Märchen
von Einem, der auszog, die Wahrheit zu finden und dabei das Gruseln
lernte.
(Frei
erzählt nach einem Märchen der Gebrüder Grimm)
Es
war einmal ein Vater, der hatte zwei Söhne. Der ältere war
scheinbar klug und gescheit und wusste sich in allem zu helfen; hörte
er doch stets auf die Weisungen und Ratschläge der Erwachsenen und
der Gebildeten in der Welt.
Der
jüngere aber war scheinbar dumm, konnte nichts von dem begreifen und
lernen, was um ihn herum vorging.
Wer
ihn so sah, der dachte bei sich oder sprach es sogar aus: „mit dem
wird man noch seine Probleme haben!“
Wenn
nun aber etwas zu tun war, musste dies immer der ältere erledigen.
Schickte
ihn aber sein Vater noch früh am Morgen oder gar unter Tag´s hinaus
und der Weg ging dabei über Ämter, Behörden, Kirchen oder andere –
das Volk leitende und führende – Stellen, so antwortete er: „Ach
nein, das gibt nur Probleme, ich gehe nicht, mir graut davor und es
gruselt mich!“
Oder
wenn abends beim Feuer Schauergeschichten von Behördengängen,
Regierungserklärungen, Parteiprogrammen, Kirchenpredigten, Recht und
Gesetz, Paragraphen und Artikeln erzählt wurden, sprachen die
Erwachsenen stets davon, dass es ihnen dabei gruselte und das dies
immer schon so war und deshalb auch so bleiben würde.
Der
jüngere aber saß in einer Ecke und hörte dies mit an, aber er
konnte nicht begreifen, was das heißen sollte.
„Immer
sagen sie: es gruselt mir! Es gruselt mir davor!“
Was
ist dies, vor dem es sie alle so gruselt? Mir gruselt´s nicht. Dies
muss wohl eine Lehre oder Kunst sein, von der ich, wie von vielem
anderem, was in der Welt und um mich herum so geschieht, auch nichts
verstehe.
Nun
geschah es aber eines Tages, daß man zu ihm sprach: „Höre, du in
deiner Ecke dort, du wirst groß und stark und immer älter, du mußt
jetzt auch etwas lernen, womit du dein Leben fristest. Nimm dir ein
Beispiel, wie sich dein Bruder Mühe gibt, was die anderen
Erwachsenen aus ihrem Leben gemacht haben. Aber bei dir ist ja Hopfen
und Malz verloren“.
„Aber
Vater“, antwortete er, „ich will ja gerne lernen. Wenn es ginge,
möchte ich lernen, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu finden, damit
es mich nicht, wie alle anderen gruselt. Davon verstehe ich noch gar
nichts.“
Da
lachte der ältere und all die Erwachsenen, die dies hörten und
dachten bei sich: „Du lieber Gott, was für ein Dummkopf, der will
doch tatsächlich die Wahrheit und Gerechtigkeit finden. Aus dem wird
sein Lebtag nichts mehr. Was ein Häkchen werden will, muss sich
beizeiten krümmen und das Knie vor der Obrigkeit beugen.“
Da
seufzte der Vater und antwortete ihm: „Die Wahrheit kannst du schon
suchen, aber leben wirst du damit und davon nicht können. Gehe nur
hinaus in die Welt, dort gibt es an jeder Ecke, auf jeder Bühne,
jedem Podium und auf jeder Kanzel einen, der dir die Wahrheit und
Gerechtigkeit kundtut.“
Bald
danach kam Besuch ins Haus, da klagte der Vater diesem seine Not und
erzählte, wie sein jüngster Sohn seinen Lebensunterhalt bestreiten
wolle. „Denkt euch, als ich ihn fragte, womit er sein Leben
bestreiten wollte, hat er gesagt, dass er die Wahrheit und die
Gerechtigkeit suchen wolle, damit es ihn nicht wie all die anderen,
vor dem Leben gruseln müsse und das Leben müsse doch einen Sinn
haben.“
„Wenn´s
weiter nichts ist“ antwortete der Besuch, „ das kann er bei mir
lernen. Gebt ihn nur zu mir in die Lehre, ich will ihn schon zurecht
biegen.“ Der Vater war damit einverstanden, weil er dachte: „Der
Junge wird doch ein wenig zurechtgestutzt.“
Der
Gast nahm den Jungen in sein Haus. Und dort ging dieser nun in die
Lehre. Dort sollte er zwar nicht die Wahrheit und Gerechtigkeit
finden, aber das Gruseln sollte er schon noch lernen.
Der
Junge stellte fest, dass an allen Ecken und Enden gelogen wurde, dass
sich die Balken bogen, dass, wohin er auch sah, immer und überall
Ungerechtigkeit vorherrschte. Und immer wenn er Fragen nach der
Wahrheit und Gerechtigkeit stellte, bekam er keine Antworten. Stets
tat er, wie ihm geheißen, aber nichts änderte sich. All das, was
man ihm verheißen hatte, nichts davon war wahr. Immer und überall
eckte er mit seinen Fragen nach Wahrheit und Gerechtigkeit an und
resignierend ging der Lehrherr zu seinem Vater und klagte diesem sein
Leid.
„Euer
Junge ist aufsässig, macht mir alle Leute rebellisch mit seiner
ständigen Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Ich will diesen
Taugenichts nicht mehr in meinem Hause.“ Der Vater, erschrocken ob
dieses Zornes seines Gastes, schalt den Jungen aus. „Was sind das
für unsinnige Fragen, mit denen du deine Umgebung ärgerst?“
„Vater“,
antwortete dieser, „hört mich doch an, ich bin ganz unschuldig.
Ich hatte nichts Böses im Auge, ich wollte nur Antworten auf meine
Fragen.“
„Ach“,
sprach da der Vater, „mit dir erlebe ich nur Unglück, geh mir aus
den Augen, ich will dich nicht mehr sehen.“
Und
wieder tat der Junge, wie ihm geheißen. „Ja, Vater, recht gern.
Sobald es hell wird, ziehe ich in die Welt, um die Wahrheit und
Gerechtigkeit zu finden. Vielleicht verstehe ich dann, was für einen
Sinn mein Leben hat.“
„Mach´,
was du willst“, sprach der Vater, „ mir ist alles egal. Du hast
von mir die notwendigsten Regeln und Normen bekommen, um im Alltag
zurecht zu kommen, nimm dir auch ruhig noch die Bibel mit und ein
paar Groschen, damit geh in die weite Welt, sag aber keinem Menschen,
wo du her kommst und wer dein Vater ist, denn ich muss mich deiner
schämen.“
„Ja,
Vater, wie Ihr wünscht. Wenn Ihr nicht mehr verlangt, das kann ich
leicht versprechen.“
Als
der Tag anbrach, steckte der Junge die Bibel und die paar Groschen in
seine Tasche, welche er von seinem Vater erhalten hatte, ging hinaus
in die weite Welt und sprach immer vor sich hin: „ Da muss es doch
noch mehr geben! Dies alles muss doch einen Sinn haben! Wo gibt es
Wahrheit und Gerechtigkeit?“
Da
begegnete ihm ein Mann. Dieser hörte die Selbstgespräche des Jungen
und sagte daraufhin zu ihm: „ Ich kann dir den Weg zu Wahrheit und
Gerechtigkeit zeigen. Du musst nur tun, was ich dir sage.“
„Wenn
weiter nichts dazu gehört“, antwortete der Junge, „das ist
leicht getan.“
Und
so tat er, wie ihm der Mann sagte. Aber er stellte dabei fest, dass
der Mann ihm zwar Vieles sagte, aber selber nicht danach handelte. Er
fühlte sich wiederum belogen und betrogen. Nichts von alledem, was
ihm dieser Mann sagte, war gerecht, oder wahr. Und so fing es ihn an
zu gruseln.
Nach
ein paar Tagen, fragte ihn der Mann, ob er nun wisse, was der Sinn
seines Lebens sei, was Wahrheit und Gerechtigkeit ist?
„Nein“,
antwortete da der Junge, „ woher sollte ich dies wissen? Nichts von
dem, was Ihr mir sagtet, traf ein, rings herum ist nichts als Lug und
Trug! Ihr selbst handelt ja nicht einmal nach euren eigenen Worten“.
Und
so ging der Junge wieder seines Weges und fing wieder an,
Selbstgespräche zu führen und vor sich hin zu murmeln. „Ach könnt
ich doch Wahrheit und Gerechtigkeit finden. Ach könnte mir doch
Jemand den Sinn des Lebens erklären. Ach könnt ich doch Wahrheit
und Gerechtigkeit finden.“
Ein
Mann der Kirche, dem der Junge auf seinem Wege begegnete, hörte dies
und fragte: „ Wer bist du? – Woher kommst du? – Wohin gehst
du?“
„Das
weiß ich auch nicht,“ antwortete da der Junge.
„Was
brummst du dauernd in deinen Bart?“-
„Ach,
ich wollte nur, dass ich die Wahrheit und Gerechtigkeit finde, dass
ich den Sinn des Lebens begreifen könnte, aber niemand kann es mich
lehren,“ antwortete er.
„Lass
dieses dumme Geschwätz“, sprach der Kirchenmann, „komm mit mir,
ich will sehen, dass ich dir helfen kann.“
Der
Junge ging mit dem Kirchenmann mit und sie gelangten an eine heilige
Stätte. Diese war mit Gold und Edelsteinen ausgelegt, ein Pomp und
eine Pracht, wie er sie noch niemals gesehen hatte. Der Kirchenmann
hielt darin eine Predigt nach der anderen. Erstaunt, ob der vielen
Zuhörer, die der Junge hier vorfand, dachte er bei sich, jetzt kann
es mir gelingen, den rechten Weg zu finden. Die Menschen darin
knieten vor einem Altar nieder, bekreuzigten sich und falteten die
Hände zum Gebet. Und er lauschte aufmerksam den Worten, welche er da
von der Kanzel vernahm. Dabei bemerkte er, dass der Kirchenmann aus
einem Buche vorlas, welches seiner Bibel sehr ähnlich war. Und so
hörte er aufmerksam zu. Bevor er sich abends, müde von den vielen
Botschaften, welche er in sich aufgenommen hatte niederlegte, griff
er in seine Tasche, holte seine Bibel heraus und begann darin zu
lesen.
Verwundert
stellte er fest, dass all dies, was er von dem Kirchenmanne bei
dessen Predigten zu hören bekam, genau so in seiner Bibel stand.
Am
nächsten Tage war sein erster Weg in die heilige Stätte und hin zu
dem Manne der Kirche. Diesen dort bereits wieder bei einer seiner
Predigten antreffend, sprach er ihn an: „ Sagt mir guter Mann,
weshalb lest ihr eure Predigten aus einem Buche, meiner Bibel gleich,
legt die Zeilen desselben aus, ermahnt die Leute und jagt ihnen dabei
Furcht ein? Anstatt den Leuten zu sagen, dass sie nur selber in
diesem Buche lesen müssten und danach handeln sollten, ohne Furcht
und Angst? Wenn darin der Weg hin zu Wahrheit und Gerechtigkeit
beschrieben ist, wie ihr dies kund tut, dann bedarf es doch eurer
Auslegung gar nicht mehr!“ Außerdem wurde dem Jungen sehr schnell
klar, dass dieser Mann der Kirche, aber nicht nur dieser, sondern mit
ihm noch viele andere auch, sehr gut davon leben konnten, dass sie
eine Wahrheit verkündeten, welche jeder von denen, dem sie verkündet
wurde, selber nachlesen konnte, wenn er nur wollte.
Nicht
feige, fragte er nun auch noch nach: „Wie könnt ihr davon leben,
dass ihr nur wieder gebt, was jeder Einzelne für sich selber
erfahren kann und, wer finanziert Euch dieses Leben, guter Mann?“
Und
nun stellte sich auch hier ein, was der Junge bereits zu Hause und
auf seinen bisherigen Wegen erfahren hatte. Auch diese Männer der
Kirche redeten zwar von der Wahrheit und Gerechtigkeit, aber kaum
einer von ihnen handelte nach diesen Worten.
Alles
war auf Lug und Trug aufgebaut. Es schien ihm so, als ob all die
Menschen aber auch betrogen und belogen sein wollten.
Richtiggehend
zornig und erbost, verwies der Kirchenmann den Jungen von der
heiligen Stätte und raunte ihn an: „Dann such dir doch deinen Weg
selber, du wirst schon sehen, wo du damit hinkommst.“
Diesen
überkam ob dieser bösen Worte ein weiterer Anflug eines Gruselns
und er erinnerte sich daran, wie es zu Hause war. Als er in seiner
Ecke beim Feuer saß und ringsum einer wie der andere davon erzählte,
dass es ihn, ob der Geschehnisse ringsum, grusele.
Nichts
desto trotz machte er sich wieder auf den Weg, murmelte wiederum vor
sich hin: „Dies muss doch alles einen Sinn haben, die Wahrheit und
Gerechtigkeit muss doch zu finden sein!“
So
vor sich hin murmelnd kam er plötzlich an ein riesiges Gebäude.
Dieses glich fast einem Schloss, hatte viele große Fenster und Türen
und es wimmelte nur so von Menschen darin.
Da
liefen welche in schwarzen Roben und mit Programmen in der Hand
umher; dann wieder begegneten ihm welche in roten Hemden, aber
ebenfalls mit scheinbar wichtigen Unterlagen in den Händen. Auch
grün gekleidete, nicht ganz so elegant wie die anderen, aber auch
sehr wichtig tuend. Und dann waren da noch die mit den gelben
Anzügen, elegant gekleidet, aber irgendwie doch sehr gehetzt
wirkend. Und dann gab es da noch ein paar kleinere Grüppchen, welche
zwar sehr bunt schienen, aber irgendwie wirkten sie doch sehr
verloren. Denn es hatten sich auch nur einige wenige Menschen um sie
gescharrt.
Aber
alle hatten sie einen Anführer, oder war es ein Vorsitzender, auf
jeden Fall führte immer einer das Wort.
Bevor
sie aber das Wort ergriffen, ließen sie stets das Volk zusammen
trommeln und um sich scharen. Sie hatten auch stets kleinere
Geschenke dabei und verteilten diese großzügig unter der
Menschenmenge. Es schien zunächst auch so, als ob sie dies gerne und
freiwillig täten. Doch mit der Zeit merkte der Junge, dass diese
Führer eigentlich etwas von der Menschenmenge wollten und nicht
umgekehrt. Er mischte sich unter das Volk und lauschte nun ebenfalls
gespannt den Vorträgen, welche von den Balkonen herunter gehalten
wurden. Da wurden markige Reden geschwungen. Man machte sich
gegenseitig Vorwürfe. Bezichtigte sich gegenseitig der Lüge und des
Betruges. Andererseits machte aber auch jeder riesengroße
Versprechungen und das Volk jubelte ihnen zu.
Und
so sammelte sich mal eine größere Menge von Menschen bei den
schwarz Gekleideten, dann wieder bei den rot Gewandeten. Aber auch
die grün und gelb Bekleideten konnten eine – wenn auch kleinere –
Menschenmenge um sich scharren.
Wieder
und wieder hörte er davon, wie von Wahrheit und Gerechtigkeit
gesprochen wurde. Und, dass mal der Eine, dann wieder nur der Andere
im Besitz derselben wäre.
Das
Volk aber machte anschließend auf ein großes Stück Papier ein
Zeichen in Form eines Kreuzes. Dieses wurde dann eingesammelt und die
Kreuzchen gezählt. Als das Ergebnis der Zählung fest stand, nahmen
diejenigen, welche die meisten Kreuze auf den Zetteln hatten Besitz
von dem palastartigen Gebäude und jagten die Unterlegenen von
dannen.
Als
der Junge dies sah, gruselte ihn schon wieder ein wenig mehr und er
dachte bei sich: „was sind dies doch alles für Heuchler und
Lügner.“
Weil
aber das Volk mit der Abgabe seiner Stimme – in Form dieses Kreuzes
auf jenen Stimmzetteln – all seine eigene Verantwortung und Kraft
abgegeben hatte, musste es nun tun, wie ihm die „Gewählten“
befohlen.
Diese
hatten versprochen, dass nun Alles – zum Wohle des ganzen Volkes –
besser würde als jemals zuvor und schworen dies bei Antritt ihres
Amtes sogar auf die Bibel.
Auch
hier, dies wurde immer deutlicher, würde er weder Wahrheit, noch
Gerechtigkeit finden.
Deshalb
machte er sich wieder auf den Weg, immer noch vor sich hin murmelnd,
um an anderer Stelle zu suchen.
Dabei
hatte er bereits wieder ein leichtes Gefühl des Grauens und es
gruselte ihn immer mehr.
So
verging Jahr um Jahr. Auf seiner Suche führte ihn sein Weg eines
Tages wieder zu diesem Palast.
Nun
aber waren die anders Farbigen, vor ein paar Jahren noch davon
gejagt, diejenigen, welche das Sagen und den Palast in Besitz
genommen hatten.
Sie
regierten auch schon wieder eine geraume Zeit. Das Volk aber war
inzwischen immer ärmer und mürrischer geworden.
Das
Einzige, was sich nicht geändert hatte, waren die Versprechen von
Wahrheit und Gerechtigkeit und, dass dies alles nur zum Wohle des
Volkes geschehe.
Und
so verließ er ganz schnell wieder diesen Ort, machte sich wiederum
auf den Weg, immer noch vor sich hin murmelnd und einen Schauer im
Rücken spürend und es gruselte ihn mehr und mehr.
Als
er so ein Stück seines Weges gegangen war, stand er urplötzlich vor
einem großen Haus. Über dem Eingangstor stand in Stein gemeißelt:
„Gericht“.
Da
glaubte er sich am Ziel seiner Suche, denn wo, wenn nicht hier,
sollte er Wahrheit und Gerechtigkeit finden?
Schnellen
Schrittes ging er hinein, stand in einem langen hell erleuchteten
Flur und sah eine Tür an der anderen.
Da
huschten Gestalten in schwarzen und roten Roben durch die Gänge.
Andere hatten wieder Uniformen an und führten Menschen an Ketten und
Seilen in den einen oder anderen Raum.
Aus
fast jedem Raum erklang ein vielfaches Stimmengewirr, mal etwas
leiser, dann wieder laut anschwellend.
Vor
den Türen hingen Zettel auf Tafeln in einem Glasfenster, worauf
geschrieben stand: „in der Rechtssache ......“
Da
war er sich ganz sicher, dass er hier Wahrheit und Gerechtigkeit
finden musste, denn Wahrheit und Gerechtigkeit waren im Grunde eine
Rechtssache.
Und
so ging er in einen dieser Räume, sah an der Wand über den Menschen
in ihren Roben ein Kreuz hängen. Auf dem Pult lagen Akten und Bücher
und auch eine Bibel.
Inmitten
des Raumes stand ein Tisch, vor welchem ein einzelner Mensch saß.
Vor ihm erhöht saßen mehrere Menschen in schwarzen Roben.
Es
gab auch Bänke, auf welchen viele Zuhörer saßen und dem Geschehen
lauschten.
Auch
er ließ sich nieder und lauschte dem, was er nun zu hören bekam.
Da
fielen Worte wie: „ nach Paragraph sowieso, nach dem Gesetz
sowieso, im Namen des Volkes usw.“
Was
er aber nicht zu Ohren bekam war: „wahr ist, gerecht ist ...“
Und
es befiel ihn abermals ein leichter Schauer und das Gruseln überkam
ihn bereits wieder.
Nicht
einmal hier konnte er erfahren, was der Sinn des Lebens, Wahrheit und
Gerechtigkeit war und ist.
Ernüchtert
und enttäuscht machte er sich auf den Nachhauseweg.
Dort
angekommen sah er seinen Vater, den Bruder und all die Gäste von
früher, wie sie sich am Kamin wärmend gegenseitig immer noch
Geschichten erzählten und dass es ihnen fürchterlich gruselte.
Und
als sie nun den Jungen eintreten sahen, drehten sich alle um,
schauten ihn mit großen Augen an und sein Vater hob die Stimme und
fragte: „Nun, hast Du den Sinn des Lebens, die Wahrheit und
Gerechtigkeit gefunden mein Sohn?“
„Ach“,
seufzte da der Junge, „ach, mein lieber Vater, ihr hattet ja so
recht. Auch ich kann nun Geschichten erzählen, dass es einen nur so
gruselt. Denn auch ich habe nun das Gruseln gelernt“ und leise vor
sich hin murmelnd fügte er hinzu: „„Aber dennoch glaube ich
daran, dass sich die Wahrheit und Gerechtigkeit finden lässt“.
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