Donnerstag, 1. Mai 2014

Zurück in die Zukunft (aus dem Buch "Spiegelungen")

Zurück in die Zukunft

Keine Sciencefiction-Erzählung, sondern politische Realsatire


Die neuen Reformvorschläge hochrangiger Minister/innen der deutschen Regierung nehmen inzwischen obskure Züge an.

Wir schreiben das Jahr:


1936: in Deutschland sind mehrere Millionen Menschen arbeitslos. Schuld sind daran die Juden und andere Länder
Problemlösung: Krieg

1940: die „Führer und Regierenden“ des Landes erheben per Gesetzeserlass die Zwangsarbeit zu einem Recht

1949: ein weiterer deutscher „Michel“ wird in Deutschland geboren.
Er geht in die vorhandene Kinderkrippe, weil Vater und Mutter arbeiten müssen, um überleben zu können. Nicht um sich selbst zu verwirklichen

1952: der deutsche Michel kommt in den vorhandenen Kindergarten, weil Vater und Mutter immer noch arbeiten müssen.

1955: Michel wird eingeschult. Und da Vater und Mutter immer noch arbeiten müssen, geht er nach der Schule auch in den zur Verfügung stehenden Hort. Dort erfährt er Bildung, Wissen und Erziehung.

1963: Nach seinem erfolgreichem Schulabschluss beginnt Michel eine Lehre. Die Arbeitgeber überbieten sich gegenseitig in den Angeboten, um eine Lehrstelle besetzen zu können. Kein Arbeitgeber fragt nach mittlerer Reife, oder gar nach Abitur und Studium. So genannte Berufsberater geben den Schul-abgängern Hilfestellungen bei der richtigen Berufswahl.
Die Wirtschaftswunderjahre boomen immer noch.

1965: Michel, flexibel wie er ist, bildet sich weiter und holt die mittlere Reife während seiner Lehrzeit nach und wird Beamter zur Anstellung.

1967: immer noch äußerst flexibel wechselt Michel den Beruf und wird Postfacharbeiter (Briefträger), weil sich da um einiges mehr verdienen lässt, als es die Beamtenbesoldung zulässt.

1968: Michel heiratet, nicht nur, weil seine Verlobte schwanger ist, sondern auch weil er sie liebt. Der finanzielle Aspekt dabei ist allerdings auch nicht der schlechteste Gesichtspunkt.

1969: Michel wird zum 1.ten Mal Vater. Seine Frau, obwohl inzwischen Buchhalterin bei einem Buchverlag, bleibt ab diesem Zeitpunkt wegen der Kindererziehung zu Hause.

1970: Die Beiden werden zum 2.ten Mal Eltern. 
 
1972: flexibel wie Michel nun einmal ist, wechselt er neuerlich den Beruf und wird Verkäufer.

1974: da der erwartete berufliche und auch finanzielle Erfolg dabei ausbleibt, wechselt Michel immer noch äußerst flexibel noch mal den Beruf. Er geht zur weltgrößten Elektrofirma und arbeitet sich vom Lagerarbeiter, über den Warendisponenten hoch bis zum Logistikmanager. Seine Ehefrau übt inzwischen die eine oder andere Nebentätigkeit aus (heute so genannte 1Euro- und 400Eurojobs), weil die Familie das Geld dringend benötigt. Seine Kinder gehen halbtags in den vorhandenen Kindergarten. Das erste Kind wird eingeschult.

1989: Michels Arbeitgeber beginnt mit Überlegungen, einzelne Geschäfts-Bereiche aus dem riesigen Mutterkonzern auszugliedern. Damit verbunden sind Forderungen an die Arbeitnehmer noch flexibler zu werden, damit die Zukunft des Betriebes gesichert sei. Flexibel wie Michel nun mal ist, stimmt er der ein oder anderen Versetzung zu, nimmt Gehaltseinbussen und Mehrarbeit ohne Bezahlung in Kauf.
Macht also genau das, was Wirtschaft und Politik, auf Grund veränderter Rahmenbedingungen fordern, um damit die Zukunft des Betriebes und damit auch seine eigene zu sichern.
Michel kauft sich auch noch zwei Eigentumswohnungen für seine und der Familie Altersvorsorge. Ebenfalls eine zukunftsweisende Forderung der Politik.
Seine Kinder haben inzwischen unterschiedliche Schul- und Berufsausbildungen erfahren und üben ihre Berufe erfolgreich aus.

2001: Im Alter von 52 Lebensjahren wird Michel gekündigt. Eine notwendige Maßnahme zur Umstrukturierung der Firma seines Arbeitgebers machte diese Kündigung notwendig.

2003: der zunächst ausgegliederte Bereich meldet Insolvenz an. Die Mitarbeiter eines ehemals riesigen Mutterkonzerns stehen auf der Straße. Dieser ausgegliederte Bereich war wohl nur der Testfall für das größte deutsche Bankhaus mit „angeschlossener Elektroabteilung“, um in der Folge weitere Bereiche erfolgreich ausgliedern zu können. Hierzu gibt es inzwischen genügend Beispiele großer Weltkonzerne, wie so etwas funktioniert.

2005: Michel und seine Frau sind nun „HatzIV-Empfänger“.
Die Altervorsorge in Form der 2 Eigentumswohnungen sind sie an die Bank losgeworden. Die Schulden sind geblieben.

Deutschland hat nach den erfolgreichen Wirtschaftsjahren wieder mehrere Millionen Arbeitslose und per Gesetz wieder Zwangsarbeit (1Eurojobs) zum Recht erklärt. Verschiedenste Vorschläge und Forderungen kommen von Politikern und den Regierungs-Parteien. Und schuld daran sind wieder die anderen Länder. Diesmal nennt sich das Ganze Globalisierung. Krieg – ausgehend von deutschem Boden – ist dieses Mal Gott sei Dank nicht die Lösung. Was aber nicht bedeutet, dass wirtschaftliche Interessen nicht auch mit Kriegsmitteln ausgetragen werden. Nur bleibt Deutschland und Europa vorläufig davon verschont.
Nun lauten die Vorschläge, Ideen und Reformpläne der Wirtschaft und Regierenden für eine bessere Zukunft und zur Problemlösung:
Bildung, Weiterbildung, Flexibilität, Kinder kriegen und für die Betreuung derselben entsprechende Einrichtungen zur Verfügung stellen?!

2006: ein „neuer Michel“ kommt zur Welt. Er kommt in eine verfügbare Kinderkrippe, weil sich die Eltern in ihren Berufen „selbst verwirklichen“ dürfen.

2009: der kleine Michel kommt in einen Ganztagskindergarten, welche nun in größerer Auswahl zur Verfügung stehen, wird gebildet und erzogen. Vater und Mutter dürfen sich noch immer in ihren Berufen selbst verwirklichen. Allerdings benötigen seine Eltern auch das Geld, um ihren Lebensunterhalt entsprechend bestreiten zu können. 
 
2012: Michel kann eine Ganztagsschule besuchen. Seine Eltern können und dürfen sich immer noch selbst verwirklichen, solange die Wirtschaft nach Arbeitskräften sucht.

2018: Michel bildet sich fort, macht Abitur, studiert, oder er hat nach seinem Schulabschluss einen Beruf ergriffen.

Die weitere Zukunft???

Er (und auch seine Eltern, wie auch seine Großeltern) machen und machten all das, was die „Führer und Leiter“ dieses Staates forderten und verkündeten. Er macht nichts, aber auch gar nichts anders als seine Vorfahren.

Was aber haben seine Eltern und Großeltern dann aber falsch gemacht, wenn sie die Forderungen von Politik und Wirtschaft erfüllt haben und sich dann aber doch eine ganz andere – als die mit den Forderungen verheißene – Zukunft einstellte?!

Waren die Lösungsvorschläge der „Führer und Leiter“ falsch, wenn sich, trotz Kinder kriegen, Weiterbildung, Bildung und Flexibilität, verfügbaren „Erziehungsstätten“, die Verheißungen einer besseren Zukunft und damit die Lösung der Probleme für seine Vorfahren nicht, wie immer verkündet einstellten?!

Wenn seine Eltern und Großeltern heute wieder als ALGII-Empfänger zu Zwangsarbeit – welche eigentlich nach der gültigen Rechtsprechung in diesem Lande verboten war und ist – gezwungen werden?!

Wurden seine Vorfahren getäuscht (wissentlich oder unwissentlich), als man die Problemlösungen und Reformen, welche man heute als der Weisheit letzter Schluss wieder fordert und verkündet, bereits vor mehr als 50 Jahren schon einmal umgesetzt wurden und damit zum Ergebnis der heutigen Probleme beitrugen?! Oder wurden sie einfach nur belogen und betrogen?!

Kann er dem noch trauen und glauben, was ihm die derzeitigen Führer und Leiter dieses Staates als die Lösung verkünden und verheißen?!


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