Freitag, 30. November 2012

Fortsetzung meines Posts zum Thema „Glauben“ vom 27.11.2012

Hier zunächst nochmals der beachtenswerte Kommentar von Walter Neumann, der mich zu meiner nachfolgenden Antwort veranlasste:

Ich kann Ihnen nur beipflichten, dass der Glaube, an was auch immer, nur eine Vorstellung einer jeden einzelnen Person für sich alleine ist. Was sich mit wesentlichen Teilen jedoch auch wiederum mit anderen Menschen trifft, welche ähnlich in ihrem Glauben sind, aber trotzdem unterschiedlich. Kein Glaube ist gleich, genauso wenig wie die Gene gleich sind!

Dass der 3. Weg der Agnostiker ein neutraler Weg ist, dem stimme ich zu. Dass dieser Weg aber nur deshalb ein Neutraler ist, um sich aus den Streitigkeiten der irgendwie Gottgläubigen mit den radikal Gottablehnenden herauszuhalten, halte ich für ein Gerücht!

Im Gegenteil gehen die Agnostiker doch den Weg, sich mit den Gottgläubigen zu streiten und die Existenz eines Gottes zu bezweifeln, sowie mit den Atheisten zu streiten, dass es möglich ist, dass es einen Gott gibt. Beide behaupten und führen angebliche (nicht nachweisbare) Beweise für ihre Meinung an.

Da finde ich den 3. Weg der Agnostiker doch einen realeren, nachvollziehbareren, für zukünftige "Beweise" offeneren Weg! Die beiden anderen Wege finde ich (zum Teil, leider) als unrealistisch, unbeweisbar und hoffnungslos. Beide Gruppen werden ihre gedanklichen "Spielereien" nicht erleben, nur darauf hoffen, dass ihre These stimmt.

Agnostiker sind dagegen sicherlich mit ihren Gedankengängen immer auf der richtigen Seite, ob es so oder so kommt. Dies ist zwar irgendwie komisch, aber doch auch wieder die Wahrheit. Sie wissen, dass nicht nur sie nichts wissen, sondern alle; und irgendwie, irgendwann alles möglich ist.

Also mir ist es egal, wer ich entwicklungsmäßig bin, woher ich komme, wohin ich gehe. Aus diesem Grunde versteige ich mich doch nicht in eine Suche nach Beweisen von der Existenz oder der Nichtexistenz Gottes. Beweise kann es nur von Gott geben, wenn er sie geben will. Eine Nichtexistenz Gottes dagegen wird wohl nicht bewiesen werden können!

Dass der Glaube an Gott gleichzeitig die Hoffnung auf seine vorgestellte Existenz ist, müsste jedem "Gläubigen" klar sein. Atheisten leugnen die mögliche Existenz eines Gottes, weil nicht nachweisbar. Dies ist in meinen Augen jedoch kein Beweis für seine Nichtexistenz, sondern nur ein Fehlen von Beweisen. Eine Gottesexistenz oder Nichtexistenz ist mit wissenschaftlichen Mitteln nicht beweisbar. Das könnte nur Gott alleine, wenn er existiert und es wollte. Es kann für uns Lebewesen nur ein Gottesexistenzbeweis geben aber keinen Nichtexistenzbeweis.

Daher finde ich die Haltung der Agnostiker die richtige Lebenseinstellung: Beides ist möglich, sowohl als auch. Neutral bis zum Beweis! Glauben sollen die beiden anderen Wege. Nach unserem Tode können wir erfahren, ob Gott existiert, aber wir werden dann nie erfahren, dass er nicht existiert!

Viele Grüße

Walter Neumann


Antwort:

Sehr geehrter Herr Neumann,

in der Hoffnung, Ihrer Sichtweise als Agnostiker mit „meiner“ Sichtweise und Darlegung selbiger nicht zu nahe getreten zu sein, möchte ich gerne zu Ihren Ausführungen erneut Stellung nehmen. Auf jeden Fall bin ich Ihnen sehr dankbar für Ihre Gedankengänge. Denn diese sind eine stete Herausforderung für michmeine Gedankengänge, Sichtweisen und „Erkenntnisse“ immer wieder einer Überprüfung zu unterziehen.

Kann Ihre Darlegungen auch durchaus nachvollziehen. Nur fällt mir bei all den Diskussionen im Bezug zu „Gott“ auf, dass sich fast alle Argumentationen, sowohl Gläubiger, Ungläubiger, als auch Agnostiker immer auf einen „außerhalb des Lebens stehenden Gott als Schöpfer des Lebens“ beziehen. Auch hier gibt es m. E. „nur“ unterschiedliche Vorstellungen dieses „außerhalb stehenden Schöpfers“. Von daher ist eine „Beweisführung für, gegen oder nichts“ m. E. schon deshalb nicht möglich, weil der „Ursprung des Lebens“ niemals außerhalb des selbigen zu erkennen und zu finden sein kann. Erst recht dann nicht, wenn „Gott“ Teil des gesamten „Schöpfungsprozesses und damit des Lebens ist“.
In Ihrem neuesten Beitrag: http://wanda-mueller.de/nachricht-an/ vom 27.11. 2012 beschreiben Sie Erlebnisse, wie ich Ähnliches (prügelnde „Geistliche“ etc.) und zwar auch bereits in jungen Jahren erfahren habe. Meine Konsequenz daraus war allerdings, dass ich mit 15 Jahren aus der katholischen Kirche (obwohl ich auch noch die „heilige Kommunion erfahren“ habe) ausgetreten bin.
Aus dieser „Art“, die Worte Gottes zu vermitteln (nur weil „Pharisäer und Schriftgelehrte“ dieses Wort - welches und was in der Bibel genauso und ganz klar als „Geheimnis“ und damit einer benötigten „Offenbarung“ beschrieben ist, falsch verstanden auslegten, weil ihnen das Geheimnis NICHT offenbar wurde (ist alles, wenn auch „gleichnishaft“ genauso in der Bibel beschrieben) - allerdings per se zu schließen, dass es sich deshalb NICHT um Worte Gottes handeln könne, halte „ich“ für nicht ganz schlüssig und ein wenig voreilig. Nur weil Jemand ein „Werkzeug“ (hier das Wort Gottes) nicht richtig anwendet, anwenden kann, kann „ich“ nicht davon ausgehen, dass das „Werkzeug“ deshalb NICHT „Werkzeug“ sei.

Und so gilt auch für Agnostiker das „Naturrecht, -gesetz". Auch wenn „er“ NICHT danach fragen will, kann oder sollte, „woher“ er kommt und „wohin“ er geht, bleibt die – auf Grund seiner Existenz – beweisbare Tatsache bestehen, dass „er“ woher kommt und wohin (auch immer) geht. Da ist KEIN Unterschied zu Gläubigen oder Ungläubigen. So gibt es in der Bibel tatsächlich auch Stellen, in welchen die „3 Wege“ beschrieben sind. „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!“ Offenbarung 3.15 oder: „Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Offenbarung 3.16

Und „nur“ weil Agnostiker davon nichts wissen wollen (wobei auch hier wieder die Gemeinsamkeit mit Gläubigen und Ungläubigen zu Tage tritt; nämlich das „noch“ fehlende - wenn in diesem Falle auch selbst gewollt - Wissen, die Erkenntnis um das „Geheimnis Gottes und seines „gleichnishaften“, aber auch „Offenbarung“ - für die „Verstehenden“ - beinhaltendes Wort; wobei auch dieser „Vorgang“ anhand der Bibel belegbar ist) hebt dies nicht den „beweisbaren Tatbestand“ ihrer Existenz aus einem „woher“ zu einem „wohin“ auf. Völlig unabhängig davon, was „Jemand“ von dem „woher“ und dem „wohin“ weiß, annimmt oder glaubt sich vorstellen oder auch nicht vorstellen zu können.

Wenn „man“ also das „Werkzeug“ (z. B. das Wort Gottes) nicht als „Werkzeug“ er- und anerkennt, weshalb sollte „man“ es dann auch benutzen?! Hier ergibt sich wieder die/eine Gemeinsamkeit von Ungläubigen und Agnostikern. Und dies ist auch Ausdruck einer in sich logischen Denk- und Handlungsweise.
Der Gläubige hingegen glaubt daran, dass es sich „hierbei“ um a) ein „Werkzeug“ handelt und b) er mit diesem „Werkzeug“ auch etwas schaffen und bewerkstelligen kann.
Würde auch hier gerne ein „Beispiel“ zur Verdeutlichung meiner Gedanken anführen. Ein „musikalisch“ veranlagter Mensch, kann bereits „Komponist“ - wenn auch noch nicht öffentlich - er- und anerkannt - sein, weil er in seinem Kopf eine „Melodie“ hört und erkennt. Einem „unmusikalischen“ Menschen kann und wird dergleichen wohl erst gar nicht widerfahren und deshalb auch völlig gleichgültig („lauwarm“) sein. Wenn der „musikalische“ Mensch nun den für in bestimmten Weg beschreitet, wird er – Zeitpunkt spielt dabei jetzt keine Rolle – diese „seine Melodie“ in „Noten“ fassen und irgendwann als „fertiges Musikstück“ der Öffentlichkeit präsentieren. „Er“ muss aber a) dazu veranlagt sein und b) daran glauben und c) diesen Weg in und für sich konsequent beschreiten.
Den „Beweis“ seines „Könnens“ kann er aber erst dann und NUR (auch für Andere) dann antreten, wen er seinen Weg bis zum Ende (also der Umsetzung und Veröffentlichung) geht und Jene die ihm vertrauen und glauben DIESES auch ab-, bzw. erwarten können. Unmusikalische Menschen hingegen haben dahingehend KEINERLEI Erwartung und können DERARTIGES auch NICHT nachvollziehen. Sie kennen weder das „Gespür“ für „Melodien“, noch kennen sie „NOTEN“. Es beschäftigt und berührt sie ja auch gar nicht.
Aber – und dies ist m. E. ausschlaggebend -, nicht Jeder kann und MUSS „musikalisch“ und ein „Komponist“ sein. Diejenigen, die im Herzen bereits „Komponist“ sind, können sich aber „vorstellen“, wie das „fertige Stück“ klingt. Und diejenigen, welche dies nicht können, könnten aber „am Ende“ davon – vielleicht sogar positiv – überrascht sein, wie „gut“ dieses „fertige Stück“ in ALLER Ohren klingt. Sich dann daran erfreuen, ohne aber selber „Komponisten“ zu sein. Wer sich „diesem „ allerdings verweigert, kommt eben NICHT in den Genuss dieser „Melodie“. Vielleicht braucht er diese „Musik“ auch nicht. Und trotzdem wird es „sie“ geben.

Hoffe, dass ich einigermaßen verständlich auf Ihre Gedanken geantwortet habe und freue mich schon auf den weiteren Meinungsaustausch.

Mit lieben Grüßen

Robert



4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Robert Kroiß alias Till Eulenspiegel.

Bei Demetrius Degen habe ich mal reingeschaut und auch Beiträge von Ihnen gefunden. Sie scheinen überhaupt sehr auf einer Wellenlänge zu liegen. Zumindest in der Sicherheit, dass es Gott gibt. Das ist ihrer beider Grundtenor. Von dieser Warte aus betrachten sie die Welt und das, was mit uns Menschen geschah und geschieht. Danach legen sie die Schriften aus, als wenn sie wirklich von Gott kommen und so zu interpretieren seien.

Bis zum 2. Vatikanischen Konzil, muss ich eingestehen, habe ich mich so gut wie nicht über meine Religion Gedanken gemacht. Ich hatte diese als Kind so gelernt und wohl auch verinnerlicht und nicht infrage gestellt. so war es und so war es wohl auch richtig. Aber dann kam die Änderung und die ist mir radikal an der Handkommunion aufgefallen. Wie kann dies auf einmal gültig sein, wo ich als Neunjähriger doch solch einen Heidenschrecken vom Pastor eingebläut bekam, dass die Hostie nur vom Priester angefasst werden dürfe. Größte Sünde, von mir leider nicht hinterfragt.

Ab da habe ich mich hinterfragt und auch die Bibel rauf und runter gelesen und studiert und nachgefragt. Beim Nachfragen kam jedoch heraus, dass man das geschriebene nicht so wörtlich nehmen solle, weil alte Überlieferung, in anderer Sprache, Übersetzungsfehler, andere Vorstellungen wie heute, Anpassungen an die heutige Zeit, andere Länder, andere Sitten usw.

Sie legen und interpretieren das Alte Testament als von Gott den Menschen aufgegeben. Das konnte ich aber nicht so erkennen. Ich musste feststellen, dass dort sicherlich kluge Menschen Erlebnisse aufgeschrieben und interpretiert wieder gegeben haben, aber es nur deren Meinung war, dass Gott bei diesen Ereignissen die Finger im Spiel hatte.

Das kann man nachvollziehen, dass diese Menschen es glauben wollten und so aufschrieben, aber das ist kein Beweis! Was mir daran auffällt und ich bisher nirgendwo, außer bei den Juden selber, so gehört habe, dass dies ihr Gott ist. Sie sind das von Gott auserwählte Volk und nur für sie gelten die Verheißungen. Wir Anderen sind doch da vollkommen außen vor! Andere Völker werden von diesem Gott doch nur für die Juden oder die Israeliten, hinten angestellt und unterdrückt, von Gott!

Auch Jesus im Neuen Testament war und ist und bleibt Jude. Wenn sie ihn auch nicht als den verheißenen Messias betrachten, meinte er, er ist es doch! Dass auf dieser Grundlage eine Weltreligion aufgebaut wurde, nur weil Jesus meinte, gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es primär aus der jüdischen Geschichte heraus im Judenlande für die Juden ablief!

Für mich ist es keine Erkenntnis, dass das Alte Testament das Wort Gottes ist. Ich betrachte es als Aufzeichnung der Geschichte eines Volkes in früherer Zeit, mit Interpretationen von geistig hoch entwickelten Menschen, welche für ihre Nation in einem feindlichen Umfeld, eine eigene Identität herstellen wollten.

Das alles Materie in unserem Weltall Gott sein kann, wahrscheinlich ist, sie ich und alle Tiere, Pflanzen, Wasser, Erde, Luft, Stoffe usw. hatte ich an andere Stelle schon mal geschrieben. So verstehe ich auch Jesu Wort, wir sind alle Kinder Gottes. Wir sind ein Teil Gottes. Wenn nicht direkt materiell, dann doch ideell! Aber nur dann, wenn es ihn gibt!

Ich tendiere eher dazu, dass es Gott gibt, wie nicht. Aber es bleibt für mich, dass es sein kann, es gibt keinen Gott, alles ist aus sich entstanden oder war immer vorhanden. Bei Gott wird die Frage nach dem Woher, nur noch eine Ebene höher angesiedelt. Woher und wie entstand Gott?

Teil I

Anonym hat gesagt…

Teil II

Wenn Sie meinen, Agnostiker, ich, wären lau in der Beurteilung, bitte. Meine Meinung ist genau anders. Wer für sich behauptet, er sei sicher, es gäbe keinen Gott, der leugnet von vorneherein die Möglichkeit eines gestaltenden übergeordneten Wesens, wider besseres Wissen! Solange der Beweis nicht angetreten werden kann, dass Gott nicht existiert, kann ihm die mögliche Existenz nicht abgesprochen werden.

Wer jedoch von vorneherein feststellt, alles kann es nur durch Gott geben, verleugnet, dass es auch ohne Gott alles geben könnte, denn die Existenz Gottes ist eine noch größere Möglichkeit, etwas zu sein, wie unser von sich aus existierende Weltall. Wenn es Gott gibt, der ein Weltall erschaffen kann, sind seine Möglichkeiten, gegenüber einem von alleine existierenden Weltall um immense Möglichkeiten höher einzuschätzen!

Daher meine Meinung, wenn Gott sich nicht explizit uns Menschen als vorhanden mitteilt, können wir hoffen, das es ihn gibt, aber nicht wissen. Dann gibt es auch die andere, leichter herzuleitende Möglichkeit!

Wer so ein Gebilde mit all seinen, für uns Menschen wohl unendlich vielen Möglichkeiten und Naturgesetzen erdenkt, erschafft, der muss nicht auf einem Blauen Planeten, die dort lebende, leidlich intelligente Spezies als was besonderes ansehen und bevorzugen. Er kann es, muss es aber nicht. Wie sind wir Menschen so vermessen, zu erwarten, Gott "brät für uns eine Extrawurst"? Ich zu mindest, bin für mich nicht so ermessen, zu erwarten, dass er sich herablässt, mich und andere Erdenbewohner als was besonderes in seinem Universum anzusehen und mit uns zu kommunizieren!

Vielen Dank noch für Ihre Darstellung und für unseren weiteren Diskurs, dem ich mich gerne stelle, weil ich letztlich ein Suchender und kein Wissender bin.

Walter Neumann

Robert Kroiß hat gesagt…

Lieber Herr Neumann (diese Anrede habe ich ganz bewusst so gewählt), ich habe Ihren Kommentar nicht vergessen und diesen auch bereits gelesen. Haber aber derzeit ein wenig mehr als sonst um die Ohren und von daher bitte ich Sie noch um ein wenig Geduld bzgl. meiner Antwort. Diese kommt ganz sicher noch. Aber ich will - gerade bei diesem Thema und mit solch einem "Diskussionspartner" - nicht einfach auf die Schnelle antworten, nur damit ich antworte. Mit der sicheren Hoffnung, dass Sie dafür Verständnis haben bis dahin mit lieben Grüßen

Robert

Robert Kroiß hat gesagt…

Lieber Herr Neumann,

habe nun endlich - wenn auch etwas verspätet - Ihren Kommentar beantworten können.
Habe Ihr Einverständnis einfach wieder voraus gesetzt und unseren Dialog als neuen Post öffentlich gemacht.

Mit einem lieben Gruß

Robert