jahre 166 v. Chr. erzwingt der älteste Sohn Judas Makkabäus – ein
Sohn des Hohepriester Mattathias – die Freiheit der
Religionsausübung. Seinem Bruder Simon gelingt sogar die Befreiung
vom syrischen Joch, wodurch sich Juda aber Rom zum Feinde macht.
Unter
dem Konsul Censorium wird 149 v. Chr. die Schleifung der Stadt
Karthago befohlen. Angesichts dieser Gefahr wollen die Karthager ihre
Stadt nicht freiwillig opfern und es kommt zum dritten und letzten
karthagischen Krieg.
Zwei
Jahre dauert das Ringen, dann zieht Scipio Ämilianus mit einem neuen
Heer nach Afrika. Im Frühjahr 146, 607 Jahre nach der Gründung
Roms, ersteigen die Legionäre die Mauern. Nach sechs Tagen ist die
Stadt überwältigt. Karthago und alle verbündeten Städte werden
dem Erdboden gleich gemacht.
In
derselben Art, wie es Karthago vernichtet hat, wird von Rom auch das
hellenische Problem gelöst. Dabei werden die begehrten großen
Handelszentren des Ostens dem römischen Reich einverleibt.
Makedonien, Illyrien und Griechenland werden Provinzen. Die Republik
Rom ist zum Imperium geworden, welches von Osten bis Westen das
gesamte Mittelmeergebiet beherrscht und von Spanien bis zu den Alpen
reicht.
Am
Gipfel seiner Macht verschiebt sich der Unterschied zwischen
Patriziern und Plebejern ins Unermessliche.
Eine
Minderheit von Familien stellt die Konsule und die wichtigsten
Staatsbeamten. Sie teilen sich die Provinzen und stellen Verwalter
für sie auf. Da nach römischem Gesetz die Ämter jährlich
wechseln, ist man bemüht, in so kurzer Zeit, sich mit allen Mitteln
zu bereichern.
Die
neue Ordnung erlaubt dem herrschenden Raubgesindel, dass ganze
Landstriche verarmen und ihre Äcker und Felder verkauft werden
müssen. Das ist die Stunde der Grundstücksmakler und Spekulanten,
die mit ihrem Geld das Land billig an sich reißen können.
Es
geschieht, was zu allen Zeiten geschah: das Volk, durch dessen
Hingabe und Kraft man den Staat gegründet und erweitert hat,
bekommt am Ende die Quittung dafür, dass es sich einem Geschlecht
zugeneigt hat, welches ihm nach dem Munde redete, aber nicht auf
Gerechtigkeit und Recht schaut.
Zu
den inneren Wirren und ränkevollen Kämpfen um die Macht gesellt
sich ein Geschehen, das sich im Verlaufe der Zeit als von ungeheurer
Tragweite erweisen wird: die Völker des Nordens in den Waldgebirgen
jenseits der Donau setzen sich in Bewegung.
Der
„Furor Teutonicus“ erfüllt die Herzen der Römer mit Entsetzen.
Aber noch kann der – zum 2.ten Mal zum Konsul gewählte – Gajus
Marius die Gefahr bannen. Im Jahre 102 v. Chr. schlägt er die
Teutonen vernichtend und im Jahr darauf die Kimbern.
Doch
sind die Kimbern und Teutonen nur die Vorhut jener riesigen Bewegung,
nämlich der Völkerwanderung, die im Laufe der Jahrhunderte zu immer
höheren Wellen empor schlägt und das Imperium Romanum überschwemmen
wird. Doch Rom wehrt sich verzweifelt gegen sein Schicksal.
Unter
Cäsar gelingt es, die Alemannen zu schlagen und dem Reich eine Zeit
der Sicherheit und des Bestandes zu verleihen, wobei Gallien römische
Provinz wird. Auch die Insel Britanien kann Cäsar unterwerfen.
Später folgen gar noch Ägypten und Zypern, die er als Geschenke in
die Hand Kleopatras legt.
Trotz
grollendem Wetterleuchten im Norden und den inneren Kämpfen, hat das
Imperium sein größtes Ausmaß erreicht.
Nunmehr
vom Nil bis zum Rhein, vom Kaukasus bis zum Atlas reichen seine
Grenzen. Ein solcher Erdkreis verlangt nach einem Herrn: „Julius
Cäsar“.
Doch
Cäsar wird im Jahre 44 ermordet und das Dreigespann Antonius,
Oktavian und Lepides erben den Purpur. In diese Periode fällt die
Geburt Jesu.
Im
Verlaufe ihrer Regierungszeit setzt sich Oktavian, der ein Großneffe
Cäsars ist, durch und es wird ihm vom Senat der Titel Augustus der
Erhabene verliehen. In seinem Zeitalter leben die Dichter Horatius
und Virgil, der Schöpfer des Äneas.
Während
Augustus in Rom herrscht, ist Antonius Statthalter des Orients. Er
setzt Herodes, den Mörder des letzten Makkabäers als König der
Juden ein und geht mit Königin Kleopatra von Ägypten eine
Verbindung ein, unter deren Einfluss er einen Krieg mit Rom herauf
beschwört. Als Oktavian naht, stürzt sich Antonius ins eigene
Schwert und Kleopatra setzt sich eine giftige Viper an die Brust.
Nach
dem Tode des Augustus Oktavian wird dessen Stiefsohn Tiberius
Imperator. Unter dessen Herrschaft baut Herodes Antipas –
Statthalter der Juden – dem Jupiter Tempel und versucht, zum König
der Juden gekrönt zu werden.
Unter
seiner Macht wird Jesus gekreuzigt.
Bald
darauf wird Rom, um 31 nach Christus, von schweren Schlägen
erschüttert. Militärische Strafgerichte und Hinrichtungen erfüllen
die Stadt mit Schrecken und Furcht. Tiberius Augustus war aus Capri
zurückgekehrt und hatte seinen betrügerischen Reichsverweser
Sajanus gestürzt und mit ihm dessen ganze Günstlingswirtschaft.
Doch
dann kommt die Bestie Caligula zur Macht. Er lässt eine Büste
seiner Person in allen Tempeln des Weltreiches aufstellen und ihr
Opfer darbringen. Nur die Juden weigern sich, so dass die
ägyptischen, griechischen und römischen Kaufleute Alexandrias diese
Gotteslästerung nutzen, um die Konkurrenz der Juden los zu werden.
So
senden sie eine Delegation, um den Kaiser zu unterrichten.
Gleichzeitig weilt auch eine Abordnung der Hebräer in Rom, um von
Caligula eine Änderung seiner Bestimmungen zu erreichen. Doch mit
diesem Kaiser hat das goldene Zeitalter, das mit Augustus begann ein
Ende. Caligula wird zum größenwahnsinnigen und blutrünstigen
Despoten. Er lässt beide Gesandtschaften vorladen.
„Er
übersieht die ehrerbietig grüßenden Gesandtschaften und wendet
sich in nervöser Hast einem nahe gelegenen Prunkbau zu. Der
freigelassene Callistus gibt den Juden einen Wink, sich dem Gefolge
anzuschließen. So jagt der ganze Schwarm wild durch Korridore,
Hallen und Gemächer. Mitten in einem Gang, der mit spiegelndem
Malachit gedeckt ist, bleibt Caligula plötzlich stehen und wendet
sich an Philo:
„Aha, da seid
ihr ja also, ihr Gotteshasser, die meine in der ganzen Welt
anerkannte Göttlichkeit leugnen!“
Sprichts und hebt
die Hände gräulich fluchend gen Himmel. Die judenfeindliche
Gesandtschaft der
Griechen die dabei
steht, bricht in Jubel aus und klatscht vor Freude in die Hände...
Ein paar Worte der
stammelnden Verteidigung durch den alten Philo, entsetzliche Flüche
und Schmähungen durch den Kaiser, dann geht es weiter treppauf und
treppab, kreuz und quer durch das Palatium.
Die Gesandten
folgen dem Cäsar nach, mehr tot als lebendig vor Angst, und während
sie rechtfertigende
Worte an den Kaiser richten, wenden sie sich im stillen Gebet an den
großen Gott ihrer Väter, damit er des Imperators Herz zu Milde und
Mitleid lenke...
Dazwischen
beschimpft Caligula Angehörige seines Gefolges. Den alten
Prätorianerpräfekt Chärea macht er lächerlich und verspottet ihn
wegen seiner hohen, gebrochenen Stimme; nur mit Mühe unterdrückt
der Geschmähte seinen zornigen Hass.
Unvermittelt
bricht Caligula in Gelächter aus, zieht Philo an seinem Vollbart und
entscheidet guter Laune:
„Menschen, die
mich nicht für einen Gott halten, sind im Grunde unverständig und
unglücklich, nicht aber bösartig und straffällig!“
Mit flatternder
Toga, irrsinnig kichernd läuft er davon.
( nach einem
Bericht des Philo)
Eine
Verschwörung im Jahre 41 setzt dem Leben des Imperators ein Ende.
Doch ist sein Nachfolger Claudius völlig beherrscht von der
sittenlosen, siebzehnjährigen Messalina, die ihm angeheiratet wird,
deren Leben ebenso durch Mord endet, wie Claudius durch Gift stirbt.
Dann
wird Tiberius Claudius Nero, der Sohn der jüngeren Agrippina –
einer Tochter des Germanicus – mit dem Purpur gekrönt. Während
seiner Regierung kommt es zu den ersten schweren Verfolgungen gegen
die jungen Christengemeinden.
Um
die riesigen Bauarbeiten durchführen zu können, die der Brand Roms
ermöglicht und der von Nero veranlasst worden sein soll, entsteht
der Plan, sich des Schatzes von Jerusalem zu bemächtigen. Denn die
Juden sind, um der hohen Besteuerung durch Rom zu entgehen, zu der
Gewohnheit übergegangen, dem Tempel ihr Eigentum zu schenken und
dafür fast zinslos Darlehen zu bekommen.
Das
wird nun als Steuerhinterziehung betrachtet.
Als
der Prokurator von Cäsaria den Befehl erhielt, den jüdischen
Tempelschatz zu beschlagnahmen, erhob sich die ganze jüdische
Provinz und tötete die Garnisonen. General Titus Vespasian wird mit
seinen Legionen nach dem Osten beordert. Er unterwirft in kurzer Zeit
das Land der Juden. Nur Jerusalem trotzt seiner Gewalt.
Zur
selben Zeit fällt der Stern Neros, der durch einen Sklaven getötet
wird. Rom wird die Beute der Generäle. Titus Vespasian übergibt den
Befehl über seine Armee Titus, seinem Sohn und eilt nach Rom, um den
Thron zu besteigen.
Währenddessen
stirbt Jerusalem, das Haus um Haus von den Römern erobert werden
muss. Titus lässt außer den Schätzen auch die heiligen Geräte –
Bundeslade, Leuchter und Gesetzestafeln – auf die Schiffe verladen.
Am
24. August 79 n. Chr. – neun Jahre nach dem Fall Jerusalems–
werden die blühenden, lebensvollen Städte Herkulaneum, Pompeji und
Stabiae durch einen Vulkanausbruch völlig vernichtet.
Nach
dem friedlichen Hinscheiden des Kaisers ( 79 n. Chr. ) wird sein Sohn
und Nachfolger, Titus der Eroberer Jerusalems, nach nur zwei Jahren
Regierungszeit vom Fieber hinweg gerafft. Ihm folgt der finstere und
entartete zweite Sohn des Titus Vespasian, nämlich Domitian nach.
Unterdessen
nimmt die Unruhe jenseits der Grenzen Germaniens immer mehr zu.
Niemand weiß, was sich bei den Germanen zusammen braut, in deren
Wälder schon Drusus, Tiberius und Germanicus vergeblich eingedrungen
sind. Die Gefahr wächst von Stunde zu Stunde.
Nach
dem ebenfalls gewaltsamen Tode des Domitian folgt Nerva auf den Thron
des Augustus. Dieser ernennt Trajan zu seinem Nachfolger.
Tacitus
schreibt die „Germania“ und versucht mit diesem Werk dem
unaufhaltsamen Zusammenbruch der römischen Kultur entgegen zu
wirken, indem er, ohne die Römer tadeln zu müssen, ihnen die
verachteten Barbaren näher bringt: ihre schlichte Lebensführung,
die hohe Ethik ihrer Moral und den heiligen Begriff der Ehe.
Als
Trajan Imperator geworden war, musste das Problem der
Christengemeinden einer Lösung zugeführt werden. Denn noch immer
weigerten diese sich beharrlich, den Kaiserkult anzuerkennen. Trajan
versuchte insofern menschliche Gerechtigkeit walten zu lassen, als er
anonyme Anzeigen nicht berücksichtigte und vom Staat keine
Nachforschungen duldete. Nur, wenn Angezeigte sich weigerten, die
römischen Götter anzurufen, wurden diese mit dem Tode bestraft.
Trajan selbst aber lehnte jede Vergöttlichung seiner Person ab.
Das
Ziel Trajans, der Friede, ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Er
folgt den Spuren Alexanders, als er den Orient unterwirft und zum
Zuge nach Indien rüstet. Doch in seinem Rücken brennt der Osten;
die jüdischen Stämme sind die Seele des Aufruhrs. Sie haben die
Zerstörung ihres Heiligtums nicht vergessen und machen so auch den
anderen Völkern Mut, ihren Widerstand gegen Rom zu versteifen. Die
Zerstörung seines Zieles wirft Trajan auf das Krankenlager und er
stirbt im Jahre 117.
Hadrian,
als sein Nachfolger erlässt einschneidende Befehle. Armenien,
Mesopotamien und Teil Syriens werden ihren Besitzern zurückgegeben
und Handelsverträge abgeschlossen. Die Generäle toben, sie wollen
Krieg, Ehren und Beute.
Der
verhängnisvolle Entschluss Hadrians ist aber der Befehl, auf den
Trümmern Jerusalems eine Festung zu bauen, weil dadurch die heiligen
Stätten entweiht und so ein ständiger Anlass zu Aufruhr und
Rebellion gegeben war.
Doch
versucht Hadrian die Gegensätzlichkeiten der verschiedenen
Götterkulte dadurch abzubauen, dass er dem unbekannten Gott Tempel
bauen lässt. Als Philhellene verhilft er auch Griechenland wieder zu
einem gewissen Aufstieg, vor allem Athen. Doch Hellas ist tot, ohne
Hoffnung auf Wiedergeburt.
Da
erheben sich im Osten abermals die Juden und machen mit Feuer und
Schwert alles nieder, was römisch oder griechisch ist. Der Aufstand
des Bar-Kochba, Sohn des Sterns, rast über das Land.
Der
hohe Rat hat den Rebellen nach seinen ersten Siegen als den
erwarteten Messias anerkannt. Es kommt zum Kampf Jupiter gegen Jahwe.
Für
Hadrian ist nur die bedeutende strategische Lage Judäas maßgebend
und damit die notwendige Erhaltung seines Reiches, da sich durch den
Abfall der Provinz Judäa die ganzen Küstenländer des Mittelmeeres
von Rom lösen würden.
Da
warnt Rabbi Jochanaan zur Mäßigung und Unterwerfung der Übermacht.
Doch durch den Einspruch des alten Ben Akiba (50-135), der Bar-Kochba
als Messias und Befreier begrüßt hatte, wird der tödliche und
folgenschwere Endkampf erzwungen.
„Rettet die
heiligen Schriften“ ruft er, „bewahrt die Thora und den Talmud,
Brüder! Wo immer in Tage der Not zwei Israeliten eine dritten
treffen, da weile Gottes Wort unter ihnen! Wenn uns eine grausame
Welt der Heimat beraubt, flüchte dich, Tochter Zion, zurück zu dir
selber und in den Arm des Herrn, deines Gottes!“
Der hohe Rat
entschließt sich zur Selbstaufopferung, gemeinsam sprechen sie die
Worte des 54.ten Psalmes, den David gesungen hatte, als er der
Verfolgung seiner Feinde preisgegeben war:
„Gott, durch
deinen Namen rette mich und schaffe mir Recht durch deine Macht!
Gott, höre mein
Gebet, nimm zu Ohren die Reden meines Mundes!
Denn Fremde sind
wider mich aufgestanden und Gewalttätige trachten nach meinem Leben,
sie haben Gott nicht vor sich gestellt.
Siehe, Gott ist
mein Helfer; der Herr ist unter denen, die seine Seele stützen.
Er wird das Böse
zurückerstatten meinen Feinden; nach deiner Wahrheit vertilge sie!
Opfern will ich
dir mit Freiwilligkeit; deinen Namen will ich preisen, Jehova, denn
er ist gut.
Denn aus aller
Bedrängnis hat er mich gerettet; und mein Auge hat seine Lust
gesehen an meinen Feinden.“
Am
6. August, ein Tag, an welchem Jerusalem schon dreimal in die Hände
seiner Feinde gefallen war,
dringen
die Legionäre in die Stadt Bether ein, in der sich der Rest aller
kämpfenden Juden befindet.
Ein
endloser Leidensweg hebt für das jüdische Volk an, das an diesem
Tage, bis zur Endzeit, endgültig als Nation aufgehört hat zu
bestehen.
Bald
darauf verzehrt eine schleichende Krankheit – vermutlich Krebs –
das Leben des Kaisers Hadrian, der aus dem jüdischen Feldzug als
finsterer und verschlossener Krieger zurückgekehrt ist. Mühsam und
schmerzlich langsam ist das Sterben Hadrians. Mit ihm stirbt auch das
kriegerische Rom und will nichts mehr wissen von Kriegen und Kämpfen.
Einer
Gesandtschaft aus dem fernen Osten, die Rom ein Bündnis vorschlägt,
um einen gemeinsamen Eroberungsfeldzug gegen jene Länder zu richten,
die zwischen ihnen sind, wird ein abschlägiger Bescheid erteilt.
Mark Aurel, Hadrians Nachfolger und Kaiser von 161-180, hat Zeit
seiner Regierung gegen die aufständischen Donauprovinzen zu kämpfen,
die in breiter Front die Donau überschreiten, die Sperrriegel der
Kastelle überrennen und sich vernichtend nach dem Süden wälzen.
Fast zur selben Stunde bricht in Rom die Pest aus, die von gefangenen
Panthern eingeschleppt worden war. Eine Reihe von Katastrophen
erschüttert das Imperium.
Da
der Glaube an die alten Götter erlischt und allenthalben
Religionsgemeinschaften auftreten, sind die Bande mit Rom gelöst und
das Reich von laufenden Krisen erfasst. Diese Lage lässt in dem
Kaiser die unheilvollen Entschlüsse reifen, mit
Gewalt
gegen die Sekten vor zugehen. Die Christen können nicht länger
geduldet werden.
„Sie sind Feinde
und Schädlinge unseres Staates. Eine Religion ohne Götter, die
nicht in Tempel und vor Altären opfert, sondern in verborgenen
Versammlungen geheimnisvolle und düstere Dinge treibt, muss das Volk
mit Recht in Unruhe und Abscheu versetzen. Es ist bewiesen, dass die
Anhänger dieser Sekte weder vorgeschriebene Opfergaben darbringen,
noch an den allgemeinen Opfern teilnehmen. Selbst von den einfachsten
Bürgerpflichten, der Mitwirkung an den Siegesfesten, der Teilnahme
an den allgemeinen Feiertagen oder an den Lustbarkeiten, halten sie
sich fern. Diese unerlaubte Religion macht sich weiterhin der
Verbrechen schuldig, die in der trajanischen Prozessordnung als
„Impietas“ in Principem und als „Sakrilegium“ bezeichnet
sind.“
(aus einer
zeitgenössischen Verordnung)
Dazu aus Marc
Aurels „Selbstgesprächen“ ein Text:
„Menschlich ist
es, auch den Irrenden zu lieben!
Bedenke, dass ihr
Beide in Bälde tot sein werdet, dass dir niemand durch seine Meinung
Schaden zufügt, denn die Freiheit zu glauben, liegt ja immer bei
dir.
Auch die Götter
schütteln ihre Wohltaten ja über alle Menschen gleichmäßig aus.
So edel sind die Unsterblichen!
Was aber – sage
es mir – hindert dich, ebenso edel zu sein?“
Zur
gleichen Stunde, als die Häuser der angesehenen Christen gestürmt
und geplündert werden, schreibt die Gemeinde von Smyrna an die
Brüder in Philadelphia einen Brief, in dem sie das Sterben des
heiligen Polykarp schildert, der also schließt:
„Wir aber
sammeln die Gebeine der Heiligen, die köstlicher als Gold und
Edelsteine sind und wir verwahren sie an einem sicheren Ort. Der Herr
wird uns gewähren, dass wir uns an dieser Stelle nach Möglichkeit
versammeln und mit Freude den Jahrestag seines Martyriums feiern
können, auch zum Andenken derer, die den Kampf schon vollendet
haben, wie auch zu Ermunterung jener, die ihn noch bestehen sollen.
Amen.“
Aus
diesem Text geht schon hervor, dass die Nachfolger der Apostel Jesu
dem Evangelium einen anderen Sinn unterschieben; dass sie jene sind,
welche die Gräber der Propheten schmücken und nicht auf das sinnen,
was Gottes, sondern des Menschen ist.
So
wird in ihrer Hand Christus zu einem Gott, der einen
Umwälzungsprozess wider die Götter und wider den Kaiserkult
herbeiführt, der stürzt und vernichtet, aber nicht heilt.
Im
Jahre 175 bricht ein Militäraufstand aus, in Persien toben
Machtkämpfe (176) und ein Erdbeben legt die Großstadt Smyrna in
Schutt und Asche (178). 179 erheben sich abermals die Germanen an der
nördlichen Grenze. Am 17. März im Jahre 180 erreicht die Pest auch
das Heerlager des Kaisers. Er ist einer der ersten, nachdem der Tod
greift.
Commudus,
als sein Nachfolger schließt Verträge mit den Markomannen und
Quaden, in denen er ihnen Siedlungsgebiete überlässt. Dann folgt
eine Militärdiktatur, in der in rascher Folge die Cäsaren wechseln.
Pertinax,
Didius Julianus, Septimus Severus, Geta, Caracalla, Macrimus und
Aurelios Antonius – Caracallas Sohn, ein Erzpriester des Baal,
unter dessen Herrschaft sogar Kinder geopfert werden – wurden samt
und sonders durch Mord beseitigt. Das gleiche Schicksal trifft die
Kaiser Maximus Thrax, Maximus, Pupenius, Balbinus, Cordian und
Philipp Arabs, den Orientalen.
Unter
deren zwanzigjähriger Regierungszeit erstarken die christlichen
Gemeinden. Aus einer Sekte der armen Leute wurde eine - von
angesehenen und oft hochstehenden - Männern und Frauen gegliederte
Religionsgemeinschaft.
Erst
Senator Decius geht wieder mit brutaler Gewalt gegen die beiden
Gewalten, Christen und Germanen vor. Er will die alten Götter wieder
herstellen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, angesichts der Aushöhlung
des alten Götterglaubens.
Im
Jahre 264 vertraute Kaiser Gallineus dem Legaten Odaenathus die
Provinzen des Ostens, das Euphrattal, Syrien und Arabien zur
selbstständigen Führung an. Durch die endlosen Unruhen,
Kaiserwechsel und Kriege, machte der Gedanke der Selbstständigmachung
im Osten erstmals die Runde. Die hochbegabte und gelehrte Gattin
Odaenathus Zenobia übernimmt die Regierung. In ihrem Reich sollen
die Philosophen Könige sein. Doch der römische Staat betrachtet
Zenobia als zweite Kleopatra. Doch erst unter dem Kaiser Augustus
Aurelanius – von 270-275 – können die Provinzen Zenobias wieder
dem Reich unterworfen werden. Rom ist noch einmal zur alten Einheit
geworden.
Nach
der Ermordung Aurelianus löst sich der Osten nochmals vom Reich,
wird aber von Diokletian erneut bezwungen.
Diokletian
will nach der Herstellung der äußeren Ordnung, durch innere
Reformen einen Strukturwandel herbeiführen. Sein Hof wird nach
persischem Muster umgestaltet und das Imperium orientalisiert.
Deshalb residiert der Kaiser auch nicht in Rom, sondern in Nikomedia,
weil Rom sich nicht mehr an den östlichen Majestätskult gewöhnen
kann.
Im
Jahre 303, nach achtzehn Jahren Frieden, lässt Diokletian den alten
Götterkult erneuern. Das bedeutet wiederum Kampf gegen die Christen.
„Die Christen
sollen der Folter unterworfen werden, welchem Rang und Stand sie
immer angehören mögen. Gegen sie sollen die Gerichte jede Klage
annehmen, ihnen selbst aber jeden Rechtsschutz verweigern. Sie sollen
aller Freiheit und der bürgerlichen Rechte beraubt sein.“
(aus einem Edikt
Diokletians)
Man
schätzt, dass von den 100 Millionen Einwohnern des ganzen Reiches
etwa 10 Mio. Christen sind. Doch es ist zu spät. Tochter und
Gemahlin Diokletians neigen der christlichen Lehre zu und viele
Hofbeamte sind heimliche Christen.
„Täglich werden
hunderte von Männern, Frauen und Kindern getötet und zu Martern in
manigfachem Wechsel verurteilt...
Das Richtschwert
wird stumpf und unbrauchbar, die Henkersknechte müssen sich wegen
Ermüdung gegenseitig ablösen...
Aber kaum sind die
einen gerichtet, da eilen von allen Seiten andere herbei, geben sich
freiwillig als Christen an; sie bekennen sich ohne Furcht angesichts
der schrecklichen Qualen und verschiedenartigen Foltern zum Glauben
an den Gott des Alls und nehmen freudig lächelnd das Todesurteil
entgegen.
Ja, sie jubeln und
singen Gott Dank- und Loblieder bis zum letzten Atemzug...“ (nach
Eusebius)
Mit
den Christen sterben auch die Manichäer, welche Anhänger einer
persischen Glaubensbewegung sind. Von ihnen drohte der jungen
Christenheit eine größere Gefahr, weil viele Christen zu dieser
Sekte hinüber gewechselt waren. Die Lehre des Mani war von
Gleichnissen und schwer zu begreifenden Symbolen erfüllt, die dem
Mithras-, Zoroaster- und Buddhaglauben entlehnt waren. Mani wurde in
Persien gekreuzigt.
Diokletian
hat die einzige Möglichkeit zur Einigung des römischen Reiches und
der damit verbundenen Erstarkung wider die nun aufkommende nordische
Welt selbst verhindert, indem er die Kraft und Macht des Christentums
und ihres Gottes nicht erkannte, bzw. nicht erkennen durfte.
Ein
späterer Kaiser, Konstantin der Große, wird sich der Herrlichkeit
der neuen Religion bedienen, doch ist bis dahin der Einbruch der
Germanen bereits soweit gediehen, dass sie nicht mehr zurück
gedrängt werden können. Mit seiner Innenpolitik ist Diokletian
gescheitert und die mühsam erhaltene Sicherheit wird auch nicht mehr
von langer Dauer sein. Der Untergang der heidnischen Welt geht
unaufhaltsam weiter, der Sieg des Kreuzes ist nur noch eine Frage der
Zeit.
305
danken Diokletian und Maximian ab. Als Nachfolger werden Galerius im
Osten, Konstantinus im Westen als Augusti benannt. Maximinus Daja als
Cäsar im Osten, Velerius Severus als Cäsar des Westens. Der
abgedankte Kaiser merkt nicht, dass er damit alle Macht dem grausamen
und herrschsüchtigen Galerius in die Hände spielt. Diesem gelingt
es auch, alle, bis auf Konstantius aus dem Felde zu schlagen.
Ein
Jahr, nachdem sich Diokletian zurückgezogen hat, ist das gesamte
Reich von Kriegswirren erfüllt; ein halbes Dutzend Cäsaren ringen
um die Macht. Als Konstantius stirbt, wird sein Sohn Konstantin
achtzehnjährig Cäsar des Westens. Galerius und Konstantin bringen
es fertig, alle Mitspieler um den Thron auszuschalten. Da stirbt auch
Galerius und es kommt zum Bürgerkrieg.
Der
junge Konstantin sieht in dem Verhängnis des Reiches, das durch
Christenverfolgungen und Aufstände im Norden entstanden ist,
ursächliche Zusammenhänge. Er spricht mit den Bischöfen der
Christen und wird von Vertrauen zu ihrem Glauben erfasst. Da
beschließt er, den ersehnten Schlag des Bürgerkrieges zu tun. Mit
nur 25.000 Mann – eine fast hoffnungslos Sache – gelingt es ihm,
durch Disziplin seiner Soldaten und durch die Mithilfe der Bischöfe,
bis nach Rom siegreich vor zu dringen. Nun erweist sich Christi Macht
auch auf dem Schlachtfeld.
Galerius
starb in Qualen, Maximian erhängte sich und der mächtige Verfolger
der Christen Diokletian ist ein ohnmächtiger Greis, der dem
zerfallenden Weltreich nachtrauert.
Kaum
eine halbe Stunde dauert der Kampf um Rom. Am selben Abend zieht der
Cäsar Konstantin in Rom ein und wird zum Augustus gekrönt. Im
Februar 313 wird durch ein Edikt die Verfolgung der Christen beendet
und ihre Religion gleichberechtigt.
„In gesunder und
durchaus richtiger Erwägung haben wir den Beschluss gefasst, dass
keinen Menschen versagt werden soll, nach freier Wahl sein Herz jener
Religion zu zuwenden, die er selber für die richtige hält...
Ist es doch
offensichtlich der Ruhe unserer Zeit angemessen, dass jeder die
Freiheit habe, gemäß seinem Willen eine Gottheit zu wählen und sie
zu verehren. Dies haben wir verfügt, damit es nicht den Anschein
erwecke, als würde irgendein Kult oder eine Religion durch uns
unterdrückt.
Bezüglich der
Christen bestimmen wir weiterhin, dass jene Stätten, an denen sie
ehemals zusammen zu kommen pflegten und über die früher staatliche
Verfügungen getroffen worden sind, sowie auch jene, die nachweislich
durch unsere Kammern käuflich erworben oder beschlagnahmt worden
sind, nun unentgeltlich und ohne Rückforderung des Kaufpreises an
die Christen zurück zu erstatten sind...
(Edikt von Mailand
der beiden Kaiser Konstantin und Licinus)
316
stirbt Diokletian und wird als letzter Kaiser unter die Götter
versetzt.
324
wird Konstantin Alleinherrscher und verlegt seine Residenz nach
Byzanz, das Konstantinopel heißen wird.
Nach
der Gleichstellung der christlichen Gemeinden mit den anderen
Religionen des Reiches, erheben nun auch die Priester der Presbyter
laut ihre Stimmen gegen die heidnischen Kulturen. Man beginnt den
Spieß umzudrehen. Daran wird ersichtlich, dass auch die neue Lehre
in den Händen eines Geschlechtes ist, das, wie bei allen anderen
Kulturen und Religionen zuvor, mit Gewalt und Autorität
Andersdenkende bekämpft. Anstatt dass im Vertrauen auf die stärkere
Überzeugungskraft Jesu Christi das Bessere von selbst herbeigeführt
werde. Auch die Lehre Christi beginnt sich in zahllosen Spiegeln zu
brechen und es kommt sehr schnell zu religiösen und politischen
Streitigkeiten in den Gemeinden.
Bischöfe
treten gegeneinander auf und in Straßenkämpfen und Kleinkriegen
sucht das zerrissene Volk zu entscheiden, was von oben nicht möglich
zu sein scheint. Was aber unten beim Volk geschieht, ist das, was im
Geiste oben schon geschehen ist. Diebe, Räuber und Mörder, Huren
und Buhlen haben sich des göttlichen Erbes bemächtigt: die ganze
hellenisch-römisch gebildete Welt, die Götter im Fleisch.
Das
Evangelium ist für sie nur ein neues Kleid, worunter sie sich von
neuem verbergen können.
Weil
sich aber so die Wahrheit in ungerechten Händen befindet, wird die
Lehre Jesu zum Flicken, an dem ihr Kleid zerreißt, damit sie nackt
und offenbar werden. (s.
h. Römer 1/18)
So macht Gott durch Christus die Menschengeschichte zu seiner
Geschichte und dies mit der Kraft und dem Willen seiner Feinde.
Hören
wir die Zeugnisse jener Zeit, damit wir erkennen, wie mit Christus
Gott denen Gelegenheit gibt, mit fremder Kraft und Macht über
Menschen zu herrschen, die seinen Willen nicht tun und sein Wort
nicht achten.
Da
hat sich die Christengemeinde von Karthago bei der Wahl ihres
Oberhauptes in zwei widerstrebende Parteien gespalten. Die eine steht
zu Bischof Cäcilianus, die andere zu Donatus; Cäcilianer und
Donatisten bekämpfen sich mit der Unerbittlichkeit feindlicher
Sekten. Kirchen werden niedergebrannt; tagelange Straßenkämpfe
wogen durch die afrikanischen Städte. Es gibt Tote und Verletzte und
wie stets, so nützt auch hier die Unterwelt ihre Stunde zu
Plünderung, Raub und Gewalttat. Beschwerden und Hilferufe erreichen
die kaiserliche Kanzlei. Doch der Kaiser nimmt keine Stellung und
antwortet ausweichend:
„Mein Gericht
fordert ihr, der ich selber Christi Gericht erwarte!
Ich erkläre euch,
dass ein Gericht von Priestern – also eine Synode – so gehalten
werden sollte, als ob Gott selber zu Gericht säße.
Denn ich meine,
sie sollten nicht imstande sein, etwas anderes zu lehren als das, was
die Worte Christi sie gelehrt haben.
Wie also dürft
ihr meine Entscheidung anrufen?
Wie könnt ihr
Irdisches aufsuchen, wenn ihr Himmlisches finden wollt?
Wie bei den
Prozessen der Heiden habt ihr Berufung eingelegt...
(Schreiben
Konstantins an die christliche Gemeinde in Karthago)
Die
gleiche Verwirrung wie in Karthago herrscht in Alexandria, ja im
gesamten Orient, der ohnehin zu philosophischen und religiösen
Spekulationen geneigt ist. Überall tauchen Sektierer, Irrlehrer und
Fanatiker auf, die Christi Wort nach Traumgesichten und eigener
Meinung auslegen, verkünden und niederschreiben.
Der
heftigste Streit entbrennt zwischen dem Presbyter Arius aus
Alexandrien und der bischöflichen Partei, die durch den Diakon
Ahanasius vertreten wird. Der Riss zwischen diesen beiden
theologischen Richtungen dehnt sich bald über den ganzen Osten aus.
Die Kirche, kaum erstarkt, spaltet sich in Athanasier und Arianer.
Unversöhnlich stehen sich die Parteien gegenüber, bis Konstantin
endlich dem Drängen des Bischofs Eusebius nachgibt und ein Konzil
nach Nikäa beordert.
Im
Jahre 325 tritt dieses Konzil zusammen. Der Kaiser hat in der
kaiserlichen Loge Platz genommen und lässt sich von dem Pädagogen
Optatis über die Herkunft der vielen Sekten und Glaubensrichtungen
Auskunft geben:
„Da
sind die Circumcellions, was übersetzt wird – die um die Häuser
Schweifenden -, sie sind Anhänger der christlichen Askese, welche
sie soweit treiben, dass sie sich zur Buße für ihre Sünden die
Gliedmaßen zerbrechen oder sich Ohren, Nasen und Lippen abschneiden.
Als einziges würdiges Ende eines vollkommenen Christenlebens
betrachten sie den freiwilligen Tod unter Lobgesängen auf Gott. Das
unwissende Volk hält sie für Heilige und setzt sie den Märtyrern
gleich. Sie sind Fanatiker, von denen man erzählt, dass sie nur
diejenigen für Christen halten, die zumindest im Kerker gesessen
haben. Alle anderen beschimpfen sie mit Traditores – Abtrünnige
und Verräter.
Dann
gibt es eine Gruppe der Kainitischen Sekte die lehrt, dass die
Unbeugsamen, wie Kain oder die Bewohner von Sodom und Gomorrha, die
wahren Besitzer der verborgenen Weisheit seien. Sie gehören zu den
Gnostikern. Sie verehren sogar Judas Ischariot als Gottbegnadeten.
Hätte Judas Jesus nicht verraten –so meinen sie–, wäre auch
die Erlösung nicht Wirklichkeit geworden.
Noch
seltsamer sind die Karpokratianer die lehren, dass sich die Dämonen
der Hölle von den unterdrückten, nicht begangenen Sünden ernähren.
Darum sündigen sie bewusst, um auf ihre Weise den Teufel
auszurotten. Auch sie halten alle anders denkenden Christen für
verruchte Ketzer. In der Reihe der Glaubensrichtungen ragen vor allem
die Gnostiker (Erkennende) hervor, deren Lehre Basilides den wahrhaft
diplomatischen Satz geprägt hat: „Erkennet alle, aber lasst euch
von niemandem erkennen.“ Die Gnostiker meinen, die letzte und
tiefste Erkenntnis zu haben. Sie glauben an Geheimnisse, Gesichte und
magische Durchdringung des Lebens. Nur die Geistmenschen können zur
äußersten Höhe aufsteigen; sie entwickeln sich aus den
Glaubensmenschen, die Sinnesmenschen aber bleiben ewig verdammt. Am
Ende der Welt steht die Scheidung zwischen Gut und Böse, zwischen
Geist und Materie.
Die
Sekte der Adamiter verrichten ihren Gottesdienst unbekleidet, sie
wollen äußerlich die Unschuld des Paradieses wieder herstellen. Die
Ägypter haben eine Abordnung der Ophiten gesandt, unheimliche
Schlangenbeschwörer oder Verehrer, sie weihen ihre Mysterien der
biblischen Weisheit der Schlange.
Aus
Kephalonia sind Sektierer erschienen, deren Grundsätze allgemeine
Gleichheit des Besitzes, Frauengemeinschaft und Auflösung aller
bestehenden Ordnung fordern.
Dutzende
weiterer Sekten ballen sich im Getümmel des Saales; der ganze Wust
orientalischer Mystik, heidnische Kulte und griechischer Sophistik
belasten Lehre und Glauben dieser verwirrten, führungslosen
Gemeinden. Endlich kann die Synode beginnen, um die einzelnen
Abordnungen zu Worte kommen zu lassen.
Als
erster betritt ein Novatianer die Rednerkanzel!
Diese
Sekte ist überaus streng und verweigert allen Christen, die während
der Verfolgungen abgefallen sind, die Wiederaufnahme in den Schoß
der Kirche. Sie erstrebt eine Kirche aus Reinen, Geläuterten, aus
Heiligen. Sie verlangt die Wiedertaufe.
Man
ruft ihm zu, dass er die Liebe des Herrn verleugne, der da sagt:
„Wenn dein
Bruder siebenmal gesündigt hat, so vergib ihm siebenmal siebzig!“
Der
Novitianer lässt ihren Zuruf unbeachtet und fordert im
Glaubensbekenntnis den Satz: Wer nach der Taufe eine schwere Sünde
begeht, soll nicht mehr los gesprochen werden.
Da
greift zum ersten Mal der Kaiser in die Verhandlungen ein. Zornig
springt er auf und ruft in den Saal:
„ Lege nur eine
Leiter an den Himmel? Steig allein hinauf, Bischof, kein anderer wird
dir folgen können...!“
Dann
wogt der Streit zwischen Arianern und Athanasiern, der nach langen
und langwierigen Verhandlungen mit dem Sieg der Athanasier endet.
Damit ist eine folgenschwere Kluft aufgerissen, wie es sich in den
folgenden Jahren erweisen wird. (s.
h. Zierers „Weltgeschichte“ Bd. 6, S. 46ff)
Als
König Sapore von Persien (310-379) von Kaiser Konstantin die von
Diokletian eroberten Tigrisprovinzen zurück fordert, rüstet der
Kaiser sofort sein Heer. Doch während dieses Feldzuges ereilt in der
Tod im Jahre 357. Da sich hartnäckig das Gerücht verbreitet, der
Kaiser sei von Verwandten durch Gift beseitigt worden, kommt es zum
Ausbruch des Volkszornes, welche die Paläste der kaiserlichen
Verwandten stürmen.
„Dieser Tag ist
ein Tag des Gemetzels;
wie für das
Geschlecht des Ödipus vollzieht sich der unheilvolle Fluch durch
göttliche Einwirkung:
Konstantins Erbe
wird durch das Schwert geteilt...“ (nach Julianus)
In
den Jahren nach dem Tode des Kaisers wogt der Kampf zwischen
Athanasiern und Arianern wieder auf. Nach vielem Hin und Her setzt
sich die athanasische Richtung wieder durch und macht die Arianer
abhängig von den Weisungen des Bischofs von Rom, dessen Wort als
Nachfolger Petri bindend ist.
Da
beschließt die arianische Partei einen Schachzug von besonderer Art.
Ulfilas, ein Arianer, wird als Missionar zu den Goten gesandt. Damit
wird der spätere Sieg der Orthodoxen über die westliche Kirche
vorbereitet.
Die
Ost- und Westgoten sind im Besitz eines Reiches, das vom Don bis zum
Kaukasus und zum Dnjepr reicht. Unter den Langobarden sind verbündet
oder unterworfen die Langobarden selbst, die Karpen, Heruler und
viele andere Völkerschaften. Ihr Königsgeschlecht stammt von den
Balten.
Die
Amaler, das ostgotische Königsgeschlecht, bekennen sich als erste
zum arianischen Glauben. Bald darauf verlangt auch der neue Kaiser
Konstantius die Vorherrschaft des arianischen Glaubens im Ostreich.
Das
ist die Situation, durch welche die nächsten und stürmischsten
Völkerverschiebungen stark beeinflusst werden. Augenmerk nach dem
Norden.
Die
Völkerwanderung
Es
ist nicht unsere Aufgabe, den Gründen und Ursachen der
Völkerwanderung in der Weise nach zu gehen, wie man es bisher getan
hat, sondern zu versuchen, neuen Betrachtungen für die Gründe der
Völkerwanderung Raum zu geben.
Wenn
man die Geschichte vorbehaltlos und unvoreingenommen betrachtet, dann
fängt man zu ahnen an, dass der Geschichtswelt geheimnisvolle
Impulse zu Grunde liegen, die man nicht nach der Methode von Suchen
und Finden erklären kann.
Wie
wir wissen und im vorigen Kapitel schon erwähnt haben, wurde ein
großer Teil der Goten durch Bischof Ulfila christianisiert, was uns
als das zentrale Geschehen erscheint, wodurch die Goten später gen
Süden gezogen worden sind.
Erinnern
wir uns aller früheren indogermanischen Völkerbewegungen, dann
erkennen wir einen sich stets wiederholenden Vorgang: den Einbruch
kulturloser Völker in bereits bestehende größere Kulturen; die
Übernahme deren Weltbildes und den Aufstieg zu einer höheren Stufe,
die solchermaßen wiederum neue, oft gar stärkere Anziehungskraft
auszuüben beginnt. Dergleichen Geschehnisse liegen auch den letzten
Völkerbewegungen zu Grunde. Das Entstehen der christlichen Religion,
das Ausmaß ihrer Verbreitung ergeben den äußeren Rahmen zur
Offenbarung Jesu Christi und zu dem, was die Menschen mit Christi
Wort getan haben, je nach dem guten oder üblen Sinn.
Die
Herrlichkeit Gottes in Jesu Christi ist die letzte Religionsbildende
Ausstrahlung, der ein bestimmter Zweck zu Grunde liegt. Auch der
Islam muss dazu gerechnet werden, da er sich ebenfalls als Resultat
der Schriften und Prophezeiungen Israels begreift. Doch werden wir
auf Mohammed und seine Lehre noch etwas genauer eingehen müssen, da
sie immerhin größeren Einfluss auf die mögliche Entwicklung des
Abendlandes und den Weltmachtgelüsten der christlichen
Schriftbesitzer gehabt hat, indem sie der Ausbreitung des
Christentums einen Riegel vorschob.
Es
wurde gesagt, dass die Herrlichkeit und Machtausstrahlung der Lehre
Jesu einem Religionsbildendem Zwecke diente. Nun, das kann man heute,
im Nachhinein wohl kaum bestreiten. Doch soll damit auch gesagt sein,
dass die christliche Machtentfaltung nicht die letzte Herrlichkeit
Gottes an sich gewesen ist, sondern die letzte desjenigen
Geschlechtes, das mit Gott die Welt beherrscht und nach seinem Willen
geformt hat.
Die
wahre Herrlichkeit Gottes ist aber eine andere. Paulus umschreibt das
im Brief an die Römer so:
„Denn es wird
geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und
Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit
besitzen; weil das von Gott erkennbare unter ihnen
offenbar ist, denn
Gott hat es ihnen geoffenbart – denn das Unsichtbare von ihm,
sowohl seine ewige Kraft, als auch seine Göttlichkeit, die von
Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird
geschaut -, damit sie ohne Entschuldigung seien; weil sie, Gott
kennend, ihn weder als Gott verherrlichen, noch ihm Dank darbrachten,
sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr
unverständiges Herz verfinstert wurde: Indem sie sich für Weise
ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des
unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von
einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und
kriechenden Tieren. (Römer 1/18-23)
Den
Schatz Gottes, in Israel geoffenbart, hat Titus symbolisch nach Rom
bringen müssen. Als Zeichen der Überwindung Israels, dem Augapfel
Gottes. Durch Paulus aber ist der Wortschatz des Herrn nach Rom
gekommen, zum Gericht über die Nationen und Völker und damit sie
bis zum Tage der Entscheidung gefristet werden können.
Von
Rom aus wirkt das gerechte Gericht Gottes und löst das ungerechte
Gericht ab, wodurch die Reiche dieser Welt entstanden sind. Das
gerechte Gericht begann schon zu wirken, als das ungerechte noch mit
seinen Vernichtungsfeldzügen Israel heimgesucht hat, was Gott aber
nicht wollte und Christus nicht geboten hat.
Wir
sind den geschichtlichen Ereignissen etwas vorausgeeilt, doch nur in
der Absicht, Ansatzpunkte zu setzen, die nach Abschluss der
Völkerwanderung weiter führen sollen.
Als
den eigentlichen Beginn der Völkerwanderung setzt man das Jahr 375
n. Chr. an, als die Hunnen die Alanen besiegten, das Ostgotenreich
Ermanerichs zerstörten und die Ebenen zwischen Wolga und Don in
Besitz genommen hatten. Doch gab dieser Einbruch nur noch den letzten
Anstoß zu einer an sich schon ständig wachsenden Bewegung der
nördlichen Völker, welche das Imperium Rom zerstört und damit jene
Grundlagen geschaffen hatte, worauf sich später die unter Roms
Herrschaft versammelten Völker zu eigenstaatlichen Formen
umgruppierten.
Zuerst
setzten sich von der Hauptmasse der Ostgermanen die Westgoten ab und
finden Aufnahme im östlichen Teil des römischen Reiches. Kaiser
Theodosius gliedert sie als Bundesgenossen dem Reich ein und
verpflichtet sie zur Verteidigung seiner Grenzen. Die
Christianisierung durch Ulfila (311- 383) wird dabei zum
entscheidenden Faktor, aus welchem heraus sich ein oströmisches
Reich im Verlaufe von Jahrhunderten zu einem selbstständigen, von
Rom unabhängigem Reiche entwickelt.
Nach
dem Tode von Kaiser Theodosius fühlt sich der König der Goten
„Alarich“ an den Vertrag mit dem Kaiser nicht mehr gebunden und
zieht mit einem Heer auf Raub- und Plünderfahrt nach Griechenland
und Italien. Dadurch ist Rom gezwungen, seine letzten Legionen am
Rhein abzuziehen.
Diese
Stunde nützen die Wandalen, Burgunder und Alemannen im Jahre 406, um
die nun ungeschützten Provinzen an sich zu reißen. So können die
Burgunder ihr Reich bis zum Jahre 532 bis hin zur Rhóne und Saóne
ausdehnen. 410 fällt Alarich erneut in Italien ein und erstürmt
Rom. Durch seinen frühen Tod, können die Goten jedoch abgedrängt
werden. Diese gründen unter ihrem König Eurich in Spanien ein
Gotenreich.
Die
Wanderbewegungen westgermanischer Völker haben damit die
weströmischen Länder aus dem Verband des Imperiums gerissen und das
Erbe des weströmischen Reiches angetreten.
Diese
starke Schwächung Roms führt im weiteren Verlaufe zur Ausdehnung
und Vorherrschaft des oströmischen Reiches, das durch die
Arianisierung der wandernden Westgoten im Wesentlichen vor einer
Überschwemmung verschont geblieben ist. Ja, Italien wird nach dem
Sieg über die – in ihrem Lande lebenden – Ostgoten sogar
oströmisch. Diese Ostgoten auf italienischem Boden hatten sich unter
der Herrschaft Theoderichs als Vertreter des römischen Kaisers
gesehen, obwohl die Römer athanaisch und die Goten arianisch waren.
Doch wurde die Toleranz Theoderichs nach seinem Tode nicht mehr
gewahrt. Zuerst halfen sie den Oströmern bei der Vernichtung des
Vandalenreiches in Afrika (534), um dann bei der Eroberung Italiens
durch die Feldherren Justinians – Belisar und Narses – selbst
vernichtet zu werden.
568
können die Langobarden in Norditalien ein Reich gründen, wodurch
nur noch der Süden, Rom und Ravenna mit ihren Stadthaltern bei
Ostrom verbleiben.
Aus
dem Zusammenbruch des römischen Reiches entsteht die Idee des „ de
civitate Dei“, des Gottesstaates, wodurch die Kirche Roms eine
neue, grundlegende Zielsetzung der abendländischen Geschichte ins
Werk setzte. Von nun an ist der Zusammenbruch und das Ende des
Imperiums Romanum nicht mehr das Ende der Welt.
Rom
wird Bischofsstadt und erreicht eine Sonderstellung durch angemaßte
apostolische Tradition, womit die politisch verloren gegangenen
Länder durch Christianisierung zurück erobert werden können.
In
diesem sechsten Jahrhundert beginnt auch für die Juden im
byzantinischen Reich eine schwere Zeit, indem man sie zur Taufe
zwingt oder vertreibt. Auch Palästina ist zum größten Teil
christlich geworden, so dass die Juden wie Fremde in ihrem eigenen
Lande angesehen werden. Um diese Zeit beginnen die Christen erstmals
mit der Fortschaffung von Reliquien frühchristlicher Heiliger, sowie
der Propheten und anderen biblischen Gestalten des Alten Testaments.
(so wurden 395
Josephs Gebeine von Sichem nach Konstantinopel überführt; 406 die
sterblichen Überreste des Propheten Samuel ausgegraben. Entnommen
dem Buche „Dies ist mein Volk“ von Abba Eban, S. 106)
Als
sich Rom wieder erholt, gelingt es, alle oströmischen Bastionen aus
den italienischen Gebieten zu verdrängen. Dabei wird der
athanasische Katholizismus zum Hauptpfeiler Roms, das mit der Kraft
der – zum Katholizismus übergetretenen – fränkischen Krone ein
heiliges römisches Reich deutscher Nation gründet. Zusammen mit dem
Frankenreich werden die Grenzen des Abendlandes gezogen, wodurch der
Westen vor Orientalisierung gerettet und die islamischen
Expansionsbewegungen in ihre Schranken gewiesen werden können.
Auch
Ostrom kann zu diesem Zeitpunkt noch die Banner Mohammeds in den
siegreichen Schlachten vor Konstantinopel (674 und 717) aufhalten,
verliert aber die Herrschaft über den nordafrikanischen Raum, wo
sich bis Ende des siebten Jahrhunderts der Islam auszubreiten
beginnt. Auch Palästina ist unter der Hand des Kalifen. Damit ist
das Kräfteverhältnis des Islams einerseits und des christlichen
Abendlandes andererseits im Wesentlichen ausbalanciert und ihrem
Imperialismus Grenzen gezogen. Und das alles durch Israel, Ismael und
Christus.
Das
Mittelmeergebiet ist nicht mehr im Herrschaftsbereich der Christen
und hat im Islam einen ebenbürtigen Widersacher gefunden. Zwei große
und mächtige Räuber sind dabei, sich einander zu zerfleischen.
Größte
Beute des Islams wird Ostrom, das mit dem Fall Konstantinopels am 29.
5. 1453 endgültig unter dessen Einfluss gerät.
Inzwischen
hat Rom, in der sicheren Überzeugung seines Machtanspruches und
durch die Überschätzung der politischen Macht der Karolinger, den
Bogen zu weit gespannt. Zwar sind die Christianisierungsbestrebungen
Karls des Großen mit Erfolg gekrönt, doch waren sie auch Anlass
genug, den Kaiser zu verstimmen, weil Rom nun meinte, weltliche Macht
durch den Papst verleihen zu können. Dies führte zu den unseligen
Spannungen zwischen Papst und Kaiser, woraus die Machtstellung der
römischen Kirchen, aber auch des Kaiser- und Königtums erschüttert
hervor gegangen ist.
Man
erkennt deutlich, dass, sobald imperialistische Ziele im Namen Gottes
und Christi verfolgt wurden, ihren Verfechtern ein Riegel
vorgeschoben war.
Was
Gott Israel nicht gestattete, konnte auch den Nationen in seinem
Namen nicht gestattet sein, denn die Welt kann nicht mit der Wahrheit
in gewalttätiger Hand eingenommen werden, sondern nur durch die am
Ende sich bewahrheitende Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, in der
Hand ihrer Kinder.
Fassen
wir das Ergebnis der Völkerwanderung zusammen, dann erkennen wir die
Notwendigkeit der Zerschlagung Roms, weil es seinen
Herrschaftsanspruch aus dem Mythos und ihren Göttern aufgebaut hat.
Der Einbruch des Christentums stürzt diese Welt der Götter und
schafft den Raum für die neue Lehre, wodurch sich das Tier – wie
geschrieben steht (Off.
13/12-14)
–
von seiner Wunde erholt und geheilt wird, indem durch Rom eine neue
Ära Gottes im Namen Christi anzubrechen beginnt.
Die
Staatenwelt des Abendlandes ist nach Ende der Völkerwanderung
vornehmlich durch die westgermanischen Stämme der Franken, Sachsen
und Alemannen beeinflusst. Weniger glücklich verlief das Schicksal
der Ostgermanen, der Ost- und Westgoten, Wandalen, Burgunder und
Langobarden, die, weitab von ihren Ländern im Mittelmeergebiet zu
Grunde gingen.
Noch
während die meisten germanischen Völkerschaften nach dem Süden
drängten, gelang es den Angelsachsen den Hauptteil der Insel
Britanien zu erobern. Die Markomannen besetzten Bayern.
So
konnten – in jenen, von den Ostgermanen verlassenen Länder– dann
im sechsten Jahrhundert die slawischen Völker eindringen.
Das
sind die geographischen Ausgangsstellen, worauf sich Abendland und
Islam nach Beendigung der Völkerverschiebungen befinden.
Der Islam
Im
gleichen Zeitraum, während das römische Reich den Wanderbewegungen
der nordischen Völker erliegt, steigt der Stern der Religion Christi
und wird Mohammed im Jahre 571 zu Mekka geboren.
Als
Kaufmann in Ägypten und Syrien kommt er in Berührung mit jüdischer
und christlicher Religion.
Um
die Jahrhundertwende überkamen Mohammed erstmals Visionen, vor denen
er sich in die Einsamkeit der Berge flüchtete und oft wochenlang
dort aufhielt.
Hier
überkam ihn eines Tages die erste Offenbarung, die 96.te Sure. Er
offenbarte aber seine göttliche Sendung vorerst nur im engsten
Kreise, obwohl er sich berufen sah, den von Abraham überkommenen
Eingottglauben wieder herzustellen. Nachdem er, vor allem auf
Betreiben seiner Familie, bekannter geworden war, erwuchsen ihm, wie
allen Propheten, Verfolgungen und Spott.
Doch
nach und nach wuchs die Schar seiner Gläubigen, die er in Medina um
sich versammelt hatte. Als er genügend Ansehen errungen hatte,
führte er lange Jahre einen erbitterten Kampf gegen seine Vaterstadt
Mekka und erreichte 624 n. Chr. ihre Unterwerfung. Anschließend
unterjochte er die Juden zu Nachla. Auch mit den Juden zu Medina,
deren machtvolle Gemeinde er zu fürchten hatte, rechnete er ab.
Im
Jahre 629 hatte er die letzten Juden zu Chaibar vertrieben, die neue
Religion wurde anerkannt.
630
hatte die Ausbreitung der neuen Lehre schon solche Ausmaße
angenommen, dass sie im Jahre 631 ein Kampfzug der Gläubigen bis an
die Grenzen des byzantinischen Reiches führte, an dessen Kaiser und
seine Nachbarstaaten Mohammed Botschaften richtete, dass diese dem
Islam beitreten sollten. Doch außer Ägypten würdigte ihn niemand
einer Antwort.
Nach
dem Tode Mohammeds im Jahre 632 wird Abu Bekr erster Kalif. Ihm folgt
der Kalif Omar von 634-644. Unter dessen Herrschaft wird Syrien,
Palästina, Ägypten und das Sassanidenreich erobert, so dass sich
bis Ende des siebten Jahrhunderts der Islam über ganz Nordafrika
ausgebreitet hat und die Vorherrschaft der christlichen Welt im
Mittelmeerraum damit gebrochen ist.
711
dringen die Araber unter dem Feldherrn Tarik sogar bis nach Spanien
vor, wo sie das Westgotenreich vernichten. Nur Ostrom konnte sich mit
seiner überlegenen Flotte und dem „griechischen“ Feuer noch vor
den Angriffen auf Konstantinopel (674 und 717) retten.
Unter
den Dmajjaden (bis 750) und den folgenden Abbasiden (bis 1250) wächst
der Islam zu seiner machtvollsten Stärke heran.
Persien,
Arabien, Ägypten, Nordafrika und Spanien haben selbstständige
Kalifate und Sultanate.
Da
kommt zu Anfang des 13.ten Jahrhunderts der Einfall der Mongolen
unter Dschingis-Khan, der alsbald zur Eroberung Russlands und
Mesopotamiens führt. Das ist das Ende der Blüte arabischen
Kulturschaffens, worunter das Judentum einen materiell und geistig
neuen Anfang erlebt hatte.
Dieser
Dschingis-Khan, ein außergewöhnlich großer Mann mit rötlichem
Haar und heller Haut – hervor gegangen aus einer Mischung von
Tradition und Mythos, der er ein strenges Gesetz überordnete -, war
der Beschneider islamischer Weltherrschaftsgelüste, denen natürlich
auch Dschingis-Khan verfallen war und worin er später vom Buddhismus
überwunden wurde.
Nach
diesem katastrophalen Niedergang konnte der Islam erst unter den
türkischen Osmanen wieder etwas Boden fassen, die Mongolen nach und
nach verdrängen und Kleinasien zurück gewinnen.
Auf
dem Balkan beginnt die Vorherrschaft der Türken, die mit der
Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 das Ende des byzantinischen
Reiches herbeiführen.
Wieder
fällt der Schatten des Islams auf das Abendland. Doch gelingt es
unter dem Prinzen Eugen in den Türkenkriegen von 1687-1717, in
welchen auch Belgrad erobert wird, die Gefahr zu bannen.
Damit
waren der islamischen Religion und ihren imperialistischen Zielen die
endgültigen Grenzen abgesteckt, worauf die Saat Mohammeds aufgehen
durfte, wie auch das Abendland auf ein – ihm bestimmtes –
Maß zurück gedrängt war. Denn das Ziel aller Offenbarungen Gottes,
ist die Weltherrschaft seiner Erkenntnis, die das Reich und den
Frieden Gottes ohne Gewalt über die ganze Erde bringen wird.
Diese
Gotteserkenntnis hat in der Lehre Mohammeds Elemente, auf die wir nun
näher eingehen werden.
Der
Koran ist neben der Bibel und der Avesta des Zarathustra
monotheistisch. Das Wort Koran – arabisch Kurán – bedeutet: das
oft zu lesende Buch und geht auf die hebräische Wurzel „kara“ =
lesen – zurück. Islam bedeutet Friede und Gottergebenheit.
Die
kriegerische Ausbreitung des Islam straft dies zwar genauso Lügen,
wie die des Christentums, aber die Erklärung finden wir in den
Worten des Propheten Jesaia:
„Siehe, der
Herr, Jehova, kommt als ein Starker und sein Arm übt Herrschaft für
ihn;
siehe, sein Lohn
ist bei ihm und seine Vergeltung geht vor ihm her.“ (Jes. 40/10)
Es
liegen der äußeren und machtvollen Entwicklung des Islam nur
diejenigen Elemente zu Grunde, durch die auch das Christentum im
Abendland empor gestiegen ist: die Offenbarungen aus der Wurzel
Israels.
Doch
ist gleich der katholischen Kirche auch der Islam in Tradition,
hierarchische Strukturen und in Kult erstarrt. Davon zeugen die
Vorschriften der Hadith, der Überlieferung und der Sunna, die
Erzählung, die sich an die Lehre Mohammeds anschließen.
Stellen
wir nun einige vergleichende Überlegungen an Hand der Bibel und des
Korans an. Da lautet ein Ausspruch Jesu über die Schriftgelehrten:
„Die
Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt.
Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht
nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun´s nicht.“ (Matth.
23/2-3)
Im
Koran sprechen die Verführten zu ihren Verführern:
„Ihr kamt von
der rechten Hand mit falschen Eiden! Diese aber antworteten: Ihr
wollt keine Gläubigen sein; wir hatten ja keine Macht, euch zu
zwingen; nein, ihre wart Menschen, die aus eigenem Antrieb
sündigten!“
(Sure 37/29-31)
Da
die Blindenleiter und Irreführenden ihrem eigenen Innern folgen,
indem sie nicht tun, was sie sagen, ist dem Gläubigen im Halten
dessen, was sie sagen ( den
Geboten Gottes
), die Fähigkeit gegeben, zu einer höheren Erkenntnis zu gelangen.
Darum spricht der Prophet Jeremia das aus, was die Irreführenden in
ihren Herzen reden:
„Wir verschulden
uns nicht, weil sie gegen Jahwe, die Erwartung ihrer Väter, die
Wohnung der Gerechtigkeit, gesündigt haben.“ (Jerem. 50/6-7)
Daraus
wird ersichtlich, wie die Feinde Gottes und der Gläubigen, das Wort
Gottes als Vorwand gebrauchend, den Dienst der Finsternis und
Verdammnis vollziehen. Woraus am Ende aber dann doch das Heil hervor
treten wird durch die, welche die Worte tun, die jene zum Vorwand
genommen haben. Über sie, die Blindenleiter spricht der Koran
vortrefflich:
„Seht ihr denn
nicht, dass Allah alles, was in den Himmeln und was auf Erden ist, zu
eurem Dienst gezwungen und dass er seine Gnade äußerlich und
innerlich über euch ausgegossen hat?
Und dennoch gibt
es Menschen, welche ohne Erkenntnis, ohne Leitung und ohne
erleuchtende Schriften über Allah streiten.
Wird zu ihnen
gesagt: Folgt doch der Offenbarung Allahs, so antworten sie:
Wir folgen nur den
Lehren, die wir bei unseren Vätern vorgefunden.
Wie aber, wenn der
Satan dadurch sie zur Höllenstrafe rufen will?
Wer sich aber ganz
Allah ergibt und das Gute tut, der hält sich an eine feste Stütze;
denn bei Allah ist
das Ende aller Dinge.“ (Sure 31/21-23)
Das
Ende der Dinge ist die Erkenntnis Gottes und das Reich.
Hierbei
wird deutlich, dass von Gott alles, auch das Böse kommt. Nicht aber
weil Gott es will, sondern weil es geschehen muss. Dies ist auch der
Grundakkord der heiligen Schrift.
Der
Prophet Jesaja spricht:
„Siehe, ich habe
den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer anbläst und die Waffen
hervorbringt, seinem Handwerk gemäß; und ich habe den Verderber
geschaffen, um zu zerstören. Keiner Waffe, die wider dich (Israel)
gebildet ist, soll es gelingen; und jeder Zunge, die vor Gericht
wider dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen. Das ist das Erbteil
der Knechte Jehovas und ihre Gerechtigkeit von mir aus, spricht
Jehova.“ (Jes. 54/16.17)
Durch
die Wirkung des Dienstes der Verdammung, kommt die Schöpfung in
derartige Bedrängnis und so nahe an den Untergang, dass sie
sehnsüchtig derer hart, die zum Dienst des Heiles tauglich gefunden
werden:
„Denn das
sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der
Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen
worden (nicht mit Willen, sondern um deswillen, der
sie unterworfen
hat), auf Hoffnung, dass auch selbst die Schöpfung freigemacht wird
von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Kinder
Gottes.“ (Römer 8/19-21)
Die
Schöpfung ist um deretwillen unterworfen, die im Irrtum über sich
selbst mit den Offenbarungen Gottes die Welt an sich reißen, um
Eitles und Nichtiges schaffend, die lebendige Schöpfung zu
verderben.
In
Nichtigkeit durch den Dienst der Blindenleiter verwandelt, wird sie,
weil das Leben stärker ist als der Tod, von Gott aus der Nichtigkeit
gerufen. Diese Wiedergeburt oder Auferstehung schafft dann die
endgültige Scheidung zwischen wahren und falschen Gottesdienern,
weil sie zugleich den zweiten Tod über die bringen wird, welche die
Schöpfung in den ersten Tod gebracht haben, indem sie dem
Auferstandenen nicht glaubten. Dazu sagt der Koran:
„Bei Allah, nur
wenig fehlte, und du hättest mich in’s Verderben gestürzt. Hätte
nicht die Gnade meines Herrn mich bewahrt, ich wäre auch einer
jener, die der ewigen Strafe überliefert sind. Erleiden wir nicht
außer unserem ersten Tod für Schuld einen zweiten ewigen Tod oder
Strafe?“ (Sure 37/57-60)
Wenn,
und dies sei uns als Feststellung erlaubt, der Koran in der Tiefe,
Breite und Länge nicht die Fülle, sondern nur Elemente der Bibel
besitzt, dann ist zu bedenken, dass der Prophet Mohammed
traditionslos und nicht der Prophet eines Bundesvolkes ist, sondern
ein einzeln Herausgerufener, der, gleich Zarathustra einen bestimmten
Dienst im Plane Gottes hat.
Irgendwo
haben wir gesagt, dass der Islam wider das Christentum gerufen ward,
um der Ungerechtigkeit im Namen Christi einen Riegel vorzuschieben.
Ja, zu solchem Tun setzt Gott nicht die Seinen ein, sondern jene, die
dabei sind, seinem Heilswillen entgegen zu treten, wie zum Beispiel
Paulus. Und dazu auch diejenigen, die nicht durch die Türe des
Gehorsams eingegangen sind. Von ihnen sagt Jesus:
„Wer nicht durch
die Tür in den Hof der Schafe eingeht, sondern anderswo
hinübersteigt, der ist ein Dieb und Räuber.“ (Joh. 10/1)
Es
kann hier nicht der ganze Koran zu Worte kommen, doch wird das Wenige
Anreiz zum Weiterforschen geben, dem, der die Worte Gottes nach gutem
Sinn gebraucht, die Finsternis durchstoßend, aus der ihm Gott
wahrhaftig entgegenkommen wird.
Als
Abschluss ein Wort über die neue Schöpfung, die Auferstehung aus
dem Gericht, das die Sehenden blind und die Blinden sehend macht.
(Joh. 9/39)
„Übereile dich
nicht mit dem Koran, bevor nicht die Offenbarung derselben für dich
vollendet ist, und spreche: Herr, vermehre meine Erkenntnis.“
„Allah sprach:
Hinweg von hier allesamt, und einer sei des anderen Feind. Doch es
soll euch eine Leitung von mir zuteil werden, und wer nun dieser
meiner Leitung folgt, der wird weder irren noch unglücklich sein.
Wer sich aber von meiner Ermahnung abwendet, der soll ein
unglückliches Leben führen, und wir wollen ihn am Tag der
Auferstehung blind vor uns erscheinen lassen.
Er wird dann
sagen: O mein Herr, warum lässt du mich blind erscheinen, da ich
doch sonst sehend war?
Allah aber wird
antworten: Deshalb, weil unsere Zeichen dir geworden, die du aber
vergessen hast, und darum sollst du nun heut auch vergessen werden.“
„ Denn die
Ungläubigen sagen:
Wenn er nicht mit
einem Wunderzeichen von seinem Herrn kommt, dann glauben wir nicht.“
(Sure 20; 50 und 53; Offb. 21/1; 1.Korin. 15/47)
Darum
bewahrheitet sich an ihnen die angedrohte Strafe. Sind wir etwa
ermattet durch die erste Schöpfung? Und dennoch zweifeln sie an
einer neuen Schöpfung (Auferstehung), durch die Gott eine zweite
Schöpfung bewirken wird.
Das
Christentum
Die
Entwicklung des Christentums geht auf den Kreis der Apostel zurück
und den Auftrag hatte: „Gehet
hin in alle Welt und lehret die Völker.“
Den
größten Anteil an der Verbreitung der Lehre Jesu hatte der einstige
Widersacher ihrer Gemeinden, Paulus.
Aus
dem Wunder um Paulus Bekehrung wuchs der Wunderbaum des Christentums,
der die ursprüngliche Linie Christi bis heute überschattet, weil er
nicht geradlinig in die Höhe unserer Zeitrechnung empor gewachsen
ist, sondern seit dem Ende der Apostelgeschichte jäh unterbrochen
ward.
Der
Grund dieser Unterbrechung ist nicht in der Schuld der
Christenverfolgungen zu suchen, sondern einzig und allein in der
Verwandlung der Lehrmeinung der Urgemeinde durch das Eindringen
falscher Lehrer und Apostel, wie dies besonders während des Konzils
zu Nikäa im Jahre 325 deutlich geworden war.
Diese
sind aber eingedrungen, um die sie enthüllende Offenbarung Gottes zu
verdunkeln und sich selbst dabei zu bedecken.
Die
völlige Inbesitznahme der Lehrgewalt durch falsche Apostel ist
allerdings historisch (noch) nicht nachweisbar, sondern nur durch die
Erkenntnis, die an den Sinn der wahren Apostel anknüpfen kann. Das
Anknüpfen ist die Erinnerung an das, was die Urgemeinde vom
Evangelium und unter dem – durch die Apostel – vermittelten Wort
verstand.
Wer
nicht an den Sinn der Urgemeinde anzuknüpfen vermag, hängt an den
Lehren und Auslegungen derer, die nach dem Tode der Apostel die
Gemeinden und das Reich an sich gerissen haben, wodurch der Faden der
wahren Überlieferung gerissen ist.
Das
ist auch der Grund, warum das Leben der Apostel Paulus und Petrus und
auch all der anderen, historisch noch im Dunkel verläuft und (bis
heute) keinerlei Schriften gefunden werden konnten, die uns die
weitere Entwicklung der Urgemeinden klar vor Augen geführt hätte.
Auch
die durch die Kirche verbreiteten Versionen über die Todesart der
Apostel Paulus und Petrus sind nur Behauptungen, welche durch
keinerlei geschichtliche Zeugnisse belegt werden können.
Über
das Eindringen falscher Lehren schon zu Beginn der Urgemeinde, haben
wir in den Briefen der Apostel deutliche Hinweise. So heißt es im
dritten Brief des Johannes:
„Ich schrieb
etwas an die Versammlung, aber Diotrophes, der gern unter ihnen der
erste sein will, nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will
ich seiner Werke gedenken, die er tut, indem er mit bösen Worten
wider uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er
selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und
stößt sie aus der Versammlung.“ (3.Joh. 9-10)
Und
Paulus schreibt im Brief an Titus:
„...anhangend
dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, auf dass er fähig sei,
sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die
Widersprechenden zu überführen.
Denn es gibt viele
zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der
Beschneidung, denen man den Mund stopfen muss, welche ganze Häuser
umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes lehren, was sich nicht
geziemt.“ (Titus 1/9-11)
Im
Brief an die Galater befindet sich eine besonders bezeichnende
Stelle:
„Bin ich also
euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage? Sie eifern um
euch nicht gut, sondern sie wollen euch ausschließen, auf dass ihr
um sie eifert. Ich wundere mich, dass ihr so schnell von dem, der
euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium
umwendet, welches kein anderes ist; nur das etliche sind, die euch
verwirren und das Evangelium verkehren wollen.“ (Gal. 1/6-7 u.
4/16-17)
Im
Römerbrief ermahnt Paulus die Gemeinde folgendermaßen:
„Ich ermahne
euch aber, Brüder, dass ihr Acht habet auf die, welche Zwiespalt und
Ärgernisse anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und
wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn
Christus, sondern ihrem eigenen Bauche, und durch süße Worte und
schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.“ (Römer
16/17-18)
Als
Abschluss noch ein Zitat aus dem zweiten Petrusbrief, worin uns noch
einmal vor Augen geführt wird, wie die Entwicklung von Anbeginn von
solchen gestört wurde, die mit ihren Auslegungen die ersten Plätze
einzunehmen suchten:
„Und achtet die
Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter
Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat,
wie auch in allen seinen Briefen, wenn er in denselben von diesen
Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die
Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen
Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2. Petr. 3/15-16)
Statt,
nachdem sie ihren Sinn geändert, die Völker aufzurufen desgleichen
zu tun, um damit den Erben des Reiches in Frieden entgegen zu kommen,
haben sie durch Wegnahme des Reiches die Lehre und die angebahnte
Heilsgeschichte umgedreht, so dass sie, die Gewaltigen und
Angesehenen der griechisch-römischen Geisteswelt, ihren früheren
Ungerechtigkeiten eine neue Ungerechtigkeit hinzu fügten.
Diese
Ungerechtigkeit wurde zur Geschichte des Christentums, das sich auf
der Wurzel Paulus erhob. Dabei ist die Gerechtigkeit gebunden durch
Unwissenheit und Unkenntnis geistiger Entstehungen. Wobei bis zur
Vollkommenheit der Erkenntnis Gottes, Gott, die Wahrheit, Israel und
der Christus in Ungerechtigkeit stellvertretend sind, auf Grund von
angemaßter apostolischer Tradition.
Über
die Zeichen Christi ihre Zeichen setzend, wurde die Kirche zu einer
Doppelpforte, indem sie die Pforte der Völker –nämlich Israel–
an sich riss, so dass alle kommenden Generationen hindurch ziehen
mussten. Darüber schreibt Hesekiel:
„So spricht
Tyrus über Jerusalem:
Haha, zerbrochen
ist die Pforte der Völker;
sie hat sich mir
zugewandt;
ich werde erfüllt
werden, sie ist verwüstet!“
(Hesek. 26/2)
Dadurch
wurden sie aber zu Gerichtshelfern Gottes. Doch das Gericht verläuft
im Dunkel; denn Kirchengeschichte ist Gericht in Finsternis, worin
das Licht der Erlösung mit eingeschlossen ist. Als Gerichtshelfer
Gottes sind sie Erben der Sünde, den Lohn der Ungerechtigkeit
empfangend. Dies ist auch der Lohn der Sünde.
Den
Lohn der Sünde liebend, legen sie die Sünde zum ständigen Anlass
vor das Volk, um es darin zu behalten und mithin ihr Dasein und ihre
Macht. Darum entwickelte sich im christlichen Gewande die Sünde mehr
und mehr, dabei Gott in Erinnerung kommend und seiner letzten
Offenbarung dienend.
Die
Satzungen, welche die Kirche über die Satzungen und Gebote Christi
stellte, sind die Last dieser Welt. Weil dadurch eine Lebensmühe
entstand, die nur der Lebendige trägt und tragen kann, so dass zum
Leben kommt, was aus sich selbst nicht leben kann und stirbt, was
leben sollte. (s.
h. Hesek. 13/18-19)
Aber
die zunehmende Erkenntnis – die unterschwellig im Volke heran
wächst -, sowie die Gerichte nehmen die Last von den Lebendigen und
bringen sie auf die Urheber zurück, diese und ihren Anhang
zerstörend und die Bedrückten befreiend.
Die
geschichtliche Um- und Ausgestaltung dieses Geheimnisses wird nun in
groben Umrissen dargelegt.
Vom
sechsten Jahrhundert an beginnt auf Betreiben Papst Gregors I. die
Mission der Angelsachsen. Ein Mönch namens Augustinus gründet das
Erzbistum Canterbury und durch Gewinnung ihres Königs Adilbert
fallen die Angelsachsen ohne Gewalt Rom zu.
Zu
Beginn des siebten Jahrhunderts macht sich eine ständig zunehmende
Radikalisierung gegenüber der jüdischen Religion – die
offiziell zugelassen ist – bemerkbar. Im Jahre 613 verfügt der
Westgotenkönig Sisebuth die Zwangstaufe aller spanischen Juden. In
Frankreich erleiden sie 629 das gleiche Schicksal. Nur die große
Judengemeinde Babyloniens lebte im Großen und Ganzen in günstigeren
Verhältnissen, weil die Sassanidenführer duldsamer waren, als die
Usurpatoren der christlichen Kirche.
In
Spanien bringt erst die Herrschaft der Muslime eine fühlbare
Erleichterung vom christlichen Joch und es kommt zu einem deutlichen
Aufschwung jüdischen Lebens. Das Glück dauert aber gerade mal
solange, bis im elften Jahrhundert die spanischen Lande wieder unter
christliche Macht geraten sind.
In
der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts kommen angelsächsische
Missionare nach Germanien. Erster und bekanntester ist Winfried, der
spätere Erzbischof von Mainz, genannt Bonifacius.
Von
718 an zieht dieser ehrgeizige Mönch durch die germanischen Lande,
das römisch-christliche Heil verkündend. Es entstehen Bischofssitze
in Regensburg, Freising, Salzburg und Passau.
Die
größte Sorge Bonifacius ist die Einverleibung des Frankenreiches in
den päpstlichen Schoß, welches unter Karl Martell eine eigene
Kirchenpolitik betreibt. Denn obschon im Jahre 496 n. Chr. – nach
dem Sieg über die Alemannen – die Franken unter Chlodwig I. zum
athanasischen Glauben übergetreten sind, verfallen die dort
eingerichteten Kirchenorganisationen mehr und mehr dem Heidentum. Ihr
Verfall verläuft parallel mit dem Untergang des merowingischen
Königtums. Was als natürliche Folge der Politik Chlodwigs I. zu
werten ist, dessen Ziel nach dem Übertritt zum katholischen Glauben
die Errichtung eines neuen Westreiches unter der Herrschaft der
Franken gewesen war.
Mit
dem Namen Christi Politik zu betreiben, zieht eine Unmenge an
Verwicklungen nach sich, weil Christus eben nicht dazu zu gebrauchen
ist, wozu sie ihn zu gebrauchen dachten. So bedeutete der Übertritt
der Franken zum katholischen Glauben einen schweren Anschlag wider
das arianische Gotentum, welches in Italien unter der Herrschaft
Theoderichs des Großen, des sagenhaften Dietrich von Bern, ein
blühendes Reich errichtet hatte, das trotz seiner widersprüchlichen
Lehrmeinung den Papst in Rom unterstützt und toleriert.
Chlodwig
erweitert die Kluft zwischen Athanasiern und Arianern für seine
politischen Interessen, die aber wiederum unvereinbar waren mit den
Zielen Roms und Byzanz. Denn Papst Johann träumt von einem Reich
unter der Herrschaft Roms, aber Byzanz auch, doch unter eigener
Regie.
Diese
Verquickung der Interessen führen im weiteren Verlauf zur
Vernichtung der Goten in Italien und zur Vorherrschaft Ostroms. Da
auch die Langobarden ihre Blicke auf das Ducates Romanum – dem
späteren Kirchenstaat – werfen, wird das Papsttum zu einer
einsamen Insel in Italien.
Aus
dieser bedrängten Lage heraus, wendet sich das Oberhaupt der Kirche
nach dem Westen, Hilfe von den Franken erhoffend. Doch hat der zu
dieser Zeit in Frankreich regierende Karl Martell (720-741) alle
Hände voll zu tun, um sich gegen den Einfall der Araber aus Spanien
zu wehren. Um die dazu benötigten Mittel zu beschaffen, zieht er die
Besitzungen der Kirche ein.
Die
römische Kirche – gespalten und uneins – sucht weltliche Hilfe
bei bereits missionierten Völkern, die sich selbst kaum ihrer
äußeren und inneren Feinde erwehren können.
Doch
gelingt es Karl Martell im Jahre 732 die Araber bei Tours und
Poitiers zu schlagen und so das Abendland vor dem Ansturm der Muslime
zu bewahren.
Da
sich aber Karl Martell weiterhin den Bestrebungen Bonifacius
widersetzt, bleibt diesem nur die Hoffnung auf die Söhne Pippin und
Karlmann, die eine umfassende klösterliche Erziehung erhalten haben.
Darüber
urteilt die Offenbarung Johannes:
„Komm her, ich
will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf den vielen
Wassern sitzt, mit welcher die Könige der Erde Hurerei getrieben
haben; und die auf der Erde wohnen, sind trunken geworden von dem
Weine ihrer Hurerei.“ (Offbg. 17/1-2)
In
der Tat erweist sich König Pippin nach dem Tode seines Vaters als
starker Arm der karolingischen Schutzmacht und eilt dem – von den
Langobarden bedrängten – Papst zu Hilfe, die er im Jahre 754 und
756 besiegt. Dann erneuert und befestigt er das weltliche
Herrschaftsgebiet des Papstes, wodurch auch dieser seinen
weltpolitischen Zielen näher gekommen zu sein scheint.
Zur
Begründung der universalen Ansprüche der Kirche, schreckt man auch
nicht vor einer Urkundenfälschung zurück, die als konstantinische
Schenkung in die Geschichte eingegangen ist und wonach angeblich
Konstantin der Große, Papst Sylvester Rom und die Westhälfte des
Reiches übertrug.
Unter
dem Sohne Pippins –Karl dem Großen– werden die inzwischen wieder
erstarkten Langobarden endgültig unterworfen, nachdem Papst Hadrian
ihn um Hilfe gerufen hatte.
Um
den ständigen Grenzkämpfen mit den Sachsen ein Ende zu bereiten,
entschließt sich Karl, Sachsen seinem Imperium einzuverleiben. Die
Kämpfe enden mit der Taufe Widukinds – dem Herzog der Sachsen
- im Jahre 785, worauf die Bistümer Bremen, Verden, Minden, Münster
und Paderborn entstehen.
Wo
die Franken marschieren, da siegt das Christentum.
Kirche
und Geistlichkeit werden von nun an durch harte Blutgesetze geschützt
und gesichert, woraus wir Auszüge wiedergeben:
„Wenn einer
gewaltsam in eine Kirche eindringt und ihr etwas raubt, stiehlt, oder
die Kirche in Brand setzt, so sterbe er des Todes.
Wenn einer das
heilige vierzigtägige Fasten aus Missachtung des Christentums nicht
hält und Fleisch isst, so sterbe er des Todes.
Jedoch soll der
Priester darüber urteilen, ob ihn nicht etwa die Not dazu gebracht
hat, Fleisch zu essen.
Wenn einer den
Leib eines verstorbenen Menschen nach heidnischem Brauch durchs Feuer
verzehren lässt und seine Gebeine zu Asche verbrennt, so soll er mit
dem Tode bestraft werden.
Wenn einer hinfort
im Volk der Sachsen ungetauft sich verstecken und sich unter ihnen
verbergen will, zur Taufe zu kommen unterlässt und Heide bleiben
will, der soll des Todes sterben.
Wenn einer mit
Heiden einen Anschlag gegen Christen macht, oder mit jenen in
Feindschaft gegen die Christen verharren will, der soll des Todes
sterben.
Zu einer jeden
Kirche sollen die zu ihr gehörigen Glaubensbewohner einen Hof und
zwei Morgen Land geben, und auf je 120 Menschen, Adlige, Freie und
ebenso Liten (Halbfreie) sollen die dieser Kirche einen Knecht und
eine Magd zuteilen.
Ebenso wird mit
Christi Segen beschlossen, dass die königliche Schatzkammer den
zehnten Teil den Kirchen und Priestern gebe.
Ebenso bestimmen
wir nach Gottes Gebot, dass alle den zehnten ihres Eigentums und der
Arbeit ihren Kirchen und Priestern geben; die Adligen wie die Freien
und ebenso die Liten.“ (Mon. Germ. hist.) (h. lese man auch Jesaja
Kap. 58 und Esther 1/8)
An
dieser Stelle fügen wir einen Text aus der Offenbarung
13/15-17
ein:
„Und es wurde
ihm gegeben, dem Bilde des Tieres Odem zu geben, auf dass das Bild
des Tieres auch redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die
das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die
Kleinen und die Großen, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre
rechte Hand oder an ihre Stirn; und das niemand kaufen oder verkaufen
kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres
oder die Zahl seines Namens.“
(Auch
hier wieder ein unübersehbarer Hinweis auf „Strichcode“,
bargeldlose Zahlung und uneingeschränkte Kontrolle des Menschen, wie
wir sie auch bei Jan van Helsings und in anderen Büchern finden)
In
den Jahren 791-805 zerstörte Karl das Reich der Awaren, gründet 796
die Ostmark, macht sich Böhmen tributpflichtig und befriedet die
Liutizen und Sorben. Um 804 erlischt der letzte Wiederstand der
Sachsen.
Karl
ist Erbe der Imperatoren.
Doch
spielt man bei der Krönung Karl des Großen durch Papst Leo II.
wieder die päpstliche Rolle der höheren und größeren Gewalt nach
vorne, indem man die Krönung als Investur auffasst. Diesen Anspruch
– von sich aus weltliche Macht zu verleihen – anerkannte Karl
jedoch nicht und setzte darum seinem Sohn Ludwig die Krone selbst auf
das Haupt.
„Gegen Ende
seines Lebens, als er schon sehr gebeugt war durch Alter und
Krankheit, berief er seinen Sohn Ludwig, den König von Aquitanien
(zwischen Pyrenäen und der Garonne) zu sich und erklärte ihm in
feierlicher Versammlung der Großen aus dem ganzen Frankenreich mit
aller Beistimmung zum Mitregenten im ganzen Reich und zum Erben des
kaiserlichen Namens, setzte ihm das Diadem auf das Haupt und befahl,
ihn Kaiser und Augustus zu nennen. Es wurde dies von allen Anwesenden
mit großem Beifall aufgenommen.“ (Einhard; „Leben Karls d.
Großen)
Auch
Ludwig stützte sich auf die Kirche; doch kommt es wegen
Erbstreitigkeiten bald zum Kampf der Söhne gegen den Vater, nach
dessen Tod der Streit unter den Söhnen weitergeht. Das Reich beginnt
auseinander zu fallen und unter anarchistischen Zuständen beginnt ab
843 die deutsche und französische Geschichte.
Um
863 sendet Byzanz zur Missionierung der Slawen die Slawenapostel
Cyrillus und Methodius aus.
Wegen
der Aufteilung des karolingischen Reiches gelingt es den Normannen
die Grenzen zu überschreiten. Die Waräger (Schweden) gründen das
russische Reich und machen sich Polen tributpflichtig.
966
nehmen die Polen das Christentum an und 988 folgt das russische
Reich.
In
Deutschland zeichnen sich die Anfänge geistlicher Fürstentümer ab.
Doch bleibt unter Otto I. (936-973) die Vorrangstellung der Krone
über den geistlichen Stuhl bestehen. Otto ist auch die Ordnung der
verworrenen Verhältnisse Italiens und des Papsttums zu danken, was
die Römer und den Papst zum Schwur des Treueides zwingt.
Die
Krönung Otto I. im Jahre 962 macht Deutschland zur Vormacht des
christlichen Abendlandes. Doch wurden dadurch den nationalen
Selbstständigkeitsbestrebungen keine Grenzen mehr gesetzt und die
Idee von einem geeinten Reich christlicher Prägung wird übertönt
vom Waffengeklirr der Heere.
Die
Ungarn stehen auf und im übrigen Reich toben Aufstände. In Italien
wird Otto I. von den Sarazenen schwer geschlagen, der Osten ist in
Bewegung geraten und löst sich vom Reich. Es entstehen die Bistümer
Gnesen, Breslau, Krakau, Kelberg unter Herzog Boleslaw Chroby von
Polen, die eine eigene nationalkirchliche Organisation sind und sich
der Beeinflussung der deutschen Kirche entziehen. 1024 wird Boleslaw
Chroby König.
Auch
das Erzbistum Gran in Ungarn unter Stephan I. dem Heiligen, löst
sich aus der deutschen Vormundschaft.
Erst
unter Heinrich III. (1039-1056) konnten die Grenzen und die
Oberhoheit in Böhmen, der bayerischen Ostmark und Ungarn wieder
hergestellt werden, wobei auch die Kirche der Krone dienstbar blieb.
Heinrich
setzte auf der Synode zu Sutri (1046) sogar die streitenden Päpste
ab und machte nacheinander vier Reichsbischöfe zu Häuptern der
Christenheit, darunter auch seinen Vetter Leo IX.
Doch
mit Leo IX. glitt die Macht des Papsttums aus den Händen des
Kaisers, da gerade dieser Vetter ein Anhänger der clunicanischen
Reformbewegung war, die sich die Wiederherstellung der Klosterzucht
und die Unabhängigkeit der reformierten Klöster von jeder
weltlichen Gewalt zum Ziele gesetzt hat. Desgleichen traten die
Verbesserer für die Ehelosigkeit (Zölibat) der Priester und gegen
den Empfang geistlicher Würden für Geld (Simonie) ein. Ebenso
wollte man die Beseitigung der als Simonie aufgefassten Laieninvestur
(Einsetzung eines Geistlichen in sein Amt durch einen Laien).
Indem
Heinrich III. einen Anhänger dieser kirchlichen Erneuerungsbewegung
auf den Thron brachte, gefährdete er das eigene ottonische
Reichskirchensystem und führte so unversehens einen Wendepunkt in
der deutschen Geschichte herbei.
Wieder
kommt es zum Kampf gegen die Einflussnahme Papst und Kaiser.
Unter
Gregor VII. (1073-1085) erreichen der Einfluss und die Macht der
Kirche Roms einen Höhepunkt, der sich an den 27 Grundsätzen, welche
die Vorrangstellung des Papstes sichern, ablesen lässt:
- Die römische Kirche ist von Gott dem Herrn allein begründet worden
- Nur der römische Bischof heißt der allgemeine
- Er allein kann Bischöfe absetzen und wieder einsetzen
- Sein Gesandter ist allen Bischöfen auf dem Konzil vorgesetzt, auch wenn er geringeren Ranges ist, und er kann über sie das Urteil der Absetzung sprechen
- Abwesende vermag der Papst abzusetzen
- Mit denen, die er in den Bann getan hat, soll man unter anderem auch nicht in demselben Haus weilen
- Ihm allein ist es gestattet, wenn es die Zeit erfordert, neue Gesetze zu geben, neue Gemeinden zu bilden, aus einem Chorherrenstift eine Abtei zu machen und andererseits ein reiches Bistum zu teilen und arme Bistümer zusammen zu legen
- Er allein kann sich der kaiserlichen Insignien bedienen
- Alle Fürsten küssen die Füße nur des Papstes
- Sein Name allein wir in den Kirchen (beim Gebet) genannt
- Diesen Namen gibt es nur einmal in der Welt
- Ihm allein ist es erlaubt, Kaiser abzusetzen
- Ihm allein ist es gestattet, falls die Notwendigkeit dazu zwingt, Bischöfe von einem Sitz nach einem anderen zu versetzen
- Er kann einen Geistlichen von jeder Kirche senden, wohin er will
- Der von ihm Eingesetzte kann wohl einer anderen Kirche vorstehen, darf aber nicht Vasall sein; und er darf auch nicht von einem Bischof einen höheren Rang annehmen
- Keine Synode darf ohne seine Einwilligung eine allgemeine genannt werden
- Kein Gesetz und kein Kirchengesetzbuch hat ohne seine Genehmigung Gültigkeit
- Seine Entscheidung darf keiner antasten und er allein kann die Entscheidung aller verwerfen
- Er selbst darf von keinem gerichtet werden
- Niemand erlaube sich, einen zu verurteilen, der beim apostolischen Stuhl Berufung einlegt
- Die wichtigeren Angelegenheiten einer jeden Kirche müssen ihm (dem päpstlichen Stuhl) übertragen werden
- Die römische Kirche hat sich nie geirrt und wird sich auch nach dem Zeugnis der Schrift nie irren
- Der römische Bischof wird, wenn er nach kirchlichem Recht ordiniert ist, unzweifelhaft durch die Verdienste des heiligen Petrus heilig, wie der heilige Bischof Ennodius von Pavia (521 gest.) bezeugt, und dem stimmen viele heilige Väter zu, wie in den Dekreten des heiligen Papstes Symmachus (499) steht
- Mit seiner Einwilligung und Erlaubnis ist es den Untertanen gestattet, Klage zu erheben
- Er vermag ohne Zusammentritt einer Synode Bischöfe abzusetzen und wieder einzusetzen
- Niemand soll für einen Christen gehalten werden, der nicht mit der römischen Kirche übereinstimmt
- Er vermag die Untertanen von ihrer Treupflicht gegen Kirchenfeinde zu lösen
(Mirbt,
übersetzt von Erler)
Das
Blatt scheint sich zu wenden, als der Kaiser Heinrich IV. auf der
Synode zu Worms (1076) den Papst von 26 deutschen Bischöfen absetzen
lässt. Das Absetzungsschreiben lautet:
„Heinrich, von
Gottes Gnaden König, an Hildebrand. Während ich bisher von Dir
erwartete, was des Vaters ist, und Dir in allen Dingen gehorchte,
worüber unsere Getreuen sehr ungehalten waren, erhielt ich von Dir
einen Entgelt, wie er nur von dem gefährlichsten Feind unseres
Lebens und Reiches zu erwarten war. Denn nachdem Du zuerst alle
ererbte Ehre, die mir jener Stuhl schuldete, in übermütigem
Unterfangen entrissen hast, gingest Du dann noch weiter und
versuchtest, die Herrschaft über Italien mit den schlimmsten
Machenschaften in andere Hände zu bringen. Damit nicht zufrieden,
hast Du Dich nicht gefürchtet, Deine Hand zu legen (2.Samuelis 1,14)
an die verehrungswürdigsten Bischöfe, die wie die liebsten Glieder
mit uns vereinigt sind, und hast sie mit den hochmütigsten
Beleidigungen und den bittersten Schmähungen gegen menschliches und
göttliches Recht heimgesucht, wie sie selbst sagen.
Da ich das alles
nachsichtig hingehen ließ, sahst Du das nicht für Nachsichtigkeit,
sondern Feigheit an, wagtest deshalb, gegen das Haupt selber Dich zu
erheben und ließest mir sagen, was Du weißt, nämlich um Deine
Worte zu gebrauchen, dass Du entweder sterben oder Seele und Reich
nehmen wolltest.
Diesen unerhörten
Eigensinn glaubte ich nicht mit Worten, sondern durch die Tat
niederschlagen zu müssen und hielt darum eine allgemeine Versammlung
aller Reichsfürsten auf ihre Bitten hin ab. Als man dort das, was
man bisher aus Scheu und Ehrfurcht verschwiegen hatte, offen
darbrachte, da wurde durch die aufrichtigen Aussagen jener Leute, die
Du aus ihrem Schreiben entnehmen kannst, öffentlich bekannt gemacht,
dass Du auf keinen Fall auf dem päpstlichen Stuhl bleiben kannst.
Weil deren Spruch
gerecht und vor Gott und den Menschen anerkennenswert schien, so
stimmte auch ich zu und sprach Dir alles Recht der päpstlichen
Gewalt ab, das Du zu besitzen schienst, und befehle Dir, vom
römischen Thron zu steigen, dessen Schirmherrschaft mir Gott
zuteilte und die Römer durch Schwur billigten, so dass sie mir
zusteht.“
Der
Papst antwortet mit der Exkommunikation und Absetzung Heinrich IV.
„...von Gott die
Gewalt, zu binden und zu lösen im Himmel und auf Erden, anvertraut
und verliehen worden. Auf diese Zuversicht also bauend, zur Ehre und
zum Schutze deiner Kirche, widersage ich im Namen des allmächtigen
Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, kraft Deiner
Macht und Gewalt, dem König Heinrich, Kaiser Heinrichs Sohn, der
gegen Deine Kirche mit unerhörtem Hochmut sich erhoben hat, die
Herrschaft über das gesamte Reich der Deutschen und Italiens und
löse alle Christen von dem Band des Eides, welches sie ihm geleistet
haben oder noch leisten werden, und ich untersage jedem, ihm fürder
als einem König zu dienen...
Und so binde ich
ihn im Vertrauen auf Dich, dass alle Völker es wissen und erkennen
sollen, dass Du Petrus bist und dass auf Deine Felsen der Sohn des
lebendigen Gottes seine Kirche gebaut hat und die Pforten der Hölle
sie nicht überwinden werden (Matth. 16/18).“
(Mirbt; übersetzt
von Krämer)
Aber
durch Druck opponierender Fürsten wird Heinrich gezwungen, den
berühmt gewordenen Gang nach Canossa anzutreten.
Heinrich
nahm die schwere Demütigung auf sich und zog mit Frau und Kind dem
Papst entgegen. Damit konnte er zwar sein Königtum retten, hatte
aber dem Gottesgnadentum der Könige damit einen schweren Schlag
versetzt.
Bald
darauf kommt es in Deutschland zum Bürgerkrieg, der nach
Unterwerfung durch Heinrich mit einem Feldzug nach Italien
fortgesetzt wird. Es gelingt dem König die Eroberung Roms (1084) und
den Papst abzusetzen. Der neu eingesetzte Gegenpapst Urban II. krönt
Heinrich zum Kaiser, erreicht durch geschickte Diplomatie aber, dass
Rom wieder in die Hand der Hochkirche gerät.
Wie
die weltlichen Fürstentümer, sucht das Papsttum vor allem nach
äußerer Macht und Einfluss, anstatt nach der Weise Jesu und seiner
Jünger durch die Macht des Wortes.
So
sieht der Papst in den mathildeschen Gütern, welche die Marktgräfin
Mathilde von Tuscien der Kirche vermacht hat, in erster Linie einen
wirksamen Schutz vor Angriffen aus dem Norden, denn sie reichen vom
Kirchenstaat Roms bis zum Po.
Solcherlei
strategische Überlegungen veranlassen Heinrichs Sohn, Heinrich V.
(1106-1125), der durch List und Verrat seinen Vater zum Thronverzicht
gezwungen hat, nach dem Tod der Marktgräfin das mathildesche Gut
einzuziehen und die Schenkung als ungültig zu erklären.
Trotzdem
gelingt es dem Papst zu Worms im Jahre 1122 ein Konkordat
durchzufechten, welches Papst- und Kaisertum voneinander unabhängig
macht und Italien und Burgund der Verfügung des Kaisers entzieht.
Inzwischen
fand im Osten (1054) die letzte Begegnung des Patriarchen von
Konstantinopel mit dem Legaten Roms, Humbert statt, wobei es zur
entgültigen Trennung (Schisma) zwischen römisch-katholischer und
griechisch-orthodoxer Kirche kommt.
Das
hindert jedoch Kaiser Alexius I. von Ostrom nicht, Papst Urban um
Hilfe zu bitten, als er von seldschukischen Türken bedrängt wird.
Der Papst ist dazu bereit, doch mit dem Hintergedanken, Ostrom wieder
unter die Herrschaft des römischen Stuhles zu bringen.
Auf
der Synode zu Clermont ruft Papst Urban im Jahre 1095 zum ersten
Kreuzzug auf, dessen zuchtlose Vorauszüge zum Teil schon in Ungarn
vernichtet werden. Darüber kommt es in Nordfrankreich und den Rhein-
und Donaustädten zu Judenverfolgungen. Man glaubt einen Sündenbock
gefunden zu haben.
Doch
gelingt es dem Hauptzug der Kreuzfahrer im September 1099 Jerusalem
einzunehmen, wobei man die gesamte jüdische Bevölkerung in den
Synagogen niedermacht.
„Sofort
durchzogen der Herzog und die Seinen in
geschlossenen
Gliedern, die Schwerter zückend und mit Schildern und Helmen
gedeckt, die Straßen und Plätze der Stadt; alle Feinde die sie
finden konnten, streckten sie mit der Schärfe des Schwertes nieder,
ohne auf Alter oder Rang Rücksicht zu nehmen. Und es lagen überall
so viele Erschlagene und solche Haufen abgehauener Köpfe umher, dass
man keinen anderen Weg oder Durchgang mehr finden konnte als über
Leichen. Und unsere Fürsten waren mit einer unermesslichen Menge
Volkes, das, ohnedies mordlustig, nach dem Blute der Ungläubigen
besonders dürstete... schon zur Mitte der Stadt gelangt.
Der größte Teil
der Bevölkerung hatte sich nach dem Tempelhof geflüchtet, weil
dieser in einem entfernten Teil der Stadt lag, auch mit einer Mauer,
mit Türmen und starken Toren verwahrt war. Diese Flucht brachte den
Leuten wahrlich keine Rettung. Die Fürsten drangen mit einer Menge
von Reitern und Fußgängern hinein und stießen, was sie dort
fanden, mit den Schwertern nieder, ohne jemanden zu schonen, und
erfüllten alles mit Blut. Es geschah sicherlich nach gerechtem
Urteil Gottes, dass die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren
abergläubischen Gebräuchen entweiht und dem gläubigen Volk
entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigen und den Frevel
mit ihrem Tod sühnen mussten...
Im Tempelbezirk
sollen an die zehntausend Feinde ohne die in der Stadt mitzurechnen,
umgekommen sein.
Der übrige Teil
des Heeres zerstreute sich in die Stadt, zog alles, was sich
verborgen hatte, wie das Vieh hervor und stieß sie alle nieder.
Andere taten sich in Scharen zusammen und gingen in die Häuser, wo
sie die Familienväter mit Frauen und Kindern und dem ganzen Gesinde
herausrissen und töteten oder von den Dächern stürzten, dass sie
den Hals brachen. Als endlich auf diese Weise die Ordnung in der
Stadt hergestellt war, legten sie die Waffen nieder, wuschen sich die
Hände, zogen reine Kleider an und gingen dann demütigen und
zerknirschten Herzens, unter Seufzen und Weinen, mit bloßen Füßen,
an dem ehrwürdigen Ort umher, welche der Erlöser durch seine
Gegenwart heiligen und verherrlichen vermochte, und küssten sie mit
großer Andacht. Bei der Kirche zu den Leiden und der Auferstehung
des Herrn kamen ihnen dann das gläubige Volk der Stadt und der
Klerus, welche beide seit so vielen Jahren ein unverschuldetes Joch
getragen hatten, voll Dankes gegen ihren Erlöser, der ihnen wieder
die Freiheit geschenkt, entgegen und geleiteten die unter Lobliedern
und geistlichen Gesängen nach der Kirche.
(Wilhelm von
Tyrus; Auszüge aus der Geschichte der Kreuzzüge; übersetzt von
Kausler)
Kaum
fünfzig Jahre später zieht wieder ein Kreuzzugsheer nach dem –
von den Mohammedanern inzwischen wieder besetzten– Jerusalem.
Das
von Deutschland und Frankreich zusammengestellte Heer wird aber
vernichtend geschlagen. Auch der dritte Kreuzzug scheitert, doch
erlaubt Saladin – Sultan Ägyptens – den Christen den Besuch
Jerusalems zu friedlichen Zwecken. Auch durch die noch folgenden vier
Kreuzzüge wird das eigentliche Ziel, die Angliederung der
griechisch-orthodoxen Kirche, nicht erreicht, doch das Vordringen der
Türken um 300 Jahre aufgehalten.
Dieser
Misserfolg erschüttert das allgemeine Vertrauen zur Kirche und
begünstigt das Entstehen von Ketzerbewegungen und die Verdrängung
religiöser Interessen durch materielle und politische Ziele. Von
hier an wird der Judenhass, der bisher nur vereinzelt auftrat, zu
einem allgemeinen. Auch in Spanien werden die Juden von den
arabischen Fürsten für schuldig befunden, am Niedergang und dem
Zerfall der Gesellschaft.
In
den Jahren zwischen 1209 und 1229 führt das christliche Abendland
Kreuzzüge wider die Albigenser und Waldenser, wobei eine
rücksichtslose Ausrottung Andersgläubiger betrieben wird und 20.000
Tote auf der Walstadt bleiben.
Die
geistige Regsamkeit wendet sich ob solcher Gräuel immer mehr von der
Religion ab und wissenschaftlichen, philosophischen Zielen und der
weltlichen Dichtung zu. In der Politik kommt es zu
nationalstaatlichen Entwicklungen. Doch erreicht äußerlich die
Macht der Kirche unter dem Papst Innozenz III. einen glänzenden
Höhepunkt.
Auf
dem Lateralkonzil im Jahre 1215 legt man die
Transsubstantiationslehre – die Umwandlung von Brot und Wein in
Leib und Blut Christi – fest. Bibelübersetzungen in
Nationalsprachen werden eingeschränkt und die Errichtung der
Inquisition gegen Ketzer beschlossen.
Der
zur Rückgewinnung der Ketzer gegründete Orden der Dominikaner (
Herrenhunde = Dominicane ) führt zu Ketzerverfolgungen unter Konrad
von Marburg, dem Beichtvater der heiligen Elisabeth von Thüringen.
Aber der Verfall der Kirche kann auch durch solche Maßnahmen nicht
mehr aufgehalten werden und es kommt zu neuen Aufständen und
Rebellion. Ein Ausspruch Innozenz unterstreicht dies vortrefflich:
„Das Schwert,
das wir selbst geschmiedet, schlägt uns schwere Wunden.“
„Alle, die das
Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen.“
(Matth. 26/52;
außerdem Sacharja 13/7, Hesek. 14/21-23 u. Psalm 37/14-15)
Hohe
Wellen schlägt der Kampf der Päpste gegen die Kaiser zurzeit
Friedrich II., dem Enkel Barbarossas (1212-1250). Jahrzehntelang wird
das Reich der Stauffer durch die blutigen Kämpfe der Chibellinen
(kaiserlich) und Guelfen (päpstlich) unterhöhlt. Italien geht für
die Deutschen verloren und zerfällt in Territorialstaaten.
Kirchliche
Reformbewegungen führen im 12. Jahrhundert zur Gründung der ersten
Universität für Theologie und Philosophie in Paris. Der gelehrte
Hofkaplan König Ludwig des IX, des Heiligen, Robert de Sorbon,
stellte der Universität ein großes Haus zur Verfügung, die spätere
Sorbone.
Aber
die damit gehegten Absichten der inneren Reformierung führen in
Frankreich ins Gegenteil.
Philipp
IV., der Schöne (1285-1314) stürzt die weltliche Herrschaft der
Päpste und macht den Papst zu seinem Gefangenen. Unter seiner
Regierung werden die großen Reichtümer des Templerordens mit
Einwilligung des Papstes eingezogen und die Templer ermordet. Das
Papsttum ist zum Werkzeug des französischen Königs geworden.
1339
stürzt Frankreich in den hundertjährigen Krieg mit England, aus
dessen Kämpfen sowohl der englische, als auch der französische Adel
geschwächt hervorgehen, sodass das englische Parlament zum
Sprachrohr des Volkes werden kann. Das sind die ersten Anzeichen von
Verschiebungen zu Gunsten des dritten Standes. Kaiser-, König- und
Adeltum haben versagt und sind abgewirtschaftet.
Doch
vorher erleiden die Franzosen erste Niederlagen und es kommt zu
Aufständen der Bauernschaft, welche blutig unterdrückt werden.
Ähnlich ergeht es dem Arbeiteraufstand in England. Der Krieg – bis
zur Loire war Frankreich in den Händen der Briten – und die vielen
inneren Unruhen, sowie die eifersüchtigen Fehden der Fürsten,
drücken auf das Volk, welches immer mehr verarmt.
Da
bekommt die sinkende Krone Frankreichs eine Helferin in der Gestalt
Jean de Arc`s, der es zu verdanken ist, das Frankreich bestehen
bleibt. Denn die Hand Gottes kann nicht abgezogen werden, von den
Besitzern des Schatzes Israels, solange die Kinder Gottes noch nicht
zur Erkenntnis gelangt sind. Gott kann den Ungerechten nicht
vertilgen, wenn die Seinen noch nicht fähig sind, sein Reich zu
errichten. Das ist der wahre Grund, warum den Verwaltern der Welt
immer wieder Hilfen gegeben werden, wodurch ihre
Verwaltungsherrschaft erhalten bleibt. Doch ist dies nicht Gottes
Wille, sondern sein Widerwille. Dieser ist die Stütze der
Ungerechtigkeit bis zum Tage der Entscheidung. Darüber schrieb der
Apostel Paulus an die Römer:
„Denn ich halte
dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu
werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart
werden soll. Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf
die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der
Nichtigkeit unterworfen worden (nicht mit Willen, sondern um
deswillen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, dass euch selbst
die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des
Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“
(Römer 8/18-21)
Im
Jahre 1290 werden die Juden aus Britanien vertrieben. Ihr Besitz
verfällt der Krone.
Während
der englische Adelskrieg zwischen den beiden Häusern Lancaster (rote
Rose) und York (weiße Rose) von 1455-1485 mit dem Sieg Heinrich
Tudors, Heinrich VII. endet, gewinnt Frankreich alle verlorenen
Besitzungen zurück, so dass es noch einmal als geeinte Monarchie
hervorgeht.
Inzwischen
bröckeln die Gebiete des deutschen Reiches auseinander.
Nach
der Verbrennung des Dr. Hus auf dem Konzil zu Konstanz (1415),
erheben sich die Tschechen zu nationalen und religiösen Aufständen,
die in den Jahren zwischen 1419 und 1436 zu Kriegszügen nach
Schlesien, Sachsen, Thüringen, ja sogar bis an die Ostsee führen
und die Länder verwüsten. Dem Kaiser Friedrich III. aus dem Hause
Habsburg (1440-1493) geht Ungarn verloren und Westpreußen wird
polnisches Land, Ostpreußen polnisches Lehen. Schleswig-Holstein
marschiert von 1460 an mit Dänemark in Personalunion.
Bis
zum Ende des vierzehnten Jahrhunderts ist die Heidenbekämpfung und
Missionierung im Osten abgeschlossen und somit Hochziele der Kirche
erreicht, doch hat sie viel von ihrem Ansehen verloren.
Allein
die prächtige Hofhaltung des Papstes verschlingt soviel Geld, dass
man daran geht, Befreiung von kirchlichen Geboten bezahlen zu lassen.
Man beschließt den Erlass zeitlicher Strafen im Fegefeuer gegen
Bezahlung von Geld und den Kreuzzugszehnten, sowie den Peterspfennig
zum Bau des Petersdoms in Rom.
In
den Jahren 1378 bis 1416 residieren zwei Päpste zu Avignon und Rom,
die sich gegenseitig Bannflüche zusenden. 1409, auf dem Konzil zu
Pisa, welches diese Streitigkeiten beilegen sollte, wählte man sogar
einen dritten Papst. Erst durch das Konzil zu Konstanz wird diese
Wirrnis durch die Neuwahl Martins V. zum Papst geklärt, jedoch ohne
entscheidende Reformen durch zu setzen.
Ende
des 15. Jahrhunderts erreichen die antijüdischen Umtriebe in
Westeuropa einen derartigen Umfang, dass sich einige jüdische
Gemeinschaften nur noch in Italien und Deutschland behaupten können.
Unter
den katholischen Königen in Spanien kommt es zur Ausweisung aller
Juden. An dem Tag, da Kolumbus (mit ziemlicher Sicherheit wohl selbst
Jude) zu seiner Entdeckungsfahrt nach Amerika aufbrach, verließ der
letzte Zug der Juden das Land. Die meisten von ihnen lassen sich im
osmanischen Reich und in Polen nieder. Zum gleichen Zeitpunkt erhielt
der skrupellose Alexander VI. aus dem Hause Borgia den päpstlichen
Purpur. Ihm folgen Julius II. und Leo X. zwischen 1503 und 1521 nach.
Sie
waren nur weltlich gesonnene Päpste, welche die Künste förderten,
aber nichts wider die Missstände der Kirche und gegen die
Erschütterung der christlichen Einheit unternahmen. In dieser
religiösen und politischen Zerrissenheit war das Abendland nicht in
der Lage, den im Osten vordringenden Osmanen Einhalt zu gebieten, um
das Eindringen des Islam auf dem Balkan zu verhindern.
Mit
dem Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 war dann auch das Ende des
byzantinischen, einst oströmischen Reiches gekommen.
Zusammenfassend
können wir feststellen, dass aus der wachsenden Christianisierung,
welcher die Völker mit mehr oder weniger Gewalt unterworfen waren,
eine Quelle des Unheils und der Schrecken, der Zerschlagung des
kaiserlichen, königlichen Standes und des Adels geworden war, deren
Lasten die Völker zu tragen hatten.
Nicht
die Einheit der Völker, geschweige denn der Frieden war die Folge
der Annahme der Lehre Jesu, sondern Zerschmetterung der Gewalten und
Mächte und dies bis heute.
Damit
hat sich aber erfüllt, was Christus gesagt hat:
„Nicht um
Frieden zu bringen bin ich gekommen, sondern das Schwert.“ (Matth.
10/34)
„Und wer mit dem
Schwert tötet, wird durch das Schwert getötet werden.“ (Matth.
26/52)
Christus
ist aber nicht Gericht nach der allgemeinen Vorstellung der Menschen,
die glauben, er komme am Ende äußerlich sichtbar wie ein Feldherr
mit seinem Heere, um Gericht auszuüben, sondern er wirkt Gericht
durch diejenigen, die seinen Namen auf den Lippen, nicht aber im
Herzen tragen und auf die das Volk schaut und sich von ihnen leiten
lässt. So ist auch das Gericht äußerlich nicht sichtbar für den,
der gerichtet werden soll, weil - Christus erkennen und sehen – die
Entlassung aus dem Gericht ist.
Die
Wahrheit im Besitz der Ungerechtigkeit – denn da wird sie zur Farce
– wirkt das Gericht über Völker und Nationen und die
heimtückische und heuchlerische Kirche und Religion ist ihr Mund.
Darum hat sie bei der Verbreitung der Lehre Jesu und mit der
Missionierung, den Völkern nicht das Heil und die Erlösung zuerst,
sondern das Unheil als Gericht gebracht, wie es in den Annalen der
Geschichte aufgeschrieben ist.
Doch
ist in der Verbreitung und Missionierung auch das Heil, die Gnade und
Erlösung für diejenigen, welche Christus nach dem guten Sinn
annehmen und gebrauchen wollen.
Die
ihn aber nach dem guten Sinn gebraucht haben, indem sie seine Worte
in die Tat umsetzten, diese scheinen gar nicht existent zu sein vor
der Masse derer, die ihn nur zum Scheine angenommen haben. Aber doch
sind sie die Erben des guten Sinnes, welches aus den Trümmern des
Reiches des üblen Sinnes herausbrechen wird.
Das
Reich des guten Sinnes kann die Welt kaum oder (noch) nicht sehen,
weil sie auf das schaut, was sie für Heil hält – was die Welt
allerdings bis dato nicht heilen konnte -. Denn das Reich dieser Welt
ist das Reich des Übels, des üblen Sinnes!
Und
übel ist, was man für gut und weise, was man für gerecht und
richtig hält. Denn was in den Augen der Menschen böse, verkehrt
oder irrig ist, das halten sie sich sowieso fern, so dass daraus das
Unheil nicht kommen könnte. Darum ist nicht dies die wahre
Unterscheidung, was man für gut oder was man für böse hält,
sondern was bei Gott gut oder böse ist.
Gut
und Böse ist die Unterscheidung aus Eden, vom Baum der Erkenntnis
des Guten und Bösen, denn von seiner Frucht ist der Mensch sehend
geworden und hat erkannt, dass er nackt ist. Und dies bis heute.
Diese
Frucht ist zur Zwangsspeise der Völker geworden, denn wovon sollten
sie denn essen, solange die neue Speise nicht fertig ist?
Darum
sind sie spätestens (wobei „Erziehung bereits viel früher
beginnt) beim Beginn der Schule unterteilt und beurteilt in solche,
welche im Geiste nackt und welche bekleidet, sehend oder blind, flink
oder lahm sind. Und dies alles in dem Geist, welchen der Mensch isst
und trinkt. Von dieser Speise her kommt das Übel, da der Mensch
davon ja lebt und stirbt; nämlich dem üblen Sinne auflebend und dem
guten Sinne sterbend.
Wann
wird darüber jemals Einsicht sein?
So
ist die Kirchen- und Religionslehre noch kein reines Brot, welches
zwar die Lehre Gottes enthält, aber vermischt und zubereitet mit den
Ausscheidungen der Götter und des üblen Sinnes und den Satzungen
des Zorns.
So
erleben wir im Ausklingen des Mittelalters bis hin zur Reformation,
die letzten entscheidenden Kämpfe der unwahrhaftigen Kirche, wider
das – aus ihr hervor gegangene – Geschlecht der Götter und
Gewalten, deren Bergungshort die Kirche ist.
Nicht
der Mensch ist im Streit gegen sich selbst, sondern seine Götter, er
aber trägt die Last dieser Kämpfe.
Da
aber dieser Götterstreit um das Erbe Israels entbrannt ist, dessen
Volk sie zu vernichten trachten, werden auch sie daran offenbar, weil
Christus kein Gott ist wie sie.
Der
Streit um Christus, in dem sie sich verbergen, verursacht das Dämmern
der Götter in Wahrheit und Wirklichkeit, wovon uns der Mythos
berichtet hat. Denn da die alten Götter Christus zu ihrer Bedeckung
gebrauchen mussten – um vor ihren Völkern nicht offenbar zu werden
-, war mit Christus die sich in Rom anbahnende Götterdämmerung
unterbrochen, nicht aber verhindert.
Die
Unterbrechung diente nur der Aufnahme der Lehre Jesu in den Kreis der
Götter und erneuerte ihren verwelkenden Glanz. Da sie äußerlich
zwar wie Christus glänzen, nicht aber so geworden sind, wird ihnen
eine neuerliche Götterdämmerung zuteil, die nicht mehr nach der im
Mythos berichteten Weise endet, sondern gewendet wird.
Die
Wendung ist die Erinnerung an das, was in Christus schon aufgedeckt
und erkannt worden ist, weil beim hervor dämmern der Götter auch
die Ursache offenbar werden wird, welche sie zu Göttern gemacht hat.
Was aber die Welt noch nicht erkennen kann und darf, solange die
Erkennenden nicht vollkommen geworden sind.
Christus
ward hingegeben und trägt die Sünden der Welt. Christus ist Sünder,
weil er die Welt durch die zerstört, die ihn im üblen Sinne
gebrauchend vertreten, die ihn aber im guten Sinne gebrauchen, aus
denen tritt er als Erlöser und ohne Sünden hervor. (s.
h. Hebr. 9/28)
Ja,
wahrhaftig und wirklich ist Christus für die Sünder der Welt
hingegeben, damit sie an ihm offenbar werden, jeder Sünder aber auch
vor die Möglichkeit gestellt sei, sich zu reinigen nach dem Gebot,
das er gegeben hat.
Nun
haben aber die großen Sünder, die Götter der Welt, ihn sich zu
einem Bergungshort gemacht, sein Erbe und Reich an sich reißend. In
seinem Haus und seinem Reich sich an seinen Worten stoßend und
reibend, weil es ein wahrhaftiges Wort ist, können sie sich dieses
Reich nicht erhalten und es beginnt ihnen aus ihren Händen zu
gleiten.
Diesen
Vorgang sehen wir in der Geschichte der Kirchen, Religionen, wie auch
in der Welt, worin Christi Zeugnis doch nichts als Streit und Hader
bei denen verursacht, die in seinem Namen die Völker lehren. Wobei
die Menschen natürlich mit in ihre Zwistigkeiten gezogen und daran
mit zerstoßen werden.
Insgeheim
haben die falschen Götter Christus dazu gebraucht, alle Glaubenden
und auf Gott Hoffenden zu fangen, indem diese in ihnen die wahren
Göttersöhne zu sehen meinten, so dass diese dadurch gestärkt, jene
aber geschwächt worden sind.
Und
so geschah und geschieht es immer noch, dass die Gehorsamen von den
Ungehorsamen beraubt und bestohlen sind!
Denn
der Erbe ist – solange er noch nicht mündig ist – unter die
Verwalter gesetzt. Die Verwalter aber streiten um Macht, Ehre und
Ansehen, weil sie ihnen nur auf Zeit, aber nicht auf ewig gegeben
ist. (s.h.Galater
4/1-2)
Da
die Gerechten und wahrhaft Gläubigen, treu dem Gebot, nicht streiten
konnten, fiel den Streitenden ganz von selbst das Reich und Erbe
Israels zu, worin sie sich aber als unwahrhaftige Erben zur Schau
gestellt haben und schon offenbar geworden sind.
Ihnen
ist die Verwaltung des Reiches gegeben, denn sie haben ja danach
gedrängt, anstatt zu warten, dass sie ihnen gegeben wird. Darum
dienen sie in Wahrheit der Verdammnis, Finsternis auf Erden
verbreitend, bis die Kinder Gottes der Erkenntnis ihres Vaters
teilhaftig geworden sind und damit erst der Schöpfungslauf vollendet
ist. Die Erkenntnis Gottes geht der Wiederkunft Christi voraus und
ist zugleich sein Kommen, wie es geschrieben steht:
„Nur das ist das
Leben, dass ihr Gott erkennet und den er gesandt hat, Jesum
Christum.“ (Joh. 3/17)
Von
der Reformation zur Revolution
Wir
sind nun in jenem Teil des Mittelalters angekommen, welches man das
Hochmittelalter nennt, das ohne Übertreibung als Scheitelpunkt der
Geschichte betrachtet werden kann.
War
im Mittelalter der Steinzeit, dem mesolithischen in Mesopotamien, das
Leben der Völker geprägt vom Turmbau zu Babel – dem Symbol der
Religionen -, so ist das Hochmittelalter gekennzeichnet vom Sterben
der Religion.
Von
da an werden alle Gottes- und Weltvorstellungen nicht nur in Frage
gestellt, sondern müssen auch langsam ungöttlichen und unreligiösen
Anschauungen im Zeichen der Vernunft weichen.
Der
Glaube stirbt und mit ihm das Bild, welches die Religion von Gott und
der Welt gemacht hat, worin jahrhundertlang die Wünsche und
Sehnsüchte der Menschheit die aushauchenden Kräfte gewesen sind,
welche die Religion erbaut und zur ersten Macht im Volk und Staat
gemacht haben; ein verkehrtes Dasein schaffend, worin Wünsche und
Sehnsüchte den Umsatz der Welt voran treiben.
Der
Durchbruch neuer Erkenntnisse in den Naturwissenschaften – wie
eines Nicolaus Kopernikus und eines Galileo Galilei – zerteilten
den Strom himmlischer Sehnsucht, Erwartung und Hoffnung und geben dem
allgemeinen Leben neue Kraft in Zielvorstellungen, die sich immer
mehr auf den Menschen, als das Maß aller Dinge verlagern. Der Glaube
an den alleinigen Gott, worin man in der Welt stirbt, wird verdrängt
durch den Glauben an Fortschritt und Vernunft, worin man Gott
gestorben ist.
Die
Wissenschaften, im Schoße der Kirche in das Abendland gebracht, von
ihr selbst betrieben und gefördert, fallen ab und kehren sich wider
sie; an das Gebäude der Kirche stürmend, dessen christliche
Tradition sich damit nicht vereinbaren kann.
Um
also das Erbe, das die Kirche an sich gerissen hat, zu erhalten, sah
sich die Kirche vor die Entscheidung gestellt, das, was sie selbst
hervor gebracht hatte, zu verurteilen und zu verdammen, weil sie sich
sonst von den Kräften, welche die Sehnsüchte und Erwartungen der
Menschen schaffen, abgeschnitten hätten und in Nichtigkeit
vernichtet worden wären.
Durch
solcherlei Überlegungen kam die Kirche in die allbekannten Konflikte
mit der Wissenschaft und Forschung, woraus Ursachen zu späteren
Rebellionen und Revolutionen entstanden, welche die Kirche in
reaktionärem Absolutismus erstarren ließen. Die Folge war
allmähliche Entweihung des Glaubens und die Erschütterung – des
mit Religion und Kirche verstricktem – Königtums.
Weil
also Christus – um es nochmals zu betonen – nicht zu dem Zwecke
zu gebrauchen war, zu dem sie ihn gebraucht haben, hat das Evangelium
aus ihrem eigenen Geschlecht ihnen Widersacher erweckt, die sich aus
den Worten der Schrift Waffen gegen sie schmiedeten. Das Geschmiedete
sind Auslegungen und Betrachtungsweisen, die den Streit im eigenen
Lager fördern und vertiefen, so wie es uns aus der früheren
dogmatisierenden Kirchengeschichte bekannt ist.
Zu
einer fast tödlichen Krise kam es aber, als die Verweltlichung der
Kirche den Zwang zur Reformierung aktualisierte und der Widerspruch
zwischen der Lehre Jesu und dem Leben seiner Namensträger offenbar
zu werden begann.
Die
Widersprüche zu schließen war Absicht und Wille der Reformatoren,
soweit sie das Evangelium im guten Sinne betrachteten. Die dadurch
anstehenden inneren Veränderungen lösten dann jene gewaltigen
Umwälzungen auf dem Schauplatz der Geschichte aus, wie wir es im
Nachfolgenden noch aufzeigen wollen.
Während
sich die versunkene Antike in Italien noch einmal zur höchsten
Blüte, der Renaissance, entfaltet, ist Europa dabei, neue Erdteile
der Welt zu entdecken und so seine Vorherrschaft zu stärken. Der
Verlust der Glaubenseinheit lenkt die Hoffnung der Völker allmählich
auf Humanismus und Renaissance, welche den Gesichtskreis und die
Denkweise der europäischen Völker so entscheidend verändern, dass
das Schicksal von Religion und Kirche als besiegelt erscheint.
Fürsten-
und Bürgertum tritt immer mehr an die Stelle der Geistlichkeit,
während die Bildungsgüter durch die Erfindung der Buchdruckerpresse
in die breiteren Schichten der Völker gelangen.
Der
Humanismus saugt die im Menschen liegenden Kräfte auf, freie
Anschauung über Religion und vorurteilsfreie Arbeiten auf
wissenschaftlichen Gebieten treiben den Fortschritt – den Tod
dieser Welt – voran.
Starke
Gegengewichte dieser humanistischen Ära finden wir in den Schriften
Machiavellis (1469-1527), dessen Empfehlungen ohne jede Sittlichkeit
sind.
„Zur Erreichung
politischer Ziele kann und soll“, so
nach Machiavelli „der
Fürst mit List, Betrug und Gewalt herrschen.“
Dass
solchen Leuten, die im üblen Sinn denken, nichts von Seiten der
Kirche geschah – wie im Gegensatz zu jenen, die den guten Sinn
liebten -, wirft ein bezeichnendes Licht auf die geistige Struktur
der damaligen Welt, die doch von der Kirche geprägt war.
Wenn
man dann weiter die Entwicklung des Humanismus als Folge der
barbarischen Methoden des Christentums betrachtet, dann sind die von
Machiavelli stark beeinflussten Herrsch- und Machtgewohnheiten der
führenden Leute in den aufstrebenden Nationalstaaten – bar
jeglichen humanitären Denkens – nur grotesker Rückfall in alte
Gewohnheiten.
Damit
erweist sich auch mehr und mehr, dass die Reformation vor allem der
Aufdeckung des Risses dient, der mit dem Einbruch der verkehrten
Gottesdiener im Heiligtum neu aufgebrochen war und von wo aus sich
der Abfall in noch stärkerem Maße als bisher fortsetzt. Mit großer
Bestürzung erlebt die Kirche die Loslösung ihrer Magd – der
Philosophie – aus dem Schoß der Theologie.
Humanismus
und Philosophie schmieden sich Waffen aus dem Evangelium durch Männer
wie Erasmus, Giordano Bruno, Francis Bacon und vielen anderen, welche
die Verbreitung des Geistes der Renaissance und der Reformation
betreiben, während das Haupt der Kirche in drei Päpsten gespalten
ist.
Ein
Wiclif in Oxford und ein Dr. Hus in Prag machen von sich reden. Ein
Araber namens Averees behauptet, dass es zweierlei Wahrheiten, eine
für den Verstand und eine für den Glauben gäbe, dessen Lehre das
Denken in Kreisen der Hochschullehrer beeinflusst.
1409
lässt Alexander V. die Verbreitung der Grundsätze Wiclifs
verbieten, die gegen die Missstände des Papsttums, gegen Mönchswesen
und Zölibat gerichtet sind. Bald darauf wird Hus exkommuniziert und
im Jahre 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein Jahr später
trifft das gleiche Schicksal seinen Freund und Mitstreiter Hyronimus
von Prag.
Damit
scheint nach katholischer Sicht die Hoheit des Glaubens wieder
hergestellt zu sein. Doch führt der Tod der beiden Reformer zum
Hussitenkrieg, der nicht nur Böhmen und Deutschland heimsucht,
sondern auch die Besitztümer der Kirche verloren gehen lässt, die
sich die Mächtigen im Lande anzueignen vermögen.
Auch
in Frankreich verheert die Kriegsfurie die Fluren im Kampf gegen
England. Während am 30. Mai 1431 die Jungfrau von Orleans von den
Engländern verbrannt wird, erhebt sich im Osten der Islam drohend
gegen die streitende Christenheit, die nicht fähig ist, die
christliche Bastion am Bosporus, Konstantinopel zu verteidigen. Ja
selbst hinter den Mauern, der von den Türken belagerten Stadt,
erregt ein wütender Hetzkrieg zwischen Mönchsparteien der
Orthodoxen, Unionisten und Lateiner die Gemüter der Verteidiger; die
Joh. Dukas, einen Chronisten der byzantinischen Geschichte zu
folgendem Ausspruch veranlassen:
„Wäre in diesem
Augenblick wirklich ein Engel vom Himmel gestiegen und hätte die
Worte verkündet, „nehmet die Kirchenvereinigung an!“ – sie
würden sich dennoch nicht dazu bekannt und sich lieber den Türken
als der römischen Kirche überliefert haben.“
Konstantinopel
fällt wie bereits schon erwähnt am 29. Mai 1453.
Dreißig
Jahre später wird Martin Luther in Eisleben geboren. Mit 22 Jahren
tritt Luther in das Augustinerkloster ein und wird schon mit 29
Jahren Professor an der Universität Wittenberg und Prediger an der
Schlosskirche.
1517
schlägt er seine 95 Thesen an die Pforte eben dieser Kirche.
Die
Juden, zwar erfasst vom geistigen Gärungsprozess der Renaissance,
blieben in dieser Ära ziemlich ungeschoren, wenngleich sie sich
immer in einer gewissen Verteidigungsstellung befanden. Auch die
Hoffnung auf den Humanismus zerschlug sich und die Toleranz ihnen
gegenüber hielt sich nur solange, als sie sich taufen ließen.
Das
Festhalten an ihrem überkommenen Glauben veranlasste auch Luther,
die Juden zu schmähen und zu kränken.
Dem
Papste Julius II. aus dem Hause Rovere, mehr Feldherr als Priester,
ist wegen seinen vielen Verpflichtungen, Plänen und Bauten das Geld
knapp geworden. Zur Finanzierung des Neubaus der Peterskirche lässt
er 1506 einen allgemeinen Ablass ausschreiben, dessen Vertrieb das
Bankhaus Fugger für Deutschland übernommen hat.
Zur
Erinnerung an die Einnahme Bolognas durch das Heer des Papstes,
wünscht Julius, dass man sein Bild in Bronze gieße und in einer
Nische von San Petronio aufstelle.
Michelangelo
fertigt einen Entwurf und legt ihn dem Papste vor. Dabei fragt der
Papst, ob die erhobene Rechte der Figur Segen spende oder Fluch.
Michelangelo antwortet:
„Sie ermahnt das
Volk von Bologna, weise zu sein.“
Auf
die Frage des Bildhauers, ob die linke Hand der Figur ein Buch halten
soll, entgegnete der Papst lächelnd:
„Gib mir nur ein
Schwert! Ein Gelehrter bin ich nicht!“ (nach Vasari)
1509
weilt Erasmus von Rotterdam in Rom, um mit den Humanisten am Hofe des
Papstes Beziehungen aufzunehmen.
Er
ist entsetzt über die Formen des Heidentums, das alles Christliche
überwuchert hat. In den Predigten der Bischöfe sind mehr Zitate aus
alten Klassikern enthalten, als aus der heiligen Schrift. Anstatt in
Demut und Frömmigkeit zu leben, gibt man sich der Schwelgerei hin:
„...indem sie
den Lohn der Ungerechtigkeit empfangen; welche eine eintägige
Schwelgerei für Vergnügen achten, Flecken und Schandflecke, die in
ihren eigenen Betrügereien schwelgen und Festessen mit euch halten.“
(2. Petr. 2/13)
Rom
handelt mit Gnadenbullen, Ablässen und Heiligenreliquien, wie ein
Bankhaus mit Geld. Mit der Wiedergeburt der Antike ist auch
heidnischer Verfall wiedergeboren, alles kehrt wieder zurück.
„...und Jahwe
wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege,
von dem ich gesagt habe: du sollst ihn nie mehr wieder sehen.“ (5.
Mose 28/68)
„O Zeiten! O
Sitten! Der ganze Schmutz der alten Zeit ist wiedergekehrt. Überall
spielt man die Fabeln; was einst, wegen seiner Moral, der Sinn aller
Christen verbannt und vernichtet hat, das rufen jetzt die Priester,
selbst unsere Päpste, von den Fürsten nicht zu reden, auf das
Theater zurück. Ja, die Geistlichen selbst trachten voll Ehrgeiz
nach dem Rum des Schauspielernamens.“ (Gyraldis; Zitat nach
Gregorovius)
„Ihr könnt
Jahwe nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein
eifernder Gott; er wird eure Übertretung und eure Sünden nicht
vergeben. Wenn ihr Jahwe verlasset und fremden Göttern dient, so
wird er sich wenden und euch Übles tun und euch vernichten, nachdem
er euch Gutes getan hat.“ (Josua 24/19-20)
Alles
ist in Diesseitigkeit zu einem tödlichen Lebenshunger ausgeartet.
Die Theater zeigen Ehebruch und Verführung und die zahllosen
Novellen, Epigramme und Verse sind schamlos und gemein. Italien
bekennt sich zu dem Grundsatz, „dass
Dirnen der Welt nützlicher sind als Nonnen“, und
verleiht der schönen stadtbekannten Hure Imperia den Namen einer
Courtisana Romana. (Beccadeli;
zit. Nach Gregorovius)
Dieses
Rom betritt im Jahre 1510 unter vielen Wallfahrern auch der
27-jährige Augustinermönch Martin Luther, um im Auftrage seines
Ordens mit der Kurie zu verhandeln. Anstatt eines Hirten, dem
Christus den Auftrag gegeben hat, seine Schafe zu weiden, findet er
einen Kriegsmann und keinen Papst; keine grübelnden und suchenden
Kirchenfürsten, sondern heitere, lebensfrohe und kluge Männer, die
sich selbst zum Hirtenamte erwählt haben.
Als
Erasmus aus Italien heimkehrt, bringt er seine Eindrücke und
Erfahrungen im Haus seines Freundes Thomas Morus zu Papier.
Das
Abendland wird in Kürze sein Buch „
Vom Lob der Torheit“ zu
lesen bekommen.
„Der Krieg,“
so
schreibt Erasmus, „ist
so etwas Grausames, dass er sich eher für wilde Tiere als für
Menschen ziemt, etwas so Entsetzliches, dass die Dichter sagen, er
gehe von den Furien aus, etwas so
Ansteckendes, dass
er eine allgemeine Verderbnis der
Sitten nach sich
zieht, etwas so Ungerechtes, dass die schlimmsten Räuber ihn am
besten zu führen pflegen, etwas so Gottloses, dass er zu Christus
nicht die geringste Beziehung hat.
Trotzdem aber
lassen einige von den höchsten Priestern alles andere außer Acht
und widmen sich einzig und allein dem Kriege. Unter diesen sieht man
oft sogar abgelebte Greise (Julius II.), die mit erneuter
Jünglingsfrische handeln, weder Gold noch Anstrengungen scheuen und
sich kein Gewissen daraus machen, Gesetze, Religion, Frieden und alle
menschlichen Verhältnisse über den Haufen zu werfen.
Wer an der Spitze
eines Volkes steht, der darf nur den Interessen der Öffentlichkeit
leben um Heil bringend auf den Gang der menschlichen Verhältnisse
einzuwirken.
Täglich muss er
sich wiederholen, dass der König auf einer Höhe steht, wo seine
Taten, wenn er auch nur in einer Kleinigkeit mit schlechtem Beispiel
vorangeht, einer Pest gleichen, die im Fluge fürchterliche
Verheerungen anrichtet. Aber die Fürsten lassen sich hinsichtlich
der Sorgen den lieben Gott einen guten Mann sein, pflegen und mästen
sich tüchtig und gehen nur mit Leuten um, die ihnen Angenehmes
sagen, damit auch nicht die geringste Wolke des Kummers ihren Geist
verdunkle. Sie glauben, den Pflichten eines guten Königs hinlänglich
zu genügen, wenn sie unausgesetzt den Freuden der Jagd nachgehen,
edle Pferde züchten, Ämter und Würden zu ihrem eigenen Vorteil
verkaufen und täglich eine neue Art des Tributes ersinnen, durch die
sie die
Beutel der Bürger
schröpfen und ihren Privatsäckel füllen.“
(Ende des Zitats)
Doch
weiter strebt die Kirche nach Macht und irdischem Ansehen und
hinterlässt und verursacht Krieg, Mord und Brandschatzung.
1513
stirbt Julius II. Sein Nachfolger wird Giovanni Medici, ein Sohn des
großen Lorenzo. Er nimmt den Namen Leo X. an.
Er
übernimmt das höchste Amt der Christenheit, indem er nach der Wahl
zu seinem Bruder Julian die Worte spricht:
„Genießen wir
das Papsttum, da es uns Gott nun einmal gegeben hat.“ (nach Zierer;
Weltgeschichte Bd. 14, Seite 67)
Während
dessen werden in Deutschland weite Kreise der Bevölkerung in Zorn
und Unruhe versetzt, durch die üblen Methoden des Ablasspredigers
Tetzel und seiner Genossen.
„Johannes
Tetzel, ein Dominikanermönch, war ein gewaltiger Ausschreier des
Ablasses des römischen Papstes. Er betörte das Volk so sehr, dass
alle Leute glaubten, es gäbe keinen anderen Weg, um die Vergebung
der Sünden und das ewige Leben zu erlangen, als die Genugtuung durch
innere Werke, die doch wieder nach seinen Worten unmöglich sein
sollten. Nur ein einziger Weg, so sagte er, bliebe noch übrig, wir
müssten sie kaufen um Geld von dem römischen Papste, müssten uns
kaufen des Papstes Ablass, den er Vergebung der Sünden nannte und
einen sicheren Eingang ins ewige Leben. Hier könnte ich Wunder über
Wunder und unglaubliche Dinge erzählen, was für Predigten ich von
dem Tetzel gehört habe; denn...er predigt alle Tage, ich konnte auch
anderen seine Predigten hersagen mit allen Gebärden und Ausreden,
nicht aus Spott, sondern aus vollem Ernst. Denn ich hielt alles für
Oracula und göttliches Wort, dem man glauben müsse, und was vom
Papste kam, meinte ich, käme von Christus selbst.“ (F. Nykonius,
zit. Nach G. Freytag „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“)
Luthers
Thesen, wider das Wundergeschäft der Ablasskrämer und Bankhäuser,
verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und treiben die Reformation einen
großen Schritt voran. Der Ingolstädter Hochschulprofessor Johannes
Mayer von Eck erhebt seine Stimme wider den Wittenberger Mönch. Doch
je mehr von der Kirche aus zum Kampf und Streit gerüstet wird, desto
mehr erstarkt Martin Luther durch die Rechtfertigung seiner 95
Thesen. Wittenberg und der Augustinerorden Deutschlands schließen
sich der Sache Luthers an. Luthers Name dringt nach Rom, wo im Juni
des Jahres 1518 der kanonische Prozess gegen ihn eingeleitet wird.
„Seine
Heiligkeit und die Mehrzahl der Kardinäle, der dichtende Bembo, der
kunstsinnige Riario, Musiker und Schauspieler feiern Tage und Nächte
im Jagdschloss Magliana, schleudern das Geld der Ablässe, die
frommen Spenden der Christenheit mit vollen Händen hinaus und finden
nicht Zeit, sich mit den Anklagen eines widerspenstigen Mönches zu
befassen.“ (nach Zierer, Weltgeschichte, Bd. 14, S. 75)
Luthers
Tat bringt ihm nicht nur die Feindschaft des Kurfürsten Albrecht von
Mainz, Erzbischof von Magdeburg ein, der mit der Hälfte am deutschen
Ablasshandel beteiligt ist, sondern auch die der Fugger, die dem
Erzbischof einen Teil der zu erwartenden Einnahmen vorgeschossen
haben. Und damit auch all der Leute, die Kredite aufnehmen wollen und
wegen des Rückganges der Ablassgeschäfte abschlägig behandelt
werden.
Das
sind vor allem viele Fürsten und nicht zuletzt der zukünftige
Kaiser Karl V., der zur Erringung der höchsten Reichswürde dringend
Geld benötigt.
Noch
gelingt es durch Vermittlung des Landesherren von Sachsen, dass das
Gerichtsverfahren gegen Luther eingestellt und der Wittenberger nur
einem Verhör durch Kardinal Cajetan in Augsburg unterzogen wird. Da
Luther dem Gebot, seine Lehren und Thesen zu widerrufen jedoch nicht
gehorcht, kommt es zum Bruch mit Rom. Roms Auslieferungsbegehren wird
aber von dem Kurfürsten abgewiesen.
Papst
Leo X., der Angst hat, dass sein Kirchenstaat von den Habsburgern
eingekreist wird, ist bereit, Luther zu amnestieren, wenn der
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihm, dem Papste zur Seite
steht. Doch die Machtergreifung der Habsburger ist nicht mehr
aufzuhalten und Karl V. wird Erbe des habsburgischen Weltreiches.
Am
1. Juni 1520 erreicht die päpstliche Verdammung Luther:
„Es stehen
lügnerische Lehrer auf, die Schulen des Verderbens bilden und sich
selbst raschen Untergang heraufbeschwören; ihre Zunge ist Feuer,
voll Gift des Todes...
Sie speien
Schlangengift, und sich besiegt sehend, erheben sie Verleumdungen.
Dieser Pest und diesem Krebsschaden wollen wir wehren, die
gefährliche Natter darf nicht länger dem Acker des Herrn
schaden...“
( aus der
päpstlichen Bulle „Exurge Domini 1520, nach Zierer,
„Weltgeschichte“, Bd. 14, S. 97)
Luther
antwortet noch im selben Jahre:
„Was mich
angeht, so ist der Würfel gefallen, verächtlich ist mir Gunst und
Hass der Römer;
ich will mich mit
ihnen nicht aussöhnen, mit ihnen in aller Ewigkeit nichts mehr zu
tun haben.
Verbannen und
verbrennen sie meine Schriften, so ich die ihren; kann ich kein Feuer
haben, so werde ich sie öffentlich verdammen. Ja, ich werde das
ganze päpstliche Recht verbrennen, dieses Ungetüm von Ketzereien.
Jetzt hat es ein Ende mit der demütigen Haltung, die ich umsonst
bisher gewahrt habe; vor den Feinden des Evangeliums will ich mich
nicht länger beugen.“ (zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“,
Bd.14, S.97)
Der
neue Kaiser Karl V. tritt ein Erbe an, aus dem ihm von zwei Seiten
Gefahren drohen. Hält er es mit Luther, der die Masse der Ritter,
des gemeinen Volkes und der Städte auf seiner Seite hat, dann
verdirbt er es sich mit dem Papst. Gerade dessen Unterstützung aber
braucht er für den in Italien losbrechenden Krieg gegen Franz I. von
Frankreich.
1521
muss Luther zum Kaiser nach Worms und es gelingt damit der Kirche
eine Atempause lang, wieder Herr der Lage zu sein. Luther wird
geächtet und seine Schriften verbrannt. Doch findet er Asyl auf der
Burg seines Landesherren. Hier entsteht das große Werk der
Übersetzung des Neuen Testaments, damit künftig alle Menschen das
Wort Gottes in ihrer Sprache lesen können und keiner Vermittlung
mehr bedürfen.
Während
dessen dringt draußen in der Welt die Reformation rasch voran, aber
auch Aufrührer und Schwärmer verkünden ihre eigenen Lehren und
suchen Anhänger zu gewinnen. Eine allgemeine Verwirrung bemächtigt
sich Vieler und man beginnt sich langsam unter dem Banner des
Evangeliums gegen die Gewalten der bestehenden Ordnung zu versammeln.
Ausgebeutete und ausgeblutete Volksschichten wie die Bauern, Knechte
und Weber rotten sich zusammen, um nicht mehr nur Zuschauer am Tor
des Lebens zu sein. Man will Luther zwingen, sich an die Spitze des
Volkes zu setzen und wider die alten Gewalten zu kämpfen.
Aber
Luther, zurückgekommen aus dem Asyl, entscheidet sich für die
Ordnung:
„Wo sie aber
wollen mehr tun denn mit dem Worte fechten, wollen auch brechen und
schlagen mit der Faust, da sollen Euer fürstliche Gnaden zugreifen,
es seien wir oder sie. Und strakt das Land verboten und gesagt: Wir
wollen gerne leiden und zusehen, dass ihr mit dem Worte fechtet, dass
die rechte Lehre bewährt werde, aber die Faust haltet stille, denn
das ist unser Amt, oder hebt euch zum Lande hinaus. Denn wir, die das
Wort Gottes führen, sollen nicht mit der Faust streiten. Es ist ein
geistlicher Streit, der die Herzen und Seelen dem Teufel abgewinnet.“
(Ein Brief an die Fürsten zu Sachsen, zitiert nach Zierers
„Weltgeschichte“ Bd. 14, S. 131)
Die
Masse hält aber nichts vom geistlichen Streit und findet ihre Wort-
und Vorführer.
In
den Niederlanden werden von den Inquisitoren bereits die ersten
Bekenner der Reformationen verbrannt; aus allen Teilen des Reiches
kommen Nachrichten und Unheil, Aufruhr und Rebellion. Keiner duldet
den anderen und niemand achtet der geistigen Freiheit, von der man
redet und die man verkündet. Es ist, als ob die Reiter der
Apokalypse losgelassen sind und über die Welt hinweg brausen.
Ein
Mann namens Cortez betritt 1519 mit nur 650 Mann das Goldland Mexiko,
ein blühendes Reich, welches in wenigen Jahren unter Schwert und
Kreuz zerbricht. Franzesco Pizzaro dringt in das Reich der Inka ein,
plündert, mordet und bekehrt.
Gold
ist der Schlachtruf der Entdecker und ihres Gefolges.
Die
amerikanischen Indianerkulturen versinken in Blut und Asche. Die
Bevölkerung wird zur Sklavenarbeit missbraucht und als sie
abgewirtschaftet hat, bringt man starke, muskulöse Schwarze über
den Ozean. Ein neuer Handelszweig – das Geschäft mit Menschen –
blüht auf.
In
Indien, Afrika und den Molluken, in China und an den Küsten Amerikas
donnern Kanonen auf der Jagd nach Reichtum und Glück. Schwerbeladene
Schiffe bringen die Reichtümer fremder Völker nach dem gierigen
Europa. Das Christentum wird zur Zuchtgeisel Gottes über die Welt.
Der Tod hält ungeheure Ernte in Norwegen und Dänemark, aus Gotland
stürmt Gustav Wasa, der König der Schweden. Im Osten wälzt sich
das Heer des Sultans Soliman des Prächtigen Donau aufwärts und in
Italien marschiert Franz I. von Frankreich.
Ximens,
der Freund des Erasmus, nimmt in Spanien das Banner des Todes und
brennt und verjagt, bis sein Land wieder unter dem allgemeinen
römischen Glauben vereint ist.
König
Gustav Wasa löst sich von der Kirche und ruft evangelische Prediger
ins Land.
Thomas
Münzer sammelt Bauern, Knechte und Habenichtse um sich und treibt
das Volk zum Aufruhr gegen seine Bedrücker, als er erkennt, dass
Luther kein Blutvergießen will und auf das Wort und seine Wirkung
vertraut.
„Als Adam grub
und Eva spann: wo waren da Bauer und Edelmann“ ist
die Devise, unter welcher sich das ausgebeutete Volk wider die
Fürsten und Gewalten erhebt. In Memmingen werden 12 Artikel verfasst
und als Flugblatt verbreitet:
„Dem
christlichen Leser Frieden und Gnade Gottes!
...Die Bauern
wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, sondern nur die
Verwirklichung der Lehren des Evangeliums: Frieden, Freiheit, Geduld
und Einigkeit...
- Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu wählen und abzusetzen. Dieser soll das Evangelium lauter und klar, ohne menschlichen Zusatz predigen
- Die Bauern sind bereit, den Kornzehnten weiter zu zahlen, aber er soll für den Unterhalt des Pfarrers und für die Armen verwendet werden. Der kleine Zehent soll fallen
- Die Leibeigenschaft soll aufgehoben werden. Die Bauern werden den erwählten und von Gott gesetzten Obrigkeiten gehorsam sein
- Die Bauern verlangen Freigabe von Jagd und Fischfang
- Es soll ein Gemeindewald bestimmt werden, aus dem sie Holz nehmen können
- Die Dienstleistungen sind auf ein erträgliches Maß zurückzuführen
- Alle andere Arbeit muss den Bauern bezahlt werden
- Die Entrichtung von Abgaben soll neu geregelt werden
- Die Bestrafung soll nicht länger nach Willkür gehandhabt werden, sondern nach dem Gesetz erfolgen
- Gemeindeland, das zu Unrecht geraubt war, muss zurückgegeben werden
- Bei Todesfall soll keine Abgabe entrichtet werden
- Die Bauern sind bereit, jeden Artikel fallen zu lassen, der mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang steht
(zitiert nach
Zierers „Weltgeschichte“ Bd.14, S.162)
Aber
der Kampf der wilden Bauernhorden ist mehr bestimmt von Rache und
Beutegier, so dass meist alle überlegten und planmäßigen
Handlungen durchkreuzt und undurchführbar gemacht werden.
Während
die Oberschwäbischen und Allgäuer Bauernhaufen sich auf
Verhandlungen mit dem Truchsess von Waldburg einlassen, kann dieser
bei Stuttgart den Bundschuh verjagen und hat nun freie Hand. Da aber
dieser Betrug offenbar wird, kommt es zum offenen Aufstand, der fast
alle Länder zwischen Thüringen und dem Bodensee, der Mosel und der
Drau erfasst. Um dem Aufstand ein Ziel zu geben, wird von Wendel
Hipler eine neue Reichsverfassung ausgearbeitet:
- Die Geistlichen sollen von den Gemeinden gewählt und notfalls wieder abgesetzt werden. Jeder Pfarrer soll sein Einkommen haben, aber den Überfluss für die Armen verwenden
- Die Fürsten und Herren sollen anständige Güter behalten, im übrigen aber gehindert werden, den gemeinen Mann zu plagen
- Jeder Bodenzins soll mit dem zwanzigfachen Betrag abgelöst werden. Die Kaufleute sollen sichere Straßen haben, aber an feste Preise gebunden sein
- Da die Doktoren der Rechtswissenschaft ihre Kenntnisse meist nicht dazu verwenden, Recht zu sprechen, sondern Recht zu verdrehen, soll sie künftig bei Gerichten nicht mehr als Richter auftreten, sondern nur noch als Berater verwendet werden. Recht mag ein Volksgericht sprechen, denen die Doktores als Beisitzer angehören
- Kein Geistlicher soll ein weltlich Amt verwalten oder zu Gericht sitzen
- Das römische Recht, das vom Volk nicht verstanden wird, soll abgeschafft werden. An seine Stelle mag das einfache, natürliche Volksrecht treten, wie es in den Weistümern verwahrt ist
7-9. geht
wider alle übertriebenen Abgaben, Steuern, Dienst- und
Fronleistungen, die auf das vernünftige Maß einer allgemeinen
Einkommenssteuer zurückgeschraubt werden soll
10-11. stellt die Forderung nach
allgemeiner einheitlicher Münz, nach Maß und Gewicht im ganzen
Reich auf
- Die großen Handelsgesellschaften, die durch Spekulieren die Waren verteuern, sollen verboten werden. Zudem soll es keinerlei Bündnisse von Fürsten, Städten und Ständen mehr geben.
Im
Reich regiert nur einer: der Kaiser
( nach Zierer
„Weltgeschichte“ Bd. 14,Seiten 165-166)
Das
ist die Idee, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Solange die
Bauernhorden siegen und die Fürstenschaft unterlegen ist, einigt man
sich mit dem Volk und verspricht die Erfüllung ihrer Forderungen.
Sind aber die Bauernhaufen aufgelöst, dann fällt man unter Bruch
der Verträge über die Bauern her und schafft mit Mord und Tod
endgültig Ruhe.
Als
einziges Land in Süddeutschland hat sich Bayern am allgemeinen
Aufstand nicht beteiligt. Es gibt allerdings in ihrem Lande auch
keine Leibeigenschaft und Ausbeutung durch ihre Herren.
Verrat,
Lüge einerseits und Starrköpfigkeit, ungenügende Übung im Kampfe
andererseits, sowie Disziplinlosigkeit lassen die Bauernhorden nicht
vor den organisierten Scharen der Fürsten bestehen. Alles versinkt
in Blut und Tränen und die Fürstenschaft übt barbarische Justiz.
Rache und Vergeltung vernichten die Dörfer und Kleinstädte, die
sich auf die Seite der Bauern geschlagen haben.
Nachdem
der Feldzug des Kaisers gegen Franz I. von Frankreich in Italien zur
Vernichtung der französischen Heere geführt hat, haben die
Landsknechte freie Hand zur Niederwerfung der restlichen Aufrührer
im Oberschwäbischen und Allgäuer Kreis.
Damit
hat wieder einmal ein Kaiser die wichtigsten Voraussetzungen zur
Wiedereinrichtung des christlichen Abendlandes erreicht. Dies scheint
auch der Augenblick zu sein, an dem man der evangelischen Kirche den
Garaus machen kann.
Da
tritt im eigenen Lager dem Kaiser ein Widersacher entgegen, der doch
das größte Interesse an einer christlichen Einheit haben müsste:
Papst Clemens VIII., ein Sohn des Giuliano Medici.
Er
sieht in der Zusammenballung kaiserlicher Macht, eine Gefahr für den
Kirchenstaat und die päpstliche Oberhoheit. Durch Bündnisse mit
Venedig, Genua und dem besiegten Frankreich schafft er eine Liga zur
Befreiung Italiens. Ein neuer Krieg steht bevor.
Auch
im Osten des Reiches tritt keine Ruhe ein, als Soliman der Prächtige
in Ungarn einmarschiert und die österreichischen Länder bedroht,
die dem kaiserlichen Bruder als Staathalter unterstehen.
1527
ziehen die kaiserlichen Heere erneut nach Italien und stürmen unter
vielen Gräueln Rom, welches völlig geplündert wird und
schreckliche Grausamkeiten über sich ergehen lassen muss.
Doch
der Papst weint und klagt, ohne sich die Kleider zu zerreißen und zu
fragen: „Herr,
wo habe ich gesündigt?“
Auch
Karl V. kommt seinem Ziel, einer geeinten Christenheit nicht näher.
Zu groß sind die Spaltungstendenzen geworden, als dass sie noch
durch militärische Gewalt überbrückt werden könnten. Im Hin und
Her der schwankenden Kräfte wird allzu deutlich, dass mit dem Besitz
der Lehre Jesu Christi, die geistigen und weltlichen Gewalten auf
Positionen zurück gedrängt wurden, in welchen sie von vorneherein
schon unterlegen sind. Denn die Völker kommen in das Tal der
Entscheidung, wo die Erkenntnis Christi sie hinbringt und woselbst in
Erkenntnis gerichtet werden wird. (s.
h. Joel 3/11-12)
Doch
die Feinde Gottes können dies nicht wissen, weil sie schon im
Evangelium gerichtet sind, welches sie sich in der Gestaltung der
Weltgeschichte selbst bereiten.
Dies
alles geschah und geschieht durch die Weltenweisheit, dem
Gerichtsgeist, der bei Gott Torheit ist. (s.
h. 1. Kor. 1/20)
Solange
die Macht des Kaisers in Italien gebunden war, wagten es die
deutschen Fürsten sich offen zu Luther zu bekennen. In Ostpreußen
nützt man die Gelegenheit, das Land in ein Herzogtum unter
polnischem Schutz zu verwandeln und evangelisch zu werden. Die
Reichstädte Augsburg, Ulm, Straßburg und Frankfurt bekennen sich
zur Reformation und in Schlesien, der Lausitz, Böhmen, Mähren und
Franken breitet sich der Abfall von der katholischen Kirche immer
weiter aus.
Kaum
hatte Karl V. mit Rom Frieden gemacht und die Hoffnung gestärkt,
alle Länder wieder dem päpstlichen Glauben zuführen zu können, da
bricht im Osten des Reiches Soliman der Prächtige ein.
In
Deutschland entstehen die ersten evangelischen Landeskirchen, der
große und kleine Katechismus wird zu ihrem geistigen Mittelpunkt.
Damit wird alle Mühe des Kaisers, zur Wiederherstellung der
kirchlichen Einheit in Frage gestellt, obwohl dieser einer inneren
Reform nicht unbedingt ablehnend gegenüber stand, wie aus einem
aufgezeichneten Gespräch mit Maria von Ungarn ersichtlich wird:
„Liebe
Schwester, da ich ausgezogen bin ins Heilige Reich, da ist große
Klage gekommen über die Leute, die diese Lehre bekennen, dass sie
auch ärger sein sollen als die Teufel.
Aber der Bischof
von Sevilla hat mir den Rat gegeben, ich möchte nicht Tyrannei üben,
sondern erkunden, ob die Lehre strittig wäre mit den Artikeln
unseres christlichen Glaubens.
Dieser Rat gefiel
mir. So finde ich, dass diese Leute nicht so teuflisch sind, wie
vorgebracht ist, es betrifft auch nicht die zwölf Artikel unseres
Glaubensbekenntnisses, sondern äußerlich. Deshalb hab ich’s den
Gelehrten übergeben...“ (J. Agricola, 1530, zitiert nach Rassow)
Doch
nicht nur die Unterschiede des Glaubens, ihre mehr oder weniger
großen Unvereinbarkeiten sind von Gefahr, sondern auch die
materielle Seite hat ihr Gewicht. Deshalb liegt gerade wegen den –
von den protestantischen Ständen konfiszierten – Kirchengütern
mehr Kriegsgefahr in der Luft, als der Kaiser ahnen kann.
Nun
steht mitten aus dem Niedergang der römischen Kirche ein Mann auf,
welcher der Reformation den Krieg erklärt und wodurch auch den
jüdischen Gemeinden – vor allem in Italien – wieder Verfolgungen
und Beschränkungen bevorstehen.
1534
gründet Inigo von Loyola die „Compania Jesu“, durch deren Wirken
die Kirche wieder viel Boden zurück gewinnen kann und der
Ausbreitung der reformatorischen Gedanken Grenzen gesetzt werden.
Grenzen, die – wie wir heute erkennen – im Wesentlichen so
unverändert geblieben sind, wie die des Islams und des orthodoxen
Christentums, einschließlich der katholischen Länder.
Doch
zuvor löst sich noch ein Land aus der römischen Einheit: nämlich
England.
1509
wird Heinrich VIII. König und löst England aus dem Verband der
Kirche und erhebt sich selbst zum Oberhaupt einer nationalen
Hochkirche. Er braucht Geld und holt sich dieses von den Besitztümern
der Gemeinden. Doch erst unter der Regierung Eduards VI. wurde 1549
die eigentliche protestantische Reformation eingeführt; drei Jahre
nach dem Tode ihres Begründers, am 18. Februar 1546.
Der
Tod Luthers gibt dem Kaiser die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres
die Reformation derart zu schlagen, dass sie ausgelöscht zu sein
scheint.
Da
erhebt sich Moritz von Sachsen, der Reichsfeldherr wider seinen
Kaiser und stärkt mit einem Schlage die bedrohte evangelische Sache.
Der
Kaiser muss nach Kärnten, in den sicheren Schutz des Alpenlandes
fliehen. Zwar kann er mit einem Heer wieder zurückkehren, muss aber
– wegen Fehlens aller Machtmittel, Mangel an Geld und Truppen –
auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 den Protestanten Religionsfrieden
gewähren. Damit stellt sich der Kaiser in Widerspruch zu Papst Paul
IV., der als Mann der Reform, aber in Verkennung der politischen
Weltlage, die Kluft nur noch weiter vertieft.
Er
schreibt über Karl:
„Es hat seit
einem Jahrtausend keinen schlechteren und grundverdorbeneren Menschen
als diesen Herrscher Karl V., dieses wahrhaftige Werkzeug des Satans,
diesen Krüppel an Körper und Geist gegeben. Sind doch die Spanier
insgesamt Irrgläubige, Kirchenspalter, Nachkommen von Juden und
Mauren, und die Hefe der Menschheit...“
Paul
schließt ein Bündnis mit Frankreich und lässt es den Türken nahe
legen, seine Flotten gegen die Spanier in Sizilien und Neapel aus
zuschicken.
Der
Kaiser ist am Ende seiner Kräfte und dankt am 16. Januar 1556
freiwillig ab. Das Reich wird geteilt. Sein Sohn Phillip II. erhält
die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, Spanien, Sizilien und
die Kolonien, sowie die Besitzungen in Italien.
Sein
Bruder Ferdinand erbt die Kaiserwürde, Österreich und das übrige
Burgund.
Auch
Karl V. war es nicht möglich gewesen, das Rad der Geschichte zurück
zu drehen und der Reformation zu wehren, denn die Kirchenspaltung ist
ja nur ein Rädchen der Heilsgeschichte Gottes, womit den ungerechten
Besitzern der Wahrheit die absolute Weltherrschaft verwehrt wird,
während andererseits die Spalter voreinander beschirmt werden
müssen.
In
dieser Zeit wachsen der Kirche Roms durch das Auftreten der Jesuiten
neue Kräfte zu. Planvoll kämpft die „Compania Jesu“ um die
Wiederherstellung der katholischen Kirche. Von Wien aus erhebt sich
die Gegenreformation der Jünger Ignazius von Loyolas, die in
Ingolstadt, Köln, Mainz, Trier, Augsburg, München, Innsbruck und
Prag Körperschaften bilden, die durch Predigt und Unterricht ins
Volk hinein wirken.
Die
Inquisition, zur Verfolgung der Albigenser auf dem Laterankonzil 1215
begründet, erhebt sich zu schärferen Maßnahmen gegen die Mauren,
Juden und Protestanten.
1540
wird sie auch in Italien eingeführt, deren berühmteste Opfer der
Philosoph Giordana Bruno und Galileo Galilei werden. Bruno wird
verbrannt, Galilei muss seine Lehren widerrufen. Papst Paul IV. setzt
auch nach seiner Wahl im Jahre 1555 alle Sondergesetze wider die
Juden von neuem in Kraft, schafft in Rom ein Ghetto und erklärt die
Schutzbriefe der Juden für ungültig.
Das
Konzil zu Trient bestätigt 1563 durch dogmatische Festlegung die
Autorität des Papstes, Ehelosigkeit der Priester, Verhältnis von
Bibel und Tradition, Erbsünde, das Wesen und die Zahl der
Sakramente, ihre Stellung wider die Lehren Luthers, Calvins und der
anderen Reformatoren.
Der
Riss durch die Kirche ist zementiert, die Welt in zwei Teile
geschnitten und für die Zukunft kaum eine Hoffnung, dass nicht jedes
Land von dem Hin und Her aufgewühlt und mit Kriegen überzogen wird.
Skandinavien
tritt aus der Gemeinschaft der Kirche Roms aus und öffnet sich dem
reformatorischen Glaubensgut. Die calvinistischen Hugenotten sind der
Kern gegen die spanische Front, das mit Frankreich als Bundesgenossen
die Gegenreformation betreibt.
1567
erheben sich die Niederlande, wo Philipp II. versucht die Beschlüsse
des Trienter Konzils durchzuführen, um den Calvinismus zu
unterdrücken.
Was
die nationalen Belange – nationale Sammlung und Handelssonderrechte
– angeht, sind sich die Katholiken mit den Calvinisten einig. Doch
nicht mit den brandschatzenden Kirchen- und Bilderstürmern. So kommt
es zur Spaltung zwischen Wallonen und Flamen, was Spanien wiederum
nützt, um mit Herzog Alba eine Strafexpedition durchzuführen, die
zu einem Blutregiment ausartet.
Alba
brennt Dörfer und Städte nieder und lässt die Inquisition wüten.
Die Grafen Egmont und Horn werden enthauptet und bis zur Abberufung
Albas kommt es zu 18.000 Hinrichtungen.
Da
tritt England offen gegen die Spanier auf und rüstet die
niederländischen Wassergeusen zur Kaper gegen spanische Schiffe aus.
Am
Ende dieses Ringens verliert Spanien seine Armada, welche England
erobern sollte. Die Niederlande werden unabhängig und Spanien ist
ärmer als zuvor. Philipp II. ist gescheitert, genauso wie sein Vater
Karl V.
In
Frankreich erfährt – veranlasst durch die Königinmutter von
Medici - die Glaubensspaltung eine blutige Vertiefung. In der
Bartholomäusnacht am 24.8.1572 werden in Paris 2.000 Hugenotten samt
ihren Führern und 20.000 in der Provinz ermordet.
Die
Kirchenkämpfe spiegeln sich wider in der Zerrissenheit der Völker,
im Ringen zwischen den Weltmächten und dem krassen egoistischen
Nationalismus ihrer Führer. Diese Könige und Fürsten erheben sich
strahlend über die geplagten und ausgebeuteten Völker. Ihr Symbol
ist der Sonnenkönig von Frankreich, sein Wahlspruch der ihre: „ L’
Etat c’est moi!“ Der Staat bin ich!
Während
England zur neuen See- und Weltmacht heran reift und die Entwicklung
der Gegenreformation auf dem Kontinent neue politische Gefahrenherde
schafft, schreibt ein gewisser William Shakespeare Dramen von
Rebellion und Königsmord, erfüllt vom Hass gegen alles Bestehende:
„...Bankrottierer
halte fest, gib nichts zurück!
Heraus das Messer
für deines Gläubigers Hals! Stehlt, ihr Leibeigenen! Langhänd’ge
Räuber sind ja eure Herren und plündern durch Gesetze...
Sohn, sechzehn
Jahre alt,
die Krücke reiß
dem alten Vater weg,
und schlag ihn auf
das Hirn!
Furcht,
Frömmigkeit, Scheu vor den Göttern, Friede, Ruh und Wahrheit,
Zucht, Häuslichkeit, Nachtruh und Nachbarstreue, Belehrung, Sitte,
Religion, Gewerbe, Achtung und Brauch,
Gesetz und Recht
der Stände, stürzt euch vernichtend in das Gegenteil!
Bis zur
Vernichtung lebt!“
(aus
Shakespeares „Timon von Athen“)
Auf
dem Kontinent entwickelt sich die Gegenreformation durch die
geschickte Politik Kardinal Bellarmins zu einem machtvollen
Instrument. Bellarmin hat in seiner – an König Jakob I.
gerichteten – Schrift, das Verhältnis zwischen Papsttum und Thron
klar und geschickt formuliert:
„...das Ziel der
geistlichen Gewalt ist das Wohlergehen der Seele, während die
weltliche Gewalt nur für das Wohlergehen des Körpers zu sorgen hat.
Wenn die irdische Regierung das Seelenheil ihrer Untertanen nicht
gefährdet, und sich auf die Regelung der materiellen Angelegenheiten
beschränkt, hat der Papst keinen Einfluss auf die Regierung der
Könige...“
(aus Bellarmi
„Responsic Math. Torsi usw.; zit. nach Zierer’s “Weltgeschichte”
Bd. 15, S. 30)
Diese
Formel können auch die evangelischen Fürsten akzeptieren, deren
eine Sorge es ist, möglichst viel Macht, Einfluss, Reichtum und
Schlösser zu haben, damit ihr aufwendiger Lebenswandel nicht gestört
werde.
Der
Schlüssel zur Wiedergewinnung verlorener Gebiete der römischen
Kirche liegt in Deutschland, von wo aus die Spaltung ihren Ausgang
genommen hat.
Deshalb
ist es das Ziel des jesuitischen Legaten Possevine, vor allem
Frankreich und die osteuropäischen Länder zuerst zu gewinnen,
wodurch das Reich von katholischen Staaten umklammert wäre. Doch
auch in Deutschland selbst ist man nicht untätig und gewinnt vor
allem im Süden durch die ehemaligen Jesuitenschüler Herzog
Maximilian I. und Erzherzog Ferdinand die Lande Bayern und Steiermark
zurück.
Nachdem
im Jahre 1606 die evangelische Reichsstadt Donauwörth von
Maximilians Truppen besetzt und von Kaiser Rudolf in Acht und Bann
getan wird, kommt es zur Gründung der evangelischen Union und ihrer
Gegenpartei, der katholischen Liga.
Das
calvinistische Holland, sowie das hochkirchliche England sind auf
Seiten der Union, während sich Spanien an die katholische Partei
hält.
1609
gewährt Kaiser Rudolf II. seiner Lieblingsprovinz Böhmen die
religiöse Freiheit und ruft somit die katholische Kirche auf den
Plan; Antonio Possevino reist nach Prag.
Als
man den katholischen König Frankreichs, Heinrich IV., jenen Heinrich
von Navarra, welcher als Haupt der Hugenotten der Mordnacht in Paris
nur wegen seines königlichen Blutes entging, für die Sache der
römischen Kirche gewinnen will, schlägt dieser dies aus.
Am
14. Mai 160 wird der König von einem fanatischen Glaubenseiferer
ermordet.
In
München tobt indessen ein Theologenstreit zwischen Protestanten und
Katholiken, wobei man sich gegenseitig auf schimpfliche Weise
beschuldigt:
„Diese Leute,
die sich Jesuiten nennen, sind die allerärgsten und abgefeimtesten
Verräter und Verfolger Christi, die rechten, höllischen Frösche...“
( Anonymes Flugblatt dieser Zeit)
Den
Münchner und Ingolstädter Ordensangehörigen wird vorgeworfen, sie
hätten Knaben geschändet und Jungfrauen ermordet; auch Kardinal
Bellarmin wird in wütendster Art beschimpft.
Das
Jesuitenkollegium antwortet im selben groben Ton der Zeit:
„Die
protestantischen Ketzer sind Wölfe und Katzen zugleich und müssen
deshalb mit allem Schimpf belangt werden, denn sie zerreißen sich
untereinander wie Katzen und Wölfe, und es ist klar, dass sie
ohnehin in die Hölle kommen...“ (Jesuitische Kampfschrift um 1611)
„Die Tötung
eines Protestanten ist nicht mehr wider die Billigkeit, als wenn
einer sage, die Diebe, Münzfälscher, die Totschläger, die
Aufrührer könne und solle man am Leben bestrafen.“
(aus Mayerhofer;
„Predikantenspiegel“)
Man
sagt katholisch hier, evangelisch dort und meint den Vorteil im
Handel, den Einfluss auf neue Märkte, Kolonien, Länder, Inseln;
ihren Rohstoffen und deren Menschen.
Unermüdlich
betreiben die Jesuiten das Werk der Gegenreformation, bis es in Prag
zum endgültigen und offenen Ausbruch der Gegensätze kommt. Am
23.5.1618 werden die kaiserlichen Räte durch den Grafen Thurn aus
dem Fenster geworfen.
Der
„Prager Fenstersturz“ löst die letzte Weisheit der Könige –
den Krieg – aus, der als der „Dreißigjährige“ in die
Geschichte eingegangen ist. Die römische Kurie verschafft dem
Bündnis der katholischen Liga bedeutende Summen, welche nach langen
Verhandlungen einen Vertrag mit den Österreichern abgeschlossen
haben. Die Gegenreformation greift zum Schwert wider das Schwert der
Reformation. Was Luther selbst nicht gewollt hatte, wird
Wirklichkeit:
„Lutherisch,
päpstlich, calvinisch, diese Glauben all drei sind vorhanden, doch
ist Zweifel, wo das Christentum wohl sei!“ (Soldatenlied 1630)
Der
stärkeren katholischen Liga gelingt die Zersprengung der
Protestanten in Böhmen, wobei alle Freiheitsrechte wieder beseitigt
und die Güter – der an der Rebellion Beteiligten – an die
Kaisertreuen verteilt werden. Als einer der größten Geier erweist
sich dabei der kaiserliche Obrist Wallenstein, welcher sich durch
Druck, Gewalt und Spekulation riesige Güter anzueignen vermag, so
dass er ohne weiteres in der Lage ist, sein Heer alleine und ohne
fremde Hilfe auszustatten. Einer seiner Wahlsprüche ist, dass der
Krieg den Krieg ernähre; das heißt, dass sich das Heer durch Raub
und Plünderungen selbst verpflege. Unter dem christlichen Deckmantel
wie gehabt, also durchaus keine neue Einstellung zum Krieg.
Schon
bald wird Wallenstein zum Feldherrn des kaiserlichen Heeres ernannt.
Die
erfolgreichen Kriegszüge der katholischen Liga erhöhen die
kaiserliche Macht und bringen der Kirche die – seit 1522
säkularisierten – Abteien und Bistümer wieder zurück. Dieser
schwere Schlag gegen die evangelische Sache findet in dem am 6.3.1629
geschlossenen Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands ihren Ausdruck,
wonach nach dem Grundsatz gehandhabt wird: „Cuius
regio, eius religio.“
Wer
der Herr des Landes ist, ist auch Herr über die Religion der
Untertanen. Dies bedeutet die Rückkehr zur alten Kirche oder Verlust
allen Hab und Gutes.
Es
ist klar, dass ein solches Edikt dem Frieden nicht dienlich ist, weil
es die Evangelischen zum verzweifelten Widerstand treibt, da sie nun
auch um den Verlust der Heimat fürchten müssen. Selbst der
Friedländer sieht das voraus und schreibt mahnend an den Präsidenten
des Hofkriegsrates in Wien:
„Der Status des
Reiches ist so gefährlich wie je zuvor. Die Katholischen haben Angst
vor der Herrschaft des Kaisers, die anderen wegen der Restutition der
geistlichen Güter.
Die Erbitterung
ist groß, dass sie alle sagen: Der Schwede soll kommen; kann er
nicht helfen, so wollen sie gern mit ihm herabstürzen...
Der Feind wird
nicht gleich wieder so gute Gelegenheit haben, das Haus Österreich
zu ruinieren...“
(Wallenstein an
Collalto im Frühjahr 1630)
Zu
eben dieser Zeit erwächst im eigenen katholischen Lager der
Gegenreformation ein bedeutender Gegner: der Kardinalherzog von
Richelieu.
Er
ist in erster Linie Franzose und richtet seinen Kurs gegen den
Einfluss der Jesuiten und gegen die Übermacht der Habsburger. Damit
sind die Absichten der Gegenreformation – welche ihre Heere nun
auch siegreich gegen Deutschland und Ungarn führt – durchkreuzt.
Doch
auch Frankreich gerät in Schwierigkeiten, da die Hugenotten wieder
ihr Haupt erheben, um Anschluss an die Reformation zu gewinnen.
Dann
aber treten neue Mächte in das Geschehen. Gustav Adolf von Schweden
landet im Juli 1630 in Pommern.
Durch
die Gräuel der katholischen Liga bei der Einnahme Magdeburgs
erschreckt, entschließt man sich in Norddeutschland zu einer Allianz
mit Schweden.
Anlässlich
des Falles der Stadt Magdeburg schreibt der Papst an den Kaiser:
„Ruhmvoll hat
sich in der Zerstörung Magdeburgs der Herr bezeugt, der Herr der
kämpfenden und auch der triumphierenden Heerscharen. Ein so großes
Gnadengeschenk des Himmels und eine solche Ruhmestat Deutschlands
verdanken wir Deiner Majestät, welche der Höchste ausersehen zu
haben scheint, die Ketzerei zu vertilgen...
Wolle Gott, dass
die Ketzer nicht mehr zur Ruhe kommen...
Dass Du das Glück
eines so großen Sieges nicht auf die Trümmer einer einzigen Stadt
beschränkest...“
(Schreiben Papst
Urbans VIII. v. 28.6.1631)
In
Frankreich führt die Politik Kardinal Richelieus im Jahre 1635 zum
Eintritt in den Krieg gegen Habsburg und die päpstliche
Interessenpolitik. Die Kriegsfurie rast ungebrochen weiter über die
Lande, bis zur allgemeinen Ermattung.
Am
Ende kommt ein Friede zustande, der die Religionsfreiheit aller drei
christlichen Bekenntnisse garantiert und das Restitutionsedikt wieder
aufhebt.
Der
„westfälische Friede“ von 1648 beendet den dreißigjährigen
Krieg. Schweden erhält Vorpommern mit Stettin, Wismar, Bremen und
Verden. Die Schweiz und die Niederlande erhalten die Unabhängigkeit
und Frankreich bekommt Metz, Toul, Verdun und die Habsburger Teile
des Elsass, so dass es damit eine sichere Abgrenzung gegenüber dem
Hause Habsburg hat. Bayern behält die Kurwürde und die Oberpfalz,
Frankreich und Schweden werden zu Garantiemächten des Friedens und
bekommen dadurch ein Recht auf Einmischung in deutsche
Angelegenheiten. Der Friede von gestern wird zur Grundlage des
Krieges von morgen, noch ehe die Unterschriften auf dem Vertrag
getrocknet sind.
Im
Osten rast 1648 ein Kosakenaufstand über Polen, wobei auch die
meisten jüdischen Gemeinden zerstört werden. Man schätzt, dass bis
1658 an die 100.000 Juden umgekommen sind.
Deutschlands
Bevölkerung, auf dessen Rücken dieser Krieg vor allem ausgetragen
worden wird, hat sich um die Hälfte verringert. Wirtschaft und
Kultur sind einem allgemeinen Verfall ausgeliefert, während sich
Frankreich aufmacht, seine Vormacht auf dem Festland anzutreten.
Seine führenden Schichten sind von dem Begriff der „Glorie“
erfüllt.
Was
für einen hohen Preis hat das Land dafür aber bezahlt? Eine Million
Taler hat Frankreich dem König Gustav Adolf zusichern müssen, und
für jedes weitere Jahr, das der Schwede in Deutschland kämpfte,
noch weitere 400.000 Taler. Millionen Menschen haben dies aufbringen
müssen, die nun nichts mehr besitzen als ihre Seelen, da die
rücksichtslosen Pächter Kardinal Richelieus ihnen nichts mehr
gelassen haben.
Der
Krieg – Vater dieser Welt – verlagert sich von den ausgebrannten
Fluren Deutschlands nach Frankreich und Spanien, wobei Spanien
tödlich getroffen wird. Die neue Großmacht Schweden bereitet sich
auf einen Kampf mit Polen vor und in England tritt die Revolution in
ihr letztes Stadium.
König
Karl I. von England erpresst immer wieder neue Steuern aus dem Volk,
um seine verschwenderische Hofhaltung aufrechterhalten zu können.
In
diesen Tagen geistigen Verfalls flieht das Volk zu den Urquellen des
Christentums, zum alten Testament. Ihm entstehen als Wortführer im
Parlament Pym, der große Redner und Oliver Cromwell.
Cromwell
schafft sich ein Regiment aus ausgesuchten Männern, den „Ironsides“,
die Eisenseiten. Sie bilden die Kernschar des neuen Heeres der
Heiligen. Cromwell wird zum Gideon des englischen Volkes.
Bis
1647 gelingt es ihm, den Adel zu zerschlagen, die Hälfte der
königlichen Armee gefangen zu nehmen und den König dem englischen
Parlament auszuliefern. Doch wünschen die Presbyterianer im
Parlament einen Vergleich und einen Vertrag mit dem König. Karl I.
aber verrät seine Absichten in einem Brief an seine Gemahlin,
welcher in die Hände Cromwells fällt und die wahre Sinnesart des
Königs offenbart.
Der
König schreibt darin:
„Liebe Gemahlin!
Lasst Euch nicht
beirren, so ihr vernehmt, ich habe den Rebellen Zugeständnisse
gemacht – alles wird Schein und Trug sein, die Gimpel zu fangen.
Kommt die rechte Zeit (und sie wird kommen), so werde ich wissen, wie
man mit solchem Pack umzuspringen hat. Statt des Hosenbandes von
Seide, das ich einigen von ihren Führern versprochen habe, werden
sie einen Strick von Hanf für ihre Hälse bekommen...“
Damit
hatte sich der König sein Urteil selbst gesprochen. Man erhebt
Anklage gegen ihn:
„Da es erwiesen
ist, dass Karl Stuart, der gegenwärtige König von England, nicht
zufrieden mit den zahlreichen Angriffen, welche bereits seine
Vorgänger gegen die Rechte und Freiheiten des Volkes gemacht haben,
den verruchten Plan gefasst hat, die Grundrechte und Freiheiten
dieser Nation vollständig zu vernichten und statt ihrer eine
willkürliche und tyrannische Regierung einzuführen, da es ferner
erwiesen ist...dass er mit Feuer und Schwert einen grausamen Krieg
gegen Parlament und Königreich begonnen und lange weitergeführt
hat, wodurch das Land kläglich verwüstet worden ist, der
öffentliche Schatz erschöpft, der Handel zugrunde gegangen und
Tausende vom Volk getötet sind...so beschließt das Parlament, dass
Fairfax, Cromwell, Treten usw. … zu Kommissaren und Richtern
ernannt werden, zu hören, zu untersuchen und abzuurteilen, sowie
auch die Vollstreckung zu veranlassen...“ (aus der Anklageschrift
gegen Karl I. vom Januar 1649)
Am
6. Januar 1649 wird dem König der Prozess gemacht. Ein Beweis vom
Sturz königlichen Gnadentums von Gott und eine – für die
damalige Zeit – kaum vorstellbare Gotteslästerung. Dieser Prozess
bringt darum Cromwell in schwerste Bedrängnis, da das Volk sich auf
die Seite des Königs stellt, dessen Leben ihr Leid von morgen sein
würde.
So
kann Cromwell nicht zurück. Zum ersten Mal in der Geschichte wird
ein Souverän zum Tode verurteilt.
Nach
der Hinrichtung Karl I. wird die Monarchie abgeschafft und das
Oberhaus aufgelöst. Unter dem eisernen Regime Cromwells, getragen
von der Kraft religiöser Inbrunst, wächst England zur größten
Seemacht der Welt heran.
Auch
die Juden duldete er, obwohl er sie öffentlich nicht anerkennen
ließ, da die Einstellung der Puritaner zum alten Testament die
Voraussetzung in sich einschloss, dass das Volk Israel zerstreut
werden müsse, damit die Erlösung der Welt geschehen könnte.
Im
Jahre 1658 stirbt Cromwell als höchster Mann im Staate, aber einsam
und verlassen von Freunden und der Familie, die ihm nicht zu folgen
vermochten; aber getreu nach seinem Grundsatz: „Niemand
kommt so weit, als der, der nicht weiß, wohin er geht!“
Mit
dem Ende des dreißigjährigen Krieges und dem Tode Cromwells, ist
das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation abgeschlossen.
Mithin auch die ausgesprochen religiösen Kriege.
Die
Völker der Welt haben im Wesentlichen ihre Grenzen nach möglichen
Ansprüchen festgelegt und sind dabei, durch Verträge und kolonialen
Besitz politische Vorrangstellungen zu erreichen.
Das
17. Jahrhundert mündet ein in Jahrhunderte der Philosophie und der
Naturwissenschaften, deren Ideen sich scheinbar aufklärend über die
Menschen ergießen und Wünsche und Vorstellungen erwecken, die sie
vorher nie gekannt hatten. Die aber auch bei gerechter Handhabung der
Machtmittel durch die Herrschenden niemals aufgetaucht wären.
So
bewirkt der ungerechte Besitz des Reiches Gottes ein Aufstehen gegen
sich selbst und ein offenbar werden der geheimen Interessen der
Mächtigen mit der Religion. Wodurch die Fürsten ihre eigene Götter-
und Religionswelt im Namen dessen zerstören, den sie zum Schein
angenommen haben.
Denn
wer Christus nur zum Scheine dient, bringt nicht seine Früchte,
seine Erkenntnis und somit wird er alles wieder verlieren.
Der
Verlust der Welt nach ihrer Einnahme durch die religiösen Kräfte
des Christentums kennzeichnet von nun an den Verlauf der Geschichte
der Welt. Es geht nicht mehr um das Bekenntnis zu dieser oder jener
Konfession, sondern in erster Linie um soziale Belange. Welche durch
die vorwärts bringenden Wissenschaften in das Bewusstsein der Völker
gelangen und eine neue, technische Welt hervor bringen. Die
Entwicklung dieses Zeitalters wird aber die natürlichen
Bezogenheiten des Menschen, seine Einbindung in den Kreislauf der
Natur, empfindlich stören und einengen, wie sich dies immer
deutlicher erweist.
Erst
jetzt beginnt sich das Zeitalter der Renaissance auszuwirken, worin
Männer wie Kopernikus, Kepler, Galilei und Newton gelebt hatten.
Nicht
mehr die Erde ist Mittelpunkt der Welt, sondern die Sonne. Und die
Gesetze der Planetenbahnen zeigen eine bis dahin völlig unbekannte
Welt, in der die Erde nur ein Planet wie viele andere zu sein
scheint.
Galilei
bestätigte durch seine Beobachtungen die Erkenntnisse Kopernikus,
während Newton die Schwerkraft (Gravitation) entdeckt, die das ganze
Sonnensystem zusammen hält.
Auch
in der Welt des Geistes gehen die Philosophen nun mehr von ihrer
Vernunft aus und beginnen Religion, Staat und Gesellschaft neu zu
überdenken.
Hier
sind es Männer wie Descartes (1596-1650), Spinoza (1632-1677) und
Leibnitz (1646-1716), um nur wenige zu nennen, welche das Übel der
Welt als Notwendigkeit zu ihrer Vervollkommnung deuten und auch das
Leiden, als von Gott gegeben betrachten. Vor allem in religiösen
Fragen verlangt man vollkommene Toleranz, weil die Religion nur dann
natürlich sei, wenn man sie durch bloße Vernunft (Deismus) erkennen
kann.
Die
dem Puritanismus zu Cromwells Zeiten in England folgende Toleranz der
Glaubensfreiheit, Aufhebung der Pressezensur und die Gründung einer
parlamentarischen Monarchie sind eine deutliche Absage an den
Absolutismus religiöser, von Gottes Gnaden geprägter Vergangenheit.
Auf
dem europäischen Festland finden diese Gedanken bald Raum in - dem
von staatlichem und kirchlichen Absolutismus beherrschten –
Frankreich, das immer noch nach den königlichen Grundsätzen eines
Ludwig XIV. beherrscht wird, welcher sich selbst als den Staat
bezeichnet hat.
Als
Voltaire (1694-1778) England kennen lernte, war er tief beeindruckt
von den persönlichen Freiheiten der Einzelnen und begann seine
literarischen Angriffe, vornehmlich auf die Kirche zu konzentrieren.
Mit der Schrift „Ecrasez
l’infame superstition“ –
zermalmt den schändlichen Aberglauben – und mit vielen anderen
Kampfschriften, wandte er sich gegen die autoritäre Kirche.
Montesquieu
(1689-1755) übernahm von England die Idee der konstituellen
Monarchie, die ihm als Waffe gegen die absolute Regierungsform in
Frankreich diente. Rousseau (1712-1778) forderte in seinen Schriften
die unmittelbare Herrschaft des Volkes durch Volksabstimmung.
Rousseau glaubte an einen Gesamtwillen des Volkes, der in jedem
Einzelnen lebendig ist. Womit er den Individualismus der Aufklärer
überwand, gleichzeitig aber jenen diente, die sich als Verkörperung
dieses Gesamtwillens sahen: Diktatoren und Tyrannen.
Infolge
dieser inneren Entwicklung verliert Frankreich die Vorherrschaft über
Europa und das katholische Österreich wächst zur neuen europäischen
Großmacht im Südosten heran.
In
diesem Zeitraum erreichen die Juden erstmals die formale
Gleichberechtigung.
Im
Norden hat sich die Großmacht Preußen konstituiert. Unter der
kriegerischen Ära Friedrich des Großen erreicht Preußen bis 1763
eine entscheidende Rolle auf dem Kontinent. Doch war im Ganzen
gesehen England der Sieger dieses weltweiten Ringens zwischen
Preußen, Österreich, Russland, Sachsen, Polen, Schweden und
Frankreich. Nachdem es nach und nach den ganzen französischen und
spanischen Kolonialbesitz östlich des Mississippi erobern konnte und
Frankreich durch die Zerrüttung seiner Staatsfinanzen geschwächt
auf der Strecke blieb.
Auf
der Strecke blieben auch die Ureinwohner Amerikas, die Indianer,
deren Reste heute in „Reservationen“ leben müssen. Eine ähnlich
grausame Behandlung erfuhren auch die Negersklaven, welche der
Sklavenhandel in den Gründerjahren nach Amerika gebracht hatte.
Doch
bald sollte auch England erfahren, dass es nicht ungestraft seinen
kolonialen Besitz nur als Ausbeutungsobjekt betrachten kann und die
amerikanischen Kolonisten als ihre Knechte.
Die
Unabhängigkeitsbestrebungen der englischen Kolonien in Amerika
erreichten am 4. Juli 1776 ihren Höhepunkt, als Thomas Jefferson
eine Verfassung auf der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte
einführt, wodurch der amerikanische Befreiungskrieg ausgelöst wird.
Während
England sich zwar sonst überall in der Welt behaupten konnte, erlitt
es im Kampfe gegen die amerikanischen Kolonisten eine solch schwere
Niederlage, sodass es im Jahre 1783 zum Friedensschluss in Versailles
genötigt war und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten
anerkennen, sowie alles Land bis zum Mississippi südlich der Großen
Seen abtreten musste.
Am
30. April 1789 wird Georg Washington als erster Präsident der
Vereinigten Staaten auf die Verfassung vereidigt.
Während
die „Neue Welt“ nun zur beherrschenden Macht der Welt wird –
und bis dato geblieben ist -, zeigen in Europa und insbesondere in
Frankreich die inneren Zustände, einer durch Prunk,
Mätressenwirtschaft und Kriege belasteten Wirtschaft, einen
katastrophalen Verfall auf, welche das Ansehen des Königtums
weiterhin vermindern.
Die
Mätressen des französischen Königs, Marquise de Pompadour und
Gräfin Dubarry, bestimmen weitgehend die Politik und reißen
Frankreich in einen Abgrund, woraus sich die blutigste aller
Revolutionen erhebt.
Kurz
vor Ausbruch der französischen Revolution lebten in Westeuropa ca.
400.000 Juden. Davon alleine rund 300.000 in Deutschland. Obwohl
vielfach isoliert, durch hohe Steuern, Abgaben und Ghettos belastet,
hatte sich ihre wirtschaftliche Lage doch etwas gebessert, aber von
einer echten Gleichberechtigung konnte immer noch keine Rede sein.
Da
wird das Wort der Pompadour „Après
nous le dèluge“ –
nach uns die Sintflut – zur grausamen Wirklichkeit. Die Bastille,
Wahrzeichen des Absolutismus, wird am 14. Juli 1789 erstürmt, die
französische Revolution nimmt ihren Anfang. Ihr Ende im Jahre 1795
führt den Aufgang eines neuen politischen Sternes herbei, durch
welchen die Juden Frankreichs endlich gleichberechtigt und Frankreich
erneut die Vorherrschaft über Europa erlangt: Napoleon Bonaparte.
Der
von dem regierenden Direktorium als General eingesetzte Bonaparte,
sollte durch Kriege in Italien und Ägypten die Kassen des Staates
füllen. So mussten die Römer 36 Millionen Franken bezahlen und der
Staatsschatz der Schweiz – das zur helvetischen Republik ausgerufen
wird – wandert nach Frankreich.
Da
aber trotz vieler Siege Niederlagen nicht ausblieben, wurde keine
Besserung der Wirtschaftslage erreicht. Auch führen die wachsende
Macht Napoleons und seine auf Imperialismus abgestimmte Politik zu
einer Koalition der Engländer mit Österreich, der Türkei, Neapel
und Russland. Nur Preußen behält sich Neutralität vor. 1799 wird
Bonaparte erster Konsul und vereinigt unumschränkte, ja im Prinzip
diktatorische Macht auf sich.
Am
2. Dezember 1804 lässt er sich und seine Gemahlin Josephine vom
Papst krönen. Pomp und Zeremonien vergangener Zeiten werden wieder
lebendig. Im Jahr 1805 lässt Napoleon sich auch noch zum König von
Italien salben. Er ist damit auf dem besten Wege, das Reich Karls des
Großen wieder herzustellen und hat 1800 tatsächlich den Höhepunkt
seiner Macht erreicht, indem ihm ganz Europa zu Füßen liegt.
Die
damit verbundene Weckung des Nationalgefühls der besetzten und
unterworfenen Gebiete, brachte auch Deutschland eine Reihe von
Gesetzesreformen, welche dem einfachen Volke Erleichterung
verschafften: Aufhebung der Leibeigenschaft, persönliche Freiheit
nun auch für die Bauern, Beseitigung der Standesschranken,
Gewerbefreiheit und vieles andere. Wenn diese oder jene Gesetze auch
nicht sofort zur Durchführung gelangen konnten, so waren damit
jedoch Zeichen in das Bewusstsein der Völker gedrungen, welche nicht
mehr auszulöschen waren.
Dann
aber brachte der Feldzug nach Russland, den Napoleon 1812 begann, die
große Wende.
Mit
600.000 Mann zog der Kaiser der Franzosen in die weiten Räume des
zaristischen Reiches; mit 25.000 kam er wieder. Europa erhebt sich
zum Freiheitskrieg, der 1813 mit der Kriegserklärung Preußens an
Frankreich beginnt. Am Ende bleiben Deutsche, Russen, Österreicher
und Schweden die Sieger in der Völkerschlacht bei Leipzig, die am
19. Oktober 1813 entschieden war.
Die
Familie Bonaparte verliert den Thron und Napoleon wird nach Elba
verbannt, das man ihm als Fürstentum mit einem jährlichen Gehalt
von 2 Millionen Franken überlassen wird. Frankreich werden die alten
Grenzen von 1792 zuerkannt und es braucht keine Kriegsentschädigung
zu bezahlen, weil die verbündeten Sieger die Größe Frankreichs als
eine wichtige Grundlage des europäischen Staatensystems betrachten.
Napoleon
gelingt aber die Rückkehr und die Vertreibung König Ludwig des
XVIII, verliert aber in der Schlacht bei Waterloo seine letzte
französische Armee.
Napoleon
hat dem französischen Volke rund 2 Millionen Tote gekostet, aber als
Erbe der Revolution verwirklichte er überall die bürgerliche
Ordnung durch Gleichheit vor dem Gesetz und der Beseitigung der
feudalrechtlichen Zustände. Doch die europäische Universalmonarchie
nach dem Vorbild Karl des Großen konnte er nicht verwirklichen.
Denn, was Gott jenen schon nicht gestattet hat, die seinen Namen
missbräuchlich verwendeten und darum entweihten, er selbstredend
auch denen nicht gestattet, welche seinen heiligen Namen nicht wieder
herstellen, um statt dessen ihre eigenen menschlichen Werke
aufzurichten und sich so selbst verherrlichten.
Der
Riss im Heiligtum, der durch den ungerechten Wahrheitsbesitz
entstanden ist, hat seine Erweiterung im Geist dieser Welt. Wodurch
die Völker nicht geheilt und erlöst werden können, bis das Reich
Gottes in seiner Erkenntnis vollkommen ist in denen, die im
allgemeinen Abfall treu geblieben sind.
Das
Unheil ist also nur die eine Seite der Heilsentwicklung und des
Erlösungsprozesses, weil das Heil nicht erfasst und erkannt werden
kann, es sei denn, das Unheil wäre vollkommen. Voll wird das Unheil
aber durch die Verhinderung des Heils, das diejenigen betreiben, die
im Unheil gesegnet sind.
Die
Gesegneten des Unheils betreiben aber die Vervollkommnung des Heils
bei jenen, welche das Heil sind; wissen dies aber nicht, da ihnen das
wahre Heil als Unheil erscheint.
Das
Heil ist ihnen aber Unheil, weil sie vom Unheil leben, indem die
Menschen ihre Werke als Werke des Heils betrachten. Darum wurde und
wird das wahre Heil überall verfolgt und getötet und ihm die Schuld
der unheilbaren Zustände sogar noch zugeschrieben – so wie die
Juden immer an allem Schuld gewesen sind -; woran das wahre Heil aber
gar nicht schuld sein kann, weil ihm die Menschen ja noch niemals
Macht und Gewalt verliehen haben und es damit immer nur in
Knechtsgestalt und ohne Waffen kommen konnte.
Die
kommenden Jahre nach der napoleonischen Ära sind geprägt von der
Restaurationspolitik Metternichs zwischen 1815 und 1848, der im
Wiener Kongress die Zauberformel „Legitimität“ findet, die allen
angestammten, also legitimen Dynastien ihre durch Kriege verlorenen
Länder wieder zuführen soll.
Oder
mit anderen Worten: Die Räuber und Völkerverschlinger waren zu der
Erkenntnis gelangt, dass man die Beute so gerecht wie möglich
verteilen müsse, damit ein guter Räuberfriede zustande käme und
erhalten werden könne.
Als
ob Räuber wider ihre Natur – gerecht - sein und handeln könnten!
So
erreichen die Siegermächte auch tatsächlich nach dem Zusammenbruch
der französischen Nation eine Ausnahmeregelung: Russland erhält
Polen ohne Posen und Finnland. England behält Malta, Ceylon, das
Kapland und Helgoland. Preußen bekommt den größeren Teil Sachsens,
die Provinz Posen und Gebiete am Rhein. Österreich kann sich die
Lombardei und Venedig als Besitzungen zuerkennen lassen, verzichtet
dafür aber auf Belgien und die Gebiete Südwestdeutschlands.
Belgien
und Holland werden mit Luxemburg vereinigt und der Schweiz ewige
Neutralität zugesichert. Norwegen und Schweden gehen eine
Personalunion ein und der Kirchenstaat in Rom wird wieder
hergestellt.
In
Deutschland gelingt es nicht, eine zentrale Gewalt herzustellen und
so kommt es zum „Deutschen Bund“, einer lockeren Zusammenfassung
von 35 Monarchien und vier freien Städten, welcher das
Nationalitätenprinzip völlig missachtet.
Die
geistigen Strömungen dieser Zeit waren naturgemäß auf Ruhe und
Ordnung ausgerichtet und das Vorbild des romantischen Mittelalters –
die Einheit der christlichen Kirche und eine feste
Gemeinschaftsordnung – erfüllte die Hoffnung vieler Herzen.
Die
Geschichtsforschung war bemüht, nach den wahren Ursachen aller Übel
in der Vergangenheit zu suchen, um sie für die Zukunft vermeiden zu
können, wobei auch die Sprachforschung durch die Gebrüder Grimm
neue Impulse erhielt.
Die
Rechtsforschung begann die organische, historische Entstehung des
Rechts hervor zu heben und lehnte alle naturrechtlichen
Konstruktionen ab. Freilich ohne zu wissen, dass diese als solche ja
gar nicht zu bezeichnen sind, da diese Natur doch auch aus dem Raub
des Menschen entstanden ist. Was also ist dann eigentlich wahre
Natur?
Am
26. September 1815 kommt es durch Initiative des religiös gestimmten
Zar Alexander I. zur Bildung der heiligen Allianz mit Österreich und
Preußen. Fortan wollte man bestrebt sein, die Völker im
christlichen Geiste zu regieren, um ein neues Zeitalter des Friedens
und der Gerechtigkeit herbei zu führen.
Außer
England, der Türkei und dem römischen Kirchenstaat schlossen sich
alle europäischen Länder dieser Allianz an, die Metternich als
„bloßes Geschwätz“ bezeichnete.
Und
tatsächlich, noch bevor das Jahr 1815 zu Ende gegangen war,
schlossen die Monarchen eine große Allianz gegen die Freiheits- und
Einheitsbestrebungen ihrer Völker, welche sie zu gemeinsamen
Aktionen vereinen sollte. Solche Aktionen bedeuteten natürlich Krieg
gegen jene, die eine andere Meinung vertraten, als ihre Beherrscher.
Darum waren auch die Erfolge der Politik Metternichs nicht gering,
zielte diese doch allgemein darauf hin, die alten absolutistischen
Zustände wieder herzustellen.
Frisst
die Revolution schon ihre Kinder, so schien es, als ob auch ihren
Ideen das gleiche Schicksal bevor stünde.
Dann
aber kamen die ersten Rückschläge dieser Politik. Das spanische
Königshaus musste es hinnehmen, dass seine Kolonien in Süd- und
Mittelamerika mit englischer Unterstützung rebellierten und ihre
Unabhängigkeit erreichten. Auch die Monroedoktrin vom Dezember 1823
verbat sich weitere Einmischungen von Seiten der europäischen
Staaten in die Gestaltung Amerikas. Europas Macht und Einfluss auf
die Welt ist damit gebrochen.
Da
die Tendenz der absoluten und diktatorischen Regierungsweise auf
immer mehr Widerstand stößt, zwingt sie die Herrschenden zu
liberaleren Denkweisen und es kommt dadurch auch zu einer gewissen
Freiheit und Hilfe für die Kleinen.
Es
war, als im Ganzen gesehen, nur der ungerechte Gebrauch der
Machtmittel durch die Herrschenden, der den Liberalismus gegen sie
ins Leben ruft und dazu zwingt einzulenken. Es ist ein Aufstand der
Söhne des Geistes gegen die eigenen geistigen Väter, wodurch diese
geteilt und geschwächt werden. Überall kann man diese Vorgänge
beobachten und sehen, wie langsam Stück für Stück, der Arm der
Mächtigen gebrochen wird.
Nacheinander
kommt es in Europa zu Revolutionen. 1830 in Frankreich gegen Karl X;
in Belgien gegen Holland; 1831 in Polen gegen Russland und in Italien
gegen das österreichische Militär.
Während
sich Spanien und Portugal zu liberaleren Verfassungen durchringen,
gärt und brodelt es in Deutschland. Dem ständigen Bruch der
Verfassung widerstehen sieben Göttinger Professoren, die für die
Heiligkeit des Verfassungseides protestieren. Sie werden des Landes
verwiesen.
In
der Innenpolitik kommt es zum Kirchenkampf. Es geht um die
konfessionelle Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen. Wobei eine
starke Abneigung der katholischen Länder gegenüber Preußen
entsteht, das sich in solche elterlichen Belange nicht einmischt.
All
die unterschiedlichen Spannungen, Uneinigkeiten und Klüfte zwischen
den Konfessionen, Ländern, Staaten und Menschen, bereiten in Europa
der Revolution von 1848 den Boden, welche im Unterschied zur
französischen Revolution nur eine europäische Angelegenheit wird.
Den
Anlass dazu gibt die Schweiz, welche einen Bundesstaat und eine
Bundesverfassung nach amerikanischem Vorbild geschaffen hatte, deren
Vertreter in einem kurzen Krieg (1847) die konservativen Kantone
unterwirft.
Da
Luis Phillip – der Bürgerkönig von Frankreich – die
konservativen Schweizer Kantone unterstützte, kommt es im Februar
1848 zu ersten Unruhen in Frankreich, in deren Verlauf der König
gezwungen wird, nach England zu fliehen.
Die
Erregung in der Pariser Bevölkerung wächst von Stunde zu Stunde und
es kommt zu einer Schlacht zwischen Arbeitern und Militär. Wobei in
der Zeit vom 23. bis 26. Juni 1848 10.000 Arbeiter getötet werden.
Die alten Machtverhältnisse der Monarchie sind wieder hergestellt.
Darüber schreibt Karl Marx:
„Die Proletarier
in Paris wurden geschlagen, dezimiert, zerschmettert...
Und
unmittelbar darauf erheben in ganz Europa die neuen und alten
Konservativen und Konterrevolutionäre das Haupt mit einer Keckheit,
die bewies, wie gut sie die Bedeutung des Ereignisses verstanden. Die
Presse wurde allenthalben schikaniert, jedes unbedeutende Ereignis in
jeder kleinen Provinz benutzt, die Bevölkerung zu entwaffnen, den
Belagerungszustand zu verhängen und die Truppen in den neuen
Manövern und Kunstgriffen ein zue xerzieren, die Cavaignac (der
Sieger über den Aufstand in Paris) gelehrt...“
Ebenso
waren auch in Deutschland nur die ersten Anstürme der Revolution
erfolgreich, um dann später in Gewalt und Terror erstickt zu werden.
Auch die Gleichberechtigung, welche die Juden durch diese
Revolutionen erreichten, wurde nach ihrem Scheitern zum größten
Teil wieder aufgehoben.
Auch
im konservativen Bayern schlagen die Ideen der Revolution zumindest
solche Wellen, dass König Ludwig I. zur Abdankung gezwungen werden
kann. Desgleichen im Nachbarland Österreich, dessen Monarchie bis in
die Grundfesten erschüttert wird. Im März 1848 musste Metternich
fliehen und in Mailand und Venedig werden die Österreicher verjagt.
In Rom wird die römische Republik ausgerufen. Der Aufstand der
Tschechen konnte dagegen noch einmal niedergeworfen werden.
Langsam
gelangen die wirklichen Entscheidungen wieder in die Hände der
Regierenden, so dass in keinem Lande mehr die revolutionären Ideen
durchgreifend verwirklicht werden konnten. Lediglich die Emanzipation
der Juden und die Abschaffung der feudalen Lasten setzen sich durch.
Erst
viel später, in den Jahren 1867, 1919 und 1949 kommt es unter
veränderten Umständen, furchtbaren Kriegen mit einer unfassbaren
Zahl an Opfern, auch zu Wahlrechtsreformen und Volkssouveränität.
Die
Lage um 1848 umreißt das kommunistische Manifest und beginnt mit den
Worten:
„Ein Gespenst
geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des
alten Europa habe sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen diese
Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot,
französische Radikale und deutsche Polizisten.“
Und
endet in dem Ruf: „Proletarier
aller Länder, vereinigt euch!“
In
der Zeitspanne des industriellen Aufschwungs im 19. Jahrhundert
verstärkt sich auch wieder die Abneigung gegen die Juden, die in
vielen wirtschaftlichen und kulturellen Positionen einflussreiche
Positionen eingenommen haben. Doch dieses Mal beginnen sich die Juden
erstmals zu wehren. Das Bankhaus Rothschild – welches in allen
Ländern der Erde Filialen hat – verweigert Bankdarlehen jenen
Staaten, welche die Juden unterdrücken.
Die
Mitte des 19. Jahrhunderts bringt eine schnelle Entwicklung des
Welthandels durch die Industrialisierung und ein sprunghaftes
Anwachsen der Weltbevölkerung. Innerhalb von nur 50 Jahren zeigt
sich oftmals eine 50%ige Zunahme der Menschen, was nach unserem
Ermessen allerdings nicht nur alleine auf eine bessere Ernährung und
Hygiene, oder verbesserter Heilbehandlung zurück zu führen ist.
Sondern auch einen Grund hat in der großen Nachfrage nach
Produktionskräften. Denn die Vermehrung der Produktion vermindert
auch das Leben, das Leben im Geist und diese Verminderung ist ein
Tod, der durch Vermehrung des Fleisches überwunden werden soll.
Der
Krieg, Hunger und Tod vermehren das Fleisch, nachdem durch die
Medizin und, Hygiene die sie hemmenden Faktoren ausgeschaltet worden
sind. Die geistige Entwicklung des Welttodes schafft sich in ihrem
Umsatz- und Erwerbsstreben die notwendigen Mittel für ihren Zweck.
Weil sie den wahren – nämlich den göttlichen – Zweck aber
nicht kennt, führt sie dadurch gleichzeitig neue Konflikte herbei,
welche sie von außerhalb gekommen sieht, die aber tatsächlich aus
ihr selbst erwachsen und entstehen.
Diese
Konflikte fördern wiederum die Erkenntnistheorien auf allen sozialen
und wissenschaftlichen Gebieten, welche dann in die
Herrschaftsstruktur eingebaut und aufgenommen werden müssen, um sich
Macht und Einfluss zu erhalten. Demnach ist auch die Wohlfahrt ein
Teil dieser Struktur und somit eine Gerechtigkeit der Ungerechten.
Derer, die von Anfang an als Religion die Stelle Gottes usurpiert
haben und woraus alle weiteren weltlichen Gesellschaftsformen
entstanden sind.
Wir
können erkennen, dass der Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit dem
Ungerechten Vorteile, dem Gerechten aber Nachteile bringt. Nur darum
ist die Gerechtigkeit scheinbar so schwach. In dem Maße aber, als
die Gerechtigkeit ermattet, ermattet auch die Welt der
Ungerechtigkeit, was insgesamt das Gericht Gottes ist.
Alle
kommen in dieses Gericht, denn Gott lässt die Sonne scheinen über
Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte, damit
das Bewährte daraus hervor gehe. (Matth.
5/45)
So
konnte es geschehen, dass das Gericht über die Welt den Beraubten
eine Hilfe zuteil werden ließ durch jene Kräfte, die in diesem
Gericht frei geworden sind. Die Freigewordenen sind die Söhne, an
denen sich das Wort erfüllt:
„Die Söhne
werden gegen die Väter sein und die Väter gegen die Söhne.“
Die
Väter und Söhne des Geistes.
Diese
sind es, welche die Ursachen des Übels – die Sünde – vermehrt
haben, weil sie sich nicht nach dem guten Sinne Gottes bewährt und
ihre Wirkung bekämpften – das göttliche Gericht– mit dem üblen
Sinne, weshalb die Gesetzlosigkeit der Völker überzuschäumen
droht.
Das
Übel ist, dass die Götter, die in Wahrheit gar keine Götter sind,
den wahrhaftigen Gott bekämpfen. Wodurch erst seine Kinder vollendet
werden, indem sie im Glauben sich ihres Vaters erinnern und dieser
sich an sie. In der vollkommenen Erinnerung ist Gott in ihnen und sie
in Gott, und erst da wird Gott wieder Einer sein. (Sach.
14/9)
Die
falschen Kinder sind zu Halbgöttern geworden durch die Offenbarung,
mit welcher sie zwar Völker gewinnen konnten, nicht aber erlösen
aus einem Zustand, in welchen sie sich selbst gebracht hatten durch
ihren üblen Umgang mit Gott.
Der
üble Umgang ist gewordene, weiter entwickelnde und vollendende
Weltgeschichte, weshalb sie einerseits so wirklich und andererseits
so abstrakt erscheint. Abstrakt deshalb, weil man aus ihr nicht
lernen kann, so dass sie auch noch sinnlos geworden ist.
Sie
ist aber nur abstrakt durch den Sinn der Welt, der eine
Halbgötterstruktur der Gebildeten ist, die von Anfang an auf den
Raub göttlicher und lebendiger Schöpfung ausgerichtet sind, weshalb
auch die lebendige Welt dahin zu schwinden droht.
Geschichte
ist mehr und in erster Linie sichtbare Manifestation des Widergottes,
der durch Raub des Offenbarungsgutes in den Himmel stieg und so ein
Weg des Todes im Leben geworden ist. Der Todesweg ist der Streit im
Menschen und die Realisierung des aus dem Himmel herab Geworfenen,
der nicht mehr viel Zeit hat. (Off.
12/7-17)
Der
herab Geworfene ist die Ursache allen religiösen Streites und dessen
Folgen. Einer säkularisierten und entheiligten Welt, in der er
überall leibhaftig geworden ist. Kirche, Religion und Welt sind sein
Bergungshort!
(Psalm 18/11 u. Jes.
28/17)
Er
verliert aber seinen Bergungshort durch die Entweihung des Namen
Gottes, was auch seinen Namen und seinen Erwerb in die Entweihung
zieht. Denn alles, was nicht geheiligt ist, ist auch nicht
lebensfähig. Darum lag und liegt auf allen Ideen, seien es die des
Imperialismus, des Nationalismus, der Demokratie, dem Sozial- oder
Wohlfahrtsdenken kein noch so geringer Segen, sondern lauter Fluch,
wie es sich deutlichst zeigt.
Gott
muss aber dem Fluch gestatten, um den Segen zu vollenden; den Fluch
übermächtig werden lassen, damit der Segen allmächtig sein kann.
Der Fluch kommt zu seinem Ende, wenn der Segen – der gleichzeitig
reift – ihn überwiegt. Der Segen sind die Kinder Israels, kommend
aus allen Völkern, über denen der Name Christi angerufen wird.
(Jes. 66/20)
Weil
Fluch und Segen sich vollenden, entsteht Gleichzeitigkeit, reicht der
Pflüger an den Schnitter, der Traubentreter an den Sämann, wird
Erinnerung sein, aus welcher eine neue Welt gestaltet wird, deren
Antwort keinen Zweifel mehr lässt und die denen gut sein wird, die
zuerst das Üble erlitten, jenen aber übel sein wird, die das Üble
gewollt.
Die
Erinnerung an Gott, aus Israel, durch Christentum, Koran und
Zarathustra verbreitet, schafft die neue Erde und die neuen Himmel
unter dem Fluch, sowohl in den Nationen, wie auch in Israel.
Die
aber die Erinnerung im üblen Sinne gebrauchen werden entwurzelt
sein.
Fazit
Und
die Menschheitsgeschichte, die Geschichte Gottes heute...?
Wer
Ohren hat, der hört es und wer Augen hat, der sieht es.
Wir
hätten durchaus fortfahren können und weitere Beispiele der
Menschheitsgeschichte anführen können, wie z. B. den 1.ten und
2.ten Weltkrieg, sowie all die nachfolgenden und derzeit noch
herrschenden Kriege. Aber da es uns wichtig war, auf die Ursache und
Wirkung und damit – in sich – logische weitere Entwicklung der
Menschheitsgeschichte hinzuweisen, können wir uns damit begnügen,
die Zusammenhänge aus der früheren Weltgeschichte dargelegt zu
haben. Denn auch all die nachfolgenden Kriege haben und hatten
dieselbe Ursache, den einen „roten Faden“.
Das
vorerst letzte und jüngste Beispiel der Weltgeschichte sind Osama
Bin Laden, Sadam Hussein, Afghanistan, der Irak, der Iran und George
W. Bush jun. und andere – in Verbindung mit den europäischen –
Staatsoberhäupter und Staaten, welche „ihren“ Krieg wiederum im
Namen ihres jeweiligen Gottes führen. Die „Guten“ gegen das
„Böse“!
Einige
Jahre vorher war es der Balkan und Ex-Jugoslawien. Und auch im „nahen
Osten“ brodelt und knistert es vor lauter Spannungen und er
„brennt“.
Damit
geht die Weltgeschichte, die in Wahrheit die Geschichte Gottes ist
weiter.
Mit
dem Eintreffen der grenzenlosen Ökonomisierung (Globalisierung), dem
Übergang vom Industriezeitalter in ein hoch technisches
Wissenszeitalter treten Religion und Christentum (scheinbar) immer
mehr in den Hintergrund.
Die
damit auftauchenden (neuen) Probleme führen andererseits wiederum
dazu, dass Sekten und „Heilsbringer“ aller Art einen neuerlichen
Zulauf erfahren.
Mit
der Schwächung des Christentums tritt der Islam einen (scheinbar)
erfolgreichen Unterwanderungskurs an.
Dies
zeigt, dass selbst in Zeiten eines Wissens- und Erkenntnisstandes,
wie es ihn bis dato nicht gegeben hatte, „Götter“, Glaube und
Religion niemals aus der Menschheitsgeschichte zu verdrängen sind.
Sondern wenn überhaupt, dann nur andere „Gottesbilder“ deren
Stellung einzunehmen versuchen.
Was
sich aber immer wieder zeigt ist, dass die Krisen der Völker
(Untergang der verschiedensten Kulturen und Zeitalter) eng mit
Religion und „Götterdämmerung“ verbunden sind.
Lassen
sie uns deshalb nochmals in aller Kürze zusammenfassen, was wir
bisher versuchten darzustellen, sonst müssten und würden wir weiter
schreiben und schreiben, ein Buch nach dem anderen verfassen, die
„Vergangenheit“ und die Geschichte fortschreiben, und es würde
sich dadurch auch nicht das Geringste ändern.
Wenn
wir den Weg des Evangeliums und anderer religiöser Heilsbotschaften
als Botschaft beschreiben wollen, können wir uns nur auf dessen Sinn
beschränken. Denn die historischen Gegebenheiten sind da
zweitrangig. Man kann den Geist nicht in eine Form pressen, wonach
das eine oder andere Schreiben (ganze Bücher), oder die Briefe zu
einem Zeitpunkt geschrieben worden sein sollen, wie zum Beispiel die
Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas im zweiten Teil des ersten
Jahrhunderts, Johannes mehrere Jahrzehnte später), oder die Briefe,
wonach die Petrusbriefe nicht von Petrus geschrieben sein sollen und
der 2.te Petrusbrief jünger sein soll, als der Clemensbrief.
Historische
Betrachtungen und Einordnungen sind einem Gläubigen sowieso fremd
und sollten es auch bleiben, denn der Geist ist frei (unser
Gehirn ist durchaus fähig – sofern man gewillt ist, Eingefahrenes
neu zu überdenken -, ständig Neues hinzu zu lernen, was eben genau
für die Freiheit des Geistes spricht; s. h. Prof. Manfred Spitzers
Bücher)
und nicht einzuordnen. Solches ist typisches Verwalterverhalten
derer, bei denen der Geist nicht wehen kann. Die aber dazu gesetzt
sind, das geistige Gut zu katalogisieren, weil man daraus ein Leben
gewinnen kann. Ein Leben, welches nicht aus sich heraus lebensfähig
ist.
Wir
können erkennen, dass der Beginn der christlichen Entwicklung vor
allem in Rom begonnen hat, nachdem die Gemeinden in Jerusalem
historisch nicht mehr sichtbar sind; was mit der Verwerfung Christi
durch die Juden identisch zu sein scheint.
So
haben wir auch keine geschichtlichen Beweise und Nachweise über die
nachpaulinische Zeit in Rom. Diese liegen sicher verwahrt in den
Kellern des Vatikans. Was wir aber sicher wissen ist, dass Rom das
Herz der damaligen Welt gewesen war und mit dem Namen Christi zum
Mittelpunkt der ganzen Welt geworden ist. Nach dem Willen Gottes der
letzte Schöpfungsakt, wonach alles Religiöse vor dem Gott zu
Gerichte stehen wird, der am Ende richten wird.
Die
Zeit nach Paulus ist von Spaltungen gekennzeichnet, wovon er schon in
seinen Briefen geschrieben hat und wodurch eine Priesterschaft
wirksam geworden war, die die Zeichen Gottes vertauschte. Kraft ihrer
Überlegenheit: das Üble hat die erste Sicht, das ist der Tod Abels
bis hin zu Christus, zusammen mit der Verwirklichung der Nichtigkeit
durch einen irreführenden Zaum, der an die Kinnbacken der Völker
gelegt ist.
Beweisen
wird sich dies Jeder nur selbst können, wenn er heute glaubt, was
die Offenbarungen verheißen. Wer nicht glauben kann, wird es nicht
wissen können, denn die letzte Offenbarung der Wahrheit ist nicht
mehr dazu zu verwenden, die Menschen zu fangen. Sondern mit ihr sind
die „Götter“ gefangen, die vormals ihre Schlingen zum Fang der
Menschen ausgeworfen hatten.
Mit
Christus meinten sie, dieses noch einmal tun zu können, weil sie ihm
nicht glauben konnten. Wodurch aber auch sie in die Rettung mit
eingeschlossen worden wären, welche durch sie, ihren Sinn und ihre
Taten erst notwendig geworden ist.
Die
ungläubigen Leiter der Völker können diese Offenbarung aber nicht
mehr auf ihre Fahnen und Tempel heften. Denn um Gott zu erkennen,
muss man werden wollen, wie Gott ist. Da gibt es keine Nebentüren,
um den Willen Gottes zu umgehen. Denn der Wille Gottes erfüllt sich
nur noch im Wort und im Sein.
Die
Urgemeinde zu Rom, wie sie die Kirche sieht, war die Urgemeinde der
Verfinsterung und der Verkennung Gottes. Der Anfang der wachsenden
Macht aller Ungerechtigkeit über die Welt im Namen des Heils.
Deshalb
ist von Anfang an auch alles Treue und Wahrhaftige aus den Gemeinden
ausgefiltert und vertrieben worden; das Blut der Heiligen unter dem
Altar, deren Schreie noch nicht gehört werden.
Die
Möglichkeit und Fähigkeit Errettung und Erlösung zu finden, liegt
in der Erkenntnis des Menschen, wenn er Gott erhört. Er hat zuerst
aber von Gott nur gehört und nicht getan, was der Wille Gottes will.
Also hat er Menschenerkenntnis von Gott und nicht Gotteserkenntnis,
ehe er nicht geworden ist wie Gott.
Der
Zusammenklang von Gott und Schöpfung, von Wahrheit und Wirklichkeit
ist aber erst dann möglich, wenn der Mensch mit seinem bisherigen
Wissen von Gott gescheitert ist.
Wenn
also Gläubige und Ungläubige, Gerechte und Ungerechte, Treue und
Untreue in den „Fall“ Gottes geraten sind, aus welchem sie
alleine nur mit der Hilfe Gottes entrinnen können.
Man
könnte es auch so sagen: Der Untergang der Menschheit und das Ende
der Erde verschlingt auch ihren Schöpfer – Gott, wie Gott nicht
ist, aber scheint. Im Schein war er verloren und hatte keine Gestalt
und keine Pracht (deshalb musste man sich ein Bild von ihm machen).
Und als man ihn so sah, wie „man“ ihn sehen wollte, da hatte er
auch kein Ansehen, dass man seiner begehrt hätte. Verachtet und
verlassen, mit Schmerz und Leid vertraut und wie einer, vor dem man
das Angesicht verbirgt und den man für nichts achtet.
An
seiner Statt trat die Herrlichkeit dieser Welt mit ihrem Fundament:
der Theologie, Philosophie, die Rechts- und Geisteswissenschaften und
die Künste. Ein Baum des Lebens wie es scheint – und heute?
Die
vielen Schriften und Bücher der nachpaulinischen Zeit sind - durch
die in ihnen verborgene Wahrheit der Offenbarung Christi – Netz,
Schlinge und Schleier, womit der Mensch sowohl gefangen führt, als
auch verschleiert, damit er den Fänger nicht sieht.
Ein
Beispiel:
In
einem Lehrbuch über die Geschichte der urchristlichen Literatur
steht: „Die
Formel der Auferweckung lässt sich aus Römer 10/9 und den
Parallelen mit ziemlicher Sicherheit rekonstruieren: Subjekt des
Satzes ist Gott; das Verbum, immer im Aorist (Zeitform)
charakterisiert das Heilsgeschehen als einmaliges Ereignis der
Vergangenheit; das Objekt heißt ursprünglich Jesus, wenn es auch in
den heutigen Kontexten öfter durch ein Personal-, Relativ- oder
Demonstrativpronomen ersetzt wird.“
Das
Heilsgeschehen als nur ein einmaliges Ereignis aus der Vergangenheit
aus einem Text heraus zu interpretieren ist geradezu fahrlässig. Da
muss man sich schon alle Aussagen der Bibel zumindest offen halten,
um ein Gesamturteil zu finden. Weil jede Aussage vom Altar des Lebens
– das war in der Vergangenheit nun einmal die Kirche – in das
Leben eindringt und damit zur Grundlage einer öffentlichen und
veröffentlichten Meinung wird.
„Nun, des vielen
Büchermachens ist keine Ende und viel studieren ist Ermüdung des
Leibes“
schreibt der Prediger.
Ein
Glaubender mag dies fühlen, aber er kann es nicht wissen, weil er
zuerst blind ist (von daher auch die Notwendigkeit des Glaubens) und
damit an das wissende Geschlecht verkauft und durchschaut wird. Wie
Abel vor seinem Bruder Kain.
Alles,
was die Wissenden sprechen ist wie Weisheit aus einer anderen Welt
und wie ein – von Gott – gegebenes Talent. Dieses Können heiligt
dann allerdings auch nicht Gott, sondern diejenigen, die über Gott
sprechen.
Die
damit verbundenen langen Gebete, religiösen Zeremonien, feierlichen
Auftritte und kultureller Zauber lassen den Zuhörer erschauern. Und
so kann man auch ihren Kommentaren und Auslegungen nur schwerlich
widersprechen. Denn sie sind an die Stelle Gottes getreten.
Nur
der Gehorsam zum überlieferten Wort schafft ein Neues, weshalb Jesus
auch davon spricht: „dass
man ihrer Predigt wohl Glauben schenke und tue, aber nicht tun
sollte, was diese tun.“ (Matthäus 23/3)
Erkenntnis
hängt darum nicht zuerst vom Text ab, sondern vom Glauben. Erst dann
wird Erkenntnis werden können und es wird keine Deutung und
Auslegung mehr geben. Diese Erkenntnis ist dann auch nicht mehr in
Büchern zu finden, sondern in dem Leib, mit dem Jehova Gott sein
wird und alle werden ihn erkennen, wie er ist. (Matthäus
6/25 und Lukas 12/23)
Wenn
wir Deutung und Auslegung als Begriff näher betrachten, so erkennen
wir, dass dieser immer nur zweideutig im Sinne von zwei Deutungs- und
Auslegungsmöglichkeiten erfahrbar ist. Deutung und Auslegung wird
erst dann gefährlich, wenn sie zum Begriff und Dogma geworden und im
Leben eines Volkes als absolut und wahr, als öffentliche Meinung
gesehen wird. Der Begriff ist dann Fleisch und Wirklichkeit geworden.
Das
Fleisch und die Wirklichkeit der Völker als Fleisch und Wirklichkeit
ihrer Beherrscher, ihrer Götter sind auch das Fundament dieser Welt.
Gebildet aus den Religionen sind sie elementar die Dinge, welche über
Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit, Krieg und Frieden bestimmen.
Mit
Gott hat sich diese Welt berufen gegen Gott, ist also nicht von ihm
erwählt. Wird dies nicht schon alleine daraus ersichtlich, dass sie
sich als Christi Stellvertreter und ihre Kirche als die Kirche
Christi sehen, aus welcher dann aber auch das Leben entsprechend
sprießen müsste. Stattdessen wird der Tod Gottes (Gott
ist tot) des
Lebens immer sichtbarer. Darum waren sie genötigt, wegen des damit
verbundenen Verfalls ihres Ansehens, ihre Unfehlbarkeit zu
dogmatisieren; das Zölibat bis zum 11.ten Jahrhundert
festgeschrieben nicht mehr beachtend, von neuem zu festigen und wider
die heilige Schrift zu behaupten, um den Auszug aus ihrer Kirche
aufzuhalten (welcher
aber nicht mehr aufzuhalten ist, wie man immer deutlicher sehen
kann).
Die
Dogmen und Satzungen der so genannten Kirche Christi sind der
Versuch, den Verfall zu kaschieren, um die betrogenen Menschen bei
der Stange zu halten und um das fällig gewordene Eintrittsgeld nicht
zurückzahlen zu müssen (welches
sie gar nicht mehr besitzen und haben).
Als
Unmündige vor und in Gott haben sie sich in den Himmel gesetzt,
anstatt auf die Worte Paulus zu hören, der da sprach: „Denn
wir erkennen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein
wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden. Als ich ein
Kind war (in Wahrheit
ein Unmündiger noch nach seiner Wendung)
redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind;
als ich ein Mann wurde, tat ich weg was kindisch war. Denn wir sehen
jetzt durch einen Spiegel (Fenster) undeutlich, dann aber von
Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkennen wir stückweise, dann aber
werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.“
Die
Übersetzung mit Spiegel ist vmtl. eine Fehldeutung (falsche
Übersetzung), weil es schon ein Unterschied ist, ob ein Gläubiger
aus dem Fenster oder in den Spiegel sieht. Denn ein Spiegel spiegelt
seitenverkehrt.
Der
Mensch sieht sich also im Spiegel so verkehrt, wie Gott durch die
Religion seitenverkehrt dargestellt worden ist.
Dazu
noch einige Überlegungen.
Wäre
das Wort Gottes so zu verstehen, wie Menschen es verstehen, wozu dann
überhaupt ein Wort Gottes?!
Das
Verständnis der Menschen wäre dann ja ein göttliches Verständnis.
Und
wozu dann der Glaube, wenn man Gott so versteht, wie Menschen meinen,
dass man Gott zu verstehen habe? Was erkannt ist, bedarf keines
Glaubens mehr, sondern ist bereits Erkenntnis.
Es
heißt ja auch: „trachtet
nach dem Reiche Gottes und seiner
Gerechtigkeit“ und
nicht: trachtet nach dem Reiche Gottes und euerer Gerechtigkeit.
Die
Gerechtigkeit Gottes ist eine andere Gerechtigkeit, als die
Gerechtigkeit der Menschen und ihrer Leiter. Weshalb ihre Offenbarung
auch nicht eingebunden hätte werden dürfen in schon vorhandene
Rechtssysteme der Welt und deren Rechtsverständnis.
Aber
gerade dies hat man gemacht, um die Völker moralisch neu zu
motivieren und dem Verfall des Alten zu widerstehen.
Wie
da im Namen Gottes und Christi moraltheologisch Gewalt über die
Völker ausgeübt worden ist, lässt sich auch aus der
Kirchengeschichte einschließlich der „Hexenverbrennungen“
nachweisen. Um sich dann sofort wieder an die Aussage des Petrus zu
erinnern: „dass
die Taufe des Glaubens nicht ein Ablegen der Unreinheit des Leibes,
sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott ist.“ (Galater
3/20)
Was
sollen wir noch sagen: wir haben die Schriften und das Zeugnis des
Geistes und sehen jene, welche diese Schriften deuten, genau das tun,
was über sie geschrieben steht. Auch ihr Unverständnis und deren
Gründe sind schriftlich festgehalten: und da sind gar keine Zeichen
und Wunder zu sehen, sondern Tatsachen und eine verwunderliche
Wirklichkeit; trotz der Dürre noch wie betrunken. Und was ist, ist
in Wahrheit gar nicht und entsprechend ist das was nicht ist in
Wahrheit doch:
„…sondern das
Törichte der Welt hat Gott erwählt, auf dass der die Weisen zu
Schanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, auf
dass der das Starke zu Schanden mache; und das Unedle und das
Verachtete hat Gott auserwählt, und das was nicht ist, auf dass er
das, was ist zunichte mache, damit sich vor Gott keine Fleisch
rühme.“ (1.Korinther 1/27-30)
Oder
beruht der Zustand der Erde auf der, der Tat verdächtigen Fundsache
Seele und nicht auf Grund der Weisheit dieser Welt? Zerstören nicht
die Klugen und Weisen die Natur zusammen mit ihrem Fleisch? Und
richten und beurteilen nicht die Klugen und Weisen das Leben und
nennen ihre Erfindungen Brot für die Welt, obwohl hinter ihnen alles
zu Wüste geworden ist?!
Einmal
hat Gott sich offenbart. Durch seine Wiederkunft bleibt sein
Geheimnis. Einmal hat er die Tür geöffnet, welche zum Heile führt.
Beim zweiten mal, oh Mensch, bleibt dir nur die Wahl, einzugehen
oder…..!
Selbst
die Kunst, die sich Gott nur soweit nähern kann, dass sie sich nicht
daran verbrennt, wird keine Richtung zeigen können, obwohl sie es
tut, denn auch sie steht vor dem Gesetz:
„Vor dem Gesetz
steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande
und bittet um Eintritt in das Gesetz.
Aber der Türsteher
sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könnte. Der
Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten
dürfen. Es ist möglich, sagt der Türhüter, jetzt aber nicht. Da
das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite
tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen.
Als der Türhüter dies merkt, lacht er und sagt: wenn es dich so
lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehen. Merke
aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von
Saal zu Saal stehen aber Türhüter, einer mächtiger als der andere.
Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.
Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das
Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als
er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine
große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart,
entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum
Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt
ihn seitwärts von der Tür niedersetzen. Dort sitzt er Tage und
Jahre. Er macht viele Versuche eingelassen zu werden und ermüdet den
Türhüter durch seine Bitten.
Der Türhüter
stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine
Heimat aus und nach vielem anderen, es sind aber teilnahmslose
Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm
immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der
sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles,
und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser
nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: Ich nehme es nur an, damit du
nicht glaubst, etwas versäumt zu haben. Während der vielen Jahre
beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergisst
die anderen Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige
Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den
unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut,
später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird
kindisch, und da er in dem jahrlangen Studium des Türhüters auch
die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bitter er auch die
Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich
wird sein Augenlicht schwach und er weiß nicht, ob es um ihn
wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen.
Wohl aber erkennt
er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des
Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode
sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu
einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat.
Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr
aufrichten kann.
Der Türhüter
muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied
hat sich sehr zu ungunsten des Mannes verändert. Was willst du denn
jetzt noch wissen, fragt der Türhüter, du bist unersättlich. Alle
streben doch nach dem Gesetz, sagt der Mann, wieso kommt es, dass in
den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat? Der
Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um
seine vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: Hier
konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur
für dich bestimmt.
(Franz Kafka
„Erzählungen)
Dies
ist nicht nur Verdichtung der Wirklichkeit dieser Welt, sondern auch
Erkenntnis von Gut und Böse und indirekt eine Aussage über die
Erlösung, die zwar noch unterschwellig, aber am Ende auch die
Wirklichkeit in Wahrheit verstehen lernt, denn nun ist Lichtzwang
gefordert:
„Wir lagen schon
tief in Maccia,
als du endlich
heran krochst.
Doch konnten wir
nicht
hinüberdunkeln zu
dir:
Es herrschte
Lichtzwang
(Celan
„Lichtzwang)
Die
Erkenntnis von Gut und Böse ist der Sündenfall, das Ergebnis des
Begehrens zu sein wie Gott: eine Verfinsterung, woraus uns Gott naht,
weil niemand sich selbst leuchten kann. Denn diese Finsternis ist das
Licht dieser Welt, wovon die Vielen ihre Augen verblendet haben
wollen.
Sündig
durch die Mittlerschaft, sie begehrend als unsere Speisemeister,
bleiben wir in dieses Leben verstrickt, bis wir uns durch die Speise
vom Baum des Lebens die Erlösung bieten lassen.
Somit
kann und wird, wer sich von diesem Buche angesprochen fühlt, sowieso
wissen und verstehen, nachlesen und informieren, was wir versuchten
darzulegen.
Wer
davon nicht angesprochen wird, hat sowieso seine eigene Argumentation
für oder gegen was auch immer. So kann man durchaus anführen, dass
es sich auch bei diesem Buch um ein weiteres Buch, in welchem
„Märchen, Sagen und Legenden“ aneinander gereiht und aufgeführt
wurden, handelt.
Wer
die Wahrheit dahinter und darin nicht erkennt, dem wird auch alles
lesen nichts nützen.
„Wer mein Wort
hört und es tut...“
Aber
genauso, wie sich in der derzeitigen Weltgeschichte ein neuerlicher
Untergang weiterer kulturell hoch stehender Völkergemeinschaften
abzeichnet, genauso werden im Stillen und Geheimen die „Kinder
Gottes“ zu einer größeren und damit letztendlich wahren
Erkenntnis Gottes gelangen.
Die
Geschichte der Menschheit endet damit auch nicht mit der
Weltgeschichte, sondern sie mündet in das Reich Gottes, ist und
bleibt die ewige Geschichte Gottes.
Man
kann es drehen und wenden wie man will; offensichtlich gibt es
zwischen Himmel und Erde doch Etwas, was Niemand so recht ( gerade
auch nicht wissenschaftlich ) erklären kann.
Und
alles ist letztendlich eine Frage des Rechtes, von Ursache und
Wirkung an sich. All das bisher Niedergeschriebene, die Geschichte
der Menschheit – auch die künftige - ist und bleibt eine
Rechtssache. Eine Frage von Wahrheit und Gerechtigkeit.
Es
stellt sich nur die Frage, nach welchem Recht man sich richtet. Und
so habe ich nachfolgend noch ein paar Gedanken angefügt, welche sich
primär nicht mehr mit „Geschichte“ beschäftigen, sondern
vielleicht noch ein wenig erhellen können, worin der „Verlauf“ –
Ursache und Wirkung - von Geschichte begründet ist, weshalb wir aus
der Geschichte nichts gelernt haben und auch nichts lernen werden
können.
Denn
die gesamte Geschichte der Menschheit ist und bleibt eine
Rechtssache, wie auch die „Geschichte“, das SEIN an sich und
damit auch Gott eine Rechtssache ist.
Und
weil Recht an und mit sich nicht streitet, ja gar nicht in der Lage
dazu ist, denn es ist, was es ist und in Einem gibt es keine Trennung
und Unterscheidung, versuchen wir in diesem „Fazit“ noch ein
wenig deutlicher zu machen, was Ursache und Wirkung, die
Notwendigkeit von Erkenntnis –
andere nennen es Bewusstsein - ist.
Recht
ist, was es ist und wird es auch ewig bleiben und von daher ist auch
kein Streit oder eine Teilung in Wahrheit in Einem durch Auslegung –
in welcher Form auch immer - möglich.
Streitbar
ist nur die Auslegung.
„Am Anfang war
das Wort...“
und dieses wurde und wird ausgelegt und führte daher zur Teilung und
nachfolgend zu Streitigkeiten um die Auslegung.
So
sind auch alle religiösen Schriften zunächst nur Worte. In welcher
Weise und Form es auch zu ihren Niederschriften durch Nacherzählung,
Übermittlung oder „Eingaben“ auch gekommen sein mag.
Wer
„Kundgaben“, oder „göttliche Worte“ noch niemals selbst
„empfangen“ hat, ist also wiederum nur auf seinen eigenen
Glauben, ob einer derartigen Möglichkeit angewiesen.
Aber
ist es eigentlich nicht paradox, dass wir, wenn wir mit Gott
sprechen, davon reden, dass wir zu Gott beten; wenn dann aber Gott
mit dem Menschen spricht, dann gilt dies als verrückt?! Weshalb?!
Demnach müsste ja das Gebet bereits Ausdruck der Verrücktheit sein.
Glaube und Religionen ein Ausdruck von Krankheit?! Wo bleiben dann
aber die „wissenschaftlichen Diagnosen“ und Therapien? Handelt es
sich etwa um eine unheilbare Krankheit?
Da
ich aber eigene Erfahrungen darin habe, wie es Menschen geht, welche
Antworten von Gott erhalten, habe ich einen gewissen Vorteil
dahingehend, dass ich weiß, was z. B. ein Goethe oder Rilke mit dem
„Zwang“ des Schreibens anzudeuten versuchten.
Genauso
muss es wohl den „Propheten“ aller Zeiten ergangen sein.
Allerdings
hilft nur die Tatsache, dass man „prophetische Gaben“ besitzt
nichts, wenn man nicht auch selber das „Prophezeite“ glaubt,
umsetzt und erkennt.
Bis
zur eigenen Erkenntnis ist man auf Auslegungen angewiesen und es wird
einem ständig ausgelegt.
Ginge
es also um Auslegung, dann hätte Gott wohl gesagt: „wer
mein Wort hört und es auslegt…“
Auslegung
an sich ist auch weder ein Beweis, noch ein Argument für oder gegen
etwas, sondern bestenfalls ein Wegweiser. Der Hinweis auf einen
vergrabenen Schatz, vielleicht sogar eine „Schatzkarte“ macht
noch nicht reich. Erst der Weg und das „Ausgraben“ fördern den
verborgenen Schatz, die „Wahrheit“ zu Tage. Wurde man betrogen,
dann wird sich kein Schatz finden lassen. Beruhen die Worte und die
„Schatzkarte“ aber auf Wahrheit, wird man zu dem verheißenen
„Reichtum“ kommen.
Die
Teilung und Auslegung aber (auch in allen Wissenschaftszweigen) führt
dazu, dass „man“ streitet. Und zwar über die Auslegung und nicht
über die „Sache“, das Wort und damit Recht an sich.
Genauso
verhält es sich in der Wirklichkeit. In allen Religionen, Völkern
und Gemeinschaften mit deren Kulturen und Wissenschaften etc., wie
wir hoffentlich einigermaßen mit diesem „Streifzug“ durch die
Geschichte darlegen konnten.
Dies
aber ist eigentlich die „Krone“ der Schöpfung, hebt den Menschen
von der übrigen Schöpfung ab: nämlich, dass er einen freien
Willen und „das Wort“ hat und damit umgeht, sich die „Erde“
entsprechend
untertan gemacht hat und macht.
So
ist der Turmbau zu Babel, wie er im „Buch der Bücher“ erzählt
wird, nicht die Sprachenverwirrung unter den Menschen auf Grund deren
unterschiedlicher Landessprachen, sondern die Verwirrung beginnt und
ist begründet mit und in der Auslegung des Wortes.
„Und deine Worte
seien ja, ja oder nein, nein, niemals aber ja aber, oder nein aber“.
Deshalb
haben die Menschen aller Länder und Sprachen dieselben Probleme,
obwohl sie der jeweiligen Landessprache durchaus mächtig sind. „Ja,
ja“ und „nein, nein“ bedeuten in jeder Landessprache das
Gleiche und dennoch wird in allen Landessprachen – vor allem „das
Recht“ und in der Folge „Gesetze“ - „ausgelegt“ und
„gedeutet“.
Dies
führte und führt zum Missverständnis (falsches
Verstehen des Wortes – führt dann logischerweise auch zu falschem
Handeln -)
unter den Menschen; zu „Meinung“, Auslegungen, Teilung, Streit
und in der Folge zum „Krieg“ und entsprechenden
„Geschichtsabläufen“.
Beginnend
mit der „Erziehung“ – welche stets und immer wieder aufs Neue
unterschiedlich ausgelegt und empfohlen wird -, in der Folge bei
„Freundschaften“ unter Menschen jeglicher Alters- und
Herkunftsstufen, in Partnerschaften, Ehen, Parteien, Vereinen usw.
Sehr
ausgeprägt findet man diese „Erziehungsmethoden“ vor allem auch
bei den verschiedensten Sekten. Aber hält man sich in diesen Kreisen
einfach nur an das Wort an sich und nicht an die Auslegung, glaubt
und handelt dementsprechend – „wer
mein Wort hört und es tut“
-, kann man sich auch davon wieder lösen, bzw. man wird ausgestoßen.
Man wird wahrhaftig frei. Wer selbst erkannt hat und nicht mehr auf
Auslegung angewiesen ist, ist nicht mehr zu halten und zu binden.
Dies
alles bereits im „Kleinen“ findet im „Großen“ seine
Fortsetzung und Auswirkung.
Worin
bestehen Gemeinsamkeiten und womit enden sie?
In
der unterschiedlichen „Betrachtung“ und Auslegung von Worten.
Wahrheit und Lüge. Leugnen der Wahrheit. Wirklichkeit zur Wahrheit
erklärend.
Geleugnet
werden kann an sich aber nur die Wahrheit, denn Lüge ist bereits
verkehrte und damit falsch ausgelegte Wahrheit.
So
bleibt Recht an sich Recht und Unrecht bleibt Unrecht. Egal ob es
einen „Mandanten“ – in
Form von Menschen oder Wirklichkeiten –
hat oder nicht.
Und
so versuchten und versuchen die „Führer“ und Leiter
verschiedenster Völker und Kulturen jeweils nur Recht oder Unrecht
zu eigenen Gunsten und damit wider die „feindliche Gegenseite“ –
welche aber scheinbar ebenfalls Recht vertritt – auszulegen.
Von
daher sind auch die so genannten „Rechtsstreitigkeiten“ in
Wahrheit keine Rechtsstreitigkeiten, sondern ein Auslegungsstreit.
Stets und immer „verkauft“ als Recht und Ordnung.
Die
Wirklichkeit, die Äußerlichkeit, der Alltag der Menschheit ist in
der willkürlichen (weil
menschlichen)
Ordnung regulierbar, dies bedeutet aber auch jederzeit veränderbar,
wie uns dies die „Geschichte“ lehrt?!
Göttliche,
bzw. die eigentlich „natürliche“ Ordnung aber ist ewig und damit
unveränderbar, nicht regulierbar, sondern nur erkennbar, erfahrbar
und sie kann erst dann „Wirklichkeit“ und „Äußerlichkeit“
erfahren, wenn „man“ sich nach ihr richtet und rechtet.
Unterstellen
wir einmal, dass alleine die Wissenschaften (d.
h. alles messbare,
zählbare,
beweisbare)
mit der Evolutionstheorie und anderen Theorien, bzw. ihren
„Erkenntnissen“ recht haben, dann ist es zwar richtig, dass diese
eine Ordnung, Gesetzmäßigkeit erkennen und sichtbar machen konnten,
dass dies aber nicht der „Weisheit“ – der Wahrheit – letzter
Schluss sein konnte und kann. Von daher auch stetig „neue“
Erkenntnisse in allen Wissenschaftsbereichen. Absolute Wahrheit lässt
sich nur „einmal“ als das erkennen, was es ist und führt nicht
ständig zu neuen „Wahrheiten“.
So
fehlt nach wie vor der Grund, die Ursache der Evolution: nämlich die
Wahrheit, d. h. das „Naturrecht“ oder anders gesagt, das
„göttliche Recht“ – „...und
über allem schwebte der Geist Gottes...“ -.
Messen,
zählen, erforschen und beweisen ist keine Sache des Vertrauens und
Wissens, sondern des Misstrauens und Unwissens; keine Sache des
Glaubens, sondern des Unglaubens.
Hier
möchte ich gerne auf das Buch „Vom Sinn des Lebens“ von Prof.
Dr. Dr. M. Spitzer verweisen und Etwas daraus zitieren:
[…]„Was aber
folgt aus den Untersuchungen für die Existenz von Gott? Um es klar
und gelassen gleich zu sagen: NICHTS![...]
[…]Man darf also
auch in der Gehirnforschung das Erklären nicht mit dem
Hinwegerklären
verwechseln. Wenn man weiß, welches Areal beim Betrachten oder beim
Riechen einer Rose, beim Hören von Musik oder beim Küssen aktiv
ist, folgt daraus, dass es keine Rose, keine Musik oder keinen Kuss
gibt? – Gewiss nicht!
Im Gehirn findet
man den blauen Himmel ebenso wenig wie die Rose – oder Gott. Daraus
folgt nicht dass
Rosen bzw. Gott nicht existieren.“
[…]und weiter:
„Mit der
Aufklärung hat das Christentum einen Prozess durchlaufen, den andere
Religionen (noch) nicht durchgemacht haben: Seit Kants Schrift über
„Die Religion innerhalb der Grenzen der Vernunft“ ist klar, dass
Gott nicht wider die Vernunft, sondern gerade durch die Vernunft
erkannt wird.
Es ist zwar
richtig, dass es den Menschen erst seit dem Aufkommen der
Naturwissenschaft möglich wurde, die Existenz Gottes zu verneinen,
und dass religiöse Fundamentalisten aus diesem Grund der
Naturwissenschaft feindselig gegenüber stehen. Es ist aber auch
richtig, dass diejenigen Wissenschaftler, die als
Naturwissenschaftler religiöse Überzeugungen angreifen, ihrer
Wissenschaft keinen Gefallen tun. Und sie tun religiösen ( ich würde
anstelle religiös lieber „gläubigen“ setzen ) Menschen unrecht,
die sich um einen rationalen Standpunkt bemühen, auch bei Fragen
nach dem Warum, dem Ziel, der Würde oder dem Schönen und Guten.
Denn ebenso wenig, wie man Gott wissenschaftlich beweisen kann, kann
man seine Nicht-Existenz wissenschaftlich beweisen. Die
Abwesenheit des Beweises ist nicht das Gleiche wie der Beweis der
Abwesenheit. <Mit
meinen Worten ausgedrückt: „Ein
nicht vorliegender Beweis für die Existenz eines Gottes ist nicht
per se der Beweis für die Nichtexistenz Gottes; genauso wenig, wie
ein fehlender Beweis, dass dieses Buch gelesen wird, ein Beweis für
die Abwesenheit und Nicht-Existenz von Lesern ist.“>
Ebenso wie nur der
Dumme meinen kann, dass Wissenschaft durch Glauben ersetzt werden
kann, kann auch nur der Dumme glauben, dass Wissenschaft den Glauben
ersetzen kann. […]ff“
Vertrauen
und Glauben aber ist die Grundlage, die Ursache (der
Schöpfungsakt
an sich)
des Lebens.
(„...und er
sprach, es werde...“, „...und siehe er sah, dass es gut war...“)
Anders
gesagt: am Anfang war der Glaube und das Vertrauen: „...am
Anfang war das Wort und das Wort war Gott...“
Bei
den Wissenschaften (d. h. beim Menschen) ist es aber genau umgekehrt.
Am Anfang war das Misstrauen, der Unglaube, die Neugier des
Nichtwissenden und dies schuf und schaffte eine Wirklichkeit, geboren
aus Unglauben, Misstrauen und Unkenntnis. „...mitnichten
wirst du sterben..., du wirst sein wie Gott...“
Die
Folge dessen ist aufs deutlichste zu sehen und zu verspüren und
lässt sich u. a. eben auch aus dem hier dargelegten
frühgeschichtlichen – aber auch weiterem - Verlauf der
Menschheitsgeschichte ablesen, nachvollziehen und erkennen.
So
„fordert“ man ständig einen Paradigmenwechsel, also eine
geistige Wende. Dies bedeutet aber, Voraussetzung für eben eine
solche Änderung der Geisteshaltung müsste das Vertrauen, der Glaube
in und an eine „neue“, andere Geisteshaltung sein. In der Folge
stellte sich dann eine entsprechende Wirklichkeit ein,
gezwungenermaßen genauso und logischerweise, wie sich eine
entsprechende Wirklichkeit auf Grund der vorherrschenden
Geisteshaltung eingestellt hat.
Kulturen
mit ihren Erfindungen, Wissenschaften und technischen Revolutionen:
Voraussetzung
für dergleichen war eine „Idee“ (
Geistesblitz, Geisteshaltung )
und erst in Ausübung, dem wissenschaftlichen „Bildungsweg“, in
der Tat und Ausführung dessen entstand eine entsprechende
Wirklichkeit.
Und
warum wird nachgemessen, nachgezählt, nachgeforscht, wenn nicht
deshalb, weil das Vertrauen, der Glaube in die wahrhafte Ordnung, das
wahrhafte Recht des Lebens fehlt.
Aus
diesem Grunde auch wurde und wird das Recht Gottes (
das Recht an sich: „Jehova“ heißt in der Übersetzung „ ich
bin, der ich bin“ )
nicht erkannt und anerkannt und es musste anstelle dessen eine
wissenschaftliche, d. h. menschliche Ordnung, ein Menschenrecht und
Menschengesetz erfunden, gefunden und aufgestellt werden, welches
beweisbar, nachweisbar, messbar, zählbar etc. ist. Dass sich aber
nicht an der Wahrheit, sondern an willkürlichen (weil
von „Menschenhand“ willkürlich geschaffenen) Gesetzen,
Regeln, Formeln und Paragraphen zu orientieren sucht, wie uns dies
eine weltliche Rechtsprechung tagtäglich beweist. Es ist hierbei
offensichtlich nicht wichtig die Wahrheit zu finden, sondern die
einzige Frage, welche sich stellt lautet: ist „es“ anhand von
Gesetzen, Formeln und Paragraphen, menschlichen „Erkenntnissen“
beweisbar oder nicht beweisbar.
Dies
macht, dass „Schuldige“ (im
Sinne der Wahrheit, nach welcher gar nicht gesucht und gefragt wird)
frei ausgehen; ist ihnen doch nach menschlicher Beweisführung und
Rechtsprechung
nichts nachzuweisen, bzw. zu beweisen. Und „Unschuldige“ (im
Sinne der Wahrheit und damit nach göttlichem Recht) verfolgt
und bestraft werden, da sie angeblich gegen Recht
(selbstredend
nach Menschenrecht)
verstoßen haben und dies nach- und beweisbar ist. Aber in Wahrheit
für das Leben an sich und damit für die „natürliche“ Ordnung,
das Recht Gottes eingetreten sind und sein werden.
Da
dies in der menschlichen Rechtsprechung aber ohne Belang ist (obwohl
bis dato Gottes
Wort
mit entsprechender Unterstützung des Staates – wie auch aller
Kulturen, siehe den Geschichtsverlauf, wie er auch in diesem Buche
darzustellen versucht wurde – verkündet wurde und weiterhin
verkündet wird; die Verheißung desselben aber bis dato ausgeblieben
ist, wie auch die damit verbundene Hoffnung:“...Dein Reich
komme...“ – aber wohin denn?),
denn es wird ja gar nicht ernst und für Wahrheit genommen; wenn
Niemand diesem Worte glauben, gehorchen und Erkenntnis (Bewusstsein)
darüber erlangen will, bzw. nicht erreichen kann, wie soll es dann
zu Wahrheit und damit zur Erfüllung der Verheißungen kommen?!
Über
was für eine Wahrheit und Gerechtigkeit wird dann aber – nicht
nur in der Vergangenheit – tagtäglich zu Gericht gesessen?!
Kaum
ein Mensch (und schon gar nicht die weltliche Rechtsprechung und
Gerichtsbarkeit) macht sich die Mühe, absolutes Recht anhand der
Wahrheit, des Naturrechtes, des Lebensrechtes
(und
damit Recht
Gottes)
an sich zu ergründen und den Beweis oder Gegenbeweis anzutreten,
obwohl man bei den Eiden (auch bei entsprechenden Amtsantritten)
schwören lässt: „...die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“
und „...so wahr mir Gott helfe...“?! Welche Wahrheit, welcher
Gott?!
Ist
es nicht seit Menschengedenken offensichtlich, dass die Menschheit
krankt, dass es Kriege gibt, dass die Natur ihm widersteht?!
Und
ist es nicht auch wahr – was
wir gerade anhand dieses Buches bzgl. der Menschheitsgeschichte
darzulegen versucht haben –,
dass es eine Verheißung gibt, welche seit Jahrhunderten, bzw.
Jahrtausenden von den Kanzeln der Kirchen und Religionen (bei
uns sogar staatlich, auch mit staatlichen Finanzmitteln gefördert)
verkündet
wird, dass man beim „Buch der Bücher“ – dem Wort Gottes –
Eide schwören lässt?!
Dies
bedeutete doch eigentlich, dass „man“ diesem Worte vertraut und
glaubt? Warum sonst lässt „man“ es verkünden, darauf schwören?!
Hofft auf „die Erlösung von all dem Übel“?!
Hält
„man“ die Menschheit vielleicht bloß hin, belügt und betrügt
man sie absichtlich?! Vielleicht um die „Prioritäten“ –
nämlich menschliches Recht geht vor göttliches Recht – zu
verdrehen?!
Dies
ist auch genau die Logik dieser Welt und die „Errungenschaften“
der Religionen und Wissenschaften:
Man
braucht Ärzte, Anwälte, Waffen etc. für etwas, was es nach deren
Ansicht und „Erkenntnis“ gar nicht gibt und geben kann: nämlich
Gesundheit, Recht, Wahrheit und Frieden.
Aber
demnach wären Ärzte, Anwälte, Richter, Waffen usw. ja gänzlich
überflüssig, weil das, wofür sie stehen weder erreichbar, noch
erstrebenswert scheint –
das ist die logische Quintessenz ihre Verkündigungen und Taten -.
Würde
sich aber (im Befolgen der Worte in der Tat) herausstellen, dass sich
die Verheißung des Wortes Gottes doch erfüllen könnte und würde –
also die Wahrheit und das Recht des Lebens an sich -, und damit
Heilung und Frieden demnach doch möglich, dann würden und wären
sie erst recht gänzlich überflüssig.
Denn
wenn man den Weg (welcher ja in der Verheißung enthalten und
aufgezeichnet ist und ständig verkündet wird) des Wortes Gottes,
des Natur- bzw. Gottesrechtes (kommt doch die Verheißung angeblich
von eben diesem Gott) beschreiten und gehen würde, dann müsste sich
doch auch in Wahrheit, wie auch in der Wirklichkeit Gesundheit,
Recht, Freiheit und Frieden einstellen wie verheißen und wer
bräuchte dann noch Ärzte, Richter und Anwälte, Führer und Waffen
etc. ?!
Dies
bedeutet letztendlich doch nur: der Mensch vertraut und baut auf
entweder menschliches Recht und dessen Verheißungen – denn auch
darin wird verheißen und gerechtet - (das Ergebnis dessen lässt
sich aus der Menschheitsgeschichte, wie auch den alltäglichen
Erfahrungen, der Wirklichkeit entnehmen), oder er baut und vertraut
auf göttliches Recht und dessen Verheißung (und dies wäre die
wahrhaft geistige Wende – ein
Paradigmenwechsel -
, von welcher „man“ stets und gerne spricht ), welche aber ebenso
erst in der Nachvollziehung, d. h. nur in der Tat erfahr- und
erkennbar sein wird.
Das
heißt allerdings auch, dass „die Rechtsprechung
und deren „Verwalter“ ebenfalls nur zwei Möglichkeiten haben.
Entweder sie verleugnen das Wort und die Wahrheit Gottes – dies
dann aber bitte- schon um der „eigenen“ Gerechtigkeit willen -
mit all den daraus folgenden Konsequenzen -, was u. a. bedeuten
würde: Verweigerung und Rückforderung jeglicher staatlicher
Unterstützung für alle Kirchen, Religionen und
Glaubensgemeinschaften, sowie entsprechende Änderung der Gesetze und
Paragraphen menschlicher Rechtsprechung ; oder aber sie müssen
selbst ebenfalls erst das Wort und den Weg Gottes nachvollziehen, wie
es heißt: „wer
meine Worte hört und sie tut...“
um
wahrhaft unterscheiden und damit in Wahrheit Recht
sprechen zu können.
Ansonsten
betreiben sie genauso eine Willkürjustiz, wie sie von „ihnen“
zum Teil verurteilt und bestraft wurde und wird (s. h. die
Nachkriegsprozesse, die Prozesse im Zuge der Wiedervereinigung
Deutschland etc.).
Welch
ein Wahnsinn und Widerspruch dem sie anheim gefallen sind und gar
nicht merken, worin sie – und damit ihre gesamte Gefolgschaft –
gefangen sind (Die „Wärter“ eines Strafvollzuges, welche sich
aber selbst innerhalb des Gefängnisses befinden um die Kontrolle
über die Insassen haben zu können und den „Hof- und Freigang“
als Freiheit verkaufen).
Daher
auch dies hier vorherrschende Chaos, die ständige Suche nach
Schuldigen und Feindbildern, ständig notwendig werdende Änderungen
und Korrekturen von Gesetzen, Paragraphen, wissenschaftlichen
Erkenntnissen, welche sich schon deshalb selbst überholen, weil
„man“ sich eben nicht an der Wahrheit, am Natur- und damit
Gottesrecht orientiert, sondern an von Menschen gemachten und
aufgestellten.
Egal,
welche Anschauung man vertritt, aus welcher Richtung man lieber
kommt: sei es die Theorie Darwins, Evolutionstheorie, eine jegliche
andere wissenschaftliche Theorie oder aus der religiösen, gläubigen
Richtung; das Ergebnis bleibt letztendlich immer dasselbe.
Nämlich,
dass zur Weiterentwicklung, zum letztendlich absolut gutem Ende der
„Schöpfungsgeschichte“ - dem letzten Tag der Schöpfung, der nur
scheinbar ein Ruhetag ist - und damit auch der Menschheitsgeschichte,
welche in Wahrheit die Geschichte Gottes ist, Eines absolut
notwendig ist:: nämlich Erkenntnis!
Erkenntnis
aber wiederum setzt Geist voraus, welcher sich nach der jeweiligen
Erkenntnis seine entsprechende Wirklichkeit formt.
Damit
aber wird ein Wort absolut wahr:
„...und über
allem schwebte der Geist...“
und „...am Anfang war
das Wort und ohne dasselbe ward da nichts...“
Offensichtlich
ist aber auch, dass über all die Jahrhunderte und Jahrtausende
hinweg der Geist stets geprägt war von Lüge und Hass, von der
Verkehrtheit, vom „Negativ“, dem gewendeten Wort Gottes, der
„Spiegelung“.
Zu
welchen Ergebnissen diese Geisteshaltung geführt hat und weiterhin
führen wird, haben wir in diesem Buche ein wenig versucht darzulegen
und es bedarf keiner weiteren, auch keiner noch so wissenschaftlichen
Erklärungen, sondern dieses ist für jeden Menschen sicht- und
nachvollziehbar.
Auch
klar ist, dass, was im „Großen“ geschieht, seinen Anfang im
„Kleinen“ hat.
Verkehrtes
Wort von Mensch zu Mensch schafft eine verkehrte Wirklichkeit, hat
dieselbe Ursache und damit logischerweise auch die gleichen
Auswirkungen. Nämlich Lüge, Feindschaft, Hass, Erhöhung und
Erniedrigung und von daher ist es auch nur logisch, dass „Kriege“
selbst in der kleinsten „Einheit“ eine Alltäglichkeit geworden
sind.
Was
also hindert den Menschen daran, den Geist mit Liebe zu erfüllen,
positive = göttliche Energie in unsere Gedankenwelt zu legen?
Wenn
man ein „Negativ entwickelt“ hat, bekommt man dann nicht
automatisch in der Umkehrung ein „Positiv“?
Die
„Entwicklung“ der positiven Geisteshaltung – Gottes Wort in
gutem Glauben – lässt sich deshalb auch gar nicht verhindern.
Die
bisherige Geisteshaltung ist doch Grund und Ursache für all das, was
bisher an und mit uns geschah.
Ein
Ergebnis dieser Geisteshaltung sind auch all die - in diesem Buch
aufgeführten - untergegangenen Völker und ihre Kulturen.
Natürlich
könnte man uns jetzt das Schlagwort: „...dies
war immer schon so und daran wird sich auch nichts ändern...“
entgegen
halten. Aber gerade diese Sicht- und Verhaltensweise wäre der Garant
dafür, dass sich in Wahrheit und damit auch in der Wirklichkeit
nichts ändern könnte und würde. Dann würden uns aber auch die
künftigen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht viel weiter bringen.
Außer einer Erleichterung des „Daseins“ und Erkenntnissen
bezogen auf Vergangenes, hat die Zunahme wissenschaftlicher
Erkenntnisse das Leben weder friedlich, noch ewig machen können.
Und
wenn diese negative Einstellung dafür sorgen sollte, dass auch wir,
d. h. die heutigen Kulturen und Gesellschaften irgendwann einmal
untergegangen (und alle „wissenschaftlichen“ Zeichen deuten
darauf hin, es ist wohl nur eine Frage der Zeit) sein werden, dann
spricht doch eigentlich erst recht nichts dagegen, es einmal anders –
nämlich mit einer Gott gefälligen, gläubigen, liebevollen und
wahrhaft positiven Einstellung – zu versuchen.
Es
gibt sie, die „wahrhaft“ positiv Denkenden und Handelnden, auch
dies lässt sich nicht mehr verheimlichen.
In
diesem Falle weise ich sehr gerne auch auf die Bücher eines
Demetrius Degen hin, die mir in der letzten Zeit in die Hände
„kamen“.
Im
schlimmsten ( angeblich unabänderbarem ) Falle würden wir –
anstelle mit einer negativen Geisteshaltung – mit einer positiven
Einstellung untergegangen sein, was am Untergang an sich aber nichts
ändern würde.
Was
Gott aber niemals zulassen würde und kann. Schon um seinet- und
seiner Gerechtigkeit willen, um des wahrhaften SEINS willen nicht.
Es
könnte allerdings gerade auf Grund einer grundsätzlich „anderen“
und veränderten Einstellung und Haltung unsererseits evtl. doch auch
eine andere, neue und positive Wirklichkeit als logische Konsequenz
unserer neuen, anderen Geisteshaltung entstehen und geschaffen
werden, welche im eigentlich wahren SEIN der Schöpfungs- und damit
Menschheits- und Gottesgeschichte enden wird und muss.
Wäre
dies nicht einen Versuch wert?
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Mayerhofer
“Predikantenspiegel”
Jan
van Helsing “Hände weg von diesem Buch”
Celan
„Lichtzwang
Franz
Kafka „Erzählungen“
Manfred
Spitzer „Vom Sinn des Lebens“
und
“ Die Heilige Schrift” Eberfelder Bibel, der Koran, die Veden und
Texte anderer Religionen
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