Montag, 9. März 2015

Weder „die Russen“, noch „die Amis“ sind böse Menschen...

oder Kindheitserinnerungen an die erste Begegnung mit uniformierten russischen und amerikanischen Soldaten Mitte, bzw. Ende der fünfziger Jahre.

Seit dieser Zeit bewegt mich die Frage, was ist der Grund, die Ursache und wer hat die Verantwortung dafür, dass derart liebenswerte und kinderfreundliche Menschen aufeinander schossen und evtl. künftig wieder auf sich schießen müssen?!

Es war Mitte/Ende der fünfziger Jahre, als die US-Armee auch in München noch Kasernen betrieb und dort stationiert war.
Von unserem Schulgebäude aus sahen wir die Armeefahrzeuge immer, wenn sie in ihre Kasernen einrückten. Darunter auch immer etliche offene LKWs, auf deren Ladeflächen ein Soldat neben dem anderen saß.

Eines Tages bekamen wir mit, dass diese Soldaten auf den LKWs, sobald sie an Kindern vorbeikamen, immer etwas vom LKW warfen. Wir sprachen nach Schulschluss diese Kinder an und fragten sie, was da von den LKWs geworfen wurde. So erfuhren wir, dass die Soldaten immer Kaugummis, Schokolade und andere Süßigkeiten an die Kinder verteilten.
Ab diesem Zeitpunkt dauerte unser Heimweg von der Schule immer etwas länger und war mit einem entsprechenden Umweg an der US-Kaserne vorbei verbunden. Und es hatte sich immer für uns gelohnt.
Die Soldaten lächelten uns an, bedeuteten, dass wir vor dem Kasernentor warten sollten. Kurze Zeit später wurden wir mit Süßigkeiten für den Umweg und das Warten belohnt.
Angst... Angst vor Soldaten, vor Uniformen? Nein! Wir hatten es ja mit liebenswerten und kinderlieben Menschen zu tun!

In den Sommerferien 1956 kamen mein Bruder und ich zu unserem ersten Auslandsaufenthalt. Meine Mutter, eine im Alter von 16 Jahren vor den russischen Soldaten in Sicherheit gebrachte und geflüchtete Ungarin, konnte im Alter von 27 Jahren erstmals wieder zurück in ihre Heimat und ihr Verwandten besuchen. Will jetzt nicht die ganzen bürokratischen Umstände (u. a. die Problematik, weil mein Vater Beamter war) beschreiben, bis es soweit war, dass wir endlich fahren konnten. Es geht mir um etwas ganz anderes.

Auf dieser elend langen Fahrt mit dem Zug, mussten wir des öfteren umsteigen. So kam es, dass sich in Ungarn zwei russische Soldaten zu uns und unseren Eltern ins Abteil setzten. Deren Uniformen waren mit vielen Orden und Ansteckern versehen. Und ja, sie waren auch bewaffnet. Dies faszinierte meinen Bruder, als auch mich und irgendwie kamen meine Eltern mit den Soldaten ins Gespräch. Es war selbstredend ein Kauderwelsch, in welchem die Unterhaltung geführt wurde. Denn keiner konnte die Sprache des Anderen. Da mein Bruder und ich so fasziniert von dem „Schmuck“ an den Uniformen waren, versuchten die Soldaten uns ihre Bedeutungen zu erklären. 

In Budapest, unserer letzten Umsteigestation angekommen, halfen die beiden Soldaten meinen Eltern, sowohl mit dem Gepäck, als auch mit uns. Sie nahmen uns Buben auf ihre Schultern, den ein oder anderen Koffer meinen Eltern ab und begleiteten uns zu dem Anschlusszug. Bevor man sich verabschiedete, schenkten diese Soldaten meinem Bruder und mir einige ihrer Anstecker und Orden.

Dies ist eigentlich keine besondere Geschichte oder Kindheitserinnerung. Da gibt und gab es noch viele andere.

Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte ist, dass, egal ob russische oder amerikanische Soldaten - als ich diese kennenlernte - ein Herz für Kinder hatten. Dass sie sehr menschlich und äußerst hilfsbereit waren.

Was mich deshalb damals, als auch heute noch bewegt ist die Frage:
Was genau ist dann aber der Grund, die Ursache dafür, dass derartige liebevolle und kinderfreundliche Menschen "nur" auf einen Befehl hin aufeinander schießen und sich gegenseitig töten?! Es kann und ist nicht deren „Eigeninteresse“! Sie müssen „Stellvertreterkriege“ führen!

Und so ist dies auch heute noch! Siehe die weltweiten Kriege und Auseinandersetzungen!

Erst wenn die Menschen, egal ob uniformiert oder nicht dahinterkommen, dass sie „Stellvertreterkriege und – auseinandersetzungen“ führen (müssen) und sich davon frei machen und dagegen (gegen diejenigen, die ein Interesse daran haben und dies eigentlich verantworten – sollten und müssten - ) aufstehen, erst dann wird klar werden, dass die Völker und Menschen an sich NICHTS gegeneinander haben. Sondern, dass in diesen Fällen die Interessen Herrschender, wie Gier und Macht vertreten und umgesetzt werden (sollen und müssen)!

Diese positiven Erinnerungen – an „Russen“ und „Amis“ - aus meiner Kindheit kommen mir gerade in diesen Tagen der Propaganda und Auseinandersetzungen, welche wiederum nur stellvertretend geführt werden immer wieder in den Sinn.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Robert und Mittleser,

zu Deinem Thema auch eine kleine Geschichte aus meinem Leben:
Mein Vater war im Krieg (Russland), und kam Kriegsversehrt (Schwerbehindert) daraus zurück.
Über seine Erlebnisse hat er nie erzählt, aber er war strikter Gegner von Waffen – auch bei Spielzeug! Der Eintritt in einen Schützenverein war mir strikt verboten. Um die Bundeswehr zu vermeiden ging ich nach Berlin – als Hauptwohnsitz. „Berliner“ wurden damals nicht eingezogen!
Mit 22 – 23 Jahren war ich auf den Bermudas. Dort kamen die damals größten Luxus - Passagierschiffe in den Hafen von der Hauptstatt Mamilton.
Bilder: https://www.google.de/search?q=Hamilton+Bermudas&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=Ugn-VNukAsj8UOOWhNgL&ved=0CCEQsAQ&biw=1024&bih=633

Aus Deutschland kam die „Hamburg“, und aus Russland kam die „Puschkin“.
Da habe ich mich mit den russischen Mädels getroffen, und wir diskutierten die ganze Nacht hindurch.
So kam mir der Gedanke – „Das sind ja ganz „normale“ Menschen! (Die Russen sind ja gar nicht böse) Man kann lachen und scherzen und man kann ernste Gespräche führen – wie mit jedem anderen vernunftbegabten Menschen auch.

Ansonsten habe ich – wie Dir bekannt ist – in der Gastronomie „weltweit“ gearbeitet, und hatte es - persönlich und arbeitsmäßig - mit Menschen aus vielen verschiedenen Nationen zu tun.
Bei der Arbeit konnte und musste man mit jedem auskommen. Für die Freizeit suchte man sich seine Freunde und Freundinnen natürlich aus. Doch auch dabei spielte die Nationalität keine Rolle. Es kam eben auf die Sympathie, die geistige Gesinnung und das jeweilige Interesse an.

Als Einzelner, ist fast jeder Mensch – ungeachtet der Nation – umgänglich und friedlich gesinnt.
Doch als MASSE, wird der Mensch zur zügellosen Bestie!

Der Grund ist die Identifizierung von Massen mit EINER Sache!
Ein einfaches Beispiel ist der Fußball! Als Zuschauer ist jeder friedlich. Doch als Fan einer Mannschaft, ist die Masse (und der Einzelne) bereit, dem Gegner den Schädel einzuschlagen!
Das, nur für ein läppisches verlorenes Fußballspiel!

Die Identifizierung der Massen mit einer Nation, einer Religion, oder irgendeinem „Ideal“ von Lebensauffassung (usw.) geschieht durch die Medien. Durch Psychologen gesteuert – im Auftrag von Politik und Wirtschaft, welche IHRE Interessen (wobei es NUR um Geld, Machterhalt und Gewinn geht), regelrecht Vermarkten.
Dabei spielt keine Logik eine Rolle, schon gar keine Vernunft und kein Recht, sondern der EIGENNUTZ der Massen – dieser wird über die Medien angesprochen.

Egoismus ist schon für jeden Einzelnen von Übel! Doch er ist alleine, und muß sich auch nach Anderen richten.
Doch der Egoismus der Massen wird zügellos! Weil sie sICH nicht mehr alleine Fühlen, und sich sicher sind, daß eine Masse „hinter“ ihnen steht.
Jetzt muß diese Masse durch die Medien nur noch (psychologisch) richtig „gefüttert“ werden, damit sie voller Eifer (um Ihr IDEAL zu verteidigen) zu den Waffen greifen.

Als Masse fällt der Mensch im Bewusstsein unter jedes Tier!!!

Grüße,
Demetrius
© Demetrius Degen - www.Demetrius-Degen.de

Robert Kroiß hat gesagt…

Hallo Demetrius,

schön, wieder ein Lebenszeichen von Dir zu lesen.

Deiner Beschreibung des Egos und der Masse möchte ich nur hinzufügen, dass selbst der Einzelne ein Problem mit „seinem Ego“ hat, wenn das Ego nicht so befriedigt wird, wie es sich das VORSTELLT oder VORGESTELLT hat. In dem Moment sucht jeder die/den Schuld/igen außerhalb seines bis dato eitlen Egos. In der Masse, welche einen gemeinsamen Schuldigen gefunden hat, wird das ganze nur potenziert. Denn innerhalb dieser Masse kann man dann wieder einen Schuldigen dafür finden, wenn die Vorstellung der Masse nicht der entsprechenden Vorstellung funktioniert. Es hat eben alles mit der/einer (falschen) Vorstellung, einer Scheinwelt zu tun.

Was gerade die Feindschaft zwischen Ost und West angeht, hatte ich wohl das Glück, beide Seiten (durch mehrmalige Aufenthalte in Ungarn, auch in der Zeit der Besatzung) zu sehen.
Bzgl. Waffen und Armee hatte mein Vater das Glück, dass obwohl der Stellungsbefehl für Juni 1945 schon ergangen war, der Krieg bereits beendet war, bevor er noch an die Front musste.
Einer unserer ersten „Ausflüge“ war der, dass meine Eltern mit mir und meinem Bruder das KZ Dachau besuchten. Auch wenn ich noch ein Kind war, dieses „Erlebnis“ war für. mich u. a. prägend und mit eine Frage dessen, dass ich nach dem „Sinn“ des Lebens suchte.
Wir, meine Söhne und ich haben uns erfolgreich gegen Wehr- und Ersatzdienst gewehrt und beides verweigert. War zwar keine leichte Sache und mit Prozessen und entsprechenden Strafen verbunden, aber ich bin immer noch der Meinung, in dieser Sache das „richtige“ getan zu haben.

Wie Du andererseits merkst, bin ich noch nicht ganz so weit wie Du. Ich lasse mich immer noch dazu hinreißen und meine Gedanken im Blog und in Foren mitzuteilen. Obwohl wissend, dass es wohl nicht sehr viel „SINN“ macht. :-)

In diesem Sinn einen lieben Gruß, bis zum nächsten Mal

Robert

Anonym hat gesagt…

Robert Zitat:
Deiner Beschreibung des Egos und der Masse möchte ich nur hinzufügen, dass selbst der Einzelne ein Problem mit „seinem Ego“ hat, wenn das Ego nicht so befriedigt wird, wie es sich das VORSTELLT oder VORGESTELLT hat. In dem Moment sucht jeder die/den Schuld/igen außerhalb seines bis dato eitlen Egos.

Hallo Robert,

Selbstverständlich baut jeder Einzelne zunächst ein individuelles Ego auf.
Die Masse wird im Geist (das Denken) durch die Wahrnehmung der materiellen Welt - über die Körperlichen Sinne und durch (EGO) Begehren für sICH und Angst um sICH – gesteuert.
Das nennt man dann unbewusst, weil der Geist durch die Sinne (usw.) beherrscht wird.
Bibel: „Vater vergib Ihnen, denn sie wissen nicht was sie Tun“! (= unbewusst)

So herrscht die Erde (Materie) über den Geist!
Es steht aber auch geschrieben - Bibel: „Macht Euch die Erde untertan“!
Was bedeutet, daß der bewusste Mensch mit dem Geist über die Materie herrschen sollte!
Das ist das Ziel aller Religionen, das es zu erreichen gilt.
Das Prinzip ist ganz einfach, die Ausführung allerdings „verteufelt“ schwer.

Robert Zitat:
Wie Du andererseits merkst, bin ich noch nicht ganz so weit wie Du. Ich lasse mich immer noch dazu hinreißen und meine Gedanken im Blog und in Foren mitzuteilen. Obwohl wissend, dass es wohl nicht sehr viel „SINN“ macht. :-)

Die ganze materielle Natur unterliegt Zyklen – wie Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter – welche einfach ablaufen!
Nur der Mensch (im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren) hat die Fähigkeit, gegen diese Prinzipien zu handeln.
Es wird schon längst – durch Politik und Wirtschaft – dieser natürliche Ablauf (durch immer mehr Schulden und Gelddruckerei) aufgehalten.
Symbolisch wird krampfhaft versucht den SOMMER künstlich aufrecht zu halten, obwohl es schon längst Herbst und Winter wäre!!!
Durch dieses künstliche Aufhalten des Ablaufs, entsteht aber ein immer stärker werdender DRUCK, welcher immer mehr Kraftanforderung an den Menschen stellt.
Die Folge wird sein, daß es in absehbarer Zukunft – nicht wie von der Natur geplant, ein langsamer Übergang in Herbst und Winter - sondern ein krasser Absturz in den tiefsten Winter geben wird.
Ein absolut falsches System (Marktwirtschaft), welches auf der künstlichen Erzeugung von BEGEHREN beruht, und nur durch das unersättliche Begehren der Massen existiert, kann unmöglich einen längeren Bestand haben! Dafür wird die materielle Natur (welche auf dem göttlichen Prinzip beruht) selbst sorgen.

Das sollte genügen! ;- )))
Auch Dir liebe grüße und alles Gute,
Demetrius