Dienstag, 23. Februar 2016


Das Dilemma der Linken

Warum, so ist zu fragen, bleiben den Linken die Wahlerfolg aus obwohl auf dem Themenfeld ihrer "Kernkompetenz" Vermögensverteilung/Armutsentwicklung, sich die Lage dieses Landes kaum verändert und die Altersarmut ein nie gekanntes Niveau in D erreicht hat. Schlimmer noch: Gewaltige Vermögensbestände werden vererbt, welche Konsequenzen sich daraus zu erwarten? Wie Thomas Piketty Tatsachen und Sachverhalte empirisch aus öffentliche zugänglichen Quellen heraus ermittelt hat (sein Titel: "Das Kapital im 21. Jahrhundert", wir denken dabei an die große empirische Arbeit von Karl Marx und Friedrich Engels und ihrer Untersuchung zur Lage der arbeitenden Klassen in England), liegt die Wachstumsrate der Vermögensbestände konstant über der Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft in fast allen von Piketty untersuchten Ländern und Zeiträumen.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die soziale Struktur der Gesellschaft? Es bedeutet, dass der Aufstieg mit eigener Leistung, mit selbst erarbeitetem Erfolg, von der Mittelklasse in die Klasse der "wirklich" Wohlhabenden so gut wie aussichtslos ist. Denn ein Wachstum aus eigener Leistung wird stets kleiner sein als das aus ererbten Vermögensbeständen. Der Fahrstuhl nach oben fällt aus und wird nicht repariert - aus Geldmangel. Die Gesellschaft von D ist mehr und mehr segmentiert, verkrustet, verschlossen, undurchlässig. Ohne in großem Stile geerbt zu haben wirst du ganz oben nicht dazugehören. Ohne die "richtigen" Eltern zu haben geht nichts, der biologische Zufall entscheidet den Zugang zu Einfluss und Macht.

Aber nicht nur ganz oben wird vererbt - auch ganz unten, auch die Armut wird vererbt. Kinder aus Hartz IV Familien lernen bereits in der Kita und der Schule, dass sie zur Randgruppe gehören, nicht wie die anderen alles mitmachen können und nur von wenigen Klassenkameraden zu Geburtstag eingeladen werden. Vielleicht sogar gar nicht eingeladen werden wollen, weil sie keine coolen Klamotten und nicht die neuesten Smartphones haben. Denn wie Untersuchersuchungen zeigen, ist in kaum einem anderen Land der Welt der Zugang zu Bildungschancen so fest an den höheren sozialen Status (und das Bildungsniveau) des Elternhauses gekoppelt wie in Deutschland. Wir beobachten den strammen Marsch in einen Neofeudalismus - nachdem demokratische Mitentscheidung und Partizipation in der Gesellschaft von politischen Kräften bereits systematisch abgebaut wurde.

Wie wird diese Entwicklung von der Linken kommentiert ?

Gruß

Paulus

12 Kommentare:

Ralf Nietzschmann hat gesagt…

Hallo Paulus, hallo Leser,

wenn wir uns über Linke unterhalten, müssen wir erstmal unterscheiden, was wir unter Linke verstehen.
Wenn wir darunter Parteien verstehen, ist nach meiner Auffassung keine Diskussion möglich.
Ich selber, habe mit Parteien so meine Probleme. Das war zu meiner DDR Zeit so und heute nicht anders.
Es gibt nur einen großen Unterschied. Zu DDR Zeiten wurden Parteien vom großen Teil der Bevölkerung einfach ignoriert.
Der DDR-Bürger, suchte streng genommen ein Nischendasein auf. In der Nische ist diskutiert worden. Letztendlich führte diese Nischenpolitik zu den Ereignissen von 1989.
Es hat also das Volk, ohne jegliches Zutun von Parteien eine Veränderung erzwungen.

In der BRD wird den Menschen eine Demokratie vorgegaukelt, die keine ist.
An der Spitze stehen die Parteien unterstützt von einen sogenannten Wahlsystem, was auch in Wirklichkeit keines ist. Ich habe das mehrfach in Kommentaren erwähnt und meine Sicht dazu erläutert. Ich nehme dabei grundsätzlich keine Partei aus.
Für mich ist das Wohlstandsgefälle in D. noch der Grund dafür, dass das Volk sich nicht zur Wehr setzt, also Veränderungen erzwingt, die ich in Anlehnung zum naturalistischen Humanismus verstehe, darum vermeide ich auch die Definitionen konservativ, liberal und links.
Ich bin aber davon überzeugt, dass irgendwann die breite Masse des Volkes gegen die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm, Ärmer und Reich, also Armut und vorallen Altersarmut mit aktiven Widerstand reagieren wird. Nur so und nicht anders können meines Erachtens Veränderungen erzwungen werden.
Was ich nicht hoffe, ist ein weiteres Erstarken der AfD. Das ist für mich nicht die Lösung des Problems.Mit dem Ausscheiden von Lucke, Henkel und anderen konservativen Kräften aus der AfD, dürfte diese Partei auch für stockkonservative, gutbetuchte Bürger nicht wählbar sein.Folgend


Ralf Nietzschmann hat gesagt…

An anderer Stelle versuchte ich mal einen Foristen Heiner Klein, bekannt auch als Löwenmaul meinen Standpunkt zur AfD zu erläutern. Klein verglich mich mit dem „Nazi“ Lucke, nur weil ich damals die Klage von Lucke zum ESM unterstützt und selber Klage eingereicht hatte, über Frau Prof. Däubler Gmelin und Prof. Degenhardt.
Zitat:
Wenn Lucke von Entartung, Degeneration oder Bodensatz spricht, dann ist er nicht unbedingt ein Nazi. Sondern er bedient sich einer Sprache, die nicht vom vergesellschaftetem Menschen ausgeht, sondern von einer bestimmten Nationalökonomie, einer bestimmten Volkswirtschaftslehre, also von der Nation oder dem Volk, in dem der Mensch dehumanisiert wird und nur noch als Humankapital interessant ist.
In dieser Abstraktion vom konkreten Menschen wird dann der Mensch zum Mischwesen, also Mensch der Ökonomie.
Es ist die Philosophie von gutbetuchten mit hohen Bildungsstand ausgerüsteten (meist) Männern.
Im Falle der AfD angesehenen Wirtschaftsprofessoren.
In der Regel fürchten sie um ihre Privilegien und haben Deklassierungsängste.
Es wird von der Qualität der Bevölkerung ausgegangen und von dort geschlussfolgert auf die höhere und mindere Qualität der Menschen als unabdingbar.Zitat Ende
Also schon zu Zeiten Luckes nicht wählbar für mein Klientel, AN, Rentner, sozial Benachteiligte.
Mit Petry, Gauland, Höcke u. Co, heute klare Tendenz nach total Rechtsaußen, oder klarer ausgedrückt Tendenz zur NPD.
Einen wesentlichen Punkt, sehe ich auch in der gezielten Meinungsmache, warum das Volk nicht aufbegehrt.Viele unserer Mitbürger denken nicht nach und fallen auf diese Meinungsmache rein.Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen, gibt es auch leider einen Bildungsstand mancher unserer Mitbürger, der einfach normal gebildete Mitbürger verzweifeln lässt.Warum das so ist, wäre ein anderes zu diskutierendes Thema.
Ich möchte in keiner Weise die Vorgänge in meinem Heimatland Sachsen bagatellisieren,
nein ich verurteile sie auf das schärfste.
Nachdenken, darf man aber schon, warum es gerade in Bautzen, Clausnitz, Hoyerswerda passiert. Ich schrieb dazu schon mal vom Wolfserwartungsland.
Auch das wäre ein Thema für sich, über das man diskutieren könnte.
Zum Ausgangspunkt zurück.
Ich habe auch keine Patentlösung, wie die von dir geschilderten Zustände kurzfristig verändert werden können.
Überzeugt bin ich aber davon, dass nur das einfache Volk Veränderungen erzwingen kann und muss.
Manchmal stelle ich mir vor:
Es sind Wahlen und Keiner geht hin, oder die Wahlbeteiligung sinkt auf 10 %.
Was würden unsere Politikdarsteller machen?
Gruß Ralf



Robert Kroiß hat gesagt…

[[ „Wir beobachten den strammen Marsch in einen Neofeudalismus – nachdem demokratische Mitentscheidung und Partizipation in der Gesellschaft von politischen Kräften bereits systematisch abgebaut wurde.
Wie wird diese Entwicklung von der Linken kommentiert?“ ]]

Welche Erwartungen haben wir, ob dieser durchaus nachvollziehbaren Entwicklung? Und an wen?
Dies ist m. E. die eigentliche Frage.
Denn der Feudalismus – die eigentliche Ursache der vorherrschenden Politik, zu welchen Zeiten auch immer - ist ja bis dato nicht und von niemand überwunden worden. Der Neofeudalismus ist ja nur die Fortsetzung des bisherigen Politik- und Gesellschaftsverständnisses und „Menschwerdung“ in aktualisierter, fortgeschrittener Form. Wird uns allerdings ständig auch als Fortschritt und „neues Wissen“ durch Erfahrung verkündet.
Nur haben „wir“ bisher weder aus der Geschichte, noch aus der Erfahrung gelernt und können demnach weder über Fortschritt, noch über „neues Wissen“ verfügen.

Geht es nach den Erfahrungen und der Geschichte der Menschheit, seiner bisherigen „Menschwerdung“, dann wird es wieder zu Revolutionen, zu Aufständen der – zur Aufrechterhaltung des Feudalismus notwendigen und unterdrückten - „Abgehängten“, welche im Laufe der Zeit immer mehr werden, kommen.

Und egal, hinter welcher „Partei“ oder „Fahne“ sich die Revoltierenden einfinden und sammeln werden. Wenn es nicht zu einem generellen Umdenken, einer Ab- und Umkehr vom bisherigen Gesellschaftssystem, hin zu einem anderem Bewusstsein, insbesondere der Revoltierenden kommt, wird sich Geschichte stets nur wiederholen. Da sie ja immer im selben „Geist“ geschrieben wurde und wird.

Ein Weg zu mehr „Unabhängigkeit“ könnte die Vorstellung von Ralf bzgl. der Wahlbeteiligung sein.
Auf dem Wahlzettel seine eigene Unabhängigkeit demonstrieren. Auf meinen Wahlzetteln verweise ich stets darauf, dass es sich – laut Seehofer – um Wahlbetrug handelt. Da die Gewählten, wie er selber sagte, nichts zu entscheiden haben und die „Entscheider“ nicht gewählt sind. Weil dann zumindest schon mal die „Rechtfertigung“ eines angeblich, „ausgesprochenen“, großen Vertrauens der Wähler nicht mehr gegeben wäre. Eine derartige Situation und der Umgang mit selbiger, wäre schon mal gar nicht so uninteressant.

Gruß Robert

Ralf Nietzschmann hat gesagt…

Ich möchte auf einen interessanten Beitrag hinweisen, der zum Überlegen über unseres Gesellschaftssystem hinweist.

http://quer-denken.tv/index.php/mfv-tv/2115-die-humane-marktwirtschaft-alternative-zum-spaetkapitalismus

Peter Haisenko erläutert eindrucksvoll, dass wir uns doch mal mit Humanismus und daraus resultierenten humanen Marktwirtschaft beschäftigen müssen.
Es bestärkt mich mit meinen Ansichten, dass letztendlich Parteien nicht gebraucht werden.

Robert Kroiß hat gesagt…

Hallo Ralf und Mitlesende,

auch dies hier vorgestellte „neue System“ einer humanen Marktwirtschaft beruht primär auf einem notwendigen Umdenken, einem anderen, neuem Bewusstsein.
Dieses Umdenken, ein anderes, neues Bewusstsein ist das A und O dafür, dass sich überhaupt etwas zum Positiven hin verändern kann und wird.
Solange man im „alten Bewusstsein“ nach „Verbesserung“ sucht, wird – egal, wie man das System nennt -, das „alte“ System am Leben und damit aufrecht erhalten.
Da die Masse der Menschen aber nicht zu einem Umdenken bereits ist, wird der Mensch durch leidvolle Erfahrungen – wie es die Geschichte ja lehrt - dazu gezwungen. Und zwar so lange und so oft, bis sich der Mensch darauf besinnt, was „Menschsein“ bedeutet. Erst dann ist der Zeitpunkt gekommen, dass sich durch „Ab- und Umkehr“ von alten, auch ständig reformierten Systemen Abschied zu nehmen.

Auch Demetrius Degen hat hier:
http://www.demetrius-degen.de/aktuell/aktuell.htm
seine Gedanken für ein „neues System“ dargelegt.

Voraussetzung ist und bleibt aber, die notwendige Erkenntnis darüber, dass es ohne „Ab- und Umkehr“ von all den „alten“ Systemen, ohne ein anderes, „neues“ Bewusstsein nicht funktionieren kann und wird.

Und wie der „Zufall“ es will, habe ich heute bei E. W. Kreutzer´s neuestem Paukenschlag ebenfalls die Bestätigung hierfür gefunden. Nämlich, dass es ohne die „richtigen Werte“ (also ein geänderstes Bewusstsein im Bezug auf „unsere“ Werte) eigentlich nicht möglich ist, ein menschenwürdiges System zu installieren. Dass unser Dasein aber genau diesen Sinn und Zweck hat, dahin zu kommen.
http://www.egon-w-kreutzer.de/003/pad082016.html


Gruß
Robert

Paulus hat gesagt…

Hallo Ralf,

ich habe zunächst an die Partei "Die Linke" gedacht, sie verfügt (noch) über einige BT Mandate und damit auch über ein Minimum an öffentlicher, medialer Wahrnehmung. Also erwarte ich von dieser Partei eine Positionierung zur Rolle des Erbrechts, und des im GG verankerten Eigentumsrechts - bevor eine Debatte zu Problemstellungen einer Verteilungsgerechtigkeit (wie Altersarmut, Beteiligung am Produktivvermögen, die Verteilungswirkung der gegebenen Geldpolitik usw.) auf breiter Front eröffnet wird. Ausdrücklich will ich feststellen, dass eine fruchtbare Debatte nicht an einer Neubestimmung der Marktfunktionen vorbeiführt und die private Initiative als ein Anreizfaktor für die Produktivitätsentwicklung bzw. deren Neubestimmung, zur Geltung kommen muss.

Bislang dominieren als Paradigmen der Argumentation bei der Linken moralische und pazifistische Positionen (siehe Flüchtlingsdebatte), Sahra Wagenknecht hebt sich in dieser Frage ein wenig ab. Die Debatte um Verteilungsgerechtigkeit wird damit praktisch allein Herrn Schneider von den Paritätischen Wohlfahrtsverbänden geführt. Ein Armutszeugnis. Ist das der richtige Weg - "Was tun" oder "Was nun"?
Dabei fällt mir natürlich die Kritik von W. I. Lenin zur "Handwerkelei der Ökonomisten" ein und würde umformulieren in "Handwerkelei der Moralisten".

Gruß
Paulus

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen,

eine humane Marktwirtschaft ist immer noch eine Marktwirtschaft – nur mit anderen Regulierungen.
Aber diese Regulierungen können auch immer wieder im Verlauf der Zeit zum Egoismus verändert werden.
Ein dauerhaftes System ist immer nur ein POLARES System. Ganz einfach, weil die ganze Natur auf einer Polarität aufgebaut ist. (Sonne – Regen, warm – kalt, schnell – langsam – usw.)
Dieses politische Prinzip war in früheren Zeiten Staat und Kirche oder König und Papst – und scheiterte immer nur dann, wenn ein Pol den Gegenpol abschaffte! Der Papst den König, oder der König den Papst. Dann war es wieder einpolig und scheiterte!

Letztendlich geht es um Materialismus (Egoismus) und Spiritualismus (Selbstlosigkeit).
Diese zwei Pole würden sich auch bekriegen, bis nur noch einer übrig bleibt. So wie aktuell, nur noch Materialismus.
Darum wird eine DRITTE Komponente benötigt – die „AUFPASSER“ (Weisheit). Diese haben die Aufgabe (und müssen auch die Macht haben), darauf zu achten, daß kein Pol den anderen Pol auslöscht. Daß kein Pol zu stark und mächtig wird, um den Gegenpol auszulöschen. Das wäre ein System, das Jahrhunderte halten könnte. Weil es der Natur entspricht.
Auf diesem Prinzip beruht mein System, das ich schon vor über 5 Jahren geschrieben habe.
Komplett als PDF: http://www.demetrius-degen.de/daten/NeuesSystem2010.pdf

Wirf den Menschen die Wahrheit und eine Goldmünze vor die Füße, und sie werden alle nach der Münze greifen.

Grüße,
Demetrius

Anonym hat gesagt…

Sehr interessante Kommentare und Ansichten. Richtig bleibt für mich nur eins. Der Spätkapitalismus ist niemals das Ende der geschichtlichen Entwicklung der Menschheitsgeschichte, oder im Extremfall vielleicht doch.
Ich komme aus der DDR und war Unterstützer der Bewegung von 1989.
Richtig ist, wie Herr Nietzschmann geschrieben hat, dass die Veränderungen vom Volke und nicht von Parteien herbeigeführt worden sind.
Danach verlockten aber die Bananen und die Westmark den größten Teil der Bevölkerung der DDR.
Sie begaben sich sofort wieder in ein Staatssystem, dass eigentlich nicht viel anders war und ist, wie das in der DDR aus Sicht des Normalbürgers.
Welche Demokratie gibt es denn? Alle vier Jahre wählen gehen zu können? Zu einer Wahl, die ja in Wirklichkeit keine ist. Es ist eine Wahl geprägt von Parteien, die ihren Auftraggebern verpflichtet sind.Selbst bei einer Wahlbeteiligung von 10 % stellen sie sich noch als Wahlsieger hin, wenn sie 6 % der Stimmen für sich verbuchen könnten. In der DDR wusste ich, dass die Kandidaten der Nationalen Front 100 % Zustimmung erhielten. Es war eine „ehrliche Verarschung“, im Gegensatz zu heute, wo den Menschen ein Wahlsystem vorgespielt wird, dass nicht mal den Anspruch der ehrlichen Verarschung für sich in Anspruch nehmen kann.

Peter Haisenko ist für mich ein beachtenswerter, ehrlicher und humanistisch denkender Mensch.
Leider sind seine Vorstellung von einer humanen Marktwirtschaft nur eine Vision.Ich glaube, dass noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, ein solches System Wirklichkeit werden zu lassen.
Ich glaube eher, dass wir eine Entwicklung erleben werden, wo die Völker, auch Deutschland, die Auswirkungen des Spätkapitalismus in seiner schlimmsten Form noch erleben werden.
Was passieren könnte, daran möchte ich lieber nicht denken.
Noch ein paar Sätze zu Peter Haisenko. Mit großer Interesse, habe ich seine Ausführungen zum Abschuß der MH 17 in der Ukraine gelesen. Auch da ist er für mich sehr glaubwürdig, zumal er ja darüber auch als Pilot und Flugkapitän, aus Sicht eines Fachmanns schreibt.
Ich frage mich schon lange, warum werden keine Satellitenbilder seitens der USA gezeigt?
Es wäre doch ein leichtes eine Buk Abschußrampe vom Satelliten her zu zeigen. Nein wird nicht gemacht, dafür wieder mit Falschmeldungen in den Systemmedien aufgewartet. Schließlich braucht ja der Spätkapitalismus auch sein Feindbild und das ist eben der Russe. Die Waffenlobby braucht neues Futter.

Bernd Heyer

Paulus hat gesagt…

Schon aus theoretischer Perspektive kann nach Ansicht von Karl Popper nicht erwartet werden, dass sich durch Wahlen die Politik positiv bestimmen ließe, Wahlen bieten nur die Möglichkeit, Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen, einen Rücktritte der Regierung zu erzwingen. Mehr als die rote Karte zeigen, kann der Wähler demnach nicht. Und auch dies gilt nur im Falle des Mehrheitswahlrechts. Wahlen gleichen einem Faden, man kann an ihm ziehen aber nicht daran schieben. Ob in einem Verhältniswahlrecht, in dem die Regierungsbildung auf Koalitionen der verschiedenen Gruppen von Gewählten angewiesen bleibt, kann u. U. nicht einmal am Faden gezogen werden. Denn dann wird es möglich, dass die einfache Mehrheit der Wähler sich nicht durchsetzt und eine mit Mehrheit der Stimmen abgelehnte Regierung, kann über Koalitionsbildung im Amt, als Minderheitenregierung im Amt bleiben.

Nicht wenige Staatsrechtler halten eine Übertragung des politischen Willens von einer Mehrheit der Wählenden auf die zu Wählenden, weder für praktisch durchführbar noch für wünschenswert oder Verfassungsrechtlich erlaubt. Politische Entscheidungen müssen/dürfen nur aus einer fiktiven Autonomie der Gewählten heraus getroffen werden. Aus der Idee einer repräsentativen, parlamentarischen "Demokratie", in der die Mandatsträger nur ihrem Gewissen "verpflichtet" sind, gehe dies klar hervor.

Seehofers Wort macht schonungslos deutlich, dass Politik in ihrem Kern zum "Theater" transformiert ist, in dem die Inszenierung den Gang der Ereignisse bestimmt. Die Intendanten weisen den Akteuren, den politischen Beamten usw. ihre Rollen und deren Sprechtexte zu. Der polemische Begriff vom Politiker als Träger einer "Charaktermaske" trifft hier zu.

Ralf setzt in seiner Hoffnung auf die Erzwingung anderer Verhältnisse (bloße Auswechselung der Intendanten?) auf die Aktion des Volkes. Einen anderen Weg sehe ich ebenso wenig, weiß aber auch nicht, wie er beschritten werden soll. Auf eine "Revolution" mittels Stimmzettel glaube ich auch nicht, wenngleich ich zur Wahl gehe. Im Sinne "Der Linken" bin ich kein Linker. Und wie die Diskussion auf dieser Plattform schon gezeigt hat, verliert die gewohnte Trennschärfe von linken und rechten Positionen ihre intellektuelle sowie praktische Bedeutung, nicht nur für Wahlentscheidungen.

Gruß
Paulus

Robert Kroiß hat gesagt…

[[ Durch die Aufspaltung der Wähler in das politische Parteiensystem können wir sie dazu bringen, ihre Energie für Kämpfe aufzubrauchen; für Fragen, die keinerlei Bedeutung haben. ]]
  - Montagu Collet Norman -
Gouverneur der Bank of England von 1920- 1944, bei einer Ansprache vor der Bankiersvereinigung in New York 1924

Ralf Nietzschmann hat gesagt…

Hallo Paulus, hallo Lesende,

als „gelernte“ DDR-Bürger waren für meine Freunde und mich, die SPD eines Willy Brandts das Godesberger Programm unsere „ Bibel“.
Wir wollten eine andere DDR in Richtung Demokratischer Sozialismus. Unsere Erfahrungen mit dem Westen waren begrenzt. Eigentlich war nur das Westfernsehen die maßgebliche Informationsquelle. Viele von uns mussten nach den Ereignissen des Herbstes 1989 und dem Beitritt der DDR zum GG der BRD unsere Illusionen über ein gerechtes Gesellschaftssystem ganz schnell zu den Akten legen.
Ich war nie in einer Partei und bin immer noch überzeugt davon, dass meine Entscheidung richtig gewesen ist.
Ich hatte nach dem Beitritt ein konkretes Angebote seitens der SPD in diese einzutreten und war sogar für einen vorderen Listenplatz für die Landtagswahlen in Sachsen vorgesehen. So jedenfalls das Versprechen damals.
Nachdem ich aber mich mit dem Wahlsystem, mit Fraktionsdisziplin(zwang) und den Listenplätzen genauer auseinandergesetzt hatte, lehnte ich dankend ab. Parteien sind eben nicht meine Welt.
Später war auch die Partei - Die Linke – für mich keine Alternative. Ich stimme auch immer noch, mit O.Lafontaine einer S. Wagenknecht, wenn es um die Beurteilungen in unserer Gesellschaft geht, überein. Da funken wir auf der gleichen Frequenz.Nur ändern können wir alle nichts. Alleine schon die Strömungen bei vielen Linken, zeigt doch die Anpassung vieler Genossen. Dort sind die eigenen Futtertröge genau so wichtig, wie bei den anderen Parteien.
Da man aber was machen muss, sah/sehe ich meine Aufgabe im kleinen Rahmen mitzuwirken, außerhalb von Parteien, mich für mein Klientel einzusetzen.
Natürlich bin ich wieder nur ein ganz, ganz kleines Rädchen, um mit beizutragen, dass mein Klientel sich besinnt und es eben doch einmal ein humanes Gesellschaftssystem gibt, was vielen von uns 1989 versagt blieb. Visionen darf man ja noch haben.

Robert Kroiß hat gesagt…

Auch keine schlechte Idee:

https://www.youtube.com/watch?v=N0tO97mH2JA&feature=em-subs_digest

Veröffentlicht am 27.02.2016

Wahl oder Nichtwahl, das ist die FRAGE!? In 3 Bundesländern wird in den nächsten Tagen gewählt