Montag, 1. Dezember 2014

Eine der schönsten Nebensachen auf der Welt – oder doch Politik

Ralf Nietzschmann


Hallo Fußballbegeisterte, hallo Leser/innen,

nachdem ich mich schon vor einiger Zeit mit Fußballbegeisterten über das Thema Fußball
ausgetauscht hatte, erhielt ich nun wieder Anfragen, wie ich zu RB Leipzig stehe.

Ich möchte am Anfang grundsätzlich meine Auffassung vom Profifußball erläutern.
Profifußball ist eine wirtschaftliche Größe und wird dabei zwangsläufig vom Kommerz bestimmt.
Er ist also systemrelevant und folgt zwangsweise der bestehenden Gesellschaftsordnung.
Dadurch wird es logischerweise immer Verlierer und Gewinner geben müssen.
Ich weiß aber auch ,was dieser Fußball für viele Menschen und natürlich auch für die Infrastruktur
der jeweiligen Bundesligastädte und Gemeinden bedeutet.
Einen Vorteil hat aber der Profifußball offensichtlich. Keiner wird gezwungen in die Stadien zu
gehen, oder Sky zu abonnieren.
Ich kann in diesem Zusammenhang auch nicht immer wieder die Fokussierung auf sogenannte
Traditionsvereine nachvollziehen, die meisten Profivereine sind nämlich vom Verein ausgegliedert
und selbständige Unternehmen. Nochmal, ich beziehe mich dabei auf den reinen Profifußball.
Ich persönlich war zu DDR Zeiten ein begeisterter Anhänger von Chemie Leipzig , habe dort auch
aktiv gespielt und dieser Mannschaft von 1949 - 1989 die Treue gehalten.Einzelheiten über den
Leipziger Fußball in diesen Jahren mit seinen komplizierten Vorgängen erspare ich mir hier.
Der Leipziger Fußball, geprägt durch die zwei Vereine, wiederum verkürzt dargestellt, waren nach
1990 Lok und Chemie(Sachsen) Leipzig.
Gekennzeichnet war der Fußball dieser Vereine durch Chaos., geleitet durch Möchtegerns aus
Leipzig und aus dem Westen ,teilweise durch abgehalfterte Profis und Trainer aus dem Westen, die
nochmal richtig „Kohle“ abfassen wollten.
Die Folge daraus waren mehrere Insolvenzen, verbrannte Millionen zu Lasten der Steuerzahler und
letztendlich der Fall in die Bedeutungslosigkeit. Lok spielt heute Oberliga und Chemie Sachsenliga.
Beide Vereine benutzen nur noch die Spielstätten und den Namen ,was aber absolut rein gar nicht
mit Tradition zu tun hat.
Dazu entwickelte sich im Laufe der Zeit eine „Fankultur“, die jeder faire Fußballanhänger nur
verurteilen muss. Randale, Zerstörung waren (sind) an der Tagesordnung. Bei Lok kommt noch
deutlich dazu, dass ein großer Teil der rechten Szene zuzuordnen ist.
Wie viele andere Fußballanhänger auch, mied ich die Stadien und verzichtete mir Spiele dort
anzuschauen.
Im Jahre 2009 begann der Wandel durch das Arrangement von Red Bull in Leipzig.
RB entschied 2009 einen Verein als Rasensportball Leipzig zu gründen, übernahm das
Startrecht von der SSV Makranstädt und begann in der Oberliga.
Man kann das nicht gut finden, es ist aber durch die Regeln des Verbandes erlaubt und wurde nicht
nur von RB, sondern mehrfach in den neuen BL, aber auch in der Vergangenheit von Vereinen in
der alten Bundesrepublik praktiziert.
Nun spielt RB in der II. Bundesliga und spielt dort eine ganz gute Rolle, die durchaus die
Möglichkeit eröffnet sogar in dieser Saison den Aufstieg in die I. Bundesliga zu schaffen.
Natürlich ist diese Entwicklung maßgeblich durch die finanziellen Möglichkeiten durch Red Bull
entstanden. Red Bull macht aber nichts anderes als andere Vereine auch, siehe dazu meine o. g.
Einschätzung zum Profifußball. Das Arrangement von Red Bull ist für meine Heimatstadt Leipzig
ein Glücksfall. Nicht nur sportlich, denn RB ist von einer ständig wachsenden Zuschauergemeinde
angenommen wurden. Ich habe mich nach über 25 Jahren Abstinenz von Stadionbesuchen nun
selber beim Spiel RB vs Bochum im Stadion von einer hervorragenden Atmosphäre überzeugen
können..
RB baut in Leipzig ein Trainingszentrum, ein Nachwuchszentrum mit Internat und investiert dafür
35 Millionen €. Es werden Arbeitsplätze geschaffen und Steuern generiert. RB übernimmt gerade
im Nachwuchsbereich Aufgaben, die die Stadt finanziell überhaupt nicht stemmen kann.
Mittlerweile wurde RB der Titel Eliteschule des Fußballs“ durch den Deutschen Fußball-Bund
(DFB) verliehen.
Mit dem Zertifikat wird die besondere Förderung von schulischer und sportlicher Ausbildung
gewürdigt. Damit gehörte der Standort Leipzig in den Kreis von aktuell 32 Eliteschulen.
Genau diese Tatsachen rufen nun Leute auf dem Plan, die RB mit allen möglichen Mitteln
bekämpfen wollen. Die Fans werden aufgehetzt, es werden bewusst falsche Behauptungen
bezüglich der Vereinsstruktur in die Welt gesetzt.Ich möchte jetzt nicht das Vereinsrecht näher
beleuchten. Fakt ist eins, RB musste nur unwesentliche Punkte bei den Lizenzierungsverfahren
verändern, um das Gesicht der DFL(Deutsche Fußball Liga) zu wahren.
Ab 2015 wird RB den meisten Profivereinen folgen und seine Mannschaften bis zu der U16 in eine
GmbH ausgliedern und unterliegt dann natürlich auch der 50 + 1 Regel.Auch diesen Unterschied
möchte ich hier nicht näher erläutern, erklärt aber alles über die Strukturen der Mannschaften in der
DFL.
Unabhängig von der Unterstützung seitens Red Bull, steht aber immer noch die sportliche Leistung
der Mannschaft im Vordergrund. Unter Leitung von Ralf Rangnick und dem Trainerstab, den
notwendigen anderen Mitarbeitern ist es wirklich gelungen hier eine Einheit Ost/West zu
installieren.Es ist auch richtig, dass die Führung des Vereins bestimmt wird von Experten, die
tatsächlich sich mit den harten Geschäft des Profifußballs auskennen .
Mit RB ist endlich eine Wende im Ostfußball erfolgt.
Dazu zitiere ich die FAZ:
Die FAZ vor eine paar Tagen mit einem interessanten Artikel bzw. mit einem Artikel anlässlich der
jährlichen Wendegeschichten, in dem die interessante Zahl präsentiert wurde, dass von 274 Profis in
der Bundesliga mit deutschem Pass lediglich 17 “aus dem Osten der Republik stammen”. Mit 6
Prozent seien die ostdeutschen Profis demnach deutlich unterrepräsentiert, weil der
Bevölkerungsanteil das Dreifache betrage.
Zurückzuführen sei dies darauf, dass die Infrastruktur im Osten der Republik trotz
Nachwuchsleistungszentren nicht gut genug sei, Trainer nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung
stünden und Spieler, die erst im hohen Jugendalter in einen Westclub wechseln würden,
dementsprechend den Anschluss in Sachen Spielgeschwindigkeit und Co schon lange verpasst
hätten und ihn gar nicht mehr aufholen könnten. RB Leipzig sei diesbezüglich eine Hoffnung im
Osten, weil man dort die Mittel habe, nicht nur die Talente zu halten, sondern sie schon von früh an
sehr gut auszubilden. Soweit die nicht uninteressanten Behauptungen auf der Basis einer
empirischen Beobachtung.
Ergänzen dazu möchte ich auf die Ausplünderung der Ostvereine durch Westvereine nach der
Wende hinweisen. Ich möchte nur einige Spieler nennen, Sammer, Kirsten Minge, Thom , Linke,
Freund , Schmelzer, Scholz, Jerimis, Zickler, Ballak, Jancker Kroos usw.. Spieler, die es bis in die
Nationalmannschaft gebracht haben und sprichwörtlich für einen Apfel und ein Ei von den
Westvereinen aufgekauft worden. Den Spielern kann man das nicht verdenken, sie verhielten sich
eben systemrelevant.
Was man aber daraus schlussfolgern muss, das Ökonomie und Wirtschaftsstärke in unmittelbaren
Zusammenhang stehen. Das trifft gerade auch für Vereine in Ost und West zu, die eben durch die
Infrastruktur der jeweiligen Standorte geprägt werden. Genau durch diese Tatsache wird es eben
immer diese Unterschiede geben. Auch D. wird in Zukunft bestenfalls 10 Vereine haben,die im
internationalen Fußball bestehen können. Alle anderen Vereine bleiben nationales Beiwerk, also
Vereine zweiter und dritter Klasse.
Nun regen sich auch bestimmte Funktionäre, Vereinsbosse usw. über RB auf.Seltsamerweise aber
nicht die Vereine, die eben gerade durch Investoren in die Spitzenklasse der Bundesliga in diese
Lage versetzt worden sind.
Für mich ist das scheinheilig, denn die Kommerzialisierung hat nicht RB ausgelöst, sie ist schon
lange im Gange. Selbst wenn ich jetzt Kritik erhalten werde. Für mich ist bezüglich des Kommerz
RB der ehrlichste Verein der Bundesliga.Er verstößt nicht gegen das Regelwerk, obwohl das eben
Fans anders sehen werden. Es ist doch ein Irrglaube, dass der „Michel“ in der Südkurve mit
Mitgliedsausweis zu wichtigen Entscheidung tatsächlich mitbestimmen kann. Es entscheiden die
Investoren und Anteilsinhaber, alles andere ist Augenwischerei. Dabei ist es unerheblich, ob es sich
bei Bayern um die Allianz, Adidas,Audi ,oder eben bei RB um Red Bull, handelt.
Übrigens ist nun bei RB auch Porsche und VW eingestiegen.Warum zu RB kann man sich selber
erklären.
Ich fasse zusammen.
Meine Meinung zum Profifußball habe ich dargelegt. Allerdings werde ich meine Meinung
dahingehend ändern und werde nun doch wieder häufiger ins Stadion zu RB gehen. Damit sehe ich
aber vorrangig meine Interesse für Fußball allgemein, die ich aber bisher, wenn auch nur im
Fernsehen, nie aufgegeben habe.
Ich sage es unumwunden, mir ist ein Hopp(SAP) in Hoffenheim und ein Mateschitz(Red Bull) in
Leipzig viel lieber als Gazprom bei Schalke oder Wiesenhof in Bremen.
Noch schlimmer ist es im internationalen Fußball,bezüglich der Investoren und Besitzer, siehe
England oder Spanien und Italien, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ich glaube nicht, dass Fans von Bayern oder Dortmund zum Boykott aufrufen würde, wenn ihre
Mannschaft gegen Chelsea London spielen muss. Dort ist ja bekanntlich ein russischer Oligarch
Eigentümer, der seine Arbeiter gnadenlos ausbeutet und zu unermeßlichen Reichtum gekommen ist.
Warum nun aber teils mehr als dümmliche Boykottaufrufe Woche vor Woche von sogenannten Fans
von angeblichen unabhängig vom Kommerz existierenden Traditionsvereinen gegen RB
veranstaltet werden,verstehe ich nicht und es fehlt mir auch das Verständnis.
Wenn im Vorfeld des Spiels RB vs. Bochum der Trainer von Bochum Peter Neururer auf allen
Medien verkündet RB kotze ihn an, ist das an Lächerlichkeit kaum noch zu unterbieten. Der liebe
Peter ist ja gerne auf sämtlichen Fernsehkanälen präsent. Meistens erkennt man da nicht mehr sein
Sakko, weil er als werbende Litfaßsäule für verschiedene Unternehmen ganz legitim Werbung
macht und das ist schließlich auch nur Kommerz. Trotzdem wurde der sonst sympathische Peter
von den RB Anhängern mehr als freundlich begrüßt, ob das bei solchen Äußerungen bei anderen
Vereinen so gewesen wäre, glaube ich nicht.
Viel mehr Sorgen mache ich mir aber über ein Teil der „Fankultur“allgemein.
Erst gestern wieder in Rostock beim Spiel Hansa vs. Dresden zu sehen. Nicht nur im Stadion wurde
randaliert, was zur Spielunterbrechung führte, sonder auch außerhalb des Stadions. Wiederum
entstanden hohe Sachschäden, ein Auto mit Dresdner Kennzeichen wurde angebrannt usw..
Solche Ausschreitungen nehmen in ganz D. zu, allerdings ist Dresden und Rostock, gebe es dafür
eine Tabelle, in der Spitzengruppe vertreten. Ich hoffe ,dass da auch RB konsequent seinen Weg
weiter verfolgt und sofort Randaliere des Stadions verweist.So geschehen im Spiel gegen St Pauli,
als eigene Anhänger auf den Sitzschalen standen und hüpften, dabei die Zerstörung dieser billigend
in Kauf nahmen. Sie erhielten sofort Stadionverbot. Lieber im Durchschnitt 25000 vernünftige,
begeisterte Fans haben und ein paar Hundert „Idioten“ weniger.

In diesem Sinne

Ralf

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