Urlaubsfreuden
Es
begann an einem Freitag im August und es war eines dieser – in den
letzten Jahren – üblichen Ferienwochenenden.
Den
ganzen Tag hatte Marie-Theresa schon die Koffer gepackt, letzte
schmutzige Wäsche gewaschen, die Wohnung nochmals von vorne bis
hinten geputzt und andere vorferienübliche Kleinigkeiten – wie
Einkäufe in letzter Minute – erledigt.
Franz-Josef
hatte am späten Nachmittag bereits fein säuberlich und pedantisch
genau das fertige Gepäck im Auto verstaut und dabei genau darauf
geachtet, dass auch ja jeder Winkel Hohlraum des Wagens genutzt und
das Gewicht exakt verteilt war.
Anschließend
versuchten Marie-Theresa und Franz-Josef sich noch ein paar Stunden
aufs Ohr zu legen und ein wenig Schlaf zu finden, zumindest aber
auszuruhen, während die Kinder das Fernsehprogramm bis zur letzten
Minute vor der Fahrt auskosteten – waren sie für die nächsten 2-3
Wochen doch auf Fernsehentzug gesetzt -, ehe es in der Nacht auf
Samstag in Richtung Süden losging.
Franz-Josef
stellte Marie-Theresa nochmals die üblichen Fragen eines
Reiseantritts wie, ob sie Geld, Ausweise und die anderen während der
Fahrt notwendigen Reiseutensilien griffbereit im Handschuhfach hätte.
Und
als Marie-Theresa nach sorgfältiger Überprüfung bejahte, fuhr man
Richtung Autobahn Salzburg los.
Franz-Josef
stellte sich jetzt schon die Frage, ob es beim Brunntaldreieck
bereits zum ersten größeren und erwarteten Stau käme?
Dort
angekommen stellte Franz-Josef – fast ein wenig enttäuscht - fest,
dass es doch sehr flott und ohne größere Komplikationen vorwärts
ging.
Aber
es kamen ja noch einige neuralgische Punkte wie z. B. der
Grenzübergang Salzburg oder die Mautstelle Tauernautobahn – der
größte Parkplatz Europas zur Reisezeit -; um seine Mautgebühr zu
zahlen, steht man so lange, wie es die uniformierten
„Parkplatzwächter“ Österreichs bestimmen.
Aber
haste gedacht, nichts ist´s mit den üblichen Stauungen. Da heißt
es zügig weiterfahren, stellt Franz-Josef doch mit einer leichten
Enttäuschung fest. Vielleicht aber kriegen wir unseren Stau ja noch
am Wurzenpaß.
Kein
Stau am Wurzenpaß! Wäre da nicht dieser Sonntagsfahrer, dieser
preußische Führerscheinbesitzer – welchen er vermutlich in der
Lotterie gewonnen hatte -, der, um sich ein paar Schillinge
Autobahngebühr zu sparen, allen hinter ihm Fahrenden zeigte, dass
man sogar bergauf bremsen kann.
Franz-Josef
wird langsam aber sicher ungeduldig, denn vor ihm fährt außerdem
noch so ein Angeber, welcher zwar ein großes – mit etlichen PS
unter der Motorhaube versehenes – Auto fährt, aber nicht weiß,
wie man damit umgeht
Franz-Josef
fluchte vor sich hin, heißt seine beiden Vorderleute alles Mögliche
und schert immer wieder mal links – über den durchgehenden
Mittelstreifen – aus, um bei der sich nächst bietenden Gelegenheit
diese beweglichen Straßensperren zu überholen.
Ja
wenn er dieses PS-starke Fahrzeug unter seinem Hintern hätte, er
wäre längst über alle Berge, längst an seinem Zielort im Süden
angekommen, ja vielleicht sogar schon beim Baden am Meer.
Immer
und immer wieder schert Franz-Josef aus, muss aber immer wieder
bremsen und in den ersten Gang zurückschalten, bis sie endlich
kommt, die lang ersehnte Überholgerade.
Und
jetzt zeigt Franz-Josef diesen beiden Flachlandtirolern was eine
Harke, bzw. wo der Auspuff seines Autos ist.
Wenn
man bedenkt, mit was für beschränkten Möglichkeiten – an
Fahrzeugtyp und Motorstärke – Franz-Josef auskommen muss, dann
konnte man unweigerlich nur zu dem Schluss kommen, dass an ihm ein
zweiter Walter Röhrl, ein wahrer Ralleyweltmeister verloren gegangen
ist.
Auch
Franz-Josef ist sich dessen bewusst, aber jetzt mit seinen gut 40
Lebensjahren sieht er selbst ein, dass es zu spät für ihn ist, um
im Ralleysport noch einer der ganz Großen zu werden und deshalb
beschränken sich seine sportlichen Ambitionen auf solche
Urlaubsreisen, bei welchen er diesen Anfängern und Amateuren am
Steuer zeigen kann, was er so drauf hat.
Und
als oben am Wurzenpaß in Zweierreihen abgefertigt wird und dieser
Seifenkisten fahrende preußische Blindschleicher plötzlich wieder
neben ihm auftaucht, da ist Franz-Josef schon wieder relativ ruhig
und gelassen.
Außerdem
ist jetzt sowieso eine Kaffeepause – mit ein wenig gymnastischen
Übungen – fällig.
Man
muss auch ein paar – der hart verdienten – DM in billige Dinare
umtauschen; jeder muss mal auf das bestimmte Örtchen, wo man, wie
immer in Schlange stehen und sich den Druck noch etwas länger
verkneifen muss, bis man dran ist.
Auch
hier geht der große Urlaubsnepp weiter, denn für das bisschen
Sch..... muss man bereits Zehntausende – wenn auch Dinare –
bezahlen.
Aber
was soll`s, denkt sich Franz-Josef, noch ist man gut in der Zeit;
gerade mal 6 Uhr morgens und wenn es so weiter geht, liegt man am
frühen Nachtmittag bereits in der Sonne am Strand.
Wäre
da, ja wäre da nicht dieser Engpass und der damit verbundene Stau
vor diesem jugoslawischen Dorf, um nicht zu sagen Nest.
Rupa
oder so ähnlich.
Plötzlich
steht man in einem kilometerlangen Stau und noch dazu an einer
Stelle, wo man ihn nie und nimmer erwartet hätte und an welcher in
all den Jahren vorher noch nie ein Stau war.
Aber
mit seiner urtypischen bajuwarischen Gelassenheit – ein paar
deftige Flüche begleiten dieselbe – nimmt Franz-Josef auch diese
stundenlange Wartezeit hin, in der Gewissheit, dass er bald seine
wohlverdiente Erholung genießen wird.
Allmählich
wird es aber auch im Inneren des Wagens immer heißer und man öffnet
alle Wagenfenster und das Schiebedach um wenigstens ein klein wenig
Zugluft zu erzeugen.
Die
Zeit rückt auch immer weiter voran und das bisher vor Urlaubsfreude
strahlende Gesicht Franz-Josefs verfinstert sich zunehmend, denn
inzwischen glaubt selbst Franz-Josef nicht mehr daran, heute noch in
das erfrischende Nass des blauen Meeres springen zu können.
Als
sie dann auch noch an der Fährstation vor der Überfahrt auf die
Insel in einen erheblichen Stau kommen – inzwischen war es 18 Uhr
geworden und man war bereits 17 Stunden unterwegs -, da glaubt
Franz-Josef schon selbst nicht einmal mehr daran, sein Urlaubsziel
noch an diesem Tage zu erreichen.
Und
die Vorstellung, die Nacht im Auto verbringen zu müssen, trug auch
nicht gerade zur Erheiterung seines Gemütes bei.
Man
musste sich aber – laut Reisebüro – bis spätestens 20 Uhr in
der Reiseagentur vor Ort melden, um die Schlüssel für die
Ferienwohnung in Empfang zu nehmen.
Durch
den Tipp eines erfahrenen Inselbewohners aufmerksam gemacht, besorgte
Marie-Theresa schon mal vorab die Tickets für die Überfahrt,
während Franz-Josef dem Glücksspiel eines Einheimischen zuschaute,
welcher versuchte den ankommenden und wartenden Touristen die Zeit
damit zu vertreiben, dass er ihnen das Geld aus der locker sitzenden
Urlaubskasse zog, indem er geschickt mit drei Walnußhälften und
einer Kugel hantierend lauthals die Einsätze – natürlich in DM –
forderte.
Marie-Theresa
– inzwischen mit den Fährtickets zurückgekehrt – versuchte
fortwährend auf – den nun immer mürrischer werdenden –
Franz-Josef beschwichtigend einzureden, während sich dessen
bisherige so genannte bayerische Bierruhe in beinahe südländisch
anmutendes Temperament verkehrte, allerdings in weniger positiver,
als in negativer Form.
Nach
zwanzigminütiger Überfahrt, ja man war inzwischen auf einer dieser
alten, verrosteten Fähren – bei deren Anblick einem schon Angst
vor der Überfahrt wurde -; bei relativ starkem Seegang – das Meer
schien inzwischen auch verrückt zu spielen- übergesetzt; wie
gesagt, nach dieser seekrank machenden Überfahrt war man auf der
Insel gelandet und Franz-Josef konnte die letzten 90 Kilometer der
Urlaubsreise bis hin zum Ziel angehen.
Und
wie er sie anging. Wieder in der Manier eines Walter Röhrl, dazu die
aufgestaute Wut und ca. 18 Stunden Fahrt im Bauch, fuhr er diese
bergige, enge und unübersichtliche Küstenstraße in
halsbrecherischer Ralleymanier dahin und stand 15 Minuten nach 20 Uhr
vor der Agentur des Reisebüros.
Dort
erteilte man ihnen dann äußerst höflich und freundlich die
Auskunft, dass man die Schlüssel für die Ferienwohnung ganz ruhig
auch noch bis 22 Uhr abholen hätte können, da die Agentur in der
Ferienzeit immer solange geöffnet sei.
Was
nun in Franz-Josef vorging, kann man sich wohl vorstellen.
Man
nannte ihnen die Adresse der Ferienwohnung, zeigte ihnen dieselbe auf
dem Stadtplan – der Erwerb desselben kostete natürlich auch wieder
einige hundert Dinare -, erklärte ihnen den Weg dorthin und so
machten sie sich im Dunkel auf die Suche.
Wie
sich sehr schnell herausstellte, handelte es sich um eine noch sehr
junge, neu angelegte Siedlung mit vielen neuen Ferienwohnungen an der
Meeres offenen Seite und etwas außerhalb der eigentlichen Ortschaft.
Man
konnte dies bereits an den noch nicht geteerten Straßen, bzw.
Zufahrtswegen zu diesen Häusern erkennen.
Das
heißt, mit dem Erkennen hatte man schon seine nächsten Probleme und
Schwierigkeiten, denn es gab weder eine Straßenbeleuchtung, noch
Straßennamen, noch waren die Häuser mit Hausnummern versehen oder
irgendwie kenntlich gemacht.
Und
so irrten Marie-Theresa, Franz-Josef und die Kinder durch die Nacht
und fremde, dunkle Gassen bis Marie-Theresa: „da ist es“ ausrief.
Endlich,
endlich dachten wohl alle gleichzeitig, endlich Sonne und blaues
Meer. „Sonne?!!!“
Marie-Theresa
hatte gerade die Stufen zum Eingang der Ferienwohnung erklommen, in
der Dunkelheit nach einigem Suchen auch das Schlüsselloch der
Eingangstüre gefunden, gerade im Inneren des Hauses Licht angemacht,
als ein greller Blitz und ein sich anschließender fürchterlicher
Donnerschlag ein Gewitter ankündigte, welches sich gewaschen hatte.
Ein
Schrei zerriss die Stille der Dunkelheit nach dem Donner, ein Schrei
der aus dem Inneren des Hauses und von Marie-Theresa kam.
Sie
stand in der urplötzlich stockdunkel gewordenen Ferienwohnung, denn
der Blitz hatte für einen sofortigen und totalen Stromausfall auf
der ganzen Insel gesorgt.
Taschenlampe!
Taschenlampe, durchzuckte es Franz-Josef, wo ist die Taschenlampe?
Anstatt
sie griffbereit in das Handschuhfach des Wagens zu legen, war sie gut
verstaut in einem der Koffer und also nicht zur Hand, als man sie
brauchte.
Also
musste das Feuerzeug – Franz-Josef war Gott sei Dank Raucher und
hatte deshalb stets ein Feuerzeug zur Hand – Notdienste leisten.
Glücklicherweise
dauerte der Stromausfall nur wenige Minuten - Marie-Theresa hatte
sich inzwischen von ihrem Schock wieder erholt – und man hatte
wieder Licht im Hause.
Dafür
goss es nun in Strömen und der Himmel öffnete seine Schleusen, so
als müsste er das Meer erst wieder mit Wasser auffüllen.
Völlig
erschöpft und ermüdet von all den Strapazen – die Koffer mussten
bei eben diesem strömendem Regen ins Haus gebracht werden – sanken
Marie-Theresa, die Kinder und Franz-Josef in die Betten und keiner
verschwendete auch nur einen einzigen Gedanken an Sonne und blaues
Meer.
Man
war froh eine Liegestatt und den wohlverdienten Schlaf gefunden zu
haben.
Ein
neuer Morgen, ein neuer Tag. Und was für ein Morgen, was für ein
Tag!
Wohl
ausgeruht – erholt von den Strapazen des Vortages – öffnete
Franz-Josef die Fensterläden und die Sonne, ja, die strahlende Sonne
lachte ihm entgegen.
Ein
Blick aus dem Fenster gestattete ihm eine Aussicht, auf ein Panorama
welches einzigartig war.
Ein
Paradies, ja wahrlich ein Paradies bot sich seinen Augen dar und ein
blauer Himmel – nicht eine einzige Wolke an ihm – und ein Blick
auf das Meer, auf ein Meer, so sauber und klar, wie er es sich in
seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hatte; saftige, grüne Bäume
und Sträucher entlang der Felsenküste und damit war seine ganze
Urlaubsfreude mit einem Male wieder da.
Ein
schnelles Frühstück – es waren ja noch die Reste des
Reiseproviants auf zu brauchen – und dann nichts wie runter an den
Strand.
Während
die Kinder noch den Schlaf der Gerechten und von der Reise
Gestressten schliefen; Marie-Theresa den Proviant für den Strand
herrichtete, nahm Franz-Josef die Liegematten und anderen
Badeutensilien unter den Arm und marschierte los Richtung Strand.
Bis
zu diesem waren es nur rund 200 Meter, allerdings relativ steil
bergab.
Dort
angekommen ging erst einmal die Suche los, die Suche nach dem
schönsten Liegeplatz an dem felsigen Strand, an welchem man
ungestört baden und sich sonnen konnte.
Als
er nun – deutlich erkennbar als frisch angekommener Tourist, am
ganzen Körper noch bleich und weiß – die felsige Bucht
zielstrebig und wachsamen Auges entlang ging, fragte er sich bereits
nach wenigen Metern, weshalb er überhaupt so weit gefahren war.
Denn
entlang der ganzen Badebucht ging es zu wie am Feringasee in
Unterföhring an einem wettermäßig schönen Wochenende.
Körper
an Körper, Badetuch an Liegematte lagen sie hier; Braungebrannte und
weniger Braune, Urlauber und Einheimische, Kinder und nochmals
Kinder. Es herrschte ein Treiben wie im Münchner Dantebad; Lärm,
Geschrei, Geräusche aus Transistorradios, von Motorbooten und kein
freier Fleck weit und breit.
Franz-Josefs
Miene wurde mit jedem Meter den er ging unfreundlicher und Urlaubs
feindlicher.
Inzwischen
war er wohl schon einige hundert Meter Strand abgegangen, wobei
gegangen leicht übertrieben war, denn er war mehr gestolpert und
geklettert, als dass er sicheren Schrittes den felsigen und steinigen
Weg ging.
Das
Gelände wurde aber immer noch steiniger und felsiger, aber auch die
in der Sonne liegenden Körper wurden zunehmend weniger.
Und
dann hellte sich Franz-Josefs Miene urplötzlich auf.
Er
hatte ihn entdeckt, den Platz, an welchem nur für ein paar Personen
wie seine Familie Gelegenheit zum liegen und sonnen war; an welchem
man praktisch eine Bucht für sich alleine hatte.
Aber
selbstverständlich war dieser herrliche Platz bereits belegt.
Inzwischen
war auch Marie-Theresa mit den Kindern nachgekommen und man
entschloss sich kurzerhand einfach irgendein freies Fleckchen
Küstenstrand einzunehmen, um endlich einfach nur mal schwimmen gehen
zu können.
Da
war ja noch der nächste Tag und die folgenden Tage und Wochen. Man
musste nur früh genug aufstehen, um diesen paradiesischen Platz,
diese kleine Bucht, welche Franz-Josef entdeckt hatte, einzunehmen,
ja förmlich zu besetzen.
Wer
zuerst kommt, liegt zuerst.
Schließlich
hatte man ja vorgesorgt und als typisch Deutscher, der für
Pünktlichkeit bekannt ist, den Wecker eingepackt. Der würde schon
dafür sorgen, dass man am nächsten Morgen rechtzeitig aufstehen und
das herrliche Badefleckchen einnehmen könne.
Stress
im Urlaub? Keineswegs, nur typisch deutsche Ordnungsliebe und
Pünktlichkeit waren auch hier angebracht und sorgten für den
nötigen Erfolg.
Aber
zunächst einmal genoss man das erste Bad in diesem herrlich
tiefblauen und glasklaren Meer.
Die
beunruhigenden Berichte der heimischen Presse betreffs einer restlos
verschmutzten und von Algen übersäten Adria trafen hier vor Ort
nicht im Geringsten zu.
Nur
eines fiel Franz-Josef schon bald auf. Diejenigen, welche ihre Adria
dermaßen verschmutzt hatten, wie man es von den Journalisten und
Touristen erfahren hatte, diejenigen also fanden sich hier zu Massen
ein.
Franz-Josef
bisher bestimmt kein Freund von Vorurteilen, kein Ausländer- oder
Gastarbeiterfeind befiel nun aber mit zunehmendem Maße eine
feindliche Stimmung und Gesinnung gegenüber diesen – wie eine
Heuschreckenplage ins Nachbarland gekommenen – Italienern.
Und
er sah mit eigenen Augen, wie diese selbst dafür sorgten, dass ihre
Strände verschmutzt wurden und damit die Touristen ausblieben.
Denn
da, wo sie lagen, lagen auch ihre Abfälle. Vom Pflaumenkern über
die leeren Sonnenölflaschen, bis hin zu kaputten Luftmatratzen.
Zudem
waren sie aufdringlich wie Stechmücken.
Dass
sie sich nicht auf die Liegematte eines anderen Badegastes oder
Touristen legten und diesen ein Gespräch aufdrängten war schon
alles.
Aber
diese Gedanken und Beobachtungen sollten sich in den nächsten Tagen
erst noch richtig bestätigen.
Nichts
desto trotz fühlten sich Marie-Theresa, die Kinder und auch
Franz-Josef zunächst einmal im Wasser recht wohl und genossen dieses
erste Bad in vollen Zügen.
Marie-Theresa
achtete auch genauestens darauf, dass man sich gut mit Sonnencreme
bzw. Sonnenöl mit sehr hohem Lichtschutzfaktor einschmierte, denn
wie sie immer wieder betonte, sei man am ersten Tag besonders
gefährdet für einen verheerenden Sonnenbrand, weil man die Kraft
der Sonne, ob der ständig leicht wehenden Brise, leicht
unterschätze.
Mit
diesen abwechselnden Tätigkeiten; schwimmen, einschmieren, schwimmen
ging der erste Urlaubstag am Meer schön langsam zu Ende
Am
frühen Nachmittag dieses ersten Urlaubstages, so gegen 16 Uhr 30
machte man sich auf den Weg zurück in die – wirklich großzügig
eingerichtete und sehr geräumige – Ferienwohnung.
Einer
nach dem Anderen begab sich unter die Dusche, um den ölverschmierten
und von Meersalz übersäten Körper zu reinigen, mit Lotion
eingeschmiert geschmeidig zu halten und so war es inzwischen Zeit
geworden, einen Spaziergang durch die Ortschaft – verbunden mit der
Suche nach einem guten und preisgünstigen Restaurant – zu machen.
Durch
enge, steile Gassen – welche mit sehr gefährlich glatten Steinen
gepflastert waren – ging es hinein in die eigentliche Ortschaft und
zum Hafen.
So
schlenderte man gemütlich dahin, sofern man bei diesem Gedränge von
Urlaubern noch schlendern konnte.
Man
wurde auch von dem einen oder anderen Urlauber angesprochen und mit
entsprechenden Tipps versehen, was man sich unbedingt ansehen sollte
und was man auf keinen Fall dürfe.
Aber
was dabei wirklich nützlich und wichtig war, waren die Tipps, in
welchem Restaurant man sehr gut und preisgünstig essen könne.
Es
war ja erst der erste Urlaubsabend und man wusste wirklich nicht,
wohin man sich zum Abendessen begeben sollte und daher waren diese
Tipps sehr willkommen.
Und
so testete man gegen 19 Uhr 30 den ersten Geheimtipp. Das Lokal
machte einen recht sauberen Eindruck und war auch recht gut besucht,
so dass man davon ausgehen konnte, dass der Tipp doch recht trefflich
war. Da es sich um ein Privatrestaurant handelte, waren der Service
entsprechend gut, wie auch das Essen und die Preise. Auch die
Wartezeit war angemessen und so machte man sich nach dem Essen satt
und zufrieden zu einem Rundgang im Hafen auf.
Marie-Theresa
und Tochter kamen allerdings nicht sehr weit, denn es gab die
üblichen Touristenattraktionen. Großer Markt mit allen
verschiedenen Ständen. Und an jedem dieser Stände musste zunächst
mal Halt gemacht und eingehend begutachtet werden, was es da so alles
gab.
Irgendwann
aber siegte doch die Müdigkeit und man ging wieder zurück in die
Ferienwohnung. Ein steiler und sehr beschwerlicher Weg, bei welchem
Franz-Josef so gehörig ins Schwitzen gekommen war, dass er – in
der Ferienwohnung angekommen – sofort nochmals unter die Dusche
ging.
So
gegen 23 Uhr 30 waren dann endlich alle in ihren Betten verschwunden
und schliefen den Schlaf der gestressten Touristen.
Allerdings
versäumte es Franz-Josef nicht, den Wecker auf ca. 7 Uhr zu stellen,
denn wie gesagt, Stress im Urlaub gibt es bekanntlich ja nicht. Und
da war ja noch dieser Liegeplatz am Strand, welchen man am Tage
entdeckt hatte und der musste ja frühzeitig besetzt und reserviert
werden.
Morgens
um halb sieben – der Wecker hatte noch gar nicht geklingelt -, wenn
die Welt noch in Ordnung ist, wachte Franz-Josef auf, öffnete sofort
die Fenster und ein strahlend blauer Himmel begrüßte ihn. Und vor
seinen Augen lagen sie wieder, der sagenhaft schöne Strand und
dieses glasklare Meer.
Marie-Theresa
begann sofort das Frühstück herzurichten. Franz-Josef war
inzwischen auch schon wieder aus dem Badezimmer gekommen, während
die Kinder noch nicht so recht aus den Federn wollten.
Franz-Josef
beeilte sich mit dem Frühstück und fragte dann Marie-Theresa sofort
nach den Badeutensilien und was er davon mitnehmen solle, denn er
würde sich sofort auf den Weg machen, um dieses bereits mehrfach
genannte schöne Liegeplätzchen zu beschlagnahmen.
Und
so eilte er – die Badematten, Sonnenschirm und eine große
Badetasche unterm Arm – behänden Schrittes hinunter zur
Felsenküste und zielstrebig und wachen Auges auf diese kleine Bucht
mit dieser schönen Liegefläche zu.
Schon
von weitem glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können und
tatsächlich, dort angekommen musste er entrüstet feststellen,
dieser paradiesische Fleck war bereits belegt. Er schaute auf seine
Armbanduhr – 7 Uhr 35 -, und dachte, das kann doch gar nicht wahr
sein. Innerlich schon ein wenig wütend und erregt stakste er weiter,
aber in Gedanken hatte er den Wecker bereits für den nächsten Tag
auf 6 Uhr gestellt.
Nach
kurzer Zeit fand er allerdings eine auch recht schöne Stelle, an
welcher er die Badematten ausbreitete, sich setzte und genüsslich
eine Zigarette rauchte. Sein Blick schweifte dabei stetig umher und
er sog – mitsamt dem Nikotin - die Schönheit dieser Landschaft in
sich auf.
Als
er seine Zigarette geraucht hatte, hielt ihn nichts mehr und er nahm
sein Morgenbad in diesem herrlichen Wasser. Kein Mensch weit und
breit, er hatte das Meer ganz für sich allein und genoss dies
sichtlich.
Vom
Wasser aus hatte man einen Blick hoch zur Feriensiedlung und dem Weg
herunter zum Strand und so entdeckte Franz-Josef nach einer gewissen
Zeit, wie Marie-Theresa und die Kinder den Weg herab kamen.
Deshalb
machte er sich sofort auf, verließ das Wasser, stellte sich auf eine
kleine Anhöhe bei seinem Liegeplatz und winkte Marie-Theresa und den
Kindern recht deutlich und auffällig zu.
Man
muss natürlich noch einflechten, dass es sich hier um einen
FKK-Strand handelte, denn dann kann man sich erst vorstellen, wie
dies aussah, als Franz-Josef splitterfasernackt und am ganzen Körper
noch recht weiß, mit Händen und anderen Körperteilen wedelte, um
seine Kinder und die Ehefrau auf sich und den Liegeplatz aufmerksam
zu machen.
Diese
schleppten sich den Felsen übersäten Weg eher mehr schlecht als
recht hinab, die Kinder beladen mit Flossen, Taucherbrille,
Luftmatratze und anderen für sie notwendigen Badeutensilien, während
Marie-Theresa sich mit der großen Kühltasche und einer weiteren
Provianttasche abmühte.
Kaum
angekommen riefen die Kinder als erstes nach Essen und Trinken und
Marie-Theresa fing an auszupacken.
Hier
ein Wurstbrot, da ein Vitamingetränk, während ihnen Franz-Josef
bereits von seinem morgendlichen Bad im Meer vorschwärmte und etwas
ärgerlicher darüber berichtete, dass, als er am Strand angekommen
feststellen musste, der von ihm erwählte Liegeplatz bereits schon
belegt war. Natürlich machte er Marie-Theresa aber auch klar, dass
er bereits beschlossen habe, den Wecker morgen bereits auf sechs Uhr
zu stellen und man dann ja sehen werde, wer diesen Platz belegen
würde.
Und
so verging Stunde um Stunde mit baden, eincremen, sonnen, essen und
wieder baden usw.
Die
Sonne stach ganz schön herunter, aber sowohl durch die ständig
wehende Brise, als auch durch immer wieder erfrischendes Baden im
Meer merkten weder die Kinder, noch Franz-Josef und Marie-Theresa
etwas von dem sich anbahnenden Sonnenbrand.
Marie-Theresa
und der Junge waren vom Hauttyp her immer schon ein wenig dunkler und
vor allem nicht so anfällig bei entsprechender Sonneneinwirkung wie
Franz-Josef und das blaßhäutige Töchterchen.
So
gegen 16 Uhr 30 nachmittags – wie bereits am Vortag auch - machte
man sich dann wieder auf den Heimweg und unter der Dusche stellte
Franz-Josef fest, dass seine Haut ganz schön brannte. Er rief nach
Marie-Theresa und diese stellte einen durchaus massiven Sonnenbrand
fest. Sie kannte allerdings auch ein entsprechendes altes Hausmittel
und da sie eigentlich nur Teetrinkerin war, hatte sie natürlich –
nebst all den anderen Lebensmitteln - auch Zitronen mitgebracht, mit
welchen sie jetzt Franz-Josef – unter dessen Gestöhne –
einrieb.
Und
nach dem alle geduscht und angezogen waren, machte man sich gegen 18
Uhr wieder auf den Weg in die Ortschaft um den nächsten Geheimtipp,
das nächste Lokal zu testen.
Dieses
Mal war eine – bereits mehrfach als der Geheimtipp schlechthin
gepriesene – Pizzeria der Zielpunkt. Diese lag ganz am Anfang der
Ortschaft und man musste vom Hafen aus – nachdem man zunächst von
der Feriensiedlung in die Ortschaft bergab hinunter gegangen war –
wieder den Berg hoch. Die Inhaber dieser Pizzeria waren natürlich
Italiener und dort angekommen, mussten sie als erstes feststellen,
dass: erstens die gesamte Terrasse und alle Tische bereits besetzt
waren und zweitens bereits einige Gäste – auf dafür vorgesehenen
Wartestühlen – Platz genommen hatten und warteten, dass der eine
oder andere Platz frei würde.
Zunächst
konnten sie daraus allerdings schon schließen, dass dies absolut ein
sehr guter Geheimtipp sein musste, aber anderseits standen sie nun
hier, mit hungrigen Mägen und überlegten, ob sie sich nicht doch
lieber noch einen anderen Geheimtipp ansehen sollten und statt mit
Pizza dann doch mit etwas anderem die Bäuche füllen sollten.
Geheimtipp
hin, Geheimtipp her entschlossen sie sich, nicht länger zu warten
und machten sich auf den Weg in ein Hotelrestaurant. Hier gab es
überraschend viele freie Plätze, aber nun waren sie schon einmal da
und versuchten zu bestellen.
Ja,
sie versuchten zu bestellen, denn die an der Theke lehnenden
Kellnerinnen und Kellner machten keinerlei Andeutung oder Bewegung
auf ihren Tisch zu. Und so warteten sie ein Weilchen – in dieser
Zeit hätten sie in der Pizzeria sicherlich auch schon einen Platz
bekommen, geht man davon aus, dass sie vom Standpunkt der Pizzeria am
Anfang der Ortschaft wieder hinab in die Hafengegend bis zu diesem
Hotel gehen mussten und hier nun ebenfalls warteten, allerdings nur
darauf, dass man sie bediente -, bis sich endlich einer der
Angestellten bequemte an ihren Tisch zu kommen und zumindest schon
einmal die Getränkebestellung entgegen zu nehmen und ihnen die
Speisekarten zu übergeben.
Sie
wurden auch sehr schnell fündig und als die Getränke kamen, nahm
man auch die Essensbestellung entgegen und nach knapp einer Stunde
konnten sie auch schon zuschlagen.
Franz-Josef
war inzwischen schon ganz schön hungrig und leicht wütend, so dass
ihm zuschlagen nicht nur beim Essen in den Sinn kam, noch dazu, weil
das servierte Essen eigentlich nur mehr lauwarm war.
Aber
auch dieses schluckte man – im wahrsten Sinne des Wortes –
hinunter, ließ sich aber beim Zahlen, insbesondere was das sonst
nicht gerade kleinliche Trinkgeld anging, die Unzufriedenheit mit dem
Services, als auch mit dem Essen durchaus anmerken und verließ
einigermaßen gefrustet dieses Speiselokal.
Es
bewahrheitete sich der Tipp, dass man nur in privaten Lokalen zum
Essen gehen sollte, denn dieses Hotel war noch nicht privatisiert und
dies merkte man an den „Staatsbediensteten“, den Kellnern und
Bedienungen dieses Restaurants.
Nach
dieser Nahrungsaufnahme, mehr war dies auch nicht, machte man sich
auf den Weg durch die Ortschaft.
Studierte
und verglich die ausgehängten Preistafeln und Angebote der
verschiedenen Lokale, begutachtete das ein oder andere Café, sowie
die unterschiedlichen Eisdielen – zumeist von Italienern geführt
-, bis man sich in einer Cafeteria niederließ.
Die
Kinder bestellten sich Eis, Marie-Theresa einen Eiskaffee und
Franz-Josef ein Bierchen – er, der das ganze Jahr über keinen
Geschmack am Bier, bzw. überhaupt an Alkohol fand, trank im Urlaub
stets und gerne ein Bier -, welches er sichtlich genoss.
So
saßen sie, leicht bekleidet – im üblichen Urlauberdesign,
T-Shirt, Short, bzw. die weiblichen Urlauber in ihren hübschen
Sommerkleidchen – bei immer noch angenehmen Temperaturen im Freien
am Hafengelände, betrachtete die untergehende Sonne, ankommende
Boote und Schiffe, welche an der Hafenmauer festmachten und man gab
sich dieser herrlichen Urlaubsstimmung hin.
Die
Kinder – mit ihren Eisportionen schnell fertig geworden – gingen
auf Entdeckungsreise, um kurze Zeit später recht aufgeregt und mit
entsprechenden Wünschen und dem Ausruf: „Mama, das musst du dir
anschauen“, bzw.: „Mama, darf ich mir die Ohrringe kaufen“
wieder auf zu tauchen.
Klar,
dass Franz-Josef und Marie-Theresa nun mit auf die weitere
Entdeckungsreise gehen, fast an jedem Stand Halt machen und sich die
entsprechenden Wünsche und Argumente der Kinder anhören mussten.
Als
es allmählich dunkler und auch bereits ein wenig kühler geworden
war, machte man sich – bereits mit den ersten eingekauften
Souvenirs bepackt – auf den Weg zurück, um sich zur wohl
verdienten Ruhe zu begeben.
Am
nächsten Tag, der Wecker klingelte – wie von Franz-Josef gewollt –
bereits um 6 Uhr morgens, beeilte sich Franz-Josef mit dem Frühstück,
packte die Badesachen unter seine Arme und ging bereits um 6 Uhr 20
los, Richtung Strand, das herrliche Fleckchen einzunehmen.
Da
er aber nicht der Einzige war, welcher bereits in aller
Herrgottsfrühe unterwegs zum Strand war – was ihn nun auch schon
nicht mehr verwunderte -, stellte er seine zunächst gemächliche
Gangart in einen doch recht sportlichen und erheblich schnelleren
Rhythmus um, um nicht zu sagen, er rannte fast Richtung Strand.
Aber
diese Mühe sollte sich lohnen, denn da lag dieser paradiesische
Flecken Strand vor ihm und... er war noch nicht belegt.
Ein
wenig außer Atem, aber unendlich befreit breitete Franz-Josef die
Liegematten und Luftmatratzen aus, als bereits der ein oder andere
Badegast – mit einem sehnsuchtsvollen, aber auch neidischem Blick –
an ihm und dieser herrlichen Liegefläche vorbei ging.
Und
soviel war ihm – ob der suchend umher blickenden und vorbei
wandernden Touristen – klar, auch am nächsten Morgen würde der
Wecker um 6 Uhr klingeln, denn in den nächsten Tagen und Wochen
würde dies Franz-Josef Terrain sein und bleiben.
Die
„Belagerung“ erfolgreich vorgenommen, konnte Franz-Josef sich nun
genüsslich seiner Zigarette hingeben, anschließend das äußert
erfrischende Morgenbad nehmen und auf Marie-Theresa und die Kinder
warten.
Diese
– gegen halb 9 Uhr – angekommen, zollten entsprechend Beifall und
Zustimmung ob des herrlichen Platzes und es wiederholte sich die
Zeremonie wie am Vortage.
Gerade
angekommen, hatten die Kinder bereits wieder Hunger und Durst und
Marie-Theresa fing an wieder auszupacken, was sie gerade erst
eingepackt hatte, um den Hunger und Durst der Kinder zu stillen.
Und
dann verlief dieser Urlaubstag genauso wie die darauf folgenden.
Faulenzen
und Baden am Strand und im Meer, abends Lokal aufsuchen, Spaziergang
in der Ortschaft usw.
Es
war ein richtig erholsamer Badeurlaub. Bewegung verschaffte man sich,
indem man die Insel erkundete; oder am späteren Nachmittag vor der
Ferienwohnung noch ein wenig Federball spielte.
Man
machte auch einen Ausflug mit einem der vielen Schiffe, welche ihre
Angebote tagtäglich feilboten.
Wie
gesagt, die Tage verliefen erholsam und wunderschön, wären da nicht
diese unbedingt auffallen wollenden Touristen gewesen.
Jene
Urlauber, die ihren Urlaub nur dazu verwenden, um allen zu zeigen,
dass sie sich das Eine oder Andere leisten können. Was sich im
Besonderen auf deren Verhalten auswirkte.
Da
waren solche, die mit ihrem eigenen Boot oder Schiff im Hafen
angelegt hatten und die Abendstimmung dazu benutzten, laut grölend,
fressend – denn essen konnte man dies, wie sie es taten nicht mehr
nennen - und saufend allen Anderen mitteilen wollten, dass sie auf
ihren Planken machen könnten, was sie wollten.
Franz-Josef
hatte schon während anderer Urlaubsreisen feststellen müssen, dass
es da ein ganz besonderes Klientel unter den Touristen gab und gibt.
Im
Besonderen hatten es ihm immer die Nachbarn aus Österreich und seine
Brüder und Schwestern aus dem Osten Deutschlands angetan.
Hier
auf Mali Losinji lernte er nun auch noch die Italiener näher – und
dies im wahrsten Sinne des Wortes – kennen.
Eines
schönen Tages, Franz-Josef hatte wieder dieses schöne Stückchen
Strand in aller Herrgottsfrühe in Beschlag genommen, kamen am späten
Vormittag einige Touristen den Strand entlang, entdeckten ebenfalls
dieses herrliche Fleckchen und ehe man sich´s versah, ließen sie
sich hier nieder, breiteten sich aus und nahmen keinerlei Rücksicht
auf Franz-Josef und dessen Familie.
Wie
bereits vorher schon erwähnt, handelte es sich bei diesem
Strandabschnitt um einen FKK-Strand und jeder der bisher schon
anwesenden Urlauber hatte sich „sein“ Fleckchen – mit einem
gewissen Abstand zum Nachbarn – seit Tagen „reserviert“.
Man
grüßte sich jeden Morgen bei der Ankunft, hielt das ein oder andere
kleine Schwätzchen und respektierte den Platz und die Freiheiten der
Anderen.
Nicht
so bei diesen neu angekommenen Italienern. Wie gesagt, an sich war
Jedem klar, dass diese kleine Bucht – wie eben auch die anderen
schönen und guten Plätze an diesem Ufer - bereits belegt waren,
aber irgendwie schien dies diese Neuankömmlinge nicht zu stören und
Franz-Josef kochte innerlich schon erheblich vor Wut, was
Marie-Theresa auch nicht verborgen blieb.
An
diesem Stückchen Paradies hatte alles seinen Platz; die
Luftmatratzen, die Liegestühle, der Sonnenschirm und natürlich die
Taschen, insbesondere die Kühltasche mit Essen und Getränken hatte
einen schattigen Platz an einer Felserhöhung, welche sich zu einem
kleinen Plateau erstreckte.
Genau
an diesem Platz legte sich einer dieser Urlauber nieder und wenn
Marie-Theresa nun etwas aus dieser Kühltasche holen musste – wenn
der eine oder andere aus der Familie Hunger oder Durst hatte -, dann
hatte dieser aufdringliche Italiener seine Nase fast zwischen den
nackten Brüsten von Marie-Theresa.
Nicht
nur, dass dies Franz-Josef ganz schön ärgerlich – ob dieser
Schamlosigkeit dieses Urlaubers – machte, nein, nicht genug damit,
sondern als dieser – Franz-Josef wusste schon gar nicht mehr, wie
er diesen „Zaungast“ nennen sollte - Urlauber auch noch seine
Melonenkerne in die Gegend spuckte, seine Bekannten oder Verwandten
ebenfalls all ihren Unrat da liegen ließen, wo sie sich gerade
befanden, da war Franz-Josef richtig bedient.
Auch
Marie-Theresa konnte ihn nicht mehr beruhigen und Franz-Josef begann
nun sich damit zu beschäftigen, wie er diese „Zaungäste“ am
schnellsten wieder loswürde.
Er
sprang und hechtete in das Meer, dabei soviel als möglich Wasser zu
verdrängen, so dass es bis ans Ufer platschte und der ein oder
andere entsprechend davon ab bekam.
Nun
fing dieser Italiener an – erst jetzt und an der Sprache der
Schimpfkanonade, welcher der Begossene von sich gab, erkannte
Franz-Josef, dass es sich bei dieser Clique um Italiener handelte -
zu maulen, was Franz-Josef gerade recht kam.
Mit
Händen und Füßen radebrechte man und einer beschimpfte den
anderen, bis Franz-Josef dieser Clique erfolgreich den Nachmittag
versaute, diese ihre paar Sachen zusammen packten und stinkig davon
zogen, von ein paar „netten“ Worten und Sprüchen Franz-Josefs
begleitet, welchen der – von dieser Gruppe hinterlassene – Müll
in hohem Bogen „nachfolgte“.
Franz-Josef
rief ihnen noch hinterher, dass sie ja nicht auch noch diese Strände
verschmutzen mussten, nachdem sie ihre eigenen bereits entsprechend
versaut hätten und daher im Nachbarland Urlaub an einem sauberen
Meer machen wollten und mussten.
Aber
auch dieses Ereignis konnte die Urlaubsfreuden Franz-Josefs nicht
trüben, schnell hatte er sich wieder beruhigt und ein Urlaubstag
folgte dem anderen.
Es
war inzwischen schon Anfang September – Franz-Josef und Marie
Theresa buchten immer zum Ferien-Ende hin, da es da preislich bereits
günstiger wurde – und man hatte den Wetterumschwung deutlich
gemerkt. Es wurde gleich ein paar Grad kühler, das Meer war
bewegter, es kamen hin und wieder sogar richtige Wellen auf, was bei
Franz-Josef und den Kindern allerdings zu Begeisterungsstürmen
führte.
Sie
ließen es sich nicht nehmen, schnellstmöglich ins Wasser zu
springen und die Wellen zu genießen, auch wenn sie fast die Einzigen
waren, welche sich bei solchem Wetter und Wellengang ins Wasser
trauten.
Nun
aber schlug das Wetter richtig um und es begann zu regnen. Regen
hatten sie das ein oder andere Mal bereits gehabt, aber es waren nur
kurze Schauer und anschließend war der Himmel wieder strahlend blau,
die Sonne schien und es war wieder richtiggehend warm, bzw. fast
heiß.
Dieses
mal jedoch blieb es nicht bei einem kurzen Schauer, sondern es
regnete sich ein, Tag und Nacht und auch am nächsten Morgen regnete
es immer noch. Auch der Wind frischte auf und wurde von Stunde zu
Stunde mehr zu einem Sturm.
Noch
hatte man 3 bis 4 Urlaubstage vor sich und man beratschlagte, was man
denn machen wolle.
Ausharren,
abwarten, ob der Regen und Sturm wieder nachließen? In der
Ferienwohnung Karten- und Gesellschaftsspiele – von früh morgens
bis spät abends – miteinander machen; Essen vor Ort zubereiten und
einnehmen?
Franz-Josef
gab auch zu bedenken, dass man sich auf einer Insel befände und man
nicht wisse, wie es mit dem Übersetzen ans Festland und dem
Fährverkehr bei solchen Wetterverhältnissen aussähe.
Kurzerhand
entschloss man sich zu packen, auf die restlichen Ferientage zu
verzichten, ging ins Reisebüro zum Abrechnen und Bezahlen und machte
sich auf die Rückreise.
Es
war inzwischen 17 Uhr geworden, alles verpackt und reisefertig fuhr
man Richtung Fährhafen, an welchem man vor knapp zwei Wochen
angekommen war. Der Weg dorthin waren ca. 90 bis 100 Kilometer,
entlang der Küste, steil und steinig und manches Mal nicht ganz
geheuer, aber nach ca. 1 ½ Stunden war man vor Ort angekommen und
bekam nun mitgeteilt, dass – wetterbedingt – der Fährbetrieb für
heute eingestellt war!
Nun
war guter Rat teuer, denn die Ferienwohnung war bereits gekündigt
und bezahlt, Fähre ging hier und heute keine mehr, also was tun?
Man
bekam den freundlichen Hinweis, dass an einer anderen Stelle der
Insel ein weiterer Fährbetrieb war, dieser bis dato seinen Verkehr
noch nicht eingestellt hatte und man es doch dort versuchen sollte;
der Weg dorthin waren ca. 50 bis 60 Kilometer wieder zurück an der
Küstenstraße entlang.
Da
man sich aber nun schon mal auf die Heimreise eingestellt und keine
Unterkunft mehr hatte, machte man sich eben auch noch auf diesen Weg
und dort, gegen ca. 20 Uhr angekommen, stand man als erstes Mal in
einem Stau!
Es
mussten sich wohl viele, wenn nicht gar alle Urlauber überlegt
haben, ihre Heimreise bei diesem Wetter anzutreten, denn so weit das
Auge reichte, ein PKW an dem anderen, ein Wohnwagen und Wohnmobil
nach dem anderen in einem kilometerlangen Stau, bis zum Hafen
hinunter.
War
Franz-Josef anfangs seines Urlaubes noch neidisch auf die
Sonntagsfahrer mit ihren PS-starken PKW´s, welche ihn am Wurzenpaß
so ärgerten, dann war er jetzt richtig glücklich über seine
„Familienkutsche“, einen Bus mit der Typenbezeichnung Modell-F
eines japanischen Autoherstellers.
Legte
man die Sitze im Fond des Wagens um, dann hatte man eine richtige
Schlaffläche, wie die eines Ehebettes und dies sollte sich nun
lohnen.
Denn
auch an diesem Hafen wurde den Wartenden nach stundenlangem Warten im
Stau mitgeteilt, dass der Fährbetrieb für diese Nacht eingestellt
werde und, dass wenn alles gut geht, am nächsten Morgen bereits ab 5
Uhr früh mit dem Fährbetrieb wieder fortgefahren werden sollte, was
allerdings vom Wetter abhängig gemacht wurde.
Und
so richteten sich Franz-Josef, Marie-Theresa und die Kinder darauf
ein, die Nacht in ihrem Fahrzeug zu verbringen. Die Liegefläche
wurde hergerichtet und man legte sich abwechselnd schlafen. Neidvoll
blickend spazierten die ein oder anderen Wartenden am Fahrzeug
Franz-Josefs vorbei, hin und wieder einen Kommentar abgebend wie: ihr
habt`s gut oder so bequem würden wir`s auch gerne haben; so lässt
sich´s aushalten usw.
Nach
Stunden, der Regen peitschte nach wie vor, der Sturm nahm auch nicht
ab, kam endlich der Morgen und der Fährbetrieb wurde tatsächlich
wieder aufgenommen. Noch war es zwar ziemlich dunkel, das Meer immer
noch sehr aufgewühlt, aber endlich war man auf der Fähre und
schipperte in den Morgen, hinüber aufs Festland um endgültig die
Heimreise antreten zu können.
Franz-Josef
fuhr ein paar Stunden Richtung Heimat und in Italien machte man an
einem Rastplatz Halt. Franz-Josef legte sich in den Fond des Wagens
und schlief ein paar Stunden, hatte er doch die ganze Nacht kaum ein
Auge zu getan.
Inzwischen
war man bereits 15 Stunden im Auto unterwegs und als man am späten
Nachmittag nach ca. 22-stündiger Heimreise endlich wieder zu Hause
war, wo es immer noch am Schönsten ist, blickte man dennoch auf
einen schönen, letztendlich auch erholsamen Urlaub zurück und
konnte sich bereits wieder mit der Urlaubsplanung für das nächste
Jahr befassen.
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