Mittwoch, 19. Dezember 2012

Thema "Glauben"; weitere Antwort von Demetrius Degen



Sehr geehrter Herr Walter Neumann,

wenn man vom reinen Kirchenglauben ausgeht, kann ich Ihren Ausführungen nur zustimmen. Nicht nur im Christentum, sondern auch im Buddhismus und Hinduismus, sind diese Fehlentwicklungen (falsche Deutung von ursprünglich wahren Aussagen) deutlich zu sehen. Auch würde ich an einen Gott, der EINEN Kirchenglauben vorzieht (nur die Katholiken kommen in den „Himmel“) nicht glauben.

Doch Religion – und darum geht es – ist unabhängig von Kirchen oder Institutionen zu sehen.
Religion ist eine ANLEITUNG, um den Weg zur „Vollendung“ (Einheit – wie auch immer) zu finden. Das ist ein spiritueller und geistiger Weg, ein Weg der ERKENNTNIS (nicht des blinden Glaubens).

Mit den Augen kann man etwas sehen, und wenn man etwas gesehen hat, kann man sagen – ich weiß es.
Es ist bekannt, in Paris steht ein Eifelturm. Das wird im Allgemeinen als Wissen angesehen. Doch wer noch nicht SELBST in Paris war, und den Eifelturm mit eigenen Augen gesehen hat, der dürfte nur sagen – ich GLAUBE, daß in Paris ein Eifelturm steht. Denn er hat ihn NICHT SELBST gesehen.

Mit dem geistigen „Auge“ verhält es sich in ähnlicher Weise. Der Geist kann „BLIND“ alles annehmen, was über die Sinne für WAHR genommen wird. Doch auch der Geist hat die Fähigkeit, etwas SELBST als Wahr zu Erkennen. Das nennt man dann ERKENNTNIS. Diese Erkenntnis entspricht dann dem tatsächlichen SELBST sehen des Auges. Der kann dann auch sagen – ich weiß, daß es so ist!

Man mag beweisen können, was man mit dem Auge selbst gesehen hat. Doch man kann eben leider nicht beweisen, was man mit dem Geist selbst erkannt hat. Da liegt das Problem, und da wird es auch immer liegen. Denn wenn es irgendetwas zu beweisen gäbe, dann hätten es die geistigen Größen der alten Zeiten längst getan.

Früher glaubten die Massen BLIND den Kirchen. Heute glauben die Massen genau so BLIND der Wissenschaft. Der blinde Glaube hat sich nur von der Kirche zur Wissenschaft verschoben.
Ohne Zweifel hat die Wissenschaft zwischenzeitlich sehr viel erkannt. Doch genauso ohne Zweifel haben die Großen des Geistes sehr viel – wenn nicht alles – erkannt.
So weit es die Schriften der Religionen betrifft, sind diese noch ziemlich unverfälscht. (Übersetzungsfehler sind nicht sonderlich erheblich). Jeder ernsthaft suchende, kann aus ihnen noch eigene Erkenntnis gewinnen.

Die Wissenschaft hat bisher ihre Theorien im Laufe der Jahrhunderte immer wieder SELBST widerlegt (erneuert). Doch die Religionen hat noch keiner widerlegt – höchstens das alte wissen verfälscht. Aber ich bin auch der Meinung, daß nach 2000 und mehr Jahren, das Wissen der Religionen, dem heutigen Verständnis der Menschheit entsprechend, auf der Basis von Logik und Vernunft - neu erklärt (nicht angepasst) werden müsste.

Das Volk muß sich der Religion, und nicht die Religion dem Volk anpassen.
Religion ist eine Frage der Ausübung (Praxis) von Regulierungen des Geistes, und nicht des Hinsetzens und Glaubens.   

Bhagavad Gita: „Wer den Geist beherrscht, dem ist der Geist der größte Freund. Wer ihn aber nicht beherrscht, dem ist der gleiche Geist der größte Feind“.
Das ist Religion.

Liebe Grüße,

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