Kinderaugen
Fahles
Mondlicht bahnte sich den Weg zwischen ein paar Lücken durch den
Wolken verhangenen Himmel und warf seinen Lichtschein in das kleine
Zimmer.
Darin
saß, in der Mitte des Fußbodens ein kleines Mädchen. Umgeben von
vielerlei Kinderspielzeug.
Inmitten
vieler Barbiepuppen, lagen verstreut auf dem Boden auch noch
verschiedenfarbige Pferdchen und Stofftiere umher.
Das
Mädchen spielte und redete mit all ihren Puppen und Pferdchen, so
als ob ihm diese zuhörten und auch antworteten.
Selbst
als die Mutter in das Zimmer trat, schaute das kleine Mädchen nicht
hoch und lies sich in seinem Spielen nicht beirren. Es setzte seine
Unterhaltung fort.
Die
Mutter beobachtete das Spiel ihres Kindes, verhielt sich dabei
äußerst still, um das Mädchen in dessen Tun nicht zu stören,
sondern nur zu beobachten.
Erst
als das Kind mit Etwas im Raume sprach, was weder eine Puppe, noch
ein Pferdchen seiner Spielzeugsammlung war, sondern einfach nur in
der Luft zu sein schien, da wandte sich die Mutter an ihr kleines
Mädchen mit der Frage: „mit wem sprichst Du denn da so
liebevoll?“
Das
Kind antwortete: „mit Feen, Elfen und Engeln.“
„Aber
ich sehe keine Feen, Elfen oder Engel“ erwiderte die Mutter.
„Du
kannst sie ja auch nicht sehen“, meinte daraufhin das kleine
Mädchen. „Du hast sie längst wieder aus den Augen verloren.“
Die
Mutter erinnerte sich an ihre Kinderzeit. Und es war ihr, als säße
da vor ihr nicht ihr Kind, sondern sie selbst.
Ja,
auch sie hatte mit Puppen und Stofftieren gespielt. Ja und auch sie
hatte mit Feen, Elfen und Engeln gesprochen.
Bis
man sie zum Psychiater brachte und ihren Eltern erklärte, dass sie
krank sei.
Inzwischen
war sie erwachsen, selbst Mutter eines kleinen Mädchens, welches mit
Feen, Elfen und Engeln sprach.
Sie
fragte ihre kleine Tochter, was sie denn mit den Luftwesen zu
besprechen habe.
„Wir
reden über dies und das, sie sagen mir, dass es Opa gut geht und
dass ich auch selber mit ihm sprechen könne.“
Opa
war vor einigen Jahren gestorben. Aber für das kleine Mädchen war
er nicht tot und damit immer noch erreichbar.
„Was
willst Du denn von Opa wissen?“ fragte die Mutter.
„Ach,
ich habe ihn nur gebeten, dass er auf uns aufpassen möge, wenn wir
morgen mit dem Auto unsere Reise antreten und unterwegs sind“.
„Und“,
fragte die Mutter?
„Er
hat mir versprochen, dass er auf uns aufpassen würde“, erwiderte
äußerst selbstsicher das Töchterlein.
Die
Mutter ging aus dem Zimmer, dachte bei sich, was soll ich davon
halten? War nun auch meine Tochter krank, ja gar verrückt, wie
Erzieher, andere Eltern und Psychiater ein derartiges Verhalten zu
bezeichnen pflegten?
Nein,
ich selbst hatte mich als kleines Kind ebenso verhalten, wenn davon
auch kaum noch etwas in meiner Erinnerung hängen geblieben war. Auch
wenn man mich zum Psychiater brachte. Heute weiß ich, dass ich weder
krank, noch verrückt war. Sondern, dass Kinder mit anderen Augen
sehen und sich ihren Glauben solange bewahren, bis man sie „erzieht.“
Ich glaube meinem Kinde, so wie man mir nicht geglaubt hatte. Und
auch wenn mit der Erziehung all diese schönen Dinge und Erlebnisse
verloren gingen und verblasst waren, so wollte ich meinem Kind diese
Erlebnisse und Erfahrungen zumindest für diesen Moment belassen.
Vielleicht konnte ich selber damit wieder ein wenig Teil haben daran.
Einige
Tage später, man war von der angesprochenen Reise glücklich und
unversehrt zurück gekehrt, fiel der Mutter wieder ein, dass ihre
Tochter ja Opa gebeten hatte, dass er auf dieser Reise auf sie alle
aufpassen möge.
Sie
ging in das Kinderzimmer zu ihrem kleinen Mädchen, welches sich
wieder mit seinen Spielsachen beschäftigte und fragte dieses: „hast
Du Dich denn auch bei Opa dafür bedankt, dass er so gut auf uns
aufgepasst hat?“ Sie nahm ihr Kind und das, was es sagte sehr
ernst.
Fast
etwas entrüstet schaute die Tochter ihre Mutter an und meinte:
„wofür und weshalb sollte ich mich bedanken? Er hat es mir doch
versprochen und also nur gehalten, was er mir und sich selbst
versprochen hat.“
Da
stellte die Mutter fest, dass ihr kleines Kind sehr viel gesünder
war, als sie es jemals zuvor gewesen sein konnte, weil man sie nicht
glauben lies.
Und
sie wünschte sich, wieder mit den Augen eines Kindes, welches
geliebt und nicht in ärztliche Obhut und Hände von Psychiatern
gegeben wird, sehen zu können.
1 Kommentar:
Sehr wahr mein Lieber Robert
Kommentar veröffentlichen