Sonntag, 10. Januar 2016

Klarheit in den Köpfen - Teil 1

Viel zu lange hat in unserem Land eine neoliberale Doktrin alle Lebensbereiche durchdrungen. Das geht sogar soweit, dass selbst langjährige Mitglieder ursprünglich linker Parteien neoliberale Floskeln unwidersprochen zu ihrem Sprachgebrauch machen und so letztlich zum Sprachrohr des Finanz- und Großkapitals geworden sind. Fazit dieser Entwicklung ist eine ständig weitere Spreizung der Einkommensverhältnisse und zunehmende Massenverarmung breiter Teile der Bevölkerung. In einem ersten Schritt werde ich hier mal einige dieser neoliberalen Losungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Auch deshalb, um interessierten Personen handfeste Argumente in die Hand zu geben. Die Reihenfolge ist dabei von mir willkürlich festgelegt und hat nichts mit einer eventuellen Wertigkeit zu tun.

Heute Teil 1:

Die Rentenlüge

Die Menschen werden immer älter und die Geburtenrate sinkt, also müssen die Menschen länger arbeiten und Kapital an sparen wenn sie ihren Lebensstandard halten wollen, so der Grundtenor neoliberaler Parolen.

Die Aussagen, dass die Menschen immer älter werden und dass die Geburten zurück gehen sind zwar richtig, die Schlussfolgerungen jedoch sind der blanke Unsinn.

Erst mal ganz einfache Mathematik. Wo sollen denn die vielen Rentner her kommen, wenn immer weniger Menschen geboren werden? Das bedeutet, das Problem wird sich, abgesehen von einer Übergangszeit, im Grunde von selbst lösen.

Des Weiteren hat die Finanzierbarkeit der Renten nichts und zwar gar nichts mit einem demografischen Faktor zu tun. Über die Finanzierbarkeit der Renten entscheidet einzig und allein die Produktivität. Und diese Produktivität hat in den letzten Jahren derart zugenommen, dass der demografische Faktor um ein Vielfaches ausgeglichen werden könnte. So konnte im Jahr 1900 ein Bauer 4 Personen ernähren. Im Jahr 1950 waren es schon 10 Personen und im Jahr 2010 gelang es einem Bauern bereits 131 Personen zu versorgen. Ich betone, ein Bauer kann 131 Personen versorgen, ohne dass diese Personen hungern müssten. Und da wollen mir neoliberale Strategen erklären, die Finanzierbarkeit der Renten sei wegen der demografischen Entwicklung in Gefahr?

Das wahre Problem besteht jedoch darin, dass den abhängig Beschäftigten nichts von dieser Produktivitätssteigerung bleibt und das wir zur Finanzierung der Renten ausschließlich Einkommen aus abhängiger Beschäftigung heran ziehen.

Gleichzeitig haben wir ein Geldsystem, welches zur Kreditgewährung derzeit etwa 4 Prozent Einlagen vorweisen muss. Auf deutsch in ganz einfacher Mathematik. Für 4 Euro Einlagen kann eine Bank 100 Euro Kredite gewähren. Das bedeutet, für diejenigen die es noch nicht wissen, die Bank kann in diesem Fall Zinsen für 96 Euro kassieren, die sie gar nicht besitzt. Die Frage war nur, wie kann man das deutsche Volk dazu bringen, sein Geld den Banken und Versicherungen als Einlagen zur Verfügung zu stellen? Das war die Geburtsstunde der Riesterrente.

Dazu musste zunächst die sicherste Form der Altersversorgung, nämlich die Umlage finanzierte Rente öffentlich in Misskredit gebracht werden. Die Umlage finanzierte Altersversorgung ist deshalb die sicherste Form der Altersversorgung, weil das Geld auf diese Weise gleich wieder in den Kreislauf gelangt und somit sofort als Nachfrage wirksam wird. Anders bei der Kapital gedeckten Altersversorgung. Dort wird das Geld zunächst dem Kreislauf entzogen, fehlt als Nachfrage und sorgt auf diese Weise für einen Rückgang der Produktion. Wenn dann später das Geld plötzlich auf die verminderte Warenmenge trifft sorgt es automatisch für Inflation, da die Waren nicht vorhanden sind. Nun könnte man durchaus anmerken, dass sich ja Sparvorgang und Auszahlung irgendwann auf einem Niveau ein pendeln, welches sich in etwa die Waage hält, nimmt aber dabei trotzdem immer noch den vollständigen Kapitalverlust durch Bankenpleiten und Börsenchrashs in Kauf.

Also hat man eine massive Kampagne gestartet, quer durch alle Medien und hat regelrechte Horrorszenarien, angeblich ausgelöst durch die demografische Entwicklung an die Wand gemalt. Gleichzeitig aber hat man auch die Lösung des neoliberalen Gesindels präsentiert. Nämlich die Riesterrente. Viele SPD Mitglieder, durch jahrelange neoliberale Verblödung unfähig den wahren Sachverhalt überhaupt zu begreifen, stimmten zu. Und erst jetzt, viele Jahre nach den Entscheidungen, wird das wahre Ausmaß des Desasters immer offensichtlicher. Mal sehen, wie viele Krümel für heute 30 jährige dann noch übrig bleiben, wenn diese in Rente gehen. Darauf kann die SPD nun wirklich stolz sein!

Peter Fischer

3 Kommentare:

Paulus hat gesagt…
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Paulus hat gesagt…

Sehr gute Darstellung des Kerns der Rentenproblematik. Mit dem Verstehen des Zusammenhanges fängt alles an. Politische Fehlerkorrekturen werden immer nötig sein. Wer aber nicht hinreichend klar analysiert hat, kann nicht wissen wie und warum korrigiert werden muss. Das Lässt an Frau Merkel denken, einen unfähigeren Regierungschef(in) hatten wir noch nie. Sie will auf Sicht fahren aber sieht nicht, dass sie nicht sieht.

Gruß
Paulus

Paulus hat gesagt…
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