Die Angst der Herrschenden (oder der Jahrmarkt der Eitelkeiten)

Der geschützte Gauck(ler)

Dunkle Limousinen, gepanzertes Glas

Männer mit Waffen, Anzug nach Maß
Menschenmassen jubelnd am Straßenrand

ein Heilsbringer fährt wieder durchs Land

Ein Riesenaufgebot an Polizei
ist selbstverständlich auch dabei

versteckt lauern Scharfschützen

um den Heilsbringer zu schützen

Weshalb nur wird er so streng bewacht

ich hatte bei Heilsbringern immer gedacht

dass sie an die Macht nur gekommen

weil man ihre frohe Botschaft vernommen

Wenn sie mit markigen Worten

Versprechen liefern allerorten

und dass sie Diener ihrer Völker wären

bewacht jedoch wie Koryphäen

Vor wem und was werden die nun geschützt

wenn sich alles auf ihre Versprechen stützt

fürchten sie etwa der Völker Dankbarkeit

bei all dem Prunk und dieser Herrlichkeit

welchen sie doch repräsentieren

wenn sie an Armeen vorüber marschieren

und über rote Teppiche stolzieren

da kann man den Menschen studieren

der einst salbungsvoll rezitierte

Wort Gottes, so wie vor Zeiten der Hirte

der von Hosianna-Rufen begleitet

allerdings auf einem Esel reitend

ohne dass von Leibwächtern umgeben

die sich schützend um sein Leben

vor ihn stellen mussten oder sollten

weil die Menschen Ehrfurcht zollten

dem, der einer war von ihnen

der tatsächlich wollte dienen

und sich nicht beschützen lassen

musste vor den Menschenmassen

nicht wie der, der heut´ noch predigt

obwohl er sich des Kirchenamts entledigt

nun nicht mehr sitzt mit seinesgleichen

an einem Tisch um Brot zu reichen

Jenen, denen er voll Eitelkeit

predigt die Bescheidenheit

wie er es schon immer tat

von oben herab verkündet hat

das Wort seines ersten Herrn

nun dient er dem anderen gern

der ihm den Himmel auf Erden

erfahrbar ließ werden

Den Himmel und seine Umsetzung

den er in Gottes Anbetung

allen Menschen verkündet hat

Mann, hab´ ich diesen Heuchler satt

der Gottes Schutz nun nicht mehr will

bisher angeblich sein wahres Ziel

sondern sich stattdessen nun umgeben

von Leibwächtern schützen lässt sein Leben

Wie schizophren und paradox

muss man ihn schützen wie Fort Knox

obwohl er doch nur Gutes bringt

wenn er in höchsten Tönen singt

von Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit

an der sich Mensch an sich erfreut

und davor muss man in bewachen
das ist doch nur zum Lachen

doch wenn ich´s recht bedenke

und diesem Gauck(ler) Glauben schenke

dann macht er eigentlich nur das

was Gauck(ler) machen, nämlich Spaß

© Robert Kroiß