Sendung am 27. Mai 2014 |
23:45 Uhr 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg – Wie stabil ist Europa heute? |
Zum
Thema passend und den Fragen in der Anmoderation: „Haben
Deutschland und Europa die richtigen Lehren aus dem Ersten Weltkrieg
gezogen? Wie kam es 1914 zu dieser Katastrophe und muss die deutsche
Schuldfrage neu bewertet werden?“ habe
ich mal in meinem Archiv gesucht und aus meinem ca. 10 Jahre alten
Manuskript zu meinem 2007 veröffentlichten Buch „Die
Menschheitsgeschichte …. in Wahrheit die Geschichte Gottes?!“
ein Kapitel aus diesem Buch gefunden:
Von
der Reformation zur Revolution
Wir
sind nun in jenem Teil des Mittelalters angekommen, welches man das
Hochmittelalter nennt, das ohne Übertreibung als Scheitelpunkt der
Geschichte betrachtet werden kann.
War
im Mittelalter der Steinzeit, dem mesolithischen in Mesopotamien, das
Leben der Völker geprägt vom Turmbau zu Babel – dem Symbol der
Religionen -, so ist das Hochmittelalter gekennzeichnet vom Sterben
der Religion.
Von
da an werden alle Gottes- und Weltvorstellungen nicht nur in Frage
gestellt, sondern müssen auch langsam ungöttlichen und unreligiösen
Anschauungen im Zeichen der Vernunft weichen.
Der
Glaube stirbt und mit ihm das Bild, welches die Religion von Gott und
der Welt gemacht hat, worin jahrhundertelang die Wünsche und
Sehnsüchte der Menschheit die aushauchenden Kräfte gewesen sind,
welche die Religion erbaut und zur ersten Macht im Volk und Staat
gemacht haben; ein verkehrtes Dasein schaffend, worin Wünsche und
Sehnsüchte den Umsatz der Welt voran treiben.
Der
Durchbruch neuer Erkenntnisse in den Naturwissenschaften – wie
eines Nicolaus Kopernikus und eines Galileo Galilei – zerteilten
den Strom himmlischer Sehnsucht, Erwartung und Hoffnung und geben dem
allgemeinen Leben neue Kraft in Zielvorstellungen, die sich immer
mehr auf den Menschen, als das Maß aller Dinge verlagern. Der Glaube
an den alleinigen Gott, worin man in der Welt stirbt, wird verdrängt
durch den Glauben an Fortschritt und Vernunft, worin man Gott
gestorben ist.
Die
Wissenschaften, im Schoße der Kirche in das Abendland gebracht, von
ihr selbst betrieben und gefördert, fallen ab und kehren sich wider
sie; an das Gebäude der Kirche stürmend, dessen christliche
Tradition sich damit nicht vereinbaren kann.
Um
also das Erbe, das die Kirche an sich gerissen hat, zu erhalten, sah
sich die Kirche vor die Entscheidung gestellt, das, was sie selbst
hervor gebracht hatte, zu verurteilen und zu verdammen, weil sie sich
sonst von den Kräften, welche die Sehnsüchte und Erwartungen der
Menschen schaffen, abgeschnitten hätten und in Nichtigkeit
vernichtet worden wären.
Durch
solcherlei Überlegungen kam die Kirche in die allbekannten Konflikte
mit der Wissenschaft und Forschung, woraus Ursachen zu späteren
Rebellionen und Revolutionen entstanden, welche die Kirche in
reaktionärem Absolutismus erstarren ließen. Die Folge war
allmähliche Entweihung des Glaubens und die Erschütterung – des
mit Religion und Kirche verstricktem – Königtums.
Weil
also Christus – um es nochmals zu betonen – nicht zu dem Zwecke
zu gebrauchen war, zu dem sie ihn gebraucht haben, hat das Evangelium
aus ihrem eigenen Geschlecht ihnen Widersacher erweckt, die sich aus
den Worten der Schrift Waffen gegen sie schmiedeten. Das Geschmiedete
sind Auslegungen und Betrachtungsweisen, die den Streit im eigenen
Lager fördern und vertiefen, so wie es uns aus der früheren
dogmatisierenden Kirchengeschichte bekannt ist.
Zu
einer fast tödlichen Krise kam es aber, als die Verweltlichung der
Kirche den Zwang zur Reformierung aktualisierte und der Widerspruch
zwischen der Lehre Jesu und dem Leben seiner Namensträger offenbar
zu werden begann.
Die
Widersprüche zu schließen war Absicht und Wille der Reformatoren,
soweit sie das Evangelium im guten Sinne betrachteten. Die dadurch
anstehenden inneren Veränderungen lösten dann jene gewaltigen
Umwälzungen auf dem Schauplatz der Geschichte aus, wie wir es im
Nachfolgenden noch aufzeigen wollen.
Während
sich die versunkene Antike in Italien noch einmal zur höchsten
Blüte, der Renaissance, entfaltet, ist Europa dabei, neue Erdteile
der Welt zu entdecken und so seine Vorherrschaft zu stärken. Der
Verlust der Glaubenseinheit lenkt die Hoffnung der Völker allmählich
auf Humanismus und Renaissance, welche den Gesichtskreis und die
Denkweise der europäischen Völker so entscheidend verändern, dass
das Schicksal von Religion und Kirche als besiegelt erscheint.
Fürsten-
und Bürgertum tritt immer mehr an die Stelle der Geistlichkeit,
während die Bildungsgüter durch die Erfindung der Buchdruckerpresse
in die breiteren Schichten der Völker gelangen.
Der
Humanismus saugt die im Menschen liegenden Kräfte auf, freie
Anschauung über Religion und vorurteilsfreie Arbeiten auf
wissenschaftlichen Gebieten treiben den Fortschritt – den Tod
dieser Welt – voran.
Starke
Gegengewichte dieser humanistischen Ära finden wir in den Schriften
Machiavellis (1469-1527), dessen Empfehlungen ohne jede Sittlichkeit
sind.
„Zur
Erreichung politischer Ziele kann und soll“, so nach Machiavelli
„der Fürst mit List, Betrug und Gewalt herrschen.“
Dass
solchen Leuten, die im üblen Sinn denken, nichts von Seiten der
Kirche geschah – wie im Gegensatz zu jenen, die den guten Sinn
liebten -, wirft ein bezeichnendes Licht auf die geistige Struktur
der damaligen Welt, die doch von der Kirche geprägt war.
Wenn
man dann weiter die Entwicklung des Humanismus als Folge der
barbarischen Methoden des Christentums betrachtet, dann sind die von
Machiavelli stark beeinflussten Herrsch- und Machtgewohnheiten der
führenden Leute in den aufstrebenden Nationalstaaten – bar
jeglichen humanitären Denkens – nur grotesker Rückfall in alte
Gewohnheiten.
Damit
erweist sich auch mehr und mehr, dass die Reformation vor allem der
Aufdeckung des Risses dient, der mit dem Einbruch der verkehrten
Gottesdiener im Heiligtum neu aufgebrochen war und von wo aus sich
der Abfall in noch stärkerem Maße als bisher fortsetzt. Mit großer
Bestürzung erlebt die Kirche die Loslösung ihrer Magd – der
Philosophie – aus dem Schoß der Theologie.
Humanismus
und Philosophie schmieden sich Waffen aus dem Evangelium durch Männer
wie Erasmus, Giordano Bruno, Francis Bacon und vielen anderen, welche
die Verbreitung des Geistes der Renaissance und der Reformation
betreiben, während das Haupt der Kirche in drei Päpsten gespalten
ist.
Ein
Wiclif in Oxford und ein Dr. Hus in Prag machen von sich reden. Ein
Araber namens Averees behauptet, dass es zweierlei Wahrheiten, eine
für den Verstand und eine für den Glauben gäbe, dessen Lehre das
Denken in Kreisen der Hochschullehrer beeinflusst.
1409
lässt Alexander V. die Verbreitung der Grundsätze Wiclifs
verbieten, die gegen die Missstände des Papsttums, gegen Mönchswesen
und Zölibat gerichtet sind. Bald darauf wird Hus exkommuniziert und
im Jahre 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein Jahr später
trifft das gleiche Schicksal seinen Freund und Mitstreiter Hyronimus
von Prag.
Damit
scheint nach katholischer Sicht die Hoheit des Glaubens wieder
hergestellt zu sein. Doch führt der Tod der beiden Reformer zum
Hussitenkrieg, der nicht nur Böhmen und Deutschland heimsucht,
sondern auch die Besitztümer der Kirche verloren gehen lässt, die
sich die Mächtigen im Lande anzueignen vermögen.
Auch
in Frankreich verheert die Kriegsfurie die Fluren im Kampf gegen
England. Während am 30. Mai 1431 die Jungfrau von Orleans von den
Engländern verbrannt wird, erhebt sich im Osten der Islam drohend
gegen die streitende Christenheit, die nicht fähig ist, die
christliche Bastion am Bosporus, Konstantinopel zu verteidigen. Ja
selbst hinter den Mauern, der von den Türken belagerten Stadt,
erregt ein wütender Hetzkrieg zwischen Mönchsparteien der
Orthodoxen, Unionisten und Lateiner die Gemüter der Verteidiger; die
Joh. Dukas, einen Chronisten der byzantinischen Geschichte zu
folgendem Ausspruch veranlassen:
„Wäre
in diesem Augenblick wirklich ein Engel vom Himmel gestiegen und
hätte die Worte verkündet, „nehmet die Kirchenvereinigung an!“
– sie würden sich dennoch nicht dazu bekannt und sich lieber den
Türken als der römischen Kirche überliefert haben.“
Konstantinopel
fällt wie bereits schon erwähnt am 29. Mai 1453.
Dreißig
Jahre später wird Martin Luther in Eisleben geboren. Mit 22 Jahren
tritt Luther in das Augustinerkloster ein und wird schon mit 29
Jahren Professor an der Universität Wittenberg und Prediger an der
Schlosskirche.
1517
schlägt er seine 95 Thesen an die Pforte eben dieser Kirche.
Die
Juden, zwar erfasst vom geistigen Gärungsprozess der Renaissance,
blieben in dieser Ära ziemlich ungeschoren, wenngleich sie sich
immer in einer gewissen Verteidigungsstellung befanden. Auch die
Hoffnung auf den Humanismus zerschlug sich und die Toleranz ihnen
gegenüber hielt sich nur solange, als sie sich taufen ließen.
Das
Festhalten an ihrem überkommenen Glauben veranlasste auch Luther,
die Juden zu schmähen und zu kränken.
Dem
Papste Julius II. aus dem Hause Rovere, mehr Feldherr als Priester,
ist wegen seinen vielen Verpflichtungen, Plänen und Bauten das Geld
knapp geworden. Zur Finanzierung des Neubaus der Peterskirche lässt
er 1506 einen allgemeinen Ablass ausschreiben, dessen Vertrieb das
Bankhaus Fugger für Deutschland übernommen hat.
Zur
Erinnerung an die Einnahme Bolognas durch das Heer des Papstes,
wünscht Julius, dass man sein Bild in Bronze gieße und in einer
Nische von San Petronio aufstelle.
Michelangelo
fertigt einen Entwurf und legt ihn dem Papste vor. Dabei fragt der
Papst, ob die erhobene Rechte der Figur Segen spende oder Fluch.
Michelangelo antwortet:
„Sie
ermahnt das Volk von Bologna, weise zu sein.“
Auf
die Frage des Bildhauers, ob die linke Hand der Figur ein Buch halten
soll, entgegnete der Papst lächelnd:
„Gib
mir nur ein Schwert! Ein Gelehrter bin ich nicht!“ (nach Vasari)
1509
weilt Erasmus von Rotterdam in Rom, um mit den Humanisten am Hofe des
Papstes Beziehungen aufzunehmen.
Er
ist entsetzt über die Formen des Heidentums, das alles Christliche
überwuchert hat. In den Predigten der Bischöfe sind mehr Zitate aus
alten Klassikern enthalten, als aus der heiligen Schrift. Anstatt in
Demut und Frömmigkeit zu leben, gibt man sich der Schwelgerei hin:
„...indem
sie den Lohn der Ungerechtigkeit empfangen; welche eine eintägige
Schwelgerei für Vergnügen achten, Flecken und Schandflecke, die in
ihren eigenen Betrügereien schwelgen und Festessen mit euch halten.“
(2. Petr. 2/13)
Rom
handelt mit Gnadenbullen, Ablässen und Heiligenreliquien, wie ein
Bankhaus mit Geld. Mit der Wiedergeburt der Antike ist auch
heidnischer Verfall wiedergeboren, alles kehrt wieder zurück.
„...und
Jahwe wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem
Wege, von dem ich gesagt habe: du sollst ihn nie mehr wieder sehen.“
(5. Mose 28/68)
„O
Zeiten! O Sitten! Der ganze Schmutz der alten Zeit ist wiedergekehrt.
Überall spielt man die Fabeln; was einst, wegen seiner Moral, der
Sinn aller Christen verbannt und vernichtet hat, das rufen jetzt die
Priester, selbst unsere Päpste, von den Fürsten nicht zu reden, auf
das Theater zurück. Ja, die Geistlichen selbst trachten voll Ehrgeiz
nach dem Rum des Schauspielernamens.“ (Gyraldis; Zitat nach
Gregorovius)
„Ihr
könnt Jahwe nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein
eifernder Gott; er wird eure Übertretung und eure Sünden nicht
vergeben. Wenn ihr Jahwe verlasset und fremden Göttern dient, so
wird er sich wenden und euch Übles tun und euch vernichten, nachdem
er euch Gutes getan hat.“ (Josua 24/19-20)
Alles
ist in Diesseitigkeit zu einem tödlichen Lebenshunger ausgeartet.
Die Theater zeigen Ehebruch und Verführung und die zahllosen
Novellen, Epigramme und Verse sind schamlos und gemein. Italien
bekennt sich zu dem Grundsatz, „dass
Dirnen der Welt nützlicher sind als Nonnen“, und
verleiht der schönen stadtbekannten Hure Imperia den Namen einer
Courtisana Romana. (Beccadeli;
zit. Nach Gregorovius)
Dieses
Rom betritt im Jahre 1510 unter vielen Wallfahrern auch der
27-jährige Augustinermönch Martin Luther, um im Auftrage seines
Ordens mit der Kurie zu verhandeln. Anstatt eines Hirten, dem
Christus den Auftrag gegeben hat, seine Schafe zu weiden, findet er
einen Kriegsmann und keinen Papst; keine grübelnden und suchenden
Kirchenfürsten, sondern heitere, lebensfrohe und kluge Männer, die
sich selbst zum Hirtenamte erwählt haben.
Als
Erasmus aus Italien heimkehrt, bringt er seine Eindrücke und
Erfahrungen im Haus seines Freundes Thomas Morus zu Papier.
Das
Abendland wird in Kürze sein Buch „
Vom Lob der Torheit“ zu
lesen bekommen.
„Der
Krieg,“ so
schreibt Erasmus, „ist so etwas Grausames, dass er sich eher
für wilde Tiere als für Menschen ziemt, etwas so Entsetzliches,
dass die Dichter sagen, er gehe von den Furien aus, etwas so
Ansteckendes, dass er eine allgemeine Verderbnis der
Sitten nach sich zieht, etwas so Ungerechtes, dass die
schlimmsten Räuber ihn am besten zu führen pflegen, etwas so
Gottloses, dass er zu Christus nicht die geringste Beziehung hat.
Trotzdem
aber lassen einige von den höchsten Priestern alles andere außer
Acht und widmen sich einzig und allein dem Kriege. Unter diesen sieht
man oft sogar abgelebte Greise (Julius II.), die mit erneuter
Jünglingsfrische handeln, weder Gold noch Anstrengungen scheuen und
sich kein Gewissen daraus machen, Gesetze, Religion, Frieden und alle
menschlichen Verhältnisse über den Haufen zu werfen.
Wer an
der Spitze eines Volkes steht, der darf nur den Interessen der
Öffentlichkeit leben um Heil bringend auf den Gang der menschlichen
Verhältnisse einzuwirken.
Täglich
muss er sich wiederholen, dass der König auf einer Höhe steht, wo
seine Taten, wenn er auch nur in einer Kleinigkeit mit schlechtem
Beispiel vorangeht, einer Pest gleichen, die im Fluge fürchterliche
Verheerungen anrichtet. Aber die Fürsten lassen sich hinsichtlich
der Sorgen den lieben Gott einen guten Mann sein, pflegen und mästen
sich tüchtig und gehen nur mit Leuten um, die ihnen Angenehmes
sagen, damit auch nicht die geringste Wolke des Kummers ihren Geist
verdunkle. Sie glauben, den Pflichten eines guten Königs hinlänglich
zu genügen, wenn sie unausgesetzt den Freuden der Jagd nachgehen,
edle Pferde züchten, Ämter und Würden zu ihrem eigenen Vorteil
verkaufen und täglich eine neue Art des Tributes ersinnen, durch die
sie die Beutel der Bürger
schröpfen und ihren Privatsäckel füllen.“ (Ende des Zitats)
Doch
weiter strebt die Kirche nach Macht und irdischem Ansehen und
hinterlässt und verursacht Krieg, Mord und Brandschatzung.
1513
stirbt Julius II. Sein Nachfolger wird Giovanni Medici, ein Sohn des
großen Lorenzo. Er nimmt den Namen Leo X. an.
Er
übernimmt das höchste Amt der Christenheit, indem er nach der Wahl
zu seinem Bruder Julian die Worte spricht:
„Genießen
wir das Papsttum, da es uns Gott nun einmal gegeben hat.“ (nach
Zierer; Weltgeschichte Bd. 14, Seite 67)
Während
dessen werden in Deutschland weite Kreise der Bevölkerung in Zorn
und Unruhe versetzt, durch die üblen Methoden des Ablasspredigers
Tetzel und seiner Genossen.
„Johannes
Tetzel, ein Dominikanermönch, war ein gewaltiger Ausschreier des
Ablasses des römischen Papstes. Er betörte das Volk so sehr, dass
alle Leute glaubten, es gäbe keinen anderen Weg, um die Vergebung
der Sünden und das ewige Leben zu erlangen, als die Genugtuung durch
innere Werke, die doch wieder nach seinen Worten unmöglich sein
sollten. Nur ein einziger Weg, so sagte er, bliebe noch übrig, wir
müssten sie kaufen um Geld von dem römischen Papste, müssten uns
kaufen des Papstes Ablass, den er Vergebung der Sünden nannte und
einen sicheren Eingang ins ewige Leben. Hier könnte ich Wunder über
Wunder und unglaubliche Dinge erzählen, was für Predigten ich von
dem Tetzel gehört habe; denn...er predigt alle Tage, ich konnte auch
anderen seine Predigten hersagen mit allen Gebärden und Ausreden,
nicht aus Spott, sondern aus vollem Ernst. Denn ich hielt alles für
Oracula und göttliches Wort, dem man glauben müsse, und was vom
Papste kam, meinte ich, käme von Christus selbst.“ (F. Nykonius,
zit. Nach G. Freytag „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“)
Luthers
Thesen, wider das Wundergeschäft der Ablasskrämer und Bankhäuser,
verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und treiben die Reformation einen
großen Schritt voran. Der Ingolstädter Hochschulprofessor Johannes
Mayer von Eck erhebt seine Stimme wider den Wittenberger Mönch. Doch
je mehr von der Kirche aus zum Kampf und Streit gerüstet wird, desto
mehr erstarkt Martin Luther durch die Rechtfertigung seiner 95
Thesen. Wittenberg und der Augustinerorden Deutschlands schließen
sich der Sache Luthers an. Luthers Name dringt nach Rom, wo im Juni
des Jahres 1518 der kanonische Prozess gegen ihn eingeleitet wird.
„Seine
Heiligkeit und die Mehrzahl der Kardinäle, der dichtende Bembo, der
kunstsinnige Riario, Musiker und Schauspieler feiern Tage und Nächte
im Jagdschloss Magliana, schleudern das Geld der Ablässe, die
frommen Spenden der Christenheit mit vollen Händen hinaus und finden
nicht Zeit, sich mit den Anklagen eines widerspenstigen Mönches zu
befassen.“ (nach Zierer, Weltgeschichte, Bd. 14, S. 75)
Luthers
Tat bringt ihm nicht nur die Feindschaft des Kurfürsten Albrecht von
Mainz, Erzbischof von Magdeburg ein, der mit der Hälfte am deutschen
Ablasshandel beteiligt ist, sondern auch die der Fugger, die dem
Erzbischof einen Teil der zu erwartenden Einnahmen vorgeschossen
haben. Und damit auch all der Leute, die Kredite aufnehmen wollen und
wegen des Rückganges der Ablassgeschäfte abschlägig behandelt
werden.
Das
sind vor allem viele Fürsten und nicht zuletzt der zukünftige
Kaiser Karl V., der zur Erringung der höchsten Reichswürde dringend
Geld benötigt.
Noch
gelingt es durch Vermittlung des Landesherren von Sachsen, dass das
Gerichtsverfahren gegen Luther eingestellt und der Wittenberger nur
einem Verhör durch Kardinal Cajetan in Augsburg unterzogen wird. Da
Luther dem Gebot, seine Lehren und Thesen zu widerrufen jedoch nicht
gehorcht, kommt es zum Bruch mit Rom. Roms Auslieferungsbegehren wird
aber von dem Kurfürsten abgewiesen.
Papst
Leo X., der Angst hat, dass sein Kirchenstaat von den Habsburgern
eingekreist wird, ist bereit, Luther zu amnestieren, wenn der
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihm, dem Papste zur Seite
steht. Doch die Machtergreifung der Habsburger ist nicht mehr
aufzuhalten und Karl V. wird Erbe des habsburgischen Weltreiches.
Am
1. Juni 1520 erreicht die päpstliche Verdammung Luther:
„Es
stehen lügnerische Lehrer auf, die Schulen des Verderbens bilden und
sich selbst raschen Untergang heraufbeschwören; ihre Zunge ist
Feuer, voll Gift des Todes...
Sie
speien Schlangengift, und sich besiegt sehend, erheben sie
Verleumdungen. Dieser Pest und diesem Krebsschaden wollen wir wehren,
die gefährliche Natter darf nicht länger dem Acker des Herrn
schaden...“ ( aus der päpstlichen Bulle „Exurge Domini 1520,
nach Zierer, „Weltgeschichte“, Bd. 14, S. 97)
Luther
antwortet noch im selben Jahre:
„Was
mich angeht, so ist der Würfel gefallen, verächtlich ist mir Gunst
und Hass der Römer; ich will mich mit ihnen nicht aussöhnen, mit
ihnen in aller Ewigkeit nichts mehr zu tun haben.
Verbannen
und verbrennen sie meine Schriften, so ich die ihren; kann ich kein
Feuer haben, so werde ich sie öffentlich verdammen. Ja, ich werde
das ganze päpstliche Recht verbrennen, dieses Ungetüm von
Ketzereien. Jetzt hat es ein Ende mit der demütigen Haltung, die ich
umsonst bisher gewahrt habe; vor den Feinden des Evangeliums will ich
mich nicht länger beugen.“ (zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“,
Bd.14, S.97)
Der
neue Kaiser Karl V. tritt ein Erbe an, aus dem ihm von zwei Seiten
Gefahren drohen. Hält er es mit Luther, der die Masse der Ritter,
des gemeinen Volkes und der Städte auf seiner Seite hat, dann
verdirbt er es sich mit dem Papst. Gerade dessen Unterstützung aber
braucht er für den in Italien losbrechenden Krieg gegen Franz I. von
Frankreich.
1521
muss Luther zum Kaiser nach Worms und es gelingt damit der Kirche
eine Atempause lang, wieder Herr der Lage zu sein. Luther wird
geächtet und seine Schriften verbrannt. Doch findet er Asyl auf der
Burg seines Landesherren. Hier entsteht das große Werk der
Übersetzung des Neuen Testaments, damit künftig alle Menschen das
Wort Gottes in ihrer Sprache lesen können und keiner Vermittlung
mehr bedürfen.
Während
dessen dringt draußen in der Welt die Reformation rasch voran, aber
auch Aufrührer und Schwärmer verkünden ihre eigenen Lehren und
suchen Anhänger zu gewinnen. Eine allgemeine Verwirrung bemächtigt
sich Vieler und man beginnt sich langsam unter dem Banner des
Evangeliums gegen die Gewalten der bestehenden Ordnung zu versammeln.
Ausgebeutete und ausgeblutete Volksschichten wie die Bauern, Knechte
und Weber rotten sich zusammen, um nicht mehr nur Zuschauer am Tor
des Lebens zu sein. Man will Luther zwingen, sich an die Spitze des
Volkes zu setzen und wider die alten Gewalten zu kämpfen.
Aber
Luther, zurückgekommen aus dem Asyl, entscheidet sich für die
Ordnung:
„Wo
sie aber wollen mehr tun denn mit dem Worte fechten, wollen auch
brechen und schlagen mit der Faust, da sollen Euer fürstliche Gnaden
zugreifen, es seien wir oder sie. Und strakt das Land verboten und
gesagt: Wir wollen gerne leiden und zusehen, dass ihr mit dem Worte
fechtet, dass die rechte Lehre bewährt werde, aber die Faust haltet
stille, denn das ist unser Amt, oder hebt euch zum Lande hinaus. Denn
wir, die das Wort Gottes führen, sollen nicht mit der Faust
streiten. Es ist ein geistlicher Streit, der die Herzen und Seelen
dem Teufel abgewinnet.“ (Ein Brief an die Fürsten zu Sachsen,
zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“ Bd. 14, S. 131)
Die
Masse hält aber nichts vom geistlichen Streit und findet ihre Wort-
und Vorführer.
In
den Niederlanden werden von den Inquisitoren bereits die ersten
Bekenner der Reformationen verbrannt; aus allen Teilen des Reiches
kommen Nachrichten und Unheil, Aufruhr und Rebellion. Keiner duldet
den anderen und niemand achtet der geistigen Freiheit, von der man
redet und die man verkündet. Es ist, als ob die Reiter der
Apokalypse losgelassen sind und über die Welt hinweg brausen.
Ein
Mann namens Cortez betritt 1519 mit nur 650 Mann das Goldland Mexiko,
ein blühendes Reich, welches in wenigen Jahren unter Schwert und
Kreuz zerbricht. Franzesco Pizzaro dringt in das Reich der Inka ein,
plündert, mordet und bekehrt.
Gold
ist der Schlachtruf der Entdecker und ihres Gefolges.
Die
amerikanischen Indianerkulturen versinken in Blut und Asche. Die
Bevölkerung wird zur Sklavenarbeit missbraucht und als sie
abgewirtschaftet hat, bringt man starke, muskulöse Schwarze über
den Ozean. Ein neuer Handelszweig – das Geschäft mit Menschen –
blüht auf.
In
Indien, Afrika und den Molluken, in China und an den Küsten Amerikas
donnern Kanonen auf der Jagd nach Reichtum und Glück. Schwerbeladene
Schiffe bringen die Reichtümer fremder Völker nach dem gierigen
Europa. Das Christentum wird zur Zuchtgeisel Gottes über die Welt.
Der Tod hält ungeheure Ernte in Norwegen und Dänemark, aus Gotland
stürmt Gustav Wasa, der König der Schweden. Im Osten wälzt sich
das Heer des Sultans Soliman des Prächtigen Donau aufwärts und in
Italien marschiert Franz I. von Frankreich.
Ximens,
der Freund des Erasmus, nimmt in Spanien das Banner des Todes und
brennt und verjagt, bis sein Land wieder unter dem allgemeinen
römischen Glauben vereint ist.
König
Gustav Wasa löst sich von der Kirche und ruft evangelische Prediger
ins Land.
Thomas
Münzer sammelt Bauern, Knechte und Habenichtse um sich und treibt
das Volk zum Aufruhr gegen seine Bedrücker, als er erkennt, dass
Luther kein Blutvergießen will und auf das Wort und seine Wirkung
vertraut.
„Als
Adam grub und Eva spann: wo waren da Bauer und Edelmann“ ist die
Devise, unter welcher sich das ausgebeutete Volk wider die Fürsten
und Gewalten erhebt. In Memmingen werden 12 Artikel verfasst und als
Flugblatt verbreitet:
„Dem
christlichen Leser Frieden und Gnade Gottes!
...Die
Bauern wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, sondern nur die
Verwirklichung der Lehren des Evangeliums: Frieden, Freiheit, Geduld
und Einigkeit...
- Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu wählen und abzusetzen. Dieser soll das Evangelium lauter und klar, ohne menschlichen Zusatz predigen
- Die Bauern sind bereit, den Kornzehnten weiter zu zahlen, aber er soll für den Unterhalt des Pfarrers und für die Armen verwendet werden. Der kleine Zehent soll fallen
- Die Leibeigenschaft soll aufgehoben werden. Die Bauern werden den erwählten und von Gott gesetzten Obrigkeiten gehorsam sein
- Die Bauern verlangen Freigabe von Jagd und Fischfang
- Es soll ein Gemeindewald bestimmt werden, aus dem sie Holz nehmen können
- Die Dienstleistungen sind auf ein erträgliches Maß zurückzuführen
- Alle andere Arbeit muss den Bauern bezahlt werden
- Die Entrichtung von Abgaben soll neu geregelt werden
- Die Bestrafung soll nicht länger nach Willkür gehandhabt werden, sondern nach dem Gesetz erfolgen
- Gemeindeland, das zu Unrecht geraubt war, muss zurückgegeben werden
- Bei Todesfall soll keine Abgabe entrichtet werden
- Die Bauern sind bereit, jeden Artikel fallen zu lassen, der mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang steht (zitiert nach Zierers „Weltgeschichte“ Bd.14, S.162)
Aber
der Kampf der wilden Bauernhorden ist mehr bestimmt von Rache und
Beutegier, so dass meist alle überlegten und planmäßigen
Handlungen durchkreuzt und undurchführbar gemacht werden.
Während
die Oberschwäbischen und Allgäuer Bauernhaufen sich auf
Verhandlungen mit dem Truchsess von Waldburg einlassen, kann dieser
bei Stuttgart den Bundschuh verjagen und hat nun freie Hand. Da aber
dieser Betrug offenbar wird, kommt es zum offenen Aufstand, der fast
alle Länder zwischen Thüringen und dem Bodensee, der Mosel und der
Drau erfasst. Um dem Aufstand ein Ziel zu geben, wird von Wendel
Hipler eine neue Reichsverfassung ausgearbeitet:
- Die Geistlichen sollen von den Gemeinden gewählt und notfalls wieder abgesetzt werden. Jeder Pfarrer soll sein Einkommen haben, aber den Überfluss für die Armen verwenden
- Die Fürsten und Herren sollen anständige Güter behalten, im übrigen aber gehindert werden, den gemeinen Mann zu plagen
- Jeder Bodenzins soll mit dem zwanzigfachen Betrag abgelöst werden. Die Kaufleute sollen sichere Straßen haben, aber an feste Preise gebunden sein
- Da die Doktoren der Rechtswissenschaft ihre Kenntnisse meist nicht dazu verwenden, Recht zu sprechen, sondern Recht zu verdrehen, soll sie künftig bei Gerichten nicht mehr als Richter auftreten, sondern nur noch als Berater verwendet werden. Recht mag ein Volksgericht sprechen, denen die Doktores als Beisitzer angehören
- Kein Geistlicher soll ein weltlich Amt verwalten oder zu Gericht sitzen
- Das römische Recht, das vom Volk nicht verstanden wird, soll abgeschafft werden. An seine Stelle mag das einfache, natürliche Volksrecht treten, wie es in den Weistümern verwahrt ist
7-9.
geht wider alle übertriebenen Abgaben, Steuern, Dienst- und
Fronleistungen, die auf das vernünftige
Maß
einer allgemeinen Einkommenssteuer zurückgeschraubt werden soll
10-11. stellt die
Forderung nach allgemeiner einheitlicher Münz, nach Maß und Gewicht
im ganzen Reich auf
- Die großen Handelsgesellschaften, die durch Spekulieren die Waren verteuern, sollen verboten werden. Zudem soll es keinerlei Bündnisse von Fürsten, Städten und Ständen mehr geben.
Im
Reich regiert nur einer: der Kaiser ( nach Zierer „Weltgeschichte“
Bd. 14,Seiten 165-166)
Das
ist die Idee, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Solange die
Bauernhorden siegen und die Fürstenschaft unterlegen ist, einigt man
sich mit dem Volk und verspricht die Erfüllung ihrer Forderungen.
Sind aber die Bauernhaufen aufgelöst, dann fällt man unter Bruch
der Verträge über die Bauern her und schafft mit Mord und Tod
endgültig Ruhe.
Als
einziges Land in Süddeutschland hat sich Bayern am allgemeinen
Aufstand nicht beteiligt. Es gibt allerdings in ihrem Lande auch
keine Leibeigenschaft und Ausbeutung durch ihre Herren.
Verrat,
Lüge einerseits und Starrköpfigkeit, ungenügende Übung im Kampfe
andererseits, sowie Disziplinlosigkeit lassen die Bauernhorden nicht
vor den organisierten Scharen der Fürsten bestehen. Alles versinkt
in Blut und Tränen und die Fürstenschaft übt barbarische Justiz.
Rache und Vergeltung vernichten die Dörfer und Kleinstädte, die
sich auf die Seite der Bauern geschlagen haben.
Nachdem
der Feldzug des Kaisers gegen Franz I. von Frankreich in Italien zur
Vernichtung der französischen Heere geführt hat, haben die
Landsknechte freie Hand zur Niederwerfung der restlichen Aufrührer
im Oberschwäbischen und Allgäuer Kreis.
Damit
hat wieder einmal ein Kaiser die wichtigsten Voraussetzungen zur
Wiedereinrichtung des christlichen Abendlandes erreicht. Dies scheint
auch der Augenblick zu sein, an dem man der evangelischen Kirche den
Garaus machen kann.
Da
tritt im eigenen Lager dem Kaiser ein Widersacher entgegen, der doch
das größte Interesse an einer christlichen Einheit haben müsste:
Papst Clemens VIII., ein Sohn des Giuliano Medici.
Er
sieht in der Zusammenballung kaiserlicher Macht, eine Gefahr für den
Kirchenstaat und die päpstliche Oberhoheit. Durch Bündnisse mit
Venedig, Genua und dem besiegten Frankreich schafft er eine Liga zur
Befreiung Italiens. Ein neuer Krieg steht bevor.
Auch
im Osten des Reiches tritt keine Ruhe ein, als Soliman der Prächtige
in Ungarn einmarschiert und die österreichischen Länder bedroht,
die dem kaiserlichen Bruder als Staathalter unterstehen.
1527
ziehen die kaiserlichen Heere erneut nach Italien und stürmen unter
vielen Gräueln Rom, welches völlig geplündert wird und
schreckliche Grausamkeiten über sich ergehen lassen muss.
Doch
der Papst weint und klagt, ohne sich die Kleider zu zerreißen und zu
fragen: „Herr, wo habe ich
gesündigt?“
Auch
Karl V. kommt seinem Ziel, einer geeinten Christenheit nicht näher.
Zu groß sind die Spaltungstendenzen geworden, als dass sie noch
durch militärische Gewalt überbrückt werden könnten. Im Hin und
Her der schwankenden Kräfte wird allzu deutlich, dass mit dem Besitz
der Lehre Jesu Christi, die geistigen und weltlichen Gewalten auf
Positionen zurück gedrängt wurden, in welchen sie von vorneherein
schon unterlegen sind. Denn die Völker kommen in das Tal der
Entscheidung, wo die Erkenntnis Christi sie hinbringt und woselbst in
Erkenntnis gerichtet werden wird. (s. h. Joel 3/11-12)
Doch
die Feinde Gottes können dies nicht wissen, weil sie schon im
Evangelium gerichtet sind, welches sie sich in der Gestaltung der
Weltgeschichte selbst bereiten.
Dies alles geschah und
geschieht durch die Weltenweisheit, dem Gerichtsgeist, der bei Gott
Torheit ist. (s. h. 1. Kor. 1/20)
Solange
die Macht des Kaisers in Italien gebunden war, wagten es die
deutschen Fürsten sich offen zu Luther zu bekennen. In Ostpreußen
nützt man die Gelegenheit, das Land in ein Herzogtum unter
polnischem Schutz zu verwandeln und evangelisch zu werden. Die
Reichstädte Augsburg, Ulm, Straßburg und Frankfurt bekennen sich
zur Reformation und in Schlesien, der Lausitz, Böhmen, Mähren und
Franken breitet sich der Abfall von der katholischen Kirche immer
weiter aus.
Kaum
hatte Karl V. mit Rom Frieden gemacht und die Hoffnung gestärkt,
alle Länder wieder dem päpstlichen Glauben zuführen zu können, da
bricht im Osten des Reiches Soliman der Prächtige ein.
In
Deutschland entstehen die ersten evangelischen Landeskirchen, der
große und kleine Katechismus wird zu ihrem geistigen Mittelpunkt.
Damit wird alle Mühe des Kaisers, zur Wiederherstellung der
kirchlichen Einheit in Frage gestellt, obwohl dieser einer inneren
Reform nicht unbedingt ablehnend gegenüber stand, wie aus einem
aufgezeichneten Gespräch mit Maria von Ungarn ersichtlich wird:
„Liebe
Schwester, da ich ausgezogen bin ins Heilige Reich, da ist große
Klage gekommen über die Leute, die diese Lehre bekennen, dass sie
auch ärger sein sollen als die Teufel.
Aber
der Bischof von Sevilla hat mir den Rat gegeben, ich möchte nicht
Tyrannei üben, sondern erkunden, ob die Lehre strittig wäre mit den
Artikeln unseres christlichen Glaubens.
Dieser
Rat gefiel mir. So finde ich, dass diese Leute nicht so teuflisch
sind, wie vorgebracht ist, es betrifft auch nicht die zwölf Artikel
unseres Glaubensbekenntnisses, sondern äußerlich. Deshalb hab ich’s
den Gelehrten übergeben...“ (J. Agricola, 1530, zitiert nach
Rassow)
Doch
nicht nur die Unterschiede des Glaubens, ihre mehr oder weniger
großen Unvereinbarkeiten sind von Gefahr, sondern auch die
materielle Seite hat ihr Gewicht. Deshalb liegt gerade wegen den –
von den protestantischen Ständen konfiszierten – Kirchengütern
mehr Kriegsgefahr in der Luft, als der Kaiser ahnen kann.
Nun
steht mitten aus dem Niedergang der römischen Kirche ein Mann auf,
welcher der Reformation den Krieg erklärt und wodurch auch den
jüdischen Gemeinden – vor allem in Italien – wieder Verfolgungen
und Beschränkungen bevorstehen.
1534
gründet Inigo von Loyola die „Compania Jesu“, durch deren Wirken
die Kirche wieder viel Boden zurück gewinnen kann und der
Ausbreitung der reformatorischen Gedanken Grenzen gesetzt werden.
Grenzen, die – wie wir heute erkennen – im Wesentlichen so
unverändert geblieben sind, wie die des Islams und des orthodoxen
Christentums, einschließlich der katholischen Länder.
Doch
zuvor löst sich noch ein Land aus der römischen Einheit: nämlich
England.
1509
wird Heinrich VIII. König und löst England aus dem Verband der
Kirche und erhebt sich selbst zum Oberhaupt einer nationalen
Hochkirche. Er braucht Geld und holt sich dieses von den Besitztümern
der Gemeinden. Doch erst unter der Regierung Eduards VI. wurde 1549
die eigentliche protestantische Reformation eingeführt; drei Jahre
nach dem Tode ihres Begründers, am 18. Februar 1546.
Der
Tod Luthers gibt dem Kaiser die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres
die Reformation derart zu schlagen, dass sie ausgelöscht zu sein
scheint.
Da
erhebt sich Moritz von Sachsen, der Reichsfeldherr wider seinen
Kaiser und stärkt mit einem Schlage die bedrohte evangelische Sache.
Der
Kaiser muss nach Kärnten, in den sicheren Schutz des Alpenlandes
fliehen. Zwar kann er mit einem Heer wieder zurückkehren, muss aber
– wegen Fehlens aller Machtmittel, Mangel an Geld und Truppen –
auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 den Protestanten Religionsfrieden
gewähren. Damit stellt sich der Kaiser in Widerspruch zu Papst Paul
IV., der als Mann der Reform, aber in Verkennung der politischen
Weltlage, die Kluft nur noch weiter vertieft.
Er
schreibt über Karl:
„Es
hat seit einem Jahrtausend keinen schlechteren und grundverdorbeneren
Menschen als diesen Herrscher Karl V., dieses wahrhaftige Werkzeug
des Satans, diesen Krüppel an Körper und Geist gegeben. Sind doch
die Spanier insgesamt Irrgläubige, Kirchenspalter, Nachkommen von
Juden und Mauren, und die Hefe der Menschheit...“
Paul
schließt ein Bündnis mit Frankreich und lässt es den Türken nahe
legen, seine Flotten gegen die Spanier in Sizilien und Neapel aus zu
schicken.
Der
Kaiser ist am Ende seiner Kräfte und dankt am 16. Januar 1556
freiwillig ab. Das Reich wird geteilt. Sein Sohn Phillip II. erhält
die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, Spanien, Sizilien und
die Kolonien, sowie die Besitzungen in Italien.
Sein
Bruder Ferdinand erbt die Kaiserwürde, Österreich und das übrige
Burgund.
Auch
Karl V. war es nicht möglich gewesen, das Rad der Geschichte zurück
zu drehen und der Reformation zu wehren, denn die Kirchenspaltung ist
ja nur ein Rädchen der Heilsgeschichte Gottes, womit den ungerechten
Besitzern der Wahrheit die absolute Weltherrschaft verwehrt wird,
während andererseits die Spalter voreinander beschirmt werden
müssen.
In
dieser Zeit wachsen der Kirche Roms durch das Auftreten der Jesuiten
neue Kräfte zu. Planvoll kämpft die „Compania Jesu“ um die
Wiederherstellung der katholischen Kirche. Von Wien aus erhebt sich
die Gegenreformation der Jünger Ignazius von Loyolas, die in
Ingolstadt, Köln, Mainz, Trier, Augsburg, München, Innsbruck und
Prag Körperschaften bilden, die durch Predigt und Unterricht ins
Volk hinein wirken.
Die
Inquisition, zur Verfolgung der Albigenser auf dem Laterankonzil 1215
begründet, erhebt sich zu schärferen Maßnahmen gegen die Mauren,
Juden und Protestanten.
1540
wird sie auch in Italien eingeführt, deren berühmteste Opfer der
Philosoph Giordana Bruno und Galileo Galilei werden. Bruno wird
verbrannt, Galilei muss seine Lehren widerrufen. Papst Paul IV. setzt
auch nach seiner Wahl im Jahre 1555 alle Sondergesetze wider die
Juden von neuem in Kraft, schafft in Rom ein Ghetto und erklärt die
Schutzbriefe der Juden für ungültig.
Das
Konzil zu Trient bestätigt 1563 durch dogmatische Festlegung die
Autorität des Papstes, Ehelosigkeit der Priester, Verhältnis von
Bibel und Tradition, Erbsünde, das Wesen und die Zahl der
Sakramente, ihre Stellung wider die Lehren Luthers, Calvins und der
anderen Reformatoren.
Der
Riss durch die Kirche ist zementiert, die Welt in zwei Teile
geschnitten und für die Zukunft kaum eine Hoffnung, dass nicht jedes
Land von dem Hin und Her aufgewühlt und mit Kriegen überzogen wird.
Skandinavien
tritt aus der Gemeinschaft der Kirche Roms aus und öffnet sich dem
reformatorischen Glaubensgut. Die calvinistischen Hugenotten sind der
Kern gegen die spanische Front, das mit Frankreich als Bundesgenossen
die Gegenreformation betreibt.
1567
erheben sich die Niederlande, wo Philipp II. versucht die Beschlüsse
des Trienter Konzils durchzuführen, um den Calvinismus zu
unterdrücken.
Was
die nationalen Belange – nationale Sammlung und Handelssonderrechte
– angeht, sind sich die Katholiken mit den Calvinisten einig. Doch
nicht mit den brandschatzenden Kirchen- und Bilderstürmern. So kommt
es zur Spaltung zwischen Wallonen und Flamen, was Spanien wiederum
nützt, um mit Herzog Alba eine Strafexpedition durchzuführen, die
zu einem Blutregiment ausartet.
Alba
brennt Dörfer und Städte nieder und lässt die Inquisition wüten.
Die Grafen Egmont und Horn werden enthauptet und bis zur Abberufung
Albas kommt es zu 18.000 Hinrichtungen.
Da
tritt England offen gegen die Spanier auf und rüstet die
niederländischen Wassergeusen zur Kaper gegen spanische Schiffe aus.
Am
Ende dieses Ringens verliert Spanien seine Armada, welche England
erobern sollte. Die Niederlande werden unabhängig und Spanien ist
ärmer als zuvor. Philipp II. ist gescheitert, genauso wie sein Vater
Karl V.
In
Frankreich erfährt – veranlasst durch die Königinmutter von
Medici - die Glaubensspaltung eine blutige Vertiefung. In der
Bartholomäusnacht am 24.8.1572 werden in Paris 2.000 Hugenotten samt
ihren Führern und 20.000 in der Provinz ermordet.
Die
Kirchenkämpfe spiegeln sich wider in der Zerrissenheit der Völker,
im Ringen zwischen den Weltmächten und dem krassen egoistischen
Nationalismus ihrer Führer. Diese Könige und Fürsten erheben sich
strahlend über die geplagten und ausgebeuteten Völker. Ihr Symbol
ist der Sonnenkönig von Frankreich, sein Wahlspruch der ihre: „ L’
Etat c’est moi!“ Der Staat bin ich!
Während
England zur neuen See- und Weltmacht heran reift und die Entwicklung
der Gegenreformation auf dem Kontinent neue politische Gefahrenherde
schafft, schreibt ein gewisser William Shakespeare Dramen von
Rebellion und Königsmord, erfüllt vom Hass gegen alles Bestehende:
„...Bankrottierer
halte fest, gib nichts zurück! Heraus das Messer für deines
Gläubigers Hals! Stehlt, ihr Leibeigenen! Langhänd’ge Räuber
sind ja eure Herren und plündern durch Gesetze... Sohn, sechzehn
Jahre alt, die Krücke reiß dem alten Vater weg, und schlag ihn auf
das Hirn! Furcht, Frömmigkeit, Scheu vor den Göttern, Friede, Ruh
und Wahrheit, Zucht, Häuslichkeit, Nachtruh und Nachbarstreue,
Belehrung, Sitte, Religion, Gewerbe, Achtung und Brauch, Gesetz und
Recht der Stände, stürzt euch vernichtend in das Gegenteil! Bis zur
Vernichtung lebt!“ (aus Shakespeares „Timon
von Athen“)
Auf
dem Kontinent entwickelt sich die Gegenreformation durch die
geschickte Politik Kardinal Bellarmins zu einem machtvollen
Instrument. Bellarmin hat in seiner – an König Jakob I.
gerichteten – Schrift, das Verhältnis zwischen Papsttum und Thron
klar und geschickt formuliert:
„...das
Ziel der geistlichen Gewalt ist das Wohlergehen der Seele, während
die weltliche Gewalt nur für das Wohlergehen des Körpers zu sorgen
hat. Wenn die irdische Regierung das Seelenheil ihrer Untertanen
nicht gefährdet, und sich auf die Regelung der materiellen
Angelegenheiten beschränkt, hat der Papst keinen Einfluss auf die
Regierung der Könige...“ (aus Bellarmi „Responsic Math. Torsi
usw.; zit. nach Zierer’s “Weltgeschichte” Bd. 15, S. 30)
Diese
Formel können auch die evangelischen Fürsten akzeptieren, deren
eine Sorge es ist, möglichst viel Macht, Einfluss, Reichtum und
Schlösser zu haben, damit ihr aufwendiger Lebenswandel nicht gestört
werde.
Der
Schlüssel zur Wiedergewinnung verlorener Gebiete der römischen
Kirche liegt in Deutschland, von wo aus die Spaltung ihren Ausgang
genommen hat.
Deshalb
ist es das Ziel des jesuitischen Legaten Possevine, vor allem
Frankreich und die osteuropäischen Länder zuerst zu gewinnen,
wodurch das Reich von katholischen Staaten umklammert wäre. Doch
auch in Deutschland selbst ist man nicht untätig und gewinnt vor
allem im Süden durch die ehemaligen Jesuitenschüler Herzog
Maximilian I. und Erzherzog Ferdinand die Lande Bayern und Steiermark
zurück.
Nachdem
im Jahre 1606 die evangelische Reichsstadt Donauwörth von
Maximilians Truppen besetzt und von Kaiser Rudolf in Acht und Bann
getan wird, kommt es zur Gründung der evangelischen Union und ihrer
Gegenpartei, der katholischen Liga.
Das
calvinistische Holland, sowie das hochkirchliche England sind auf
Seiten der Union, während sich Spanien an die katholische Partei
hält.
1609
gewährt Kaiser Rudolf II. seiner Lieblingsprovinz Böhmen die
religiöse Freiheit und ruft somit die katholische Kirche auf den
Plan; Antonio Possevino reist nach Prag.
Als
man den katholischen König Frankreichs, Heinrich IV., jenen Heinrich
von Navarra, welcher als Haupt der Hugenotten der Mordnacht in Paris
nur wegen seines königlichen Blutes entging, für die Sache der
römischen Kirche gewinnen will, schlägt dieser dies aus.
Am
14. Mai 160 wird der König von einem fanatischen Glaubenseiferer
ermordet.
In
München tobt indessen ein Theologenstreit zwischen Protestanten und
Katholiken, wobei man sich gegenseitig auf schimpfliche Weise
beschuldigt:
„Diese
Leute, die sich Jesuiten nennen, sind die allerärgsten und
abgefeimtesten Verräter und Verfolger Christi, die rechten,
höllischen Frösche...“ ( Anonymes Flugblatt dieser Zeit)
Den
Münchner und Ingolstädter Ordensangehörigen wird vorgeworfen, sie
hätten Knaben geschändet und Jungfrauen ermordet; auch Kardinal
Bellarmin wird in wütendster Art beschimpft.
Das
Jesuitenkollegium antwortet im selben groben Ton der Zeit:
„Die
protestantischen Ketzer sind Wölfe und Katzen zugleich und müssen
deshalb mit allem Schimpf belangt werden, denn sie zerreißen sich
untereinander wie Katzen und Wölfe, und es ist klar, dass sie
ohnehin in die Hölle kommen...“ (Jesuitische Kampfschrift um 1611)
„Die
Tötung eines Protestanten ist nicht mehr wider die Billigkeit, als
wenn einer sage, die Diebe, Münzfälscher, die Totschläger, die
Aufrührer könne und solle man am Leben bestrafen.“ (aus
Mayerhofer; „Predikantenspiegel“)
Man
sagt katholisch hier, evangelisch dort und meint den Vorteil im
Handel, den Einfluss auf neue Märkte, Kolonien, Länder, Inseln;
ihren Rohstoffen und deren Menschen.
Unermüdlich
betreiben die Jesuiten das Werk der Gegenreformation, bis es in Prag
zum endgültigen und offenen Ausbruch der Gegensätze kommt. Am
23.5.1618 werden die kaiserlichen Räte durch den Grafen Thurn aus
dem Fenster geworfen.
Der
„Prager Fenstersturz“ löst die letzte Weisheit der Könige –
den Krieg – aus, der als der „Dreißigjährige“ in die
Geschichte eingegangen ist. Die römische Kurie verschafft dem
Bündnis der katholischen Liga bedeutende Summen, welche nach langen
Verhandlungen einen Vertrag mit den Österreichern abgeschlossen
haben. Die Gegenreformation greift zum Schwert wider das Schwert der
Reformation. Was Luther selbst nicht gewollt hatte, wird
Wirklichkeit:
„Lutherisch,
päpstlich, calvinisch, diese Glauben all drei sind vorhanden, doch
ist Zweifel, wo das Christentum wohl sei!“ (Soldatenlied 1630)
Der
stärkeren katholischen Liga gelingt die Zersprengung der
Protestanten in Böhmen, wobei alle Freiheitsrechte wieder beseitigt
und die Güter – der an der Rebellion Beteiligten – an die
Kaisertreuen verteilt werden. Als einer der größten Geier erweist
sich dabei der kaiserliche Obrist Wallenstein, welcher sich durch
Druck, Gewalt und Spekulation riesige Güter anzueignen vermag, so
dass er ohne weiteres in der Lage ist, sein Heer alleine und ohne
fremde Hilfe auszustatten. Einer seiner Wahlsprüche ist, dass der
Krieg den Krieg ernähre; das heißt, dass sich das Heer durch Raub
und Plünderungen selbst verpflege. Unter dem christlichen Deckmantel
wie gehabt, also durchaus keine neue Einstellung zum Krieg.
Schon
bald wird Wallenstein zum Feldherrn des kaiserlichen Heeres ernannt.
Die
erfolgreichen Kriegszüge der katholischen Liga erhöhen die
kaiserliche Macht und bringen der Kirche die – seit 1522
säkularisierten – Abteien und Bistümer wieder zurück. Dieser
schwere Schlag gegen die evangelische Sache findet in dem am 6.3.1629
geschlossenen Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands ihren Ausdruck,
wonach nach dem Grundsatz gehandhabt wird: „Cuius
regio, eius religio.“
Wer
der Herr des Landes ist, ist auch Herr über die Religion der
Untertanen. Dies bedeutet die Rückkehr zur alten Kirche oder Verlust
allen Hab und Gutes.
Es
ist klar, dass ein solches Edikt dem Frieden nicht dienlich ist, weil
es die Evangelischen zum verzweifelten Widerstand treibt, da sie nun
auch um den Verlust der Heimat fürchten müssen. Selbst der
Friedländer sieht das voraus und schreibt mahnend an den Präsidenten
des Hofkriegsrates in Wien:
„Der
Status des Reiches ist so gefährlich wie je zuvor. Die Katholischen
haben Angst vor der Herrschaft des Kaisers, die anderen wegen der
Restutition der geistlichen Güter.
Die
Erbitterung ist groß, dass sie alle sagen: Der Schwede soll kommen;
kann er nicht helfen, so wollen sie gern mit ihm herabstürzen...
Der
Feind wird nicht gleich wieder so gute Gelegenheit haben, das Haus
Österreich zu ruinieren...“ (Wallenstein an Collalto im Frühjahr
1630)
Zu
eben dieser Zeit erwächst im eigenen katholischen Lager der
Gegenreformation ein bedeutender Gegner: der Kardinalherzog von
Richelieu.
Er
ist in erster Linie Franzose und richtet seinen Kurs gegen den
Einfluss der Jesuiten und gegen die Übermacht der Habsburger. Damit
sind die Absichten der Gegenreformation – welche ihre Heere nun
auch siegreich gegen Deutschland und Ungarn führt – durchkreuzt.
Doch
auch Frankreich gerät in Schwierigkeiten, da die Hugenotten wieder
ihr Haupt erheben, um Anschluss an die Reformation zu gewinnen.
Dann
aber treten neue Mächte in das Geschehen. Gustav Adolf von Schweden
landet im Juli 1630 in Pommern.
Durch
die Gräuel der katholischen Liga bei der Einnahme Magdeburgs
erschreckt, entschließt man sich in Norddeutschland zu einer Allianz
mit Schweden.
Anlässlich
des Falles der Stadt Magdeburg schreibt der Papst an den Kaiser:
„Ruhmvoll
hat sich in der Zerstörung Magdeburgs der Herr bezeugt, der Herr der
kämpfenden und auch der triumphierenden Heerscharen. Ein so großes
Gnadengeschenk des Himmels und eine solche Ruhmestat Deutschlands
verdanken wir Deiner Majestät, welche der Höchste ausersehen zu
haben scheint, die Ketzerei zu vertilgen...
Wolle
Gott, dass die Ketzer nicht mehr zur Ruhe kommen...
Dass
Du das Glück eines so großen Sieges nicht auf die Trümmer einer
einzigen Stadt beschränkest...“ (Schreiben Papst Urbans VIII. v.
28.6.1631)
In
Frankreich führt die Politik Kardinal Richelieus im Jahre 1635 zum
Eintritt in den Krieg gegen Habsburg und die päpstliche
Interessenpolitik. Die Kriegsfurie rast ungebrochen weiter über die
Lande, bis zur allgemeinen Ermattung.
Am
Ende kommt ein Friede zustande, der die Religionsfreiheit aller drei
christlichen Bekenntnisse garantiert und das Restitutionsedikt wieder
aufhebt.
Der
„westfälische Friede“ von 1648 beendet den dreißigjährigen
Krieg. Schweden erhält Vorpommern mit Stettin, Wismar, Bremen und
Verden. Die Schweiz und die Niederlande erhalten die Unabhängigkeit
und Frankreich bekommt Metz, Toul, Verdun und die Habsburger Teile
des Elsass, so dass es damit eine sichere Abgrenzung gegenüber dem
Hause Habsburg hat. Bayern behält die Kurwürde und die Oberpfalz,
Frankreich und Schweden werden zu Garantiemächten des Friedens und
bekommen dadurch ein Recht auf Einmischung in deutsche
Angelegenheiten. Der Friede von gestern wird zur Grundlage des
Krieges von morgen, noch ehe die Unterschriften auf dem Vertrag
getrocknet sind.
Im
Osten rast 1648 ein Kosakenaufstand über Polen, wobei auch die
meisten jüdischen Gemeinden zerstört werden. Man schätzt, dass bis
1658 an die 100.000 Juden umgekommen sind.
Deutschlands
Bevölkerung, auf dessen Rücken dieser Krieg vor allem ausgetragen
worden wird, hat sich um die Hälfte verringert. Wirtschaft und
Kultur sind einem allgemeinen Verfall ausgeliefert, während sich
Frankreich aufmacht, seine Vormacht auf dem Festland anzutreten.
Seine führenden Schichten sind von dem Begriff der „Glorie“
erfüllt.
Was
für einen hohen Preis hat das Land dafür aber bezahlt? Eine Million
Taler hat Frankreich dem König Gustav Adolf zusichern müssen, und
für jedes weitere Jahr, das der Schwede in Deutschland kämpfte,
noch weitere 400.000 Taler. Millionen Menschen haben dies aufbringen
müssen, die nun nichts mehr besitzen als ihre Seelen, da die
rücksichtslosen Pächter Kardinal Richelieus ihnen nichts mehr
gelassen haben.
Der
Krieg – Vater dieser Welt – verlagert sich von den ausgebrannten
Fluren Deutschlands nach Frankreich und Spanien, wobei Spanien
tödlich getroffen wird. Die neue Großmacht Schweden bereitet sich
auf einen Kampf mit Polen vor und in England tritt die Revolution in
ihr letztes Stadium.
König
Karl I. von England erpresst immer wieder neue Steuern aus dem Volk,
um seine verschwenderische Hofhaltung aufrechterhalten zu können.
In
diesen Tagen geistigen Verfalls flieht das Volk zu den Urquellen des
Christentums, zum alten Testament. Ihm entstehen als Wortführer im
Parlament Pym, der große Redner und Oliver Cromwell.
Cromwell
schafft sich ein Regiment aus ausgesuchten Männern, den „Ironsides“,
die Eisenseiten. Sie bilden die Kernschar des neuen Heeres der
Heiligen. Cromwell wird zum Gideon des englischen Volkes.
Bis
1647 gelingt es ihm, den Adel zu zerschlagen, die Hälfte der
königlichen Armee gefangen zu nehmen und den König dem englischen
Parlament auszuliefern. Doch wünschen die Presbyterianer im
Parlament einen Vergleich und einen Vertrag mit dem König. Karl I.
aber verrät seine Absichten in einem Brief an seine Gemahlin,
welcher in die Hände Cromwells fällt und die wahre Sinnesart des
Königs offenbart.
Der
König schreibt darin:
„Liebe
Gemahlin!
Lasst
Euch nicht beirren, so ihr vernehmt, ich habe den Rebellen
Zugeständnisse gemacht – alles wird Schein und Trug sein, die
Gimpel zu fangen. Kommt die rechte Zeit (und sie wird kommen), so
werde ich wissen, wie man mit solchem Pack umzuspringen hat. Statt
des Hosenbandes von Seide, das ich einigen von ihren Führern
versprochen habe, werden sie einen Strick von Hanf für ihre Hälse
bekommen...“
Damit
hatte sich der König sein Urteil selbst gesprochen. Man erhebt
Anklage gegen ihn:
„Da
es erwiesen ist, dass Karl Stuart, der gegenwärtige König von
England, nicht zufrieden mit den zahlreichen Angriffen, welche
bereits seine Vorgänger gegen die Rechte und Freiheiten des Volkes
gemacht haben, den verruchten Plan gefasst hat, die Grundrechte und
Freiheiten dieser Nation vollständig zu vernichten und statt ihrer
eine willkürliche und tyrannische Regierung einzuführen, da es
ferner erwiesen ist...dass er mit Feuer und Schwert einen grausamen
Krieg gegen Parlament und Königreich begonnen und lange
weitergeführt hat, wodurch das Land kläglich verwüstet worden ist,
der öffentliche Schatz erschöpft, der Handel zugrunde gegangen und
Tausende vom Volk getötet sind...so beschließt das Parlament, dass
Fairfax, Cromwell, Treten usw. … zu Kommissaren und Richtern
ernannt werden, zu hören, zu untersuchen und abzuurteilen, sowie
auch die Vollstreckung zu veranlassen...“ (aus der Anklageschrift
gegen Karl I. vom Januar 1649)
Am
6. Januar 1649 wird dem König der Prozess gemacht. Ein Beweis vom
Sturz königlichen Gnadentums von Gott und eine – für die
damalige Zeit – kaum vorstellbare Gotteslästerung. Dieser Prozess
bringt darum Cromwell in schwerste Bedrängnis, da das Volk sich auf
die Seite des Königs stellt, dessen Leben ihr Leid von morgen sein
würde.
So
kann Cromwell nicht zurück. Zum ersten Mal in der Geschichte wird
ein Souverän zum Tode verurteilt.
Nach
der Hinrichtung Karl I. wird die Monarchie abgeschafft und das
Oberhaus aufgelöst. Unter dem eisernen Regime Cromwells, getragen
von der Kraft religiöser Inbrunst, wächst England zur größten
Seemacht der Welt heran.
Auch
die Juden duldete er, obwohl er sie öffentlich nicht anerkennen
ließ, da die Einstellung der Puritaner zum alten Testament die
Voraussetzung in sich einschloss, dass das Volk Israel zerstreut
werden müsse, damit die Erlösung der Welt geschehen könnte.
Im
Jahre 1658 stirbt Cromwell als höchster Mann im Staate, aber einsam
und verlassen von Freunden und der Familie, die ihm nicht zu folgen
vermochten; aber getreu nach seinem Grundsatz: „Niemand
kommt so weit, als der, der nicht weiß, wohin er geht!“
Mit
dem Ende des dreißigjährigen Krieges und dem Tode Cromwells, ist
das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation abgeschlossen.
Mithin auch die ausgesprochen religiösen Kriege.
Die
Völker der Welt haben im Wesentlichen ihre Grenzen nach möglichen
Ansprüchen festgelegt und sind dabei, durch Verträge und kolonialen
Besitz politische Vorrangstellungen zu erreichen.
Das
17. Jahrhundert mündet ein in Jahrhunderte der Philosophie und der
Naturwissenschaften, deren Ideen sich scheinbar aufklärend über die
Menschen ergießen und Wünsche und Vorstellungen erwecken, die sie
vorher nie gekannt hatten. Die aber auch bei gerechter Handhabung der
Machtmittel durch die Herrschenden niemals aufgetaucht wären.
So
bewirkt der ungerechte Besitz des Reiches Gottes ein Aufstehen gegen
sich selbst und ein Offenbarwerden der geheimen Interessen der
Mächtigen mit der Religion. Wodurch die Fürsten ihre eigene Götter-
und Religionswelt im Namen dessen zerstören, den sie zum Schein
angenommen haben.
Denn
wer Christus nur zum Scheine dient, bringt nicht seine Früchte,
seine Erkenntnis und somit wird er alles wieder verlieren.
Der
Verlust der Welt nach ihrer Einnahme durch die religiösen Kräfte
des Christentums kennzeichnet von nun an den Verlauf der Geschichte
der Welt. Es geht nicht mehr um das Bekenntnis zu dieser oder jener
Konfession, sondern in erster Linie um soziale Belange. Welche durch
die vorwärts bringenden Wissenschaften in das Bewusstsein der Völker
gelangen und eine neue, technische Welt hervor bringen. Die
Entwicklung dieses Zeitalters wird aber die natürlichen
Bezogenheiten des Menschen, seine Einbindung in den Kreislauf der
Natur, empfindlich stören und einengen, wie sich dies immer
deutlicher erweist.
Erst
jetzt beginnt sich das Zeitalter der Renaissance auszuwirken, worin
Männer wie Kopernikus, Kepler, Galilei und Newton gelebt hatten.
Nicht
mehr die Erde ist Mittelpunkt der Welt, sondern die Sonne. Und die
Gesetze der Planetenbahnen zeigen eine bis dahin völlig unbekannte
Welt, in der die Erde nur ein Planet wie viele andere zu sein
scheint.
Galilei
bestätigte durch seine Beobachtungen die Erkenntnisse Kopernikus,
während Newton die Schwerkraft (Gravitation) entdeckt, die das ganze
Sonnensystem zusammen hält.
Auch
in der Welt des Geistes gehen die Philosophen nun mehr von ihrer
Vernunft aus und beginnen Religion, Staat und Gesellschaft neu zu
überdenken.
Hier
sind es Männer wie Descartes (1596-1650), Spinoza (1632-1677) und
Leibnitz (1646-1716), um nur wenige zu nennen, welche das Übel der
Welt als Notwendigkeit zu ihrer Vervollkommnung deuten und auch das
Leiden, als von Gott gegeben betrachten. Vor allem in religiösen
Fragen verlangt man vollkommene Toleranz, weil die Religion nur dann
natürlich sei, wenn man sie durch bloße Vernunft (Deismus) erkennen
kann.
Die
dem Puritanismus zu Cromwells Zeiten in England folgende Toleranz der
Glaubensfreiheit, Aufhebung der Pressezensur und die Gründung einer
parlamentarischen Monarchie sind eine deutliche Absage an den
Absolutismus religiöser, von Gottes Gnaden geprägter Vergangenheit.
Auf
dem europäischen Festland finden diese Gedanken bald Raum in - dem
von staatlichem und kirchlichen Absolutismus beherrschten –
Frankreich, das immer noch nach den königlichen Grundsätzen eines
Ludwig XIV. beherrscht wird, welcher sich selbst als den Staat
bezeichnet hat.
Als
Voltaire (1694-1778) England kennen lernte, war er tief beeindruckt
von den persönlichen Freiheiten der Einzelnen und begann seine
literarischen Angriffe, vornehmlich auf die Kirche zu konzentrieren.
Mit der Schrift „Ecrasez
l’infame superstition“ –
zermalmt den schändlichen Aberglauben – und mit vielen anderen
Kampfschriften, wandte er sich gegen die autoritäre Kirche.
Montesquieu
(1689-1755) übernahm von England die Idee der konstituellen
Monarchie, die ihm als Waffe gegen die absolute Regierungsform in
Frankreich diente. Rousseau (1712-1778) forderte in seinen Schriften
die unmittelbare Herrschaft des Volkes durch Volksabstimmung.
Rousseau glaubte an einen Gesamtwillen des Volkes, der in jedem
Einzelnen lebendig ist. Womit er den Individualismus der Aufklärer
überwand, gleichzeitig aber jenen diente, die sich als Verkörperung
dieses Gesamtwillens sahen: Diktatoren und Tyrannen.
Infolge
dieser inneren Entwicklung verliert Frankreich die Vorherrschaft über
Europa und das katholische Österreich wächst zur neuen europäischen
Großmacht im Südosten heran.
In
diesem Zeitraum erreichen die Juden erstmals die formale
Gleichberechtigung.
Im
Norden hat sich die Großmacht Preußen konstituiert. Unter der
kriegerischen Ära Friedrich des Großen erreicht Preußen bis 1763
eine entscheidende Rolle auf dem Kontinent. Doch war im Ganzen
gesehen England der Sieger dieses weltweiten Ringens zwischen
Preußen, Österreich, Russland, Sachsen, Polen, Schweden und
Frankreich. Nachdem es nach und nach den ganzen französischen und
spanischen Kolonialbesitz östlich des Mississippi erobern konnte und
Frankreich durch die Zerrüttung seiner Staatsfinanzen geschwächt
auf der Strecke blieb.
Auf
der Strecke blieben auch die Ureinwohner Amerikas, die Indianer,
deren Reste heute in „Reservationen“ leben müssen. Eine ähnlich
grausame Behandlung erfuhren auch die Negersklaven, welche der
Sklavenhandel in den Gründerjahren nach Amerika gebracht hatte.
Doch
bald sollte auch England erfahren, dass es nicht ungestraft seinen
kolonialen Besitz nur als Ausbeutungsobjekt betrachten kann und die
amerikanischen Kolonisten als ihre Knechte.
Die
Unabhängigkeitsbestrebungen der englischen Kolonien in Amerika
erreichten am 4. Juli 1776 ihren Höhepunkt, als Thomas Jefferson
eine Verfassung auf der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte
einführt, wodurch der amerikanische Befreiungskrieg ausgelöst wird.
Während
England sich zwar sonst überall in der Welt behaupten konnte, erlitt
es im Kampfe gegen die amerikanischen Kolonisten eine solch schwere
Niederlage, sodass es im Jahre 1783 zum Friedensschluss in Versailles
genötigt war und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten
anerkennen, sowie alles Land bis zum Mississippi südlich der Großen
Seen abtreten musste.
Am
30. April 1789 wird Georg Washington als erster Präsident der
Vereinigten Staaten auf die Verfassung vereidigt.
Während
die „Neue Welt“ nun zur beherrschenden Macht der Welt wird –
und bis dato geblieben ist -, zeigen in Europa und insbesondere in
Frankreich die inneren Zustände, einer durch Prunk,
Mätressenwirtschaft und Kriege belasteten Wirtschaft, einen
katastrophalen Verfall auf, welche das Ansehen des Königtums
weiterhin vermindern.
Die
Mätressen des französischen Königs, Marquise de Pompadour und
Gräfin Dubarry, bestimmen weitgehend die Politik und reißen
Frankreich in einen Abgrund, woraus sich die blutigste aller
Revolutionen erhebt.
Kurz
vor Ausbruch der französischen Revolution lebten in Westeuropa ca.
400.000 Juden. Davon alleine rund 300.000 in Deutschland. Obwohl
vielfach isoliert, durch hohe Steuern, Abgaben und Ghettos belastet,
hatte sich ihre wirtschaftliche Lage doch etwas gebessert, aber von
einer echten Gleichberechtigung konnte immer noch keine Rede sein.
Da
wird das Wort der Pompadour „Après
nous le dèluge“ – nach
uns die Sintflut – zur grausamen Wirklichkeit. Die Bastille,
Wahrzeichen des Absolutismus, wird am 14. Juli 1789 erstürmt, die
französische Revolution nimmt ihren Anfang. Ihr Ende im Jahre 1795
führt den Aufgang eines neuen politischen Sternes herbei, durch
welchen die Juden Frankreichs endlich gleichberechtigt und Frankreich
erneut die Vorherrschaft über Europa erlangt: Napoleon Bonaparte.
Der
von dem regierenden Direktorium als General eingesetzte Bonaparte,
sollte durch Kriege in Italien und Ägypten die Kassen des Staates
füllen. So mussten die Römer 36 Millionen Franken bezahlen und der
Staatsschatz der Schweiz – das zur helvetischen Republik ausgerufen
wird – wandert nach Frankreich.
Da
aber trotz vieler Siege Niederlagen nicht ausblieben, wurde keine
Besserung der Wirtschaftslage erreicht. Auch führen die wachsende
Macht Napoleons und seine auf Imperialismus abgestimmte Politik zu
einer Koalition der Engländer mit Österreich, der Türkei, Neapel
und Russland. Nur Preußen behält sich Neutralität vor. 1799 wird
Bonaparte erster Konsul und vereinigt unumschränkte, ja im Prinzip
diktatorische Macht auf sich.
Am
2. Dezember 1804 lässt er sich und seine Gemahlin Josephine vom
Papst krönen. Pomp und Zeremonien vergangener Zeiten werden wieder
lebendig. Im Jahr 1805 lässt Napoleon sich auch noch zum König von
Italien salben. Er ist damit auf dem besten Wege, das Reich Karls des
Großen wieder herzustellen und hat 1800 tatsächlich den Höhepunkt
seiner Macht erreicht, indem ihm ganz Europa zu Füßen liegt.
Die
damit verbundene Weckung des Nationalgefühls der besetzten und
unterworfenen Gebiete, brachte auch Deutschland eine Reihe von
Gesetzesreformen, welche dem einfachen Volke Erleichterung
verschafften: Aufhebung der Leibeigenschaft, persönliche Freiheit
nun auch für die Bauern, Beseitigung der Standesschranken,
Gewerbefreiheit und vieles andere. Wenn diese oder jene Gesetze auch
nicht sofort zur Durchführung gelangen konnten, so waren damit
jedoch Zeichen in das Bewusstsein der Völker gedrungen, welche nicht
mehr auszulöschen waren.
Dann
aber brachte der Feldzug nach Russland, den Napoleon 1812 begann, die
große Wende.
Mit
600.000 Mann zog der Kaiser der Franzosen in die weiten Räume des
zaristischen Reiches; mit 25.000 kam er wieder. Europa erhebt sich
zum Freiheitskrieg, der 1813 mit der Kriegserklärung Preußens an
Frankreich beginnt. Am Ende bleiben Deutsche, Russen, Österreicher
und Schweden die Sieger in der Völkerschlacht bei Leipzig, die am
19. Oktober 1813 entschieden war.
Die
Familie Bonaparte verliert den Thron und Napoleon wird nach Elba
verbannt, das man ihm als Fürstentum mit einem jährlichen Gehalt
von 2 Millionen Franken überlassen wird. Frankreich werden die alten
Grenzen von 1792 zuerkannt und es braucht keine Kriegsentschädigung
zu bezahlen, weil die verbündeten Sieger die Größe Frankreichs als
eine wichtige Grundlage des europäischen Staatensystems betrachten.
Napoleon
gelingt aber die Rückkehr und die Vertreibung König Ludwig des
XVIII, verliert aber in der Schlacht bei Waterloo seine letzte
französische Armee.
Napoleon
hat dem französischen Volke rund 2 Millionen Tote gekostet, aber als
Erbe der Revolution verwirklichte er überall die bürgerliche
Ordnung durch Gleichheit vor dem Gesetz und der Beseitigung der
feudalrechtlichen Zustände. Doch die europäische Universalmonarchie
nach dem Vorbild Karl des Großen konnte er nicht verwirklichen.
Denn, was Gott jenen schon nicht gestattet hat, die seinen Namen
missbräuchlich verwendeten und darum entweihten, er selbstredend
auch denen nicht gestattet, welche seinen heiligen Namen nicht wieder
herstellen, um statt dessen ihre eigenen menschlichen Werke
aufzurichten und sich so selbst verherrlichten.
Der
Riss im Heiligtum, der durch den ungerechten Wahrheitsbesitz
entstanden ist, hat seine Erweiterung im Geist dieser Welt. Wodurch
die Völker nicht geheilt und erlöst werden können, bis das Reich
Gottes in seiner Erkenntnis vollkommen ist in denen, die im
allgemeinen Abfall treu geblieben sind.
Das
Unheil ist also nur die eine Seite der Heilsentwicklung und des
Erlösungsprozesses, weil das Heil nicht erfasst und erkannt werden
kann, es sei denn, das Unheil wäre vollkommen. Voll wird das Unheil
aber durch die Verhinderung des Heils, das diejenigen betreiben, die
im Unheil gesegnet sind.
Die
Gesegneten des Unheils betreiben aber die Vervollkommnung des Heils
bei jenen, welche das Heil sind; wissen dies aber nicht, da ihnen das
wahre Heil als Unheil erscheint.
Das
Heil ist ihnen aber Unheil, weil sie vom Unheil leben, indem die
Menschen ihre Werke als Werke des Heils betrachten. Darum wurde und
wird das wahre Heil überall verfolgt und getötet und ihm die Schuld
der unheilbaren Zustände sogar noch zugeschrieben – so wie die
Juden immer an allem Schuld gewesen sind -; woran das wahre Heil aber
gar nicht schuld sein kann, weil ihm die Menschen ja noch niemals
Macht und Gewalt verliehen haben und es damit immer nur in
Knechtsgestalt und ohne Waffen kommen konnte.
Die
kommenden Jahre nach der napoleonischen Ära sind geprägt von der
Restaurationspolitik Metternichs zwischen 1815 und 1848, der im
Wiener Kongress die Zauberformel „Legitimität“ findet, die allen
angestammten, also legitimen Dynastien ihre durch Kriege verlorenen
Länder wieder zuführen soll.
Oder
mit anderen Worten: Die Räuber und Völkerverschlinger waren zu der
Erkenntnis gelangt, dass man die Beute so gerecht wie möglich
verteilen müsse, damit ein guter Räuberfriede zustande käme und
erhalten werden könne.
Als
ob Räuber wider ihre Natur – gerecht - sein und handeln könnten!
So
erreichen die Siegermächte auch tatsächlich nach dem Zusammenbruch
der französischen Nation eine Ausnahmeregelung: Russland erhält
Polen ohne Posen und Finnland. England behält Malta, Ceylon, das
Kapland und Helgoland. Preußen bekommt den größeren Teil Sachsens,
die Provinz Posen und Gebiete am Rhein. Österreich kann sich die
Lombardei und Venedig als Besitzungen zuerkennen lassen, verzichtet
dafür aber auf Belgien und die Gebiete Südwestdeutschlands.
Belgien
und Holland werden mit Luxemburg vereinigt und der Schweiz ewige
Neutralität zugesichert. Norwegen und Schweden gehen eine
Personalunion ein und der Kirchenstaat in Rom wird wieder
hergestellt.
In
Deutschland gelingt es nicht, eine zentrale Gewalt herzustellen und
so kommt es zum „Deutschen Bund“, einer lockeren Zusammenfassung
von 35 Monarchien und vier freien Städten, welcher das
Nationalitätenprinzip völlig missachtet.
Die
geistigen Strömungen dieser Zeit waren naturgemäß auf Ruhe und
Ordnung ausgerichtet und das Vorbild des romantischen Mittelalters –
die Einheit der christlichen Kirche und eine feste
Gemeinschaftsordnung – erfüllte die Hoffnung vieler Herzen.
Die
Geschichtsforschung war bemüht, nach den wahren Ursachen aller Übel
in der Vergangenheit zu suchen, um sie für die Zukunft vermeiden zu
können, wobei auch die Sprachforschung durch die Gebrüder Grimm
neue Impulse erhielt.
Die
Rechtsforschung begann die organische, historische Entstehung des
Rechts hervor zu heben und lehnte alle naturrechtlichen
Konstruktionen ab. Freilich ohne zu wissen, dass diese als solche ja
gar nicht zu bezeichnen sind, da diese Natur doch auch aus dem Raub
des Menschen entstanden ist. Was also ist dann eigentlich wahre
Natur?
Am
26. September 1815 kommt es durch Initiative des religiös gestimmten
Zar Alexander I. zur Bildung der heiligen Allianz mit Österreich und
Preußen. Fortan wollte man bestrebt sein, die Völker im
christlichen Geiste zu regieren, um ein neues Zeitalter des Friedens
und der Gerechtigkeit herbei zu führen.
Außer
England, der Türkei und dem römischen Kirchenstaat schlossen sich
alle europäischen Länder dieser Allianz an, die Metternich als
„bloßes Geschwätz“ bezeichnete.
Und
tatsächlich, noch bevor das Jahr 1815 zu Ende gegangen war,
schlossen die Monarchen eine große Allianz gegen die Freiheits- und
Einheitsbestrebungen ihrer Völker, welche sie zu gemeinsamen
Aktionen vereinen sollte. Solche Aktionen bedeuteten natürlich Krieg
gegen jene, die eine andere Meinung vertraten, als ihre Beherrscher.
Darum waren auch die Erfolge der Politik Metternichs nicht gering,
zielte diese doch allgemein darauf hin, die alten absolutistischen
Zustände wieder herzustellen.
Frisst
die Revolution schon ihre Kinder, so schien es, als ob auch ihren
Ideen das gleiche Schicksal bevor stünde.
Dann
aber kamen die ersten Rückschläge dieser Politik. Das spanische
Königshaus musste es hinnehmen, dass seine Kolonien in Süd- und
Mittelamerika mit englischer Unterstützung rebellierten und ihre
Unabhängigkeit erreichten. Auch die Monroedoktrin vom Dezember 1823
verbat sich weitere Einmischungen von Seiten der europäischen
Staaten in die Gestaltung Amerikas. Europas Macht und Einfluss auf
die Welt ist damit gebrochen.
Da
die Tendenz der absoluten und diktatorischen Regierungsweise auf
immer mehr Widerstand stößt, zwingt sie die Herrschenden zu
liberaleren Denkweisen und es kommt dadurch auch zu einer gewissen
Freiheit und Hilfe für die Kleinen.
Es
war, als im Ganzen gesehen, nur der ungerechte Gebrauch der
Machtmittel durch die Herrschenden, der den Liberalismus gegen sie
ins Leben ruft und dazu zwingt einzulenken. Es ist ein Aufstand der
Söhne des Geistes gegen die eigenen geistigen Väter, wodurch diese
geteilt und geschwächt werden. Überall kann man diese Vorgänge
beobachten und sehen, wie langsam Stück für Stück, der Arm der
Mächtigen gebrochen wird.
Nacheinander
kommt es in Europa zu Revolutionen. 1830 in Frankreich gegen Karl X;
in Belgien gegen Holland; 1831 in Polen gegen Russland und in Italien
gegen das österreichische Militär.
Während
sich Spanien und Portugal zu liberaleren Verfassungen durchringen,
gärt und brodelt es in Deutschland. Dem ständigen Bruch der
Verfassung widerstehen sieben Göttinger Professoren, die für die
Heiligkeit des Verfassungseides protestieren. Sie werden des Landes
verwiesen.
In
der Innenpolitik kommt es zum Kirchenkampf. Es geht um die
konfessionelle Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen. Wobei eine
starke Abneigung der katholischen Länder gegenüber Preußen
entsteht, das sich in solche elterlichen Belange nicht einmischt.
All
die unterschiedlichen Spannungen, Uneinigkeiten und Klüfte zwischen
den Konfessionen, Ländern, Staaten und Menschen, bereiten in Europa
der Revolution von 1848 den Boden, welche im Unterschied zur
französischen Revolution nur eine europäische Angelegenheit wird.
Den
Anlass dazu gibt die Schweiz, welche einen Bundesstaat und eine
Bundesverfassung nach amerikanischem Vorbild geschaffen hatte, deren
Vertreter in einem kurzen Krieg (1847) die konservativen Kantone
unterwirft.
Da
Luis Phillip – der Bürgerkönig von Frankreich – die
konservativen Schweizer Kantone unterstützte, kommt es im Februar
1848 zu ersten Unruhen in Frankreich, in deren Verlauf der König
gezwungen wird, nach England zu fliehen.
Die
Erregung in der Pariser Bevölkerung wächst von Stunde zu Stunde und
es kommt zu einer Schlacht zwischen Arbeitern und Militär. Wobei in
der Zeit vom 23. bis 26. Juni 1848 10.000 Arbeiter getötet werden.
Die alten Machtverhältnisse der Monarchie sind wieder hergestellt.
Darüber schreibt Karl Marx:
„Die
Proletarier in Paris wurden geschlagen, dezimiert, zerschmettert...
Und
unmittelbar darauf erheben in ganz Europa die neuen und alten
Konservativen und Konterrevolutionäre das Haupt mit einer Keckheit,
die bewies, wie gut sie die Bedeutung des Ereignisses verstanden. Die
Presse wurde allenthalben schikaniert, jedes unbedeutende Ereignis in
jeder kleinen Provinz benutzt, die Bevölkerung zu entwaffnen, den
Belagerungszustand zu verhängen und die Truppen in den neuen
Manövern und Kunstgriffen einzuexerzieren, die Cavaignac (der Sieger
über den Aufstand in Paris) gelehrt...“
Ebenso
waren auch in Deutschland nur die ersten Anstürme der Revolution
erfolgreich, um dann später in Gewalt und Terror erstickt zu werden.
Auch die Gleichberechtigung, welche die Juden durch diese
Revolutionen erreichten, wurde nach ihrem Scheitern zum größten
Teil wieder aufgehoben.
Auch
im konservativen Bayern schlagen die Ideen der Revolution zumindest
solche Wellen, dass König Ludwig I. zur Abdankung gezwungen werden
kann. Desgleichen im Nachbarland Österreich, dessen Monarchie bis in
die Grundfesten erschüttert wird. Im März 1848 musste Metternich
fliehen und in Mailand und Venedig werden die Österreicher verjagt.
In Rom wird die römische Republik ausgerufen. Der Aufstand der
Tschechen konnte dagegen noch einmal niedergeworfen werden.
Langsam
gelangen die wirklichen Entscheidungen wieder in die Hände der
Regierenden, so dass in keinem Lande mehr die revolutionären Ideen
durchgreifend verwirklicht werden konnten. Lediglich die Emanzipation
der Juden und die Abschaffung der feudalen Lasten setzen sich durch.
Erst
viel später, in den Jahren 1867, 1919 und 1949 kommt es unter
veränderten Umständen, furchtbaren Kriegen mit einer unfassbaren
Zahl an Opfern, auch zu Wahlrechtsreformen und Volkssouveränität.
Die
Lage um 1848 umreißt das kommunistische Manifest und beginnt mit den
Worten:
„Ein
Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte
des alten Europa habe sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen diese
Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot,
französische Radikale und deutsche Polizisten.“ Und
endet in dem Ruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt
euch!“
In
der Zeitspanne des industriellen Aufschwungs im 19. Jahrhundert
verstärkt sich auch wieder die Abneigung gegen die Juden, die in
vielen wirtschaftlichen und kulturellen Positionen einflussreiche
Positionen eingenommen haben. Doch dieses Mal beginnen sich die Juden
erstmals zu wehren. Das Bankhaus Rothschild – welches in allen
Ländern der Erde Filialen hat – verweigert Bankdarlehen jenen
Staaten, welche die Juden unterdrücken.
Die
Mitte des 19. Jahrhunderts bringt eine schnelle Entwicklung des
Welthandels durch die Industrialisierung und ein sprunghaftes
Anwachsen der Weltbevölkerung. Innerhalb von nur 50 Jahren zeigt
sich oftmals eine 50%ige Zunahme der Menschen, was nach unserem
Ermessen allerdings nicht nur alleine auf eine bessere Ernährung und
Hygiene, oder verbesserter Heilbehandlung zurück zu führen ist.
Sondern auch einen Grund hat in der großen Nachfrage nach
Produktionskräften. Denn die Vermehrung der Produktion vermindert
auch das Leben, das Leben im Geist und diese Verminderung ist ein
Tod, der durch Vermehrung des Fleisches überwunden werden soll.
Der
Krieg, Hunger und Tod vermehren das Fleisch, nachdem durch die
Medizin und, Hygiene die sie hemmenden Faktoren ausgeschaltet worden
sind. Die geistige Entwicklung des Welttodes schafft sich in ihrem
Umsatz- und Erwerbsstreben die notwendigen Mittel für ihren Zweck.
Weil sie den wahren – nämlich den göttlichen – Zweck aber
nicht kennt, führt sie dadurch gleichzeitig neue Konflikte herbei,
welche sie von außerhalb gekommen sieht, die aber tatsächlich aus
ihr selbst erwachsen und entstehen.
Diese
Konflikte fördern wiederum die Erkenntnistheorien auf allen sozialen
und wissenschaftlichen Gebieten, welche dann in die
Herrschaftsstruktur eingebaut und aufgenommen werden müssen, um sich
Macht und Einfluss zu erhalten. Demnach ist auch die Wohlfahrt ein
Teil dieser Struktur und somit eine Gerechtigkeit der Ungerechten.
Derer, die von Anfang an als Religion die Stelle Gottes usurpiert
haben und woraus alle weiteren weltlichen Gesellschaftsformen
entstanden sind.
Wir
können erkennen, dass der Besitz der Wahrheit in Ungerechtigkeit dem
Ungerechten Vorteile, dem Gerechten aber Nachteile bringt. Nur darum
ist die Gerechtigkeit scheinbar so schwach. In dem Maße aber, als
die Gerechtigkeit ermattet, ermattet auch die Welt der
Ungerechtigkeit, was insgesamt das Gericht Gottes ist.
Alle
kommen in dieses Gericht, denn Gott lässt die Sonne scheinen über
Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte, damit
das Bewährte daraus hervor gehe. (Matth. 5/45)
So
konnte es geschehen, dass das Gericht über die Welt den Beraubten
eine Hilfe zuteil werden ließ durch jene Kräfte, die in diesem
Gericht frei geworden sind. Die Freigewordenen sind die Söhne, an
denen sich das Wort erfüllt:
„Die
Söhne werden gegen die Väter sein und die Väter gegen die Söhne.“
Die
Väter und Söhne des Geistes.
Diese
sind es, welche die Ursachen des Übels – die Sünde – vermehrt
haben, weil sie sich nicht nach dem guten Sinne Gottes bewährt und
ihre Wirkung bekämpften – das göttliche Gericht– mit dem üblen
Sinne, weshalb die Gesetzlosigkeit der Völker überzuschäumen
droht.
Das
Übel ist, dass die Götter, die in Wahrheit gar keine Götter sind,
den wahrhaftigen Gott bekämpfen. Wodurch erst seine Kinder vollendet
werden, indem sie im Glauben sich ihres Vaters erinnern und dieser
sich an sie. In der vollkommenen Erinnerung ist Gott in ihnen und sie
in Gott, und erst da wird Gott wieder Einer sein. (Sach. 14/9)
Die
falschen Kinder sind zu Halbgöttern geworden durch die Offenbarung,
mit welcher sie zwar Völker gewinnen konnten, nicht aber erlösen
aus einem Zustand, in welchen sie sich selbst gebracht hatten durch
ihren üblen Umgang mit Gott.
Der
üble Umgang ist gewordene, weiter entwickelnde und vollendende
Weltgeschichte, weshalb sie einerseits so wirklich und andererseits
so abstrakt erscheint. Abstrakt deshalb, weil man aus ihr nicht
lernen kann, so dass sie auch noch sinnlos geworden ist.
Sie
ist aber nur abstrakt durch den Sinn der Welt, der eine
Halbgötterstruktur der Gebildeten ist, die von Anfang an auf den
Raub göttlicher und lebendiger Schöpfung ausgerichtet sind, weshalb
auch die lebendige Welt dahin zu schwinden droht.
Geschichte
ist mehr und in erster Linie sichtbare Manifestation des Widergottes,
der durch Raub des Offenbarungsgutes in den Himmel stieg und so ein
Weg des Todes im Leben geworden ist. Der Todesweg ist der Streit im
Menschen und die Realisierung des aus dem Himmel herab Geworfenen,
der nicht mehr viel Zeit hat. (Off. 12/7-17)
Der
herab Geworfene ist die Ursache allen religiösen Streites und dessen
Folgen. Einer säkularisierten und entheiligten Welt, in der er
überall leibhaftig geworden ist. Kirche, Religion und Welt sind sein
Bergungshort! (Psalm 18/11 u. Jes. 28/17)
Er
verliert aber seinen Bergungshort durch die Entweihung des Namen
Gottes, was auch seinen Namen und seinen Erwerb in die Entweihung
zieht. Denn alles, was nicht geheiligt ist, ist auch nicht
lebensfähig. Darum lag und liegt auf allen Ideen, seien es die des
Imperialismus, des Nationalismus, der Demokratie, dem Sozial- oder
Wohlfahrtsdenken kein noch so geringer Segen, sondern lauter Fluch,
wie es sich deutlichst zeigt.
Gott
muss aber dem Fluch gestatten, um den Segen zu vollenden; den Fluch
übermächtig werden lassen, damit der Segen allmächtig sein kann.
Der Fluch kommt zu seinem Ende, wenn der Segen – der gleichzeitig
reift – ihn überwiegt. Der Segen sind die Kinder Israels, kommend
aus allen Völkern, über denen der Name Christi angerufen wird.
(Jes. 66/20)
Weil
Fluch und Segen sich vollenden, entsteht Gleichzeitigkeit, reicht der
Pflüger an den Schnitter, der Traubentreter an den Sämann, wird
Erinnerung sein, aus welcher eine neue Welt gestaltet wird, deren
Antwort keinen Zweifel mehr lässt und die denen gut sein wird, die
zuerst das Üble erlitten, jenen aber übel sein wird, die das Üble
gewollt.
Die
Erinnerung an Gott, aus Israel, durch Christentum, Koran und
Zarathustra verbreitet, schafft die neue Erde und die neuen Himmel
unter dem Fluch, sowohl in den Nationen, wie auch in Israel. Die aber
die Erinnerung im üblen Sinne gebrauchen werden entwurzelt sein.
Nachgereicht das Quellenverzeichnis, damit, wer will, selbst nachlesen kann:
Nachgereicht das Quellenverzeichnis, damit, wer will, selbst nachlesen kann:
Quellenverzeichnis
Otto
Wiedemann sen., „Niederschrift im Dez. 1969“ (nicht öffentlich)
Ivar
Lissner, „Aber Gott war da“
G.W.
Ksenofontow „Legendy i rasskasy o schamanach“
Abba
Eban „Dies war mein Volk“
Pritchard
„Texts“
G.
Schwab „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums;“ Sprache
verbessert von F. Wausch
R.
Carstensen „Die römischen Sagen“
H.
u. G. Schreiber „ Die schönsten Sagen der Welt“
H. Ritter "Die schönsten Sagen"
G.
Contenau „La divination chez les Assyriens et le Babylonien“
Sabatino
Moscati « Dei Kulturen des alten Orients »
F.
Sommer/A. Falkenstein „ Die hethitisch-akkadische Billingue des
Hattulili I. »“Laberna II“
G.
Levi della Vide „ Osservatione alla iscrizione fenicia di Karatope”
P.
Meriggi “ La billingue di Karatepe in cananeo e geroglifici etei”
R.G.
Kent “op.cit”
F.Wolf/J.
Gershevitsch „Iranien Literature 63
W.B.
Hennings „verbesserte Lesung“
A.
Christensen „Les Types du premier Homme et due premier Roi da
l`histoire legendaire des Iraniens «
H.H.
von der Osten « Die Welt der Perser »
E.Weidner
„Archiv für Orientforschung VII“
R.
Hauschild „Übersetzung der Yats“ Institut für Orientforschung
VII Berlin
R.C.
Thompson „Iras“
R.
Ghirshmann « Masjid-Solaiman-Residence des premiers Achemenides
Syria XXVII »
H.
Schmökel « Ur, Assur und Babylon »
R.
Borger „ Mesopotamien in den Jahren 629-621“
Tadmor
„Chronologye of the last king of Judah“
M.
Noth „Die Einnahme von Jerusalem im Jahre 597 v.Chr.“
W.
Hienz „Zarathustra“
O.
Zierer „Weltgeschichte“
Phalerun
„Demetrius“
Einhard
„Leben Karls des Großen“
„Mirbt“
übersetzt von Erler und Krämer
W.
von Tyrus „Auszüge aus der Geschichte der Kreuzzüge;“
übersetzt von Kausler
Erasmus
„Vom Lob der Torheit“
J.
Agricola „zitiert nach Rassow“
W.
Wulf „Quellenhefte“
F.
Nykonius zit. Nach G. Freytag „Bilder aus der deutschen
Vergangenheit“
Rassow
„ Johannes Agricola“ zit.
Shakespeares
“Timon von Athen”
Mayerhofer
“Predikantenspiegel”
Jan
van Helsing “Hände weg von diesem Buch”
Celan
„Lichtzwang
Franz
Kafka „Erzählungen“
Manfred
Spitzer „Vom Sinn des Lebens“
und
“ Die Heilige Schrift” Eberfelder Bibel, der Koran, die Veden und
Texte anderer Religionen