Viel
zu lange hat in unserem Land eine neoliberale Doktrin alle
Lebensbereiche durchdrungen. Das geht sogar soweit, dass selbst
langjährige Mitglieder ursprünglich linker Parteien neoliberale
Floskeln unwidersprochen zu ihrem Sprachgebrauch machen und so
letztlich zum Sprachrohr des Finanz- und Großkapitals geworden sind.
Fazit dieser Entwicklung ist eine ständig weitere Spreizung der
Einkommensverhältnisse und zunehmende Massenverarmung breiter Teile
der Bevölkerung. In einem ersten Schritt werde ich hier mal einige
dieser neoliberalen Losungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
Auch deshalb, um interessierten Personen handfeste Argumente in die
Hand zu geben. Die Reihenfolge ist dabei von mir willkürlich
festgelegt und hat nichts mit einer eventuellen Wertigkeit zu tun.
Heute
Teil 1:
Die
Rentenlüge
Die
Menschen werden immer älter und die Geburtenrate sinkt, also müssen
die Menschen länger arbeiten und Kapital an sparen wenn sie ihren
Lebensstandard halten wollen, so der Grundtenor neoliberaler Parolen.
Die
Aussagen, dass die Menschen immer älter werden und dass die Geburten
zurück gehen sind zwar richtig, die Schlussfolgerungen jedoch sind
der blanke Unsinn.
Erst
mal ganz einfache Mathematik. Wo sollen denn die vielen Rentner her
kommen, wenn immer weniger Menschen geboren werden? Das bedeutet, das
Problem wird sich, abgesehen von einer Übergangszeit, im Grunde von
selbst lösen.
Des Weiteren hat die Finanzierbarkeit der Renten nichts und zwar gar
nichts mit einem demografischen Faktor zu tun. Über die
Finanzierbarkeit der Renten entscheidet einzig und allein die
Produktivität. Und diese Produktivität hat in den letzten Jahren
derart zugenommen, dass der demografische Faktor um ein Vielfaches
ausgeglichen werden könnte. So konnte im Jahr 1900 ein Bauer 4
Personen ernähren. Im Jahr 1950 waren es schon 10 Personen und im
Jahr 2010 gelang es einem Bauern bereits 131 Personen zu versorgen.
Ich betone, ein Bauer kann 131 Personen versorgen, ohne dass diese
Personen hungern müssten. Und da wollen mir neoliberale Strategen
erklären, die Finanzierbarkeit der Renten sei wegen der
demografischen Entwicklung in Gefahr?
Das
wahre Problem besteht jedoch darin, dass den abhängig Beschäftigten
nichts von dieser Produktivitätssteigerung bleibt und das wir zur
Finanzierung der Renten ausschließlich Einkommen aus abhängiger
Beschäftigung heran ziehen.
Gleichzeitig
haben wir ein Geldsystem, welches zur Kreditgewährung derzeit etwa 4
Prozent Einlagen vorweisen muss. Auf deutsch in ganz einfacher
Mathematik. Für 4 Euro Einlagen kann eine Bank 100 Euro Kredite
gewähren. Das bedeutet, für diejenigen die es noch nicht wissen,
die Bank kann in diesem Fall Zinsen für 96 Euro kassieren, die sie
gar nicht besitzt. Die Frage war nur, wie kann man das deutsche Volk
dazu bringen, sein Geld den Banken und Versicherungen als Einlagen zur
Verfügung zu stellen? Das war die Geburtsstunde der Riesterrente.
Dazu
musste zunächst die sicherste Form der Altersversorgung, nämlich
die Umlage finanzierte Rente öffentlich in Misskredit gebracht
werden. Die Umlage finanzierte Altersversorgung ist deshalb die
sicherste Form der Altersversorgung, weil das Geld auf diese Weise
gleich wieder in den Kreislauf gelangt und somit sofort als Nachfrage
wirksam wird. Anders bei der Kapital gedeckten Altersversorgung. Dort
wird das Geld zunächst dem Kreislauf entzogen, fehlt als Nachfrage
und sorgt auf diese Weise für einen Rückgang der Produktion. Wenn
dann später das Geld plötzlich auf die verminderte Warenmenge
trifft sorgt es automatisch für Inflation, da die Waren nicht
vorhanden sind. Nun könnte man durchaus anmerken, dass sich ja
Sparvorgang und Auszahlung irgendwann auf einem Niveau ein pendeln,
welches sich in etwa die Waage hält, nimmt aber dabei trotzdem immer
noch den vollständigen Kapitalverlust durch Bankenpleiten und
Börsenchrashs in Kauf.
Also
hat man eine massive Kampagne gestartet, quer durch alle Medien und
hat regelrechte Horrorszenarien, angeblich ausgelöst durch die demografische
Entwicklung an die Wand gemalt. Gleichzeitig aber hat man auch die
Lösung des neoliberalen Gesindels präsentiert. Nämlich die
Riesterrente. Viele SPD Mitglieder, durch jahrelange neoliberale
Verblödung unfähig den wahren Sachverhalt überhaupt zu begreifen,
stimmten zu. Und erst jetzt, viele Jahre nach den Entscheidungen,
wird das wahre Ausmaß des Desasters immer offensichtlicher. Mal
sehen, wie viele Krümel für heute 30 jährige dann noch übrig
bleiben, wenn diese in Rente gehen. Darauf kann die SPD nun wirklich
stolz sein!
Peter Fischer
3 Kommentare:
Sehr gute Darstellung des Kerns der Rentenproblematik. Mit dem Verstehen des Zusammenhanges fängt alles an. Politische Fehlerkorrekturen werden immer nötig sein. Wer aber nicht hinreichend klar analysiert hat, kann nicht wissen wie und warum korrigiert werden muss. Das Lässt an Frau Merkel denken, einen unfähigeren Regierungschef(in) hatten wir noch nie. Sie will auf Sicht fahren aber sieht nicht, dass sie nicht sieht.
Gruß
Paulus
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