Sehr geehrter Herr Robert Kroiß.
Glaube an sich ist etwas
Urpersönliches. Und selber kann man sich auch nur versichern, dass
man an dieses und jenes glaubt und an etwas anderes nicht. Egal, um
was es sich handelt, ob um Religion, Gott oder an ein Schicksal, an
einen Menschen, eine Partei, einen Staat, eine Überzeugung, meistens
hat man es schon mal erlebt, dass der eigene Glaube an irgendetwas
brüchig geworden ist und sich ins Gegenteil wandelte. Auch der beste
Glaube kann den Bach runter gehen!
Es ist für jeden schön, wenn sich der
eigene Glaube immer halten kann. Wenn man an etwas glaubt, ist man
davon zwar überzeugt, aber es muss dann nicht unbedingt auch
beweisbar sein und vor allen Dingen nicht von anderen in gleicher
Weise ge-/bedacht werden. Glaubenszweifel, besonders in Bezug auf
eine Religion, dürfte jeder fest daran Glaubende schon mal selbst
erlebt haben.
Hier muss ich noch mal energisch auf
den Unterschied von Atheisten und Agnostiker hinweisen. Agnostiker
leugnen Gott nicht, sie bezeugen ihn aber auch nicht. Sie sagen sie
wissen nicht, ob es ihn gibt oder nicht gibt! Was Agnostiker aber
(jeder individuell und abgestuft in der Intensität) sicher meist
Glauben, dass die bekannten und von Menschen gelebten Religionen
nicht den Gott bezeugen, der eventuell tastsächlich vorhanden ist.
Die vorhandenen Religionen sind für mich alle nur Menschenwerk.
Wieso soll man an den Gott der kath. Kirche glauben, oder an Allah
der Moslems oder an die hinduistischen Gottheiten und alle anderen
Gottheiten, die es irgendwo auf der Welt immer noch gibt und die, die
es schon mal gab und nun Vergangenheit sind.
Alle diese Religionen reklamieren für
sich, den einzig richtigen und wahren Gott zu verehren. Je nachdem,
wo man geboren wurde, hängt man diesem Glauben solange an, bis man
sich entweder in diesem Glauben bewusst wiederfindet oder einem
anderen mehr Glauben schenkt oder eben keinem der bestehenden
Religionen als wahrer Gottesglaube anerkennt.
Den von den Priestern mir
eingepflanzten Glaubenssamen habe ich erfolgreich ausgerissen und
diesen Samen als Unkraut erkannt, welcher nicht Wert ist, groß zu
werden. Zumindest bei mir nicht!
Ich glaube, Sie haben meine Meinung
entweder nicht verstanden oder wollen sie nicht verstehen. Ich hatte
es schon einmal ausgeführt, versuche es noch einmal mit anderen
Worten. Wenn man die Existenz unseres Universums als gegeben
betrachtet, muss es von irgendwoher existent sein! Für uns ist alles
real vorhanden! Sollte es schon immer vorhanden gewesen sein, in
welcher Form auch immer, sich ändernd, wandelbar, so besteht doch
die Frage, wie kann es zu irgendeiner Zeit existent geworden sein.
Von nichts kommt nichts! Soweit denkt man zumindest bis heute (meines
Wissens nach). Also denkt man an ein Wesen, an Gott, der für diese
und letztlich jedwede Existenz verantwortlich zeichnet.
Soweit so gut. Dann stellt sich mir
aber die Frage, woher kommt Gott? Wenn einmal nichts existierte, kann
er dann schon gewesen sein? Wenn ja, woher entsprang seine Existenz?
Wenn er vorhanden war, kann er alles gestaltet, entwickelt haben.
Wenn er aber einmal nicht vorhanden war, wie kann er sich dann selber
geschaffen haben, um all dies danach zu vollbringen?
Für mich ist es eine ungeklärte
Frage, ob unser Universum schon immer vorhanden war oder nicht. Wenn
es immer vorhanden war, woher kommt es dann? Wenn es von Gott
geschaffen wurde, stellt sich mir die Frage, war Gott schon immer
vorhanden? Woher kommt er dann?
Wenn sich unser Universum von selbst
entwickelte (wie Atheisten meinen), ist dies für mich genauso
unerklärbar, wie wenn es von Gott erschaffen wurde, der sich dann
aus sich selbst heraus erschaffen haben muss. Wie kann es solch ein
Wesen geben, wenn es schon unwahrscheinlich ist, dass alles von
alleine existierte. Gott ist für mich noch eine Stufe
unerklärlicher!
Dass das Wissen aller Wissenschaftler
nicht zum Beweis heute und in Zukunft ausreichen wird, die Existenz
oder Nichtexistenz Gottes endgültig und wahrheitsgerecht zu
beweisen, daran glaube ich allerdings fest. Nur Gott selber könnte
jedem Menschen zweifelsfrei seine wahre Existenz offenbaren.
Also, ich bin überzeugt, dass Gott zu
allem fähig und absolut nicht unfähig ist! Ob Gott im Universum
oder außerhalb des Universums existiert, ja wie er existiert, ist
völlig außerhalb unseres menschlichen Verständnisses. Über Gottes
Wollen wissen wir nichts. Darüber zu streiten ist müßig. Das
machen zwar die verschiedenen Religionen, jede nach ihrer Richtung
und alle geben vor, Gottes Willen und Wollen uns Menschen zu
offenbaren. Aber da sind mir entschieden zu viele verschiedene wahre
und einzige "Gottesmodelle".
Dass es schlaue Menschen waren, die die
Bibel oder den Koran oder den Buddhismus verkündeten, ist
unbestritten. Aber es kann doch nur eine richtige Lehre geben, wenn
es eine geben sollte! Dann aber sind alle anderen Religionen
garantiert Menschenwerk. Jetzt darf dann ein jeder suchen und hoffen
die Richtige zu finden? Was ist mit all den Menschen, die dann die
falsche Religion haben, dort quasi Geburt hineingeboren wurden und
damit den falschen Gott anbeteten? Kann dies logisch sein, dass Gott
solche Unkenntnis den Menschen vermittelt und sie dann danach
richtet?
Ich betrachte einen existierenden Gott
als die Ultima Ratio. Blödsinn kann ich mir da überhaupt nirgendwo
vorstellen. Und was die verschiedenen Religionen an Unterschied zum
Gottsein verkünden, kann nicht in seinem Willen sein, dieses "Chaos"
anzurichten, indem er angeblich Propheten seine Wünsche, seinen
Willen mitteilt und dann laut Bibel uns weissagt, dass es falsche
Propheten git.. Tut mir leid, aber daran kann ich nun mal auch nicht
Glauben!
Wieso soll es
richtig sein, dass Gott die Bibel inspiriert hat? Der Beweis, dass
sie existiert, den haben wir, dass es Gottes Werk ist, den haben wir
nicht, sondern nur die Behauptung von Menschen. Die ersten Christen
in Rom wurden verfolgt und getötet. Aber die Lehre der Nächstenliebe
setzte sich durch, ging nicht unter. Ein römischer Kaiser machte sie
zur Staatsreligion. Welche Beweggründe er hatte, können wir nur
mutmaßen. Danach war die Religion ein Machtmittel der Mächtigen!
Auch suche ich nicht
nach dem Paradies, wer weiß, ob es überhaupt existiert? Nur
Aussagen von Menschen. Von Menschen, welche andere Überzeugen
wollen, es ihnen gleich zu tun, damit erhalten sie Macht über die
ihnen Nachfolgenden.
Die Menschheit ist
noch zu nahe am tierischen Bereich in ihrem Verhalten. Untereinander
wird Friede gehalten, nur wenn es um sexuelle Bedürfnisse und um
Nahrung geht, dann wird auch die eigene Art angegriffen. Nun haben
wir noch den Verstand, aber der wird auch dazu benutzt, andere
Menschen zu übervorteilen, um über diesen Weg ein "Anführer"
zu sein. Daher bin ich misstrauisch gegenüber jeglicher Art von
Anführerschaft und achte darauf, schaffen sie nur für sich oder
auch für die Gruppe, die Allgemeinheit an. Und damit das klar ist,
die Religionen schaffen nur für ihre Befehlsgeber an und dann für
die eigene Gruppe, und wenn noch was übrig ist, eventuell für
andere. Da nützen mir die salbungsvollen Worte nichts, wenn die
entsprechenden Taten dazu fehlen!
Zum Schluss mit
freundlichen Gedanken an Sie, Robert Kroiß und auch zu Ihren
Auffassungen, welche ich nicht teile, aber trotzdem nicht für mich
in Anspruch nehme, dass meine Gedanken die Richtigen seien. Ich
bleibe dabei, alles ist möglich, aber was es wirklich ist, weiß
weder ich noch sonst wer!
Mit freundlichen
Grüßen
Walter Neumann
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