Samstag, 29. Juni 2013

Der Sandkasten der „Trolle“ - eine Parabel

Es war einmal.... auf den ersten Blick ein großer, blühender Park, in welchem Gaukler aller Art die Schönheit und Pracht dieses Parks anpriesen. Sie verwiesen auf die Früchte an den Bäumen, welche tatsächlich auch noch Früchte trugen. Die Bäume, welche bereits zu faulen begannen ließen sie links liegen. Denn es galt, die noch vorhandenen Früchte zu verteilen und anzupreisen.

Inmitten dieses Parks fand sich auch ein riesengroßer Sandkasten. Woche für Woche wurde in selbigem neuer Sand aufgeschüttet. Und Woche für Woche fanden sich, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Landschaften kommend, eine ganze Menge Trolle zum großen und gemeinsamen Sandburgen bauen ein.

Jeder brachte sein eigenes Sandspielzeug mit, um gemeinsam mit den anderen eine Skulptur aus dem Sand zu formen. Die ein oder anderen Trolle kannten sich bereits auch außerhalb des Sandkastens und tauschten sich über dies und das aus.
Schien es anfänglich auch noch, als hätten diese Trolle alle ein gemeinsames Interesse, so stellte sich mit der Zeit heraus, dass eigentlich doch jeder nur seine eigene Sandburg bauen und als die einzig wahre Sandburg anerkannt sehen wollte. Zusätzlich zu dem öffentlichen Sandkasten hatte sich manch ein Troll auch seinen eigenen kleinen Sandkasten angelegt, in welchem er sich im Sandburgen bauen übte.

Waren sich die Trolle anfangs auch noch darüber einig, dass der Woche für Woche nachgefüllte Sand erst noch gesiebt und von den groben Beilagen befreit werden musste, ehe man sich gemeinsam an das Werk machen konnte, ging es nach einer gewissen Zeit los, dass man sich schon nicht mehr darüber einig war, von was der Sand befreit und ob er überhaupt gesiebt werden musste, ehe man ihn verwenden könnte.

Von derlei Uneinigkeit unberührt, versuchten einige Trolle trotzdem – weil ja ihrem eigentlichen Sinn und Interesse entsprechend – gemeinsam an einer Sandburg mit dem bereits vorhandenen Sand zu bauen. Sie siebten die Menge des Sandes, welchen sie zum bauen benötigten. Dabei wurde natürlich offensichtlich, was so alles unter den Sand gemischt und trotzdem als feiner Sand angeliefert war.

Vom Fortschritt und dem stückweise sichtbar werdenden gemeinsam erstellten Bauwerk begeistert, fanden sich immer mehr Trolle inmitten des Sandkasten ein und halfen tatkräftig mit, die Skulptur Stück für Stück weiter zu entwickeln.

Es schien tatsächlich so, dass sich mit der Zeit ein gemeinsames und großartiges Werk erstellen ließe, zu welchem jeder seinen Teil beitrug.

Aus zunächst unerfindlichen Gründen aber kamen sich eines Tages die bis dahin großartig ergänzenden Trolle in die Haare.

Suchte man nach der Ursache dieses Zwistes, kam man nicht umhin, sich auch mal außerhalb des Sandkastens und des Parks umzusehen. Denn hin und wieder, beinahe schon regelmäßig trugen der ein oder andere Troll seine privaten Diskrepanzen in die Gemeinschaft und zu all jenen, die eigentlich nur gemeinsam den Sand bewegen wollten, welcher sich im Sandkasten befand.
Es bildeten sich auf einmal kleinere Grüppchen, die sich darin einig waren, wie die Sandburg auszusehen hatte, welche man gemeinsam bauen wollte und wer von den anwesenden Trolle dabei mitwirken dürfe. Ein anderes Grüppchen von Trollen wiederum wollte gar nicht erst in dieser Art und Weise an diesem Bauwerk teilnehmen.

Und es kam, wie es kommen musste. Anstatt gemeinsam den vorhandenen Sand zu bewegen, warf man sich den Sand nun gegenseitig ins Gesicht. Worüber dann ein Streit entbrannte, wer den nun damit begonnen habe.

Damit hatte aber sowohl der Sand, als auch der Sandkasten seine eigentliche Aufgabe als verbindendes Element der Trolle verloren. Sie waren nicht mehr dazu da, gemeinsam darin zu spielen und ein gemeinsames Bauwerk zu erstellen. Sondern der Sand wurde nun zu einer Waffe, um sich gegenseitig damit zu bewerfen.

Als die ersten Trolle dies bemerkten und darauf hinweisen, dass man nun eigentlich die zuvor vorhandene gemeinsame Basis verlassen habe und es so keinen Sinn mehr mache, weiter zu bauen, warf man diesen vor, dass sie sich mädchenhaft und feige verhielten, weil sie dem Streit aus dem Wege gingen. Also eigentlich genau entgegengesetzt dem Verhalten eines Trolls.

Aber auch als sich der eine oder andere Troll trollte, hörten die Streitereien nicht auf und es wurde sich weiterhin mit dem Sand – anstatt gemeinsam zu bauen – beworfen. Selbst wenn ein bestimmter Troll gar nicht im Sandkasten anwesend und am Bauen beteiligt war, wurde über diesen und seine Art zu bauen gelästert.
Wehrte sich dieser, nachdem er davon gehört hatte, dann fielen gleich ein paar der verbündeten Trolle über diesen her. Beschuldigten ihn, obwohl aktuell gar nicht beteiligt, dass er mit Sand geschmissen hätte und die anderen an ihrem gemeinsamen Bauwerk hinderte.

Und die Moral von der Geschichte?

Auch Trolle benötigen zum eigenen Selbstbewusstsein und zur eigenen Rechtfertigung wohl stets einen anderen und schuldigen Troll.
Selbst Trolle, alle ein und derselben Wesenheit entsprechend schaffen es einfach nicht, sich der Gemeinsamkeiten zu besinnen und des gemeinsamen Wesens entsprechend zu verständigen. Sondern scheinbar brauchen selbst Trolle diverse Wertigkeiten, in welchen sie sich und ihresgleichen ein- und unterteilen können. Da gibt es selbst im Reich der Trolle dann größere und kleinere, bessere und schlechtere Trolle. Ja selbst im Reich der Trolle soll es die Unterscheidung in Guttrolle und Schlechttrolle geben.

3 Kommentare:

Gerd Dietrich hat gesagt…

Ja Robert, die Welt der Trolle ist schon eigenartig. Ihr moderner Sandkasten hat zwar Internetanschluss aber die Spielart ist noch wie in alten Zeiten.
Vielleicht ändert sich im September wieder was, wenn die Göttin aller Trolle verabschiedet wird.

Gerd Dietrich hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

:) :) :)
Gut verarbeitet.