(oder die „Macht“ der Worte)
Weshalb die „Causa“ Wulff zu einer Grundsatzfrage und -diskussion werden könnte, ja sollte!
Da wird nun seit Wochen – und wohl auch künftig – öffentlich über das evtle. Fehlverhalten eines Menschen diskutiert. Also über eine Sache, wie sie wohl tagtäglich passiert.
Was aber macht diese Sache so wichtig, pikant und für die Öffentlichkeit so interessant, wenn es sich doch um eine Alltäglichkeit handelt?!
Es ist das Amt, die Position, welche/s dieser fehlerhafte Mensch angestrebt und nun inne hat! Und das, was die Menschen damit verbinden!
Meiner Ansicht nach geht aber die ganze Diskussion an der eigentlichen Sache und damit einer ganz anderen – eigentlich viel wichtigeren - Fragestellung völlig vorbei.
Wie wichtig kann ein Amt sein, von dem alle Welt angeblich weiß und behauptet, dass damit keinerlei „Macht“ verbunden sei?! Ein Amt, dessen einzige „Macht“ in der Macht der Worte liegen soll?! Und worin besteht dann in einem Amt ohne Macht, also der Machtlosigkeit und Ohnmacht die Macht der Worte?!
Weshalb leisten „wir“ uns also ein völlig überflüssiges Amt?! Ein Amt ohne jegliche Macht?!
Nur um den Schein zu wahren, dem Schein ein Gesicht in Form eines „Opfers“, welches auf dem Altar der gesellschaftlichen Götter geopfert wird zu geben?!
Beruht die Macht dieses Amtes angeblich denn nicht gerade mit und in erster Linie nur in der Glaubwürdigkeit der Worte, dem gesprochenen Wort und damit der Verkündigungen der Amtsinhaber/innen?! Verkündigung als der einzig angeblichen Macht dieses Amtes? Wie dies von allen Menschen der Gesellschaft auch genauso erwartet wird? Muss ein Amtsinhaber/in dann nicht geradezu im Bezug auf Worte, Gesprochenes und Gesagtes glaubwürdiger (also letztlich gerechter) als jeder andere Mensch sein, wenn das Amt überhaupt einen Sinn haben soll?! Müssen der Macht der Worte dann aber eigentlich nicht auch entsprechend „mächtige“ Taten folgen?!
Oder begnügen wir uns mit dem Schein, so wie er ist?!
Jetzt ist aber Schein immer nur das „Nebenprodukt“, die Wirkung einer (Licht)Quelle und damit nicht das Sein, die Quelle an sich. Sind die Worte und ihre Macht dann doch nur Schall und Rauch, Sprechblasen ohne jegliche Kraft und Wirkung?! Brauchen wir so etwas?!
Nein, ganz so einfach sollten wir es uns nicht machen.
Gerade mit der „Causa Wulff“ - aber nicht erst seit dieser – stellen sich mir einige Fragen im Zusammenhang mit der Sinnhaftigkeit eines solchen Amtes.
Nach der allgemein gültigen und auch in der Öffentlichkeit vorherrschenden Meinung und der damit verbundenen „Arbeitsplatzbeschreibung“ handelt es sich bei dem Präsidentenamt um ein Amt ohne Macht. Also einen Posten, bei welchem Jemand eigentlich nichts Produktives für die Allgemeinheit leistet und leisten kann. Außer gelegentlich wichtige Reden (also Verkündigungen) zu halten und somit die Macht seiner Worte zu demonstrieren. Demzufolge eigentlich nichts anderes, als es auch die sogenannten Kirchenfürsten machen. Nämlich Worte verkündigen und auf entsprechende Glaubwürdigkeit zu hoffen.
Noch genauer gesagt: es handelt sich hierbei um Menschen, welche durch die staatlichen Transferleistungen (erbracht durch die Mehrheit des Volkes) ihre Existenz gesichert bekommen. Allerdings ohne sich dafür genauso rechtfertigen zu müssen, wie es jeder andere Mensch, welcher ebenfalls auf staatliche Transferleistungen – weil er selber keine eigene Macht hat und damit produktive Leistung gegenüber der Allgemeinheit erbringen kann - angewiesen ist. Selbstredend aber mit ganz anderen Ansprüchen und staatlichen Leistungen versehen. Angefangen bei der Höhe der staatlichen Transferleistung, über eigene Arbeitsräume - für ein Amt ohne jegliche Macht und daher wohl auch keinerlei effizienter (Gegen)Leistung -, Dienstfahrzeug, lebenslange Versorgung etc.!
Letztlich handelt es sich hierbei also eigentlich nur um lauter „Prediger“ in der Nachfolge eines Jesus Christus, auf dessen christliches und menschliches Werteverständnis sie ja auch dauernd abheben und ihre Rechtfertigungen bauen. Was gerade im Falle eines Herrn Wulff an Aktualität gar nicht zu überbieten ist. Denn in der „Causa Wulff“ geht es eigentlich auch nur noch darum, dass es „Schuld und Sühne“ als Menschlichkeit gibt und geben muss. Eigene Fehler zu erkennen, zugeben und um Verzeihung bitten, weil dies ja menschlich und auch ein Bundespräsident nur Mensch sei.
Dies Alles wäre ja mit ein wenig gutem Willen und christlicher Nächstenliebe durchaus noch nachvollziehbar. Aber...und hier wird es meiner Meinung nach sehr kritisch. Wenn ein Amtsinhaber Gesetze unterschreiben muss, welche die - selbst bei ihm - vorherrschende Ungerechtigkeit (nämlich die unterschiedliche Beurteilung von Menschen beim Bezug von staatlichen Transferleistungen) rechtfertigt und bestätigt, dann stellt sich mir schon die Frage: wie kommt ein menschliches „Opfer“ der Medien dazu, die Macht der Worte – nämlich die Gesetzestexte – ungeprüft zu unterschreiben und zu nutzen, welches sich ständig dafür entschuldigen muss, dass es Fehler gemacht habe?!
Wieso erteilt man einem „Azubi“ - laut eigener Aussage – Unterschriftvollmacht für weitreichende Entscheidungen und Rechtsverbindlichkeiten?! Wieso wählt „man“ einen „Azubi“ in solch ein Amt?! Müsste derjenige, welcher das Recht als verbindlich unterschreibt und veröffentlicht nicht gerechter sein, als jeder andere?! Oder weiß er gar nicht, was er da unterschreibt und für alle Menschen der Gesellschaft verbindlich macht?!
Wenn „man“ mit der (eigenen) Macht der Worte bei einem anderen Menschen heftigst kritisiert ( wie z. B. die Freundschaft eines Herrn Schröder mit Herrn Maschmeyer), was „man“ eine gewisse Zeit später als völlig „normal und menschlich“ bezeichnet und selbst in Anspruch nimmt?! Dann hat „man“ wohl vorher eine völlig „normale Menschlichkeit“ kritisiert und als Fehler und Missstand bezeichnet, oder „man“ lebt das Prinzip: „wenn zwei das gleiche tun, ist es nicht das gleiche“!
Wie glaubwürdig (von gerecht ist dann sowieso keine Frage mehr) kann „man“ dann noch sein?!
Die „Causa Wulff“ ist also letztlich nicht nur eine „Causa Wulff“, sondern sie ist und könnte zu einer „Causa Glaubwürdigkeit, Recht und Wahrheit“ und damit zu einer Frage unseres demokratischen Verständnisses und dessen Notwendigkeiten werden.
Zur Frage, ob der „Schein“ mehr ist, als das „Sein“. Ob die „Macht der Worte“ nur dem Schein gerecht wird, oder ob wir mehr als nur den Schein wollen und brauchen?!
Und es stellt sich die Frage, brauchen wir und wozu überhaupt ein „(Schein)Amt“ ohne Macht, wenn selbst die „Macht der Worte“, welche diesem Amt zugeschrieben werden, an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten ist?!
Wer mit aller Gewalt die ganze Macht will,
der muss auch die ganze Gewalt all der Macht ertragen.
Vergebung kann nur ein schuldig Gewordener erlangen,
denn was sollte man einem Unschuldigen vergeben?
Seine Unschuld?!
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