Montag, 8. Juni 2015

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat,
egal wie es ausgeht.
Vaclav Havel

ralf.nietzschmann@web.de Nickname: Erster Karl
Unterstützer von Campact https://www.campact.de/

Ralf Nietzschmann für den Stammtisch /Arbeitskreis in Anlehnung an die Nachdenkseiten (NDS)
http://www.nachdenkseiten.de/

Posting zum Thema: Nebensache oder doch nicht

Liebe Freunde des Stammtisch/ AK Leipzig, liebe Bekannte liebe Blogfreunde, verehrte Leser,
ich möchte mal ganz entspannt, abseits von den eigentlich wichtigen Themen, zu einer der schönsten Nebensache der Welt, nämlich zum Fußball und den Vorgängen zur FIFA kommentieren.
Es ist schon erstaunlich, dass gerade jetzt in Zeiten weltpolitischer Brennpunkte und lebensentscheidender Veränderungen für viele Menschen, Stichwort TTIP, die Vorgänge bei der FIFA so vordergründig in den Fokus gerückt werden. Das ÖRF darf da natürlich nicht fehlen und alle politischen Talksendungen beschäftigten sich mit dem Thema.
Plötzlich entdeckt man, dass die FIFA korrupt ist. Eine vollkommen neue Erkenntnis, oder doch nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver?
Dazu möchte ich nicht umfänglich kommentieren.Nur zwei Bemerkungen. Alle Vergaben in der Vergangenheit und nun auch 2018 und 2022 sollen durch Korruption zustande gekommen sein. Nur 2006 soll sauber gelaufen sein. Ist ja logisch, denn in Deutschland gibt es keine Korruption, Schmiergeldzahlung ist in Deutschland ein Fremdwort.
Außerdem haben wir mit der Lichtgestalt des deutschen Fußballs, maßgeblich verantwortlich bei der Bewerbung, einen grundsoliden Vertreter deutscher Befindlichkeiten in das Rennen geschickt. Der brave Steuerzahler in Österreich, hat ja auch keine Sklaven in Katar gesehen.Allerdings räumt Beckenbauer nun ein, dass die sich abzeichneten Korruptionsfälle zum System FIFA gehören.
Das Bildungsorgan für Volksverdummung sieht nun sogar die Bestätigung dafür, dass Datensammlung und Abhören, also Bespitzlung, durchaus mit beigetragen haben, den Skandal aufzudecken. Bestimmt wird mancher Michel in der Südkurve der Stadien das glauben.
Wenn allerdings nun Beckenbauer einräumt, dass Korruption Bestandteil des Systems FIFA sei, hat er Recht, allerdings denkt er zu kurz.
Das System FIFA ist nur möglich in einem systemrelevanten Gesellschaftssystem, dass solche Machenschaften überhaupt erst zulässt.Was ich damit ausdrücken will, ist die Tatsache, dass die derzeitigen Gesellschaftssysteme keinen Deut besser sind. Dabei ist es vollkommen unerheblich welche Staaten man betrachtet.
Zurück zum Fußball und meiner eingangs gemachten Bemerkung.
Man muss den Fußball von verschiedenen Seiten betrachten. Einmal aus Sicht der Fans und an diesen Sport interessierten Menschen und zum anderen aus gesellschaftlich/politischer Perspektive.
Ich möchte keinesfalls gegen Fans und den Anhängern des Fußballs schreiben. Ich gehöre mit Sicherheit auch zu den Anhängern dieses Sports und schalte ganz einfach die Hintergrundbetrachtung ab, wenn ich Spiele verfolge. Dabei, soll keine Entschuldigung sein, bleibt es immer noch jeden Einzelnen überlassen, ob er sich zu diesem Spektakel bekennt, oder eben nicht. In anderen Bereichen des Daseins gibt es diese freie Entscheidung nicht.
Ist es als neutraler Beobachter nicht faszinierend, wenn man gerade die Relegationsspiele zum Auf und Abstieg in die einzelnen Ligen verfolgen konnte.
Da rettet sich der HSV praktisch in letzter Minute, durch eine mehr als zweifelhafte Schiedsrichterentscheidung in die Verlängerung und letztendlich zum Klassenerhalt.
Hier möchte ich ganz klar betonen, dass der Schiedsrichter im Nachhinein wahrscheinlich in der nächsten Zeit nicht mehr ruhig schlafen kann, wenn er sich die Aufzeichnung dieser entscheidenden Szene anschaut.
Mit Sicherheit war es keine Manipulation, sondern eine Tatsachenentscheidung. Interessant allerdings die Betrachtungen in den einschlägigen Foren, vorallen von den Anhängern des KSC. Auch dass ist eben Faszination Fußball.Ist es nicht mehr als tragisch für Holstein Kiel in der Nachspielzeit praktisch den sicher geglaubten Aufstieg zu verspielen?
Nun noch ein paar Bemerkungen zu Nebensache, oder doch nicht?
Ich habe Fußball seit 1948 für mich entdeckt. Erst mit Hilfe meines Vaters und dann selbständig, war jahrelang selber aktiv und auch zu DDR Zeiten Anhänger der Nationalmannschaft der BRD und war besonders von Borussia Mönchen Gladbach beeindruckt. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich geschimpft hatte, wenn Gladbach Spieler abgeben musste. Heute verstehe ich warum das so ist. Es gehört zum System Profifußball und Kommerz.

Wie war es aber in der DDR?
Keinesfalls eine Nebensache, sondern glasklare Politik.Die DDR wollte auch im Fußball ihre Überlegenheit im Sport gegenüber der BRD unter Beweis stellen.
Beim Fußball gelang das nie, es lag mit Sicherheit nicht an den Spielern, sondern am System und den Funktionären. Schließlich haben ja viele Spieler später in der Bundesliga bewiesen, dass sie sehr gute Spieler waren.
Sicher wäre aber eins gewesen, die Fußballanhänger wären immer zu ihren Verein gegangen und den Fußball verbunden geblieben, obwohl jeder die Fehler des Systems kannte. Es ist eben der Sport der vordergründig bleibt, egal unter welchen Umständen.

Nicht anders ist das im Heute und Hier.Es wird kein Skandal, wie jetzt bei der FIFA, oder der fortschreitende Kommerz Fußballanhänger in Massen abhalten, nicht mehr in die Stadien zu gehen. Warum auch, schließlich ist der Profifußball als Wirtschaftsfaktor systemrelevant.
Man sollte auch die durchaus positiven Seiten betrachten. Fußball als Mannschaftssport und die Regularien begünstigen klar das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und das nicht nur auf die oberen Spielklassen bezogen.
Abschließend möchte ich als Leipziger bemerken, dass ich auch sehr angetan bin, dass mit Red Bull ein Investor den Fußball in Leipzig und damit im Osten endlich wieder in den Fokus gebracht hat. Die Traditionalisten gehen zwar massiv gegen diesen Verein zu Werke, aufhalten werden sie ihn nicht. RB ist angekommen, durchschnittlich 25.000 Zuschauer ist für Leipzig eine beachtliche Größe.
Ich bleibe auch dabei, das Red Bull für mich der ehrlichste Verein im Profifußball bezüglich des Kommerz ist, sie spielen mit offenen Karten und gaukeln nicht ein angebliches Mitbestimmungsrecht der Mitglieder( den Michel in der Kurve) vor.
Den Fan interessiert dass doch sowie nicht. Es gehört eben auch zum Geschäft, dass Fans ihre Idole huldigen und verehren, egal ob man im Gefängnis wegen Steuerhinterziehung sitzt, oder einfach mal so über eine halbe Million Strafe abdrücken kann, weil man jahrelang ohne Führerschein unterwegs war.

Profifußball wird immer ein kontroverses Thema für die Öffentlichkeit bleiben, aber ich könne den Fans ihr Vergnügen. Brot und Spiele gab es ja schon bei den alten Römern und hatte schon damals seine Bedeutung für die herrschende Klasse und deren Untertanen.



Glück auf
Ralf

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralf,

müsste man nicht sagen, könnte eine schönste Nebensache sein?

Wenn ich, genau wie du ein „alter Chemiker“, gerade die Entwicklung der sogenannten Traditionsvereine in Leipzig, die ja auf Grund der Insolvenzen keine mehr sind, Lok und Chemie im gegenwärtigen Zustand betrachte, finde ich die Entwicklung auch im unterklassigen Fußball sehr gefährlich.
Gestern Spielabbruch in Erfurt wegen der sogenannten Fans von Lok, eher Chaoten mit Tendenz den Nazis nahezustehen. Am Sonnabend, auch bei Lok, prügeln sich Eltern, Spieler und Ordnungsdienst, bei einen Jugendspiel. Beide mal ging es für Lok um sehr viel, nämlich um die Relegation zum Aufstieg in die Regionalliga und bei den Junioren zum direkten Aufstieg.

Wenn man aber nun die Kommentare in den übergreifenden Medien verfolgt, ist immer noch der Ost-West-Konflikt erkennbar. Sind solche zu verachtende Vorkommnisse nur für den Osten dominant?
Ich denke nein, auch im Westen nimmt das Chaotentum zu. Es ist ein Problem der Gesellschaft.
Besonders sozial Benachteiligte trifft man in dieser Szene, vermutlich im Osten mehr als im Westen.
Also ist nach meiner Auffassung Fußball doch keine Nebensache.
Ansonsten ein guter Kommentar von dir, denn ich nur ergänzen wollte.
Drücken wir echten Leipziger Fußballanhängern RB den Daumen, dass in der neuen Saison der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelingt und vorallen die anständige familienfreundliche Fankultur in der Red Bull Arena erhalten bleibt. Alles für unser Leipzig und für den benachteiligten Osten in Sachen Profifußball und Kommerz.

Bernd L. Chemiker bis zur Wende