Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
auch wenn mein offener Brief vom 1.11. d. J. (vmtl. ob Ihrer knapp bemessenen Zeit) noch nicht beantwortet wurde, erlaube ich mir hiermit weitere Fragen an Sie zu stellen.
Da ich ein Bürger bin, welcher genau hinhört, was Sie sagen und genau hinschaut, was Sie tun, (dies allerdings nicht nur bei Ihnen, sondern generell bei Menschen, insbesondere aber natürlich bei solchen, welche sich „berufen“ fühlen, andere Menschen zu „führen“) ergeben sich für mich gerade auf Grund Ihrer Aussagen (bei der Regierungserklärung) und Ihres Handelns (Kondolenzbrief an die Witwe des Nationaltorwarts Enke) neuerlich dahingehend Fragen, ob Sie wirklich meinen, was Sie sagen, oder nur sagen müssen, was Sie glauben, sagen zu müssen?
Wie kann es sein, dass Sie bei der Regierungserklärung von Vertrauen sprechen, welches das Volk „wieder“ erlangen müsse, dass sich Leistung "wieder" lohne müsse, also abermals Ihre Richtlinien der Politik für diese Gesellschaft vorgeben (welche in den letzten 4 Jahren dann wohl nicht sehr erfolgreich gewesen sein konnten, denn wie sonst könnten Sie von „wieder - also nicht oder nur zu gering Erlangtem oder Verlorenem - sprechen?
Demnach konnten Sie in den letzten 4 Jahren NICHT umsetzen, was Sie versprochen hatten, oder Sie hatten versprochen, was NICHT machbar war? Also sprachen und reden Sie davon, was NICHT in entsprechendes Handeln umsetzbar ist?!
Dies ist die ein Seite der Medaille (Sie selber sprachen bei Ihrer Regierungserklärung ebenfalls von 2 Seiten einer Medaille).
Aber was ich für viel gravierender halte, ist die nur einen Tag später – nicht nur von Ihnen, sondern etlichen Politikern und Regierungsmitgliedern - zur Schau getragene und verlogene Scheinheiligkeit, mit welcher Sie/sie nun Mitleid und Bedauern für einen Menschen äußern, welcher NUR genau das getan hat, was Sie als entscheidend für die Zukunft dieses Landes und seiner Menschen bezeichnen:
Nämlich, dass sich Leistung „lohnen“ muss!
Da hat ein Mensch genau sein Vertrauen in Ihr „Leitmotiv“ und eine Ihrer Richtlinien für die Politik dieses Landes gesetzt, hat sich stets um Leistung, Leistung und nochmals Leistung bemüht (diese auch erbracht) und das Ergebnis ist und war: dieser Mensch ist genau an diesem Leistungsdruck zerbrochen.
Jetzt, nachdem dieser Mensch NUR getan hatte, was Sie und Ihre Regierung ständig fordern, und daran zu Grunde ging, jetzt äußern Sie Bedauern darüber, dass er Ihren/ihren gesellschaftlichen und politischen Richtlinien gefolgt ist?!
Damit drücken Sie/sie aus, dass Sie/sie bedauern, was Sie/sie ständig fordern! Weshalb fordern Sie/sie dann, was Sie/sie im Nachhinein zu bedauern haben?! Machen Sie/sie doch einfach eine „Politik“, bei welcher es NICHTS zu bedauern gibt!
Dass Sie und Ihre Partei- und RegierungkollegInn/en dies so öffentlich tun, hat selbstredend NUR mit dem Bekanntheitsgrad dieses Menschen zu tun. Wie viele „unbedeutende“ Menschen an diesem Leistungsdruck und Ihren/ihren Richtlinien zerbrochen sind und weiterhin zerbrechen werden, darüber verlieren Sie/sie kein Wort der Betroffenheit und des Bedauerns.
Jetzt handelt es sich bei der Leistung und dem damit verbundenen Leistungsdruck eines Herrn Enke, wie auch anderer Sportler (Beispiel: Herr Deisler, Herr Hannawald, oder all die Sportler, welche sich unter Zuhilfenahme von Doping und leistungssteigernden Mitteln zu Tode „leisteten“) „nur“ um den Sport. Also eine Sache, welche an sich ein Freude bereitendes Hobby ist, verbunden mit einem in die „Wiege“ gelegtem Talent. Und daran gehen Menschen zu Grunde?!
Wie viel mehr müssen dann Menschen - welche nicht ihrem Hobby und ihrem Talent nachgehen können, sondern „nur“ einer „Arbeit“, sofern es (NOCH) einen Arbeitsplatz für sie gibt - Ihre/ihre Forderung nach noch mehr Leistung als Druck empfinden?!
Wenn nun von Seiten des Sports darüber offen und „lauter“ gesprochen wird, dass man sich mit einem derartigen Thema offensiver befassen müsste, so ist dies zwar positiv zu werten, aber wohl nicht die Lösung. Denn „darüber sprechen“ und „handeln“ ist ebenfalls zweierlei, also 2 Seiten einer Medaille.
Was also gedenken Sie und all die Verantwortung Tragenden in Zukunft zu tun, wenn Sie/sie von „sich lohnender Leistung“ sprechen und der Leistungsdruck derartige Ausmaße annimmt?! Werden Sie/sie Ihre/ihre Prioritäten und Wertigkeiten überdenken?! Werden Sie Ihre Verantwortung „vor Gott und den Menschen“ anders als bisher wahrnehmen?!
Ihre Antwort erwartend und für Ihre Aufmerksamkeit dankend verbleibe ich mit freundlichem Gruß
Robert Kroiß
(ein einzelner Bürger aus Ihrem Volk, für welches Sie in seiner Gesamtheit Bundeskanzlerin sein wollen)
2 Kommentare:
Klasse Robert,
aber ich glaube nicht an eine Antwort, dafür ist das ganze Pack viel zu verlogen.
MfG
Gerd
Ja Gerd, Du hast natürlich recht. Aber ich werde es immer mal wieder versuchen.
Danke für Deinen Kommentar
Gruß Robert
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