Dienstag, 26. März 2013

Antwort von Walter Neumann auf meinen letzten Post

Sehr geehrter Herr Robert Kroiß.

Glaube an sich ist etwas Urpersönliches. Und selber kann man sich auch nur versichern, dass man an dieses und jenes glaubt und an etwas anderes nicht. Egal, um was es sich handelt, ob um Religion, Gott oder an ein Schicksal, an einen Menschen, eine Partei, einen Staat, eine Überzeugung, meistens hat man es schon mal erlebt, dass der eigene Glaube an irgendetwas brüchig geworden ist und sich ins Gegenteil wandelte. Auch der beste Glaube kann den Bach runter gehen!

Es ist für jeden schön, wenn sich der eigene Glaube immer halten kann. Wenn man an etwas glaubt, ist man davon zwar überzeugt, aber es muss dann nicht unbedingt auch beweisbar sein und vor allen Dingen nicht von anderen in gleicher Weise ge-/bedacht werden. Glaubenszweifel, besonders in Bezug auf eine Religion, dürfte jeder fest daran Glaubende schon mal selbst erlebt haben.

Hier muss ich noch mal energisch auf den Unterschied von Atheisten und Agnostiker hinweisen. Agnostiker leugnen Gott nicht, sie bezeugen ihn aber auch nicht. Sie sagen sie wissen nicht, ob es ihn gibt oder nicht gibt! Was Agnostiker aber (jeder individuell und abgestuft in der Intensität) sicher meist Glauben, dass die bekannten und von Menschen gelebten Religionen nicht den Gott bezeugen, der eventuell tastsächlich vorhanden ist. Die vorhandenen Religionen sind für mich alle nur Menschenwerk. Wieso soll man an den Gott der kath. Kirche glauben, oder an Allah der Moslems oder an die hinduistischen Gottheiten und alle anderen Gottheiten, die es irgendwo auf der Welt immer noch gibt und die, die es schon mal gab und nun Vergangenheit sind.

Alle diese Religionen reklamieren für sich, den einzig richtigen und wahren Gott zu verehren. Je nachdem, wo man geboren wurde, hängt man diesem Glauben solange an, bis man sich entweder in diesem Glauben bewusst wiederfindet oder einem anderen mehr Glauben schenkt oder eben keinem der bestehenden Religionen als wahrer Gottesglaube anerkennt.

Den von den Priestern mir eingepflanzten Glaubenssamen habe ich erfolgreich ausgerissen und diesen Samen als Unkraut erkannt, welcher nicht Wert ist, groß zu werden. Zumindest bei mir nicht!

Ich glaube, Sie haben meine Meinung entweder nicht verstanden oder wollen sie nicht verstehen. Ich hatte es schon einmal ausgeführt, versuche es noch einmal mit anderen Worten. Wenn man die Existenz unseres Universums als gegeben betrachtet, muss es von irgendwoher existent sein! Für uns ist alles real vorhanden! Sollte es schon immer vorhanden gewesen sein, in welcher Form auch immer, sich ändernd, wandelbar, so besteht doch die Frage, wie kann es zu irgendeiner Zeit existent geworden sein. Von nichts kommt nichts! Soweit denkt man zumindest bis heute (meines Wissens nach). Also denkt man an ein Wesen, an Gott, der für diese und letztlich jedwede Existenz verantwortlich zeichnet.

Soweit so gut. Dann stellt sich mir aber die Frage, woher kommt Gott? Wenn einmal nichts existierte, kann er dann schon gewesen sein? Wenn ja, woher entsprang seine Existenz? Wenn er vorhanden war, kann er alles gestaltet, entwickelt haben. Wenn er aber einmal nicht vorhanden war, wie kann er sich dann selber geschaffen haben, um all dies danach zu vollbringen?

Für mich ist es eine ungeklärte Frage, ob unser Universum schon immer vorhanden war oder nicht. Wenn es immer vorhanden war, woher kommt es dann? Wenn es von Gott geschaffen wurde, stellt sich mir die Frage, war Gott schon immer vorhanden? Woher kommt er dann?

Wenn sich unser Universum von selbst entwickelte (wie Atheisten meinen), ist dies für mich genauso unerklärbar, wie wenn es von Gott erschaffen wurde, der sich dann aus sich selbst heraus erschaffen haben muss. Wie kann es solch ein Wesen geben, wenn es schon unwahrscheinlich ist, dass alles von alleine existierte. Gott ist für mich noch eine Stufe unerklärlicher!

Dass das Wissen aller Wissenschaftler nicht zum Beweis heute und in Zukunft ausreichen wird, die Existenz oder Nichtexistenz Gottes endgültig und wahrheitsgerecht zu beweisen, daran glaube ich allerdings fest. Nur Gott selber könnte jedem Menschen zweifelsfrei seine wahre Existenz offenbaren.

Also, ich bin überzeugt, dass Gott zu allem fähig und absolut nicht unfähig ist! Ob Gott im Universum oder außerhalb des Universums existiert, ja wie er existiert, ist völlig außerhalb unseres menschlichen Verständnisses. Über Gottes Wollen wissen wir nichts. Darüber zu streiten ist müßig. Das machen zwar die verschiedenen Religionen, jede nach ihrer Richtung und alle geben vor, Gottes Willen und Wollen uns Menschen zu offenbaren. Aber da sind mir entschieden zu viele verschiedene wahre und einzige "Gottesmodelle".

Dass es schlaue Menschen waren, die die Bibel oder den Koran oder den Buddhismus verkündeten, ist unbestritten. Aber es kann doch nur eine richtige Lehre geben, wenn es eine geben sollte! Dann aber sind alle anderen Religionen garantiert Menschenwerk. Jetzt darf dann ein jeder suchen und hoffen die Richtige zu finden? Was ist mit all den Menschen, die dann die falsche Religion haben, dort quasi Geburt hineingeboren wurden und damit den falschen Gott anbeteten? Kann dies logisch sein, dass Gott solche Unkenntnis den Menschen vermittelt und sie dann danach richtet?

Ich betrachte einen existierenden Gott als die Ultima Ratio. Blödsinn kann ich mir da überhaupt nirgendwo vorstellen. Und was die verschiedenen Religionen an Unterschied zum Gottsein verkünden, kann nicht in seinem Willen sein, dieses "Chaos" anzurichten, indem er angeblich Propheten seine Wünsche, seinen Willen mitteilt und dann laut Bibel uns weissagt, dass es falsche Propheten git.. Tut mir leid, aber daran kann ich nun mal auch nicht Glauben!

Wieso soll es richtig sein, dass Gott die Bibel inspiriert hat? Der Beweis, dass sie existiert, den haben wir, dass es Gottes Werk ist, den haben wir nicht, sondern nur die Behauptung von Menschen. Die ersten Christen in Rom wurden verfolgt und getötet. Aber die Lehre der Nächstenliebe setzte sich durch, ging nicht unter. Ein römischer Kaiser machte sie zur Staatsreligion. Welche Beweggründe er hatte, können wir nur mutmaßen. Danach war die Religion ein Machtmittel der Mächtigen!

Auch suche ich nicht nach dem Paradies, wer weiß, ob es überhaupt existiert? Nur Aussagen von Menschen. Von Menschen, welche andere Überzeugen wollen, es ihnen gleich zu tun, damit erhalten sie Macht über die ihnen Nachfolgenden.

Die Menschheit ist noch zu nahe am tierischen Bereich in ihrem Verhalten. Untereinander wird Friede gehalten, nur wenn es um sexuelle Bedürfnisse und um Nahrung geht, dann wird auch die eigene Art angegriffen. Nun haben wir noch den Verstand, aber der wird auch dazu benutzt, andere Menschen zu übervorteilen, um über diesen Weg ein "Anführer" zu sein. Daher bin ich misstrauisch gegenüber jeglicher Art von Anführerschaft und achte darauf, schaffen sie nur für sich oder auch für die Gruppe, die Allgemeinheit an. Und damit das klar ist, die Religionen schaffen nur für ihre Befehlsgeber an und dann für die eigene Gruppe, und wenn noch was übrig ist, eventuell für andere. Da nützen mir die salbungsvollen Worte nichts, wenn die entsprechenden Taten dazu fehlen!

Zum Schluss mit freundlichen Gedanken an Sie, Robert Kroiß und auch zu Ihren Auffassungen, welche ich nicht teile, aber trotzdem nicht für mich in Anspruch nehme, dass meine Gedanken die Richtigen seien. Ich bleibe dabei, alles ist möglich, aber was es wirklich ist, weiß weder ich noch sonst wer!

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann


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