Sehr
geehrter Herr Robert Kroiß.
Für
die etwas längere Antwortzeit brauchen Sie sich doch bitte nicht zu
entschuldigen. Jeder sollte nach seiner Zeit und Lust und Laune
antworten oder nicht.
Ihren
Ansatz, dass die Wirklichkeit besser sein müsste, teile ich. Sie
beziehen diese aber auf die Religionen und den Glauben. Ich jedoch
nicht. Auch fehlt mir Ihr Zugang, dass die Religion = Rückbesinnung,
etwas mit den Religionen zu tun hat. Wenn Religion = Rückbesinnung
bedeutet, ist dies doch grundsätzlich unterschiedlich, ob
Rückbesinnung eines Menschen auf eigene Werte, Vorstellungen, auch
Familie, Vorfahren, wie Rückbesinnung auf die uns bekannten
Religionen.
In
der Schule gibt es Religionsunterricht. Auch konfessionell
begründeten Religionsunterricht. Da baut alles auf Schriften und
Beispielen aus der Vergangenheit auf und soll uns Lehren und
Erkenntnisse für die Zukunft und das eigene Tun anbieten. Wenn dies
wertneutral geschieht und damit JEDEM seine eigene Erkenntnis und
Wirklichkeit bleibt, ist dies gut. Aber unsere Religionsvorgaben
werden nicht wertneutral, sondern glaubensabhängig vermittelt und
werden mit dem Fingerzeig auf ein Leben nach dem Tode verknüpft. Das
alles ist aber auch deswegen nicht glaubwürdig, weil es von den
Predigern selbst meist nicht vorgelebt wird, welche es lauthals als
allein heil bringend verkünden. Es soll ein Leben in Frieden und
Freude, ohne jegliche Sorgen sein, aber nur für diejenigen, welche
an das Glauben, was ihnen "vorgebetet" wird!
Für
mich denke ich, habe ich Religion ausgeübt und betreibe sie noch.
Ich besinne mich, ich denke über Gott und die Welt nach, versuche
"meine Erkenntnisse" für mich im tatsächlichen Leben zu
verwirklichen, zumindest das, was ich selber verwirklichen kann. Da
sind wir sicher nicht auseinander. Die Verknüpfung von Religion =
eigener Rückbesinnung mit der Religion = Glaubensgemeinschaft(en) =
Rückbesinnung(en) sind für mich zwei absolut voneinander getrennte
Welten. Einmal betonen sie die Religion als Rückbesinnung, um dann
doch wieder auf die Religion als Glaubensgemeinschaft zu verweisen,
diese gleich zu setzen.
Als
einzelner Mensch, habe ich für mich die Erkenntnis, dass ich im
Bezug auf Gottes Existenz bzw. Nichtexistenz, nichts weis! Mir hat
sich Gott nicht offenbart, dass er existiert. Von anderen Menschen
höre und lese ich, er sei existent. Kann sein, kann nicht sein! Für
Menschen, welche an Gott glauben wollen, ist dies ein Angebot, auf
das eingegangen werden kann, jeder nach seiner Façon. Da sind viele
Suchende, welche die Religion, den Glauben wechseln, weil sie wohl
ihrer eigenen Erkenntnis nicht nachgehen, sondern die Erkenntnisse
anderer leben wollen! Sie sind sich ihrer selbst nicht sicher und
brauchen diese Hilfsangebote. Für diese Menschen ist es gut, dass es
die Religionen gibt.
Ihr
Ansatz heißt: "Die großen Religionen, Gott und die Welt."
Damit setzen sie voraus, dass Gott existiert. Mein Ansatz ist eben,
kann sein, kann nicht sein, ich weis es nicht und für mich ist klar,
dass kein Mensch es weis! Wer es behauptet, von dem behaupte ich, er
sagt wissentlich die Unwahrheit, weil es KEIN Mensch weis, sondern
nur GLAUBEN, es zu wissen! Das ist für mich ein gravierender
Unterschied!
Wenn
Sie behaupten, ich glaube, dass Gott existiert, sage ich, ich glaube,
dass ich es nicht weis! Für mich ist auch klar, was ich schon mal
schrieb, dass viele daran glauben, dass es Gott gibt, weil sie
letztendlich hoffen, dass es ihn gibt und auch das verheißene "Ewige
Leben". Ich hoffe auch, bin aber Realist genug, um mir zu sagen,
du hast ein Leben im Jetzt und Hier, lebe es, so gut, wie es deiner
Erkenntnis nach sein sollte und die Gesellschaft der Mitmenschen es
zulässt! Wenn es dann noch ein Leben nach dem Tode geben sollte, um
so besser! Aber in der Gewissheit, dass es ein Leben nach dem Tode
gibt, im HEUTE zu leben, verändert, verstellt die reale Sicht und
beeinträchtigt die eigene Lebensweise radikal! Auch bin ich da mehr
Realist, weil ich nur mit geringer Aussicht auf Erfolg, damit rechne,
dass dies geschehen wird. Dies ist ein in die Welt gesetztes
Wunschdenken, womit die Menschen in Hoffnung versetzt werden für
eine Zeit, in die niemand sehen kann und in die alles, aber auch
wirklich alles hineingeheimnisst werden kann. Damit macht man sich
Menschen doch nur gefügig (als Zahler, für den Machterhalt)!
Sie
suchen einen Lösungsansatz für die aktuelle Wirklichkeit, zur
Verbesserung derselben durch die Religionen? Dort suche ich ihn
nicht, weil die Religionen nur Glaubensanhänger suchen, welche nur
an diese Religion "glauben", ohne zu wissen!
Visionen,
Vorankündigungen, Erkenntnisse, Anregungen, Vorgaben, sind das
Metier der Philosophen, welche über alles philosophieren und
versuchen zu erklären, was erklärbar ist und zu deuten, was noch
nicht erklärbar ist. Da bin ich ganz weltlich eingestellt als Mensch
und als Suchender. Ich mag die Logik, versuche mich ethisch zu
verhalten, beachte die Erkenntnisse der verschiedenen Wissensgebiete
und versuche per Metaphysik die Gründe unseres Seins zu erklären.
Ich möchte ein selbstbestimmtes und vernunftbasiertes Leben auf
Grundlage meines eigenen Nachdenkens mir ermöglichen.
Ich
bin nicht davon abhängig, was andere mir vorgeben, weil ich fest
daran glaube, dass mir niemand als Wissender sagen kann, was mit Gott
ist oder nicht ist! Ich muss nicht Glauben! Erkenntnisse über die
uns umgebende Natur ist für uns real, über Gott aber irreal! In
unserer realen Welt muss doch jeder laufend für sich entscheiden,
was er selber von einer "Sache" hält und was nicht und
sich entsprechend verhalten. Mein NICHTWISSEN bezieht sich
letztendlich auf ALLES, was ich nicht weis! Es existiert viel mehr,
von dem ich nichts weis, wie von dem ich weis. Selbst das gesamte
Wissen unserer Menschheit dürfte mehr Lücken haben wie gefüllt zu
sein! Und dann gibt es doch einen gravierenden Unterschied von
Nichtwissen. Die Atomspaltung kann ich nicht nachvollziehen, von den
Abläufen zur Erzielung einer Atomspaltung weis ich nichts, sie aber
für mich real, weil nachrichtlich oft genug passiert. Die
Mondlandung soll ein Fake sein, behaupten manche, doch daran GLAUBE
ich, weil die reale Möglichkeit für die USA besteht, diese
durchzuführen. Was anderes dagegen ist für mich der Glaube an einen
Schöpfer und an Gott als jemanden, welcher gerade auf uns Menschen
seinen Blick richtet und von uns ein Leben in seinem Sinne verlangt,
ohne uns dies mitzuteilen. Wenn wir nur EINEN Mittler hätten, dem
Gott seinen Willen offenbarte, könnte man noch anders darüber
denken. Aber bei der Vielzahl derer, welche sich als "Sprachrohr
Gottes" zu erkennen geben und immer nur alleine die Gültigkeit
von Gott hätten, kann man sich dies doch wirklich schenken.
Was
nicht heißt, dass die für das Zusammenleben der Menschheit
wichtigen Erkenntnisse und Vorgaben, außer Acht gelassen werden
sollten. Wie immer im Leben sollte man auch da das Rad nicht neu
erfinden, sondern sich richtige Erkenntnisse zu eigen machen, soweit
man kann und will.
Wir
Menschen sind ein Teil der Natur. Wir haben ein Stammhirn, ein
autonomes Nervensystem, in dem die Abläufe automatisiert sind. Dazu
gehört auch die Fortpflanzung. Wer sich dann nicht in seinem
Großhirn vorab "Rückbesonnen" hat, wie er sich verhält,
reagiert bei entsprechender Hormonausschüttung automatisch und fragt
sich nicht mehr selber zurück, ob sein Tun in unserer heutigen Zeit
noch normal ist. Das in unserem Großhirn gespeicherte Wissen wird
dann einfach ignoriert und das aufgebaute eigene Gewissen
unterdrückt, ausgeschaltet, nicht beachtet.
Den
Beweis für Gott kann auch ein Glaubender nicht erbringen, er kann
halt nur glauben. Wissen aber ist etwas anderes. Wenn ich in Betracht
ziehe, dass es auch keinen Schöpfer gibt, dann muss unsere Welt auch
so vorhanden gewesen sein und einem Ablauf folgen. Ob und von wem
dieser Ablauf in welchem Maße verändert werden kann, ist für mich
offen. Wir Menschen können Veränderungen in unserem Bereich Erde
vornehmen, welche Einfluss auf diesen Planeten hat. Bestimmt nicht
alles zum Vorteil, aber es gibt eben doch auch positive Veränderungen
durch uns. Glaubwürdigkeit bezieht sich auf Personen, aber auch auf
Wissen, Darstellungen. Vielen "Religionsstiftern" gestehe
ich eine gewisse Glaubwürdigkeit gerne zu. Glaubwürdig in ihrem
Bestreben, Verhaltensmaßregeln für Menschengruppen zu definieren,
welche zur gegebenen Zeit sinnvoll waren und zum Teil auch heute noch
sind. Aber den Teil, der zum Glauben an einen Gott aufruft, in dessen
Namen sie verkünden, diesen Teil möchte ich nicht mitgehen. Da sage
ich mir, bei der Vielzahl der mitgeteilten Gottesmöglichkeiten, kann
es ja höchstens nur eine Richtige geben. Welche ist das? Da mag ich
kein Urteil drüber abgeben und sage mir ganz konservativ: Wenn Gott
will, dass ich so und so zu leben habe, um nach seiner Façon selig
zu werden, dann bitte, möchte ich dies auch persönlich mitgeteilt
bekommen oder zumindest eindeutig wissen, wer das Recht hat, in
seinem Namen diese Verhaltensmaßregeln zu verkünden.
Wenn
sie meinen, dass sich Gott ihnen offenbart hat, darf ich sagen, schön
für Sie. Mir fehlt dieses Erlebnis, vielleicht bin ich auch geistig
zu sehr dagegen, habe ich mich schon seit Langem hinterfragt. Kann
sein, dass ich nicht aufnahmewillig bin. Kann aber auch sein, dass
ich ihn nicht interessiere, kann auch sein, dass er nicht existiert.
Ich lehne Gott nicht ab, auch nicht seine Existenz. Ich neige eher
dazu, daran zu "Glauben" dass es Gott gibt, wie daran zu
"Glauben" dass es keinen Gott gibt. Aber da ich es nicht
weis, es sich mir nicht erschlossen hat, halte ich für mich beide
Möglichkeiten offen.
Für
heute will ich damit schließen und hoffe, mich mehr verständlich
gemacht zu haben.
Mit
freundlichen Grüßen
Walter
Neumann
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