Mittwoch, 14. August 2013

Großartige und noch weit ausführlichere Replik auf meinen letzten Post "Warum sind wir nicht einfach mal stolz" von Walter Neumann

Diese ausführliche und m. E. großartige Replik von Walter Neumann habe ich sehr gerne als Gastbeitrag, damit neuen Post und Beitrag veröffentlicht.

Gesendet: Mittwoch, 14. August 2013 15:11
Betreff: Mail von Ihrer Autorenseite

Per E-Mail an Frau Andrea Seibel als Anmerkung zu ihrem Beitrag
"Wir Jammerlappen auf der Insel der Seligen" in der Zeitschrift Die Welt vom 12.08.2013!

Warum man hier den Erfolg des deutschen Modells nicht sieht, sondern nur im Ausland, fragen Sie. Ganz einfach, weil hier viele Menschen sich nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik eine Verbesserung ihrer Lage erhofften, einen persönlichen Aufschwung. Die Kosten für die Einheit wurden noch gerne getragen, aber die Kosten für die €uro-Währungsunion nicht mehr, da entgegen den Versprechungen der meisten Politiker und Medien, der Euro nicht so stark wie die DM ist und bleibt, sondern kostet und kostet. Wer darf diese Kosten bezahlen? Der Steuerzahler. Wer ist der Steuerzahler? Überwiegend der abhängig Beschäftigte und der Konsument, welcher in überwiegender Mehrheit ein und dieselben Bevölkerungsschichten sind!

Von der Politik wurden die Industrie und die Vermögenden durch veränderte Gesetzgebung begünstigt und die Arbeitnehmer zum Ausgleich enorm benachteiligt. Sie mussten Verschlimmbesserungen hinnehmen, damit beispielsweise die Ausfuhren das positive Bild abrunden konnten. Alle in Hartz 4 geschickten, alle Minilöhner, alle Leiharbeiter, alle zur Generation Praktikum gehörenden, alle Nullrunden der Arbeitnehmer, welche vom Zugewinn ausgeschlossen wurden, alle Rentner, welche nur noch reale Minusrunden erleben durch verschiedene eingeführte neue Faktoren und Besteuerung ihrer Rente, was auch auf alle zukünftigen Rentner in noch schlimmerem Maße durchschlagen wird! Und da kommt irgendwann ein jeder Arbeitnehmer mal hin, wenn er es denn erlebt.

Von wegen, nur die Opposition tönt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, auch die Tatsachen sprechen für sich. Die Millionäre und Milliardäre in Deutschland nehmen zu, dagegen müssen immer mehr Menschen mehrere Arbeitsstellen annehmen, um über die Runden zu kommen. Auch die Armuts- und Reichtumsuhr zeigen in laufende entgegengesetzte Richtungen. Wer Geld hat, wird reicher, wer keines hat, wird ärmer. Wenn das reichste Zehntel in Deutschland 63% des Vermögens für sich in Anspruch nimmt gleich 4,8  Billionen Euro, das ärmste Zehntel aber 14,8 Milliarden Schulden hat (die kaum zurückgezahlt werden können), beide Gradmesser aber laufend steigen, dann ist doch klar, wo die Reise hingeht!

Sie vermischen da in ihrem Schreiben einfach die deutsche Wirklichkeit mit der Wirklichkeit in der globalen Welt. Bleiben sie doch seriös und schreiben nur darüber, dass durch die Globalisierung in vielen Ländern der Welt sich die wirtschaftliche Lage für viele Menschen gebessert hat. Das hat doch aber nichts mit dem Vergleich "die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander" zu tun! Dies war und ist hier auf Deutschland bezogen. Trifft für andere westliche Länder jedoch auch zu, aber eben nicht für die globalisierte Welt. Das sind zwei verschiedene Ansatzpunkte und solch eine wörtliche Vermischung ist und bleibt unseriös!

Und dann gehen sie wieder auf unsere deutsche Situation ein, dass bei uns niemand Hungers stirbt! So wird Meinung gemacht! Wenn ich so in Not bin, dass ich tagtäglich um mein Überleben kämpfen muss, dann ist der Aufstieg daraus in eine Welt, wo ich nicht mehr darum kämpfen muss, ein großer Gewinn! Wenn ich aber einen gewissen Luxus hatte, ein Einkommen, was mir die persönliche Freiheit ließ, etwas kaufen zu können, wenn ich es wollte und dann in die Lage versetzt werde, nur noch so viel zu haben, dass ich nicht Hungers sterbe, dann ist dies ein radikaler Abstieg! Und wenn selbst dies nur noch dadurch möglich ist, dass ich mich vor Behördenmitarbeitern entblöße, meine finanzielle, familiäre und berufliche Situation erstmals und dann laufend weiter darzulegen habe und auf alle Anwürfe, ob gerecht oder schikanös zu reagieren habe, damit ich, und auch meine eventuelle Familie überleben kann, ja dann ist dies ein Abstieg hier im reichen Deutschland, wie man es seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde, aber es passiert eben viel zu vielen. Ich würde es den Herren Schröder, Riester, Rürup, Müntefering usw., die dafür verantwortlich zeichnen, wirklich mal "gönnen" auch diese Erfahrung einmal machen zu müssen! Vielleicht würden sie dann anders über ihre "bahnbrechende" Reform denken.

Von seiner Arbeit sollte man schon leben können. Es ist unverantwortlich von den Regierungen, den Unternehmen zuzugestehen, ihre Arbeiter auch so entlohnen zu können, dass diese zum Lebensunterhalt sich noch an den Staat wenden müssen und sogenannte Aufstocker werden. Eine Arbeit, welche nicht durch lebensmögliche Entlohnung zu gewährleisten ist, sollte entweder nicht durchgeführt werden oder bei wirklicher Notwendigkeit durch staatliche Stellen direkt durchgeführt werden. Warum zahlen viel keine Steuern und müssen alimentiert werden? Weil die Gesetzgebung den Vermögenden auf durch Nichtstun entstandene Gewinne nur 25% + Soli an Steuern abfordert, aber auf Arbeitseinkommen bis zu 42% +Soli. Dabei wird noch überhaupt nicht berücksichtigt, dass in letzter Zeit immer höhere Millioneneinkommen auch nicht höher besteuert werden. Ein Hartzer mit 365 € Monatseinkommen gegenüber einem Herrn Winterkorn mit 16 Millionen Euro Jahreseinkommen (wovon ca. 9 Mio. übrig bleiben) sind für ein Land wie Deutschland einfach zu groß im Unterschied! Der Staat brauchte die Gießkanne nicht so auszubreiten, wenn er andere Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Unternehmen, Arbeitnehmer, Einkommen und Steuern festlegen würde!

Auch Ihnen wünschte ich, einmal in den Genuss der Agenda 2010 zu kommen und wie sie dann darüber denken, dass andere die Früchte dieser Agenda ernten dürften. Unser Staat sollte wirklich mit sich ins Gericht gehen und überprüfen, ob es richtig war, auf Kosten der breiten Bevölkerung die Wirtschaft und deren Inhaber so zu begünstigen, dass immer mehr Leistungen aufgeboten werden müssen, um eine trügerische Ruhe im Lande erhalten zu können. Letztendlich dafür, dass die Gewinner ihre Gewinne auch ausleben und sich weiter in diesem Trend fortbewegen können. Und dass mit der Hoffnung verbunden, dass sie ihre so erwirtschafteten Überschüsse auch hier im Lande wieder in neue Investitionen anlegen und weiter mithelfen, diesen Status noch einigermaßen zu erhalten. Aber viele Gewinne werden hier abgezogen und dorthin verlegt, wo Investitionen noch mehr Gewinn versprechen. Dann werden hier eben Arbeitsplätze abgebaut und dort neu aufgebaut, wenn es der Profit denn so vorschreibt, wird man sich dem nicht entziehen können wollen!

Ja, die Mobilisierung gehört auch dazu. Die Vorschriften, bis 80 KM Entfernung muss man noch uneingeschränkt jede Arbeit annehmen. Ist ja egal, wie lange man von seiner Lebenszeit für Arbeit und Wege davon abknapsen muss. Egal auch, ob man mit der Arbeit zufrieden ist oder nicht. Man hat zu funktionieren oder die Strafe in Form von Geldentzug folgt auf dem Fuße. Nur die Spitzenverdiener scheinen heute noch mit ihrer Arbeit im Einklang zu sein. Die meisten Anderen sind froh, eine zu haben, egal ob sie sie erfüllt oder nicht. Aber auch das ist Lebensqualität, die bei den meisten Deutschen einmal vorhanden schien!

Und wenn unser Staat von immer weniger immer mehr an Steuern nimmt, dann hängt dies doch damit zusammen, dass er die Gesetzeslage so verändert hat, dass immer mehr immer weniger zum Leben haben und Zuwendungen brauchen. Hier ist doch genau der Punkt, wo sie sich mit ihrer Beurteilung selber widersprechen, dass Deutsche grundlos jammern! Nein, immer mehr haben Grund dazu, verunsichert zu sein, sich vor der Zukunft zu fürchten, dass ihr eigenes Einkommen nicht zum Auskommen reicht! Vor allen Dingen auch deshalb, weil unsere Regierung immer mehr Euros zur Rettung desselben in immer mehr Länder transferieren und für immer höhere Beträge bürgen muss, welche dann wie ein Damoklesschwert über uns allen hängt und lähmt!

Es gibt mehr wie nur zwei verschiedene Deutschland.  Einmal das der Reichen und Superreichen, dann dass der Mittelschicht, welche teilweise Angst hat, in die Unterschicht abgedrängt zu werden und eben diese Unterschicht, welche sich nicht nur abgehängt fühlt, sondern es auch ist!

Es gibt aber auch noch zwei andere unterschiedliche Deutschlands. Einmal das der Realisten und das der Schönredner, welche sich selber beweihräuchern. Zur letzteren Gruppe zähle ich uneingefochten Sie mit! Allein mit Ideen und anpacken ist es nicht getan, die Rahmenbedingungen müssen stimmen, dass auch diese Menschen nach oben kommen und nicht die Rücksichtslosen, die Betrüger, die Ausbeuter, die Trickser, die Schmierer, die Seilschafter. Früher waren es die ehrlichen Kaufleute, welche zu Geld und Ansehen kamen. Wer sich heute so verhält, hat Schwierigkeiten zu bestehen, da die andere Kategorie sich Vorteile verschafft und so die Vorherrschaft gewinnt. Die überall und auf allen Feldern auftauchenden Anklagen und Verurteilungen sind nur ein kleiner Teil der wirklichen Verfehlungen. Auch da hilft unser Staat mit, denn was nützt beispielsweise ein Mindestlohn, wenn noch nicht einmal ein Tariflohn, welcher für Allgemeinverbindlich erklärt wird, auch überprüft wird, ob er bezahlt wird? Da können Gesetze gemacht werden, wenn sie nicht überprüft werden, ob sie eingehalten werden, dann sind sie Makulatur, nur Beruhigungspillen und sonst nichts. Und einem Billiglöhner noch abzuverlangen, dass er persönlich klagt und dann diesen Rest von Einkommen und damit seine Eigenständigkeit auch noch verliert, ist wirklich lebensfremd!

Und so schließe ich damit, dass sie einen lebensfremden Artikel geschrieben haben für den Großteil unserer deutschen Bevölkerung. Aber dies scheint Usus geworden zu sein von vielen unserer Medienvertreter. Sie handeln wohl in vorauseilendem Gehorsam, um ihr eigenes Dasein in gehobenem Niveau weiter verwirklichen zu können!

Sei's drum, Jeder bestehe vor sich selber!

Ein mit ihren Ansichten nicht konformer

Walter Neumann


NS: Diese Mail an Sie werde ich mir erlauben, auch an die Internetadresse
http://robert-diegrossenreligionen.blogspot.de/
zu versenden mit der Bitte, sie als meine Gegendarstellung auf seiner Homepage zu veröffentlichen.


1 Kommentar:

Gerd Dietrich hat gesagt…

Danke Robert für die Veröffentlichung,
Danke Walter Neumann für den Beitrag,
Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.