Donnerstag, 9. November 2017

"me too"

Nachdem ich mir die gestrige Maischberger Sendung erst heute in der Mediathek angesehen habe, allerdings auch wegen der seit Tagen anhaltenden Diskussionen zu den Themen "me too" und "Genderismus", wie auch das gestrige Urteil des BVferG, habe ich mir dazu wieder einmal ein paar Gedanken gemacht.

Die nächste Schizophrenie erleben wir derzeit mit den „me too“ und „Genderismus“-Debatten!

In einer Gesellschaft, in welcher der Art. 1 GG „Die Würde des Menschen (darin sind an sich alle Geschlechter enthalten) ist unantastbar“, obwohl als erster Artikel angeführt eben nicht genau diese Priorität erfuhr und erfährt und seine Umsetzung nachhaltig eingefordert wurde und wird, wurde und wird es ständig notwendig, weitere Regeln und Gesetze zu schaffen!

In einer Gesellschaft, in der sich alles über Macht und Markt definiert, wird eben auch die „Würde“ des Einzelnen genau darüber definiert. Der Markt und die Macht (und die davon und darin abhängigen Institutionen) definieren dann eben auch, was noch „würdig“ und was schon „unwürdig“ ist.

Wäre dieser erste Artikel des GG tatsächlich befolgt und damit erfüllt worden, würden sich derartige Debatten und Diskussionen und die sich daraus ergebenden Gesetzesänderungen völlig erübrigen.

Weil aber der Markt und die Mächtigen das Recht und die Gesetze, ihrem Verständnis und ihrer Erkenntnis folgend kreieren und für die Allgemeinheit verbindlich auslegen, ist es eben ein Recht und daraus resultierende Gesetze des Marktes und der Mächtigen. Damit allerdings eben auch ein Recht und Gesetz, in welchen es Unterlegene gibt und geben muss. Weil sonst das so verstandene, eigene System (der Mächtigen und ihres Marktes) und die daraus resultierende Gesellschaftsordnung gar nicht in dieser Form funktionieren könnte.

Dass es dagegen Widerstände gab und gibt, ist nur die logische Konsequenz eines widersprüchlichen Systems, welches auf der eigenen Widersprüchlichkeit gründet.



Damit sich der Markt und die Mächtigen aber immer noch in ihren Positionen halten können, geben sie notgedrungen und gezwungenermaßen dem Aufbegehren der Unterlegenen/ Unterdrückten nach. Was sich dann in den „neuen, korrigierten“ Gesetzen wiederfindet. Aber eben immer nur genau soviel, wie es ihren Machterhalt und ihr System und damit die Macht- und Marktverteilung ihrem Verständnis entsprechend noch aufrecht erhält.

Eine Gesellschaft, die sich und ihre Eliten über „höher, weiter, schneller, schöner und reicher“, also über Äußerlichkeiten und materielle Werte definiert; die den Konsum mit den entsprechenden „Werten“ bewirbt, wundert sich nun darüber, dass es dabei zu Differenzen in Äußerlichkeiten und zu sexuellen Belästigungen und Übergriffen (welche es seit Menschengedenken gibt) kommt?! Die Würde des Menschen (nicht nur der Frauen) dabei schon immer außer acht lassend?!

Dass in diesem seit Jahrtausenden vom Patriarchat (wörtlich „Väterherrschaft“) dominiertem Markt und dessen Machtverteilung (unter sich und seinesgleichen), nicht nur die Frauen unterdrückt wurden und werden, definiert sich bereits über die „Herrschaft“! „Am Anfang war das Wort und ohne dasselbe ward da nicht eines, das geworden ist!“ Und wer, welchen Geschlechts waren die ersten „Schriftgelehrten, Weise und Pharisäer", also die Eliten?!

Die „Mächtigen, ihr Markt und ihr System“ kommen an ihr Ende! Deshalb und nur deshalb kommt es zu den „Offenbarungen“ in Form diverser Diskussionen und Debatten und damit erzwungener Korrekturen! Die „Revolution“ der „Unterdrückten“ ist schon längst im Gange. Solange es aber nur zu Korrekturen, wiederum durch diejenigen, welche für die Widersprüchlichkeiten verantwortlich zeichnen kommt, sie zu Korrekturen innerhalb  dieses Systems gezwungen werden, solange wird und kann sich dieses System noch halten! Und die „Revolution der Unterdrückten“ wird einmal mehr nur für Korrekturen am und im exisitierendem System stehen. Und auch diese Revolution wird ihre eigenen Kinder fressen, wenn sich der Mensch seiner Würde nicht bewusst wird und diesem System den Rücken kehrt. Damit an dessen Stelle ein völlig anderes und neues treten kann.
Ein baufälliges Gebäude muss auch erst komplett abgerissen werden, ehe man auf demselben Grundstück ein völlig neues Gebäude erstehen lassen kann. Ansonsten wird ja nur „renoviert." Heißt, das alte und baufällige wird nur erneuert und damit – nur ein wenig kosmetisch korrigiert – weitergeführt!

Damit wird aber wohl der erste Artikel des GG „die Würde des Menschen ist unantastbar“ wohl weiterhin nur „Wort (welches am Anfang war)“ auf einem geduldigen, neuen Blatt Papier bleiben!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie gut, dass es nun ein „HERBST“ Loch gibt – in Anlehnung an das Sommerloch. Mich macht das Thema fast wütend.

Ich habe genug „Weibchen“ kennengelernt, die so manche Anmache geradezu herausgefordert haben.

Es ist so einfach, einem Menschen auf diesem Weg zu schaden. Und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, jede einfache Berührung als sexuellen Übergriff anzuprangern....

Nein, wenn das so sein sollte, weiß ich nicht, wie Männer und Frauen im wirklichen Leben miteinander leben können.

Da meine Meinung falsch verstanden werden kann und wird, muss ich wohl leider ausdrücklich betonen, dass ich jeden gewaltsamen (auch sexuellen) Übergriff von allen Seiten scharf verurteile.

Mal schauen, ob auch Anne Will dies Thema aufgreifen wird.

Herbst