Sonntag, 28. September 2014

Wieder mal eine kleine Fabel (lateinisch fabula, „Geschichte, Erzählung, Sage“)

Maskenball bei den ÖRF

Es war einmal... vor vielen Jahren. Da fingen die ÖRF an, ihre Talkshows als Maskenball auch einer größeren Menge Interessierter zu öffnen.
Allerdings nicht live im Ballsaal, dieser war den angeblich kreativsten MaskenträgerInnen unter einem jeweils vorgegebenen Themenabend vorbehalten. Sondern in einem öffentlich zugänglichen Nebenraum, dem sogenannten Zuschauerforum.
Anfänglich tummelten sich in diesem, auf Karneval getrimmten Nebenraum nur ein paar Wenige, zunächst noch ein wenig schüchtern und gut versteckt hinter ihren Masken.

Im Laufe der Zeit fanden sich allerdings immer mehr Gäste ein. Darunter waren dann auch schon mal einige nicht maskierte Zuschauer, die weniger von Masken, als von der Veranstaltung an sich hielten. Und deshalb ebenfalls an diesen Veranstaltungen teilnahmen.
Woche für Woche gab es da eine karnevalistische Veranstaltung. Aus dem offiziellen Ballsaal wurde live übertragen, wie die führenden Maskierten darüber diskutierten, welche Verkleidung wohl am besten dafür geeignet sei, das von dem Ballsaal fern gehaltene Faschingsvolk dazu überreden zu können, in die jeweilig eigene Faschingsveranstaltung zu kommen und dort eifrig mit dazu beizutragen, dass die Veranstaltung ein großer Erfolg würde. Auf dass man dann als der nächste Ballkönig oder die nächste Ballkönigin gekrönt werde.

Da sich die zusehenden Faschingsgilden im öffentlichen Nebenraum nicht direkt an der live stattfindenden Veranstaltung beteiligen konnten, suchte man die eigenen Interessen eben in diesem Forum selbst mit- und untereinander zu diskutieren. Sozusagen eine Parallelveranstaltung, welche allerdings vom eigentlichen Veranstalter kontrolliert und auch zensiert wurde.

Der/die ein/e Andere begann daraufhin daran zu arbeiten, einen eigenen Raum für entsprechende Veranstaltungen und Diskussionsforen zu freien Entfaltung anzubieten.
Man versuchte auch einen persönlicheren und direkten Kontakt untereinander aufzunehmen, ohne Maske und Karnevalsdekoration.
So fanden sich auch Einzelne und boten ihren Raum als Veranstaltungsort an.
Man holte sich schon auch mal Hilfe und Ratschläge bei demjenigen, der schon ein wenig Erfahrung damit hatte, wie man solch eine Veranstaltung aufzubereiten hätte.

Es schienen sich tatsächlich gleichgesinnte Interessengemeinschaften zu bilden. Man bot an, einen Raum und entsprechende Zutaten anzubieten. Jeder sollte und konnte kommen wie er wollte, seine eigenen Lieblingsspeisen mitbringen, um dann gemeinsam ein Mahl einzunehmen. Auch das Geschirr und Besteck wurde bereit gestellt. Nicht sortiert nach Besteck für Links- oder Rechtshänder.

Anfänglich schienen sich diese Treffen außerhalb des offiziellen Geschehens auch zu richtig guten Veranstaltungen zu entwickeln. Man akzeptierte und respektierte, dass jeder sein eigenes Essen, dem eigenen Geschmack entsprechend mitbrachte und ging auch entsprechend respektvoll miteinander um. Es spielte zunächst auch keine Rolle, ob Jemand als Linkshänder oder als Rechtshänder seine Speise servierte oder zu sich nahm. Es ging ja eigentlich darum, dass man sich bei diesen Veranstaltungen über Wesentliches austauschen wollte und nicht über das Rezept der jeweils mitgebrachten Speise und ob man Linkshänder oder Rechtshänder sei.
Allerdings ergab sich aber auch hier dann dasselbe Szenario, wie im offiziellen Ballsaal.

Und zwar ab dem Zeitpunkt, als plötzlich eine/r der Gastgeber/innen damit anfing, dass es nicht mehr so weiter ginge, dass Jeder sein eigenes Essen mitbringen dürfe. Urplötzlich begann eine/r der Einladenden die Speise eines/der Anderen zu kritisieren und unterband es damit, dass er demjenigen, dessen Speise ihr/ihm nicht mehr zusagte, verbot, die eigene Speise – auch gegenüber einer Herausforderung, den Herausfordernden - so zu präsentieren und zu sich zu nehmen, wie es bis dato genehm war.
Die Teilnehmer wurden also ab jetzt zensiert und damit für gut, weniger gut und schlecht beurteilt und es wurden nun Vorschriften umgesetzt, welche man im offiziellen Ballsaal noch gemeinsam kritisiert hatte.

Plötzlich ging es auch hier mehr und mehr nur noch darum, wer die beste Verkleidung, bzw. die beste Speise und das beste Rezept derselbigen präsentieren konnte, wer Ballkönig oder Ballkönigin war. Wer Koch/Köchin und wer Küchenhilfe war.
So war es eigentlich nicht verwunderlich und nur logisch, dass auch die Teilnehmer dieser Veranstaltung immer weniger wurden. Obwohl es zwischenzeitlich so schien, dass sich sogar „neue“ Teilnehmer mit ganz besonderen (Kurzzeit)Masken einfinden würden. Diese verschwanden aber genauso überraschend wieder, wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren.

Als einer der ersten Teilnehmer verließ dann einer die gemeinsame Runde und Veranstaltung, der ganz am Anfang von einer der Veranstalterinnen über entsprechende Umwege aufgesucht und um Rat gefragt wurde.
Er ahnte nämlich bereits, was sich hier für die Zukunft abzeichnete. Weil bereits immer wieder unterschwellige Andeutungen darauf hinwiesen, wohin diese Veranstaltung letztlich führen würde, ja gar nicht anders enden könnte.
Aus der Ferne beobachtete er noch die Treffen der Übriggebliebenen. Diese versuchten immer noch eine Veranstaltung zu organisieren und mit karnevalistischen Beiträgen aufrecht zu erhalten.
Nach und nach aber fiel die Schminke der jeweils Maskierten mehr und mehr ab. Aus der ursprünglich angedachten gemeinsamen Veranstaltung wurde mehr und mehr eine vorgegebene Show, mit entsprechender Regisseurin und RegieassistentInnen.
Nun allerdings scheint langsam der letzte Akt dieser Veranstaltung zur Aufführung zu gelangen.

Und nicht jedermann/frau ist eben ein/e begeisterte/r Ballbesucher/in und Faschingsaktivist/in, bei welchen Maskenzwang herrscht und der Ablauf nicht frei, sondern vorgeschrieben wird und ist.
Aber Fasching/Karneval ist ja auch nur eine verrückte Jahreszeit, an welcher man teilnehmen kann, aber nicht muss.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Robert, hallo Lesende,

wieder ein sehr nachdenklicher Beitrag in deiner vorgetragenen Erzählweise.
Ich möchte mit meiner Wortwahl darauf eingehen.

Ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich wagen eine eigene HP/Blog zu betreiben.
Ich habe mich immer dafür gescheut einen solchen Schritt zu wagen und andere Wege der Kommunikation gesucht und gefunden.
Aber was auf dieser „Bühne“abgegangen ist, kann man nur noch mit Kopfschütteln registrieren.
Ich weiß nicht wie annähernd alle 1100 „Zuschauer“ in 5 Tagen über die Aufführung eines bestimmten Teil der Darsteller denken. Interessieren würde mich allerdings schon, ob Clearasil auch geeignet ist sich gegen unterschiedliche Auffassungen über gesellschaftliche Ereignisse zu schützen.
Erfahren werde ich es wahrscheinlich nie, den die Darstellerin will ja diese „Bühne“ verlassen.
Für mich sehr schade. Ihre Beiträge werden mir und meinen Freunden/innen fehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Nietzschmann