Muss das jetzt noch schnell einstellen,
weil in ein paar Stunden bin ich laut Spahn und Lauterbach ja schon
tot :-)
Gedanken zur Maischberger Sendung vom 30.3. (hier
insbesondere zu der Diskussion mit Roettgen und
Lafontaine)
https://www.youtube.com/watch?v=XRZCOLoCjpY
(sehr empfehlenswerte ca. 22 Min.)
Faszinierend: laut
eigener Aussage von Roettgen ist die Zukunft nicht vorhersehbar. „Man
weiß nie die Zukunft“ so Roettgen. Aber die Sichtweise seiner
nicht vorhersehbaren Zukunft ist die richtigere?! Also er hat das
bessere und richtigere Nichtwissen?! Noch paradoxer. Der „linke“
Politiker Lafontaine vertritt und verteidigt die Kernaussage der
Bergpredigt, den Grundsatz der christlichen Werte. Und der
„christlich demokratische“ Politiker Roettgen widerspricht
vehement?!
Maischberger: wir reden aber gerade nicht von der
Feindes- und Nächstenliebe?!
Ja wann dann, wenn nicht dann, wenn
es offensichtlich Feindschaft mit entsprechenden schlimmen
Auswirkungen wie Krieg gibt?! Man hat demnach vor diesen Auswirkungen
nicht darüber gesprochen, sonst gäbe es diese Auswirkungen ja gar
nicht und jetzt ist auch nicht die Zeit dafür? Ja wann will man dann
darüber reden und vor allem den Versuch der Umsetzung starten?!Wie
kann der Pazifismus widerlegt sein, wenn darüber zu keinem
Zeitpunkt, also vor Ausbrüchen der Kriege, während eines Krieges
gesprochen, geschweige denn, der Versuch der Umsetzung gemacht wurde
und wird?! Von einzelnen Ausnahmen wie z B. Ghandi in der
Vergangenheit niemehr versucht wurde?! Weil er gar nicht als
Lösungsversuch in Betracht gezogen wurde und wird?! Wie kann etwas,
dass gar nicht durch – und umgesetzt wurde widerlegt werden?! Wenn
man es generell und von vorneherein bereits ausschließt?!
So
falsch kann die deutsche Politik in den letzten Jahrzehnten doch gar
nicht gewesen sein. Denn man lobt/e doch bei jeder Gelegenheit
festzustellen, dass „wir“ - zumindest in Deutschland und Europa –
Jahrzehntelang Frieden hatten. Und jede/r wollte für sich in
Anspruch nehmen, dazu einen gehörigen eigenen Beitrag geleistet zu
haben?!
Lafontaine weist zu recht auf etwas hin, das völlig
aus dem Blickwinkel bei einer Gesamtbetrachtung geraten ist. Nämlich
anstatt weiter an Abrüstungsverträgen, die ja eine Zeitlang recht
erfolgreich waren weiter zu arbeiten, wurden Waffen durch die NATO –
und zwar nicht ganz ungefährliche - an die Grenze zu Russland
verbracht. Man hat also genau das Gegenteil eines pazifistischen
Versuchs gemacht. Damit wurde auch eine Widerlegung des Pazifismus
von vorneherein unmöglich gemacht. Und damit ist die Aussage von
Roettgen einfach nur falsch.
Interessant finde ich ja auch immer
die Aussagen, dass nur immer von einer Seite eine Drohung ausginge.
Sehr interessant finde ich auch die Aussage, dass es um neue
„selbstständige“, freie Staaten ging. Freie und „selbstständige“
Staaten, die den Schutz (vor was eigentlich, wenn sie doch frei und
„selbstständig“ waren und sind) benötigten?!
Dann kommt
aber der Hammer, Da behauptet Roetggen doch tatsächlich, dass die
NATO – die bis dato ohne die USA undenkbar und handlungsunfähig
wäre und war - eine defensives Verteidigungsbündnis sei. Das noch
nie einen bedroht hat, welches derzeit Waffen an die Ukraine liefert
und damit dazu beiträgt, dass dieser Krieg weitergeführt werden
kann. Das Jugoslawien bombardierte, das Deutschland am Hindukusch
(!!!) verteidigte?! Dann behauptet er doch glatt: das ist kein
Doppelstandard?! Oder anders gesagt, er behauptet doch tatsächlich,
dass hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird?!
Dann kommt
es genau zu dem Punkt, an welchem das zweierlei messen deutlich wird.
Lafontaine nennt Putin einen Kriegsverbrecher (sehe ich auch so).
Nennt dann aber amerikanische Präsidenten ebenfalls Kriegsverbrecher
(sehe ich auch so). Dies verneint Roettgen.
Also stellt sich für
mich primär schon mal die Frage: was sind Kriegsverbrechen? Ist man
sich darin einig, was Kriegsverbrechen waren und sind? Wenn dies
definiert ist, dann kann man als nächstes fragen: wer war zu dem
Zeitpunkt, als Kriegsverbrechen geschahen an den entscheidenden
Hebeln der Macht, wer hatte „das Sagen“? Wenn also aktuell Putin
aufgrund seiner Entscheidungen derjenige ist, der für die
Kriegsverbrechen verantwortlich ist, dann waren es zu anderen Zeiten
aber eben auch jene, welche die Verantwortung hatten, dass es zu
Kriegsverbrechen kam und kommt.
Danach führt Roettgen aus,
was alles in der Zukunft passieren würde wenn …., obwohl man ja
gar nicht weiß, was die Zukunft bringt?! Obwohl er dann selbst
zugibt: „wissen tue ich das nicht“?!
Dann kommt die Frage,
wie der aktuelle Krieg zu beenden sei.
Lafontaine plädiert dabei
für Verhandlungen.
Einwurf Roettgen: Putin verhandelt nicht.
Er erzählt dann, die Verhandlungen
müssen fortgesetzt werden?! Verhandlungen, von denen er sagt, dass
sie nicht zum Erfolg führen können und werden. Denn auf der anderen
Seite des Verhandlungstisches sitzt ja Putin?! Also derzeit
verhandeln ist KEINE Option, wenn man Roettgen glauben soll. Dann
bleibt nur die Fortsetzung des Krieges!
Er schwadroniert dann
davon, dass die Beendigung des Krieges auch in unserem Interesse sei?
Glaubt aber, dass dies unter den derzeitigen Bedingungen (Putin an
der Macht) nicht möglich sei?!
Also geht es ihm, wie auch Biden
dann letztlich doch um ein Regime Change? Dies verleugnen allerdings
alle immer wieder.
Es kommt also auch hier zu einer
„Glaubensfrage“. Wem kann man glauben, vertrauen und wem
nicht?!
Als Lafontaine ganz nüchtern und sachlich feststellt,
dass Russland eine imperiale Macht ist, tut Maischberger ganz
überrascht. Und Roettgen widerspricht sogar?! Glaubt er wirklich,
dass eine einzelne Person, in diesem Falle nur Putin der Imperialist
wäre?! Und der stellt dann eine globale Gefahr dar?!
Haben die
USA (ebenfalls eine imperiale Macht, oder glaubt Roettgen da auch,
dass es ein einzelner Präsident wäre?) nicht bei Bin Laden, bei
Hussein und diversen anderen Feinden gezeigt, dass sie einzelne,
entscheidende Personen und damit Menschenleben ausschalten können,
wenn sie nur wollen?! Gilt selbstredend auch für Putin und seine
Beseitigung diverser Menschen.
Und dann will Roettgen
zwischen Abschreckung und Bedrohung differenzieren. Also Waffen an
sich, sind weder zur Abschreckung, noch Bedrohung geeignet, wenn
nicht Menschen mit einem entsprechenden Sinn und Interesse dieselben
entsprechend ihrem eigenen Interesse bedienen. Und dass man Waffen
her- und aufstellt, ohne den Gedanken der Benutzung halte ich für
sehr naiv.
Jede Menge an Essensgerichten zuzubereiten, um sie
dann nicht zu verspeisen wäre doch wohl auch sehr unsinnig?!
Und
die Sendung endet damit, dass Maischberger noch versucht, Lafontaine
als „Verlierer“ darzustellen. Letztlich ist es m. E. aber so,
dass ein Pazifist irgendwann einsehen muss, dass er zurückstecken
muss, um den „Krieg“ nicht weiterzuführen.