Mittwoch, 5. Dezember 2012

"Wer arbeitet ist der Dumme?" gestrige Sendung "Menschen bei Maischberger

Mein Brief an Ralph Boes, nach seinem gestrigen Auftritt bei "Menschen bei Maischberger", welchen ich ihm per Nachricht über Facebook gesendet habe:
Sehr geehrter Herr Boes,

ob Sie Ihrer/der Sache mit Ihrem Auftritt bei Maischberger gedient haben, halte ich für sehr fraglich.
Ihrem „Liebesbeweis“ hinsichtlich des GG im Schneidersitz Ausdruck zu verleihen, hielt ich allerdings für sehr kontraproduktiv.
Sie wollen doch bei „jenen“ etwas erreichen, mit denen Sie sich –wie eben auch in dieser Sendung– auseinander setzen (müssen) und über die Sache streiten. Dies von vornherein selber dadurch zu untergraben, indem Sie GEGEN eine Sache (und jene, die diese zustimmend vertreten) und nicht UM und FÜR die eigene Sache mit Ihren „Gegnern“ streiten, ist und kann m. E. nicht Ziel führend sein. Denn diejenigen, welche diese Sache und die damit verbundenen (Be)WERTungen verteidigen, behaupten ja, dass nach diesem (deren) WERTEverständnis ALLE Menschen, somit auch die in der Runde Anwesenden – demnach auch vor dem GG – gleich behandelt würden und werden.
So war Ihr Einstieg eigentlich ganz hervorragend, als Sie betonten und darauf hinwiesen, dass eben u. a. auch ein Söder aus Steuermitteln der Allgemeinheit finanziert wird.
Genau hier war und wäre der Einstieg in die (Be)WERTung dieser Angelegenheit gewesen.
Denn es ging und geht ja um WERTE eines Systems, welchem das GG zu Grunde liegt (liegen soll).
Es wird ja stets darum gestritten, welches System auf der Welt für die gesamte Menschheit das bessere, schlechtere oder gar das beste System sei.
Und genau dies ist der systemimmanente Fehler, wie er auch gestern bei der Sendung einmal mehr offensichtlich wurde.
Genau hier hätten Sie weiter machen müssen, damit die Ursache des Problems auf den Tisch und damit zu Sprache gekommen wäre.
So wurden in der Sendung unterschiedliche VORSTELLUNGEN von einer WERTEgesellschaft formuliert und dargelegt.
Worauf sich aber die unterschiedlichen Vorstellungen gründen, wurde NICHT deutlich.
Denn genau dies und NUR dies ist der systemimmanente Fehler!
Weil und dass es unterschiedliche VORSTELLUNGEN innerhalb einer für ALLE gültigen Wertegesellschaft gibt. Und genau dadurch kommt es eben auch zu völlig falschen Bewertungen und Schlussfolgerungen selbst innerhalb ein und desselben Systems.
Nehmen wir als Beispiel nur mal Sie und Söder:
sie beide (nebst ganz vielen anderen auch) werden innerhalb dieses Werte- und Gesellschaftssystems aus Steuermitteln durch die Allgemeinheit finanziert. Sie Beide haben jeweils eine „Vision“ und Vorstellung darüber, wie diese ihre/Ihre Vorstellung und Vision – als Ergebnis eines Werte- und damit Gerechtigkeitsverständnisses - umzusetzen sei. Sie Beide vertreten dieses (Rechts- und Gerechtigkeitsverständnis) auch entsprechend.
Der Unterschied dabei ist „nur“, dass Söder, im Gegensatz zu Ihnen einen „Parteiapparat“ und entsprechende Lobbyisten in seinem Rücken und damit MACHT hat, welche ihn bei seinen Visionen und Vorstellungen entsprechend unterstützen. Deshalb (kann und) behauptet Herr Söder ja auch, dass die WERTE in einer Gesellschaft erst „erarbeitet“ und „erwirtschaftet“ - von denen u. a. auch er selbst finanziert wird - werden müssen (wozu er AKTIV – z. B. durch seiner eigenen Hände Arbeit - ja ebenfalls NICHTS beiträgt), bevor es etwas zu „verteilen“ gibt! Denn laut Söder werden die zu verteilenden Werte ja erst durch das – von ihm vertretene – Wirtschaftssystem dieses Landes geschaffen. UND Söder hält SEINE „Alimentierung“ und Finanzierung durch die Allgemeinheit im Gegensatz zu „Ihrer Alimentierung“ für GERECHTfertigt!
Söder hält dieses Werte- und Gerechtigkeitsverständnis nicht nur für richtig, sondern auch für gerecht. Und zwar dahingehend, dass er ja NUR bei der Umsetzung seiner Visionen und Vorstellungen (also auch „nur“ Kopfarbeit) von der Allgemeinheit finanziert und alimentiert wird. Zudem findet er mit seiner Vorstellung mehrheitlich Zustimmung in allen Schichten der Gesellschaft (abgesehen von jenen, welche dadurch schädlich betroffen sind), wie es ja in der Sendung ebenfalls deutlich zum Ausdruck kam.
Das BverfG wiederum hat die „Aufgabe“ zu prüfen, ob die WERTE(vorstellungen) – welche ja in Gesetze und damit in ein gültiges RECHTsverständnis gefasst werden – dem GG (ebenfalls ja nur Ausdruck eines entsprechenden Werte- und damit Rechtsverständnisses) entsprechen und GERECHT werden.
Dies setzt aber eigentlich dann voraus, dass WERTE- und RECHTsverständnis bereits bestehen (MÜSSEN), welche es bereits zu bewerten und beurteilen gilt, ehe das/ein Wirtschaftssystem die zu bewertenden und beurteilenden WERTE schafft?!
Welche Werte prüft und kann das BverfG dann überprüfen, wenn die WERTE erst noch geschaffen werden müssen?!
Jetzt wird bei einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, genauso wie bei einem, durch das BverfG erlassenen Urteil immer nach dem Nutzen-/SchadensWERT gefragt und gesucht. Und beide haben allerdings KEINERLEI EIGENWERT! Weil KEINE Grundlage im WERTE- und RECHTSVERSTÄNDNIS vorliegen, wenn diese doch erst noch geschaffen werden?!
Das Leben (und darum geht es ja primär) hingegen besitzt, schafft und besteht aber im Gegensatz zu den vorgenannten Systemen aus/einen Eigenwert. Erst auf DIESEN Eigenwert des Lebens lassen und gründen sich ja auch die anderen vorgenannten Werte.
Also müsste demnach eigentlich der LebensWERT die Grundlage und DER Maßstab für ALLE nachfolgenden WERTE(Systeme) – also auch Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme – sein?!
Da aber der Lebenswert ein Eigenwert und damit gleichWERTig in seinem Sein ist, können alle nachfolgenden Werte und Systeme – welchem Gedankensystem auch immer entsprungen – auch nur diesem Eigenwert SEIN folgend, sich NUR daran und danach bemessen und bewerten lassen, will man sich nicht am Leben an sich und damit an den Menschen „versündigen“.
Alle anderen Wertmaßstäbe müssen und können demnach NUR falsch sein, wenn sie nicht dieser Priorität folgen. Wenn SystemWERTE – einem Gedankenprozess folgend – beginnen, nach einer höheren oder niedrigeren Wertigkeit zu suchen, diese zu benennen und dementsprechend zu (be)urteilen, diese goutieren und in z. B. Wirtschaftswerten, sprich in Kapital und damit MACHT honorieren zu suchen, kann dies NUR in einer Ungleichheit, Ungleichgewicht, Ungerechtigkeit durch MACHT und OHNMACHT enden.
Denn derartige Wertungen insistieren, dass es ein höherwertiges und damit auch minderwertigeres Leben als Sein und im Dasein gäbe. Und diese „WERTIGKEITEN“ bestimmen dann die Mächtigen und die Ohnmächtigen haben diese als „gerecht“ zu ertragen.
Es ist also eine Frage der Prioritäten! Von daher war Ihr Einstieg der einzig wahre Punkt, an welchem Sie unbedingt weiter machen hätten müssen. Um nämlich dadurch irgendwann zu der Frage zu kommen, wie GLEICH ist der Mensch unter den gegebenen MACHTVerhältnissen. Vor allem auch vor dem gültigen Recht und GG.
Dazu ist es m. E. aber notwendig, NICHT gegen den Anders denkenden zu argumentieren und ihn ggf. mit dem eigenen Verhalten zu provozieren. Sondern man muss um die SACHE – egal wer diese wie vertritt – ringen und in der Sache mit den Argumenten überzeugen, die der Anders denkende als richtig und logisch ja selbst vorbringt.
Aber so wie ich diese sehe, ist „dieser Prozess“ und damit auch der Ihre noch lange nicht abgeschlossen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Kraft bei Ihrer ARBEIT (denn dies ist tatsächlich auch ein harte Arbeit) und Erfolg und verbleibe mit einem freundlichen Gruß


Robert Kroiß


Aktualisierung:

http://altonabloggt.wordpress.com/2012/12/30/medienkonstrukt-heidi-ralfs-maischberger-wer-arbeitet-ist-der-dumme/ 





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