Wer
ist ich?
Mitten
in einem leeren großen Zimmer steht, scheinbar in Gedanken versunken
ein Mensch. Kahle Wände umgeben ihn und strahlen eine unangenehme
Kühle aus. Dämmerlicht und absolute Stille tragen auch nicht gerade
dazu bei, sich heimelig und wohl zu fühlen.
„Hallo,
ist da Jemand?“ ertönt ein Ruf, nicht besonders laut, mit einem
leichten Timbre in der Stimme und durchbricht damit die Stille des
Raumes.
„Hallo,
ist da Jemand?“ klingt es als schwaches Echo von den kahlen Wänden
zurück und steht als Frage in dem Raum.
„Hallo,
ist da Jemand?“ wiederholt der einsame Gast dieses Raumes seine
Frage.
Wieder
kommt die gleiche Frage als Echo zurück.
„ICH“
ertönt es wie aus heiterem Himmel, dabei sich mehrfach wiederholend
bedingt durch das Echo.
„Wer
ist ICH?“ geht sofort die Frage durch den Raum.
Auch
diese Frage ertönt als Echo und kommt als Frage bei dem nachdenklich
wirkenden Menschen an.
Ein
wenig verwirrt um sich blickend, fragt sich der Mensch, ob nun er die
Fragen und welche davon selbst gestellt und sie sich auch gleich
selbst beantwortet hatte, oder ob sich da noch Jemand in diesem Raume
befände und seine eigenen Fragen in den Raum geworfen hatte.
Weil
er sich nun gar nicht mehr sicher ist, wiederholt er die Frage:
„wer
ist ICH?“
Selbstverständlich
hallte auch diese Frage durch das Echo wieder mehrfach durch den
Raum.
Er
hielt inne, selbst seine Atemzüge waren kaum vernehmbar. Nichts als
Stille war zu hören, sofern man Stille überhaupt hören kann. Aber
Nichts als Stille zu hören, ist schon wieder als Stille hörbar.
Da
sich also nun einige Momente lang gar nichts mehr ereignete, beginnt
der einsame Gast erneut und beantwortet die vorhergehende Frage mit
leicht bebender Stimme:
„ICH
bin ICH“ hallte es durch den Raum.
Diese
Antwort, obwohl von ihm selbst gegeben, verwirrte ihn nun, bedingt
durch das sich wiederum mehrfach wiederholende Echo noch mehr.
Habe
jetzt ich geantwortet und gesagt, dass ich Ich bin, oder hat mir das
–sich im Raume befindliche- ICH geantwortet, dass es ICH sei?
„Ich
bin ich und Du bist Du“ rief der Mensch nun schon etwas lauter in
den Raum.
Aus
irgendeinem Grunde war aber dieses Mal und urplötzlich kein Echo
mehr zu vernehmen.
„Nein,
ICH bin ich und Du bist Du“ hallte es dafür auf einmal recht
energisch durch den Raum.
„Nein,
ich bin ICH und Du bist Du, denn ICH habe die Frage zuerst gestellt“
antwortete der zunehmend ungeduldig werdende und gar nicht mehr so
einfühlsam wirkende Mensch.
„Irrtum
Deinerseits“ war nun wieder als Antwort zu vernehmen, „denn ich
war schon da, ehe Du Deine Fragen stelltest. Also war ICH schon da,
ehe Du kamst und demnach war und bin ich ICH und Du bist Du.“
„Wenn
Du also ICH bist, dann bin ich demnach Du? Dann bin ich aber auch
wieder ICH, denn Du bist doch ICH. Und Du bist demnach nicht ICH,
sondern Du bist Du, denn ich Du, bin logischerweise ICH, wenn Du ICH
bist.“
Wer
also ist ICH?
Ist
ICH eine Frage der Zeit und des Raumes, der äußeren Umstände?
Ist
ICH ein ewiges, oder ist die Ewigkeit ICH?
Bin
ICH der ICH bin?
Ist
mein Hirn mein ICH? Dann bin ICH aber nicht ICH, sondern das Gehirn
ist das ICH und ICH bin nur Teil meines Gehirnes.
Will
das Gehirn überhaupt mein ICH sein?
Will
ich Gehirn sein?
Ist
das ICH nur eine Marionette? Und von wem?
Ist
der Puppenspieler dann das ICH?
Wenn
er aber zum Puppenspiel seine Marionetten braucht, dann sind seine
Puppen ein Teil seines ICHs und ebenfalls ICHs.
Was
also und wer ist ICH?
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