Maskenball bei den ÖRF
Es war einmal... vor vielen Jahren. Da
fingen die ÖRF an, ihre Talkshows als Maskenball auch einer größeren
Menge Interessierter zu öffnen.
Allerdings nicht live im Ballsaal, dieser war den angeblich kreativsten MaskenträgerInnen unter einem jeweils vorgegebenen Themenabend vorbehalten. Sondern in einem öffentlich zugänglichen Nebenraum, dem sogenannten Zuschauerforum.
Allerdings nicht live im Ballsaal, dieser war den angeblich kreativsten MaskenträgerInnen unter einem jeweils vorgegebenen Themenabend vorbehalten. Sondern in einem öffentlich zugänglichen Nebenraum, dem sogenannten Zuschauerforum.
Anfänglich tummelten sich in diesem,
auf Karneval getrimmten Nebenraum nur ein paar Wenige, zunächst noch
ein wenig schüchtern und gut versteckt hinter ihren Masken.
Im Laufe der Zeit fanden sich
allerdings immer mehr Gäste ein. Darunter waren dann auch schon mal
einige nicht maskierte Zuschauer, die weniger von Masken, als von der
Veranstaltung an sich hielten. Und deshalb ebenfalls an diesen
Veranstaltungen teilnahmen.
Woche für Woche gab es da eine
karnevalistische Veranstaltung. Aus dem offiziellen Ballsaal wurde
live übertragen, wie die führenden Maskierten darüber
diskutierten, welche Verkleidung wohl am besten dafür geeignet sei,
das von dem Ballsaal fern gehaltene Faschingsvolk dazu überreden zu
können, in die jeweilig eigene Faschingsveranstaltung zu kommen und
dort eifrig mit dazu beizutragen, dass die Veranstaltung ein großer
Erfolg würde. Auf dass man dann als der nächste Ballkönig oder die
nächste Ballkönigin gekrönt werde.
Da sich die zusehenden Faschingsgilden
im öffentlichen Nebenraum nicht direkt an der live stattfindenden
Veranstaltung beteiligen konnten, suchte man die eigenen Interessen
eben in diesem Forum selbst mit- und untereinander zu diskutieren.
Sozusagen eine Parallelveranstaltung, welche allerdings vom
eigentlichen Veranstalter kontrolliert und auch zensiert wurde.
Der/die ein/e Andere begann daraufhin
daran zu arbeiten, einen eigenen Raum für entsprechende
Veranstaltungen und Diskussionsforen zu freien Entfaltung anzubieten.
Man versuchte auch einen persönlicheren
und direkten Kontakt untereinander aufzunehmen, ohne Maske und
Karnevalsdekoration.
So fanden sich auch Einzelne und boten
ihren Raum als Veranstaltungsort an.
Man holte sich schon auch mal Hilfe und
Ratschläge bei demjenigen, der schon ein wenig Erfahrung damit
hatte, wie man solch eine Veranstaltung aufzubereiten hätte.
Es schienen sich tatsächlich
gleichgesinnte Interessengemeinschaften zu bilden. Man bot an, einen
Raum und entsprechende Zutaten anzubieten. Jeder sollte und konnte
kommen wie er wollte, seine eigenen Lieblingsspeisen mitbringen, um
dann gemeinsam ein Mahl einzunehmen. Auch das Geschirr und Besteck
wurde bereit gestellt. Nicht sortiert nach Besteck für Links- oder
Rechtshänder.
Anfänglich schienen sich diese Treffen
außerhalb des offiziellen Geschehens auch zu richtig guten
Veranstaltungen zu entwickeln. Man akzeptierte und respektierte, dass
jeder sein eigenes Essen, dem eigenen Geschmack entsprechend
mitbrachte und ging auch entsprechend respektvoll miteinander um. Es
spielte zunächst auch keine Rolle, ob Jemand als Linkshänder oder
als Rechtshänder seine Speise servierte oder zu sich nahm. Es ging
ja eigentlich darum, dass man sich bei diesen Veranstaltungen über
Wesentliches austauschen wollte und nicht über das Rezept der
jeweils mitgebrachten Speise und ob man Linkshänder oder
Rechtshänder sei.
Allerdings ergab sich aber auch hier
dann dasselbe Szenario, wie im offiziellen Ballsaal.
Und zwar ab dem Zeitpunkt, als
plötzlich eine/r der Gastgeber/innen damit anfing, dass es nicht
mehr so weiter ginge, dass Jeder sein eigenes Essen mitbringen dürfe.
Urplötzlich begann eine/r der Einladenden die Speise eines/der
Anderen zu kritisieren und unterband es damit, dass er demjenigen,
dessen Speise ihr/ihm nicht mehr zusagte, verbot, die eigene Speise –
auch gegenüber einer Herausforderung, den Herausfordernden - so zu
präsentieren und zu sich zu nehmen, wie es bis dato genehm war.
Die Teilnehmer wurden also ab jetzt
zensiert und damit für gut, weniger gut und schlecht beurteilt und
es wurden nun Vorschriften umgesetzt, welche man im offiziellen
Ballsaal noch gemeinsam kritisiert hatte.
Plötzlich ging es auch hier mehr und
mehr nur noch darum, wer die beste Verkleidung, bzw. die beste Speise
und das beste Rezept derselbigen präsentieren konnte, wer Ballkönig
oder Ballkönigin war. Wer Koch/Köchin und wer Küchenhilfe war.
So war es eigentlich nicht
verwunderlich und nur logisch, dass auch die Teilnehmer dieser
Veranstaltung immer weniger wurden. Obwohl es zwischenzeitlich so
schien, dass sich sogar „neue“ Teilnehmer mit ganz besonderen
(Kurzzeit)Masken einfinden würden. Diese verschwanden aber genauso
überraschend wieder, wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren.
Als einer der ersten Teilnehmer verließ
dann einer die gemeinsame Runde und Veranstaltung, der ganz am Anfang
von einer der Veranstalterinnen über entsprechende Umwege aufgesucht und um
Rat gefragt wurde.
Er ahnte nämlich bereits, was sich
hier für die Zukunft abzeichnete. Weil bereits immer wieder
unterschwellige Andeutungen darauf hinwiesen, wohin diese
Veranstaltung letztlich führen würde, ja gar nicht anders enden
könnte.
Aus der Ferne beobachtete er noch die
Treffen der Übriggebliebenen. Diese versuchten immer noch eine
Veranstaltung zu organisieren und mit karnevalistischen Beiträgen
aufrecht zu erhalten.
Nach und nach aber fiel die Schminke
der jeweils Maskierten mehr und mehr ab. Aus der ursprünglich
angedachten gemeinsamen Veranstaltung wurde mehr und mehr eine
vorgegebene Show, mit entsprechender Regisseurin und
RegieassistentInnen.
Nun allerdings scheint langsam der
letzte Akt dieser Veranstaltung zur Aufführung zu gelangen.
Und nicht jedermann/frau ist eben ein/e
begeisterte/r Ballbesucher/in und Faschingsaktivist/in, bei welchen
Maskenzwang herrscht und der Ablauf nicht frei, sondern
vorgeschrieben wird und ist.
Aber Fasching/Karneval ist ja auch nur
eine verrückte Jahreszeit, an welcher man teilnehmen kann, aber
nicht muss.
1 Kommentar:
Hallo Robert, hallo Lesende,
wieder ein sehr nachdenklicher Beitrag in deiner vorgetragenen Erzählweise.
Ich möchte mit meiner Wortwahl darauf eingehen.
Ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich wagen eine eigene HP/Blog zu betreiben.
Ich habe mich immer dafür gescheut einen solchen Schritt zu wagen und andere Wege der Kommunikation gesucht und gefunden.
Aber was auf dieser „Bühne“abgegangen ist, kann man nur noch mit Kopfschütteln registrieren.
Ich weiß nicht wie annähernd alle 1100 „Zuschauer“ in 5 Tagen über die Aufführung eines bestimmten Teil der Darsteller denken. Interessieren würde mich allerdings schon, ob Clearasil auch geeignet ist sich gegen unterschiedliche Auffassungen über gesellschaftliche Ereignisse zu schützen.
Erfahren werde ich es wahrscheinlich nie, den die Darstellerin will ja diese „Bühne“ verlassen.
Für mich sehr schade. Ihre Beiträge werden mir und meinen Freunden/innen fehlen.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Nietzschmann
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