Mittwoch, 4. Mai 2022

Gibt es Gleichheit beim Unrecht?

Gibt es Gleichheit im Unrecht?


Diese Frage taucht aktuell (Ukraine Krieg) in vielen Diskussionen auf. Wenn die einen aktuell das tun, was andere bereits schon früher getan haben, dann heißt es zumeist, was soll der Vergleich?!
Wer aber bereits einseitig Partei aufgrund von (Aus)Wirkungen ergreift, sucht nicht mehr nach der Ursache der (Aus)Wirkungen. Für einseitig Partei ergreifende ist ja jeweils die andere Seite die Ursache. Und nicht das, was sie zu unterschiedlichen, verfeindeten Parteien macht und gemacht hat.

Um der tatsächlichen Ursache aber auf den Grund zu gehen, müsste man sich mit der Frage des Rechts und Unrechts, welches für alle ja gleichermaßen gilt, bzw. gelten sollte befassen.


Wenn ein/das Recht für alle gleichermaßen (vor dem Recht/Gesetz sind alle gleich) gilt, dann gilt daraus resultierend auch für alle dasselbe Unrecht(sverständnis). Daraus ergibt sich bereits, dass es im Unrecht ebenfalls eine Gleichheit gibt. Recht ist demnach Recht und Unrecht eben Unrecht. Entweder es können sich alle auf dasselbe Recht und damit Unrechtsverständnis verlassen, oder eben nicht. Dann gibt es aber im Recht auch keine Gleichheit. Und genau dies ist die eigentliche Ursache für das unterschiedliche Rechts- und Unrechtsverständnis durch willkürliche Auslegung. Und wenn dann die Auslegung wiederum nicht gleichermaßen für alle identisch und die Interessen aller berücksichtigt ist, dann kommt es eben durch unterschiedliche Interessen zu verschiedenen Parteien, Feindschaften bis hin zum Krieg.
Der wahre Grund für all die Krisen ist also die interessengeleitete und willkürliche Auslegung von Recht und Unrecht. Dann ist auch nicht mehr das Recht und Unrecht Grundlage und Ursache für die Beurteilung und Parteinahmen. Sondern die interessengeleitete und willkürliche Auslegung der (Aus)Wirkung wird dann zur Ursache erklärt und der „Schuldige“ dieser Erkenntnis folgend benannt.


Ohne das gleiche Rechts- und Unrechtsverständnis ließe sich aber weder Recht noch Unrecht als das erkennen, was es jeweils ist. Und zwar ganz unabhängig davon, wer was davon in der Tat umsetzt oder auch nicht. Von daher gibt es eben Gleichheit nicht nur im Recht, sondern auch im Unrecht. Selbst wenn dies nicht immer und sofort offensichtlich wurde und wird. Ob durch „Belohnung“ für das einhalten des Rechts, oder durch – auch eine nicht erfolgte – Ahndung und Bestrafung bei der Ausübung von Unrecht.

Lüge bleibt eine Lüge, selbst wenn sie nicht jedem offensichtlich wird. Und Wahrheit bleibt ebenso Wahrheit, auch wenn sie nicht jedem offensichtlich wird. Genauso ist es eben mit Recht und Unrecht.
Nur weil die einen sich an das Recht halten, gilt dies nicht per se auch für alle anderen. Nur weil ein Unrecht Handelnder nicht erwischt und seine Handlung bestraft und geahndet wurde, ist und bleibt sein Handeln trotzdem Unrecht. Ansonsten bräuchte man ja gar kein gleiches Recht für alle. Denn ohne Recht lässt sich Unrecht ja gar nicht erkennen und umgekehrt genauso. Und zwar ganz unabhängig davon, wer was davon umsetzt und dabei „erwischt“ wird oder nicht. Was dann bliebe und bleibt, wäre das Recht des Stärkeren.
Auch nicht erwischte Räuber und Mörder sind und bleiben Räuber und Mörder. Also Unrecht bleibt gleichermaßen Unrecht. Und die Opfer sind gleichermaßen Opfer und erleiden dasselbe, ob der Täter erwischt wird oder nicht. Wobei sich selbstredend kein Unrecht handelnder auf das unrechte handeln der anderen berufen kann. Wie man sich auch nicht deshalb an das Recht hält, weil es andere auch tun. Sondern weil es Recht ist und für alle gleichermaßen Gültigkeit besitzt.

Und entweder können sich alle auf das gleiche Recht verlassen oder eben nicht. Dies hat dann auch nur sekundär mit der Ahndung und Bestrafung zu tun. Alles andere wäre eine willkürliche und diktatorische Rechts- und auch Unrechtsauslegung!

Also Gleichheit gibt es sowohl im Recht, als auch im Unrecht, wenn auch nicht immer offensichtlich. Unrecht wird doch nicht deshalb außer Kraft gesetzt, nur weil es nicht immer geahndet wird? Genauso wenig wie Recht nicht außer Kraft gesetzt wird, nur weil es nicht jeder umsetzt?

Genau deshalb ist auch die Frage nach dem Rechts- oder Unrechtsverhalten der USA, NATO, Europas und Deutschlands im aktuellen Ukraine Krieg nicht nur berechtigt, sondern absolut notwendig. Wenn Recht und Unrecht gleichermaßen für ALLE gilt und gelten soll!








 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Kroiß.

Sie schreiben abstrakt über Recht und Unrecht, noch besser gesagt, sie schreiben absolut über Recht und Unrecht.
Aber so weit sind wir Menschen in den verschiedenen Ländern noch nicht, geschweige denn im Zusammenleben unter bzw. mit allen Völkern. Wir sind doch noch ziemlich weit am Anfang von Recht und Unrecht. Genau darüber wird doch gestritten, was für alle als Recht und als Unrecht gilt. Gerade in der Einstellung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine ist dies doch manifestiert, dass es unterschiedliche Herangehensweisen gibt und dieses auch schon immer gab. Leider wird dies noch lange so bleiben. Die Menschheit ist noch Unterentwickelt im Verstehen was Recht und was Unrecht ist. Jedes Land hat noch seine eigene Gesetzgebung. Es wird über die UNO versucht eine weltumspannende Gesetzgebung zu erreichen und auch, dass alle Länder dann danach handeln. Aber nicht nur Russland, sondern auch die USA, genauso wie China, um nur die größten Protagonisten zu nennen, haben im internationalen Rechtsverständnis noch ihre eigenen Doktrinen entwickelt, nach denen sie ihr Handeln ausrichten und als ihr Recht bzw. ihr Rechtsverständnis anwenden. Es kommt also immer auf den Ausgangspunkt des Betrachters an! Und so können sie es wenden und drehen wie sie wollen. Wenn sie aus Putins/Russlands Sicht die Sachlage betrachten, halten sie die Ukraine und die westl. Staaten als überwiegend Schuldige an diesem Konflikt und wenn sie es umgedreht sehen, halten sie Putin/Russland als schuldig an diesem Konflikt. Natürlich wird man immer sehen, dass niemand ganz alleine Schuld hat, aber man tendiert zu mehr hier oder mehr dort hin.

Es gibt keine Gleichheit im Recht und keine Gleichheit im Unrecht. Es kommt immer auf den Betrachter an! Der Betrachter erkennt die Ursachen einer Auseinandersetzung als Wichtig oder als Vernachlässigbar an. Er bewertet aus seiner Position, seiner Rechtsauffassung, Recht und Unrecht, auch mehr Recht hier, als auf der Gegenseite, mehr Unrecht dort, als auf der Gegenseite. Wann es so weit ist, dass Recht und Unrecht nicht mehr auf den Betrachter ankommen, sondern absolutes Gedankengut aller Menschen ist, vermag ich nicht abzusehen. Es ist eher wahrscheinlich, dass dies nie eintreten wird. Ein Rechtsverständnis ist immer Subjektiv und das im Rahmen eines geltenden Rechtes in einem Land, in Vereinigungen, in einem Zusammenschluss von Ländern, in der UNO.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann

Robert Kroiß hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Neumann,

ich kann Ihrer weniger abstrakten und absoluten Darstellung durchaus zustimmen. Aber nur weil „man“ noch nicht so weit ist wie andere, können und dürfen andere doch durchaus abstrakter oder absoluter (nach)denken. Bestenfalls sogar nach dieser abstrakten und absoluten Erkenntnis konsequent handeln. Dies schadet den weniger abstrakt und absolut Denkenden und Handelnden doch nicht im geringsten.
Und da das Leben (an sich, ohne jegliche Betrachtung von wem auch immer und nicht zu verwechseln mit der AusWirkung des Daseins) „abstrakt“ und absolut ist, bleibt für die „richtige“ Erkenntnis bzgl. des Lebens (zumindest für mich) auch nur die abstrakte und absolute Herangehensweise.

Wo ich allerdings nicht mit Ihnen übereinstimme ist, dass Sie, wie auch andere Foristen behaupten, dass es im Recht und Unrecht keine Gleichheit gäbe. Dass es dabei auf den Betrachter und somit selbstredend seine Auslegung ankäme.
Es interessiert einen Baum nicht das geringste, wie und von wo aus ich ihn betrachte. Er ist und bleibt Baum. Wie ich mit ihm umgehe hat allerdings Folgen und zwar für beide. Den Baum und den Betrachter. Wie Unkraut auch Unkraut bleibt und nicht zu einem Fruchtkraut wird, nur weil „ich“ es so betrachte und glaube.

Recht richtet sich nicht nach dem Betrachter, genau sowenig wie Unrecht. Es ist genau umgekehrt. Und genau deshalb gibt es die Gleichheit im Recht und eben auch im Unrecht. Der Betrachter hält sich an das Recht oder auch nicht, begeht Unrecht oder nicht.
Nicht weil „ich“ es als Raub oder Mord betrachte ist es ein Raub oder Mord. Sondern weil es in der Tat Raub oder Mord ist. Da spielt es dann auch keine Rolle, wie und aus welcher Warte „ich“ es betrachte. Und auch für die Opfer spielt „meine“ Betrachtungsweise keine Rolle.
Genauso verhält es sich mit dem Recht und dem Unrecht.
Das eigentliche Problem ist m. E., dass „man“ immer nach „der Schuld, Schuldigen“ sucht. Das Leben an sich kennt aber „Schuld und Schuldige“ nicht. Und die Suche nach Schuld und Schuldigen macht abhängig. Auch von der jeweiligen Auslegung. Von daher versucht „man“ auch immer Schuld und Schuldige differenziert zu betrachten. Was m. E. aber genauso wenig geht, wie das Recht und Unrecht zu differenzieren. Und deshalb dann auch glaubt, dass es keine Gleichheit im Recht und Unrecht gäbe.

Vielleicht wieder abstrakt und absolut gedacht und „geglaubt“. Aber ich kann eben nicht anders, egal wie andere Betrachter dies sehen.

Mit freundlichen Grüßen

Robert Kroiß

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Kroiß.

Es kann für sie und für mich keine Gleichheit im Recht und Unrecht des Krieges Russland gegen die Ukraine geben, weil wir beide, wie sie nach unseren Beiträgen hier oder bei Anne Will feststellen müssen, wir eine unterschiedliche Betrachtungsweise haben. Wir sehen Handlungen unterschiedlich an und bewerten sie unterschiedlich und damit sehen wir das Recht und das Unrecht, was in Tatsache geschieht, aus unseren unterschiedlichen Blickwinkeln auch an und bewerten damit auch was Recht und was Unrecht ist. So kann es für uns Beide keinen Gleichklang im Recht und im Unrecht geben. Und was auf uns Beide zutrifft, trifft auch auf alle anderen Menschen zu. Jeder bewertet Recht und Unrecht immer aus seiner Sicht und die treffen sich mit denen anderer Menschen mal mehr oder mal weniger. Einen Gleichklang gibt es aber nicht. Es kommt eben doch auf den Standpunkt des Betrachters an. Selbst gefällte Urteile bedeuten nicht Recht und Unrecht. Es wird vor Gericht ja nicht Recht gesprochen, sondern ein Urteil gefällt. Unsere Rechtsgelehrten wissen schon, dass mit dem Urteil eines Gerichtes nicht Recht gesprochen wird, sondern eben nur ein Urteil und eben ein Urteil zu einer Sachlage, welches aus dem Standpunkt des Betrachters, hier des Richters, herkommt und somit subjektiv ist und nicht absolut. Wir Menschen können kein absolutes Recht kreieren. Das geht nur bei und durch Gott, wenn es ihn gibt. Bei Gott ist die Wahrheit, der Frieden, das Recht und dabei würde es dann auch absolut richtig sein. Wir Menschen können nur versuchen uns dem zu nähern.

Wenn ich den Baum fälle, das Unkraut ausreiße, kann ich das mit dem Recht des Stärkeren machen, egal was Baum oder Unkraut wollen. Jeder Gärtner meint im Recht zu sein, wenn er Unkraut ausreißt. Jeder Forstwirt fühlt sich im Recht, wenn er Bäume fällt und diese verkauft, damit sie verbrannt oder zu Möbel verarbeitet werden. Da mag der Baum ganz anders drüber denken, er ist der Schwächere und kann sich nicht wehren. Es gibt Pflanzen, welche wehrhaft sind, indem sie einem fressenden Tier Gift verabreichen, sodass sie zukünftig gemieden werden. Sie sehen also, wehrhaft sein verlängert unter Umständen das Leben. Für den Löwen ist das Reißen der Antilope kein Mord, sondern eine Notwendigkeit zum (Über)leben, für die Antilope, wenn sie reden könnte, aber bestimmt ein Mord, welcher ihr das Leben nimmt.

Schuld und Schuldige suchen nur wir Menschen, Tiere und Pflanzen wohl nicht, aber wir können dies nur aus unserer jeweiligen Betrachtungsweise heraus machen. Sie versuchen dies immer als absolut anzusehen, was uns nicht gelingen wird. Es gibt nicht das Recht, das Unrecht die Wahrheit, den Frieden. Es kommt immer auf den Standpunkt an, von wo aus man das Jeweilige betrachtet.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann