Samstag, 4. Mai 2013

Der „Orchestergraben“ ....

oder weshalb es in Blogs und Foren zu Misstönen kommt.

Es begab sich zu der Zeit, als alle Welt in die – von den Eigentümern gegen Gebühr verliehenen - Konzertsäle des Landes strömte, um sich der „Musik“ hinzugeben. Die einen aktiv, um ihr Können feilzubieten, die anderen passiv, um zu lauschen, was derzeit an aktueller Musik dargeboten würde.
Medien gerecht wurde auf großen Plakaten das jeweilige „Konzertstück“ angekündigt.

Und jedweder, der sich befähigt und begabt fühlte, ein/sein Instrument zu spielen, brachte sein Instrument, aber auch seine eigenen Noten und Musikstücke welche/s er beherrschte zu der Veranstaltung mit und machte sich auf, seinen Beitrag zu einer konzertanten und harmonischen Aufführung beizutragen.

Kaum hob sich der Vorhang auf der Bühne, legten die ersten Solisten – während noch der ein oder andere Zuhörer in den Konzertsaal eintrat - los und spielten, was ihre Noten und Finger her gaben.
Da kamen, virtuos ihre Saiteninstrumente, Blechbläser, Pauken und Trommeln, Schlagzeug und Percussion, Flöten und andere Holzblasinstrumente beherrschenden Künstler auf die Bühne und ein jeder wollte den Beweis seines Könnens der Öffentlichkeit darbieten.

Schnell bildeten sich kleine Gruppen zu Chören; Quartetten, Quintetten und kleinen Combos, welche sich schnell auf eine vorzutragende Melodie einigen konnten.

Man konnte als Zuhörer durchaus feststellen, dass einige dieser Künstler ihr Instrument und ihre angelernten und entsprechend beigebrachten Musikstücke sehr gut beherrschten. Es wurden auch die sehr unterschiedlich bevorzugten Musikrichtungen deutlich.
Da gab es diejenigen, welche auf die klassisch, konservative Musikrichtung bauten. Andere wieder waren schon etwas moderner angehaucht. Und wieder andere bevorzugten die 12-Ton Musik und vom Jazz angehauchte Musik.
Somit war der Raum erfüllt von den unterschiedlichsten Klängen. Aber es hatte nichts mit der Harmonie von Klängen zu tun. Es war nur mehr eine sehr lärmende Geräuschkulisse.

Weil aber jeder dieser Künstler darauf bestand, dass nur seine Noten die einzig richtige und wahre Musik dar böten, verließen – ob des nun entstandenen Lärms und der Misstöne - nach und nach der ein oder andere Zuhörer den Konzertsaal und die Veranstaltung.

Es war einfach abzusehen, dass, solange sich die einzelnen Künstler nicht auf ein und dieselben Noten, ein und dasselbe Werk einigen konnten, keine Harmonie in den Klängen entstehen konnte.
Jeder würde weiterhin sein – wenn auch noch so perfekt beherrschtes – Instrument, seine Noten und sein Musikstück spielen und versuchen, all die anderen Künstler dahingehend zu überzeugen, dass nur sein Musikgeschmack, seine Musikrichtung, sein Stil und seine Noten die einzig wahre Musik für das gesamte Publikum wäre.
Und anstatt nach der Harmonie durch ein und dasselbe Musikstück, nach ein und denselben Noten spielend, der Gemeinsamkeit aller Einzelkünstler in der Musik, wodurch jeder einzelne Künstler, wie auch die Zuhörer vom Gesamtwerk profitieren würden, zu suchen, wurde der Streit um die Musikrichtung und die Noten immer heftiger.
Nur weil man sich nicht darauf besinnen konnte, dass man ja im Prinzip eigentlich ein und dasselbe Interesse – der die Künstler verbindenden Gemeinsamkeit - nämlich der Musik hatte, kam es nicht zu einer harmonisch klingenden gemeinsamen Aufführung.

So wird Woche für Woche, bzw. beinahe schon täglich den virtuosen Künstlern eine Bühne – gegen eine entsprechende Gebühr und Obolus – geboten, auf welcher sie ihre Kunst auf den Markt einer großen Öffentlichkeit tragen können.
Die Eigentümer der „Bühne“ lachen sich derweil ins Fäustchen, weil sie ständig für eine Bühne ab kassieren können, auf welcher es bis dato nicht zu einem harmonischen Konzert – von welchem alle Beteiligten profitieren könnten – kommt.
Eine Veranstaltung nach der anderen wird angekündigt. Die Gebühren weiterhin von allen Beteiligten, ob darbietender Künstler oder Zuhörer entrichtet und eingezogen. Die Eigentümer dieser Bühnen werden dabei immer reicher und veranstalten inzwischen ihre eigenen Konzerte mit den eigenen Künstlern.
Und man wundert sich darüber, dass derart viele Künstler nicht in der Lage sind, gemeinsam ein harmonisches und großartiges Konzert geben zu können, von welchem alle Beteiligten gemäß ihrer Erwartung profitieren (könnten).
Was für ein Konzert würde es geben, wenn sich alle Musikkünstler darauf besinnen würden und könnten, dass es erst gemeinsam zu einer großartigen Aufführung kommen könnte. Dass sie nicht die – gegen entsprechende Gebühren verliehene – Bühne der Mächtigen benötigten. Sondern dass sie alle gemeinsam, ob aktiv oder passiv in den großartigen Genuss im Bezug auf Musik kommen und als „Straßenmusikanten“ die gesamte Öffentlichkeit erfreuen könnten.

[[ Ein Lied ginge um die Welt ]].

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Robert,

Wenn wir die ganze Welt (wie Shakespeare sagt) als Bühne sehen, dann ist sie aktuell total VERSTIMMT. Weil (wie Du verdeutlichst) jeder nur sICH in den Vordergrund stellen will und dadurch die EINIGKEIT verloren gegangen ist.
Daher würde ich sagen: Die ganze Welt muß NEU GESTIMMT werden.

Grüße,
Demetrius

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Kroiß,

Viele Menschen können zusammen Musik machen, wenn sie dasselbe Stück spielen, aber gemeinsam Reden können sie zwar, aber dann wird niemand verstanden.

Mit den Foren und Blogs ist dies jedoch anders, da kann es eine Vielzahl von Schriften geben und alle können gelesen werden, wenn man es denn will.

Ihr Orchester verstehe ich, meine jedoch, dass dann Äpfel mit Birnen verglichen werden und es so auf Foren und Blogs nicht anwendbar ist, mit gleicher Zunge zu schreiben. Unterschiede sind unbedingt gefragt, sonst entsteht keine Fortentwicklung. Und Fortentwicklung ist auch auf diesem Felde unbedingt notwendig!

Freundliche Grüße

Walter Neumann

Robert Kroiß hat gesagt…

Hallo Herr Neumann,

dies sehe ich ein wenig anders. Natürlich können in Blogs und Foren viele Schriften von sich gegeben werden. Wenn diese aber nicht in einer "einheitlichen" Sprache (und da meine ich jetzt nicht den Dialekt oder die Nationalsprache) abgefasst sind, dann kommt es schon deshalb zu Verwirrungen (s. h. Turmbau von Babel).
Auch in "meinem" Orchester gibt es ja die verschiedensten "Interpreten", aber da sie sich allesamt nicht an denselben "Noten" orientieren (oder wie es Demetrius Degen in seinem Kommentar beschreibt "wenn alle Instrumente des Orchester verstimmt, also in einer völlig unterschiedlichen und anderen Tonlage das "gemeinsame Musikstück" interpretieren, kommt es zu den entsprechenden Disharmonien), spielt eben jeder sein eigenes Stück. Ob dies für ein gemeinsames Fortkommen (außer dass sich immer mehr "Zuhörer" abwenden) dienlich ist, wage ich zu bezweifeln.

ebenfalls liebe Grüße

Robert Kroiß

Gerd Dietrich hat gesagt…

Hallo Robert,

ich finde Dein Gleichnis mit dem Orchester ganz passend,
das Problem was ich sehe ist:
augenblicklich wollen auf der Weltbühne und in den Foren zuviele Dirigent sein und den Takt vorgeben. Dazu wird nicht irgendeine kleinen Trommel geschlagen, nein, dafür reicht die lauteste Kesselpauke so gerade. Wie verstimmt alle Instrumente sind, spielt keine Rolle.

Ich habe sogar den Eindruck, dass der Erste Geiger verhindern soll, dass das Orchester mit gestimmten Instrumenten und im gleichen Takt spielt.

Den zahlenden Zuschauern wird bei jeder Gelegenheit vermittelt, das sei schon so richtig und wenn er das bezweifelt wird ihm gesagt, er hätte von Musik keine Ahnung.
Selbst dem Komponisten wird aus der gelben „Heißeluft-Bläsergruppe“ Unkenntnis seines eigenen Werkes vorgeworfen.

Manchmal glaube ich, es soll mit dieser schrägen und lauten Musik verhindert werden, dass die Zuschauer hier die Zuschauer aus den Nachbarländern hören, die ihren Unmut über die schiefen Töne schon mal ganz schön laut und mit eigener „Begleitmusik“ äußern.

Sehr ärgerlich finde ich nur, dass die Konzertagentur in Brüssel Deutschlands Steuerzahlern die Unterhaltungkosten für Musikfreunde und Musiker der anderen Nationen auf’s Auge drücken willl.

Ich meine Walter Neumann hat insofern Recht, dass in Foren jeder "seine eigene Musik, nach seinen Noten machen kann, da sie dort nacheinander gespielt wird". Man kann nun mal nicht zwei oder mehr Beiträge gleichzeitig lesen.
Das ist der Unterschied zur Musik wo hunderte Instrumente gleichzeitig spielen können, aber eben nur in der gleichen Tonart und im gleichem Takt, wenn es harmonisch klingen soll.

Ich stimme Demitrius Degen zu: Die ganze Welt muss neu gestimmt werden!

Aber dazu müssten die Musikproduzenten aus Übersee, die Götter von Goldman-Sachs, mitmachen und ob sie das wollen?

Anonym hat gesagt…

Hallo Robert,

habe meine Ansicht zum aktuellen Thema der „Verstimmung“ und zur Entwicklung im großen Ganzen einmal zusammengefast, und setze diese „oben“ ein.

Hallo Gerd,
der Beitrag betrifft auch Deine „Aussage“ : „Aber dazu müssten die Musikproduzenten aus Übersee, die Götter von Goldman-Sachs, mitmachen und ob sie das wollen?“
Die werden natürlich NICHT zustimmen, und sich mit Händen und Füßen wehren. ;- ))

Grüße an Alle,
Demetrius