Freitag, 11. Januar 2013

Thema "Glauben"; neueste und aktuellste Antwort von Walter Neumann


Sehr geehrter Herr Robert Kroiß.

Für die etwas längere Antwortzeit brauchen Sie sich doch bitte nicht zu entschuldigen. Jeder sollte nach seiner Zeit und Lust und Laune antworten oder nicht.

Ihren Ansatz, dass die Wirklichkeit besser sein müsste, teile ich. Sie beziehen diese aber auf die Religionen und den Glauben. Ich jedoch nicht. Auch fehlt mir Ihr Zugang, dass die Religion = Rückbesinnung, etwas mit den Religionen zu tun hat. Wenn Religion = Rückbesinnung bedeutet, ist dies doch grundsätzlich unterschiedlich, ob Rückbesinnung eines Menschen auf eigene Werte, Vorstellungen, auch Familie, Vorfahren, wie Rückbesinnung auf die uns bekannten Religionen.

In der Schule gibt es Religionsunterricht. Auch konfessionell begründeten Religionsunterricht. Da baut alles auf Schriften und Beispielen aus der Vergangenheit auf und soll uns Lehren und Erkenntnisse für die Zukunft und das eigene Tun anbieten. Wenn dies wertneutral geschieht und damit JEDEM seine eigene Erkenntnis und Wirklichkeit bleibt, ist dies gut. Aber unsere Religionsvorgaben werden nicht wertneutral, sondern glaubensabhängig vermittelt und werden mit dem Fingerzeig auf ein Leben nach dem Tode verknüpft. Das alles ist aber auch deswegen nicht glaubwürdig, weil es von den Predigern selbst meist nicht vorgelebt wird, welche es lauthals als allein heil bringend verkünden. Es soll ein Leben in Frieden und Freude, ohne jegliche Sorgen sein, aber nur für diejenigen, welche an das Glauben, was ihnen "vorgebetet" wird!

Für mich denke ich, habe ich Religion ausgeübt und betreibe sie noch. Ich besinne mich, ich denke über Gott und die Welt nach, versuche "meine Erkenntnisse" für mich im tatsächlichen Leben zu verwirklichen, zumindest das, was ich selber verwirklichen kann. Da sind wir sicher nicht auseinander. Die Verknüpfung von Religion = eigener Rückbesinnung mit der Religion = Glaubensgemeinschaft(en) = Rückbesinnung(en) sind für mich zwei absolut voneinander getrennte Welten. Einmal betonen sie die Religion als Rückbesinnung, um dann doch wieder auf die Religion als Glaubensgemeinschaft zu verweisen, diese gleich zu setzen.

Als einzelner Mensch, habe ich für mich die Erkenntnis, dass ich im Bezug auf Gottes Existenz bzw. Nichtexistenz, nichts weis! Mir hat sich Gott nicht offenbart, dass er existiert. Von anderen Menschen höre und lese ich, er sei existent. Kann sein, kann nicht sein! Für Menschen, welche an Gott glauben wollen, ist dies ein Angebot, auf das eingegangen werden kann, jeder nach seiner Façon. Da sind viele Suchende, welche die Religion, den Glauben wechseln, weil sie wohl ihrer eigenen Erkenntnis nicht nachgehen, sondern die Erkenntnisse anderer leben wollen! Sie sind sich ihrer selbst nicht sicher und brauchen diese Hilfsangebote. Für diese Menschen ist es gut, dass es die Religionen gibt.

Ihr Ansatz heißt: "Die großen Religionen, Gott und die Welt." Damit setzen sie voraus, dass Gott existiert. Mein Ansatz ist eben, kann sein, kann nicht sein, ich weis es nicht und für mich ist klar, dass kein Mensch es weis! Wer es behauptet, von dem behaupte ich, er sagt wissentlich die Unwahrheit, weil es KEIN Mensch weis, sondern nur GLAUBEN, es zu wissen! Das ist für mich ein gravierender Unterschied!

Wenn Sie behaupten, ich glaube, dass Gott existiert, sage ich, ich glaube, dass ich es nicht weis! Für mich ist auch klar, was ich schon mal schrieb, dass viele daran glauben, dass es Gott gibt, weil sie letztendlich hoffen, dass es ihn gibt und auch das verheißene "Ewige Leben". Ich hoffe auch, bin aber Realist genug, um mir zu sagen, du hast ein Leben im Jetzt und Hier, lebe es, so gut, wie es deiner Erkenntnis nach sein sollte und die Gesellschaft der Mitmenschen es zulässt! Wenn es dann noch ein Leben nach dem Tode geben sollte, um so besser! Aber in der Gewissheit, dass es ein Leben nach dem Tode gibt, im HEUTE zu leben, verändert, verstellt die reale Sicht und beeinträchtigt die eigene Lebensweise radikal! Auch bin ich da mehr Realist, weil ich nur mit geringer Aussicht auf Erfolg, damit rechne, dass dies geschehen wird. Dies ist ein in die Welt gesetztes Wunschdenken, womit die Menschen in Hoffnung versetzt werden für eine Zeit, in die niemand sehen kann und in die alles, aber auch wirklich alles hineingeheimnisst werden kann. Damit macht man sich Menschen doch nur gefügig (als Zahler, für den Machterhalt)!

Sie suchen einen Lösungsansatz für die aktuelle Wirklichkeit, zur Verbesserung derselben durch die Religionen? Dort suche ich ihn nicht, weil die Religionen nur Glaubensanhänger suchen, welche nur an diese Religion "glauben", ohne zu wissen!

Visionen, Vorankündigungen, Erkenntnisse, Anregungen, Vorgaben, sind das Metier der Philosophen, welche über alles philosophieren und versuchen zu erklären, was erklärbar ist und zu deuten, was noch nicht erklärbar ist. Da bin ich ganz weltlich eingestellt als Mensch und als Suchender. Ich mag die Logik, versuche mich ethisch zu verhalten, beachte die Erkenntnisse der verschiedenen Wissensgebiete und versuche per Metaphysik die Gründe unseres Seins zu erklären. Ich möchte ein selbstbestimmtes und vernunftbasiertes Leben auf Grundlage meines eigenen Nachdenkens mir ermöglichen.

Ich bin nicht davon abhängig, was andere mir vorgeben, weil ich fest daran glaube, dass mir niemand als Wissender sagen kann, was mit Gott ist oder nicht ist! Ich muss nicht Glauben! Erkenntnisse über die uns umgebende Natur ist für uns real, über Gott aber irreal! In unserer realen Welt muss doch jeder laufend für sich entscheiden, was er selber von einer "Sache" hält und was nicht und sich entsprechend verhalten. Mein NICHTWISSEN bezieht sich letztendlich auf ALLES, was ich nicht weis! Es existiert viel mehr, von dem ich nichts weis, wie von dem ich weis. Selbst das gesamte Wissen unserer Menschheit dürfte mehr Lücken haben wie gefüllt zu sein! Und dann gibt es doch einen gravierenden Unterschied von Nichtwissen. Die Atomspaltung kann ich nicht nachvollziehen, von den Abläufen zur Erzielung einer Atomspaltung weis ich nichts, sie aber für mich real, weil nachrichtlich oft genug passiert. Die Mondlandung soll ein Fake sein, behaupten manche, doch daran GLAUBE ich, weil die reale Möglichkeit für die USA besteht, diese durchzuführen. Was anderes dagegen ist für mich der Glaube an einen Schöpfer und an Gott als jemanden, welcher gerade auf uns Menschen seinen Blick richtet und von uns ein Leben in seinem Sinne verlangt, ohne uns dies mitzuteilen. Wenn wir nur EINEN Mittler hätten, dem Gott seinen Willen offenbarte, könnte man noch anders darüber denken. Aber bei der Vielzahl derer, welche sich als "Sprachrohr Gottes" zu erkennen geben und immer nur alleine die Gültigkeit von Gott hätten, kann man sich dies doch wirklich schenken.

Was nicht heißt, dass die für das Zusammenleben der Menschheit wichtigen Erkenntnisse und Vorgaben, außer Acht gelassen werden sollten. Wie immer im Leben sollte man auch da das Rad nicht neu erfinden, sondern sich richtige Erkenntnisse zu eigen machen, soweit man kann und will.

Wir Menschen sind ein Teil der Natur. Wir haben ein Stammhirn, ein autonomes Nervensystem, in dem die Abläufe automatisiert sind. Dazu gehört auch die Fortpflanzung. Wer sich dann nicht in seinem Großhirn vorab "Rückbesonnen" hat, wie er sich verhält, reagiert bei entsprechender Hormonausschüttung automatisch und fragt sich nicht mehr selber zurück, ob sein Tun in unserer heutigen Zeit noch normal ist. Das in unserem Großhirn gespeicherte Wissen wird dann einfach ignoriert und das aufgebaute eigene Gewissen unterdrückt, ausgeschaltet, nicht beachtet.

Den Beweis für Gott kann auch ein Glaubender nicht erbringen, er kann halt nur glauben. Wissen aber ist etwas anderes. Wenn ich in Betracht ziehe, dass es auch keinen Schöpfer gibt, dann muss unsere Welt auch so vorhanden gewesen sein und einem Ablauf folgen. Ob und von wem dieser Ablauf in welchem Maße verändert werden kann, ist für mich offen. Wir Menschen können Veränderungen in unserem Bereich Erde vornehmen, welche Einfluss auf diesen Planeten hat. Bestimmt nicht alles zum Vorteil, aber es gibt eben doch auch positive Veränderungen durch uns. Glaubwürdigkeit bezieht sich auf Personen, aber auch auf Wissen, Darstellungen. Vielen "Religionsstiftern" gestehe ich eine gewisse Glaubwürdigkeit gerne zu. Glaubwürdig in ihrem Bestreben, Verhaltensmaßregeln für Menschengruppen zu definieren, welche zur gegebenen Zeit sinnvoll waren und zum Teil auch heute noch sind. Aber den Teil, der zum Glauben an einen Gott aufruft, in dessen Namen sie verkünden, diesen Teil möchte ich nicht mitgehen. Da sage ich mir, bei der Vielzahl der mitgeteilten Gottesmöglichkeiten, kann es ja höchstens nur eine Richtige geben. Welche ist das? Da mag ich kein Urteil drüber abgeben und sage mir ganz konservativ: Wenn Gott will, dass ich so und so zu leben habe, um nach seiner Façon selig zu werden, dann bitte, möchte ich dies auch persönlich mitgeteilt bekommen oder zumindest eindeutig wissen, wer das Recht hat, in seinem Namen diese Verhaltensmaßregeln zu verkünden.

Wenn sie meinen, dass sich Gott ihnen offenbart hat, darf ich sagen, schön für Sie. Mir fehlt dieses Erlebnis, vielleicht bin ich auch geistig zu sehr dagegen, habe ich mich schon seit Langem hinterfragt. Kann sein, dass ich nicht aufnahmewillig bin. Kann aber auch sein, dass ich ihn nicht interessiere, kann auch sein, dass er nicht existiert. Ich lehne Gott nicht ab, auch nicht seine Existenz. Ich neige eher dazu, daran zu "Glauben" dass es Gott gibt, wie daran zu "Glauben" dass es keinen Gott gibt. Aber da ich es nicht weis, es sich mir nicht erschlossen hat, halte ich für mich beide Möglichkeiten offen.

Für heute will ich damit schließen und hoffe, mich mehr verständlich gemacht zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann










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