Sehr geehrter Herr Robert Kroiß.
Mit meiner Äußerung über verstehen
und nicht verstehn wollen, wollte ich keinesfalls ausdrücken, dass
Sie sich nicht auf ihren Gesprächspartner einstellen und daneben
Argumentieren. Vielleicht hätte ich es anders ausdrücken müssen,
aber mir ist nichts Besseres in dem Moment eingefallen. Auch bin ich
mir bewusst, dass Sie über einen so langen Zeitraum mit mir die
Gottesfrage durchdiskutieren, dass dies keine Selbstverständlichkeit
ist. Ich bedanke mich dafür, dass auch Ihnen daran gelegen ist,
unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen mit mir auszutauschen.
Nochmals zur Erläuterung meinerseits
bezüglich meiner geäußerten Meinung, dass Sie mich entweder nicht
verstehen oder verstehen wollen, bezieht sich darauf, dass Sie immer
von Gott als faktisch vorhanden sprechen und aus dieser Sicht dann
argumentieren. Siehe:
"Damit
würde „er“ allerdings als „Gott/heit“, seiner Verheißung,
seinem eigenen Wort (das Wort und der Glaube an selbiges als
Grundvoraussetzung der/“seiner“ Schöpfung) selbst unglaubwürdig,
widersprechen und zuwider handeln. Denn die primäre Aussage „Gottes“
im Bezug auf seine Schöpfung ist ja, dass er die „Wahrheit“ und
„Liebe“ und damit die absolute Freiheit, das LEBEN an sich –
und damit selbstredend auch Teil seiner eigenen Schöpfung und nicht
ein „außen stehender Diktator“ mit einer von seinem „Denken
und Handeln“ abhängiger Schöpfung – sei, an welchem seine ganze
Schöpfung teilhaben soll und wird. Dies aber ein „Wachstumsprozess“
ist, wie es in der Schöpfungsgeschichte, bzw. in der Bibel als
Ganzes ja GLEICHNISHAFT dargestellt und niedergeschrieben wurde."
Damit legen Sie sich ja im vor hinein
fest, dass die Bibel das wahre Wort Gottes sei. Das kann aber nicht
die Antwort darauf sein, das ich zweifle, ob es Gott überhaupt gibt
und wenn ja, dass er seinen Willen keinem Propheten kundtat, also
auch nicht die Bibel Gottes Wort beinhaltet. Wenn Sie schreiben, dass
Sie im Gegensatz zu meiner Meinung dazu tendieren oder sich schlüssig
sind, dass die Bibel Gottes Wort ist, O.K. für Sie, aber nicht für
mich. Dann müssten Sie mir schon erklären, warum die Bibel Gottes
Willen widerspiegelt. Ich bezweifle dies nach reiflicher Überlegung,
welche ich auch versuchte darzulegen, wie ich für mich zu diesem
Schluss komme.
Meine Argumentation geht ja
grundsätzlich davon aus, dass es vollkommen Ergebnis offen ist, ob
Gott existiert oder nicht. Daher nützt mir dann, wie schon gesagt,
auf meine Meinung hin keine Antwort, welche Gott voraussetzt, weil es
in der Bibel bezeugt ist. Weiterhin habe ich ja mehrfach mit meinen
Worten versucht darzulegen, dass ich nicht an den Auftrag Gottes an
irgendeinen Propheten glaube, weil dies für mich Gott letztlich
konterkarieren würde, Gottes nicht würdig ist, nicht logisch ist,
da er ja alles weiß, was war, ist und sein wird. Die Vielfalt
unserer Gedanken, wer und was Gott ist und was er will und was nicht,
und was er mit uns vorhat oder nicht, füllt Bände. Dieses
Durcheinander hat Gott gewollt und will dann auch noch strafend
eingreifen? Allein, dazu fehlt mir der Glaube!
Für mich ist es eine Grundsatzfrage,
wer war da? War alles vorhanden ohne Gott, weil es ihn nicht gibt,
oder ist alles nur durch Gott vorhanden? Irgendwie ähnlich der
Frage, was war zuerst da, Huhn oder Ei? Obwohl es hier darum geht, ob
es Gott gibt und er unser Universum erschaffen hat, oder ob das
Universum auch ohne Gott vorhanden ist!
Dann möchte ich noch anmerken, wenn
NICHTS existiert, gibt es auch keinen Gedanken an Gott! Aber das
Universum existiert und wir empfinden uns Real. Daher können wir uns
auch Gedanken machen und einen Gott erdenken, das ist doch logisch.
Wenn es ihn nicht gibt, bleibt es eine gedankliche Fantasie. Wenn es
ihn gibt, jedoch ebenfalls in vielem eine Fantasie, zumindest in der
Ausgestaltung Gottes. Was wissen wir schon über die Möglichkeiten,
vor allen Dingen aber über den Willen Gottes, was er machen will und
was nicht. Für mich stellt sich von meinem Verstand her schon die
Grundsatzfrage, können wir uns durch die Evolution entwickelt haben
oder bedurfte es dazu das Wirken Gottes. Wenn es Gott nicht gibt,
sind wir real existierende Lebewesen inklusive des real existierenden
Universums. Wenn es Gott gibt, existieren viele Möglichkeiten, wie
dieses, das unser gesamtes Universum nur ein Gedankenspiel Gottes
ist. Unser Universum könnte auch ein Regentropfen in einer anderen
Welt, mit unendlich größerer Dimension und anderem Zeitablauf sein.
Unsere Zeitspanne vom herabfallen aus einer Wolke bis zum Zerplatzen
auf dem Boden betrüge Milliarden Jahre, dauerte für die andere Welt
aber nur Sekunden. Zugegeben, alles Fantasie, aber mit Gott als
Gestalter sind so viele andere Möglichkeiten gegeben, die ich mit
diesen beiden nur mal anreißen wollte. Wird natürlich alles nicht
sein, es ist aber nichts ausgeschlossen. Nichts ist bei Gott
unmöglich!
Es ist auch für mich richtig, Ergebnis
offen zu argumentieren. Auch andere Meinungen bzw. Ansichten,
Erkenntnisse usw. dann anzunehmen, wenn sie für mich nach
Überprüfung, die richtigere Denkweise ist. Zugegeben bin ich in
meiner Denkweise ziemlich fest verankert und es ist nicht leicht für
mich, etwas anderes "einzubauen". Aber es geht, wenn ich
zum Ergebnis komme, das es richtig für mich ist!
Ihren Gedanken:
"Dies ist
eben vielleicht der einzige strittige Punkt in unserem
Gedankenaustausch. Ich kann mir keinen Gott (oder was auch immer als
Lebensschöpfer und -schaffer) vorstellen, der nicht selbst genau DAS
erbringen muss, was er von „seiner“ Schöpfung erwartet, was
dem/einem Schöpfungsprozess und „seiner Entwicklung“
entspricht."
Kann ich nicht nur nachvollziehen,
sondern auch zustimmen. Da haben wir sicherlich keinen Gegensatz. Ich
habe es für mich nur anders formuliert. Was sind wir Menschen mit
unseren Möglichkeiten, auch Philosophischen, schon gegenüber Gott?
Einen unlogisch agierenden Gott kann ich nicht als Gott anerkennen.
Gott muss schon gestalterisch sein und garantiert keine sinnlose Hin
und Her Zickereien begehen. Daher sind für mich auch das Alte und
Neue Testament Widersprüche von Gottes Willen. Ist Gott so
kurzsichtig, ihm, wo Milliarden Jahre für uns, bei ihm weniger wie
eine Sekunde sind, innerhalb von ein paar Tausend Jahren seine
Meinung vom archaischen, strafenden, Opfer erhalten wollenden Gott zu
einem alle Menschen liebenden wandeln? Meiner Meinung nach Gottes
unwürdig!
Sie gehen mit mir überein, dass der
Gott der Kirchen und Religionen nicht Gott sei. Aber der Gott der
Bibel ist es Ihrer Meinung nach schon, meiner Meinung nach nicht, wie
oben angemerkt.
Natürlich mache ich mir Gedanken
darüber, wie Gott sein würde, sein könnte, wenn er denn
existierte. Genau so, wie ich mir darüber Gedanken mache, wie es
sein könnte, wenn es keinen Gott gäbe. Es gibt für mich die beiden
Möglichkeiten Gott ja oder Gott nein. Und bei beiden Möglichkeiten
überlege ich tiefer, was dies dann für Auswirkungen,
Ausgestaltungen, Einflüsse, auf uns Menschen haben könnte. Da mache
ich mir natürlich auch ein Gottesbild, bzw. überlege die
Möglichkeiten, wer und was Gott ist und macht und will. Dabei komme
ich aber zu dem Schluss, dass ich das alles nicht weiß und auch kein
anderer Mensch, es allein in Gottes Hand liegt, uns aufzuklären oder
nicht. Und da gefällt mir kein Wischi-Waschi von einer
Religionsvielfalt, wo man sich aussuchen kann, was richtig oder
falsch ist. Da bin ich fest überzeugt, wenn Gott von uns Menschen
etwas Bestimmtes will, dass dieser, sein Wille, uns unzweifelhaft zu
teil würde.
Ihre Denkweise ist mir noch etwas
klarer geworden. Ich hoffe durch meine Darlegungen ist Ihnen meine
Denkweise auch klarer geworden. Für mich ist unser Unterschied in
der Denkweise daran festzustellen, dass Sie letztendlich die Bibel
als Gottes Wort und Wille an uns Menschen verstehen, ich jedoch nicht
und ich vom Ergebnis her weder zur Existenz Gottes oder Nichtexistenz
tendiere, Sie mehr zur Existenz Gottes.
Damit verbleibe ich für heute mit
freundlichen Grüßen.
Walter Neumann