Dienstag, 18. Dezember 2012

Thema "Glauben"; weitere Antwort von Walter Neumann

Sehr geehrter Robert Kroiß.

Gerne nehme ich an weiteren Gesprächen, auch mit weiteren Diskutanten, wie Herrn Degen teil.

Zurückkommen möchte ich zuerst auf Ihre Antwort vom 8. Dez. 12, worin Sie vermuten, ich würde Ihnen unterstellen, "dass Menschen mit festem Gottesglauben, mehr von dem Wunsch beseelt sind, dass Gott existiert.“ Dies glaube (!) – immer ist das Wort <Glaube> präsent, wenn man etwas nicht weis – ich fest. Es muss nicht auf Sie und auch nicht auf andere zutreffend sein, aber sicherlich auf Viele! Gestützt auf Gespräche mit "Glaubenden" kam meist heraus, dass sie sich das ewige Leben wünschen und darauf hoffen, dass es ihnen zuteil wird, wenn sie "Glauben" Glauben an das, was ihnen die Kirche vorgibt, um das ewige Seelenheil zu finden. Da aber alle Sünder sind, dürfen sie zur Vergebung ihrer Sünden beichten gehen und ihre Sünden werden ihnen erlassen und die Seele geht nicht verloren. In der Beichte sind sie dann jedoch wieder so schinant, dass sie lieber etwas beichten, was sie nicht getan haben, als dass, was sie wirklich gesündigt haben. Wie gesagt, trifft es bestimmt nicht auf alle zu, aber auf Viele!

Wer glaubt, der befürchtet doch, dass sein Glaube falsch sei und Gott eventuell nicht existieren könnte und sein Glaube dann falsch wäre, alles für die Katz. Die ganze Lebenseinstellung und das ganze Tun, was auf den Glauben ausgerichtet ist. Wenn Gott nicht existierte, würden sie anders vorgehen, anders Leben, eine andere Einstellung zum Leben haben. Ob die dann positiver wäre, ist bei Vielen zumindest fraglich.

Es gibt auch genug Menschen, die im Glauben an Gott Trost, besonders bei schweren Schicksalen, finden. Die dann ihr "Los" besser tragen können. Da sollte man die Religion nicht verachten, da ist sie Lebenshilfe!

Ich sprach ja nicht von Agnostikern bzw. Atheisten, sondern von fest an Gott glaubenden. Für diese ist ein Nachdenken darüber, ob es Gott überhaupt gibt, schon Häresie! Sie beschreiben das Verhalten der kath. Kirche bei der Missionierung Deutschlands, ja in ihrem hiesigen Beitrag vom 11. Dez. 12 in brutaler Offenheit, wer nicht für das Christentum war, war vogelfrei, wurde wenn möglich getötet!

Wie verlangt Jesus laut der Apostelgeschichte? Glaube, ohne zu wissen! Genau nach diesem Motto arbeiten aber die Religionen. Keiner weis es, aber es wird behauptet, dass es so und so sei und du Gläubiger hast dies ohne zu wissen, zu Glauben! Dabei darf man auch noch den Glauben je nach Jahreszeit, Epoche, Religionsführer auslegen und letztendlich verändern. Wer vor 500 Jahren die Glaubensvorgaben der kath. Kirche mit dem vergleicht, was die kath. Kirche heute vorgibt, würde radikale Unterschiede feststellen!

Das bedeutet aber für mich im Rückkehrschluss, die Kirche verarscht die Gläubigen. Der Glaube wird dem Zeitgeist angepasst und ist KEIN Gottesglaube mehr, sondern nur der Glaube an die einzig selig machende Kirche. Darauf aber kann man doch verzichten!

Ich kann mir selber vorgeben, was ich glauben will und was nicht. Dafür brauche ich keine "Vorbeter"! Zumindest heute nicht mehr, in der Jugend bin ich einfach gefolgt, ohne groß zu hinterfragen!

Für heute will ich damit schließen, dass ich auch der Meinung bin, wenn Gott existiert, dass er nicht ein solcher Kleingeist ist und seine Worte = Vorgaben an und für uns Menschen in die Hand von Menschen (Mittler) gibt, die doch alles zu ihrem eigenen Nutzen umbiegen. Wenn nicht der Erste in der Kette der Überlieferer, dann der Zweite oder Dritte! Irgendwann kommt hinten was anderes raus, wie vorne von Gott hereingegeben. Wenn er das nicht über uns Menschen und unseren Charakter weis, wer denn dann?

Wenn Sie das Samenkorn als Vergleich nehmen, dann kann dies zu Ende gedacht nicht sein! Für uns in der evolutionären Entwicklung auf unserer Erde und auch der des gesamten Universums, ja. Aber wenn das Universum von alleine entstanden ist, oder sich durch den Urknall so entwickelt hat, wer will es dann als Samenkorn quasi, oder als Anlage sich so zu verhalten, eingegeben haben? Dann doch Gott? Aber dann ist es nur eine Ebene höher angesiedelt, wie ich schon mal bemerkte. Wer hat dann Gott diesen Samen eingegeben oder diese Anlagen in Gott als Weitergeber angelegt? Irgendwann gab es einen Anfang ohne Vorgaben! Die Entwicklung ist entweder zufällig oder von Gott gewollt. Er hätte auch anderes vorgeben können (ein anderes Samenkorn)!

Und noch ein Wort zum Abschluss, einen Gott, der die Erbsünde vergibt, um sie dann über Mord und Totschlag wieder zurückzunehmen, oder ein Gott, der einem Selbstmörder, wenn er andere Menschen mit in den Tod nimmt, 99 Jungfrauen in seinem Himmelreich verspricht, ehrlich, bei diesem Gott möchte ich nicht ewig leben müssen, das wäre für mich eine geistige Tortur. Solch einen Gott lehne ich für mich unbedingt ab! Kann ich auch ungezwungen, weil ich fest daran glaube (!), dass Gott als Schöpfer unseres Universums nicht ein solcher Kleingeist sein kann und wird! Das ist leider alles Menschenwerk, Menschengedanken zur Disziplinierung und daher von uns heutigen Menschen, die Zugang zu Bildung und Wissen haben, unbedingt abzulehnen!

Ob Laotse wirklich existierte oder seine Erkenntnisse nur aufgezeichnet und einer fiktiven Person zugeordnet wurden, ist meiner Meinung nach unerheblich. Der Geist der Worte, die daraus sprechen, sind der Nachwelt überliefert und relevant, so wie die Worte von Jesus. Aber es sind Worte, Erkenntnisse von Menschen, die versuchen, hinter Geheimnisse, göttliche Geheimnisse zu kommen und zu erklären. Halt so wie wir, wenn wohl auch mit weniger Verstand die solche Geisteskoryphäen.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann



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