Montag, 20. Februar 2012

Glaub(merk)würdigkeit

(oder die „Wahl“ eines Bundespräsidenten)

Glaubwürdigkeit...was ist das?
Da stellen wir uns jetzt mal ganz dumm, bzw. reagieren genau so, wie „man“ dies von einem dummen Volk auch erwartet.

Glaubwürdigkeit laut Wikipedia:

Glaubwürdigkeit ist ein Maß der Bereitschaft des Adressaten, die Aussage einer anderen Person als gültig zu akzeptieren. Erst im weiteren wird der Person und ihren Handlungen Glauben geschenkt. Glaubwürdigkeit ist eine attributionale Eigenschaft, die anderen zugeschrieben wird. Vor allem die Rechtswissenschaften, Psychologie, Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft widmeten sich dem Thema in den letzten Jahrzehnten. Glaubwürdigkeit ist von zentraler Bedeutung für die Wirksamkeit von Handlungsmotiven und spielt daher in der Öffentlichkeitsarbeit, Marktforschung und Meinungsforschung (Public Relations) eine wichtige Rolle.“

Lassen wir mal Roger Willemsen zu Wort kommen:

„Die Verwendung des Begriffs 'Glaubwürdigkeit' durch die Medien als Kriterium zur Beurteilung von Politik und Politikern hat in den letzten Jahren inflationär zugenommen. Am Beispiel Richard von Weizsäckers wurde schon früh Kritik an diesem Schlagwort geübt:
...nur auf staatstreuer Basis kann man 'Glaubwürdigkeit' überhaupt als eine politisch relevante Kategorie verkaufen. Was soll es schließlich an einem Politiker zu glauben geben ? Entweder heißt das, mit ihm stehen wir im Ausland gut da, sie nehmen uns nicht für das, was wir sind, dann ist seine Glaubwürdigkeit jene gelungene Irreführung, auf die wir offensichtlich angewiesen sind. Oder es heißt, daß man ihn über längere Zeit nicht beim öffentlichen Lügen erwischt hat, und das liegt auch bei Weizsäcker nur daran, daß man sich noch nicht die Mühe gemacht hat, all seine Reden zu vergleichen und ernst zu nehmen. So merkwürdig es nämlich ist: Wenn ein Politiker wirklich einmal von etwas erschüttert wäre und eine Sache rasch und einschneidend verändern wollte, würde man unweigerlich sagen: er ist für sein Amt nicht geeignet. Insofern ist ein Politiker per definitionem alles andere als glaubwürdig. Er sagt, er trauert, aber er trauert nicht, er sagt, er ist betroffen, aber betroffen ist er nicht. Er darf nie beim Wort genommen werden, denn er redet Fiktion, und mehr als jeder andere ist der Präsident das Produkt seiner eigenen Fiktion...[4]
Roger Willemsen: „Denn Dein ist das Reich. Richard von Weizsäcker“. In: „Gemeinsam sind wir unausstehlich. Die Wiedervereinigung und ihre Folgen", Edition Tiamat, Berlin 1990, S. 15/16.

Oder Glaubwürdigkeit als Rechtsbegriff laut Wikipedia:

"Glaubwürdigkeit als Rechtsbegriff bezeichnet die Vertrauenswürdigkeit eines Zeugen im Rahmen der richterlichen Beurteilung einer Zeugenaussage im Rahmen eines Gerichtsprozesses. Im Gegensatz dazu steht die Glaubhaftigkeit der Aussage des Zeugen selbst, das heißt das Maß ihrer Fähigkeit, Vertrauen in ihre Richtigkeit zu erwecken oder aufrechtzuerhalten. Erst beide zusammen ermöglichen den Wahrheitsgehalt der Zeugenaussage zu ermitteln.“

Oder Glaubwürdigkeit in der Rhetorik (die eigentliche Ausführung des Bundespräsidentenamts und die einzige/eigentliche „Macht“ eines Bundespräsidenten):

In der öffentlichen Rede (Rhetorik) hat schon Aristoteles die Glaubwürdigkeit eines Sprechers und seinen Charakter als eine Form der Beweisführung betrachtet. Aristotels ordnetete sie dem Ethos, der moralischen Integrität, einer Person zu, in Kontrast zu Logos (gedankliche Richtigkeit) und Pathos (emotionelle Uberzeugungskraft).

Glaubwürdigkeit ist allerdings auch ein wesentlicher Bestandteil des/eines RECHTsverständnisses.
Also auch eine Frage von Gesetzes- und Rechtstreue; also der Beachtung und der Erfüllung von Gesetzen und Recht!

Lässt man unter diesen Gesichtspunkten sowohl die letzten Wochen, als auch gerade die letzten Stunden, bzw. Tage im Bezug auf das Bundespräsidentenamt und seinen bisherigen (kurzen) Amtsinhaber, sowie des aktuellen Kandidaten Revue passieren, dann fällt mir auf, dass weder Herr Wulff, noch Herr Gauck diesem Anspruch und der Definitionen von Glaubwürdigkeit entsprechen.

Handelte es sich bei dem zurückgetretenen Bundespräsidenten noch um einen, eher der „weltlichen“ Richtung zu zuordnenden, welcher – was allerdings noch NICHT bewiesen ist – scheinbar gegen weltliche Ordnung, Recht und Gesetz verstoßen haben könnte und deshalb über dieses „weltliche“ Gesetz und Recht gestolpert ist, so handelt es sich bei dem „neuen“ Kandidaten um einen „Kirchenfürsten“. Womit sich schon die erste Diskrepanz im Bezug auf Gesetzestreue und Rechtsverständnis und ein offensichtlicher Gesetzesbruch im Bezug auf „weltliches“ Recht ergibt.
Denn wie kann eine nach Recht und Gesetz festgelegte Trennung von Staat und Kirche noch gegeben sein, wenn sich ein – dem Klerus Angehörender und damit eigentlich primär „göttlichem Recht und Gesetz“ für diesen bindend und verpflichtend ist und sein muss – "Pastor" auf einen „weltlichen Altar“ heben und wählen läßt?! Wie kann sich ein „Prediger“ göttlichen Rechts an die erste Stelle eines Reiches wählen lassen, wenn er doch – als „Prediger“ - verkünden muss und verkündet, dass Gottes Reich NICHT von dieser Welt sei?! Wenn er im „Vater unser“ darum bittet, dass „Dein – also Gottes, welches demnach ja noch NICHT da sein kann – Reich komme?!

Wie glaubwürdig kann ein Mensch sein, der noch nicht einmal dem von ihm selbst verkündetem Wort Glauben – z. B. „ Du sollst nicht dem Mammon dienen, Du sollst keine fremden „Götter“ neben mir haben, Du sollst nicht ehebrechen usw.“ - durch Erfüllung von göttlichen Geboten, Gesetzen und Recht schenken kann?!

Aber vielleicht ist es gerade eine derartige Situation, welche noch deutlicher macht, wem es worum geht?!

Das „oberste Gebot“ dieser Religion, nämlich die Nächstenliebe kann und war aber garantiert nicht der Grund und die Veranlassung, diesen „neuen“ Kandidaten zu präsentieren!

2 Kommentare:

Gerd Dietrich hat gesagt…

Hallo Robert,
wenn man Glaubwürdigkeit zugrunde legt, verschlimmert sich doch Alles nur. Der Eine hat für sich und seine Freunde gesorgt, der Andere ist der Hoffnungsträger aller Politikerdarsteller und des Kapitals, so wie ich das bisher aus vielen Beiträgen herausgelesen habe.

Robert Kroiß hat gesagt…

auch sehr lesenswert:

http://www.flegel-g.de/2012-02-20-Gauck.html